www.wikidata.de-de.nina.az
Der Seidensanger Cettia cetti ist ein kleiner insektenfressender Singvogel aus der Uberfamilie der Grasmuckenverwandten Sylvioidea Nach neueren Vergleichen der DNA ist die Art uber die Gattung und deren Namen Typus der Familie Cettiidae mit gegenwartig 32 Arten 1 2 3 4 SeidensangerSeidensanger Cettia cetti SystematikOrdnung Sperlingsvogel Passeriformes Unterordnung Singvogel Passeri Uberfamilie AegithaloideaFamilie Seidensangerverwandte Cettiidae Gattung CettiaArt SeidensangerWissenschaftlicher NameCettia cetti Temminck 1820 Seidensanger im Naturpark Albufera auf MallorcaVerbreitungsgebiet des Seidensangers Brutgebiete Ganzjahriges Vorkommen Uberwinterungsgebiete Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Stimme 3 Lebensraum und Ernahrung 4 Brutbiologie 5 Verbreitungsgebiete 5 1 Brutvorstosse 6 Verwandtschaft Systematik 7 Unterarten 8 Etymologie und Forschungsgeschichte 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenSeidensanger sind 13 14 cm lange unscheinbare Singvogel Nach ausseren Merkmalen konnen sie mit dem Schilfrohrsanger oder dem Rohrschwirl verwechselt werden wirken aber durch den kurzen Hals kompakter als diese Der Schnabel ist spitz der Schwanz ist breit die Flugel sind stark gerundet Die Oberseite ist rotbraun bis braunlich die Unterseite schmutzig grauweiss mit braunlichen Tonen im Bereich von Flanken und Bauch der Augenstreif ist schmal und wirkt verwaschen ist aber langer als bei Schilfrohrsanger und Rohrschwirl 5 Beide Geschlechter sind ausserlich gleich Stimme BearbeitenDeutlichstes Kennzeichen sind die unverwechselbaren Gesange die in Serien von plotzlichen metallisch lauten Ausbruchen vorgetragen werden die ebenso abrupt enden Obwohl der Name Cettia cetti auf den italienischen Zoologen Francesco Cetti hinweist ist er durchaus auch lautmalerisch zu verstehen da die Vogel gewissermassen rhythmisch ihr Artepitheton Cetti singen das chetty gesprochen wird Der Hit Wie heisst der Cetti Cetti Cetti der ist s 6 Wo sie Jahresvogel sind singen die Mannchen das ganze Jahr hindurch wenngleich im Juli und August weniger Der Komponist Olivier Messiaen der fur die Einbeziehung von Vogelstimmen in seine Werke bekannt ist hat dem Seidensanger einen Satz La Bouscarle in seinem Klavierzyklus Catalogue d oiseaux gewidmet Lebensraum und Ernahrung BearbeitenSeidensanger bewohnen dichtes Gebusch in Gewassernahe mit Deckungspflanzen wie Schilf Weiden Bambus Papyrus Weissdorn Brombeeren und Brennnessel Sie ernahren sich vorwiegend von Insekten und deren Larven Spinnen kleinen Schnecken und anderen kleineren Weichtieren fressen aber auch gelegentlich Pflanzensamen Obwohl sie nur selten das dichte feuchte Pflanzengewirr an Wasserlaufen Kanalen oder Graben verlassen klettern sie doch zur Ernahrung niedrig in Buschen und rennen am Boden 6 Brutbiologie Bearbeiten nbsp Eier des SeidensangersIm Sommer bringt das Mannchen die uberwiegende Zeit damit zu sein Revier aus der Deckung heraus gegenuber Rivalen akustisch zu markieren und dabei bis zu drei Weibchen herbeizulocken Dabei bewegt er sich im Gebusch sehr lebhaft zuckt oft mit Flugeln und Schwanz und stelzt den Schwanz ahnlich wie ein Zaunkonig es tut Das Mannchen geht gleichzeitig bis zu drei Brutehen in seinem Revier ein Am Nestbau und Brutgeschaft beteiligt er sich nicht In Europa gibt es zumeist eine Brut Mitte April und eine zweite im Juni Dazu baut das Weibchen aus Halmen ein napfformiges Nest von etwa 9 cm Aussendurchmesser und 7 13 cm Hohe in weniger als einem halben Meter Hohe in das Pflanzengestrupp Darin brutet das Weibchen alleine drei bis funf breitovale dunkelorange bis braunrotliche Eier 13 17 Tage lang aus Das Mannchen beteiligt sich gelegentlich an der Aufzucht der Jungvogel die nach 14 16 Tagen flugge werden 7 5 Verbreitungsgebiete BearbeitenSeidensanger sind Jahresvogel im Mittelmeerraum Sie kommen in Marokko Spanien von Sudfrankreich uber Italien Griechenland und Vorderasien bis nach Nord Iran und Nord Afghanistan vor und erreichen im Osten Kasachstan und Zentralasien Im Kaukasus sind sie Brutvogel und ziehen im Winter westwarts Brutvorstosse Bearbeiten Obwohl sie in Europa Standvogel sind kommt es doch regelmassig zu Ausweitungen der Verbreitungsgebiete nach Mitteleuropa Ausgehend von Sudfrankreich vergrosserte der Seidensanger regelmassig sein Verbreitungsgebiet nach Norden 1973 wurden die ersten Bruten in Grossbritannien bemerkt 1975 das erste Brutvorkommen in Deutschland und in der Schweiz 1977 wurden in den Niederlanden 60 Brutpaare festgestellt dann bis 1983 jahrlich 10 20 Brutpaare In all diesen Fallen erloschen die Populationen jedoch wieder Aus Beringungsprojekten weiss man dass diese Brutvorstosse von Jungtieren ausgehen und den Brutversuchen jeweils milde Winter vorausgehen Insofern konnen diese Brutvorstosse der Seidensanger als Bioindikatoren fur die klimatischen Verhaltnisse in Mitteleuropa genommen werden bzw Hinweise auf klimatische Anderungen liefern 8 Seit 2003 gibt es in den Niederlanden wieder eine stark anwachsende Population mit uber 2000 Revieren im Jahr 2020 In Deutschland gab es neben der ersten Brut bei Hildesheim 1975 weitere Bruten im Schwalm Eder Kreis 2015 sowie bei Ingelheim am Rhein 2022 9 Seit 2018 werden Reviere in der Ruraue und am Niederrhein nachgewiesen 10 Verwandtschaft Systematik BearbeitenDie neueren Untersuchungen zur Abstammung und Klassifikation der Sperlingsvogel Passeriformes basieren auf dem Vergleich von DNA Sequenzen der Gene des Myoglobin Intron II des Zellkerns und des Cytochrom b der Mitochondrien Fur die Gattung Cettia haben diese Untersuchungen erwartungsgemass die Zugehorigkeit zur Uberfamilie Sylvioidea bestatigt nicht dagegen die besondere Nahe zu den ausserlich so ahnlichen Rohrsangern Acrocephalus und den Schwirlen Locustella Desgleichen konnte kein unmittelbarer gemeinsamer Vorfahre mit der Gattung Bradypterus bestatigt werden mit denen die Seidensanger bisher zu den Buschsangern zusammengefasst wurden Vielmehr ist die Gattung Cettia nun Typus Gattung der Familie Cettiidae mit gegenwartig 32 Arten 1 4 Unterarten BearbeitenEs werden augenblicklich drei Unterarten anerkannt 11 Cettia cetti cetti Temminck 1820 12 kommt im westlichen Europa bis Griechenland und die Balkanhalbinsel sowie den Nordwesten Afrikas vor Cettia cetti orientalis Tristram 1867 13 ist in der Turkei bis in den Iran und Afghanistan verbreitet Cettia cetti albiventris Severtsov 1873 14 kommt in Kasachstan und Turkmenistan bis ins nordwestliche China und nordliche Afghanistan vor Sylvia sericea Temminck 1820 15 wird heute als Synonym zur Nominatform betrachtet Etymologie und Forschungsgeschichte BearbeitenDie Erstbeschreibung des Seidensangers erfolgte 1820 durch Coenraad Jacob Temminck unter dem wissenschaftlichen Namen Sylvia cetti Als Lebensraum gab er Sardinien an Bei seiner Beschreibung bezog er sich auf die Tafel 655 La Bouscarle de Provence von Georges Louis Leclerc Comte de Buffon 16 und die Beschreibung von Usignuolo di Fiume 17 von Francesco Cetti hin 12 Im Jahr 1834 fuhrte Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte die Gattung Cettia fur den Seidensanger ein 18 Wie der Artname bezieht sich der Gattungsname auf Francesco Cetti der die Art zuerst ohne wissenschaftlichen Namen beschrieben hatte 12 Orientalis ist das lateinische Wort fur ostlich orientalisch von oriens orientis fur Osten Ost 19 Albiventris ist ein lateinisches Wortgebilde aus albus fur weiss und venter ventris fur Buach 20 Sericea bedeutet seiden von shrikos shrikon shres serikos serikon Seres fur seiden Seide die Leute von denen man Seide erhalt Chinesen 21 Literatur BearbeitenCharles Lucien Jules Laurent Bonaparte Iconografia della Fauna Italica per le quattro Classi degli Animali Vertebrati 1 Mammiferi e Uccelli Nr 9 Dalla Tipografia Salviucci Rom 1834 biodiversitylibrary org 1832 1841 Hans Bub Harald Dorsch Cistensanger Seidensanger Schwirle und Rohrsanger A Ziemsen Verlag Lutherstadt Wittenberg 1988 ISBN 978 3 7403 0020 3 Georges Louis Leclerc Comte de Buffon Louis Jean Marie Daubenton Edme Louis Daubenton Francois Nicolas Martinet Planches enluminees d histoire naturelle Band 7 Paris biodiversitylibrary org 1765 1783 Francesco Cetti Storia naturale della Sardegna Gli Uccelli di Sardegna Presso Giuseppe Piattoli Sassari 1774 google de Anne Puchta Klaus Richarz Steinbachs Grosser Vogelfuhrer Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2006 ISBN 978 3 8001 4490 7 Nikolai Alekseevich Severtsov pticy Aves In Izvestiya Imperatorskago Obshchestva Lyubitelei Estestvoznaniya Antropologii i Etnografii Band 8 Nr 2 1873 S 111 157 e heritage ru Lars Svensson Peter J Grant Killian Mullarney Dan Zetterstrom Der neue Kosmos Vogelfuhrer Alle Arten Europas Nordafrikas und Vorderasiens Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 1999 ISBN 978 3 440 07720 7 Coenraad Jacob Temminck Manuel d ornithologie ou Tableau systematique des oiseaux qui se trouvent en Europe 2 Auflage H Cousin Paris 1820 biodiversitylibrary org 1820 1840 Henry Baker Tristram On the Ornithology of Palestine Part V In The Ibis 2 Band 3 Nr 19 1867 S 73 97 biodiversitylibrary org Weblinks Bearbeiten nbsp Commons SeidensangerCettia cetti Sammlung von Bildern und Audiodateien Cettia cetti in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2017 Eingestellt von BirdLife International 2017 Abgerufen am 10 September 2021 Seidensanger Cettia cetti auf eBird org Seidensanger Cettia cetti bei Avibase Cettia cetti im Integrated Taxonomic Information System ITIS xeno canto Tonaufnahmen Seidensanger Cettia cetti Javier Blasco Zumeta Gerd Michael Heinze Geschlechts und Altersbestimmung PDF Datei englisch Federn des SeidensangersEinzelnachweise Bearbeiten a b P Alstrom P G P Ericson U Olsson P Sundberg Phylogeny and classification of the avian superfamily Sylvioidea Mol Phylogenet Evol 38 2 2006 S 381 397 doi 10 1016 j ympev 2005 05 015 Josep del Hoyo Andrew Elliott Jordi Sargatal eds Handbook of Birds of the World Volume 11 Old World Flycatchers to Old World Warblers Lynx Edicions Barcelona 2006 ISBN 84 96553 06 X J Fuchs J Fjeldsa R C K Bowie G Voelker E Pasquet The African warbler genus Hyliota as a lost lineage in the Oscine songbird tree Molecular support for an African origin of the Passerida Mol Phylogenet Evol 39 1 2006 S 186 197 doi 10 1016 j ympev 2005 07 020 a b 1 bei IOC World Bird List a b birds online ch a b Svensson Grant Mullarney Zetterstrom Der neue Kosmos Vogelfuhrer Franckh Kosmos Stuttgart 1999 Hans Bub Harald Dorsch Cistensanger Seidensanger Schwirle und Rohrsanger 1 Auflage Neue Brehm Bucherei Nr 580 A Ziemsen Verlag Lutherstadt Wittenberg 1988 Robert A Robinson Stephen N Freeman Mark J Grantham Dawn E Balmer Cetti s Warbler Cettia cetti analysis of an expanding population Capsule Productivity in the UK Cetti s Warbler population is constant but overwinter survival has become increasingly dependent on winter temperatures In Bird Study Volume 54 Issue 2 July 2007 pages 230 235 Wolfgang Henkes und Andreas Kohler Erster Brutnachweis des Seidensangers Cettia cetti in Rheinland Pfalz bei Ingelheim am Rhein Flora und Fauna in Rheinland Pfalz 14 4 2022 1359 1382 Volkhard Wille Tobias Krause Oliver Kruger Der SeidensangerCettia cetti eine neue Brutvogelart etabliert sich in Nordrhein Westfalen und Deutschland Charadrius 56 H 4 4 2020 68 81 IOC World Bird List Cupwings crombecs cettiid bush warblers Streaked Scrub Warbler yellow flycatchers hylias a b c Coenraad Jacob Temminck 1820 S 194 Henry Baker Tristram 1867 S 79 Nikolai Alekseevich Severtsov 1873 S 131 Coenraad Jacob Temminck 1820 S 197 Georges Louis Leclerc Comte de Buffon 1765 1783 Tafel 655 Abbildung 2 Francesco Cetti 1774 S 216 Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte Text zu Tafel 29 Abbildung 3 orientalis The Key to Scientific Names Edited by James A Jobling albiventris The Key to Scientific Names Edited by James A Jobling sericea The Key to Scientific Names Edited by James A Jobling Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seidensanger amp oldid 236669478