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Als Schneidstoffe werden diejenigen Werkstoffe bezeichnet aus denen der Schneidteil eines Zerspanungswerkzeugs mit geometrisch bestimmter Schneide besteht Dazu zahlen insbesondere Drehmeissel Bohrer Fraswerkzeuge Sagen und Raumwerkzeuge Schneidstoffe beeinflussen die Wirtschaftlichkeit spanender Prozesse wesentlich Die heute noch anhaltende Entwicklung der Schneidstoffe geht auf die Mitte des 19 Jahrhunderts zuruck und brachte eine Fulle verschiedener Materialien hervor So gibt es fast fur jeden Bearbeitungsfall einen besonders geeigneten Schneidstoff Walzfraser aus SchnellarbeitsstahlDer fur den Spanabtrag verantwortliche Werkstoff an Zerspanwerkzeugen mit geometrisch unbestimmter Schneide bspw Schleifscheiben wird Schleifmittel genannt Schneidstoffe werden zu Gruppen zusammengefasst Sortiert nach aufsteigender Harte Verschleissfestigkeit Preis und erreichbarer Schnittgeschwindigkeit sowie abnehmender Bruchfestigkeit handelt es sich um Werkzeugstahl insbesondere Schnellarbeitsstahl HSS Hartmetalle Schneidkeramiken Bornitrid DiamantInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Anforderungen und Eigenschaften 3 Einteilung 3 1 Unlegierte und niedrig legierte Werkzeugstahle 3 2 Schnellarbeitsstahl 3 3 Gegossene Hartlegierungen 3 4 Hartmetall 3 4 1 Vollhartmetall 3 4 2 Titancarbidfreies und titancarbidhaltiges Hartmetall 3 4 3 Feinstkornhartmetall 3 4 4 Wolframcarbidfreies Hartmetall Cermet 3 4 5 Beschichtetes Hartmetall 3 5 Schneidkeramik 3 6 Diamant und Bornitrid 4 Normung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSeit den ersten Kohlenstoffstahlen haben die Schneidstoffe eine rasante Entwicklung hinter sich die vor allem seit 1970 mit der Einfuhrung beschichteter Hartmetalle zu einem sprunghaften Anstieg der Schnittgeschwindigkeiten und Vorschuben gefuhrt hat Die hier aufgefuhrten Werte beziehen sich immer auf die Bearbeitung von Stahl unter gunstigen Bedingungen Bereits 1850 entwickelte der Englander Robert Mushet einen mit Wolfram Mangan Silizium und Chrom niedriglegierten Stahl speziell als Schneidstoff und hatte damit eine Alternative zu den bis dahin verwendeten Kohlenstoffstahlen gefunden 1 Wahrend die Schnittgeschwindigkeit mit Kohlenstoffstahl 1894 noch bei etwa 5 m min lag konnte sie mit dem von Taylor und Maunsel White entwickelten und von der Bethlehem Steel Corporation auf der Weltausstellung in Paris 1900 vorgestellten Schnellarbeitsstahl abgekurzt HSS mehr als verdoppelt werden HSS verbreitete sich sehr rasch und schon 1901 fand in Deutschland ein Wettdrehen zur Ermittlung des besten deutschen Schneidstahls statt 1 Eine weitere deutliche Anhebung geschah 1913 durch verbesserte Schnellarbeitsstahle auf 30 m min und 1914 mit gegossenen Hartlegierungen auf 40 m min Die neuen Schneidstoffe reizten sehr schnell die Grenzen der verfugbaren Werkzeugmaschinen aus So zeigten Versuche der Firma Ludwig Loewe dass ihre stabilsten Werkzeugmaschinen die mit der fur HSS maximalen Schnittgeschwindigkeit betrieben wurden nach bereits vier Wochen mit erheblichen Schaden ausfielen 1 Eine weitere Revolution waren die 1926 eingefuhrten und 1931 mit Wolframcarbid gesinterten Hartmetalle die Geschwindigkeiten von etwa 200 m min zuliessen Eine weitere Verdopplung erfolgte schliesslich 1955 mit hochtitancarbidhaltigen Hartmetallen 1958 schliesslich tauchten die ersten Keramiken als Schneidstoff auf dem breiten Markt auf und ermoglichten ein Anheben der Geschwindigkeit auf 500 m min Auch synthetischer Diamant wurde zu dieser Zeit erstmals industriell als Schneidstoff eingesetzt Mit superharten Schneidstoffen auf Bornitridbasis konnte 1965 nun auch geharteter Stahl wirtschaftlich bearbeitet werden Beschichtete Hartmetalle auf Titancarbidbasis erhohten 1970 die Standzeit der Werkzeuge betrachtlich doch kurz darauf 1975 kamen schon mehrfach beschichtete Hartmetalle auf den Markt Dem grossen Nachteil der Schneidkeramik der Sprodheit konnte 1978 mit verbesserten Schneidkeramiken beziehungsweise Siliciumnitrid entgegengewirkt werden Ebenfalls fur gehartete Stahle und schwerste Zerspanarbeit wurden 1979 superharte Verbund und Mischschneidstoffe entwickelt Der letzte grosse Meilenstein war die Entwicklung von sogenannten Feinstkornhartmetallen die einige Vorteile gegenuber gewohnlichen Hartmetallen besitzen wie hohe Zahigkeit bei gleichzeitig hoher Harte 2 Anforderungen und Eigenschaften Bearbeiten nbsp Temperaturverteilung an einer Hartmetalldrehmeisselschneide bei der Zerspanung von StahlSchneidstoffe sind Belastungen wie schlagartigen Schnittkraften hohen Temperaturen und Temperaturschwankungen sowie Reibung und Verschleiss ausgesetzt An den Werkzeugschneiden von Werkzeugmaschinen wird fast die gesamte eingebrachte Antriebsleistung in Reibungswarme umgesetzt nur ein vernachlassigbar kleiner Teil wird in die Verfestigung der Werkstuckoberflache umgesetzt Deshalb muss fur eine gute Abfuhr dieser Warme gesorgt werden Der Grossteil von ihr wird mit dem Span abgefuhrt ein kleiner Teil verbleibt im Werkstuck oder gelangt in das Werkzeug und muss durch Kuhlung mit einem Kuhlschmiermittel oder durch Ableiten der Energie durch das Werkzeug selbst auf einem zulassigen Temperaturniveau gehalten werden Da die Schnittgeschwindigkeit fur die Warmeentwicklung den entscheidenden Faktor darstellt hat der Wunsch der Industrie nach immer weiterer Steigerung derselben die bisher bekannten Schneidstoffe an ihre Leistungsgrenzen gebracht Eine Moglichkeit das Zeitspanvolumen und auch die Oberflachengute zu erhohen wird mit Werkstuckwerkstoffen umgesetzt die auf Zerspanbarkeit optimiert wurden wie Automatenstahl oder bleihaltige Aluminiumlegierungen Damit die Schneidstoffe den Belastungen standhalten konnen mussen sie folgende Eigenschaften besitzen Harte Schneidfahigkeit Um gut schneidfahig zu sein und zu bleiben Schneidhaltigkeit muss ein Werkstoff wesentlich harter als der zu trennende Werkstoff sein Verschleissfestigkeit Um verschleissfest zu sein muss der Schneidstoff ausreichend Widerstand gegen das Abtragen von Schneidstoffteilchen beim Werkstoffkontakt haben Massgeblicher Einflussfaktor ist neben der Harte die Temperatur an der Schneide Warmharte Auch unter den hohen Temperaturen die beim Spanen entstehen muss der Schneidstoff seine Harte behalten Hohe Zahigkeit und Bruchfestigkeit Schneidkantenbruche und Rissausbreitungen unter Biegebeanspruchung sollen moglichst vermieden werden Warmfestigkeit Sie ist ein Mass dafur wie gut ein Schneidstoff bei hohen Temperaturen seine Festigkeit behalt und damit mechanischen Beanspruchungen widersteht Temperaturwechselbestandigkeit Dient der Vermeidung von Rissbildungen durch Materialermudung infolge starker Temperaturschwankungen Diese treten zwangslaufig auf wenn die Schneiden wie etwa beim Frasen immer nur kurz und wechselnd im Einsatz sind Thermoschockbestandigkeit Darunter versteht man die Eigenschaft schlagartige Temperaturwechsel ohne Kantenausbruche zu uberstehen Ein geringer Warmeausdehnungskoeffizient sowie eine gute Warmeleitfahigkeit erhohen die Bestandigkeit Beim Frasen oder bei mangelnder Kuhlschmierstoffversorgung ist dies wichtig Chemische Stabilitat Der Schneidstoff sollte keine Verbindung mit den ihn umgebenden Stoffen eingehen Vor allem gegenuber dem Span wo chemisch gesehen durch den Kontakt einerseits Diffusion bzw andererseits elektrochemischer Verschleiss auftreten kann aber auch dem Kuhlschmierstoff und der Luft die Oxidation und aufgrund der hohen Temperaturen auch Verzunderung bewirken kann Warmeleitfahigkeit Die entstehende Warme kann abgeleitet werden Dies verhindert hohe mechanische Spannungen im Werkzeug bedingt durch die Warmeausdehnung und damit einhergehende Risse im Schneidstoff Die Anforderungen an Eigenschaften der Schneidstoffe sind dabei teilweise gegensatzlich Beispielsweise besitzt ein Schneidstoff mit hoher Zahigkeit keine hohe Harte Auch ist ein Schneidstoff mit zunehmender Verschleissfestigkeit mehr und mehr empfindlich auf Schlagbelastung Deshalb bleibt die Auswahl des richtigen Schneidstoffes immer ein Kompromiss bei dem einzelne Eigenschaften von Materialien den konkreten Zerspanbedingungen folgend gegeneinander abgewogen werden mussen Dies setzt genaue Kenntnisse der Wirkungsweise einer jeweiligen Zerspanungsart voraus Einteilung Bearbeiten nbsp Eigenschaften der verschiedenen SchneidstoffeSchneidstoffe werden in die drei Hauptgruppen metallische Schneidstoffe Verbundschneidstoffe und keramische Schneidstoffe mit jeweils mehreren Untergruppen eingeteilt Die hier verwendeten Abkurzungen haben mit Ausnahme der Werkzeugstahle die ISO 513 als Grundlage Unlegierte und niedrig legierte Werkzeugstahle Bearbeiten Unlegierte Werkzeugstahle Kaltarbeitsstahl sind Kohlenstoffstahle mit einem C Anteil zwischen 0 45 und 1 5 Der C Anteil beeinflusst die Hartbarkeit des Stahls und orientiert sich an den verschiedenen an das Werkzeug gestellten Anforderungen wie Harte oder Zahigkeit Die Arbeitstemperatur liegt bei unlegierten Werkzeugstahlen bei maximal 200 C Sie finden deshalb nur noch bei Handarbeitsgeraten und Holzsageblattern Verwendung Legierte Werkzeugstahle Warmarbeitsstahl besitzen je nach Gehalt an Legierungsbestandteilen bei einem C Gehalt zwischen 0 2 und 1 5 eine maximale Arbeitstemperatur von 400 C auf Ihre Eigenschaften werden ebenfalls vornehmlich uber den C Anteil eingestellt doch haben hier die metallischen Zusatze ebenfalls einen starken Einfluss Aufgrund ihrer guten Schneidhaltigkeit und des gunstigen Preises werden aus ihnen verschiedenste meist handgefuhrte Schneidwerkzeuge gefertigt Die Schnittgeschwindigkeit betragt bei Stahl ungefahr 15 m min daher spielen sie wie die unlegierten Stahle auch in der industriellen Zerspanung keine Rolle mehr Schnellarbeitsstahl Bearbeiten nbsp Verschiedene Fraser aus SchnellarbeitsstahlEin Schnellarbeitsstahl HS nach EN ISO 4957 Werkstattbezeichnung HSS ist ein hochlegierter Werkzeugstahl der sehr zah und unempfindlich gegen schwankende Krafte ist Die Arbeitstemperatur kann bis zu 600 C betragen Er wird hauptsachlich bei Werkzeugen verwendet die hohe Zahigkeit grosse Spanwinkel kleine Keilwinkel hohe Schneidkantenfestigkeit und eine scharfe Schneide aufweisen mussen wobei die geringe mogliche Schnittgeschwindigkeit aber unwesentlich ist Des Weiteren eignen sie sich fur individuell angepasste Schneidengeometrien Typische Werkzeuge sind Bohrer Senker Raumwerkzeuge Reibahlen Profil und Verzahnungswerkzeuge oder spezielle Fraser In der industriellen Fertigung spielen sie inzwischen eine untergeordnete Rolle jedoch werden sie in absehbarer Zeit in einigen Bearbeitungsfallen nicht durch andere Schneidstoffe zu ersetzen sein In den 1980ern und 1990ern hat sich wegen der Prozesssicherheit und des geringen Preises das Beschichten im PVD Verfahren mit einer Hartstoffschicht von 2 µm bis 4 µm Dicke 3 aus Titannitrid oder Titancarbid durchgesetzt wobei die Prozesstemperatur zwischen 450 C und 500 C liegt und somit eine Gefugeanderung gering bleibt Die gesteigerte Oberflachenharte sowie die geringere Oberflachenrauheit verhindern eine Aufbauschneidenbildung also ein Anhaften des Spanes und tragt so zur Masshaltigkeit der Werkstucke sowie der Standzeiterhohung des Werkzeugs bei 4 Weiterhin besteht die Moglichkeit die Eigenschaft der Stahle durch das pulvermetallurgische Herstellverfahren das Sintern zu verbessern Erzielbare Korngrossen von weniger als 1 µm und ein gleichmassigeres Gefuge erhohen die Kantenfestigkeit und Schneidhaltigkeit Gegossene Hartlegierungen Bearbeiten Gegossene Hartlegierungen zeichnen sich durch ein Grundmetall Kobalt Eisen oder Nickel und einigen Carbidbildnern Chrom Molybdan Vanadium oder Wolfram aus Sie wurden 1907 in den USA unter Markenbezeichnung Stellite auf den Markt gebracht Im Gegensatz zu den Schnellarbeitsstahlen ist der Anteil der carbidbildenden Legierungselemente wesentlich hoher Eine Warmebehandlung der gegossenen und geschliffenen Werkzeuge ist in der Regel nicht vorgesehen und oft auch nicht moglich 2 Sie besitzen eine hohe Warmharte sind aber auch sehr sprode Die Verbreitung beschrankt sich fast ausschliesslich auf die USA denn die mit Stelliten ausfuhrbaren Spanungsarbeiten lassen sich ebenso gut mit Schnellarbeitsstahl oder Hartmetall erledigen 2 Hartmetall Bearbeiten nbsp Wendeschneidplatte aus beschichtetem Hartmetall ungefahr 1 2 cm lang nbsp Verschiedene Fraser mit Hartmetallwendeschneidplatten nbsp Bohrer aus Stahl mit eingeloteten Hartmetallplatten nbsp Beschichtete Hartmetallplatte auf einem DrehmeisselHartmetalle sind durch Sintern hergestellte Verbundwerkstoffe Sie bestehen aus einer weichen metallischen Bindephase meist Cobalt und den darin eingelagerten harten Carbiden Titan Wolfram Tantalcarbid oder Titannitrid 5 Die Abkurzungen lauten HW fur uberwiegend aus Wolframcarbid HT Cermets fur uberwiegend aus Titancarbid und Titannitrid bestehende Hartmetalle und HC fur beschichtete Varianten Die Harte und Zahigkeit ist abhangig von der Zusammensetzung der Carbide mit einer Grosse von 1 10 µm und dem weichen Bindemittel das in der Regel einen Volumenanteil bis 20 einnimmt wobei mehr Bindemittel die Schneide weicher und zaher macht 6 Hartmetallschneidstoffe konnen neben Stahl und Gusseisen auch harte Werkstoffe wie Glas und Porzellan spanend bearbeiten Sie werden meist in Form von Wendeschneidplatten eingesetzt es gibt sie aber auch als Werkzeuge aus Vollhartmetall oder als eingelotete Hartmetall Schneidplatten auf Werkzeugkorpern aus Stahl Betonbohrer Vollhartmetall Bearbeiten Als Vollhartmetall oder VHM werden Schneidwerkzeuge klassifiziert die vollstandig aus Hartmetall bestehen im Unterschied zu beschichteten oder auch aus unterschiedlichen Materialien zusammengesetzten Werkzeugen Titancarbidfreies und titancarbidhaltiges Hartmetall Bearbeiten Hartmetalle mit Wolframcarbid DIN Kurzel HW chemisch WC Co haben eine hohe Verschleissfestigkeit und zeichnen sich vornehmlich durch ihre hohe Zahigkeit aus Sie werden unterteilt in titancarbidfreie und titancarbidhaltige Schneidstoffe Erstere basieren auf Wolframcarbid und sind extrem zah wodurch sie hohe mechanische Beanspruchungen gut ertragen Die Warmharte ist etwas geringer als bei den titancarbidhaltigen Varianten welche neben Wolframcarbid bis zu 60 Titancarbid enthalten DIN Kurzel ebenfalls HW chemisch WC TiC Co Durch diesen Zusatz sind sie zur Bearbeitung von Stahl geeignet Weiterhin ergibt sich eine gesteigerte Oxidationsbestandigkeit bei hoheren Schnitttemperaturen Feinstkornhartmetall Bearbeiten Auch die Korngrosse der Carbide hat entscheidenden Einfluss auf die Eigenschaften und so wurden Feinstkornhartmetalle HF auf der Basis von Wolframcarbid und Kobalt entwickelt Je nach Korngrosse werden sie auch Ultrafeinstkornhartmetalle genannt Die Korngrosse bewegt sich im Bereich von 0 2 1 µm wodurch Eigenschaften erreicht werden die bei normalen Hartmetall gegensatzlich zueinander stehen 6 So steigen die Harte und die Biegefestigkeit ohne Veranderung der Bindephase was den Schneidstoff besonders fur dynamisch beanspruchende Spanarbeiten wie sie bei Schnittunterbrechung auftreten geeignet macht Mit Werkzeugen aus Feinstkornhartmetall konnen auch schwer zerspanbare Stoffe wie geharteter Stahl bearbeitet werden Wolframcarbidfreies Hartmetall Cermet Bearbeiten Wolframcarbidfreie Hartmetalle werden allgemein Cermets HT genannt ein Kunstwort aus Ceramic und Metal Auch die unten beschriebenen Mischkeramiken sind gelegentlich unter der Bezeichnung Cermet im Handel 7 Als Basis dienen die Hartstoffe Titancarbid Titannitrid mit einem Volumenanteil bis uber 85 sowie seltener Niobcarbid und als Bindephase Nickel oder auch Molybdan und Kobalt Da man auf seltene Rohstoffe wie Wolfram Tantal und Kobalt verzichtet und stattdessen vorwiegend uberall verfugbares Titan als Carbidbildner und Nickel als Bindephase verwendet werden kann rechnet man mit einem steigenden Marktanteil der Cermets 6 Die Vorteile gegenuber den auf Wolframcarbid basierenden Hartmetallen sind weiterhin bedingt durch eine hohere Harte ein geringerer mechanischer Verschleiss sowie ein geringerer Diffusionsverschleiss Sie eignen sich somit vorwiegend fur die Feinbearbeitung aller Stahl und Stahlgusswerkstoffe 2 6 Beschichtetes Hartmetall Bearbeiten Durch Beschichtung mit Hartstoffen mit dem inzwischen der Grossteil der Hartmetallwerkzeuge behandelt wird kann die Verschleissfestigkeit erhoht werden bei gleichzeitig zahem Grundkorper Dies geschieht indem man mehrere Hartstoffschichten aus Titancarbid Titannitrid Titancarbonitrid Aluminiumoxid Titanaluminiumnitrid Chromnitrid oder Zirkoncarbonitrid im PVD CVD oder PACVD Verfahren aufbringt 2 Bevorzugt wird das CVD Verfahren angewandt welches sich durch Prozesstemperaturen zwischen 850 C und 1000 C auszeichnet Dabei werden fast ausschliesslich Mehrlagenschichten mit einer Gesamtdicke bis 25 µm aufgetragen 8 Der Vorteil von beschichteten im Gegensatz zu unbeschichteten Hartmetallplatten ist die hohere Standzeit beziehungsweise die hohere erreichbare Schnittgeschwindigkeit Beschichtungen verbreitern des Weiteren den Einsatzbereich einer Hartmetallsorte Sortenbereinigung Nachteilig wirkt sich das Beschichten auf die Schneidenkante aus deren Radius sich auf 20 100 µm erhoht und dadurch an Scharfe verliert 6 Daruber hinaus gibt es eine Vielzahl neuer Entwicklungen wie metallhaltige Molybdandisulfid Beschichtungen CVD Diamantschichten und amorphe Kohlenstoffschichten zur Zerspanung superabrasiver Werkstoffe wie zum Beispiel Graphit Keramik und Hartmetallgrunlinge faserverstarkte Kunststoffe oder Metallmatrix Verbundwerkstoffe Ziel ist entweder eine extrem harte eine gleitfahige oder eine weiche schmierende Oberflache beziehungsweise eine Kombination daraus zu erlangen Schneidkeramik Bearbeiten Hauptartikel Schneidkeramik Erste Spanungsversuche mit Keramik als Schneidstoff fuhrte 1938 Werner Osenberg an der Technischen Universitat Dresden durch wobei er Aluminiumoxid wahlte Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Weiterentwicklung und so setzte sich Keramik erst nach 1950 durch 2 Die Herstellung der meist auf Aluminiumoxid basierenden Schneidkeramiken Kurzel CA fur ceramic aluminum erfolgt auf ahnliche Weise wie bei Hartmetallen Okonomische Vorteile durch den Verzicht auf Schwermetalle wie Wolfram oder Kobalt sowie die hohe Verschleissfestigkeit und Warmharte halfen der Schneidkeramik Hartmetalle aus einigen Bereichen zu verdrangen 2 Jedoch kann die Schneidkeramik aufgrund der hoheren Harte auch Werkstoffe zerspanen und Feinbearbeitungen ausfuhren bei denen Hartmetalle versagen und teure Diamanten verwendet werden mussten Der Grossteil der Schneidkeramiken wird nicht beschichtet doch gibt es inzwischen eine breite Auswahl an Keramiken mit mehrlagiger TiCN TiN Beschichtung CC ceramic coated Die daraus resultierende geringere Reibung des Spanes auf der Schneidenoberflache verringert die thermische Belastung und ermoglicht eine hohere Schnittgeschwindigkeit Schneidkeramiken werden im Wesentlichen in die drei Gruppen Oxidkeramik Nichtoxidkeramik und Mischungen verschiedener Keramiken Mischkeramik unterteilt Oxidische Schneidkeramik besteht aus Aluminiumoxid Al2O3 sowie bis zu 15 Zirkonoxid und besitzt eine hohe Verschleissfestigkeit und Harte bis 2000 C 6 Sie ist empfindlich gegen wechselnde Schnittkrafte und Temperaturwechsel und wird bei sehr gleichmassigen Schnittbedingungen ohne Kuhlung eingesetzt Sie zeichnet sich durch geringeren Verschleiss aus als reines Aluminiumoxid da die Bruchenergie wachsender Risse am dispergierten Zirkoniumdioxid gestreut und teilweise durch Phasenumwandlung absorbiert wird 9 Des Weiteren wirken die Zirkoniumdioxid Teilchen als Partikelverstarkung durch Rissablenkung und Rissverzweigung und bremsen so zusatzlich das Fortschreiten von Rissen 10 Die nichtoxidische Schneidkeramik ist Siliciumnitridkeramik CN bestehend aus stabchenformigen vollig isotropen Siliciumnitrid Kristallen Si3N4 mit deutlich besseren Festigkeitswerten als die Oxid und Mischkeramik Ahnlich der Oxidkeramik mit Zirkoniumdioxid wird die Bruchzahigkeit durch Rissablenkung und Rissverzweigung erhoht 10 Sie ist relativ unempfindlich gegenuber Temperaturschwankungen neigt aber zu Diffusions und Pressschweissverschleiss bei der Stahlbearbeitung Aus ihr werden auch Werkzeuge aus einem Stuck wie Bohrer oder Fraser gefertigt Mischkeramik CM wird aus Aluminiumoxid und Hartstoffen wie Titancarbid Wolframcarbid oder auch Titannitrid die sie schwarz oder grau erscheinen lassen gesintert Sie besitzt eine hohere Temperaturwechsel und Kantenfestigkeit und eignet sich vom Schlicht bis zum Schruppdrehen vieler Werkstoffe bis ca 62 HRC 6 Whiskerverstarkte Schneidkeramiken CR sind mit Silicium Whiskern verstarkte keramische Verbundwerkstoffe auf Basis von Aluminiumoxid Sie weisen hohe Festigkeitswerte und eine hohe Temperaturwechselbestandigkeit auf wodurch sich kleinere Keilwinkel verwirklichen lassen Sie finden bei der Bearbeitung von Gusswerkstoffen und warmfesten Nickellegierungen Anwendung sowie beim High Performance Cutting da beim HPC grosse Spankammern gefordert werden Diamant und Bornitrid Bearbeiten Die beiden Materialien werden auch unter dem Begriff superharte Schneidstoffe zusammengefasst Darunter sind vor allem Schneidstoffe zu verstehen die eine Harte nach Knoop von mehr als 50 000 N mm 50 GPa besitzen 2 Monokristalliner Diamant DM oder Werkstattbezeichnung MKD besitzt die grosste Harte aller Stoffe und wird meist fur Feinstarbeit verwendet Die extrem scharfen Schneiden mit einem Radius der kleiner als 1 µm ist lassen Oberflachenrauigkeiten kleiner RZ 0 02 µm zu 6 Da Einkristalle richtungsabhangige Festigkeitswerte aufweisen mussen die Diamanten der maximalen Schnittkraftrichtung entsprechend eingebaut werden Diamantbestuckte Werkzeuge eignen sich gut fur Nichteisenmetalle und ihre Legierungen faser und fullverstarkte Kunststoffe Gummi vorgesinterten Hartmetallen Glas und Keramik Polykristalliner Diamant DP oder Werkstattbezeichnung PKD als Schneidstoff aus einer Hartmetallunterlage auf den erst eine dunne Metallschicht und anschliessend eine 0 5 bis 1 5 mm dicke Schicht aus synthetischem Diamantpulver aufgesintert wird 3 Aufgrund des polykristallinen Gefuges ist DP isotrop und damit sind seine Festigkeitseigenschaften richtungsunabhangig Die Schnittgeschwindigkeit liegt fast um die Halfte niedriger als bei Einkristallen doch die Vorschubgeschwindigkeit kann um das Zehnfache gesteigert werden Der Einsatz von DP bringt eine Standzeiterhohung um den Faktor 100 gegenuber monokristallinem Diamant 6 Polykristallines kubisches Bornitrid BN oder Werkstattbezeichnung CBN oder PKB wird hauptsachlich zur Bearbeitung von harten und abrasiven Eisenwerkstoffen mit einer Harte bis 68 HRC 8 eingesetzt da es anders als die superharten Schneidstoffe DM und DP nicht mit Eisen reagiert und eine Warmbestandigkeit bis 2000 C aufweist 6 5 BN wird als bis zu 1 5 mm dicke Schicht durch das sogenannte Hochdruck Flussigphasensintern auf Hartmetallplatten aufgebracht oder als massiver Korper hergestellt Als Bindephase dient in der Regel Titannitrid oder Titancarbid Der Schneidstoff Diamant ist auch als Beschichtung im Einsatz siehe Abschnitt Beschichtetes Hartmetall nbsp Monokristalliner Diamant 2 Karat aufgelotet auf einen Stahlkorper nbsp Polykristalliner Diamant mit Hartmetallgrundkorper nbsp Polykristallines kubisches Bornitrid aufgesintert auf einen HartmetallkorperNormung BearbeitenAbkurzungen der Schneidstoffe nach chemischem Aufbau ISO 513 Kenn zeichen SchneidstoffgruppeH HM HartmetallHW vorw WolframcarbidHT Cermet TiC TaC HF FeinstkornhartmetallHC Beschichtetes HM C SchneidkeramikCA OxidkeramikCM MischkeramikCN Silizium NitridkeramikCC Beschichtete KeramikCR Whiskerverstarkte C D DiamantDM Monokristalliner D DP Polykristalliner D B BornitridBN Polykristallines B freigestellt meist HMUm dem Anwender eine Hilfe bei der Auswahl des richtigen Schneidstoffs zu geben werden Schnellarbeitsstahle allgemein in vier Gruppen und Hartmetalle Cermets Schneidkeramiken und polykristallines kubisches Bornitrid in Zerspanungshauptgruppen und weiterhin in Anwendungsgruppen unterteilt Die Schnellarbeitsstahle werden nach den Legierungsbestandteilen Molybdan und vorwiegend Wolfram in vier Gruppen unterteilt Die erste Gruppe enthalt ungefahr 18 die zweite ungefahr 12 die dritte ungefahr 6 und die vierte ungefahr 2 Wolfram Der Molybdananteil bewegt sich zwischen 0 und 10 Nach EN ISO 4957 welche in Deutschland die DIN 17350 abloste werden Schnellarbeitsstahle mit einem vorgesetzten HS gekennzeichnet und folgend prozentual die Anteile der Legierungsbestandteile in der Reihenfolge Wolfram Molybdan Vanadium Kobalt angegeben Beispielsweise HS6 5 2 5 ein Schnellarbeitsstahl fur hochstbeanspruchte Spiralbohrer Fraser oder Schruppwerkzeuge Harte Schneidstoffe werden nach der ISO 513 nicht wie HSS nach ihrer chemischen Zusammensetzung sondern nach ihrem Anwendungsgebiet unterteilt Die Kennzeichnung besteht dabei aus funf Elementen Der Kennbuchstabe gibt die Schneidstoffgruppe an Ihm folgt eine der farblich unterschiedlichen Zerspan Hauptgruppen P fur langspanende M fur lang und kurzspanende und K fur kurzspanende Werkstoffe An die Hauptgruppe wird die Zerspan Anwendungsgruppe in Form einer Zahl angehangt Nachfolgend konnen noch zwei Buchstaben fur den geeigneten Werkstoff und das zu bevorzugende Zerspanverfahren folgen So steht beispielsweise das Kennzeichen HW P20N M fur ein unbeschichtetes Hartmetall mittlerer Harte und Zahigkeit geeignet fur die Zerspanung von NE Metallen durch das Verfahren Frasen Jedem Werkzeughersteller obliegt die Aufgabe seine Schneidstoffe in eine Gruppe einzuteilen Auf die letzten beiden Buchstaben wird haufig verzichtet Stattdessen stellt der Hersteller entweder ausfuhrliche Spanparameter fur die Kunden bereit oder er spezifiziert die Schneidstoffe nicht naher Die zwei Ubersichtstabellen dieses Artikelabschnitts stellen entsprechend der ISO 513 zum einen die Kurzzeichen fur harte Schneidstoffe und zum anderen die Hauptgruppen und auszugsweise die wichtigsten Anwendungsgruppen dar Die Werkstoffe und Arbeitsverfahren durfen dabei nur als Richtangaben verstanden werden und sind aus Platzgrunden nicht vollstandig aufgefuhrt Ubersicht der Hauptgruppen bzw Anwendungsgruppen der Hartstoffe ISO 513 Anwendung Haupt gruppe Kenn farbe Kurz zeichen Werkstoffe Bearbeitungsform1 2 P blau P01 Stahl S Stahlguss GS FeinbearbeitungP10 S GS langspanender Temperguss Drehen D Frasen F GewindebohrenP20 Drehen FrasenP30 S GS mit Lunkern SchruppenP40 S GS Automatenstahl ungunstige BearbeitungsfalleP50M gelb M10 S GS Gusseisen GJ Manganhartstahl Drehen hohe vcM20 S GS G Austenit S Drehen FrasenM30 S G hochwarmfester S Schlicht SchruppenM40 Automatenstahl NE Metalle NEM Leichtmetalle Drehen AbstechenK rot K01 hartes GJ Duroplaste AlSi Legierungen D F Schaldrehen SchabenK10 GJ HB 220 harter Stahl Gestein Keramik D F Bohren Raumen Schaben InnendrehenK20 GJ HB 220 NEM D F InnendrehenK30 Stahl GJ HB lt 220 D F NutenfrasenK40 NEM Holz bei grossem SpanwinkelEigenschaftsanderungen gemass jeweiliger Pfeilrichtungen 1 Zunahme an Harte bzw Verschleissfestigkeit des Schneidstoffs Schnittgeschwindigkeit Spanlange2 Zunahme an Zahigkeit des Schneidstoffs Vorschubrate Schneidenbelastung CVD Diamant Werkzeuge sind in der ISO 513 nicht behandelt Sie werden in der VDI Richtlinie 2841 CVD Diamant Werkzeuge Systematik Herstellung und Charakterisierung ausfuhrlich beschrieben die im August 2012 erschienen ist Literatur BearbeitenHans Berns Hrsg Hartlegierungen und Hartverbundwerkstoffe Gefuge Eigenschaften Bearbeitung Anwendung Springer Verlag Berlin Heidelberg 1998 ISBN 3 540 62925 4 Friemuth Thomas Herstellung spanender Werkzeuge Dusseldorf VDI Verlag 2002 DIN EN ISO 4957 2001 02 Werkzeugstahle DIN ISO 513 2005 11 Klassifizierung und Anwendung von harten Schneidstoffen fur die Metallzerspanung mit geometrisch bestimmten Schneiden Bezeichnung der Hauptgruppen und Anwendungsgruppen Entwurf VDI 2841 Blatt 1 2008 09 CVD Diamant Werkzeuge Systematik Herstellung und Charakterisierung Einzelnachweise Bearbeiten a b c Gunter Spur Vom Wandel der industriellen Welt durch Werkzeugmaschinen eine kulturgeschichtliche Betrachtung der Fertigungstechnik Carl Hanser Verlag Munchen Wien 1991 ISBN 3 446 16242 9 S 347 a b c d e f g h Werner Degner Hans Lutze und Erhard Smejkal Spanende Formung Carl Hanser Verlag 2002 ISBN 3 446 22138 7 S 60 79 a b Ulrich Fischer Hrsg Fachkunde Metall Verlag Europa Lehrmittel 53 Auflage 1999 ISBN 3 8085 1153 2 S 97 99 A Herbert Fritz Gunter Schulze Hrsg Fertigungstechnik VDI Verlag 3 Auflage Dusseldorf 1995 ISBN 3 18 401394 4 S 242 249 a b Wolfgang Beitz Karl Heinz Kuttner beide Hrsg Dubbel Taschenbuch fur den Maschinenbau Springer Verlag Berlin Heidelberg 18 Auflage 1995 ISBN 3 540 57650 9 S 50 51 a b c d e f g h i j Herbert Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg Verlag 2002 ISBN 3 486 25045 0 S 26 41 Engelbert Westkamper Hans Jurgen Warnecke Einfuhrung in die Fertigungstechnik Stuttgart Leipzig Wiesbaden B G Teubner April 2001 4 Auflage ISBN 3 519 36323 2 S 135 a b Heinz Tschatsch Praxis der Zerspantechnik Vieweg Verlag Braunschweig Wiesbaden 6 Auflage Oktober 2002 ISBN 3 528 34986 7 S 307 314 Wilfried Konig Fritz Klocke Fertigungsverfahren 1 Drehen Frasen Bohren Springer Verlag 1997 ISBN 3 540 63202 6 S 161 a b Johannes Schneider Schneidkeramik verlag moderne industrie Landsberg am Lech 1995 ISBN 3 478 93141 X S 10 nbsp Dieser Artikel wurde am 27 Oktober 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schneidstoff amp oldid 223766542