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Der Grunling Tricholoma equestre ist eine Pilzart aus der Familie der Ritterlingsverwandten Tricholomataceae der fruher oft als Speisepilz gesammelt und auf den Markten angeboten wurde Nachdem der Pilz in Frankreich uber einen Zeitraum von mehreren Jahren bei insgesamt 12 Personen eine Muskelschwache Rhabdomyolyse teils mit todlichem Ausgang 3 Todesfalle verursacht hatte wird vom Verzehr abgeraten Hierbei muss jedoch darauf hingewiesen werden dass alle erkrankten bzw verstorbenen Personen ausnahmslos uber mehrere Tage hinweg taglich uppige Grunlingsmahlzeiten zu sich genommen hatten In Deutschland sind im Zusammenhang mit dem Verzehr von Grunlingen bisher 6 Falle von unspezifischen Magen und Darmbeschwerden uber die letzten Jahrzehnte hinweg bekannt geworden Daher wird das Gesundheitsrisiko beim Verzehr von Grunlingen auch vom Bundesinstitut fur Risikobewertung BfR als eher gering eingeschatzt siehe Zitat im Abschnitt Toxikologie und nur vorbeugend der Verzicht empfohlen GrunlingGrunling Tricholoma equestre SystematikKlasse AgaricomycetesUnterklasse AgaricomycetidaeOrdnung Champignonartige Agaricales Familie Ritterlingsverwandte Tricholomataceae Gattung Ritterlinge Tricholoma Art GrunlingWissenschaftlicher NameTricholoma equestre L Fr P Kumm Der Grunling fallt in Deutschland unter die Bundesartenschutzverordnung Die Art wurde von der Deutschen Gesellschaft fur Mykologie zum Pilz des Jahres 2021 ernannt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Makroskopie 1 2 Anatomie 2 Artabgrenzung 3 Okologie und Verbreitung 4 Toxikologie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Grunling Tricholoma equestre von oben gesehen nbsp Lamellen des Grunlings Tricholoma equestre Makroskopie Bearbeiten Der etwas schmierige in der Hutmitte gerne angedruckt feinschuppige Hut wird zwischen 4 und 13 Zentimeter breit ist erst konisch bis halbkugelig spater nur noch abgeflacht und wenig konvex bis ein wenig niedergedruckt Manchmal bildet der Hut auch einen breiten Buckel in der Hutmitte aus Junge Hute sind zitronengelb bis blass chromgelb gefarbt spater wird der Hut dunkler honiggelb bis braunlichgelb haufig dann mit angedruckten orangebraunen bis umberbraunen Schuppchen Die Huthaut ist schmierig und mit anliegenden Schuppen besetzt 2 Die massig eng stehenden ausgebuchteten Lamellen sind blass chromgelblich bis blassgelb gefarbt Die Schneide ist glatt nicht auffallend gesagt oder schartig 2 Der Stiel kann bis zu 10 Zentimeter lang und 2 5 cm dick werden und ist im Bereich der Stielspitze weisslich schwefelgelblich bis blass gelb zur Stielbasis hin deutlicher und etwas dunkler chrom bis schwefelgelblich gefarbt Die Stielbasis kann bisweilen violettliche Tone aufweisen Das Basismyzel ist weiss bis nur blassgelblich 2 Das Fleisch ist weiss bis blassgelb insbesondere unter der Huthaut Geruch und Geschmack sind mehlartig 2 Das Sporenpulver ist weiss Anatomie Bearbeiten Die farblos hyalinen inamyloiden glatten ellipsoiden Sporen messen 5 7 9 5 3 5 6 0 µm im Durchschnitt 6 8 8 3 4 2 5 2 µm Der Lange Breite Qutient der Sporen liegt hierbei zwischen 1 1 und 2 0 im Durchschnitt zwischen 1 5 und 1 6 2 Die Basidien sind meist viersporig und sind 25 40 6 10 µm gross Sie haben keine Basalschnalle 2 Schnallen fehlen in allen Geflechten 2 Artabgrenzung BearbeitenDer Grunling ist Teil eines komplizierten Artenkomplexes Genetisch konnen mehrere Arten differenziert werden die aber morphologisch anatomisch im Moment nur zum Teil nachvollzogen werden und dementsprechend noch nicht beschrieben wurden Aus dem Komplex bereits beschriebene Arten sind beispielsweise Tricholoma frondosae Tricholoma chrysophyllum und Tricholoma ulvenii 2 Tricholoma frondosae unterscheidet sich durch intensivere gelbe bis olivliche Farbtone einen schlankeren Habitus starker ausgepragte Hutschuppchen und das bevorzugte aber nicht ausschliessliche Vorkommen unter Pappeln hierbei auf nahrstoffreicheren Boden wahrend der Grunling nur in sehr nahrstoffarmen Habitaten zu finden ist 2 Tricholoma chrysophyllum wurde aus Spanien als Begleiter der Steineiche beschrieben Diese Art unterscheidet sich neben der Okologie vor allem anhand der etwas schuppigen Stieloberflache und des deutlicher oliv und des starker ausgepragt schuppigen Hutes 2 Tricholoma ulvenii wurde anhand der blasser zitronengelben Farben und Unterschieden bezuglich der mikroskopischen Merkmale wie etwas kleineren Sporen und breiteren Hyphen der Lamellentrama als eigenstandige Art beschrieben Zumindest in Nordeuropa lassen sich anhand der ITS Region der DNA solche Aufsammlungen nicht vom Grunling unterscheiden 2 Fruher wurden auch Tricholoma flavovirens und Tricholoma auratum als eigenstandige Arten angesehen bzw der Grunling in diese beiden Arten aufgetrennt Diese Namen werden im Moment aber nicht mehr angewendet Hierfur bedarf es erst einer Aufarbeitung des gesamten Komplexes mit den genetisch unterscheidbaren kryptischen Arten um zu entscheiden ob man diesen historischen Namen auch erkennbare Arten zuordnen kann 2 Ausserhalb des Grunlings Formenkreises ist nur der Gallige Ritterling Tricholoma aestuans makroskopisch sehr ahnlich Er unterscheidet sich aber durch die mehr konische Hutform und den auffallend scharfen Geschmack 2 Der zumindest auch Gelbtone zeigende giftige Schwefelritterling Tricholoma sulphureum lasst sich neben den auffallend entfernt stehenden Lamellen insbesondere anhand seines sehr starken und auffalligen Geruchs nach Leuchtgas leicht direkt im Feld unterschieden Der Grungelbe Ritterling Tricholoma sejunctum hat weissliche Lamellen 2 Okologie und Verbreitung BearbeitenDer Grunling im engen Sinn ist vorwiegend auf sehr nahrstoffarmen Boden bei Kiefern anzutreffen 2 Der Grunling ist in Europa weit verbreitet und kann im passenden Habitat lokal haufig auftreten 2 Toxikologie BearbeitenDer Grunling galt bis zur Veroffentlichung einer franzosischen Studie im Jahr 2001 als essbar Die darin enthaltenen wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigten dass der Grunling von der Liste der Speisepilze gestrichen werden sollte 3 Denn der Pilz hatte bei mehreren Personen eine als Tricholoma equestre Syndrom beschriebene Muskelschwache Rhabdomyolyse ausgelost die in einigen Fallen todlich endete In Frankreich erkrankten zwischen 1992 und 2000 zwolf Menschen nach dem Verzehr des Grunlings von denen drei an den Folgen der Vergiftung verstarben 3 Aus angegebener Quelle Forschungsergebnisse franzosischer Wissenschaftler deuten darauf hin dass der Pilz bei bestimmten empfindlichen Menschen eine Rhabdomyolyse auslosen kann Es besteht der Verdacht eines direkten Muskeltoxins in Tricholoma equestre das moglicherweise bei einer genetischen Empfindlichkeit wirksam wird wenn eine bestimmte Aufnahmemenge uberschritten wird wie beispielsweise nach wiederholten Pilzmahlzeiten Im Jahr 2010 empfahl eine deutsche Krankenkasse den Lesern ihrer Mitgliederzeitschrift irrtumlich den Grunling als essbar Der Irrtum wurde spater richtiggestellt und die Kasse warnte ausdrucklich vor dem Verzehr des Pilzes 4 Die etwa 1 6 Millionen Mitglieder der Krankenkasse erhielten per Post einen entsprechenden Warnhinweis 5 Gleichwohl schatzt das BfR das Gesundheitsrisiko im Vergleich zum Verzehr von anderen Pilzsorten die ebenfalls Unvertraglichkeitsreaktionen hervorrufen konnen eher gering ein Die vorbeugende Empfehlung des BgVV auf den Verzehr des Grunlings zu verzichten halt das BfR aber aufrecht 6 Literatur BearbeitenEwald Gerhardt Pilze Treffsicher bestimmen mit dem 3er Check 3 Auflage BLV Munchen 2004 ISBN 3 405 16128 2 S 100 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grunling Tricholoma equestre Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Grunling Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Der Grunling auf www pilzfotopage deEinzelnachweise Bearbeiten Deutsche Gesellschaft fur Mykologie Pilz des Jahres 2021 Grunling 18 Oktober 2020 abgerufen am 23 Januar 2022 a b c d e f g h i j k l m n o p Morten Christensen Jacob Heilmann Clausen The genus Tricholoma In Fungi of Northern Europe Band 4 Danish Mycological Society Copenhagen 2013 ISBN 978 87 983581 8 3 S 1 227 a b Arztliche Mitteilungen bei Vergiftungen nach 16e Chemikaliengesetz 2001 In Bericht der Zentralen Erfassungsstelle fur Vergiftungen gefahrliche Stoffe und Zubereitungen Umweltmedizin im Bundesinstitut fur gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinarmedizin fur das Jahr 2001 2001 S 65 bund de PDF 369 kB Krankenkasse empfiehlt Giftpilz als essbar In Arzte Zeitung online 25 September 2010 abgerufen am 25 Oktober 2014 mik dapd Krankenkasse empfiehlt Giftpilz zum Verzehr In Spiegel Online 25 September 2010 abgerufen am 25 Oktober 2014 Gesundheitliche Risiken beim Verzehr von Grunlingen Stellungnahme Nr 009 2005 des BfR vom 13 Dezember 2004Pilz des Jahres in Deutschland Laubwald Rotkappe 1994 Zunderschwamm 1995 Habichtspilz 1996 Frauen Taubling 1997 Schweinsohr 1998 Satans Rohrling 1999 Konigs Fliegenpilz 2000 Stachelsporige Maandertruffel 2001 Orangefuchsiger Raukopf 2002 Papageigruner Saftling 2003 Echter Hausschwamm 2004 Gemeiner Wetterstern 2005 Astiger Stachelbart 2006 Puppen Kernkeule 2007 Bronze Rohrling 2008 Blauer Rindenpilz 2009 Schleiereule 2010 Roter Gitterling 2011 Graue Kraterelle 2012 Braungruner Zartling 2013 Gemeiner Tiegelteuerling 2014 Verzweigte Becherkoralle 2015 Lilastieliger Rotelritterling 2016 Judasohr 2017 Wiesen Champignon 2018 Gruner Knollenblatterpilz 2019 Gemeine Stinkmorchel 2020 Grunling 2021 Fliegenpilz 2022 Sumpf Haubenpilz 2023 Schopf Tintling 2024 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grunling Pilz amp oldid 239207086