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Die Stadtbefestigung in Ahrweiler einem Stadtteil von Bad Neuenahr Ahrweiler im nordlichen Rheinland Pfalz ist seit der Mitte des 13 Jahrhunderts belegt Die Erstbelege fur den Graben sind 1261 fur die Stadttore 1297 und die Mauer 1298 Die Stadtbefestigung Ahrweiler ist als Kulturdenkmal geschutzt Ahrtor in Ahrweiler Inhaltsverzeichnis 1 Stadtbefestigung 1 1 Stadtgraben 1 2 Stadtmauer 1 3 Stadttore und Wehrturme 2 Kriegszeiten 3 Die Armierung der Stadtbefestigung 4 Ende der sinnvollen Stadtbefestigung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseStadtbefestigung BearbeitenDie Altstadt von Ahrweiler wird heute noch fast vollstandig von der 1800 Meter langen Stadtmauer umfasst Vier Toranlagen geben noch immer Einlass Der Stadtgraben ist zwischen Obertor Adenbachtor und Niedertor zum Teil noch erhalten Das ummauerte innerstadtische Areal betragt ca 18 ha Neben den vier Stadttoren sind noch drei Wehrturme zu sehen Stadtgraben Bearbeiten nbsp Stadtgraben in Ahrweiler nbsp Skizze des StadtgrabensIn den altesten Stadtrechnungen Ahrweilers sind Ausgaben fur Maurerarbeiten im Faulengraben belegt Der Stadtgraben oder besser ausgedruckt die vier Stadtgraben hatten folgenden Verlauf Vom Obertor bis zum Adenbachtor reichte der Jeuchengraben vom Adenbachtor bis zum Niedertor der Weilergraben vom Niedertor bis zum Ahrtor der Faulengraben und vom Ahrtor bis zum Obertor der Bitzengraben Bitzen Jeuchen und Weilergraben haben ihren Namen nach der jeweils dort liegenden Flur Beim Faulengraben ist das fehlende Gefalle zwischen den beiden Stadttoren zu beachten Den Namen wird sich dieser Grabenteil durch sein durchweg stehendes Wasser verdient haben Die Vierteilung des Stadtgrabens hat topographische und wasserbautechnische Grunde denn Wasser lauft nicht bergauf Die Hohenpunkte in Meter uber NN der einzelnen Tore sind Obertor 106 2 Adenbachtor 109 2 Niedertor 103 7 und Ahrtor 103 9 Damit war ein einheitliches Wasserniveau des Grabens technisch nicht moglich Der von der Ahr abzweigende Bach Muhlenteich quert gleichzeitig die Stadt und den Graben Das Gewasser war der Hauptwasserspender des Stadtgrabens Der Einlauf am Obertor und der Auslauf am Niedertor waren fur die technische Ausstattung des Grabens bzw der genannten Grabenteile von ausschlaggebender Bedeutung Diese Stellen waren mit Gittertoren gegen Eindringlinge geschutzt Die einzelnen Grabenteile hatten also jeweils ein eigenes Wasserniveau Sie waren voneinander mit Sperrmauern und Klausen getrennt so dass im Bedrohungsfall die Klausen gehoben und die Grabenteile zum Muhlenteich oder zum Bitzengraben hin auslaufen konnten Hier an der tiefsten Stelle war ein Uberlauf zur Ahr hin vorhanden Nach neuesten Erkenntnissen scheint auch am Faulengraben in Hohe der Platzerstrasse ein Ablaufgraben entlang der Joerresstrasse fruher Schellengasse zum Muhlenteich hin gewesen zu sein Bei der jahrlichen Ablassung des Muhlenteiches wurde auch der Stadtgraben 14 Tage lang trockengelegt und wie der Muhlengraben ausgebessert Dabei ist anzumerken dass der Graben nur in Kriegszeiten mit Wasser gefullt war In Friedenszeiten dienten die Grabenteile als Heuwiesen ja sogar als Weingarten Stadtmauer Bearbeiten nbsp Stadtmauer von innen mit Wehrgang nbsp Stadtmauer von aussen mit Fundamentbogen und RustlochernDie 1800 Meter lange Stadtmauer steht nicht auf einem durchgehenden Fundament sondern ist auf Bogen und Pfeilern gegrundet Diese Konstruktion spart nicht nur Material sondern hat in erster Linie statische Grunde Die Mauer als Ganzes wird so elastisch und kann mogliche Erschutterungen wie Erdbeben leichter abfangen Die Pfeiler selbst ragen nur 75 bis 80 cm tief ins Erdreich Die Bogen haben eine Hohe von 50 bis 100 cm und eine Sehnenlange von 3 60 m Diese Bogen waren zunachst offen Heute sind sie notdurftig ausgemauert weil viele Anwohner dahinter ihre Keller haben Zum Schutz gegen Eindringlinge waren sie naturlich durch Gebuck gesichert Unter Gebuck verstand man undurchdringliches Gestrupp meistens mit Dornen und Stacheln versehen Bei einer Hohe von 6 bis 8 m verjungt sich der Mauerfuss bis zur Mauerkrone von unten 1 20 m auf oben 0 90 m Zwischen dem Ahrtor und dem Niedertor gibt es regelmassig wiederkehrende im Abstand von 140 150 cm Locher in der Grosse von 25 mal 30 cm in der Stadtmauer Diese Locher liegen 3 bis 3 50 m uber dem Erdboden Durch diese Rustloch genannten Locher gingen die Kragbalken Diese wiederum stutzten den auf der Mauerkrone sitzenden holzernen Wehrgang ab Diese Sonderform des Wehrganges Hurde oder Hurdengalerie genannt lasst sich mit Bestimmtheit fur den Abschnitt des Faulengrabens aber vermutlich auch fur den Bereich des Weilergrabens wo diese Rustlocher nur noch vereinzelt zu sehen sind nachweisen Im Bereich des Bitzengrabens zwischen dem Obertor und dem ersten Wohnhaus kann man auf der Mauerkrone noch eine Brustwehr oder Brustmauer erkennen Diese war eine vereinfachte Variante eines Wehrganges Sie bot Deckung und ermoglichte von der Mauerkrone aus die Bekampfung der Feinde aus beherrschender Hohe Einen Wehrgang wie man ihn beim Wiederaufbau nach der Zerstorung des Ahrtores im Zweiten Weltkrieg errichtet hat gab es offensichtlich an der Ahrweiler Wehranlage nicht Stadttore und Wehrturme Bearbeiten nbsp Obertor nbsp Kanonenturm nbsp BitzenturmNeben den Wahrzeichen Ahrweilers den vier erhaltenen bzw rekonstruierten Stadttoren sind noch der Kanonenturm Halbturm im Mauerring der Bitzenturm und der Schlosschenturm zu nennen Die Namen aller drei genannten Wehrturme sind historisch nicht belegt Adenbachtor Winzertor Marientor Nordlicher dreigeschossiger quadratischer innen offener Torturm aus Bruchstein mit schiefergedecktem Walmdach ausserer Torbogen aus Drachenfelser Trachyt mit Blende versehen daruber eine Schiessscharte Nische mit Muttergottesfigur auf der Stadtseite Schutzpatronin der Marienhut daher auch Marientor Fallgitterschlitz und Tordurchgang unter Holzboden auf Balken mit Torflugeln Erst im Jahre 1974 wurde der Oberbau nach Zerstorung am 1 Mai 1689 durch die Truppen des franzosischen Konigs Ludwig XIV wieder aufgebaut Benannt ist es nach dem ehemaligen nahe gelegenen wustgefallenen Weiler Adenbach zu dem die Strasse durch die Weinberge daher auch der Name Winzertor fuhrte Ahrtor Sudlicher funfgeschossiger Torturm mit zwei flankierenden dreigeschossigen Halbturmen Schmale Schiessschlitze und Rechteckfenster Ausserer Torbogen aus Trachyt und mit Blende versehen Daruber eine Nische mit Muttergottesfigur Fallgitterschlitz und Tordurchgang unter Tonnengewolbe Im Zweiten Weltkrieg wurde das Ahrtor am 29 Januar 1945 durch Bomben bis auf das Erdgeschoss des Hauptturms und den grosseren Teil des westlichen Flankenturms zerstort Der anschliessende Wiederaufbau erfolgte unter teilweiser Verwendung des alten Steinmaterials zwischen 1953 und 1958 wobei fur den Fussgangerverkehr zwei kleinere Durchbruche im ostlichen Flankenturm und in der Mauer neben dem westlichen Flankenturm geschaffen wurden 1 2 50 32 26 N 7 5 49 O 50 540666666667 7 0971222222222Niedertor Rheintor Ostlicher viergeschossiger Torturm mit geschiefertem Mansarddach und Flankierungsturmen Im Torweg befindet sich ein Tonnengewolbe und zwei Fallgitter Obertor Walporzheimer Tor Gesemer Tor Westlicher viergeschossiger Torturm mit auskragendem Obergeschoss Vier Eckturmchen und spitzem Walmdach Aussen befindet sich ein Spitzbogentor mit Fallgitterschlitz sowie eine Pechnase und drei eingemauerte Steinkugeln zum Gedenken an die Belagerung durch die burgundischen Truppen Karls des Kuhnen 1476 Benannt nach dem Nachbarort Walporzheim bzw der Wustung Gesem 50 32 25 N 7 5 30 O 50 540319444444 7 0917333333333Bitzenturm Nach innen offener funfgeschossiger Halbschalenturm mit flachbogigen Nischen und spitzbogigen Schlitzen Rechteckige Fenster wobei die Geschosseinteilung durch einfache mit Bohlen abgedeckten Holzbalken erfolgte Balkenlocher und Auflager sind noch deutlich erkennbar Holzleitern fuhrten zu den einzelnen Stockwerken Quellenmassig sind uns aus der Zeit nach 1487 die Gesemer Portze Obertor die Adenbach Portze Adenbachtor die Nidderste Portze Niedertor und die Arportze Ahrtor uberliefert Es werden uns allerdings aus dieser Zeit noch eine Reihe anderer stadtischer Befestigungsanlagen uberliefert Calcktoirn 1487 jeweils Erstnennung Sintziger Toirn 1495 der Thorn gegenuber Orsbecks Haus 1603 der Thorn gegenuber Hambachs Johanns Haus 1603 Prumer Wijchuis 1492 und das Wijchus in der Arhoiden 1508 Ein solches Wichhaus auch Scharwachtturm genannt war ein kleiner vorkragender Wach und Aussichtsturm an der Ecke oder Biegung der Stadtmauer Es diente als Beobachtungsturm und war manchmal auch Standplatz fur einen Schutzen Uber die genaue Lage der beiden Wichhauser kann nur spekuliert werden Fest steht dass das Prumer Wichhaus im Bereiche des Jeuchengrabens in der Adenbachhut und das Ahrhuter Wichhaus in der Nahe des Ahrtores stand Der Turm gegenuber Orsbecks Haus kann nur in der Niederhut ungefahr in Hohe des heutigen Durchbruchs gestanden haben Beim Turm gegenuber Hambachs Johanns Haus konnte es sich um den heutigen Kanonenturm gehandelt haben Zweifelsfrei ist der Sinziger Turm zu lokalisieren Dieser Turm 1603 Metternicher Turm genannt ist in der Karte von Galibert 1775 im Weilergraben zu erkennen Alle diese Turme waren als nach der Stadtseite hin offene Halbschalenturme konstruiert wie man es noch beispielhaft am heutigen Bitzenturm sehen kann Um 1500 waren auch das Adenbach und das Obertor als Dreimauertore ausgelegt sie waren deshalb stadtseitig offen Kriegszeiten BearbeitenDie gesamte Befestigungsanlage Ahrweilers hatte ihre grosse Bewahrungsprobe 1474 zu bestehen als die Stadt wahrend der Erzstiftischen Fehde fur einige Wochen vom 14 April an von den Truppen des Erzbischofs Ruprecht eingeschlossen und berannt wurde Unter dem Kommando der Feldhauptleute Eberhard von Arenberg und dem Grafen Dietrich von Manderscheid wurden schwere Waffen gegen die Befestigung eingesetzt Allein der Manderscheider stellte seinem Auftraggeber nach dem Abzug am 12 Mai acht Tonnen Schiesspulver und eine Tonne Armbrustpfeile in Rechnung Die erzbischoflichen Truppen mussten mit schanden upbrechen wie die Koelhoffsche Chronik berichtet aber die Schaden an den Wehranlagen mussen doch sehr bedeutend gewesen sein Die alteste uberlieferte Stadtrechnung von 1487 berichtet uns noch 13 Jahre nach dem Ereignis von ausgiebigen Reparaturarbeiten an den Turmen Toren und Mauern Maurer Zimmermanns Dachdecker und Schlosserarbeiten waren uber Jahre notig um die Tore wieder in den Verteidigungszustand zu versetzen Dabei mussten auch die Vortore uber die jedes Stadttor verfugte renoviert werden Die Armierung der Stadtbefestigung Bearbeiten nbsp Schlosschenturm in AhrweilerUber die Armierung der Ahrweiler Wehranlagen fliessen zunachst nur sparliche Nachrichten Die erste Erwahnung eines Geschutzes findet sich 1495 in den Stadtrechnungen Wir erfahren dass am Niedertor ein kleiner Geschutzturm errichtet wurde Bereits 1487 werden in der altesten Stadtrechnung Hakenbuchsen erwahnt Bei diesen Hakenbuchsen handelte es sich um eine Fruhform des Vorderladers der auf Grund seines Gewichtes nur stationar verwendet werden konnte Ferner wird uber Pulverkaufe bzw uber den Bau einer eigenen stadtischen Pulvermuhle berichtet Zu Beginn des 17 Jahrhunderts werden die Angaben praziser So berichtet ein Ubergabeprotokoll des stadtischen Baumeisters Hubert Hansmann 1632 uber Geschutze Hakenbuchsen Musketen und Pulver Im Turm des Ahrtores dem Zeughaus der Stadt standen damals drei grosse Feldschlangen auf Lafetten ferner 11 Doppelhakenbuchsen zwei Halbhakenbuchsen ohne Lade und sieben Kammerbuchsen In der Pulverkammer waren drei Tonnen Pulver und ein kleines Fasschen mit wenig Pulver etliche gegossene Kugeln etwas Blei und Salpeter Ende der sinnvollen Stadtbefestigung BearbeitenDer Dreissigjahrige Krieg verschonte das Ahrtal nicht Ende 1632 ruckten schwedische Truppen unter dem General Baudissin ins Ahrtal Ahrweiler wurde belagert und musste sich ergeben Am 11 Dezember 1632 ruckten die Schweden in die Stadt ein 1642 zogen Hessen und Weimaraner unter dem Marschall Guebriant in Ahrweiler ein Ob es vorher zu Kampfen und vor allem zur Beschiessung der Stadt gekommen ist kann auf Grund der mangelhaften Quellenlage nicht gesagt werden Vier Jahre spater schlossen wahrend des Pfalzischen Erbfolgekriegs die Franzosen unter Turenne mit 14 Geschutzen die Stadt ein Auch hier kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden ob sich die Stadt kampflos ergab Am 4 November 1673 waren die Hollander in Ahrweiler 1688 lagen die Franzosen in der Stadt die beim Abzug ein Jahr spater die Stadt in Flammen aufgehen liessen nbsp Die Stadtbefestigung Ahrweiler auf einem BleiglasfensterDie mittelalterliche Befestigungsanlage war wegen des Fortschritts in der Kriegstechnik vor allem der Weiterentwicklung des Geschutzwesens nicht mehr zeitgemass Reichere Stadte hatten ihre Wehranlage durch einen zeitgemassen Festungsbau ersetzt Das kam in Ahrweiler wegen der hohen Kosten und der beengten Tallage nicht in Frage Seit dem Dreissigjahrigen Krieg werden die Vortore zu den Stadttoren nicht mehr erwahnt Ebenso wenig wird von Reparaturen an den Wehrgangen berichtet Die Graben wurden nie mehr geflutet Sie hatten ihren Sinn und Wert verloren Einzig die Mauer und die Stadttore wurden von der Stadt gepflegt und unterhalten um vor allem nachts unerwunschte Personen aus der Stadt fernzuhalten und in die Stadt einziehende Personen kontrollieren zu konnen Literatur BearbeitenHans Georg Klein Neue Aspekte zur Stadtbefestigung Ahrweilers In Heimatjahrbuch fur den Kreis Ahrweiler 2007 Bad Neuenahr Ahrweiler 2006 S 126 131 Jens Friedhoff Die Stadtbefestigung von Ahrweiler im Spannungsfeld stadtebaulicher Planungen touristischer Nutzung und der Denkmalpflege 1890 1930 in Jahrbuch fur westdeutsche Landesgeschichte 45 2019 Seite 179 213 Illustrationen Karte Jochen Terrach Ahrtor beeinflusste die Ahrweiler Stadtgeschichte In Heimatjahrbuch fur den Kreis Ahrweiler 2018 Bad Neuenahr Ahrweiler 2018 S 141 144 Joachim Gerhardt Die Kunstdenkmaler des Kreises Ahrweiler L Schwann 1938 Band 17 von Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtbefestigung Ahrweiler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stadtbefestigung Ahrweiler in AW WikiEinzelnachweise Bearbeiten Kriegsschicksale Deutscher Architektur Verluste Schaden Wiederaufbau Eine Dokumentation fur das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Band 2 Sud Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1988 ISBN 3 529 02685 9 S 912 913 Informationstafel am Ahrtor Wikimedia Commons Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtbefestigung Ahrweiler amp oldid 229911769