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Der Staller ist eine historische Amtsbezeichnung in den Landschaften Eiderstedt und Nordstrand im Herzogtum Schleswig Der Staller war der oberste landesherrliche Beamte entsprechend einem Amtmann Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Geschichte 2 1 Eiderstedt 2 2 Nordstrand 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenDer Begriff Staller leitet sich von Installieren in der Bedeutung in ein Amt einsetzen 1 oder dessen deutschem Aquivalent Bestallung ab In einer anderen Deutung ist Staller eine nordfriesische Form des Wortes Statthalter 2 Geschichte BearbeitenLaut Anton Heimreichs Nordfriesischer Chronik existierte das Amt des Stallers bereits um 1350 zunachst wohl fur die gesamten Uthlande 3 Als der danische Konig Waldemar IV Atterdag 1359 die Wiedingharde besiegte setzte er dort Waldemar Zappy als Staller ein Auch in den anderen Harden der Uthlande setzte er Aufsichtsbeamte ein wobei er wohl auf die Mitglieder der fuhrenden Geschlechter zuruckgriff 4 Der erste namentlich erwahnte Staller von Strand Ingmar bekampfte die Wogemanner die der Eiderstedter Staller Ove Hering schliesslich 1370 besiegte Anders als die von der einheimischen Bevolkerung aus ihrer Mitte gewahlten Lehns oder Ratsmanner der gemeinsamen Landschaftsversammlung war der Staller ein landesherrlicher Beamter der vom danischen Konig bzw von 1544 bis 1713 vom Herzog von Schleswig Holstein Gottorf eingesetzt wurde Im sogenannten Stallerprivileg von 1552 1571 das 1590 bestatigt wurde sind seine Pflichten und Befugnisse festgelegt Demnach durfte nur ein nichtadliger Einheimischer das Amt ausuben 5 Der Ernennung durch den Landesherrn ging dabei das Vorschlagsrecht der Landschaft voraus Die Ratsmanner durften sechs Kandidaten prasentieren hatten jedoch keinen Einfluss auf die Wahl des Landesherrn Der Staller besass die Oberaufsicht uber alle kirchlichen und kommunalen Gremien und das Visitationsrecht zusammen mit dem Propst Ihm unterstanden die Landschaftsversammlung die Justiz und die Aufsicht uber die Instandhaltung der Deiche letzteres haufig in Konkurrenz zu Deichgrafen oder auch in Personalunion Unterstutzt wurde er vom Landschreiber und vom Pfennigmeister Mit der Einfuhrung des Preussischen Landrechts in der Provinz Schleswig Holstein 1866 verschwand das Amt des Staller Eiderstedt Bearbeiten Bis zur Vereinigung zur Landschaft Eiderstedt hatten die Dreilande zwei Staller einen fur Eiderstedt und einen fur Everschop und Utholm Seit 1462 gab es einen gemeinsamen Staller wobei das Amt uber mehr als 100 Jahre fast ausschliesslich bei einer einheimischen Familie blieb 6 Der Staller residierte meist in Tonning spater in Garding Bedeutendester Eiderstedter Staller war seit 1578 der furstliche Rat Caspar Hoyer der zwischen 1591 und 1594 das nach ihm benannte Herrenhaus Hoyersworth bei Oldenswort errichten liess Unter seiner Verwaltung erlebte die Landschaft einen wirtschaftlichen Aufschwung und Tonning und Garding erhielten Stadtrechte Sein Nachfolger war sein Sohn Hermann Hoyer Seit dieser Zeit waren die Staller meist Adlige oder verdiente Hofbeamte die von ausserhalb in die Landschaft kamen wie Samuel Rachel der 1680 1684 und 1689 1691 das Amt innehatte Nicht selten wurden sie vom Landesherrn eingesetzt ohne dass die Landschaft ihr Vorschlagsrecht ausuben konnte In den Streitigkeiten zwischen Herzog und Konig erkaufte sich die Landschaft 1702 das Recht einen einheimischen Staller einzusetzen Der auf diese Weise ins Amt gelangte Ove Lorenz starb jedoch schon 1704 7 1736 wurde zusatzlich zum Staller in Eiderstedt das Amt eines Oberstaller geschaffen der in Husum residieren und gleichzeitig die Amter Schwabstedt und Husum verwalten sollte 8 Nordstrand Bearbeiten Auf der Insel Strand residierte der Staller vor 1634 in Gaikebull 9 Auch hier befand sich das Amt uber Jahrhunderte fast ausschliesslich in der Hand einer Familie Bis ins 16 Jahrhundert waren fast alle Nachkommen des um 1350 erwahnten Ingmars Sie besassen Privilegien wie Steuerfreiheit die sie dem Dienstadel gleichstellten 10 Bekannt ist Laurens Leve der fast 50 Jahre lang Staller gewesen war und in die Ritterschaft aufgenommen wurde 1495 wurde er wegen Amtsmissbrauch und unrechtmassiger Bereicherung seines Amtes enthoben 11 Mit seinem Vermogen unterstutzte er die Herausgabe des ersten Buchs in Schleswig Holstein des Missale Slesvicense des Lubecker Druckers Steffen Arndes 12 Nach der Burchardiflut von 1634 verliess der letzte Staller August von Bestenbrostel 1647 die Insel Der Landschreiber Baltzer Novock ubernahm kommissarisch die Aufgaben des Stallers 13 1655 wurden Pellworm und die Halligen dem Husumer Amtmann unterstellt Seit dem Oktroy von 1652 war der Staller von Nordstrand kein obrigkeitlicher Beamter mehr sondern ein Jurist der von den Hauptpartizipanten als deren Vertreter gewahlt wurde Der Oktroynehmer Quirinus Indervelden fuhrte das Amt des Stallers jedoch nur kommissarisch weil ihm das obligatorische Jurastudium fehlte 14 Nomineller Amtsinhaber war seit 1656 sein Sohn Franziskus Indervelden der das Amt des Oberstallers und Deichgrafen erst nach dem Tod seines Vaters offiziell ubernahm Der Enkel Quirinus Franziskus Indervelden ging 1746 in Konkurs Nach 1760 ubernahmen wieder einheimische Juristen das Amt 15 Literatur BearbeitenJohann Friedrich Camerer Vermischte historisch politische Nachrichten in Briefen von einigen merkwurdigen Gegenden der Herzogthumer Schlesswig und Hollstein ihrer naturlichen Geschichte und anderen seltenen Alterthumern Band 1 Korte 1758 S 1 9 324 ff 337 ff 381 ff archive org P W Cornils Die Communal Verfassung in der Landschaft Eiderstedt 1841 Albert Panten Uber die verfassungs und sozialgeschichtliche Bedeutung Nordfriesischer Hauptlings und Adelsgeschlechter vom 14 bis zum 16 Jahrhundert PDF In Hubertus Menke Die Niederlande und der europaische Nordosten ein Jahrtausend weitraumiger Beziehungen 700 1700 Neumunster 1992 S 249 260 abgerufen am 18 Juni 2015 Claus Paulsen Kurze Darstellung der Staller auf dem alten Strand und der spateren Insel Nordstrand In Familienkundliches Jahrbuch Schleswig Holstein Band 40 2001 S 5 11 Einzelnachweise Bearbeiten installieren In Digitales Worterbuch der deutschen Sprache Abgerufen am 30 Oktober 2019 E C Kruse Uber den Ursprung des Stalleramtes und die Etymologie des Namens Staller In Schleswig Holsteinische Provinzialberichte 8 1794 S 347 352 S 350 Anton Heimreich Nordfresische Chronik Auflage von 1819 1 Band S 325 Panten Nordfriesische Hauptlings und Adelsgeschlechter siehe Literatur S 254 Kersten Kruger Die landschaftliche Verfassung Nordelbiens in der fruhen Neuzeit Ein besonderer Typ politischer Partizipation In Ders Formung der fruhen Moderne ausgewahlte Aufsatze Munster 2005 S 199 225 S 208 Hans Ditmar Frederik Feddersen Beschreibung der Landschaft Eiderstedt Altona 1853 S 46 48 Hans Ditmar Frederik Feddersen Beschreibung der Landschaft Eiderstedt Altona 1853 S 52 P W Cornils Die Communal Verfassung in der Landschaft Eiderstedt 1841 S 92 Malte Bischoff Die Amtleute des Herzogs Friedrich III von Schleswig Holstein Gottorf Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig Holsteins 105 106 Neumunster 1993 S 272 Panten Nordfriesische Hauptlings und Adelsgeschlechter siehe Literatur S 255 Panten Nordfriesische Hauptlings und Adelsgeschlechter siehe Literatur S 257 Dieter Lohmeier Leve Levens Levenssen Laurens Laurentius gest 1508 Staller von Nordstrand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck 9 1991 S 204 206 Anton Heimreich Nordfriesische Chronik 3 Auflage 1819 von Nikolaus Falck Band 2 S 36 Dieter Lohmeier Indervelden Quirinus Christian In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck 10 1994 S 185 187 S 186 Karl Kuenz Nordstrand nach 1634 Die wiedereingedeichte nordfriesische Insel Singen 1978 S 49 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Staller Beamter amp oldid 232159169