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Das Scheidengras oder Scheidenblutgras Coleanthus subtilis ist die einzige Art der Pflanzengattung Coleanthus innerhalb der Familie der Sussgraser Poaceae 2 Der deutschsprachige Trivialname Scheidengras verweist auf die vergrossert ausgebildeten Blattscheiden ScheidengrasScheidengras Coleanthus subtilis Illustration 1 SystematikMonokotyledonenCommelinidenOrdnung Sussgrasartige Poales Familie Sussgraser Poaceae Gattung ColeanthusArt ScheidengrasWissenschaftlicher NameColeanthus subtilis Tratt Seidl Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 2 Vorkommen und Gefahrdung 3 Okologie und Soziologie 4 Systematik Name und botanische Geschichte 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Scheidengras nbsp Illustration aus Thome 1 nbsp Ahrchen Illustration 1 nbsp FruchtstandVegetative Merkmale Bearbeiten Das Scheidengras ist eine einjahriges krautige Pflanze Dieses kleinwuchsige Gras wachst in kleinen meist am Boden aufliegenden Buscheln Die niederliegenden oder aufsteigenden Halme sind 30 bis 80 Millimeter lang dunn etwas gerieft und mit zwei oder drei Knoten gegliedert Die Blattscheiden sind kahl und in der unteren Halfte geschlossen besonders die oberste Blattscheide ist stark aufgeblasen Die Blatthautchen sind 0 5 bis 0 8 Millimeter lang und bilden einen hautigen Saum Die kahlen Blattspreiten werden 10 bis 20 Millimeter lang und 1 bis 2 Millimeter breit Sie sind gefaltet oft sichelformig gebogen und schwach gerieft Generative Merkmale Bearbeiten Die rispigen Blutenstande sind 10 bis 30 Millimeter lang Sie sind aus mehreren in Buscheln angeordneten mehr oder weniger dichten Ahrengruppen zusammengesetzt Die Ahrchen sind einblutig und werden 0 8 bis 1 2 Millimeter lang Sie verbleiben auch nach der Reifezeit auf der Rispe Die Hullspelzen fehlen Die zarthautigen Deckspelzen sind einnervig und sind 0 8 bis 1 2 Millimeter lang Sie sind kahl nur der Mittelnerv ist kurz und abstehend behaart Im unteren Teil sind sie eiformig daruber langlich und am oberen Ende schmal abgerundet oder grannenspitzig Die zarthautigen und kahlen Vorspelzen sind zweinervig und sind 0 4 bis 0 6 Millimeter lang Sie haben breite eingeschlagene Seitenflachen und sind am oberen Ende vierzipfelig Die beiden Nerven laufen je in einer kurzen Spitze aus Es werden zwei Staubblatter gebildet Die Staubbeutel sind etwa 0 3 Millimeter lang die Filamente sind am Grunde der Staubbeutel ansitzend Die Narben der Fruchtknoten sind fadenformig und ragen am oberen Ende aus den Bluten Die Fruchte werden 0 6 bis 0 8 Millimeter lang Sie sind runzelig stehen zwischen Deck und Vorspelze vor und fallen ohne aussere Einwirkung ab 3 Das Scheidengras bluht meist von Juni bis September selten schon im Mai oder spater bis November 4 Es ist diploid mit einer Chromosomenzahl von 2n 14 4 Vorkommen und Gefahrdung BearbeitenDas Verbreitungsgebiet des Scheidengrases erstreckt sich uber mehrere kleine stark disjunkte Teilareale Nordwest Frankreich Bretagne Mitteleuropa die Hauptvorkommen liegen in Tschechien mit ehemals etwa 140 Fundorten 4 und reichen bis Osterreich nur an einigen Teichen im Waldviertel vom Aussterben bedroht 5 die Slowakei 4 und Polen bei Wroclaw 6 In Deutschland kommt es rezent in Sachsen bei Freiberg und in der Oberlausitz 7 und in Sachsen Anhalt bei Wittenberg vor wahrend es im Westerwald Rheinland Pfalz und bei Mannheim Baden Wurttemberg ausgestorben ist 8 Sudtirol ausgestorben 5 an zwei Seen bei Bozen und am Toblacher See Norwegen zuletzt 1842 bei Oslo 8 Gebiet sudlich des Ladoga Sees bei Sankt Petersburg 8 West Sibirien am mittleren und unteren Amur China in Nordamerika wurde das Scheidengras in sechs Gebieten im sudlichen British Columbia Kanada und am Columbia River in Washington und Oregon USA gefunden 2007 wurde es an einer weiteren Stelle in den Nordwest Territorien von Kanada etwa 1700 Kilometer vom nachsten Fundort entfernt entdeckt Da es in Amerika erst spat 1880 entdeckt worden ist ging man davon aus dass es aus Europa eingefuhrt wurde Doch sprechen mehrere Faktoren dafur dass die Art in Nordamerika ebenfalls heimisch ist unter anderen die sehr speziellen Standortanspruche die Seltenheit die zum spaten Auffinden der Art in Amerika gefuhrt haben konnte und fehlende Indizien dafur dass es tatsachlich aus Europa eingefuhrt wurde 9 10 11 Das in Mitteleuropa sehr seltene Gras besiedelt als Pionierpflanze periodisch austrocknende Schlammboden 12 Das Scheidenblutgras gedeiht vor allem im Cypero Limoselletum aus dem Verband Nanocyperion 13 Das Scheidengras ist im Anhang II und IV der FFH Richtlinie aufgefuhrt und damit als prioritare Art eingestuft Es ist in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschutzt und gilt als gefahrdet 14 Okologie und Soziologie BearbeitenDas Scheidengras ist ein Therophyt mit einem Lebenszyklus von sechs bis sieben Wochen 15 Es wachst in kurzlebigen luckigen Zwergbinsen Gesellschaften die etwa 60 bis 80 des Bodens bedecken 16 Es tritt an weit auseinanderliegenden Stellen auf oft im Schlamm trockengelegter Teiche an Bach und Flussufern und Altwasserrandern Es ist sehr selten und unbestandig Sobald der Boden wieder uberflutet wird verschwindet es Nur unter gunstigsten Bedingungen kann es sich zwei bis vier Jahre halten 3 Die Samen konnen lange in uberfluteten Boden uberdauern ohne ihre Keimfahigkeit zu verlieren nach alteren Angaben bis zu 20 Jahre und mehr 4 Die Ausbreitung erfolgt durch Fliessgewasser auf verhaltnismassig geringen Entfernungen Hydrochorie und durch Wasser und Sumpfvogel Zoochorie So konnen die weit voneinander entfernt liegenden Verbreitungsgebiete in der Bohmischen Masse um Sankt Petersburg und in Sibirien durch das Vertragen von Samen durch Wildenten erklart werden 17 Systematik Name und botanische Geschichte BearbeitenDas Scheidengras wurde 1811 von den Brudern Jan Svatopluk und Karl Boriwog Presl bei Osek im Bezirk Pilsen entdeckt und 1816 durch Leopold Trattinnick unter dem Namen Basionym Schmidtia subtilis erstbeschrieben 18 19 Wenzel Benno Seidl stellte die Art 1817 in die Gattung Coleanthus in Roemer amp Schultes Systema vegetabilium 20 11 Das Scheidengras ist die einzige Art in der Gattung Coleanthus 21 Die Gattung wird der Tribus Poeae in der Unterfamilie Pooideae zugeordnet 11 Andere Autoren stellen sie aufgrund der grossen Unterschiede zu anderen Sussgrasern fehlende Hullspelzen fehlende Schwellkorper zwei Staubblatter verlangerter Griffel in eine eigene Tribus Coleantheae 22 Falschlicherweise werden der Gattung Coleanthus haufig sechs weitere Arten zugeordnet die eigentlich zur Gattung Coleosanthus aus der Familie der Korbblutler gezahlt wurden Inzwischen werden diese Arten der Gattung Brickellia zugerechnet 9 Der Gattungsname Coleanthus ist von den altgriechischen Wortern koleos fur Schwertscheide und anthos fur Blume Blute abgeleitet 23 Das Artepitheton subtilis lateinisch fur fein dunn zart verweist auf die fadendunnen Stangel 24 Der deutsche Trivialname Scheidenblutgras ist eine direkte Ubersetzung des Gattungsnamens Scheidengras ist eine nicht so wortliche Ubersetzung betont jedoch eines der auffallendsten Merkmale der Art die vergrosserten Blattscheiden 25 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Illustration aus Otto Wilhelm Thome Flora von Deutschland Osterreich und der Schweiz Gera Untermhaus 1885 Datenblatt Coleanthus subtilis bei POWO Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens Kew Kew Science a b Hans Joachim Conert Pareys Graserbuch Die Graser Deutschlands erkennen und bestimmen Parey Berlin 2000 ISBN 3 8263 3327 6 S 186 a b c d e Slavomil Hejny Coleanthus subtilis Tratt Seidl in der Tschechoslowakei In Folia Geobotanica et Phytotaxonomica Band 4 Nr 4 1969 S 345 399 doi 10 1007 BF02854697 a b Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 Jerzy Fabiszewski Jan Cebrat Coleanthus subtilis Tratt Seidel sic a new species to the Polish vascular flora In Acta Societatis Botanicorum Poloniae Band 72 Nr 2 2003 S 135 138 online englisch Birgit Fleischer Coleanthus subtilis Tratt Seidl ein Neufund fur die Oberlausitz In Sachsische Floristische Mitteilungen Band 7 2002 S 14 19 a b c Siegfried Woike Beitrag zum Vorkommen von Coleanthus subtilis Tratt Seidl Feines Scheidenblutgras in Europa In Folia Geobotanica et Phytotaxonomica Band 4 Nr 4 1969 S 401 413 doi 10 1007 BF02854698 a b Paul M Catling Coleanthus subtilis Poaceae New to Northwest Territories and its Status in North America In Rhodora Band 111 Nr 945 2009 S 109 119 doi 10 3119 08 8 1 Kriechbaum Koch Coleanthus subtilis Poaceae wiederentdeckt S 52 53 a b c Coleanthus subtilis im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Abgerufen am 14 Dezember 2008 Monika Kriechbaum Marcus Koch Coleanthus subtilis Poaceae wiederentdeckt In Neilreichia Band 1 2001 S 51 56 zobodat at PDF Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 259 Scheidengras FloraWeb de Kriechbaum Koch Coleanthus subtilis Poaceae wiederentdeckt S 53 Karl Georg Bernhardt Elisabeth Ulbel Marcus Koch Josef Webhofer Erhalt des Scheidengrases in Osterreich Uberleben gefahrdeter Pflanzenarten im Teichboden am Beispiel Coleanthus subtilis In Naturschutz und Landschaftsplanung Zeitschrift fur angewandte Okologie Marz 2005 ISSN 0940 6808 S 88 92 nul online de PDF 1 2 MB abgerufen am 14 Mai 2010 Kriechbaum Koch Coleanthus subtilis Poaceae wiederentdeckt S 54 Leopold Trattinnick Flora des osterreichischen Kaiserthumes Erster Band Anton Strauss Wien 1816 S 12 online amp Tafel Schmidtia subtilis im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Abgerufen am 14 Dezember 2008 Johann Jacob Romer Joseph August Schultes Systema vegetabilium 16 Auflage Band 2 J G Cotta Stuttgart 1817 S 276 online Shou liang Chen Sylvia M Phillips Coleanthus Seidel sic in Roemer amp Schultes In Wu Zheng yi Peter H Raven Deyuan Hong Hrsg Flora of China Volume 22 Poaceae Science Press Missouri Botanical Garden Press Beijing St Louis 2006 ISBN 1 930723 50 4 Coleanthus subtilis S 340 englisch online PDF Datei engl Kriechbaum Koch Coleanthus subtilis Poaceae wiederentdeckt S 52 Helmut Genaust Etymologisches Worterbuch der botanischen Pflanzennamen 3 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Nikol Hamburg 2005 ISBN 3 937872 16 7 S 167 Nachdruck von 1996 Helmut Genaust Etymologisches Worterbuch der botanischen Pflanzennamen 3 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Nikol Hamburg 2005 ISBN 3 937872 16 7 S 620 Nachdruck von 1996 Kriechbaum Koch Coleanthus subtilis Poaceae wiederentdeckt S 51 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Scheidengras Coleanthus subtilis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Coleanthus subtilis in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2021 3 Eingestellt von Maiz Tome L 2016 Abgerufen am 25 Dezember 2021 Scheidengras FloraWeb de Scheidengras In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Fotos auf www hlasek com Datenblatt bei GrassBase englisch Beschreibung in USDA Natural Resources Conservation Service englisch nbsp Dieser Artikel wurde am 29 April 2010 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scheidengras amp oldid 238211633