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Vergilius Vaticanus wird ein um 400 n Chr in Capitalis rustica geschriebenes illuminiertes Manuskript genannt das aus dem Vorbesitz von Pietro Bembo und Fulvio Orsini 1602 in die Biblioteca Apostolica Vaticana gelangte 1 wo der Pergamentcodex unter der Signatur Vatikanstadt BAV Vaticanus latinus 3225 aufbewahrt wird Er enthalt Werke des romischen Dichters P Vergilius Maro Fol 1r 10r Georgica fragmentarisch Fol 11r 75v Aeneis fragmentarisch Fol 76r v Aeneis Fragment des 5 Jahrhunderts In den Editionen wird er unter der Sigle F gefuhrt Codex Vaticanus BAV latinus 3225 Folio 13r um 400 Vergil Aeneis 1 Buch Szene Aeneas und Achates beobachten die Erbauung Karthagos Inhaltsverzeichnis 1 Ein spatantikes Gesamtkunstwerk 2 Besitz und Rezeptionsgeschichte 3 Ausgaben 4 Literatur 5 Weblinks 6 Die Aeneis Illustrationen 6 1 Erstes Buch 6 2 Zweites Buch 6 3 Drittes Buch 6 4 Viertes Buch 6 5 Funftes Buch 6 6 Sechstes Buch 6 7 Siebtes Buch 6 8 Achtes Buch 6 9 Neuntes Buch 7 EinzelnachweiseEin spatantikes Gesamtkunstwerk Bearbeiten nbsp Codex Vaticanus BAV latinus 3225 Folio 31v um 400 Vergil Aeneis 3 Buch Szene Aeneas umsegelte Sizilien und landet in DrepanumMit seinen 50 von ursprunglich ca 245 Miniaturen auf 76 von ursprunglich ca 420 Blattern gilt der Vergilius Vaticanus heute als eines der Hauptwerke der spatantiken Buchmalerei altestes erhaltenes Beispiel einer illustrierten lateinischen Klassikerhandschrift und moglicherweise altester in grosserem Umfang erhaltener Codex der Werke Vergils Die Illustrationen weisen noch Stilmerkmale der antiken Maltradition auf wie man sie heute noch von Wandmalereien dieser Epoche kennt In der spatantiken Buchmalerei stehen etwa noch die Ilias Ambrosiana 5 6 Jahrhundert die Cotton Genesis 5 Jahrhundert die Wiener Genesis 6 Jahrhundert und der Codex purpureus Rossanensis 6 Jahrhundert in dieser Tradition Fur einige der Illustrationen des Vergilius Vaticanus lassen sich ikonographische Vorlagen nachweisen die auf wesentlich fruhere illustrierte Werke der griechischsprachigen hellenistischen Literatur zuruckgehen mussen Dagegen deuten die Illustrationen zum sogenannten Vergilius Romanus einem etwas spateren Werk das die gleichen Themen behandelt eine Abwendung von diesem klassischen Formenkanon an Der Vergleich der beiden Werke kann die Weiterentwicklung einer durch den Vergilius Vaticanus vertretenen Buchillustration der Antike zur mittelalterlichen Buchmalerei zeigen Das Layout mit einem zwar relativ zierlichen Seitenformat von ca 22 5 cm Seitenhohe und ca 20 cm Breite aber einem nahezu quadratischen Schriftspiegel von 21 Versen pro Seite verleiht der Handschrift einen weniger monumentalen sondern eher intimen Charakter fur die Hand des Liebhabers Es gibt noch eine Reihe weiterer beruhmter Vergilhandschriften der Spatantike Besitz und Rezeptionsgeschichte BearbeitenIm 9 Jahrhundert hatte der damals offensichtlich noch fast vollstandige Codex im Stift Saint Martin de Tours wohin er aus der Hofbibliothek Karls des Grossen gelangt sein durfte als Vorlage fur die Illustrationen der Vivian Bibel gedient 2 Von dieser Verwendung zeugen Griffelspuren die beim Abpausen zuruckblieben Im fruhen 15 Jahrhundert wurde er von einem unbekannten franzosischen Humanisten entdeckt und bearbeitet Bestimmung fehlender Seiten Korrekturen Anmerkungen Nachzeichnung von Umrissen Noch im 15 Jahrhundert wurde der Codex nach Italien uberfuhrt wo weitere Blattverluste eintraten und inzwischen getilgte und nicht mehr vollstandig entzifferbare Eintragungen von zwei unbekannten italienischen Humanisten vorgenommen wurden Nach Rom gelangte er schliesslich ca 1514 wo der Maler Raffael eine Zeichnung unter Verwendung von Motiven aus dem Vergilius Vaticanus fertigte Auch von weiteren Malern aus seinem Umkreis wurde der Codex nachweislich benutzt 3 Ausgaben BearbeitenAntiquissimi Virgiliani Codicis Fragmenta et Picturae ex Bibliotheca Vaticana Ad priscas Imaginum formas A Petro Sancte Bartholi Incisae Rom R C A Apostolicae apud Pedem Marmoreum 1742 FaksimileDavid H Wright Vergilius Vaticanus Vollstandige Faksimile Ausgabe im Originalformat des Codex Vaticanus Latinus 3225 der Biblioteca Apostolica Vaticana Commentarium Graz Akademische Druck u Verlagsanstalt 1984 ISBN 3 201 01147 9 Literatur BearbeitenAngelika Geyer Die Genese narrativer Buchillustration Der Miniaturenzyklus zur Aeneis im Vergilius Vaticanus Frankfurt am Main Klostermann 1989 ISBN 3 465 01888 5 Johannes Gotte Ed Vergil Aeneis Heimeran Munchen 1958 S 597 609 Herbert L Kessler An Apostle in Amor and the Mission of Carolingian Art In Arte medievale 2 Folge 4 1990 S 17 41 Florentine Mutherich Die illustrierten Vergil Handschriften der Spatantike In Wurzburger Jahrbucher fur die Altertumswissenschaft N F 8 1982 S 205 221 6 Tafeln Richard Seider Beitrage zur Geschichte und Palaographie der antiken Vergilhandschriften In Herwig Gorgemanns Ernst A Schmidt Ed Studien zum antiken Epos Beitrage zur klassischen Philologie 72 Hain Meisenheim am Glan 1976 S 129 172 Antonie Wlosok Illustrated Vergil Manuscripts In Classical Journal 93 1998 355 382 Kurt Weitzmann Spatantike und fruhchristliche Buchmalerei Prestel Munchen 1977 S 32 39 ISBN 3 7913 0401 1 David H Wright When the Vatican Vergil was in Tours In Katharina Bierbrauer Hrsg Studien zur mittelalterlichen Kunst 800 1250 Festschrift fur Florentine Mutherich zum 70 Geburtstag Prestel Munchen 1985 ISBN 978 3 7913 0735 0 S 53 66 David H Wright From Copy to Facsimile a Millennium of Studying the Vatican Vergil In British Library Journal 17 1991 12 35 David H Wright Der Vergilius Vaticanus Ein Meisterwerk spatantiker Kunst deutsch von Ulrike Bauer Eberhardt Graz Akademische Druck und Verlagsanstalt 1993 ISBN 3 201 01584 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vergilius Vaticanus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Digitalisat der Bibliotheca Apostolica Vaticana Eintrag in Trismegistos Radio Vatikan Vatikan Bibliothek digitalisiert Szene aus Virgils Epos FAZ Den Vergilius Vaticanus lieh schon Raffael ausDie Aeneis Illustrationen BearbeitenVon den 50 erhaltenen Miniaturen des Vergilius Vaticanus illustrieren 41 die Handlung der Aeneis 4 Die folgenden kleinen Abbildungen sollen eine Vorschau ermoglichen Der Link in der Blattbezeichnung fuhrt jeweils direkt zu der betreffenden Seite im Bildbetrachter der Vatikanbibliothek Dieser ermoglicht es im Codex zu blattern zu zoomen und auch Bilder herunterzuladen fol folio auf dem Blatt r recto auf der Vorderseite v verso auf der Ruckseite Erstes Buch Bearbeiten Ein furchtbarer Sturm den Juno veranlasst hatte hat die trojanischen Schiffe zur nordafrikanischen Kuste getrieben Dank Neptuns Eingreifen haben die meisten Trojaner uberlebt aber die Schiffe sind stark beschadigt und landen an verschiedenen Stellen der Kuste Dem Aeneas begegnet seine Mutter Venus in der Gestalt eines einheimischen Madchens und weist ihm den Weg zur nahe gelegenen Stadt Karthago nbsp Fol 13r Aeneas und Achates betrachten von einem Hugel aus die Stadt Karthago und verfolgen die Bauarbeiten Aen 1 419 438 lat dt Ubersetzung von Johann Heinrich Voss 1821 iamque ascendebant collem qui plurimus urbi imminet adversasque aspectat desuper arces Miratur molem Aeneas magalia quondam miratur portas strepitumque et strata viarum 419 422 Und schon steigen den Hugel sie aufwarts welcher die Stadt hoch Uberragt und das Antlitz der Burg anschauet von oben Staunend erblickt Aeneas den Bau einst landliche Huttlein Staunend die Tor und den Larm und die langgepflasterten Strassen 5 nbsp Fol 16r Aeneas und Achates erscheinen vor Karthagos Konigin Dido als die Wolke sich auflost in die Venus sie gehullt hat Nach rechts lauft wohl der Bote den Dido eben ausgesandt hat um nach Aeneas zu suchen Aen 1 586 610 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 586 590 Vix ea fatus erat cum circumfusa repente scindit se nubes et in aethera purgat apertum Restitit Aeneas claraque in luce refulsit os umerosque deo similis 586 589 Kaum dies hatt er gesagt als schnell des umwallenden Nebels Hulle zerreisst und gelost in offenen Ather sich lautert Siehe da stand Aeneas und strahlt in der Helle des Tages Hehr an Schulter und Haupt wie ein Gott nbsp Fol 17r Venus Cytherea 6 beauftragt ihren Sohn Cupido Amor an Didos Gastmahl die Rolle ihres Enkels Ascanius zu ubernehmen Cupido soll dafur sorgen dass sich Dido in Aeneas verliebt Ascanius wird unterdessen entruckt ins Venus Heiligtum von Idalium auf Zypern und in Schlaf versetzt Aen 1 657 694 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 654 656 darunter die Verse 657 659 At Cytherea novas artes nova pectore versat consilia ut faciem mutatus et ora Cupido pro dulci Ascanio veniat donisque furentem incendat reginam atque ossibus implicet ignem 657 660 Neue Kunst nun wendet in sinnender Brust Cytherea Neuen Entwurf dass Cupido Gestalt umtauschend und Antlitz Statt des sussen Askanius komm und mit Gaben zu Wahnsinn Zunde der Konigin Herz und Glut den Gebeinen entflamme Zweites Buch Bearbeiten Im zweiten und dritten Buch der Aeneis erzahlt Aeneas an Didos Gastmahl ausfuhrlich vom Untergang seiner Heimatstadt Troja und von seinen anschliessenden Irrfahrten nbsp Fol 18v Der Priester Laokoon wird zusammen mit seinen Sohnen von zwei Riesenschlangen getotet wahrend er dem Gott Neptun einen Stier opfert Denn Minerva will verhindern dass die Trojaner Laokoons Warnung vor dem Pferd Glauben schenken Nicht nur Laokoon ist zweimal dargestellt sondern auch die Schlangen beschriftet mit angues Schlangen Das Bild ist zweigeteilt wie ein Comicstrip Die linke Bildhalfte zeigt Phase 1 die Schlangen sind unterwegs wahrend Laokoon nichts ahnend das Opfer darbringt die rechte Phase 2 die Schlangen erfullen ihren Auftrag Im Hintergrund links ist der Minervatempel als Schlangennest zu sehen Aen 2 199 231 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 191 198 Laocoon ductus Neptuno sorte sacerdos sollemnis taurum ingentem mactabat ad aras Ecce autem gemini a Tenedo tranquilla per alta horresco referens immensis orbibus angues incumbunt pelago pariterque ad litora tendunt 201 205 Priester gezogen durch Los war Laokoon dort dem Neptunus Dem den gewaltigen Stier an den Festaltaren er weihte Siehe von Tenedos her zwiefach durch stille Gewasser Nah n ich erzahle mit Grau n unermesslich kreisende Schlangen Uber das Meer sich dehnend und streben zugleich an das Ufer nbsp Fol 19r Mitten in der Nacht steigen die Griechen aus dem Pferd und toten die Wachter Die meisten Trojaner schlafen tief nach reichlichem Weingenuss da sie den vermeintlichen Abzug der griechischen Belagerer gefeiert haben Aen 2 250 267 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 254 258 Illos patefactus ad auras reddit equus laetique cavo se robore promunt Thessandrus Sthenelusque duces et dirus Ulixes demissum lapsi per funem Invadunt urbem somno vinoque sepultam caeduntur vigiles 259 262 265 266 An die Luft gibt jetzo geoffnet Jene der Gaul froh eilen des hohlen Gebalks sich entkerkernd Sthenelus und Thessandrus der Furst und der grause Ulysses Gleitend am Seile herab Es folgen weitere Namen von Griechen Und sie besturmen die Stadt die von Wein und Schlafe betaubt lag Niedergehau n sind die Wachter nbsp Fol 19v Im Traum erscheint dem Aeneas der Geist des von Achilleus getoteten trojanischen Helden Hektor Er warnt den schlafenden Aeneas dass Troja von den Griechen eingenommen und nicht mehr zu retten sei Aeneas solle also fliehen und den heimischen Gottern jenseits des Meeres eine neue Stadt errichten Aen 2 268 297 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 259 267 In somnis ecce ante oculos maestissimus Hector visus adesse mihi largosque effundere fletus Heu fuge nate dea teque his ait eripe flammis Hostis habet muros ruit alto a culmine Troia 270 271 289 290 Jetzo im Traum o siehe der jammervolleste Hektor Schien mir vor Augen zu stehn und bittere Tranen zu weinen Fleuch o der Gottin Sohn und entreiss dich ruft er den Flammen Feinde beherrschen die Stadt hin sturzt die erhabene Troja nbsp Fol 22r Auf der rechten Bildseite Aeneas will sich in den Kampf sturzen seine Ehefrau Creusa versucht ihn zuruckzuhalten Links Die Gotter geben der Familie ein Zeichen Eine Flamme in der Form einer Konigs Tiara apex eine spitze Mutze erscheint auf dem Kopf des Knaben Ascanius Julus Sie ist harmlos aber die Diener im Text wir versuchen sie zu loschen Aeneas Vater Anchises erkennt das Gotterzeichen erhebt die Hande zum Himmel und bittet Jupiter um eine Bestatigung des Zeichens Aen 2 671 691 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 673 678 ecce levis summo de vertice visus Iuli fundere lumen apex At pater Anchises oculos ad sidera laetus extulit et caelo palmas cum voce tetendit Iuppiter omnipotens precibus si flecteris ullis aspice nos 682 683 687 690 Siehe da scheint leicht her von der oberen Scheitel Iulus Spitzig zu leuchten ein Glanz Aber der Greis Anchises erhob zu den Sternen die Augen Frohlichen Muts und streckte die Hand ausrufend gen Himmel Jupiter o wenn dich ein Gebet Allmachtiger ruhret Schau uns an Drittes Buch Bearbeiten nbsp Fol 23r Aeneas und die Menschen die ihm aus der zerstorten Stadt Troja gefolgt sind haben Schiffe gebaut und verlassen nun die Heimat Sie segeln nach Thrakien Aen 3 1 12 lat dt Das Bild ist dem Anfang des 3 Buches vorangestellt diversa exsilia et desertas quaerere terras auguriis agimur divum classemque sub ipsa Antandro et Phrygiae molimur montibus Idae incerti quo fata ferant ubi sistere detur contrahimusque viros 4 8 Ferne Verbannungen jetzt und verlassene Lande zu suchen Treibt uns hinweg der Gotter Verkundigung und wir erbaun uns Unter Antandros die Flott und den Hohn des phrygischen Ida Zweifelnd wohin das Geschick uns trag und wo Ruhe vergonnt sei Und wir versammeln die Schar nbsp Fol 24v An der Kuste Thrakiens beginnen die Trojaner mit dem Bau einer Stadt Aeneas bringt Opfer dar um die Unterstutzung der Gotter fur sein Vorhaben zu gewinnen Dem Jupiter will er einen weissen Stier opfern Auf einem nahen Hugel reisst er Zweige aus dem Boden um damit den Altar zu bedecken aber Blut tropft aus den Zweigen und Aeneas hort die Stimme des von Thrakern ermordeten Priamussohnes Polydorus die ihn vor diesem Land warnt Auf dem Grabmal ist zu lesen TUMULUS POLYDORI Grab des Polydorus Aen 3 19 48 lat dt Auf der Vorderseite des Blattes steht der Anfang des 3 Buches Verse 1 12 superoque nitentem caelicolum regi mactabam in litore taurum Forte fuit iuxta tumulus Accessi viridemque ab humo convellere silvam conatus ramis tegerem ut frondentibus aras horrendum et dictu video mirabile monstrum 20 22 24 26 und schlachtet am Ufer Einen glanzenden Stier dem erhabenen Konig des Himmels Nahe dabei war ein Hugel Dorthin wandt ich den Schritt und indem ich grunende Waldung Rang aus der Erde zu drehn um in Laub die Altare zu hullen Seh ich die grassliche Schau des seltsam lautenden Wunders nbsp Fol 27r An der Kuste Kretas steht eine verlassene Stadt die Gegend wird nicht mehr von Menschen bewohnt Die Trojaner segeln dorthin weil Anchises ein Orakel falsch gedeutet hat Aen 3 121 134 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 121 123 darunter die Verse 124 126 Fama volat pulsum regnis cessisse paternis Idomenea ducem desertaque litora Cretae hoste vacare domum sedesque astare relictas 121 123 Sage fliegt dass vertrieben Idomeneus wandre der Konig Aus dem ererbeten Reich und Kretas Ufer geraumt sei Nirgendwo hause der Feind und die Wohnungen stehen verlassen nbsp Fol 28r In Kreta werden die Trojaner von Seuchen und Missernten heimgesucht Im Traum erscheinen dem Aeneas die Penaten die Gotter der Familie und der Heimat und weisen ihn nach Italien Aen 3 147 171 lat dt Unter dem Bild stehen die folgenden Verse Nox erat et terris animalia somnus habebat Effigies sacrae divum Phrygiique penates quos mecum a Troia mediisque ex ignibus urbis extuleram visi ante oculos astare iacentis in somnis multo manifesti lumine qua se plena per insertas fundebat luna fenestras 147 152 Nacht war s und in den Landen was atmete deckte der Schlummer Siehe die heiligen Gottergebild und Phryger Penaten Die ich von Troja zugleich aus der Stadt aufflammendem Brande Rettete scheinen nunmehr vor den Blick zu treten dem schlaflos Liegenden deutlich erkannt in heller Umschimmerung wo sich Klar durch offene Gitter der Wand eindrangte der Vollmond nbsp Fol 31v Nach einer kleinen Odyssee erreichen die trojanischen Schiffe schliesslich Sizilien Sie laufen in den Hafen von Drepanum ein die letzte Station der Irrfahrten bevor Junos Sturm die Flotte nach Karthago treibt In Drepanum stirbt alsbald der greise Anchises Das Bild ist eine Landkarte der Nordwestspitze von Sizilien mit dem Zielhafen an der richtigen Stelle Jedes Gebaude steht fur eine Stadt Aen 3 699 715 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 681 689 Hinc Drepani me portus et inlaetabilis ora accipit Hic pelagi tot tempestatibus actus heu genitorem omnis curae casusque levamen amitto Anchisen 707 710 Jetzo empfangt dein Port und das freudenlose Gestad uns Drepanon Hier da im Meere so manch Unwetter vorbeizog Wird mir ach mein Vater der Leid und Sorge gelindert Wird mir Anchises geraubt Viertes Buch Bearbeiten nbsp Fol 33v Das Gastmahl ist vorbei Aeneas hat seine Erzahlung beendet Dido steht unter Amors Einfluss Sie bringt Opfer dar vor allem der Juno der Beschutzerin Karthagos und Gottin der Ehe Dido ist genau nach Vergils Beschreibung dargestellt Aen 4 56 61 lat dt Unter dem Bild stehen die folgenden Verse Principio delubra adeunt pacemque per aras exquirunt mactant lectas de more bidentis legiferae Cereri Phoeboque patrique Lyaeo Iunoni ante omnis cui vincla iugalia curae Ipsa tenens dextra pateram pulcherrima Dido candentis vaccae media inter cornua fundit 56 61 Tempel besuchen sie stracks und erflehn an Gotteraltaren Frieden und Heil sie opfern erkorene Schafe dem Phobus Dir anordnende Ceres und dir o Vater Lyaus Doch der Juno zumeist die das Band der Vermahlungen knupfet Jene die Schal in der Hand die an Reiz holdselige Dido Stromt der schimmernden Kuh den Festwein zwischen die Horner nbsp Fol 35v Dido und Aeneas sind sich bereits allzu nahe gekommen der Gotterbote Mercurius muss auf Jupiters Geheiss intervenieren damit Aeneas nicht in Karthago hangen bleibt Als Mercurius landet beaufsichtigt Aeneas gerade Bauarbeiten an der Stadt er tragt einen prachtigen Mantel und ein schmuckes Schwert Geschenke Didos Auf dem beschadigten Bild ist von Aeneas nur noch ein Bein erkennbar Aen 4 259 282 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 252 257 die Merkurs Flug beschreiben Ut primum alatis tetigit magalia plantis Aenean fundantem arces ac tecta novantem conspicit Continuo invadit Tu nunc Karthaginis altae fundamenta locas pulchramque uxorius urbem exstruis Heu regni rerumque oblite tuarum 259 261 265 267 Als mit geflugelter 7 Sohl er beruhrt die afrischen 8 Hutten Schaut er wie dort Aneas Palast aufturmet und Hauser Grundete Plotzlich fahrt er ihn an Du legst der hohen Karthago Jetzo den Grund und herrlich empor Weibsuchtiger bauest Hier du die Stadt dein Reich und die eigene Macht so vergessend nbsp Fol 36v Aeneas muss Karthago und Dido schweren Herzens verlassen denn ihm ist es beschieden eine eigene Stadt in Italien zu grunden Dido hat erfahren dass er insgeheim die Schiffe zur Abfahrt bereitmachen lasst in der Absicht sich ihr bei passender Gelegenheit zu erklaren und stellt ihn zur Rede Das Bild zeigt auf den ersten Blick eine gewohnliche Abschiedsszene nur bei genauerem Hinsehen kann man vermuten dass Dido nicht einfach Lebewohl sagt Gemass Vergils Erzahlung ist sie ausser sich vor Schmerz und Emporung am Ende ihrer langen Rede verwunscht sie Aeneas und lasst ihn stehen Aen 4 296 392 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 305 310 Tandem his Aenean compellat vocibus ultro Dissimulare etiam sperasti perfide tantum posse nefas tacitusque mea decedere terra Nec te noster amor nec te data dextera quondam nec moritura tenet crudeli funere Dido 304 308 Endlich wendet sie nun freiwillig das Wort zu Aneas Auch zu verhehlen sogar Bundbruchiger solcherlei Frevel Hast du gehofft und heimlich aus meinem Gebiet zu entweichen Nicht halt unsere Lieb und nicht der gegebene Handschlag Nicht auch halt dich die bald grausam hinsterbende Dido nbsp Fol 39v Mercurius hat Aeneas im Traum dazu aufgefordert sofort wegzusegeln In der Morgendammerung sieht Dido wie die trojanischen Schiffe den Hafen von Karthago verlassen Sie lasst ihrer Verzweiflung freien Lauf und wunscht Aeneas alles Unheil Aen 4 584 629 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 576 583 Regina e speculis ut primam albescere lucem vidit et aequatis classem procedere velis litoraque et vacuos sensit sine remige portus terque quaterque manu pectus percussa decorum flaventisque abscissa comas Pro Iuppiter Ibit hic ait et nostris inluserit advena regnis 586 591 Dido sobald von der Warte sie hell nun werden den Schimmer Sah und die Flott abziehen mit gleich hinschwebenden Segeln Leer die Gestad und leer vom Ruderer schauend den Hafen Wild um den reizenden Busen zerschlagt sie sich dreimal und viermal Und wie die goldenen Locken sie rauft O Jupiter Gehn soll Er Und ruft sie gehohnt hat unseres Reiches der Fremdling nbsp Fol 40r Dido liegt auf ihrem Bett darunter ist der Scheiterhaufen zu sehen den sie unter einem Vorwand errichten liess Mit dem Schwert in der Hand halt sie ihren Schlussmonolog Aen 4 642 662 lat dt Auf der Ruckseite des Blattes stehen die Verse 651 662 Dulces exuviae dum fata deusque sinebat accipite hanc animam meque his exsolvite curis Vixi et quem dederat cursum Fortuna peregi et nunc magna mei sub terras ibit imago Urbem praeclaram statui mea moenia vidi ulta virum poenas inimico a fratre recepi felix heu nimium felix si litora tantum numquam Dardaniae tetigissent nostra carinae 651 658 Teuere Liebesgeschenk 9 als Gott und Geschick es vergonnte Nehmt die ermudete Seel und befreit mich solcher Betrubnis Ja ich lebt und den Lauf den das Los mir beschieden vollbracht ich Und nun wandelt mein Geist ein erhabenes Bild zu den Schatten Herrliche Stadt dich schuf ich und sah mir eigene Mauern Rachte den Mann und strafte den unbarmherzigen Bruder 10 Gluckliche ach vielleicht zu Gluckliche waren doch niemals Hier dardanische Kiel 11 an unserer Kuste gelandet nbsp Fol 41r Dido ist tot 12 Ihre Gefahrtinnen und Didos Schwester Anna beginnen das Klage und Trauerritual Aen 4 663 705 lat dt Unter dem Bild stehen die folgenden Verse Dixerat atque illam media inter talia ferro conlapsam aspiciunt comites ensemque cruore spumantem sparsasque manus It clamor ad alta atria concussam bacchatur Fama per urbem Lamentis gemituque et femineo ululatu tecta fremunt resonat magnis plangoribus aether 663 668 Als sie noch redete schnell in der Mitte des Worts von dem Stahle Sehn sie gesunken die Fraun des Geleits und die Klinge mit Blut ihr Rot umschaumt und die Hande bespritzt Hell tont in die hohen Sal ihr Schrei und es tobt das Gerucht die erschutterte Stadt durch Voll Wehklag und Jammer und weiblichem Trauergeheul hallt Jegliches Haus es erbebt in dem Leidaufruhre der Ather Funftes Buch Bearbeiten nbsp Fol 42r Wahrend der Fahrt nach Italien legen die Trojaner auf Sizilien einen Zwischenhalt ein Genau ein Jahr nach dem Tod von Aeneas Vater Anchises veranstalten sie zu seinen Ehren sportliche Wettkampfe den Auftakt macht eine Regatta von vier trojanischen Schiffen Aen 5 114 150 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 109 113 Prima pares ineunt gravibus certamina remis quattuor ex omni delectae classe carinae 114 115 Erst nun gehn in den Kampf sich gleich an gewaltigen Rudern Vier aus dem ganzen Geschwader mit Fleiss erkorene Barken nbsp Fol 43v Auch dieses Bild ist derselben Regatta gewidmet die Vergil ausfuhrlich beschrieb Aen 5 151 243 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 151 158 Effugit ante alios primisque elabitur undis turbam inter fremitumque Gyas quem deinde Cloanthus consequitur melior remis sed pondere pinus tarda tenet Post hos aequo discrimine Pristis Centaurusque locum tendunt superare priorem 151 155 Schleunig entflieht vor den andern und schlupft in die vorderen Wellen Gyas umlarmt vom Gewuhl Zujauchzender Nachst ihm Kloanthus Rauscht mit besserem Ruder daher doch die Last des Gebalkes Hemmt den Lauf Nach diesen sind gleich abstehend der Wallfisch Und die Centaurin entbrannt den vorderen Ort zu gewinnen nbsp Fol 44v Venus bittet den Meeresgott Neptunus ihren Sohn Aeneas wahrend seiner Fahrt nach Italien vor Junos Zorn zu beschutzen Neptun sichert ihr dies zu er habe sich schon immer fur Aeneas eingesetzt Aen 5 779 815 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 805 814 At Venus interea Neptunum exercita curis adloquitur talisque effundit pectore questus Iunonis gravis ira neque exsaturabile pectus cogunt me Neptune preces descendere in omnis Tum Saturnius haec domitor maris edidit alti Fas omne est Cytherea meis te fidere regnis unde genus ducis Merui quoque saepe furores compressi et rabiem tantam caelique marisque 779 782 799 802 Aber Venus indes von emporenden Sorgen geangstigt Wendet das Wort zu Neptunus und bricht in solcherlei Klag aus Junos heftiger Zorn und unaussuhnbarer Eifer Notiget mich Neptunus zu jeglicher Bitte der Demut Drauf antwortete dies der saturnische Herrscher des Meergrunds Billig und recht Cytherea dass meinem Gebiet du vertrauest Dem du selber entstammst Auch verdient ich es oft ja gebandigt Hab ich so grimmige Wut und das Toben des Meers und des Himmels Sechstes Buch Bearbeiten nbsp Fol 45v Aeneas und Achates treffen in Cumae vor dem Apollotempel die Sibylle Mit ihr wird Aeneas in die Unterwelt hinabsteigen und seinen verstorbenen Vater Anchises aufsuchen So hat es ihm dieser im Traum geraten Aen 6 33 54 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 45 50 Talibus adfata Aenean nec sacra morantur iussa viri Teucros vocat alta in templa sacerdos Excisum Euboicae latus ingens rupis in antrum quo lati ducunt aditus centum ostia centum unde ruunt totidem voces responsa Sibyllae Ventum erat ad limen cum virgo Poscere fata tempus ait deus ecce deus 40 46 Also gebot dem Aneas die Priesterin schnell von den Mannern Wird es vollbracht und sie ruft in den ragenden Tempel die Teukrer Ausgehaun ist zur Hohle das Herz des euboischen Felsens Hundert geraumige Gang und Mundungen leiten zum Innern Hundertfach durchrollt sie Geton weissagt die Sibylla Jetzt war die Mundung erreicht da die Jungfrau Fordert das Schicksal Rufte Der Gott O schauet der Gott nbsp Fol 46v Vor dem Eingang zur Unterwelt am Averner See in der Gegend von Misenum bringen Aeneas und die Sibylle den Gottheiten der Unterwelt ein grosses Opfer dar Das Bild gibt die von Vergil geschilderten Einzelheiten des Opferrituals erstaunlich genau wieder Aen 6 236 263 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 236 241 Quattuor hic primum nigrantis terga iuuencos constituit frontique invergit vina sacerdos Ecce autem primi sub limina solis et ortus sub pedibus mugire solum et iuga coepta moveri silvarum visaeque canes ululare per umbram adventante dea Procul o procul este profani conclamat vates totoque absistite luco 243 244 255 259 Hier nun war s wo zuerst vier dunkelleibige Farren Darstellt und auf die Stirne die Priesterin neigte den Weinguss Aber o sieh um die Helle der nahenden Sonn und den Aufgang Brullte das Land tief unter dem Fuss es erbebten die Berghohn Samt dem Geholz auch tont es wie Hundegeheul durch den Schatten Als annahte die Gottin Hinweg o hinweg Ungeweihte Ruft die Seherin laut und enthaltet euch ferne des Haines nbsp Fol 47v Aeneas und die Sibylle betreten die Unterwelt Sie sehen viele Ungeheuer die nur Trugbilder sind die Sibylle halt Aeneas davon ab mit dem Schwert auf sie einzuschlagen Im Bild zu erkennen sind Kentauren die Chimara und der Krieg bellum ferner die Hydra und Skylla In der Mitte des Bildes steht die riesige Ulme Sitz der nichtigen Traume Der Maler hat Venus als Beschutzerin ihres Sohnes hinzugefugt und den Gotterboten Mercurius der auch die Verstorbenen in die Unterwelt geleitet Vergil hat die beiden Gottheiten in dieser Szene nicht erwahnt Aen 6 260 294 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 264 272 Ibant obscuri sola sub nocte per umbram perque domos Ditis vacuas et inania regna quale per incertam lunam sub luce maligna est iter in silvis ubi caelum condidit umbra Iuppiter et rebus nox abstulit atra colorem 268 272 Beid itzt gehn sie dunkel die einsam schattende Wacht durch Und durch Dis einodes Gebiet und leere Behausung Wie bei zweifelndem Lichte des Monds in karglichem Schimmer Geht durch Waldung der Weg wann trub umschattet den Himmel Jupiter und rings alles entfarbt in Dammerung schwebet nbsp Fol 48v Der Fahrmann Charon hat Aeneas und die Sibylle uber den Unterweltsfluss gesetzt Nun nahern sie sich dem Hollenhund Kerberos Im Hintergrund sitzt Minos und urteilt uber die Verstorbenen aus dem Topf werden Lose gezogen Am rechten Bildrand kauern die kleinen Kinder beschriftet INFANTES Aen 6 417 433 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 414 416 darunter die folgenden Cerberus haec ingens latratu regna trifauci personat adverso recubans immanis in antro Cui vates horrere videns iam colla colubris melle soporatam et medicatis frugibus offam obicit Ille fame rabida tria guttura pandens corripit obiectam atque immania terga resolvit fusus humi totoque ingens extenditur antro 417 423 Cerberus vorn machtvoll dreischlundiges Bellen erhebend Hallt umher ausdehnend den grasslichen Wuchs in der Felskluft Dem da er schon voll Schlangen die Hals aufstraubt die Profetin Einen betaubenden Kloss mit wurzigen Saften und Honig Vorwirft Er drei Rachen in rasendem Hunger eroffnend Schnappt den geworfnen hinweg und den ungeheueren Rucken Lost er gestreckt und ruht langhin durch die Hohle gebreitet nbsp Fol 49r Aeneas trifft verstorbene trojanische Bekannte zuletzt den von Menelaos und Odysseus furchtbar zugerichteten Priamossohn Deiphobos Dieser sah offenbar im Bild so schrecklich aus dass ein fruherer Besitzer des Codex ihn wegradierte Dann erblicken Aeneas und die Sibylle den Strafort Tartaros Dessen Tor bewacht die Furie Tisiphone Aen 6 494 561 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 491 493 darunter die Verse 494 498 mit denen Deiphobos eingefuhrt wird Respicit Aeneas subito et sub rupe sinistra moenia lata videt triplici circumdata muro quae rapidus flammis ambit torrentibus amnis Tartareus Phlegethon torquetque sonantia saxa Porta adversa ingens solidoque adamante columnae vis ut nulla virum non ipsi exscindere bello caelicolae valeant stat ferrea turris ad auras Tisiphoneque sedens palla succincta cruenta vestibulum exsomnis servat noctesque diesque 548 556 Plotzlich schaut Aneas zuruck und links an dem Felsen Sieht er ein weites Verschloss mit dreifach umzingelnder Mauer Wo sich der Phlegethon rings mit dem Sturz aufstrudelnder Flammen Windet des Tartarus Strom und tosende Steine daherrollt Vorn die gewaltige Pfort und Gesaul aus gediegenem Demant Dass nicht Mannergewalt nicht selbst der Unsterblichen Angriff Durchzubrechen vermag Hoch ragt ein eiserner Turm auf Aber Tisiphone sitzt den blutigen Mantel geschurzet Nacht und Tag schlaflos und bewahrt die Schwelle des Eingangs nbsp Fol 52r Aeneas legt den goldenen Zweig den er auf Sibylles Rat hin in einem Wald in der Nahe von Cumae gefunden hatte auf die Schwelle des Palastes von Pluto und Proserpina 13 Dann begeben sich die Sibylle und er in die Gefilde der Seligen wo Anchises wohnt Die Seligen vergnugen sich mit Sport Tanz und Gesang Aen 6 628 659 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 628 635 Largior hic campos aether et lumine vestit purpureo solemque suum sua sidera norunt Pars in gramineis exercent membra palaestris contendunt ludo et fulva luctantur harena pars pedibus plaudunt choreas et carmina dicunt 640 644 Dort mit reinerer Hell umschwebt die Gefilde der Ather Klar und eigene Sonn erkennen sie eigene Sterne Teils nun ubt man die Glieder im grasigen Plane des Lustkampfs Mit wetteiferndem Spiel und ringt in gelblichem Sande Teils stampft man mit den Fussen den Tanz und singet das Chorlied nbsp Fol 53v Die Sibylle und Aeneas suchen das Tal auf in dem sich Anchises aufhalt Aeneas versucht vergeblich das Schattenbild seines Vaters zu umarmen Anchises zeigt ihm die Seelen die am Fluss Lethe trinken um die Erinnerungen an ihr letztes Leben auszuloschen Aen 6 669 751 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 669 676 Interea videt Aeneas in valle reducta seclusum nemus et virgulta sonantia silvae Lethaeumque domos placidas qui praenatat amnem Hunc circum innumerae gentes populique volabant 703 706 Jetzo schaut Aneas im tief entzogenen Tale Abgeschlossenen Hain und rauschende Busche des Waldes Auch den lethaischen Bach der die ruhigen Sitze vorbeischwimmt Diesen umschwarmeten rings unzahlbare Volker und Stamme nbsp Fol 57r Anchises hat seinem Sohn die Seelen vorgestellt die dereinst seine Nachfahren und beruhmte Romer sein werden Schliesslich begleitet er seine Gaste zu den Toren der Traume Aeneas und die Sibylle verlassen die Unterwelt durch das Elfenbeintor Aen 6 893 899 lat dt Diese 7 Verse stehen unter dem Bild Sunt geminae Somni portae quarum altera fertur cornea qua veris facilis datur exitus umbris altera candenti perfecta nitens elephanto sed falsa ad caelum mittunt insomnia Manes His ibi tum natum Anchises unaque Sibyllam prosequitur dictis portaque emittit eburna Ille viam secat ad naves sociosque revisit Zwiefach sind die Pforten des Schlafs die hornene nennt man Eine wodurch leichtschwebend die wahren Erscheinungen ausgehn Weiss die andre und hell aus Elfenbeine geglattet Doch ihr entsenden zur Luft falschgaukelnde Traume die Manen Als hieher Anchises den Sohn und zugleich die Sibylla Redend gefuhrt und entsandt aus der elfenbeinenen Pforte Wandelte jener den Weg zu der Flott und fand die Genossen Siebtes Buch Bearbeiten nbsp Fol 58r Neptun lasst die trojanischen Schiffe am Gestade der Zauberin Kirke vorbeisegeln Es ist ratsam die Tochter des Sonnengottes Sol und ihre Opfer aus sicherer Distanz zu betrachten Aen 7 10 24 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 5 9 Proxima Circaeae raduntur litora terrae dives inaccessos ubi Solis filia lucos adsiduo resonat cantu tectisque superbis urit odoratam nocturna in lumina cedrum arguto tenuis percurrens pectine telas Hinc exaudiri gemitus iraeque leonum vincla recusantum et sera sub nocte rudentum saetigerique sues atque in praesepibus ursi saevire ac formae magnorum ululare luporum quos hominum ex facie dea saeva potentibus herbis induerat Circe in vultus ac terga ferarum 10 20 Nah itzt werden gestreift des circaischen Landes Gestade Wo Sols prangende Tochter die unzuganglichen Haine Immerdar mit Gesange durchhallt und in stolzer Behausung Brennt zu nachtlichem Lichte die balsamduftende Zeder Emsig das feine Gespinst mit rasselndem Kamme durchwebend Dorther scholl dumpfdrohnend der Zorn unwilliger Lowen Welche der Band unfroh aufbrulleten spat in der Dammrung Auch hochborstige Sau und eingestallete Baren Wuteten laut auch heulten die Bildungen machtiger Wolfe Die aus Menschengestalt die mit Giftkraut schaltende Gottin Circe grasslich verschuf in zottigen Wuchs des Gewildes nbsp Fol 59v In Latium sehen unterdessen Konig Latinus und seine Tochter Lavinia zwei Wunderzeichen die sie auf die Ankunft der Trojaner vorbereiten Ein Bienenschwarm lasst sich im Lorbeerbaum des Palastes nieder und als Lavinia ein Altarfeuer anzundet scheint das Feuer zuerst ihre Haare und dann das ganze Haus zu erfassen Beschriftung vates Seher Prophet minister Opferdiener Aen 7 59 80 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 52 58 Laurus erat tecti medio in penetralibus altis Huius apes summum densae mirabile dictu stridore ingenti liquidum trans aethera vectae obsedere apicem et pedibus per mutua nexis examen subitum ramo frondente pependit Continuo vates Externum cernimus inquit adventare virum et partis petere agmen easdem partibus ex isdem et summa dominarier arce 59 64 70 Mitten stand im Palast umringt von Salen ein Lorbeer Diesen umschwarmt einmal o wunderbar Bienengewimmel Das mit lautem Gesumm herzog durch heiteren Ather Und auf den Wipfel sich senkt und die Fuss aneinander geklammert Hing urplotzlich der Schwarm an dem laubigen Zweige herunter Alsobald der Prophet Vom Ausland ruft er vom Ausland Kommt wir sehn es ein Mann und der Zug von der selbigen Seite Dringt zu der selbigen ein und herrscht in der oberen Festung nbsp Fol 60v Konig Latinus empfangt trojanische Gesandte Aen 7 192 273 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 195 200 Tali intus templo divum patriaque Latinus sede sedens Teucros ad sese in tecta vocavit atque haec ingressis placido prior edidit ore Dicite Dardanidae neque enim nescimus et urbem et genus auditique advertitis aequore cursum quid petitis Quae causa rates aut cuius egentis litus ad Ausonium tot per vada caerula vexit 192 198 In so stattlichem Tempel der Himmlischen dort auf dem Erbthron Thronte Latinus und lud die Teukrer 14 herein in das Obdach Als sie genaht da sprach er zuerst mit ruhigem Antlitz Sagt mir Dardanionen denn fremd ist weder die Stadt uns Noch das Geschlecht von dem Rufe verkundiget kommt ihr zur Anfahrt Was ihr begehrt Was suchend die Flott und wessen bedurfend Sie zum ausonischen Strande so viel Meerwogen durchschifft hat nbsp Fol 63r Latinus lasst schnelle und kostbar ausgestattete Pferde bringen als Gastgeschenke fur die Trojaner Aen 7 274 285 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 274 280 Haec effatus equos numero pater eligit omni stabant ter centum nitidi in praesepibus altis omnibus extemplo Teucris iubet ordine duci instratos ostro alipedes pictisque tapetis 274 277 So der Vater und wahlte sich Ross aus der samtlichen Anzahl Schau drei Hunderte glanzten gepflegt an erhabenen Krippen Jeglichem Teukrer sofort daherzufuhren gebeut er Fluchtige Gaule mit Purpur gedeckt und prangendem Stickwerk nbsp Fol 64v Die Zeichen scheinen auf Frieden zu stehen aber die gottliche Erzfeindin der Trojaner hat andere Plane Juno beauftragt die Furie Allecto damit einen Krieg zu entfachen Auf der rechten Bildseite ist der Eingang zur Unterwelt zu sehen aus der Allecto gekommen ist Aen 7 323 340 lat dt Unter dem Bild stehen die folgenden Verse Haec ubi dicta dedit terras horrenda petivit luctificam Allecto dirarum ab sede dearum infernisque ciet tenebris cui tristia bella iraeque insidiaeque et crimina noxia cordi Odit et ipse pater Pluton odere sorores Tartareae monstrum Tot sese vertit in ora tam saevae facies tot pullulat atra colubris 323 329 Also redete jen und zur Erd hin lenkte sie graunvoll Jetzt Alekto des Grams Unhold aus der Diren Behausung Ruft sie und tief aus den Nachten herauf der traurige Fehde Zorn nachstellender Groll und arge Beschuldigung Freud ist Selbst dem Pluto verhasst und selbst den tartarischen Schwestern Ist das Scheusal verhasst so wechselt sie grassliche Bildung So graunvolle Gestalt so schwarz keimt jene von Nattern nbsp Fol 66v Allecto hat bereits Lavinias Mutter gegen Aeneas aufgehetzt und ebenso Turnus den jungen Konig der benachbarten Rutuler der sich bisher Hoffnungen auf Lavinias Hand machen durfte Nun sorgt die Furie dafur dass Aeneas Sohn Ascanius Iulus auf der Jagd einen zahmen Hirsch erlegt der den Landbewohnern lieb war Daraufhin greifen diese die Trojaner an es kommt zum ersten Gefecht Aen 7 475 510 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 503 509 Dum Turnus Rutulos animis audacibus implet Allecto in Teucros Stygiis se concitat alis arte nova speculata locum quo litore pulcher insidiis cursuque feras agitabat Iulus Hic subitam canibus rabiem Cocytia virgo obicit et noto naris contingit odore ut cervum ardentes agerent quae prima laborum causa fuit belloque animos accendit agrestis 475 482 Weil nun Turnus zum Krieg mutatmende Rutuler antreibt Sucht Alekto die Teukrer im Schwung der stygischen 15 Flugel Spahend mit neuem Betruge den Ort wo das Wild am Gestade Durch Nachstellung und Lauf du umhertriebst schoner Iulus Plotzlich erregt sie die Hunde zur Wut die kokytische Jungfrau Und mit bekanntem Geruche den Stobernden ruhrt sie die Schnauzen Dass sie in Eifer den Hirsch aufjageten Dies war des Jammers Erster Beginn und entflammte zu Krieg die landlichen Herzen nbsp Fol 67v Juno offnet eigenhandig die Tore des Krieges weil Latinus es nicht tun wollte Aen 7 607 622 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 607 613 Hoc et tum Aeneadis indicere bella Latinus more iubebatur tristisque recludere portas Abstinuit tactu pater aversusque refugit foeda ministeria et caecis se condidit umbris Tum regina deum caelo delapsa morantis impulit ipsa manu portas et cardine verso Belli ferratos rumpit Saturnia postis 616 622 Jetzt auch ward nach der Weise den Aneaden Latinus Streit zu verkunden ermahnt und die traurigen Pforten zu offnen Doch nicht streckte der Vater die Hand und gewendet entfloh er Vor dem verhassten Geschaft und barg sich in einsames Dunkel Aber die Konigin selbst der Unsterblichen schwang sich vom Ather Drangte die Pforten zuruck mit der Hand und drehend die Angel Sprengte die eisernen Pfosten des Kriegs die saturnische Gottin Achtes Buch Bearbeiten nbsp Fol 69r Aeneas erblickt ein Wunderzeichen das ihm der Flussgott Tiberinus im Traum versprochen hat eine weisse Sau mit dreissig Ferkeln am Flussufer unter Eichen Das ist ein Zeichen dafur dass Latium die neue Heimat der Trojaner sein wird und dass Ascanius dreissig Jahre spater die Stadt Alba Longa grunden wird alba die weisse Aeneas schopft gerade Wasser aus dem Fluss und betet zum Flussgott und zu den Nymphen dass sich der Traum erfullen moge Aen 8 42 85 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 71 77 Iamque tibi ne vana putes haec fingere somnum litoreis ingens inventa sub ilicibus sus triginta capitum fetus enixa iacebit alba solo recubans albi circum ubera nati Ex quo ter denis urbem redeuntibus annis Ascanius clari condet cognominis Albam 42 45 47 48 Bald nicht dunke der Traum dir ein tauschender nahet der Tag wann Unter des Bords Steineichen die ungeheuere Bache Nach der Geburt dir umwuhlt von dreissig Frischlingen daliegt Weiss am Boden gestreckt und weiss um die Euter die Ferklein Denn Askanius baut nach dreissig kehrenden Jahren Eine Stadt und nennt mit gepriesenem Namen sie Alba Neuntes Buch Bearbeiten Aeneas ist auf Anraten des Gottes Tiberinus mit zwei Schiffen flussaufwarts gefahren um Verbundete zu gewinnen Er kehrt lange nicht zuruck In seiner Abwesenheit geraten die Trojaner in arge Bedrangnis nbsp Fol 71r Die Rutuler wollen die trojanischen Schiffe anzunden Die Gottin Kybele aus deren Waldern das Bauholz stammt rettet sie indem sie sie in Nymphen verwandelt Aen 9 77 125 lat dt Unter dem Bild stehen die Verse 118 125 Vos ite solutae ite deae pelagi genetrix iubet Et sua quaeque continuo puppes abrumpunt vincula ripis delphinumque modo demersis aequora rostris ima petunt Hinc virgineae mirabile monstrum reddunt se totidem facies pontoque feruntur 116 122 Ihr geht mir geloset Geht Gottinnen des Meers die Erzeugerin will s Und auf einmal Reissen die Barken gesamt vom Steuerende das Strandseil Und nach Art der Delfine mit niedertauchenden Schnabeln Fahren sie unter die Flut Dann seltsames Wunder wie Jungfraun Heben sie gleich an Zahl sich empor und durchfliegen die Meerflut nbsp Fol 72v Die Rutuler haben das Lager der Trojaner umzingelt Messapus ist der Befehlshaber der Belagerungstruppe Aen 9 159 175 lat dt Unter dem Bild stehen die folgenden Verse Interea vigilum excubiis obsidere portas cura datur Messapo et moenia cingere flammis Bis septem Rutuli muros qui milite servent delecti ast illos centeni quemque sequuntur purpurei cristis iuvenes auroque corusci 159 163 Aber die Tor indessen mit wachsamer Hut zu belagern Wird dem Messapus vertraut und die Stadt zu umgurten mit Feuern Vierzehn werden die Walle mit Rutulervolk zu bewachen Auserwahlt und es folgen der Junglinge jeglichem hundert Wallend mit purpurnem Busch und hell im Schimmer des Goldes nbsp Fol 73v Die belagerten Trojaner halten Rat den Vorsitz hat der junge Ascanius Zwei Helden Nisus und Euryalus melden sich freiwillig um den Belagerungsring zu durchbrechen und Aeneas zu benachrichtigen Der ehrwurdige Aletes preist ihren Mut Aen 9 226 262 lat dt Uber dem Bild stehen die Verse 228 233 darunter steht der Vers 234 Cetera per terras omnis animalia somno laxabant curas et corda oblita laborum Ductores Teucrum primi delecta iuventus consilium summis regni de rebus habebant quid facerent quisve Aeneae iam nuntius esset 224 228 Alles umher in den Landen was atmete loset im Schlummer Still von Sorge das Herz und vergass muhseliger Arbeit Nur die Gebieter des Heers die erlesene Dardanerjugend Sannen in Ratsversammlung das Heil des gefahrdeten Reiches Was zu tun wer jetzt dem Aneas truge die Botschaft nbsp Fol 74v Turnus gelingt es einen Turm des trojanischen Lagers in Brand zu stecken der Turm sturzt ein Die Angreifer schutzen sich durch ein Schilddach vor Steinen und Geschossen der Verteidiger Dies ist das letzte erhaltene Bild im Codex Vergilius Vaticanus Aen 9 530 541 lat dt Unter dem Bild kaum noch lesbar stehen die Verse 530 535 Princeps ardentem coniecit lampada Turnus et flammam adfixit lateri quae plurima vento corripuit tabulas et postibus haesit adesis Turbati trepidare intus frustraque malorum velle fugam Dum se glomerant retroque residunt in partem quae peste caret tum pondere turris procubuit subito et caelum tonat omne fragore 535 541 Erst nun schleuderte Turnus die hell auflodernde Fackel Und fest haftet der Seite die Glut die vom Winde gemehret Rasch das Getafel ergreift und den fangenden Pfosten sich anschmiegt Angstvoll wuhlt inwendig Gewirr und umsonst nach Errettung Trachten sie Weil nun gedrangt die entbebende Schar sich zuruckzieht Dorthin wo die Zerstorung noch schont jetzt unter der Last sank Plotzlich der Turm mit Gekrach dass laut durch den Himmel es donnert Einzelnachweise Bearbeiten Vgl David H Wright Der Vergilius Vaticanus Ein Meisterwerk spatantiker Kunst Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz 1993 S 114f Vgl David H Wright Der Vergilius Vaticanus Ein Meisterwerk spatantiker Kunst Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz 1993 S 106 109 Vgl David H Wright Der Vergilius Vaticanus Ein Meisterwerk spatantiker Kunst Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz 1993 S 109 115 Zur Wirkungs bzw Rezeptionsgeschichte im 17 und 18 Jahrhundert vgl S 115 120 Die folgenden Angaben beruhen auf den Versen der Aeneis die im Codex unmittelbar vor oder nach dem betreffenden Bild stehen und auf den Bildern selbst Auf den meisten Seiten ist eine genugende Anzahl von Wortern lesbar um durch Google Suche die Verse zu finden wenn notig kann zusatzlich der Text auf der vorangehenden oder folgenden Seite beigezogen werden Die Rechtschreibung wurde angepasst Voss schrieb Antliz Thor und Lerm Aphrodite trug den Beinamen Kythereia weil sich eines ihrer beiden wichtigsten Heiligtumer auf der Insel Kythera befand Foss schrieb gefittigter die afrischen die afrikanischen Voss hat das Wort eingefugt Vergil schrieb nur magalia Hutten Nomadenzelte bzw eine Vorstadt Karthagos Dido liegt auf Gewandern bzw Tuchern welche ihr Aeneas geschenkt hatte Ihr Bruder der Herrscher der phonizischen Stadt Tyros hatte aus Habgier ihren Gatten umgebracht Daraufhin verliess Dido Tyros Sie nahm die Schatze mit die ihr Bruder begehrt hatte viele Menschen folgten ihr In der Fremde grundeten sie eine neue Stadt Karthago Aeneis 1 343 364 dardanische Kiele trojanische Schiffe Sie versucht sich allerdings wieder aufzurichten und Junos Botin die Regenbogengottin Iris muss dafur sorgen dass sich die Seele der vorzeitig aus dem Leben Scheidenden vom Korper losen kann Der Zweig hat ihm als Legitimation gedient gegenuber dem Fahrmann Charon nun erfullt er seinen zweiten Zweck als kostbare Weihgabe fur Proserpina Teukrer Trojaner stygisch vom Unterweltsfluss Styx da Allecto aus der Unterwelt stammt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vergilius Vaticanus amp oldid 239558612