Die Herren von Sternberg waren ein fränkisches Adelsgeschlecht, welches eine Nebenlinie der Grafen von Henneberg war. Diese hatte ihren Sitz auf der Burg Sternberg in Sternberg im Grabfeld (an deren Stelle später das Schloss Sternberg erbaut wurde) und war einer von mehreren Familienästen, die gemeinsam nach ihrem Stammvater Poppo II. als „Popponische Linien“ bezeichnet wurden. Sie führten nicht den Grafentitel und hatten auch ein eigenes Wappen.
Die Linie der Herren von Sternberg ging aus der Linie der Herren von Irmelshausen hervor und erlosch in männlicher Linie bereits in der zweiten Generation im Jahre 1287.
Geschichte Bearbeiten
Ursprung Bearbeiten
Der Henneberger Poppo II. († 1118), jüngerer Bruder des regierenden Grafen Godebold II. von Henneberg († 1144), war der Stammvater der nach ihm benannten „Popponischen Linie“. Poppo II. hatte folgende drei Söhne, welche jeweils die nach ihrem Stammsitz benannten Linien gründeten:
- Poppo III. von Irmelshausen (* vor 1131; † 1160)
- Ludwig I. von Lengsfeld (1137–1164), von Frankenstein (* vor 1131; † nach 1164)
- Gotebold III. von Wasungen (* 1107; † nach 1164)
Poppo III. nahm seinen Sitz auf der Burg in Irmelshausen bei Höchheim im Grabfeld und nannte sich nach dieser „Poppo III. von Irmelshausen“. Er hatte folgende drei Söhne:
- Heinrich I. von Irmelshausen (1156–1160), von Lichtenberg (1161–1165), von Henneberg (1161), († 1167)
- Poppo V. von Irmelshausen, von Lichtenberg (1168–1179), († 1199)
- Gotebold IV. von Lichtenberg (1168–1176), von Irmelshausen-Habesberg (1169) († nach 1187)
Nachdem der älteste Sohn Heinrich I. um 1156 bereits eine eigene Linie begründet hatte, welche er nach dem Stammsitz als „Herren von Lichtenberg“ bezeichnete, ging die Stammburg in Irmelshausen wahrscheinlich auf den zweiten Sohn Poppo V. über. Nach dem Tod von Heinrich I. im Jahr 1167 bezeichneten sich auch seine beiden jüngeren Brüder Poppo V. und Gotebold IV. als „Herren von Lichtenberg“.
Poppo V. nannte sich 1179 das letzte Mal nach Lichtenberg. Danach hat er vermutlich seinen Sitz nach Irmelshausen verlegt, nach dem er sich in Urkunden aus den Jahren 1179, 1186 und 1194 nannte.
Entwicklung des Hauses Bearbeiten
Poppos V. Sohn Heinrich II. von Sternberg († 1228) tauchte im Jahre 1199 gemeinsam mit seinem Vater in einer Urkunde des Hochstifts Eichstätt auf. Er erschien in der Urkunde als Vasall der Eichstätter Kirche, die die Markgrafen von Schweinfurt in der Gegend um Königshofen im Grabfeld beerbt hatte.
Heinrich II. hatte das Gebiet um Sternberg im Grabfeld (bei Sulzdorf an der Lederhecke) vom Hochstift Eichstätt als Lehen erhalten. Er ließ die Burg Sternberg an der Stelle des heutigen Schlosses Sternberg erbauen und verlegte, wahrscheinlich weil Irmelshausen kein freies Eigen, sondern nur Lehensbesitz war, seinen Sitz spätestens 1199 dorthin. Heinrich II. war somit Begründer der Linie der „Herren von Sternberg“. Heinrich II. fiel im Jahre 1228 in der Schlacht bei Metzels im Kampf gegen Poppo VII. von Henneberg († 1245) aus der Goteboldischen Linie.
Aus der Ehe seines Sohnes Albert († zw. 1253 und 1255) mit Mechthild von Trimberg ging nur eine Tochter namens Lukardis von Sternberg († 1312) hervor, welche mit Heinrich III. von Frankenstein († 1297) aus einer anderen Popponischen Linie verheiratet war.
Die anderen Söhne Henrichs II., namens Berthold II. († 1287), Hermann († zw. 1277 und 1278) und Heinrich III. († 1279) schlugen eine geistliche Laufbahn ein und traten zusammen in das Würzburger Domkapitel ein. Während Berthold als Berthold II. Bischof von Würzburg war, wurde Herrmann später Propst des Kollegialstiftes Neumünster in Würzburg und Heinrich Dompropst in Bamberg. Die Tochter Sophia († 1262) war Nonne im Kloster Wechterswinkel.
Aus diesem Geschlecht stammt auch Bischof Konrad II. von Worms († 1192), der das Westwerk des Wormser Domes erbauen ließ und die Kathedrale 1181 weihte.
Erlöschen Bearbeiten
Schon bald nach dem Tode des letzten Stammhalters Albert von Sternberg erreichte der älteste Sohn von Poppo VII. von Henneberg, Graf Heinrich III. von Henneberg († 1262), durch Vermittlung des Grafen Adalbert von Dillingen im Jahr 1255 die Belehnung mit den eichstättischen Lehen der Sternberger Linie, darunter Sternberg im Grabfeld. Mit Berthold II. starb die Linie Sternberg der Henneberger im Jahr 1287 in männlicher Linie aus.
Ministerialenfamilie von Sternberg Bearbeiten
Die Burg Sternberg wurde ab 1297 durch Beamte (Ministeriale) der Henneberger verwaltet, die sich nach ihr ebenfalls „von Sternberg“ benannten und ab 1317 auch mit der Burg Callenberg bei Coburg belehnt wurden; ferner erbauten sie das Sternbergschloss Meeder. Die Burg Sternberg wurde von den Hennebergern 1354 an das Hochstift Würzburg verkauft, die sie an mehrere Lehnsnehmer vergab, sodass eine Ganerbenburg entstand. Diese zweite, niederadlige Familie von Sternberg erlosch 1588. Callenberg und Meeder fielen daraufhin an den Landesherrn Johann Casimir von Sachsen-Coburg.
Stammliste Bearbeiten
Popponische Nebenlinien von Irmelshausen, von Lichtenberg und von Sternberg Bearbeiten
Literatur Bearbeiten
- Eckhart Leisering: Acta sunt hec Dresdene – die Ersterwähnung Dresdens in der Urkunde vom 31. März 1206, Sächsisches Staatsarchiv, Mitteldeutscher Verlag (mdv), Halle/Saale und Dresden 2005, Seiten 96, ISBN 978-3-89812-320-4. Erläuterungen zum Ort Sternberg im Grabfeld und zu Henricus et Albertus fratres de Sterenberc, S. 13/78–79.
Weblinks Bearbeiten
Siehe auch Bearbeiten
- Grafen von Sternberg, Grafengeschlecht in Kärnten (erloschen 1329, beerbt durch die Grafen von Ortenburg bzw. Grafen von Cilli)
- Grafschaft Sternberg, mittelalterliche und frühneuzeitliche Grafschaft in Ostwestfalen, Nebenlinie der Grafen von Schwalenberg
- Sternberg (böhmisches Adelsgeschlecht), Grafenhaus in Böhmen und Mähren
Einzelnachweise Bearbeiten
- Sternberg ist auch der Name zweier nicht verwandter Grafengeschlechter, siehe dazu Sternberg (böhmisches Adelsgeschlecht) und Grafen von Sternberg
- Metzels im Rhönlexikon
- Johannes Simon: Stand und Herkunft der oberrheinischen Bischöfe der Mainzer Kirchenprovinz im Mittelalter, 1908, S. 19; (Ausschnittscan)
- ↑ Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln, Neue Folge, Band XVI., Tafel 144, Verlag: Vittorio Klostermann, Frankfurt a. M. 1995, ISBN 3-465-02741-8
- Wilhelm Engel: Berthold von Sternberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 159 (Digitalisat).
- Franz Xaver von Wegele: Berthold. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 531–534.