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Der Schneidteil ist derjenige Teil eines Zerspanungswerkzeuges der bei der Bearbeitung wirksam ist und an dem sich die Schneidkeile befinden 1 Die wichtigsten Begriffe zu seinen Flachen Schneiden Bezugssystemen und Winkeln sind in der DIN 6581 genormt Flachen am Drehmeissel der auch in allen Normen als Referenz herangezogen wird Zwischen Haupt und Nebenfreiflache und der Spanflache befindet sich jeweils ein Schneidkeil Die Schnittrichtung weist nach oben Beim feststehenden Drehmeissel wird die Schnittrichtung von der Drehrichtung des rotierenden Werkstucks bestimmt Wendeschneidplatte golden glanzend an einem realen Werkzeug Als Spanflache wird diejenige Flache des Schneidkeils bezeichnet uber die der Span bei der Bearbeitung ablauft Die anderen angrenzenden Flachen werden als Freiflache bezeichnet Die Kante des Keils die an der Spanflache liegt und in Vorschubrichtung zeigt ist die Hauptschneide S displaystyle S Die andere wird als Nebenschneide S displaystyle S bezeichnet 1 Die Vorschubrichtung steht bei den meisten Fertigungsverfahren senkrecht zur Schnittrichtung Wenn die Schneiden auf einer Kreisflache rotieren die sich parallel zur Werkstuckoberflache bewegt variiert der Vorschubrichtungswinkel Haupt und Nebenschneide bilden untereinander und mit der Schnitt und Vorschubrichtung verschiedene Winkel Um sie eindeutig beschreiben zu konnen wurden zwei wichtige Bezugssysteme die aus mehreren Ebenen bestehen definiert und genormt Beim Werkzeug Bezugssystem sind alle Ebenen am Vektor der Schnittgeschwindigkeit v c displaystyle v c orientiert beim Wirk Bezugssystem dagegen an der Wirkgeschwindigkeit v e displaystyle v e Sie ist die Resultierende aus Schnitt und Vorschubgeschwindigkeit Fur die Beschreibung der Zerspanungsvorgange ist eigentlich die Wirkgeschwindigkeit wichtig ihre genaue Orientierung im Raum und ihr Betrag sind jedoch nur schwer zu ermitteln Da sie jedoch in Betrag und Richtung sich nur unwesentlich von der leicht zu ermittelnden Schnittgeschwindigkeit unterscheidet wird meist das auf ihr aufbauende Werkzeug Bezugssystem gewahlt 1 Beide Systeme betrachten dabei einen beliebigen Punkt der Hauptschneide Die Grundebene des Werkzeug Bezugssystems ist die Werkzeug Bezugsebene P r displaystyle P r Sie enthalt wie alle anderen Ebenen auch den gewahlten Punkt und steht senkrecht auf dem Vektor der Schnittgeschwindigkeit In dieser Ebene liegen der Werkzeugeinstellwinkel k displaystyle kappa Kappa und der Eckenwinkel ϵ displaystyle epsilon Die folgenden Ebenen stehen senkrecht auf der Werkzeugbezugsebene Die Arbeitsebene Sie enthalt die Vektoren der Vorschub und Schnittgeschwindigkeit In dieser Ebene liegen der Vorschubrichtungswinkel f displaystyle varphi und der Wirkrichtungswinkel h displaystyle eta die die Winkel zwischen den Vektoren der Vorschub Schnitt und Wirkgeschwindigkeit angeben Die Werkzeug Schneidenebene Sie enthalt die Hauptschneide In ihr liegt der Neigungswinkel l displaystyle lambda Die Werkzeug Orthogonalebene Sie steht senkrecht zur Werkzeug Schneidenebene In ihr finden sich der Freiwinkel a displaystyle alpha der Keilwinkel b displaystyle beta und der fur die Spanbildung wichtige Spanwinkel g displaystyle gamma 1 Inhaltsverzeichnis 1 Flachen Schneiden und Ecken 2 Bezugssysteme 3 Winkel und Radien 3 1 Werkzeug Orthogonalebene 3 1 1 Freiwinkel 3 1 2 Keilwinkel 3 1 3 Spanwinkel 3 2 Werkzeug Bezugsebene 3 2 1 Werkzeug Einstellwinkel 3 2 2 Eckenwinkel 3 3 Werkzeug Schneidenebene Der Neigungswinkel 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseFlachen Schneiden und Ecken BearbeitenDie Spanflache A g displaystyle A gamma nbsp 1 Index nach dem Spanwinkel g displaystyle gamma nbsp ist diejenige Flache uber die der Span abgleitet Ihre Lage und Orientierung im Raum sowie ihre Oberflacheneigenschaften bestimmen daher wesentlich die Spanbildung und den Leistungsbedarf Falls sie angefast ist wird der Teil der Spanflache der an der Schneide liegt als Spanflachenfase bezeichnet Ihre Breite hat das Formelzeichen b f g displaystyle b f gamma nbsp Die Freiflache ist diejenige Flache die der neu entstandenen Werkstuck Flache zugekehrt ist Es kommt also darauf an mit welcher Kinematik Bewegung relativ zum Werkstuck ein Werkzeug genutzt wird um zu entscheiden welche Flache die Freiflache ist 2 Sie ist grundsatzlich vom Werkstuck weg geneigt um Reibung zu vermeiden 3 Es wird zwischen zwei Freiflachen unterschieden Die Hauptfreiflache A a displaystyle A alpha nbsp liegt in der Vorschubrichtung Im idealisierten Schneidkeil bildet sie mit der Spanflache eine Schnittgrade Die Hauptschneide S displaystyle S nbsp Reale Schneiden sind dagegen oft gerundet sogenannte Schneidkantenverrundung mit Radius r b displaystyle r beta nbsp oder angefast Die Nebenfreiflache A a displaystyle A alpha nbsp liegt nicht in der Vorschubrichtung und bildet mit der Spanflache die Nebenschneide S displaystyle S nbsp Falls die Freiflachen angefast sind wird deren Breite mit b f a displaystyle b f alpha nbsp und b f a n displaystyle b f alpha n nbsp bezeichnet Spanflache Haupt und Nebenfreiflache bilden einen Keil den sogenannten Schneidkeil Seine Spitze wird als Schneidenecke bezeichnet 3 Bezugssysteme Bearbeiten nbsp Bezugsebenen am Schneidteil Zur Definition der verschiedenen Winkel wurden zwei verschiedene Bezugssysteme definiert und genormt die aus eindeutig bestimmten Ebenen bestehen Das Werkzeug Bezugssystem ist fur die Werkzeugherstellung und instandhaltung wichtig Seine Bezugsebene liegt senkrecht zur Schnittgeschwindigkeit Das Wirk Bezugssystem dagegen geht von der Wirkgeschwindigkeit aus die fur die Spanbildung wichtig ist Beide Systeme sind somit um den Wirkrichtungswinkel gegeneinander verdreht Da er bei den meisten Prozessen sehr klein ist sind sich die Winkel in beiden Systemen auch sehr ahnlich Formelzeichen im Wirk Bezugssystem erhalten den Index e von englisch effective die des Werkzeug Bezugssystems erhalten keinen besonderen Index 4 2 Beide Systeme betrachten einen beliebigen Punkt auf der Schneide Falls ein Punkt auf der Nebenschneide gewahlt wird erhalten alle Bezeichnungen einen Apostroph als Zusatz in Analogie zur Nebenfreiflache A a displaystyle A alpha nbsp 1 Das Werkzeug Bezugssystem hat als Grundebene die Werkzeug Bezugsebene P r displaystyle P r nbsp r von englisch reference Bezug 3 Folgende Ebenen stehen auf ihr senkrecht 1 Die Werkzeug Schneidenebene Schnittebene P s displaystyle P s nbsp Sie verlauft im betrachteten Punkt tangential zur Hauptschneide S displaystyle S nbsp Die Werkzeug Orthogonalebene P o displaystyle P o nbsp Sie liegt senkrecht o fur orthogonal zur Werkzeug Schneidenebene P s displaystyle P s nbsp Fruher wurde sie auch als Keilmessebene bezeichnet da in ihr der Keilwinkel ϵ displaystyle epsilon nbsp gemessen wird Die angenommene Arbeitsebene P f displaystyle P f nbsp f fur englisch feed Vorschub 3 Sie liegt parallel zur angenommenen Vorschubrichtung Sie wird von der Vorschub und Schnittrichtung aufgespannt Die Werkzeug Ruckebene P p displaystyle P p nbsp Sie steht senkrecht auf der Arbeitsebene P f displaystyle P f nbsp Die Werkzeug Schneidennormalebene P n displaystyle P n nbsp Sie liegt senkrecht normal zur Werkzeugschneide Sie ist daher auch identisch mit der Wirk Schneidennormalebene P n e displaystyle P ne nbsp da sie nicht an der Werkzeug Bezugsebene orientiert ist Winkel und Radien BearbeitenIn den definierten Ebenen werden verschiedene Winkel und Radien gemessen Zur eindeutigen Bestimmung erhalten sie den Index der Ebene in der sie gemessen werden Der Werkzeug Orthogonalkeilwinkel b o displaystyle beta o nbsp wird also in der Werkzeug Orthogonalebene P o displaystyle P o nbsp gemessen und der Wirk Seitenspanwinkel g f e displaystyle gamma fe nbsp in der Arbeitsebene P f e displaystyle P fe nbsp Die Lage der Flachen am Schneidkeil ist durch folgende drei Winkel definiert 2 Der Werkzeug Spanwinkel g n displaystyle gamma n nbsp Der Werkzeug Einstellwinkel k r displaystyle kappa r nbsp Der Werkzeug Neigungswinkel l s displaystyle lambda s nbsp Werkzeug Orthogonalebene Bearbeiten nbsp Winkel in der Werkzeug Orthogonalebene nbsp Schneidengeometrie eines Frasers In der Werkzeug Orthogonalebene P o displaystyle P o nbsp liegen der Freiwinkel a o displaystyle alpha o nbsp der Keilwinkel b o displaystyle beta o nbsp und der Spanwinkel g o displaystyle gamma o nbsp Es gilt a o b o g o 90 displaystyle alpha o beta o gamma o 90 circ nbsp Der Spanwinkel kann auch negativ sein Freiwinkel Bearbeiten Der Freiwinkel wird zwischen der Schneidenebene und der Freiflache gemessen Grosse Freiwinkel zwischen 6 und 13 verringern die Reibung zwischen Werkstuck und Werkzeug und werden vor allem bei Werkstoffen angewandt die zum Verkleben neigen und bei Werkzeugen aus zahen Hartmetallen wie P40 M40 oder K40 Grosse Freiwinkel verschlechtern aber auch die Warmeabfuhr aus dem Werkzeug und ergeben bei sonst gleichen Verhaltnissen grossere Verschleissmarkenbreiten Sie schwachen auch die Grosse des Keilwinkels und fuhren daher zu grosserem Verschleiss Kleine Freiwinkel 2 bis 5 ermoglichen einen stabileren Schneidkeil und verringern dadurch Verschleiss und Schwingungen des Werkzeugs Schwingungen konnen zum Rattern fuhren Kleine Freiwinkel erhohen jedoch auch die Reibung zwischen Werkzeug und Werkstuck Sie werden fur Werkstoffe mit einer Festigkeit uber 700 N mm2 verwendet 5 3 Keilwinkel Bearbeiten Der Keilwinkel wird zwischen Freiflache und Spanflache gemessen Er sollte fur harte und sprode Werkstoffe gross sein und fur weiche zahe klein Fur das Schruppen wird auch ein eher grosser Keilwinkel gewahlt 5 3 Er wird in der Regel als erstes festgelegt Bei Werkzeugen aus Schnellarbeitsstahl HSS oder Hartmetall nimmt er Werte zwischen 60 und 120 an 2 Spanwinkel Bearbeiten Der Spanwinkel wird zwischen Spanflache und Werkzeug Bezugsebene gemessen Er kann auch negativ sein Grosse positive Spanwinkel 6 bis 25 verbessern Oberflache und Spanfluss verringern Spanstauchung Schnittkraft Reibung zwischen Span und Werkzeug und die erforderliche Antriebsleistung fur die Maschinen Die Spane neigen jedoch zur Fliessspanbildung und damit zu langen Spanen die sich in der Maschine verheddern konnen Negative Spanwinkel werden vor allem fur die Bearbeitung von harten sproden Werkstoffen sowie zur Schruppbearbeitung und zum Schaben eingesetzt 5 3 2 Beim Spanen mit geometrisch unbestimmter Schneide 6 zu dem das Schleifen Honen Lappen Strahlspanen Gleitspanen und Burstspanen gehoren weist das Schleifkorn uberwiegend negative Spanwinkel auf Werkzeug Bezugsebene Bearbeiten nbsp Winkel in der Werkzeug Bezugsebene am Beispiel des Drehens In der Werkzeug Bezugsebene P r displaystyle P r nbsp liegen der Werkzeug Einstellwinkel k r displaystyle kappa r nbsp Kappa und der Eckenwinkel ϵ r displaystyle epsilon r nbsp 5 3 2 Werkzeug Einstellwinkel Bearbeiten Der Werkzeug Einstellwinkel liegt zwischen der Arbeitsebene P f displaystyle P f nbsp und der Werkzeug Schneidenebene P s displaystyle P s nbsp Er bestimmt die Lage der Hauptschneide zum Werkstuck und bestimmt bei gegebener Schnitttiefe a p displaystyle a p nbsp die Spanungsbreite b displaystyle b nbsp Je kleiner der Einstellwinkel ist desto grosser ist die Spanungsbreite und desto langer der im Eingriff befindliche Bereich der Hauptschneide bei sonst gleichem Spanungsquerschnitt Daher verteilt sich die Schnittkraft auf eine grossere Lange und die Schneide unterliegt einer geringeren Streckenlast was zu niedrigerem Verschleiss fuhrt Ausserdem verringert ein kleiner Einstellwinkel die benotigte Vorschubkraft und leistung Andererseits erhoht er aber die Passivkraft sodass besonders bei labilen Werkstucken grosse Einstellwinkel verwendet werden Bei einem Wert von k 90 displaystyle kappa 90 circ nbsp verschwindet die Passivkraft vollstandig Werte zwischen 35 und 100 werden eingesetzt 5 3 2 Ein zu kleiner Einstellwinkel kann sich ebenfalls negativ auf die Schneide auswirken und starke Rattermarken verursachen Beim Schruppen sollte er gt 25 und lt 90 sein beim Schlichtdrehen ist wegen Eckenbearbeitung ein Winkel von 90 bis 97 vorzuziehen Eckenwinkel Bearbeiten Der Eckenwinkel liegt zwischen der Hauptschneide S displaystyle S nbsp und der Nebenschneide S displaystyle S nbsp Er bestimmt die Stabilitat der Schneide und sollte so gross wie moglich gewahlt werden Kleine Eckenwinkel etwa 50 werden beim Schlichten und Kopierdrehen eingesetzt da hier das Werkzeug nur schwach belastet wird Ublicherweise liegt er bei 90 Besonders grosse Eckenwinkel um etwa 130 werden fur schweres Schruppen verwendet 5 3 2 Es werden beim Drehen Radien in gangigen Grossen zwischen 0 2 mm und 2 mm an die Drehwerkzeuge angeschliffen bei Schnellarbeitsstahl HSS oft individuell per Hand Je grosser der Radius wird desto hoher wird die Oberflachengute Werkzeug Schneidenebene Der Neigungswinkel Bearbeiten In der Werkzeug Schneidenebene P s displaystyle P s nbsp liegt zwischen der Werkzeug Bezugsebene P r displaystyle P r nbsp und der Hauptschneide S displaystyle S nbsp der Neigungswinkel l s displaystyle lambda s nbsp Ein negativer Neigungswinkel bedeutet eine ansteigende Schneide Das Anschneiden erfolgt dann nicht an der schwachen Werkzeugspitze sondern an der Hauptschneide was die Standzeit erhoht Er verschlechtert aber auch den Spanablauf und erhoht die Schnittkraft Hobel haben wegen der stossartigen Belastung Neigungswinkel von bis zu 10 ublich sind 3 bis 8 Sie werden beim Schruppen und beim Frasen eingesetzt Positive Neigungswinkel haben den umgekehrten Effekt und werden daher vor allem bei Werkstoffen eingesetzt die zum Kleben neigen und liegen bei bis zu 6 5 3 Bei einem negativen Neigungswinkel kann der Span auch auf die Werkstuckoberflache auflaufen und so zu schlechten Oberflachen fuhren was durch positive Winkel eher vermieden wird Negative Neigungswinkel erhohen ausserdem die Passivkraft 2 Entsprechend der Neigungswinkel sind auch die Schneidplattenhalter positiv und negativ ausgelegt Negative Wendeschneidplatten haben oft den Vorteil dass sie beidseitig verwendet werden konnen wogegen positive nur einseitig benutzbar sind Bei HSS Drehstahlen werden i d R nur positive Neigungswinkel verwendet bei Wendeschneidplatten aus Keramik oft negative und bei PKD beschichteten HM und CBN Wendeschneidplatten aus Hartmetall als Grundtrager negative und positive Neigungswinkel Siehe auch BearbeitenSchneidkantenverrundungEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Wilfried Konig Fritz Klocke Fertigungsverfahren 1 Drehen Frasen Bohren 8 Auflage Springer Berlin 2008 ISBN 978 3 662 07204 2 S 41 47 a b c d e f g h i Heisel Klocke Uhlmann Spur Handbuch Spanen Hanser 2014 ISBN 978 3 446 42826 3 S 73 77 a b c d e f g h i j k Schonherr Spanende Fertigung Oldenbourg 2002 ISBN 978 3 486 25045 9 S 1 7 Wilfried Konig Fritz Klocke Fertigungsverfahren 1 Drehen Bohren Frasen 8 Auflage Springer 2008 ISBN 978 3 540 23458 6 S 4f a b c d e f g Tschatsch Praxis der Zerspantechnik Vieweg 7 Auflage 2005 ISBN 978 3 322 94281 4 S 8 14 Tonshoff Spanen Springer 1995 S 139 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schneidteil amp oldid 239196758