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Im Romischen Reich waren Tierhetzen venationes neben den Gladiatorenkampfen die grosse Attraktion der Unterhaltungskultur Von den ersten uberlieferten Hetzen im Jahre 186 v Chr wurden vor allem in der Hauptstadt bis ins 6 Jahrhundert hinein hunderttausende Tiere zur Unterhaltung der Massen getotet Inhaltsverzeichnis 1 Die Tiere und die Geschichte der Spiele 2 Das Geschehen in der Arena 3 Literatur 4 EinzelnachweiseDie Tiere und die Geschichte der Spiele Bearbeiten nbsp Das Kolosseum in Rom nbsp In Stein festgehaltene Tierkampfszene aus dem KolosseumSchon von Anfang an wurden zu den Hetzen vor allem moglichst exotische und fremde Tiere nach Rom gebracht so traten schon bei den ersten uberlieferten venationes Lowen zum Beispiel Berberlowen und Panther gegeneinander an auch Tiger zum Beispiel Kaspische Tiger Das Angebot fur die enorm hohe Nachfrage wurde sowohl vom Staat als auch von freien Handlern bereitgestellt Aus den entlegensten Winkeln des Reichs und daruber hinaus wurden vor allem aus Afrika dem Nahen Osten und Indien die Tiere nach Rom geschafft Mit der Zeit wurden die Hetzen immer grosser und kostspieliger Schon unter Sulla wurden 100 Lowen in die Arena gelassen um dort von afrikanischen Bogenschutzen getotet zu werden Pompeius liess innerhalb von funf Tagen uber 700 Tiere in die Arena treiben unter ihnen Lowen Tiger Leoparden aber auch Exoten wie Strausse und Antilopen In der Kaiserzeit erreichten diese Hetzen einen Hohepunkt Schon Augustus liess in seiner 41 Jahre wahrenden Herrschaft 3500 Tiere auftreten Titus schickte zur Einweihungsfeier des Kolosseums 5000 Tiere und Domitian sowie spater Commodus beteiligten sich selbst an den Totungen Den Gipfel erreichte Trajan der 106 zur Feier des Sieges uber die Daker angeblich 11 000 Tiere in der Arena abschlachten liess Tierhetzen fanden dabei sowohl als Begleitprogramm einer Gladiatur Gladiatorenkampf als auch unabhangig davon statt nbsp Kampf gegen einen Baren nbsp Votivgabe aus Germania inferior fur den Jagderfolg innerhalb von nur sechs Monaten 50 Baren zu fangenDer Verbrauch an wilden Tieren war hoch und trug zu deren Aussterben bei Im Romisch Germanischen Museum in Koln wird ein Votivstein gezeigt mit dem sich der Centurio Quintus Tarquitius bei der Jagdgottin Diana dafur bedankt dass es ihm gelungen sei innerhalb eines halben Jahres funfzig Baren einzufangen 1 Mit dem Aufkommen des Christentums verloren die Tierhetzen an Bedeutung Zwar feierte Probus seinen Triumph noch 281 mit der Totung von rund 600 Tieren doch 325 erliess Konstantin der Grosse das erste Edikt gegen die Tierhetzen Zwar zogerte die Politik lange dieses und andere folgende Gesetze gegen den Widerstand des Volkes durchzusetzen noch 404 wurde angeblich ein Monch der gegen die Abhaltung der Spiele protestierte gesteinigt doch der Zusammenbruch des Westromischen Reiches wahrend der Volkerwanderung die daraus folgende allgemeine wirtschaftliche Not und das mehr und mehr aufkommende Christentum liessen die Veranstaltung von Tierhetzen langsam zu einer Randerscheinung werden Dennoch waren sie neben den Wagenrennen ludi circenses bis ins 6 Jahrhundert wichtige offentliche Ereignisse die vor allem der Selbstdarstellung der Herrschenden dienen sollten In Rom selbst fand die letzte bekannte Tierhatz 523 unter Theoderich dem Grossen statt die letzten Wagenrennen sind dort fur das Jahr 550 bezeugt Im weiterbestehenden Ostteil des Reiches kamen Tierhetzen und Gladiatorenkampfe ebenfalls zunehmend aus der Mode die Wagenrennen dagegen blieben bis weit in die mittelbyzantinische Zeit hinein sehr popular Das Geschehen in der Arena BearbeitenDie erste uberlieferte Tierhetze fand 186 v Chr statt als Marcus Fulvius Nobilior Tiere zu einer Triumphfeier aufeinanderhetzte Diese Idee stammte aus dem alten Griechenland wo diese Form der Unterhaltung bereits bekannt war Der Unterhaltungscharakter steht aber gegenuber der politischen Bedeutung der Spiele hintan Die patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen fuhrten zu einem regelrechten Wetteifer um die Gunst der niederen Burger So verschuldeten sich die Veranstalter wie zum Beispiel die Magistrate insbesondere seit dem 2 Jahrhundert teils in ruinoser Weise um in der Popularitat der Offentlichkeit die genau die Zahlungsbereitschaft der einzelnen Veranstalter unterschied aufzusteigen Durch die Beliebtheitssteigerung konnte der Magistrat in der Karriereleiter zum Beispiel zum Prator oder sogar zum Konsul aufsteigen Durch die dann zu erzielenden Mehreinnahmen erfolgte sozusagen die Refinanzierung nbsp Kampf eines Gladiators gegen einen Keiler Romisch Germanisches Museum KolnDie Romer fanden daran Gefallen und liessen die Tierhetzen zunachst im Circus Maximus austragen verlagerten sie aber spater in Amphitheater wie das Kolosseum Auch in zahlreichen kleineren Stadten wurden derartige Spiele von lokalen Wohltatern Euergeten veranstaltet in der Spatantike allerdings kam dies dann nur noch dem Kaiser und hohen staatlichen Wurdentragern zu und die Veranstaltungen wurden nun nur noch in den grossten und wichtigsten Orten abgehalten Die Vorstellungsarten waren mannigfaltig Neben dem ursprunglichen Kampf Tier gegen Tier kamen zunachst Dompteurvorstellungen und Zurschaustellungen von in irgendeiner Weise besonderen Tieren wie im heutigen Zirkus ins Spiel Charakteristisch war aber trotz allem eine gerechte Ausstattung von Gegnern So wurden die Kampfer mit Waffen ausgestattet die der gegnerischen Waffenausstattung gleichwertig in ihren Vor und Nachteilen war Sueton berichtet dass Gaius Iulius Caesar Tierhetzen veranstaltete die funf Tage andauerten und mit einem Gefecht beendet wurden in dem sich zwei Abteilungen von je funfhundert Mann zu Fuss zwanzig Elefanten und dreihundert Reitern gegenuberstanden 2 In der spaten Republik und in der Kaiserzeit kamen dann auch organisierte Jagden auf so liess Nero etwa Elitekavalleristen gegen hunderte Baren und Lowen vorgehen Zuletzt und spater immer beliebter gab es noch die Hinrichtungsart Damnatio ad bestias bei der die Verurteilten durch Tiere wie Lowen oder Elefanten getotet wurden Spater wurden parallel zu den Gladiatorenspielen auch Kriegsgefangene in die Arenen und damit in den Tod geschickt Allerdings gab es wie bei den Gladiatoren auch hier Freiwillige die sich durch den Kampf mit wilden Tieren Prestigegewinn erhofften Literatur BearbeitenAlan Baker Gladiatoren Kampfspiele auf Leben und Tod Goldmann Munchen 2002 ISBN 3 442 15157 0 Frank Bernstein Ludi publici Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung der offentlichen Spiele im republikanischen Rom Historia Einzelschriften Band 119 Steiner Stuttgart 1998 ISBN 3 515 07301 9 Dissertation Universitat Duisburg 1993 1994 Egon Flaig Ritualisierte Politik Zeichen Gesten und Herrschaft im Alten Rom Historische Semantik Band 1 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 2003 ISBN 3 525 36700 7 Marcus Junkelmann Das Spiel mit dem Tod So kampften Roms Gladiatoren Antike Welt Sonderheft Zaberns Bildbande zur Archaologie von Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2563 0 Eckart Kohne Hrsg Gladiatoren und Caesaren die Macht der Unterhaltung im antiken Rom von Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2614 9 Fik Meijer Gladiatoren Das Spiel um Leben und Tod Artemis und Winkler Dusseldorf u a 2004 ISBN 3 7608 2303 3 Paul Veyne Brot und Spiele Gesellschaftliche Macht und politische Herrschaft in der Antike Theorie und Gesellschaft Band 11 Campus Verlag u a Frankfurt am Main u a 1988 ISBN 3 593 33964 1 Thomas Wiedemann Kaiser und Gladiatoren die Macht der Spiele im antiken Rom Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2001 ISBN 3 534 14473 2 Einzelnachweise Bearbeiten Marcus Nenninger Die Romer und der Wald Untersuchungen zum Umgang mit einem Naturraum am Beispiel der romischen Nordwestprovinzen Franz Steiner Wiesbaden 1997 S 35 Suetonius De Vita Caesarum Divus Julius Absatz 39 Satz 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tierhetzen im Romischen Reich amp oldid 230349082