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Die romisch katholische Kirche St Sebastian in der niederbayerischen Hauptstadt Landshut ist eine im Kern spatgotische Kirche die 1489 90 erbaut und 1661 62 barock umgestaltet und erweitert wurde Sie ist die einzige Kirche in Landshut die dem Stadtpatron Sebastian Gedenktag 20 Januar geweiht ist Das Gotteshaus ist seit 1962 eine Nebenkirche der Pfarrei St Jodok zuvor handelte es sich seit 1490 um eine Expositur von St Jodok Kirche St Sebastian von Suden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Stuck 3 2 Chorraum 3 3 Langhaus 3 4 Orgel 3 5 Glocken 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Entstehungszeit des ersten Sebastianikirchleins in Landshut ist unbekannt jedoch legt das Patrozinium einen Zusammenhang mit einer Pestepidemie nahe Eine solche gab es in der Stadt beispielsweise im Jahr 1444 Dies scheint zeitlich gut zu passen da die Sebastianikirche 1455 erstmals in Unterlagen des Landshuter Stadtarchivs erwahnt ist Zunachst durfte es sich bei dem Gotteshaus um eine reine Votivkirche gehandelt haben erst spater wurde die Sebastianikirche auch zu einer Seelsorgskirche fur die stark wachsende Bevolkerung des Stadtteils zwischen den beiden Isararmen Da die alte Kirche zu klein geworden war wurde in den Jahren 1489 und 1490 ein grosserer spatgotischer Bau errichtet Mit der Baufertigstellung im Jahr 1490 erhob man St Sebastian zur Expositur die Kirche erhielt also einen eigenen Priester ein Zustand der bis 1962 andauerte Ende des 15 Jahrhunderts lag der Stadtteil Zwischen den Brucken nicht im inneren Ring der Stadtbefestigung sondern war lediglich durch das Aussere Isartor an der Kleinen Isar geschutzt Deshalb war der Bevolkerung der Expositus besonders wichtig da in der Nacht kein Priester aus der Stadt fur die Seelsorge zur Verfugung stand Im Jahr 1491 wurde die Sebastiani Bruderschaft gegrundet der das Gotteshaus als Bruderschaftskirche diente Zwei Jahre spater wurde der heilige Sebastian als Schutzpatron gegen die Pest zum Stadtpatron Landshuts erhoben Die Aktivitaten der Bruderschaft sind zwar mit der Auflosung der Seelsorgestelle 1962 zum Erliegen gekommen aber der Landshuter Stadtrat feiert bis heute jedes Jahr um den 20 Januar das Sebastiani Hochamt in der Pfarrkirche St Jodok 1 2 3 Wie der spatgotische Bau ausgesehen haben mag ist heute nur noch durch das Stadtmodell des Straubinger Drechslermeisters Jakob Sandtner aus dem Jahr 1570 uberliefert Darauf ist ein dreijochiges Langhaus zu erkennen an welches unmittelbar ein 5 8 Chorschluss mit Lanzettfenstern angefugt ist 1648 wurde die Kirche zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges von den abziehenden Schweden stark in Mitleidenschaft gezogen Im Jahr 1661 war die Kirche in einem so schlechten baulichen Zustand dass Burgermeister und Stadtrat beim Freisinger Bischof um eine Abbruchgenehmigung ersuchten und gleichzeitig Plan von einem Schreiner Dendl und Kostenschatzung fur einen barocken Neubau vorlegten Dieser schritt zugig voran da vermutlich die Grundmauern der alten Kirche mit einbezogen wurden So bat die Stadt bereits am 28 Oktober 1661 um die Erlaubnis fur Messfeiern in der Kirche Die eigentliche Konsekration des Neubaus wiederum ein dreijochiger Bau mit 5 8 Chorschluss erfolgte erst am 16 Oktober 1666 Erst 1694 rund dreissig Jahre spater wurde der Innenraum von dem Desiderius Maderna aus Lugano ausstuckiert 3 Bereits im Jahr 1721 traten Bauschaden am Chorraum auf sodass dieser abgerissen werden musste In der Folge wurde das Langhaus um zwei Joche nach Osten verlangert und daran wiederum ein 5 8 Chorschluss angebaut Nikolaus Liechtenfurtner ein Stuckateur aus Freising gestaltete die zwei angebauten Joche und den Chorschluss in Anlehnung an Maderna In den Jahren 1899 und 1900 wurden erneut Umbaumassnahmen durchgefuhrt Nach den Planen des Munchner Architekten Johann Marggraff wurde unter anderem der Chorraum ein weiteres Mal neu errichtet und daran auf der Ostseite die heutige Sakristei angebaut Diese steht anstelle des ehemaligen Mesnerhauses welches 1898 abgebrochen wurde Bei der Neuerrichtung des Chores orientierte man sich stark an der stilistischen Vorgabe des Barockbaus wahrend man die barocke durch historisierende Ausstattung in neugotischen und neubarocken Formen ersetzte Die 1945 entstandenen Kriegsschaden wurden bald nach Kriegsende mit den damaligen Moglichkeiten behoben Weitere Renovierungsmassnahmen erfolgten 1960 61 1972 73 sowie 1983 Bei der Renovierung 1972 73 wurde unter anderem die historisierende Ausstattung der Jahrhundertwende zu grossen Teilen entfernt und ein Fussgangerdurchgang unterhalb der Empore eingerichtet da die Sebastianikirche weit aus der Hauserfront der Zweibruckenstrasse hervortritt Die wohl umfassendste Renovierung seit der Barockzeit wurde von 1993 bis 2008 durchgefuhrt Diese umfasste unter anderem die Erstellung eines neuen Fundaments und den Ruckbau der Fussgangerpassage 1 3 Architektur Bearbeiten nbsp Sudportal daruber FigurennischeDie Sebastianikirche ist eine kleine einschiffige Saalkirche die nach Osten ausgerichtet ist An das funfjochige aussen wie innen von Pilastern gegliederte Langhaus schliesst sich in gleicher Breite der Chorraum an der von funf Seiten eines Achtecks gebildet wird Durch einen Chorbogen ist er deutlich eingezogen An den Chor ist wiederum im Osten die Sakristei angebaut Der Westturm tritt leicht aus der Fassade hervor und enthalt das heute nicht mehr genutzte Hauptportal der Kirche Er wird von einer Zwiebelkuppel bekront Weitere Portale befinden sich im westlichsten Langhausjoch auf der Nord und Sudseite Beide sind von einer barocken Figurennische bekront die jeweils eine Muschelschale als Hintergrund besitzen Sowohl das Langhaus als auch der Chor sind von einer Stichkappentonne uberwolbt die aus flachen Pilastern zu entspringen scheint Das ruckwartige Langhausjoch wird von der Orgelempore uberspannt 2 Ausstattung BearbeitenStuck Bearbeiten Der Stuck ist uberraschend einheitlich ausgefuhrt obwohl er in drei Epochen 1694 1721 und 1899 1900 entstanden ist Er besteht aus Rankwerk Akanthusstaben und blattern sowie Festons Im Gewolbescheitel sind in Medaillons das Herz Jesu und Herz Maria Pfeile als Symbole fur das Martyrium des Kirchenpatrons Sebastian sowie das bayerische Rautenwappen dargestellt 4 Chorraum Bearbeiten Mittelpunkt des Chorraumes ist der neuromanische Hochaltar von 1899 Der Altaraufbau umschliesst als eine Art vergoldeter Rahmen das Altarblatt welches das Martyrium des heiligen Sebastian zeigt Der Heilige dargestellt im Zentrum des Gemaldes als romischer Soldat ist an einen Baum gebunden und wird von Folterknechten mit Pfeilen beschossen Das Bild durfte nach einer bis 1835 sichtbaren Signatur im Jahr 1663 von dem Nurnberger Maler Hieronymus Manderlein gemalt worden sein Am Altarstipes ist uberdies ein vergoldetes Relief zu sehen das 1796 von Christian Jorhan d A geschaffen wurde Es zeigt wie der heilige Sebastian zu seinem Dienstherrn zuruckkehrt und mit Keulen erschlagen wird Dazu muss man wissen dass er der Legende nach im Anschluss an das Pfeilemartyrium von Frauen gesund gepflegt wurde 4 Zu beiden Seiten des Hochaltares sind Holzverkleidungen aus dem 19 Jahrhundert angebracht die sich jeweils bis hinter das Chorgestuhl ziehen Uber diesen Verkleidungen stehen auf Konsolen Figuren der Apostel Petrus und Paulus die 1792 von Christian Jorhan d A gestaltet wurden Diese sind allerdings erst um 1900 in die Sebastianikirche gekommen und stammen moglicherweise aus der wahrend der Sakularisation abgebrochenen Franziskanerkirche am Fusse des Hofberges Das kunstvolle barocke Chorgestuhl von 1661 und der geschmiedete Schmuckausleger der Sakristeiglocke aus dem Atelier von Johann Marggraff in Munchen entstanden um 1900 runden die Ausstattung des Altarhauses ab 4 Langhaus Bearbeiten An den Stirnseiten des Langhauses links und rechts des Chorbogens befinden sich die Seitenaltare die in ihrer heutigen Gestalt auf die purifizierenden Massnahmen von 1972 73 zuruckgehen Zuvor waren an gleicher Stelle Seitenaltare von Christian Jorhan d A angeordnet die 1902 durch neubarocke Stucke ersetzt wurden In den 1970er Jahren wurden dann die Altartische unter Verwendung von Rotmarmorplatten des Vorgangeraltares neu aufgemauert und anstelle der neubarocken Retabel wurden ausserdem Heiligenfiguren von Jorhan d A aufgestellt Der heilige Florian und die heilige Barbara jeweils auf Konsolen oberhalb der Altarmensen stehend durften von den ursprunglichen Seitenaltaren stammen die um 1900 entfernt wurden Am jeweils ersten Wandpfeiler hangen gegenuber Olgemalde mit Portrats der Apostelfursten Petrus und Paulus Die klassizistischen Werke von 1814 wurden von Ignaz Bergmann geschaffen und waren Bestandteil des fruheren klassizistischen Hochaltares Am dritten nordlichen Wandpfeiler ist uberdies ein Kruzifix aus dem 18 Jahrhundert zu sehen Genau gegenuber auf der Sudseite befindet sich auf neuromanischen Sockeln eine Figurengruppe deren Mittelpunkt eine Mondsichelmadonna mit Jesuskind bildet Diese stammt wohl von Jorhan d A und durfte demnach die Zentralfigur eines der beiden Jorhan schen Seitenaltare gewesen sein Die Mutter Gottes wird von Figuren ihrer Eltern der heiligen Anna und des heiligen Joachim gerahmt Diese stammen zumindest aus dem Umkreis Jorhans 4 An den Langhauswanden ist der Kreuzwegzyklus bestehend aus 14 Relieftafeln zu sehen der aus dem Jahr 1905 stammt und 1961 neu gerahmt wurde Am hintersten Joch der nordlichen Langhauswand ist ausserdem ein Votivgemalde von Zacharias Lehrhuber aus dem Jahr 1771 angebracht Es erinnert an die Rettung der Stadt vor einer Uberschwemmung auf Fursprache des Stadtpatrons Sebastian Dabei handelt es sich allerdings um eine Kopie die der Kirchenmaler Josef Weilhammer aus Gangkofen 1982 anfertigte Das wertvolle Original wird im Pfarrhof von St Jodok aufbewahrt Der Bereich unterhalb der Orgelempore ist durch ein kunstvolles barockes Abschlussgitter vom ubrigen Innenraum abgetrennt Dieses durfte um 1690 entstanden sein und diente zunachst als Chorgitter Erst bei der Kirchenrestaurierung um 1900 wurde es an seinen heutigen Platz versetzt Das aus Stabwerk bestehende Gitter ist von drei Rankenaufsatzen bekront die ihrerseits von zahlreichen Puttenkopfen bevolkert sind Im mittleren Aufsatz befindet sich eine originelle Darstellung der Beschiessung des heiligen Sebastian mit Pfeilen 1 2 4 Orgel Bearbeiten Auf der Westempore befindet sich die von dem Passauer Orgelbauer Adam Ehrlich im Jahr 1860 errichtete Orgel Das Instrument wurde 1891 durch die Firma G F Steinmeyer amp Co grundlegend verandert und zuletzt 1974 uberholt bzw ausgebessert Der Orgelprospekt ist klassizistisch 4 Glocken Bearbeiten Im oktogonalen Oberbau des Zwiebelturmes befinden sich zwei Bronzeglocken Die tontiefere Glocke Schlagton d2 die Christusglocke wurde 1558 von Johannes Richard Pieringer in Landshut gegossen Sie uberdauerte beide Weltkriege Die Sebastiansglocke gefertigt 1919 von der Landshuter Glockengiesserei Johann Hahn wurde dagegen im Krieg eingeschmolzen Im Jahr 1955 wurde sie durch Spenden der Bewohner des Stadtviertels durch eine wiederum von Johann Hahn geschaffene Glocke ersetzt die um eine grosse Sekunde hoher schlagt Schlagton f2 als die historische Christusglocke Die deutlich grossere Marienglocke dagegen die 1889 von der Giesserei Spannagl in Regensburg geschaffen wurde wurde im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt Allerdings konnte sie 1949 vom Hamburger Glockenfriedhof unbeschadet nach Landshut zuruckgeholt werden Uber ihren Verbleib ist nichts bekannt 4 5 Die beiden Glocken im Detail 5 Nr Name Gussjahr Giesser Gewicht kg Schlagton Inschrift1 Christusglocke 1558 Johannes Richard Pieringer Landshut 150 d2 ALSO HAT GODT DIE WELT GELIEWT DAS ER SEINEN AINIGEN SUN GAB AUF DAS ALLE DIE AN IN GLAUBEN NID VERLOREN WERDEN SUNDER DAS EWIG LEBEN HABEND JOHANNES III RICHARD PIERINGER GOSS MICH ZUE LANDSHUET IM MDLVIII SIEH DAS IST DAS LAM GOTTES DAS DA HINNIMT DIE SINDT DER WELT 2 Sebastiansglocke 1955 Johann Hahn Landshut 163 f2 DEM VATERLAND WARD ICH ZUR WEHR ST SEBASTIAN KLING FURDERHIN ICH ZUR EHR ST SEBASTIAN SCHUTZER DER STADT BITTE FUR UNS Literatur BearbeitenVolker Liedke Denkmaler in Bayern Stadt Landshut Schnell amp Steiner Munchen Zurich 1988 ISBN 3 7954 1002 9 S 216ff Stephan Kaupe St Sebastian Landshut Kleine Kunstfuhrer Nr 1333 Schnell amp Steiner Regensburg 2012 2 vollig neu bearbeitete Auflage ISBN 978 3 7954 5040 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sebastiankapelle Landshut Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetauftritt der Stadtkirche Landshut Internetauftritt der Pfarrei St Jodok in LandshutEinzelnachweise Bearbeiten a b c Pfarrei Landshut St Jodok St Sebastian Online auf jodok landshut de abgerufen am 6 November 2022 a b c Liedke S 176ff a b c Kaupe S 21 26 a b c d e f g Kaupe S 26 30 a b Beratungsausschuss fur das Deutsche Glockenwesen Kath Nebenkirche St Sebastian in Landshut Online auf createsoundscape de abgerufen am 6 November 2022 48 54062 12 15064 Koordinaten 48 32 26 2 N 12 9 2 3 O Normdaten Geografikum GND 4623481 0 lobid OGND AKS VIAF 249402272 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Sebastian Landshut amp oldid 237591959