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Dieser Artikel behandelt das Schloss in Nordrhein Westfalen Siehe auch Schloss Hessen Sachsen Anhalt Schloss Heessen ist eine an der Lippe gelegene Schlossanlage im Hammer Stadtbezirk Heessen und der namhafteste Rittersitz im Bereich der heutigen Stadt Hamm Schloss HeessenLuftbild 2014 In der architektonischen Anlage sind die typischen Grundzuge einer grossen westfalischen Wasserburg erhalten geblieben Zwischen Graften und der Lippe liegen sich Schloss und die Gebaude der Vorburg in einem lang gestreckten Oval gegenuber Das dreiflugelige Hauptgebaude ist aus Backstein uber den Resten jahrhundertealter Burgmauern aus Kalkstein errichtet und besitzt als markantestes Bauteil einen Turm dessen beide Treppengiebel uber 30 Meter in die Hohe ragen Neogotische Stufengiebel schliessen auch jeweils die drei Flugel des Schlosses ab Wendeltreppen und Erker zeigen Schmuckformen der Renaissance In dem Gebaude ist seit 1957 das Landschulheim Schloss Heessen untergebracht das seit 2018 die Bezeichnung Schloss Heessen Privates Gymnasium und Internat tragt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Besitzrechte und politische Geschichte 1 1 1 Curtis hesnon Der Oberhof Heessen als Lehen 1 1 2 Haus Heessen Die Wasserburg in Eigenbesitz 1 2 Baugeschichte 1 2 1 Das gotische Herrenhaus 1 2 2 Der klassizistische Landsitz 1 2 3 Gartenarchitektur und Landschaftsgarten 1 2 4 Rekonstruktion der gotischen Baugestalt im 20 Jahrhundert 2 Gegenwartige Nutzung der Gebaude 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenGeschichte BearbeitenBesitzrechte und politische Geschichte Bearbeiten Curtis hesnon Der Oberhof Heessen als Lehen Bearbeiten Der Ortsname Heessen wird als Hesnon erstmals in einer Urkunde Kaiser Ottos II aus dem Jahre 975 erwahnt 1 und zwar als Erbgut des Bischofs Ludolf von Osnabruck Es handelt sich um die Ortschaft Heessen mit etlichen Bauernhofen und einem befestigten Oberhof der curtis hesnon der zum Schutz einer Kreuzung zweier wichtiger Handelswege und einer Lippequerung diente 2 Gegen 1200 brachte eine Grafin Mathilde oder Mechthild 3 von Holland 4 das Anwesen als Heiratsgut in ihre Ehe mit Graf Arnold von Altena ein Der Oberhof genannt curtis hesne oder borch tho hesen gelangte so an die Grafen von Altena Isenberg Er ist nicht zu verwechseln mit der Wasserburg Haus Heessen Die Ermordung des Kolner Erzbischofs Engelbert I von Koln durch Arnolds Sohn Friedrich von Isenberg fuhrte zur Hinrichtung und Enteignung des Attentaters und nachfolgend zu einer erbitterten Erbauseinandersetzung zwischen Friedrichs Sohn Dietrich von Altena Isenberg der sich nun nach seiner neuen Burg Hohenlimburg als einen Grafen von Limburg anreden liess und seinem Vetter Graf Adolf I von der Mark den sogenannten Isenberger Wirren Der Friede von 1243 beendete die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Hausern Altena Mark und Isenberg Limburg und sprach die curtis hesne dem Haus Limburg zu Der Hof zu Heessen blieb Limburger danach Bentheim Tecklenburger Lehen bis er im Jahre 1775 durch Allodifikation Eigentum wurde 5 Die Grafen von Limburg nutzten den Hof nicht selbst als Residenz sondern ubergaben ihn nach Dienstmannsrecht an ihre Ministerialen Zunachst erhielten ihn die von Rinkerode die auch den Oberhof Dren Steinfurt zu Lehen trugen Gostie die Tochter des letzten Rinkeroders namens Gerwin brachte das Rinkeroder Erbe Anfang des 14 Jahrhunderts an Dietrich II von Volmerstein Haus Heessen Die Wasserburg in Eigenbesitz Bearbeiten Das westfalische Adelsgeschlecht von Volmerstein hatte in den vergangenen Jahrhunderten einen kontinuierlichen Aufstieg erlebt und beinahe die Grafenwurde erlangt In einem reichsweiten Krieg zwischen den Parteien zweier Anwarter auf den Kaiserthron im Heiligen Romischen Reich kampften die Volmersteiner zu Beginn des 14 Jahrhunderts auf der Seite der Verlierer und bussten 1324 mit dem Verlust der Burg Volmerstein erheblich an Bedeutung und Besitz ein Ihnen blieb neben umfangreichen Lehen ein erheblicher Streubesitz in Westfalen auf dem sie ihre Position von neuem aufbauen wollten Dietrich IV und seine Mutter Agnes von Doring erbauten nach 1360 in Nachbarschaft der curtis etwa 500 Meter ostlich 6 eine neue durch die Lage an der Lippe besser als der alte Oberhof geschutzte Wasserburg Diese wurde vorubergehend markisches Lehen um sie so unter den Schutz des machtigeren Grafen von der Mark zu stellen Anhaltspunkt fur die Datierung der Burggrundung gibt ein Vertrag zwischen dem Pfarrer Dietrich von Heessen und der Witwe von Volmerstein mit ihrem Sohn Pastor Dyderike beurkundete darin dass er en wessele ghedan mit der vrowen van Volmestene unde Dyderike eren sone 7 Der getatigte Wechsel mit der Frau von Volmerstein und ihrem Sohn war ein Tauschgeschaft zwischen Pfarrer und Herrschaft mit denen die Volmersteiner ein zusammenhangendes Grundstuck Eigenland fur die Errichtung einer standesgemassen Wasserburg erwarben Im Unterschied zum Heessener Oberhof borch tho hesen wird der neue Bau in zeitgenossischen Quellen als dat huis tho hesen bezeichnet aus dem durch mehrfache Umbauten das heutige Schloss Heessen entstanden ist Die Hoch und Herrlichkeit Heessen umfasste neben einer ausgedehnten Grundherrschaft und dem Patronat uber die Kirchengemeinde und uber das Schulwesen umfangreiche administrative fiskalische militarische und gerichtliche Aufgaben Neben dem Hof und dem Bauerngericht nahm der Herr auf Schloss Heessen auch Funktionen der Kriminalgerichtsbarkeit wahr und so kann das Gericht der Hoch und Herrlichkeit Heessen als ein adeliges Landgericht bezeichnet werden 8 Das mit dem Projekt des Burgenbaus verbundene Ziel die alte Volmersteiner Macht und Grosse wieder zu erlangen wurde nicht erreicht Als Johannes II von Volmerstein im Jahre 1429 ohne lebende Nachkommen starb fielen die Hauser Heessen und Steinfurt seiner Schwester Agnes zu Diese wiederum war die Ehefrau des Godert von der Recke zu Heeren Ihr gemeinsamer Sohn Dietrich von der Recke liess sich im Jahre 1437 von Kaiser Sigismund mit den Vollmersteinschen Mannlehen und Freistuhlen belehnen Mit ihm nahm fur zehn Generationen ein Zweig dieses bedeutenden markischen Adelsgeschlechts Heessen in Besitz Dietrich liess um 1440 die Burg zu einem komfortablen und asthetisch eindrucksvollen Herrenhaus umbauen Es war ein zweistockiger Mittelbau mit Flugeln und mit Turmen und Erkern reichlich geziert 9 ein gotisches Bauwerk das dem heutigen Schloss recht ahnlich gewesen sein durfte Zwischen 1580 und 1590 erneuerte sein Nachfahr Jobst VII von der Recke die Gebaude der Vorburg In zunehmend kriegerischen Zeiten befestigten die Eheleute Jobst von der Recke und seine Frau Elberta von Ketteler den Herrensitz Neben dem Torhaus mit einem vorgelagerten Turm wurde eine Reihe von Wirtschaftsgebauden errichtet die als zusammenhangende Bauwerke die Verteidigungsfunktion der Anlage verbesserten sollten Torhaus Turm Stallgebaude und die Rentei weisen Schiessscharten in ihren nach aussen gerichteten Backsteinmauern auf Das Ensemble ist durchgangig in einem zuruckhaltenden Renaissancestil errichtet die Wande sind mit einem Rautenmuster aus glasierten Ziegeln verziert den Torhausturm kront eine welsche italienische Renaissancehaube und alle Neubauten sind mit den Allianzwappen der beiden westfalischen Adelsfamilien markiert Am 8 Dezember 1598 acht Jahre nach Fertigstellung der Vorburgbefestigung ubereilte eine spanische Parthey den Herren auf Haus Heessen und hat ihm seine goldene Ketten und zwey seiner besten Henxte genommen 10 Die spanische Partei waren marodierende Teile von habsburgischen Truppen die den Aufstand der calvinistischen Niederlander niederzuschlagen versuchten Der Achtzigjahrige Krieg um die Unabhangigkeit der niederlandischen Nordprovinzen ging erst 1648 zu Ende Die an dem spanischen Uberfall offenkundig gewordene Schwache der Heessener Verteidigungsanlage wurde recht bald nach der verlustreichen Episode mit dem Bau einer Toranlage am Nordeingang des Gelandes behoben Auch hier stellen sich die Bauherren wieder mit ihren Wappentafeln vor und datieren mit der Jahreszahl 1600 Der Dreissigjahrige Krieg brachte ungeheure Verwustungen uber Heessen sodass man wie eine alte Chronik berichtet am Ende eher eines Wolfes als eines Bauern ansichtig werden konnte In den ersten Kriegsjahren organisierte Jobst die Truppen des Oberstifts Munster Er starb im Jahr 1624 Im Folgejahr brannte es auf Haus Heessen was eine umfangreiche Reparatur erforderlich machte in deren Verlauf anscheinend ein vierter westlicher Flugel an das Herrenhaus gebaut wurde In der Giebelmauer des Sudflugels sind noch Spuren einer vermauerten Tur zu diesem Gebaudeflugel zu erkennen 1745 starb Adolf von der Recke kinderlos Daraufhin fiel Heessen mit den zugehorigen Gutern Wolfsberg Kurl und Dahl an seine Schwester Anna Elisabeth Diese wiederum war in ebenfalls kinderloser Ehe mit Franz Arnold von der Recke aus der 1468 abgeteilten Steinfurter Linie verheiratet Nach dessen Tod im Jahre 1762 fiel Steinfurt an die Freiherren von Landsberg Heessen hingegen vermachte die kinderlose Anna Elisabeth von der Recke 1775 einem Enkel ihrer Tante Joanna Rosine von der Recke dem Freiherrn Friedrich Joseph von Boeselager zu Nehlen und Hollinghofen 11 Mit dieser Schenkung war die evangelische Seite der Familie von der Recke nicht einverstanden so dass von Boeselagers Besitzantritt im Jahre 1778 einen jahrzehntelangen beim Reichshofrat gefuhrten Rechtsstreit mit den der Steinfurter Linie entstammenden von der Recke zu Stockhausen ausloste mit wechselndem Prozesserfolg Prozessvertreter der von der Recke war Eberhard Friedrich von der Recke Stockhausen seit 1784 preussischer Justizminister In dieser Zeit war Heessen noch eine Herrlichkeit mit Gerichtsbarkeit aufgehoben 1812 Gerichtsstatten gab es im Dorf Heessen vor der Schlosspforte oder auf der Brucke zum Schloss Das Gerichtsschwert befindet sich heute in Hollinghofen dem Wohnsitz der Freiherren von Boeselager Der Rechtsstreit wurde vor allem durch Veranderungen in der grossen Politik entschieden Als die preussischen Herrscher im Jahr 1803 die neuen Landesherren wurden geschah dies zum Vorteil der von der Recke Konig Friedrich Wilhelm III entschied schliesslich kraft seines Amtes im Jahre 1806 die Ruckgabe des Gutes an die von der Recke Im Jahre 1806 begann der Krieg zwischen Frankreich und Preussen der mit der Niederlage der Preussen in der Schlacht bei Jena und Auerstedt endete Napoleon Bonaparte nahm zusammen mit den verbundeten Hollandern das Haus Heessen ein Die preussische Kommission wurde infolgedessen aufgehoben Nach der Eingliederung des Munsterlandes in das Grossherzogtum Berg wurden die von Boeselager am 16 Februar 1808 vorlaufig wieder in ihre alten Besitzrechte eingesetzt Am 21 September 1810 schlossen die von der Recke mit den von Boeselager einen Vergleich 12 Gegen 66 000 Reichsthaler traten sie alle Anspruche ab 13 In den Befreiungskriegen von 1813 hatte auch Heessen schwer zu leiden etwa durch plundernde Soldaten aus Polen Frankreich Russland Sachsen Schweden und Hannover Wie haufig in diesen Jahren bereitete das Wetter Anlass zur Sorge Winter und Fruhjahr waren oft aussergewohnlich kalt 1816 im so genannten Jahr ohne Sommer vernichteten Dauerregen und Hochwasser die Ernte Im Winter des Jahres 1820 sanken die Temperaturen auf bis zu 16 Grad Celsius Dies brachte die Schleuse am Schloss und die Gebaude in Gefahr Fische erfroren in den Teichen und es bestand Trinkwassermangel Baugeschichte Bearbeiten nbsp Das Torhaus blieb uber die Jahrhunderte weitgehend unverandert Haus Heessen ist uber die Jahrhunderte immer wieder umgebaut worden Die Grundung aus dem 14 Jahrhundert besteht aus tausenden massiven Eichenpfahlen auf denen das gesamte Gemauer ruht und die schon als Fundament der Vorgangerbauten dienten Sie befinden sich standig unterhalb des Grundwasserspiegels so dass sie nahezu unbeschadigt die Jahrhunderte uberstanden haben Pfahlgrundung und Fundamente des heutigen Schlosses sind wie die noch vorhandenen Graftenanlagen Uberreste der Wasserburg von 1360 Das gotische Herrenhaus Bearbeiten nbsp Stilgeschichtliche Rekonstruktion des alten Herrenhauses ab 1905 Gotische Bauformen und Renaissance Elemente am Schlossgebaude Beim Umbau der Burg zum gotischen Herrenhaus im 15 Jahrhundert wurde die Anlage mit Erkern Zinnen Ziergiebeln und Dachzierraten architektonisch aufgewertet Von diesem Bauzustand berichteten schriftliche Schilderungen und Zeichnungen an denen sich die stilgeschichtliche Rekonstruktion im fruhen 20 Jahrhundert orientieren konnte Die Abbildungen sind seither verschollen 14 Der klassizistische Landsitz Bearbeiten nbsp Haus Heessen nach dem Umbau von 1780 in klassizistischem Stil Farblithografie von 1864 aus dem Verlag Alexander Duncker 1782 erfolgte unter dem furstbischoflichen Oberbaudirektor W F Lipper ein Umbau des mittlerweile vierflugligen gotischen Herrenhauses zu einem schlichten dreiflugeligen klassizistischen Landsitz der in der Lithographie von 1864 abgebildet ist Bis zu dieser Zeit waren nach und nach die unmittelbar das Gebaude umgebenden Graften zugeschuttet worden Der Charakter einer Wasserburg wurde den Anspruchen zeitgemasser Haushaltung und einem klassischen Formempfinden weitgehend geopfert Mit der Aufhebung der grundherrlichen Patrimonialgerichtsbarkeit im Zuge der preussischen Reformen endete die Hochzeit der Herrlichkeit Heessen als einer kleinen Landesherrschaft Ab 1812 wurde der Besitz ausschliesslich als grosses land und forstwirtschaftlich genutztes Gut samt eigener Ziegelei und Brauerei gefuhrt dessen Grundbesitz durch Erwerb umliegender Hofe und Flachen stetig wuchs 1816 wurden feste Wege angelegt Fliessendes Wasser gelangte uber ein Pumpwerk in das Haus und 1825 gab es ein Abwassersystem 1826 wurde das Haus erheblich umgebaut und weiss gekalkt Offene Kamine wurden durch Eisengussofen ersetzt Das erste Waterclosett aus England wurde 1846 eingebaut Es bestand eine eigene Ziegelei und eine Schlossbrauerei ab 1837 Als Lagergewolbe wurde ab 1839 der sogenannte Bayrische Keller errichtet heute an der Kreuzung Schlossstrasse Dolberger Strasse Gartenarchitektur und Landschaftsgarten Bearbeiten Gleichzeitig wurden die das Schloss umgebenden Parkanlagen umgebaut Nordwestlich vor dem Tor in Richtung auf das Dorf Heessen zu lag ein bereits im 19 Jahrhundert verwilderter Barockgarten dessen Reitweg und Mittelpunkt noch auszumachen sind Zusatzlich war in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts ostlich des Schlosses der Rosengarten entstanden ein architektonisch auf die Gebaudesituation orientierter Park 15 mit abgezirkelter Wegfuhrung zwischen geometrischen Blumenrabatten mit einem barocken Pavillon und Goldfischteich Hier feierten am 18 September 1826 Carl von Boeselager 1802 1869 und Adolfine von Wolff Metternich 1808 1879 Freundin von Annette von Droste Hulshoff die auch oft in Heessen zu Gast war ihre Hochzeit 1828 entstand die sogenannte Liebesinsel eine kleine Parklandschaft auf dem dreieckigen Flurstuck zwischen Lippe und Schleusenkanal Dieser Landschaftsgarten im englischen Stil war mit heimischen und tropischen Geholzen bepflanzt 16 Heutzutage besteht die Insel aus einem kleinen Waldstuck mit Rundweg einem Teich und dem historischen Schleusenwarterhaus Rekonstruktion der gotischen Baugestalt im 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Filigranes Fachergewolbe in der neogotischen KapelleMehrfach unter seinen verschiedenen Besitzern umgebaut und umgestaltet erhielt das Anwesen zwischen 1905 und 1908 seine alten Formen zuruck wie sie vor 1780 bestanden hatten und bekam damit seine heutige Gestalt Architekt war der Munsteraner Regierungsbaudirektor Alfred Hensen der dem Gebaude durch Turmbauten gotische Zinnen und Erker ein neugotisches Aussehen verlieh Die Umbauplane sind von dem ortsansassigen Architekten Wucherpfennig unterzeichnet Der englische Kirchenbaumeister Sidney Tugwell wurde mit der Ausgestaltung einer Schlosskapelle im englischen Stil beauftragt 17 Zu den wenigen Sagen uber Schloss Heessen gehort die in mehreren Publikationen wiederholte Behauptung dass dieses neugotische Kleinod im Jahre 1982 per Zufall entdeckt worden sei 18 Fur die Rekonstruktion der historischen Baugestalt standen neben alten Darstellungen Referenzgebaude aus Spatgotik und Renaissance zur Verfugung Der Treppenturm im Schlossinnenhof ist nach dem Vorbild des Drostenhofs in Wolbeck gestaltet Hier findet man auch die markanten Treppengiebel Der Aufgang zum Hochparterre war lange Zeit als historistisch angesprochen worden Andreas von Scheven hat 2010 nachgewiesen dass die Renaissancetreppe am Lubecker Rathaus von den Bauherren als Vorlage genutzt wurde 19 Im Hollinghofener Adelsarchiv der Familie von Boeselager findet sich noch eine Skizze des Lubecker Treppenaufgangs gezeichnet von Engelbert von Kerckerinck zur Borg der als Freund der Familie und sachkundiger Berater die Bauplanungen begleitet hat Seit dem Tod des Freiherrn Dietrich von Boeselager im Jahr 1920 ist Heessen nicht mehr Wohnsitz der Familie Kurzfristig lebte anschliessend noch ein Zweig der verwandtschaftlich verbundenen Familie von Furstenberg auf dem Schloss bis mit dem Beginn der Nazizeit der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund Gau Westfalen hier sogenannte Wissenschaftslager veranstaltete Im Bombenkrieg schliesslich fanden etliche Heessener Familien und die Bewohner eines kriegszerstorten Munsteraner Altenheims in den Gebauden Ersatzunterkunfte Im grossen Speisesaal standen die Betten der Frauen im kleinen die der Manner Gegenwartige Nutzung der Gebaude BearbeitenIn den alten Mauern ist seit 1957 das Landschulheim Schloss Heessen untergebracht das heute unter der Bezeichnung Schloss Heessen Private Schule und Internat auftritt Das Landschulheim hat sich als Mieter in den Jahrzehnten nach seiner Grundung uber zahlreiche historische Gebaude auf dem Gelande ausgebreitet Das Hauptgebaude des Wasserschlosses bietet neben grossem und kleinem Speisesaal ein Lehrerzimmer Kuche und Kapelle das Getrankelager Sekretariat Krankenzimmer Leitungsburos Klassenzimmer und Wohnraume der Jungen und Madchen aus Unter und Mittelstufe Es wurde hier aber mit wachsender Schulerzahl sehr bald zu eng Die Rentei wurde daher zu Quartieren und Schulraumen umfunktioniert Das hier befindliche sogenannte Gewolbe ist eine hauseigene Gaststatte in der auch Feiern veranstaltet werden Das Torhaus und die angrenzenden ehemaligen Stallgebaude bieten neben Quartiersraumen einige weitere Klassenzimmer Auf dem Grundriss eines ehemaligen Forsterhauses und der Orangerie des Schlosses wurde 1968 am Nordrand des Schlossgelandes ein zusatzliches zweiflugeliges Schulgebaude errichtet Hier befanden sich ursprunglich Quartiersraume die heute als Klassenzimmer Fach und Kursraume dienen Auch ein weiteres kleines Lehrerzimmer ist hier noch zu finden Das 2013 erbaute Oberstufenzentrum etwas nordlich vor dem eigentlichen Schlossgelande gelegen bietet neben hochmodernen Internatsquartieren etliche Funktions und Fachraume ein drittes Lehrerzimmer die Schulbibliothek und ein zentrales Foyer fur grossere Versammlungen und Projekte Schloss und Schlossgelande werden seit Jahrzehnten gerne als Auffuhrungsort und Kulisse fur Theaterstucke und Konzerte genutzt Im Jahr 2008 wurde der Kinofilm Die Wilden Huhner und das Leben im und um Schloss Heessen gedreht 2017 die TV Serie Parfum inspiriert durch den Roman von Patrick Suskind Das Humboldt Institut nutzt seit langem die Gebaude in den Sommerferien fur Sprachkurse neuerdings kann der Landschaftspark auf der Insel fur Kinder und Jugendgruppen als Erlebnisraum und Veranstaltungsort gebucht werden Das frisch renovierte historische Schleusenwarterhaus von 1828 steht dann zu Verpflegungszwecken und als Ruheraum zur Verfugung Das gesamte Gelande der Privatschule ist ausserhalb offentlicher Veranstaltungen fur unangemeldete Besucher nicht zuganglich Siehe auch BearbeitenListe der Burgen Schlosser und Festungen in Nordrhein WestfalenLiteratur BearbeitenWolfhard von Boeselager Adel verpflichtet auch an der Lippe in Wolfgang Gernert rsg Hamm Heessen Tor zum Munsterland Hamm 1989 Horst Conrad Aus der Geschichte des Hauses Heessen an der Lippe vom Ende des 18 bis zum Ausgang des 19 Jahrhunderts in Der Marker Landeskundliche Zeitschrift fur den Bereich der ehemaligen Grafschaft Mark und den Markischen Kreis Jg 45 Altena 1996 Nikolaus Kindlinger Geschichte der Familie und Herrschaft von Volmestein Ein Beytrag zur Geschichte des Bauern und Lehnwesens und der Staatsverfassung Zwei Bande Osnabruck H Blothe 1801 Das Buch enthalt die umfangreichsten Informationen zur Geschichte der Adelsfamilie Ursula Knapper Die Hoch und Herrlichkeit Heessen Geschichte eines Gerichtes und seiner Jurisdiktion mit einem besonderen Blick auf die Verfahren gegen das crimen magiae 1543 1612 Dissertation Hamm 2013 Ludwig Albert Wilhelm Koster Diplomatisch practische Beytrage zu dem deutschen Lehnrecht und zu der Westphalischen Fehmgerichts Verfassung Theile 1 2 Dortmund Leipzig Blothe 1797 78 Der Text ist fur das Verstandnis des Erbschaftsstreits zwischen von der Recke und Boeselager relevant und im Netz digitalisiert zu finden Koster vertritt die Partei von Boeselager Fur Laien sind die Ausfuhrungen fast unverstandlich Rita Kreienfeld Karl von Boeselager sorgte fur das Wohl der Bauern Der Herr auf Schloss Heessen bei Hamm bewahrte sich bei den sozialen Umwalzungen in der Zeit um 1830 In Unser Westfalen 2007 S 107 108 Rita Kreienfeld Hamm Heessen wie es fruher war Gudensberg Gleichen 2001 Robert Krumbholtz Bearb Urkundenbuch der Familien von Volmerstein und von der Recke bis zum Jahre 1437 Munster 1917 Heinrich Otten Die Decke des Perseus Zimmers auf Schloss Heessen bei Hamm Hochbarocke Ausstattungskunst aus Stuck und Malerei In Denkmalpflege in Westfalen Lippe 2022 1 S 31 34 lwl org PDF 7 0 MB ISSN 0947 8299 Adelbert von der Recke Volmerstein Lehendienst und adelige Wirtschaftsfuhrung im Spatmittelalter Dargestellt am Leben Dietrichs von Volmerstein Dissertation Heidelberg 2002 Hier werden alle verfugbaren Informationen zu den wirtschaftlichen und sozialen Verhaltnissen des Bauherren der ursprunglichen Wasserburg Heessen zusammengetragen interpretiert und in einen grosseren wirtschafts und sozial und herrschaftsgeschichtlichen Zusammenhang gestellt Helmut Richtering Adelssitze und Ritterguter im Gebiet der Stadt Hamm In Herbert Zink 750 Jahre Stadt Hamm Hamm 1976 Klaus Rubesamen Spurensuche am Gebaude Zur Baugeschichte von Schloss Heessen Munster 2012 Emil Steinkuhler Heessen Westf Geschichte der Gemeinde Hamm 1952 Festschrift des Landschulheims Schloss Heessen Aus Anlass des 50jahrigen Schuljubilaums im Jahre 2007 Hamm 2007 Heessen In Alexander Duncker Hrsg Die landlichen Wohnsitze Schlosser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie nebst den koniglichen Familien Haus Fideicommiss und Schattull Gutern Band 7 Duncker Berlin 1864 Blatt 368 zlb de Text zwei Seiten danach Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Heessen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Urkundenregesten aus dem Archiv Schloss Hollinghofen mit Bestand zum Schloss Heessen Digitale Westfalische Urkunden Datenbank DWUD ein Plan des Schlossgelandes mit Gartenanlagen aus dem Jahr 1773 als Digitalisat unter http dfg viewer de show tx dlf id http 3A 2F 2Fwww landesarchiv nrw de 2Fdigitalisate 2FAbt Westfalen 2FKartensammlung A 2F 7E041 2F04128 2Fmets xml Schloss Heessen Fotos der SchlossanlageAnmerkungen Bearbeiten Urkunde Nr 100 in Theodor Sickel Hrsg Diplomata 13 Die Urkunden Otto des II und Otto des III Ottonis II et Ottonis III Diplomata Hannover 1893 S 114 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Emil Steinkuhler Heessen Westf Geschichte der Gemeinde Hamm 1952 S 16 Emil Steinkuhler Heessen Westf Geschichte der Gemeinde Hamm 1952 S 19 Gerd Wunder Was ist ein frater germanicus Die Familie des Grafen von Altena in ders Bauer Burger Edelmann Ausgewahlte Aufsatze zur Sozialgeschichte Sigmaringen 1991 S 332 336 Wunder weist aus historischen Quellenaussagen adligen Gepflogenheiten der Namensvererbung und zeitgeschichtlichen politischen Umstanden nach dass Mechthild die Gattin des Grafen Arnold von Altena nicht wie ursprunglich angenommen eine geborene Grafin von Kleve sondern eine Grafin von Holland war namlich Tochter des Grafen Floris III von Holland und dessen Frau Ada aus der schottischen Konigsfamilie Die Namensvarianten Mechthild und Mathilde sind Aktualisierungen des in der Quelle von 1200 angegebenen Vornamens Methildis Emil Steinkuhler Heessen Westf Geschichte der Gemeinde Hamm 1952 S 21 schreibt Am 18 Dezember 1775 wurde der Besitz allodifiziert und freies Eigentum des Hauses Heessen Abweichend datiert Horst Conrad Aus der Geschichte des Hauses Heessen an der Lippe vom Ende des 18 bis zum Ausgang des 19 Jahrhunderts in Der Marker Landeskundliche Zeitschrift fur den Bereich der ehem Grafschaft Mark und den Markischen Kreis Jg 45 Altena 1996 S 106 die Allodifikation des Oberhofes samt aller Unterhofe und Zubehorungen auf das Jahr 1778 Adelbert Graf von der Recke von Volmerstein Lehndienst und adelige Wirtschaftsfuhrung im Spatmittelalter dargestellt am Leben Dietrichs von Volmerstein Dissertation Heidelberg 2003 S 232 Emil Steinkuhler Heessen Westf Geschichte der Gemeinde Hamm 1952 S 28 Ursula Knapper Die Hoch und Herrlichkeit Heessen Geschichte eines Gerichtes und seiner Jurisdiktion mit einem besonderen Blick auf die Verfahren gegen das crimen magiae 1543 1612 Dissertation Hamm 2013 S 130 Emil Steinkuhler Heessen Westf Geschichte der Gemeinde Hamm 1952 S 39 Johann Diederich von Steinen Westphalische Geschichte Dritter Theil Lemgo 1757 S 103 Horst Conrad Aus der Geschichte des Hauses Heessen an der Lippe vom Ende des 18 bis zum Ausgang des 19 Jahrhunderts S 106 Horst Conrad Aus der Geschichte des Hauses Heessen an der Lippe vom Ende des 18 bis zum Ausgang des 19 Jahrhunderts S 107 110 Emil Steinkuhler Heessen Westf Geschichte der Gemeinde Hamm 1952 S 43 nennt die Summe von 116 000 Talern Emil Steinkuhler Heessen Westf Geschichte der Gemeinde Hamm 1952 Anm 1 auf S 45 Ein Plan des Lipp Strohms zeigt den Rosengarten im Jahr 1773 ostlich des zur Zeit der Kartenaufnahme noch vierflugeligen Schlosses Wegeachsen zwischen geometrisch angelegten Rosenbeeten fuhren auf Gebaudeachsen zu oder nehmen auf den dreieckigen Grundriss des Gelandes Bezug Quelle Plan des Lipp Strohms von der Gegend von Dolberg bis ans Haus Heessen oder von N 370 bis N 386 1773 Massstab in rheinischen Ruthen etwa 1 772 kolorierte Federzeichnung Staatsarchiv Munster Kartensammlung A 4126 und A 6894 Digitalisat der Deutschen Forschungsgemeinschaft Horst Conrad Aus der Geschichte des Hauses Heessen an der Lippe vom Ende des 18 bis zum Ausgang des 19 Jahrhunderts S 114 f Rita Kreienfeld Schlosskapelle Heessen Ein kostbarer Schatz in Heimatblatter Beilage zum Westfalischen Anzeiger Geschichte Kultur und Brauchtum in Hamm und in Westfalen Folge 17 Hamm September 2010 Dorothea Kluge Durch Zufall entdeckt Schlosskapelle Heessen in Westfalenspiegel 32 Heft 2 Munster 1983 S 24f und ebenso Klaus Gorzny Lippeschlosser Burgen Schlosser und Adelssitze entlang der Lippe Marl 2004 S 112 Andreas von Scheven Lubecks Rathaustreppe steht im Heessener Schlosshof in Heimatblatter Beilage zum Westfalischen Anzeiger Geschichte Kultur und Brauchtum in Hamm und in Westfalen Folge 8 Hamm April 2010 51 698611111111 7 8477777777778 Koordinaten 51 41 55 N 7 50 52 O Normdaten Geografikum GND 7763030 0 lobid OGND AKS LCCN sh2014000349 VIAF 311456786 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Heessen amp oldid 235869906