www.wikidata.de-de.nina.az
Die romisch katholische Kirche St Michael in der Stadt Leer Ostfriesland wurde im Jahre 1775 als erster romisch katholischer Kirchenneubau der Stadt nach der Reformation errichtet St Michael Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Nordportal mit Wappen des Hl MichaelNach der Reformation bestand in der Stadt keine romisch katholische Kirchengemeinde mehr Erst 1643 entstand eine kleine Missionsstation mit zunachst 15 Kommunikanten die einen Priester finanzierte und innerhalb bis 1658 auf 120 Kommunikanten anwuchs 1 Nach Auseinandersetzungen zwischen den gefursteten ostfriesischen Landesherren aus dem Haus Cirksena und den ostfriesischen Standen wurden in Leer kaiserliche Truppen stationiert um fur Frieden zu sorgen Mit diesen kam im Jahre 1676 ein Priester als Feldpater in den Ort und unterstutzte die bestehende Gemeinde die dem Bistum Osnabruck zugeschlagen wurde Aus dem Jahre 1700 liegt eine Urkunde vor der zufolge katholische Gottesdienste in einem Privathaus abgehalten wurden Im Jahr 1719 erwarb die stetig wachsende Gemeinde fur 600 Reichstaler ein eigenes Haus Wenige Jahre spater war dieses bereits zu klein fur die Gemeinde so dass sich der katholische Kommandant der Leeraner Salvegarde Baron Hofflinger im Jahre 1725 an den ostfriesischen Landesherren wandte um fur eine Erweiterung zu werben Furst Georg Albrecht stimmte dem zunachst mundlich zu nahm diese Zusage aber nach grossem Protest von protestantischer Seite zuruck Im Jahre 1728 erlaubte er den Katholiken abermals ein neues Gotteshaus zu errichten Dieses sollte auf dem alten Fuss des vorherigen Gotteshauses gebaut werden sodass in demselben Jahr in der Kirchstrasse eine bescheidene Kapelle ohne Kirchturm entstand 2 Nach dem Tod des letzten Fursten von Ostfriesland Carl Edzard aus dem Hause Cirksena Regierungszeit 1734 1744 fiel Ostfriesland und damit auch Leer im Zuge einer Exspektanz an Preussen Im Jahre 1767 stellte die katholische Gemeinde den Antrag auf Erweiterung ihrer Kirche und den Bau eines Glockenturms Erneut sprachen sich die Lutheraner des Ortes dagegen aus und argumentierten die katholische Kirche wurde nicht weit genug entfernt von der lutherischen Kirche stehen Am 2 Januar 1775 erhielt die Gemeinde die Genehmigung zum Neubau des Gotteshauses mit Glockenturm Am 6 Juni 1775 begann der Abbruch des Vorgangerbaus Anschliessend wurde die heutige Kirche als Saalbau mit Walmdach errichtet und am 15 Dezember 1775 geweiht Als Ostfriesland 1810 1813 zu Frankreich gehorte wurde die Missionsstation in Leer zur Pfarrei erhoben Sie gehorte zunachst zum Bistum Munster und wurde 1824 dem Bistum Osnabruck zugeschlagen das 1835 das Dekanat Ostfriesland bildete 3 Von 1933 bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo 1941 war Heinrich Schniers Pfarrer an St Michael er starb 1942 im KZ Dachau Einen starken Wachstumsschub erfuhr die Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches weshalb die Kirche 1951 im Westen einen Erweiterungsbau erhielt Im selben Jahr beschloss der Kirchenvorstand eine Leihglocke zu erwerben 1955 wurde in der Stadt eine zweite katholische Gemeinde gegrundet die mit St Marien Leer Loga im selben Jahr ihr eigenes Gotteshaus erhielt Im Jahr 1978 fand eine Umgestaltung des Innenraums und insbesondere des Altarbereichs statt um den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils fur die Liturgie zu entsprechen Der Hochaltar und weitere Ausstattungsstucke wurden ersetzt Seit den 1990er Jahren schrumpfte die Zahl der Gemeindemitglieder stark Daher grundete die St Michaels Gemeinde mit den katholischen Gemeinden St Marien in Loga Maria Himmelfahrt in Oldersum und St Joseph in Weener einen Gemeindeverbund und entwickelte eine Pfarreiengemeinschaft Zum 1 Januar 2018 fusionierten die beiden Leeraner Gemeinden zur Pfarrei Seliger Hermann Lange 4 Die Gemeinde gehort zum Dekanat Ostfriesland im Bistum Osnabruck Von 2014 bis 2015 folgte fur 1 7 Millionen Euro eine aufwendige Innenrenovierung die eine Erneuerung des Dachs der Heizungsanlage und Elektroinstallation eine Sanierung der Aussenmauern und eine neue Gestaltung der Kirche und des Heinrich Schnier Hauses dem Pfarrheim der Gemeinde einschloss Eingangs und Altarbereich der Kirche wurden eingreifend umgestaltet der Fussboden erneuert und das westliche Seitenschiff in ein Foyer umgewandelt Der Innenraum wurde verkleinert und hinter dem Foyer ein Raum als Gedenkstatte fur die Opfer des Nationalsozialismus abgetrennt Das Kirchengestuhl wurde durch Einzelstuhle ersetzt und der Innenraum erhielt eine helle farbliche Fassung Die erneute Weihe nahm am 1 Mai 2015 Bischof Franz Josef Bode vor 5 Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Gedenkraum fur die NS Opfer nbsp Querhaus im Westen und 2015 gestaltetes FoyerDie Saalkirche auf rechteckigem Grundriss ist nicht geostet sondern entsprechend dem Strassenverlauf nach Sud Sudwest ausgerichtet Ein Walmdach bedeckt die Kirche die aus roten Backsteinen errichtet ist An der Nordseite ist ein quadratischer Turm in das Kirchenschiff eingebunden Der schlanke Turm wurde nach dem Vorbild der Kirche von Wahn erbaut dessen Plane auf den munsterschen Baumeister Johann Conrad Schlaun zuruckgehen 6 Er hat Eckpilaster und im oberen Teil des gemauerten Schaftes der dachreiterartigen Glockenstube abgeschragte Ecken 7 Hier sind rundbogige Schalllocher eingelassen Der Turm beherbergt zwei Glocken die auf den Tonen a1 und c2 erklingen Die kleinere Glocke ist eine Leihglocke aus dem schlesischen Ullersdorf Sie wiegt 230 kg und wurde 1796 gegossen Der Turmaufbau besteht aus einem sehr kleinen Spitzhelm der von einem verzierten Kreuz zwischen zwei vergoldeten Turmknaufen und einem vergoldeten Wetterhahn dem Symbol der Wachsamkeit bekront wird 6 Das rundbogige Nordportal aus hellem Sandstein hat vorkragende profilierte Kampfer und einen verzierten Schlussstein Uber dem Portal erinnert eine Bauinschrift an die konigliche Genehmigung zum Bau Die romischen Buchstabenwerte des Chronogramms ergeben das Baujahr 1775 EX SpeCIaLI gratIa FrIDerICI MagnI BorVssIae RegIs posIta Uber der Inschrift befindet sich ein Sandsteinrelief das den Erzengel Michael mit dem Drachen darstellt 6 Das Langhaus wird im Norden und Osten durch grosse Rundbogenfenster belichtet Der sudliche Teil der Kirche bildet die Sakristei Im Westen umfasst ein querschiffartiger Anbau einen Eingangsbereich und einen Gedenkort fur Martyrer Hier wird an den fruheren Pfarrer von St Michaels Heinrich Schniers und an die vier Lubecker Martyrer Hermann Lange geburtig aus Leer Eduard Muller Johannes Prassek und Karl Friedrich Stellbrink erinnert Im Suden schliesst sich nach Westen hin das Pfarrer Schniers Haus an Zwischen dem Pfarrer Schniers Haus und dem Portalanbau befindet sich unter einem Schleppdach ein Seitenschiff das durch Rechteckfenster Licht erhalt Ausstattung Bearbeiten nbsp Statue des Erzengels Michael vom ehemaligen Altar nbsp Innenraum Richtung AltarDer Innenraum wird durch eine Kassettendecke abgeschlossen Im Norden ruht die Orgelempore auf schlanken Saulen Die Kirchenausstattung wurde im Laufe der Zeit weitgehend erneuert Altester Einrichtungsgegenstand ist eine Marienstatue aus den 1720er Jahren aus der Vorgangerkapelle die vor der Empore am Ostfenster aufgestellt ist Im Mittelgang vor der Empore ist ein steinerner pokalformiger Taufstein aufgestellt der vermutlich fur den Kirchenneubau gefertigt wurde Eine Holzplastik die den Erzengel Michael mit erhobenem Schwert darstellt wie er den Drachen besiegt stammt vom ersten Hochaltar ebenfalls aus der Bauzeit der Kirche 8 Der Altarbereich im Suden wird von dem ambossformigen Altar aus hellem Euviller Sandstein gepragt den der Bildhauer Hubert Janning aus Munster Angelmodde 1978 gestaltete Der Ambo den Janning wie auch den Tabernakel im selben Jahr ausfuhrte zeigt an der Vorderseite eine Bronzeplastik mit den vier Evangelistensymbolen Das schlichte Holzkreuz an der Sudwand schuf der Krefelder Kunstler Klaus Simon aus vier gleich langen Eichenbohlen Die Kreuzesarme haben Menschenlange und stehen fur die Lubecker Martyrer 8 Simon gestaltete auch den Gedenkort fur die Martyrer hinter dem westlichen Eingangsbereich Vier 1 80 Meter hohe Stelen aus Glas mit Fotos der vier Martyrer und ausgewahlten Texten flankieren ein in die Wand eingelassenes Glasfenster mit einem grossen roten Blatt und der Seligpreisung aus Mt 5 10 EIN Eine weitere Glasstele erinnert an Heinrich Schniers Ein steinerner Schlussstein unbekannter Herkunft aus der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts tragt ein Relief mit der Darstellung des Heiligen Liudger hing ursprunglich an der Aussenmauer und ist seit 2015 im Gedenkraum angebracht 7 Das Seitenschiff ist seit der Renovierung 2015 durch Glaswande mit drei Turen vom Kirchenraum abgetrennt und dient als Foyer 5 Orgel Bearbeiten nbsp Fuhrer Orgel von 1972 nbsp Orgel SpieltischEin nicht naher bezeichneter Orgelbauer wahrscheinlich Heinrich Wilhelm Eckmann baute im Jahr 1767 eine Orgel fur die Vorgangerkapelle und bezog altere Teile einer Vorgangerorgel von Johann Friedrich Constabel und Christian Klausing ein Dirk Lohman uberfuhrte diese Orgel in die neue Kirche Das Instrument wurde 1867 nach St Bernhard in Flachsmeer verkauft St Michael erhielt von Friedrich Fleiter eine neue Orgel mit 13 Registern in einem neuromanischen Gehause 9 Die heutige Orgel mit Ruckpositiv in der Emporenbrustung hinter dem zeittypischen kastenformigen Prospekt errichtete Alfred Fuhrer im Jahr 1972 Das Instrument verfugt uber 14 Register mit insgesamt 1045 Pfeifen die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind I Ruckpositiv C g3Rohrflote 8 Prinzipal 4 Gedacktflote 4 Waldflote 2 Mixtur IV 1 1 3 II Hauptwerk C g3Gedackt 8 Blockflote 4 Prinzipal 2 Quinte 1 1 3 Sesquialtera II 1 1 3 Scharf III Pedal C f1Subbass 16 Oktavbass 8 Hohlflote 4 Koppeln II I I P II PSiehe auch BearbeitenListe der historischen Kirchen in OstfrieslandLiteratur BearbeitenGottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2010 ISBN 978 3 86795 021 3 S 137 Hans Bernd Rodiger Menno Smid Friesische Kirchen in Emden Leer Borkum Mormerland Uplengen Overledingen und Reiderland Band 3 Verlag C L Mettcker amp Sohne Jever 1980 S 74 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Michael Sammlung von Bildern Pfarreiengemeinschaft MoWeLeLe stadt leer de Katholische Kirche Paul Wessels Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Leer PDF Datei 150 kB matricula online eu Leer St MichaelEinzelnachweise Bearbeiten Menno Smid Ostfriesische Kirchengeschichte Ostfriesland im Schutze des Deiches Band 6 Selbstverlag Pewsum 1974 S 389 Menno Smid Ostfriesische Kirchengeschichte Ostfriesland im Schutze des Deiches Band 6 Selbstverlag Pewsum 1974 S 390 Menno Smid Ostfriesische Kirchengeschichte Ostfriesland im Schutze des Deiches Band 6 Selbstverlag Pewsum 1974 S 393 Pfarreiengemeinschaft MoWeLeLe abgerufen am 28 Dezember 2022 a b Kirche St Michael Leer wird am 1 Mai eingeweiht abgerufen am 28 Dezember 2022 a b c stadt leer de Katholische Kirche abgerufen am 28 Dezember 2022 a b Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland 2010 S 137 a b Kirchenfuhrer abgerufen am 28 Dezember 2022 PDF 334 kB Walter Kaufmann Die Orgeln Ostfrieslands Ostfriesische Landschaft Aurich 1968 S 158 53 227979 7 448314 Koordinaten 53 13 40 7 N 7 26 53 9 O Kirchen in Leer Ostfriesland Matthaikirche Bingum Christuskirche Leer Grosse Kirche Leer Mennonitenkirche Leer St Michael Leer Lutherkirche Leer Friedenskirche Loga St Marien Loga Reformierte Kirche Loga Logabirumer Kirche Reformierte Kirche Nuttermoor Normdaten Korperschaft GND 2042851 0 lobid OGND AKS VIAF 130833235 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Michael Leer amp oldid 237651254