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Der Begriff physikalische Gasphasenabscheidung englisch physical vapour deposition kurz PVD selten auch physikalische Dampfphasenabscheidung bezeichnet eine Gruppe von vakuumbasierten Beschichtungsverfahren bzw Dunnschichttechnologien Anders als bei Verfahren der chemischen Gasphasenabscheidung wird mithilfe physikalischer Verfahren das Ausgangsmaterial in die Gasphase uberfuhrt Das gasformige Material wird anschliessend zum zu beschichtenden Substrat gefuhrt wo es kondensiert und die Zielschicht bildet Inhaltsverzeichnis 1 Verfahren 2 Allgemeine Prozessbeschreibung 3 Schichten 4 Anwendungen 4 1 Oberflachenverstarkung 4 2 Mikroelektronik 4 3 Oberflachenschutz 4 4 Brennstoffzellen 4 5 Brennelemente 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVerfahren BearbeitenZur Gruppe der Verfahren der physikalischen Gasphasenabscheidung zahlen die unten aufgefuhrten Technologien sowie reaktive Varianten dieser Prozesse Verdampfungsverfahren Thermisches Verdampfen auch Bedampfen genannt Elektronenstrahlverdampfen engl electron beam evaporation Laserstrahlverdampfen engl pulsed laser deposition pulsed laser ablation Atome und Ionen werden durch einen kurzen intensiven Laserpuls verdampft Lichtbogenverdampfen engl arc evaporation Arc PVD Atome und Ionen werden durch einen starken Strom der bei einer elektrischen Entladung zwischen zwei Elektroden fliesst wie bei einem Blitz aus dem Ausgangsmaterial herausgelost und in die Gasphase uberfuhrt Molekularstrahlepitaxie engl molecular beam epitaxy Sputtern Sputterdeposition Kathodenzerstaubung Das Ausgangsmaterial wird durch Ionenbeschuss zerstaubt und in die Gasphase uberfuhrt Ionenstrahlgestutzte Deposition engl ion beam assisted deposition IBAD Ionenplattieren ICB Technik engl ionized cluster beam deposition ICBD Allgemeine Prozessbeschreibung Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung eines PVD VerdampfungsverfahrensAllen diesen Verfahren ist gemein dass das abzuscheidende Material in fester Form in der meist evakuierten Beschichtungskammer vorliegt Durch den Beschuss mit Laserstrahlen magnetisch abgelenkten Ionen oder Elektronen sowie durch Lichtbogenentladung wird das Material das als Target bezeichnet wird verdampft Wie hoch der Anteil an Atomen Ionen oder grosseren Clustern im Dampf ist ist von Verfahren zu Verfahren unterschiedlich Das verdampfte Material bewegt sich entweder ballistisch oder durch elektrische Felder gefuhrt durch die Kammer und trifft dabei auf die zu beschichtenden Teile wo es zur Schichtbildung kommt Damit die Dampfteilchen die Bauteile auch erreichen und nicht durch Streuung an den Gasteilchen verloren gehen muss im Unterdruck gearbeitet werden Typische Arbeitsdrucke liegen im Bereich von 10 4 Pa bis ca 10 Pa Da sich die Dampfteilchen geradlinig ausbreiten werden Flachen die vom Ort der Dampfquelle aus gesehen nicht sichtbar sind mit einer geringeren Beschichtungsrate beschichtet Sollen alle Flachen moglichst homogen beschichtet werden mussen die Teile wahrend der Beschichtung in geeigneter Weise bewegt werden Dies geschieht meist durch Rotation des Substrats Treffen die Dampfteilchen nun auf das Substrat beginnen sie sich durch Kondensation an der Oberflache abzulagern Die Teilchen bleiben dabei nicht an Ort und Stelle an der sie auf das Substrat treffen sondern bewegen sich je nachdem wie hoch ihre Energie ist an der Oberflache entlang Oberflachendiffusion um einen energetisch gunstigeren Platz zu finden Dies sind Stellen an der Kristalloberflache mit moglichst vielen Nachbarn hohere Bindungsenergie Um die Beschichtungsrate und Schichthomogenitat zu steigern werden abhangig vom Beschichtungsprozess und dem abzuscheidenden Material die Anlagen leicht variiert So wird beispielsweise beim thermischen Verdampfen an die zu bedampfenden Teile eine negative Spannung Bias Spannung angelegt Diese beschleunigt die positiv geladenen Dampfteilchen bzw Metallionen siehe entsprechende Artikel Da Verfahren zur physikalischen Gasphasenabscheidung Vakuumbeschichtungen sind werden sie in der Produktion zumeist im Stapelbetrieb Batch Betrieb betrieben Chargieren Befullen der Vakuumkammer Evakuieren Beschichten Beluften Offnen und Entnahme der beschichteten Teile Fur bestimmte Anwendungen Beschichtung von Blechen Fasern oder Drahten und Architekturglas gibt es jedoch Durchlaufanlagen bei denen der Unterdruck uber ein Schleusensystem erreicht wird und das zu beschichtende Gut kontinuierlich zugefuhrt wird Mit einigen PVD Verfahren Magnetronsputtern Laserstrahlverdampfen thermische Bedampfung etc konnen sehr niedrige Prozesstemperaturen verwirklicht werden Dadurch ist es moglich selbst niedrigschmelzende Kunststoffe zu beschichten Der fruher bei der Beschichtung von Kunststoffen gefurchtete Eierschaleneffekt d h Rissbildung und Ablosung der Schicht aufgrund der zu grossen Nachgiebigkeit des Substrats bei punktueller Belastung konnte zudem durch gezielten Einfluss auf den Schichtaufbau mit Viellagen Beschichtungen mit biomimetischem Aufbau ahnlich jenem von Muschelschalen minimiert werden Schichten BearbeitenMit den verschiedenen PVD Varianten konnen fast alle Metalle und auch Kohlenstoff in sehr reiner Form abgeschieden werden Fuhrt man dem Prozess Reaktivgase wie Sauerstoff Stickstoff oder Kohlenwasserstoffe zu lassen sich auch Oxide Nitride oder Carbide abscheiden Verfahren zur physikalischen Gasphasenabscheidung werden vorwiegend zur Abscheidung dunner Schichten im Bereich einiger Nanometer bis hin zu einigen Mikrometern verwendet Mit der Schichtdicke nehmen auch die Eigenspannungen innerhalb der Schichten zu was zur Ablosung vom Substrat Delamination fuhren kann Dies ist einer der Grunde weshalb sich mit PVD Verfahren nicht ohne Weiteres beliebig dicke Schichten herstellen lassen Forschungsergebnisse des Fraunhofer Instituts IWS in Dresden zeigen Moglichkeiten auf Schichtdicken von gt 20 µm mit PVD Verfahren aufzubringen Dabei werden viele Schichten im nm Bereich ubereinander aufgebracht 1 Anwendungen BearbeitenSchichten der physikalischen Gasphasenabscheidung finden in vielen Bereichen der Industrie Verwendung Oberflachenverstarkung Bearbeiten Vor allem im Bereich der spanenden Bearbeitung werden inzwischen grosstenteils Werkzeuge aus beschichteten Schneidstoffen eingesetzt Als Beschichtungen kommen heute vor allem Hartstoffschichten auf Basis von Titannitrid TiN Titancarbonitrid TiCN oder Titanaluminiumnitrid TiAlN zum Einsatz 2 Bereits Anfang der 1990er Jahre wurden durch verschiedene Forschungseinrichtungen weitere Einsatzmoglichkeiten im Bereich der Werkzeugbeschichtungen fur den Druckguss von Aluminium und Magnesium untersucht Bei diesen Anwendungen kommen vor allem chrombasierende Schichtsysteme wie Chromnitrid CrN Chromvanadiumnitrid CrVN und Chromaluminiumnitrid CrAlN zum Einsatz Beschichtungen aus CrN finden vielfach auch im Korrosionsschutz Verwendung Mikroelektronik Bearbeiten PVD Schichten werden in der Mikroelektronik z B zum Erzeugen von Metall oder organischen Halbleiterschichten eingesetzt Im Bereich der Unterhaltungselektronik werden Datentrager wie Festplatten CDs und DVDs mit PVD Verfahren beschichtet Oberflachenschutz Bearbeiten Polyethylen Folien in der Lebensmittelindustrie z B Kartoffelchipstuten erhalten von innen eine dunne PVD Schicht als Dampfsperre In vielen anderen Anwendungen von Kunststoffen wie z B zum Verschleissschutz fur optische und dekorative Zwecke finden PVD Beschichtungsverfahren bei niedrigen Temperaturen Raumtemperatur vermehrt Verwendung Auch Architekturglaser oder Displays werden mit Schutzschichten im PVD Verfahren uberzogen Brennstoffzellen Bearbeiten Bei Brennstoffzellen speziell Festoxidbrennstoffzellen konnen die Elektrolyte durch PVD erzeugt werden um so moglichst dunne Elektrolyte zu erhalten die die elektrische Leistungsfahigkeit einer Zelle steigern Brennelemente Bearbeiten Eine jungere Anwendung findet sich in der Fertigung von Nuklear Brennelementen Hier wird vor dem Cladding mittels PVD eine Sperrschicht aus z B Zirkonium auf die Uran Molybdan Folien U Mo aufgedampft Damit wird im Betrieb die unerwunschte Diffusion zwischen Brennstoff U Mo und der Brennelemente Hulle Aluminium verhindert 3 Literatur BearbeitenGerhard Kienel Klaus Roll Vakuumbeschichtung Band 2 Verfahren und Anlagen Springer 1997 ISBN 3 540 62266 7 Donald M Mattox Handbook of Physical Vapor Deposition PVD Processing 2 Auflage William Andrew 2010 ISBN 978 0 8155 2037 5 englisch K S Sree Harsha Principles of Physical Vapor Deposition of Thin Films Elsevier Science amp Technology 2006 ISBN 0 08 044699 X englisch Christoph Eisenmenger Sittner Physik und Technologie Dunner Schichten Beschichtungsverfahren PDF 942 kB TU Wien Institut fur Festkorperphysik S 1 38 abgerufen am 6 Januar 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Dr Ottmar Zimmer Harte Schichten gt 20 mm neue Moglichkeiten fur die Dunnschichttechnik PDF 107 kB IWS Fraunhofer 2008 abgerufen am 6 Januar 2020 PVD Beschichtung Abgerufen am 6 Januar 2020 Technische Universitat Munchen Brennstoff Fertigung fur den FRM II Abgerufen am 6 Januar 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Physikalische Gasphasenabscheidung amp oldid 236870559