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Die Stadtkirche St Jakobus ist eine evangelische Pfarrkirche in Brackenheim im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg Die Kirche ist mittelalterlichen Ursprungs und erhielt bis zum Jahr 1500 durch mehrfache Erweiterungen im Wesentlichen ihre heutige Form Die Kirche besitzt mit ihren drei historischen Turmglocken eines der altesten Lautwerke in Baden Wurttemberg Blick durch die Kirchstrasse zum Turm der Stadtkirche St Jakobus in Brackenheim Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Kanzel 3 2 Heiliges Grab 3 3 Bildnisse 3 4 Altar und Taufstein 3 5 Emporen und Orgel 3 6 Glasmalerei 4 Glocken 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Brackenheim um 1640 die machtige Stadtkirche uberragt die Gebaude der Stadt nbsp Innenansicht vor der Erneuerung 1963Die Ursprunge der Brackenheimer Stadtkirche liegen im Dunkeln Einer urkundlich nicht weiter belegten Chroniknotiz von 1634 zufolge soll Konig Konrad I im Jahr 914 eine Kirche zu Ehren des Apostels Jakob gestiftet haben um die herum sich der Ort Brackenheim entwickelt haben soll Die neuere Forschung geht jedoch eher davon aus dass die Kirche auf eine von einer Burgerstiftung um 1100 gestiftete Kapelle zuruckgeht die als Pilgerstation in Zusammenhang mit den beginnenden Wallfahrten zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela steht Um 1300 wurde anstelle dieser wohl durch kriegerische Handlungen abgebrannten Kapelle von der Burgerschaft eine gotische Chorturmkirche erbaut die 1389 erstmals erwahnt wurde und bis 1500 mehrere Erweiterungen und Umbauten erfuhr wodurch sie im Wesentlichen ihre heutige Form erhielt Nach dem Anbau einer Sakristei im Jahr 1509 wurde die Kirche im Folgejahr Pfarrkirche der Stadt und ersetzte in dieser Funktion die bisher als Pfarrkirche genutzte auf dem Friedhof ausserhalb der Stadt befindliche Johanniskirche Im Jahre 1512 wurde in die Kirche eine Pradikatur gestiftet 1 Zur Zeit der Reformation predigte Konrad Sam in Brackenheim der damit von etwa 1519 bis 1524 in Brackenheim die erste evangelische Reformationsgemeinde in Altwurttemberg betreute Sam musste Brackenheim 1524 verlassen wodurch kurzfristig nochmals altglaubige Prediger in Brackenheim zum Zuge kamen bevor 1534 die Reformation in Wurttemberg vollends vollzogen wurde 1536 wurde Brackenheim Sitz eines Dekanats In jener Zeit wurde die ursprunglich wohl ganz mit Wandgemalden ausgemalte Kirche ubertuncht um 1540 entfernte man aus denselben reformatorischen Bestrebungen heraus auch die einst vorhandenen Nebenaltare Der historische Hochaltar der Kirche war dem Hl Jakobus geweiht und wurde von der Kirchengemeinde 1880 an das Wurttembergische Landesmuseum verkauft Mit der Reformation und der Abschaffung verschiedener liturgischer Handlungen wurde die Zahl der Pfarrstellen von funf auf zwei reduziert Uber enge Verbindungen zur Universitat Tubingen wurden die Pfarrer und Diakonstellen in Brackenheim zumeist mit gebildeten Tubinger Theologen besetzt die meist nur fur einige Jahre in Brackenheim waren bevor sie zu hoheren Stellen berufen wurden Andreas Grammer Pfarrer 1568 1582 war spater Generalsuperintendent in Denkendorf und Bebenhausen Erhard Weinmann Pfarrer 1608 1620 wurde Hofprediger und Konsistorialrat in Stuttgart Johann Melchior Nicolai Pfarrer 1635 1659 wurde Generalsuperintendent in Denkendorf sowie Abt im Kloster Blaubeuren und im Kloster Maulbronn Christian Gottlob Moser Pfarrer 1834 1839 wurde Generalsuperintendent in Tubingen und Gustav Petzold Pfarrer 1894 1910 wurde Ehrenvorsitzender des Deutschen Kirchengesangvereins Aus der Reihe der zweiten Pfarrer sind Karl Heinrich Paret zweiter Pfarrer 1849 1858 der als Schriftsteller in Erscheinung trat und Karl Eugen Rieker zweiter Pfarrer 1884 1890 spaterer Professor fur Kirchenrecht in Erlangen zu nennen Den Stadtbrand von 1691 hat die Kirche als einziges Gebaude im Brandgebiet nahezu unbeschadet uberstanden 1716 stiftete das stadtische Spital eine neue Kirchenorgel deren Orgelprospekt sich bis heute erhalten hat Nach umfangreichen Renovierungen in den Jahren 1813 und 1914 Architekt Martin Elsaesser fand 1964 eine weitere grundlegende Renovierung der Kirche unter der Leitung von Oberbaurat Klaus Ehrlich statt Dabei wurden unter anderem einige mittelalterliche Fresken freigelegt die schmalen gotischen Fenster an der Sudwand entdeckt und freigelegt der zwischenzeitlich veranderte Chorbogen gotisch umgestaltet neues Gestuhl und eine neue Empore eingebaut ein neuer Altar und ein neuer Taufstein aufgestellt sowie ein neues Orgelwerk in die alte Orgel eingebaut und die gesamte Ausstattung von einer Quer zu einer Langskirche neu angeordnet 2012 fand eine neuerliche Sanierung der Kirche statt deren Schwerpunkte auf der Erneuerung von marodem Mauerwerk am Turm sowie auf der Renovierung des Dachstuhls lagen Beschreibung BearbeitenArchitektur Bearbeiten nbsp Blick zum Chor nbsp Blick zur OrgelDie Stadtkirche ist eine Chorturmkirche im Stil der spaten Gotik Der nach Osten ausgerichtete Chor befindet sich im Untergeschoss des 52 Meter hohen Kirchturms und hat eine quadratische Grundflache von 5 85 5 85 Meter Der Chor ist von einem steinernen Kreuzrippengewolbe mit vier Rippen und kunstfertigem Schlussstein uberspannt Der Kirchturm geht in seiner ausseren Gestalt von dem quadratischen Unterbau zu einem achteckigen Aufbau uber und wird von einer achteckigen schieferverkleideten Dachpyramide bekront Nordlich am Turm befindet sich ein altes rundes am Turm hinauffuhrendes Treppenhaus sowie die 1509 erganzte Sakristei mit gotischem Netzgewolbe Uber einen verhaltnismassig niedrigen gotischen Chorbogen offnet sich der Chor hin zum Kirchenschiff das etwa 12 5 25 6 Meter misst Das Kirchenschiff wurde ausgehend von dem ersten Chorturmkirchenbau wohl zu Beginn des 17 Jahrhunderts nach Norden und Westen erweitert und ist daher nicht symmetrisch zum Chor Es wird von einem historischen holzernen mit Blumenranken bemalten Tonnengewolbe uberspannt Auffallend sind die unterschiedlich grossen Fenster in der sudlichen Seitenwand Generell sind die grossen Seitenfenster der Kirche jungeren Datums die beiden zusatzlichen kleinen Fenster in der Sudfassade sind alter waren aber zeitweise vermauert und wurden erst 1964 wieder geoffnet nbsp Fresken an der Nordwand nbsp Kanzel in der Sudostecke daneben gotisches Fenster mit bemalter FensterleibungAusstattung Bearbeiten nbsp Kruzifix nbsp Heiliges Grab an der Nordwand nbsp Unterseite des Schalldeckels der KanzelKanzel Bearbeiten In der Sudostecke neben dem Chorbogen steht seit der Kirchenrenovierung 1963 64 eine Renaissance Kanzel Bis dahin hatte sie seit dem hundertjahrigen Reformationsjubilaum 1617 ihren Platz an der Sudwand zwischen den beiden grossen Fenstern und war raumlich wie liturgisch der Mittelpunkt des Parterregestuhls und der Emporen des als Querkirche gestalteten Kirchenraums 2 Der Kanzelkorb ist mit den Bildnissen der Evangelisten verziert der auf der Oberseite reich plastisch verzierte Schalldeckel ist auf der Unterseite mit Bildnissen der Propheten bemalt und mit Spruchen in funf Sprachen deutsch lateinisch griechisch aramaisch und hebraisch versehen Heiliges Grab Bearbeiten Das Heilige Grab in einer Nische an der Nordwand stammt aus der Zeit der spaten Gotik Der uberlebensgrosse Leichnam wurde gemass einer Inschrift 1464 geschaffen und ist als Halbreliefplastik auf einem Sarkophag ruhend dargestellt wahrend die ublichen Assistenzfiguren als Fresken an die Ruckwand der Nische und an der Kirchenwand uber der Nischenbekronung aufgemalt sind Die Nische wird von Blendmasswerk bekront ebensolches verziert auch am unteren Abschluss den Sarkophag Bildnisse Bearbeiten An der Sudwand der Kirche sind zwischen den Fenstern zwei grosse geschnitzte Tafeln im Stil von Epitaphien aufgehangt eine davon am fruheren Platz der Kanzel die 1630 von Herzogin Barbara Sophie der Witwe Herzog Johann Friedrichs und geborene Prinzessin von Brandenburg gestiftet wurden Die Tafeln zeigen oben jeweils das wurttembergische Wappen und unten das brandenburgische In der Mitte sind beide Tafeln jeweils mit sechs reliefplastisch gearbeiteten Passionsdarstellungen versehen An der Nordwand des Chores ist ein historisches Gemalde aus dem 17 Jahrhundert mit der Szene von der Taufe Jesu aufgehangt Neben den Malereien am Heiligen Grab sind auch an weiteren Stellen der Nordwand historische Fresken erhalten Auch bei der Offnung der gotischen Fenster an der Sudwand konnten in den Fensterleibungen sehr alte Malereien aufgefunden und erhalten werden Altar und Taufstein Bearbeiten Altar und Taufstein sind aus Kalkeisentuff gefertigt und wurden bei der Renovierung 1964 beschafft Das holzerne Kruzifix am Altar stammt aus der Zeit um 1510 20 und kommt aus der Werkstatt von Hans Seyfer Zum Kirchenschatz zahlt auch noch ein historisches Taufgeschirr aus Schale und Kanne aus dem 17 Jahrhundert das auch bei der Taufe von Theodor Heuss am 9 Marz 1884 zum Einsatz kam Ebenso zum Kirchenschatz zahlen ein renaissancezeitlicher Sakristeischrank Emporen und Orgel Bearbeiten An der westlichen Giebelseite und an der nordlichen Seitenwand ist eine umlaufende Empore eingezogen auf deren westlichem Teil die Orgel aufgestellt ist Die Orgel auf der Westempore entstand ursprunglich 1716 bei Johann Michael Schmahl in Heilbronn Die Orgel war einst auf einer heute nicht mehr vorhandenen machtigen Empore quer uber den Chorbogen aufgestellt Nach mehreren Orgelumbauten erhielt die Orgel bei der Kirchenrenovierung 1964 ein neues Orgelwerk und kam an ihren heutigen Standort Glasmalerei Bearbeiten Die Fenster der Kirche wurden grosstenteils bei der Renovierung von 1964 erneuert die kunstlerische Konzeption sowie Chor und Sudfenster neutestamentliche Szenen Bergpredigt stammen vom Stuttgarter Kunstmaler Wolf Dieter Kohler Einige Fenster sind alterer Herkunft Das schlanke Fenster im Chor ist eine Stiftung der Familie des Stadtschultheissen Wendel und wurde 1916 von Franz Heinrich Gref entworfen und in der Stuttgarter Glasmalerei Saile gefertigt Es stellt die Berufung von Jakobus und Johannes sowie die Verklarung und Auferstehung Christi dar auch das Sakristeifenster Anbetung der Konige stammt vom gleichen Kunstler Bernhard Huber schuf 2017 drei Fenster Tympanon Eingangsportal zwei Rundfenster nbsp Passionsdarstellungen von einer der Stiftertafeln nbsp Gemalde von der Chor Nordwand nbsp Detail vom ChorfensterGlocken BearbeitenDas Lautwerk der Kirche besteht aus drei historischen Bronzeglocken Die alteste der Glocken ist die Kreuz und Schiedglocke aus dem 13 Jahrhundert sie tragt die Inschrift Me resonante pia populi memor esto Maria Thomas me fecit Trev Gegossen wurde sie gemass ihrer Inschrift bei einem Glockengiesser Thomas in Trier Die Glocke mit dem Nominalton as hat einen Durchmesser von 98 4 cm und ein Gewicht von 575 kg Nur wenig junger ist die um 1300 gegossene Taufglocke die mit den Namen der vier Evangelisten beschriftet ist MATHEVS IOHANNES LVCAS MARCVS Die Glocke mit dem Nominalton des hat einen Durchmesser von 72 6 cm und ein Gewicht von 242 kg Die jungste der drei Glocken die Bet bzw Vaterunserglocke wurde 1497 bei Bernhard Lachmann in Heilbronn gegossen Sie tragt die Inschrift Osanna heis ich in unser Frauen Er leut ich Bernhart Lachaman gos mich an o dm 1497 Die Glocke mit dem Nominalton f hat einen Durchmesser von 119 6 cm und ein Gewicht von 1028 kg Die grosste der Glocken musste zwar im Zweiten Weltkrieg zu Rustungszwecken abgeliefert werden kehrte jedoch nach Kriegsende nach Brackenheim zuruck Alle drei Glocken wurden 1970 runderneuert 3 Einzelnachweise Bearbeiten Matthias Figel Der reformatorische Predigtgottesdienst Eine liturgiegeschichtliche Untersuchung zu den Ursprungen und Anfangen des evangelischen Gottesdienstes in Wurttemberg Epfendorf Neckar 2013 S 189 195 Liste Die Pradikaturen in Wurttemberg vor der Reformation Ulrich Zimmermann Die Predigtkirche und die Querkirche Protestantischer Kirchenbau in Wurttemberg Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen Neulingen 2023 S 81 239 247 274 ISBN 978 3 949763 29 8 Norbert Jung hilf got vnd maria Beitrage zur Glockengeschichte des Stadt und Landkreises Heilbronn Heilbronn 2008 S 20 21 Literatur BearbeitenGerhard Assfahl Die Stadtkirche St Jakobus in Brackenheim Kirchenfuhrer o J Gerhard Assfahl Die Kirchen In Heimatbuch der Stadt Brackenheim und ihrer Stadtteile Stadt Brackenheim Brackenheim 1980 Kleiner Kirchenfuhrer durch die Jakobus Stadtkirche Brackenheim 2007 Heinz Rall Historische Kirchen im Zabergau und Umgebung Zabergauverein und Verein fur Kirche und Kunst 2003 S 14 15 Gisela Probst Sepulchrum Domini in Brackenheim Zu Typen und Funktionen sudwestdeutscher Heiliger Graber im Spatmittelalter in Die mittelalterlichen Wandmalereien zwischen Rhein Neckar und Enz Heimatverein Kraichgau Sonderveroffentlichung 35 Ubstadt Weiher 2011 S 77 94 Julius Fekete Kunst und Kulturdenkmale in Stadt und Landkreis Heilbronn 2 Auflage Theiss Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1662 2 S 119 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche St Jakobus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Evangelischen Kirchengemeinde Brackenheim49 079021 9 066277 Koordinaten 49 4 44 5 N 9 3 58 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche St Jakobus Brackenheim amp oldid 236818182