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Das Kaliwerk Wittekind Hildasgluck in Volpriehausen im Suden Niedersachsens ist ein stillgelegtes Bergwerk zur Gewinnung von Kalisalzen Die Anlage diente wahrend des Zweiten Weltkriegs als Munitionsanstalt der Wehrmacht In der Endphase des Krieges wurden untertagig Kulturguter zum Schutz vor Zerstorung eingelagert Kaliwerk Wittekind HildasgluckAllgemeine Informationen zum BergwerkSchachtanlage Justus Wittekind im Jahr 1906Andere Namen Gewerkschaft JustusAbbautechnik KammerbauForderung Jahr ca 70 000 tSeltene Mineralien Hartsalz Steinsalz Sylvinit KainitInformationen zum BergwerksunternehmenBetreibende Gesellschaft Burbach Kaliwerke AG Wittekind GruppeBetriebsbeginn 1898Betriebsende 1938Nachfolgenutzung U VerlagerungGeforderte RohstoffeAbbau von KalisalzMachtigkeit 6 bis 11 mRohstoffgehalt 20 bis 28 Grosste Teufe 949 mGeographische LageKoordinaten 51 39 39 8 N 9 44 54 2 O 51 661058 9 748389 Koordinaten 51 39 39 8 N 9 44 54 2 OKaliwerk Wittekind Hildasgluck Niedersachsen Lage Kaliwerk Wittekind HildasgluckStandort Industriestrasse 37170 UslarGemeinde UslarLandkreis NUTS3 NortheimLand Land NiedersachsenStaat DeutschlandRevier Sudhannoverscher Kali Bezirk Inhaltsverzeichnis 1 Geologie 1 1 Die Entstehung des Volpriehausener Salzstocks 2 Geschichte und Technik 2 1 Aufschlussgeschichte 2 2 Schachtanlage Wittekind Justus 2 3 Schachtanlage Hildasgluck 2 4 Folgenutzung als Heeresmunitionsanstalt 1938 bis 1945 3 Heutiger Zustand 2010 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksGeologie BearbeitenDie Entstehung des Volpriehausener Salzstocks Bearbeiten Der Salzstock von Volpriehausen ist eine von etwa 200 bekannten Lagerstatten dieser Art in Norddeutschland Die Salzschichten aus denen die Lagerstatte entstand bildeten sich zur Zeit des Zechsteins vor rund 260 Millionen Jahren als Meerwasser in einem flachen Becken verdunstete Spater wurden die Salzschichten durch weitere Ablagerungen uberdeckt und liegen heute in einer Teufe von circa 3000 Metern In einer Schwachezone des Grundgebirges haben die Salze die Hangendschichten durchstossen Halokinese Das Salz im oberen Teil des Salzstocks wurde durch das Grundwasser gelost und fortgeschwemmt Zuruck blieben schwerloslicher Anhydrit und Ton Diese bildeten den Gipshut uber der eigentlichen Salzlagerstatte Geschichte und Technik BearbeitenAufschlussgeschichte Bearbeiten Die am 27 November 1895 in Koln gegrundete Gewerkschaft Justus I besass mehrere Berechtsame im Raum Uslar mit einer Flache von zusammen 17 1 km Ab 1896 wurden drei Tiefbohrungen zum Auffinden von Kalivorkommen niedergebracht Wahrend die Bohrungen I und II in 545 bzw 463 Meter Teufe Kalisalze mit bis zu 97 5 Kaliumchlorid nachwiesen wurde Bohrung III bei 485 Meter Teufe erfolglos im alteren Steinsalz eingestellt Schachtanlage Wittekind Justus Bearbeiten Diese Schachtanlage befand sich im Osten von Volpriehausen Die Arbeiten am zunachst Justus genannten Tiefbauschacht begannen 1898 und wurden 1901 ohne grossere Schwierigkeiten beendet Der Rundschacht hatte einen Durchmesser von 4 25 Meter und war 558 Meter tief Fordersohlen wurden in 480 494 518 534 und 540 Meter Teufe eingerichtet und Querschlage nach Osten und Westen aufgefahren Es stellte sich heraus dass die Lagerstatte stark gefaltet war und daher zum weiteren Aufschluss Blindschachte und Unterwerksbau erforderlich waren Nach Beendigung der Teufarbeiten wurden die Tagesanlagen wie Fordermaschinenhaus Schachthalle mit Fordergerust Rohsalzmuhle Kesselhaus und elektrische Zentrale sowie die Chlorkaliumfabrik zur Verarbeitung des Kalisalzes zu Dungemitteln errichtet 1904 nahm die Fabrik ihre Produktion auf Es konnten taglich 300 bis 400 Tonnen Hartsalz verarbeitet werden Daruber hinaus bestand eine Saline zur Gewinnung von Speisesalz Die Gewerkschaft Justus wurde 1906 in eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Volpriehausen umgewandelt um zusatzliches Kapital durch den Verkauf von Aktien zu erwerben 1915 wurden finanzielle Transaktionen durchgefuhrt in deren Verlauf die Justus AG die Mehrheit an den Kaliwerken Ellers und Carlshall erwarb Zusammen mit der Gewerkschaft Hildasgluck bildete sich ein Bergbaukonzern der den Namen Wittekind Bergbau AG erhielt Gleichzeitig erfolgte die Umbenennung des Schachtes Justus in Wittekind 1921 wurden die Aktien der Wittekind Bergbau AG von der Gewerkschaft Krugershall ubernommen und gerieten so an den Burbachkonzern einem Teil der spateren Burbach Kaliwerke AG Im Rahmen von Rationalisierungsmassnahmen legte die Burbach Kaliwerke 1921 die Chlorkaliumfabrik still und liess auf dem Kaliwerk Wittekind Hildasgluck nur noch Kainit und Steinsalz fordern In den Jahren 1924 bis 1925 wurden noch weitere Aufschlusse hochwertiger Kalisalze angefahren Durch die verbesserte wirtschaftliche Situation wurde in einen eigenen Weser Hafen in Bodenfelde investiert und die Saline umfassend modernisiert Schachtanlage Hildasgluck Bearbeiten Diese Schachtanlage befand sich im Nordwesten von Ertinghausen Die Geschichte der Gewerkschaft Hildasgluck geht auf die Kalibohrgesellschaft Hardegsen zuruck die 1896 Grubenfelder von 16 8 km in den Gemarkungen Hardegsen Ellierode Lichtenborn und Ertinghausen erwarb Die Kalibohrgesellschaft wurde 1905 an die Gewerkschaft Dortmund veraussert und 1906 in Hildasgluck umbenannt Insgesamt vier in den Jahren 1896 bis 1909 durchgefuhrte Tiefbohrungen wiesen nur massige Kaliaufschlusse nach Dennoch wurde die Kuxmehrheit der Gewerkschaft Hildasgluck durch Justus erworben um im Feld Hildasgluck einen zweiten Schacht fur das Kaliwerk abzuteufen Zur Finanzierung verpachtete das Kaliwerk Justus seine Beteiligungsquote am Deutschen Kalisyndikat fur funf Jahre an die Kaliwerke Gunthershall Alexandershall Gluckauf Sondershausen und den preussischen Staat 1910 begannen die Arbeiten am Schacht Hildasgluck 51 667222222222 9 7725 der noch im selben Jahr 160 Meter Teufe erreichte Wegen starker Wasserzuflusse die zeitweilig 1200 Liter in der Minute betrugen wurde die Schachtrohre bis in 578 Meter Teufe mit Tubbingen ausgebaut Im Juni 1915 wurde die Endteufe von 949 Metern erreicht Sohlen wurden in 794 und 917 Metern Teufe aufgefahren und anschliessend mit Schacht Justus verbunden Die Tagesanlagen bestanden nur aus wenigen Gebauden und einer Drahtseilbahn zum Kaliwerk Justus Fur das Aufbringen der Bau und Abteufkosten wurden von den Gewerken von 1913 bis 1922 insgesamt 16 5 Millionen Mark Zubusse eingefordert Der Schacht Hildasgluck diente in den folgenden Jahren ausschliesslich als Wetterschacht fur das Kalibergwerk Folgenutzung als Heeresmunitionsanstalt 1938 bis 1945 Bearbeiten Bereits 1936 interessierte sich die Wehrmacht fur das Bergwerk fand den Standort aber zunachst ungeeignet Die Burbach Kaliwerke boten daraufhin die Anlage der Wehrmacht zur Miete an die das Angebot akzeptierte und im Juli 1937 einzog Im Jahre 1938 wurde die Kaligewinnung eingestellt und es begannen massive Umbauten sowie Neuerrichtungen von diversen Anlagen mit dem Ziel eine Heeresmunitionsanstalt zu errichten Im Wald zwischen beiden Schachten entstand ein Industriegebiet aus 12 Werkshallen das zu ca 200 Zellen ausgebaute Grubengebaude war fur das Einlagern der Munition gedacht 1940 begann die Heeresmunitionsanstalt Volpriehausen mit der Herstellung von Infanteriegranaten Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden vermehrt Zwangsarbeiter Kriegsgefangene sowie Internierte des Jugendkonzentrationslagers Moringen zur Munitionsherstellung herangezogen Daruber hinaus wurden weite Teile der Produktion nach Untertage verlagert um die Munitionsproduktion trotz Bombardierungen durch Briten und Amerikaner aufrechtzuerhalten Ab 1944 wurden vermehrt Kulturguter in tiefergelegene Bergwerksteile die nicht der Munitionslagerung dienten notdurftig eingelagert darunter Teile der Bibliothek der nahegelegenen Universitat Gottingen Nach der Befreiung der Zwangsarbeiter und Besetzung der Anlage durch die US amerikanische Armee im April 1945 kam es zu Beschadigungen und chaotischen Plunderungen des gesamten Komplexes Es befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch etwa 20 000 Tonnen explosives Material unter Tage die von Plunderern teilweise beschadigt wurden Dadurch entstand eine erhebliche Gefahrdung die den kontrollierten Abtransport der Munition aber auch das Besichtigen und Bergen der eingelagerten Kulturschatze stark erschwerte In der Nacht des 29 September 1945 kam es zu einer verheerenden Untertageexplosion die die Grube schwer beschadigte und unbefahrbar machte Erst im nachsten Fruhjahr konnte der Schacht provisorisch wieder befahren werden eine teilweise Bergung der Kulturguter erfolgte durch Freiwillige von August bis Oktober 1946 bevor einsickerndes Grundwasser die Strecken unter Wasser setzte und jede weitere Bergung unmoglich machte Die im Schacht verbliebenen Kulturguter sind damit zumal oftmals nur provisorisch verpackt vermutlich unwiederbringlich verloren Heutiger Zustand 2010 Bearbeiten nbsp Arbeiterwohnhaus nbsp DirektorenvillaDas ehemalige Zechengelande der Schachtanlage Wittekind befindet sich am sudostlichen Ortsrand von Volpriehausen in einem Dreieck zwischen der Schachtstrasse der B 241 und der Eisenbahnstrecke Ottbergen Northeim Die meisten Gebaude sind verschwunden an deren Stelle befindet sich heute ein Wohn und Industriegebiet Erhalten sind noch die ehemalige elektrische Zentrale ein Werkstattgebaude und die Fundamente der Seilbahn Der Schacht Wittekind ist umzaunt und mit einer Betonplatte als Schachtverwahrung abgedeckt Besser als die Betriebsanlagen sind einige Wohngebaude aus den ersten zehn Jahren des Werks erhalten so das ehemalige Steigerhaus und ein Wohnheim fur ledige Arbeiter an der Bollertstrasse sowie die Direktorenvilla an der Schachtstrasse 1 2 Das Fertigungsgebiet der ehemaligen Munitionsfabrik liegt nordwestlich der Schachtanlage Wittekind am Waldrand auf halber Strecke zum Schacht Hildasgluck Vom Schacht Hildasgluck tiefer im Wald sind heute fast keine Spuren mehr vorhanden lediglich eine unmittelbar sudlich davon an einem Bergabhang liegende Abraumhalde mit salzhaltigem Gestein ist heute als Uberbleibsel erkennbar Diese weist aufgrund des ausbleibenden Bewuchses und Auswaschungsvorgangen ein umgangssprachlich als Mondoberflache beschriebenes Erscheinungsbild auf Bis weit in die 1990er Jahre hinein war das Gelande dieses Schachtes mit einem hohen Maschendrahtzaun eingezaunt Der eigentliche Schacht von ca 3 Metern Durchmesser war mit einer Betonkuppel versehen und ca 15 Meter weiter westlich lag ein nicht abgedeckeltes grosses Loch von ca 10 15 Metern Durchmesser Heutzutage stellen sich diese beiden als ausgebaggerte Senke ab wobei die Schachtstelle immer noch uberdeckelt ist Das 1985 gegrundete Kalibergbau Museum Volpriehausen erinnert an diese Anlagen 3 Einzelnachweise Bearbeiten Christian Kammerer Peter Ferdinand Lufen Bearbeiter Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Bd 7 1 Landkreis Northeim Teil 1 Sudlicher Teil mit den Stadten Hardegsen Moringen Northeim und Uslar den Flecken Bodenfelde und Norten Hardenberg der Gemeinde Katlenburg Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling Hrsg Christiane Segers Glocke CW Niemeyer Hameln 2002 ISBN 3 8271 8261 1 S 359 O Wohnhaus fur Grubenvorstand und Direktor der Gewerkschaft Justus I in Volpiehausen Architekten Fastje und Schaumann Hannover In Baugewerks Zeitung Jg 37 1905 Nr 5 vom 7 Juni 1905 Kalibergbau Museum auf volpriehausen com abgerufen am 11 Juli 2022 Literatur BearbeitenFrank Baranowski Geheime Rustungsprojekte in Sudniedersachsen und Thuringen wahrend der NS Zeit Mecke Duderstadt 1995 ISBN 3 923453 69 8 Arbeitsgemeinschaft Sudniedersachsischer Heimatfreunde e V Hrsg Rustungsindustrie in Sudniedersachsen wahrend der NS Zeit Wagener Mannheim 1993 ISBN 3 910085 05 9 Rainer Slotta Technische Denkmaler in der Bundesrepublik Deutschland Band 3 Die Kali und Steinsalzindustrie Deutsches Bergbaumuseum Bochum 1980 S 390 401 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaliwerk Wittekind Hildasgluck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Heeresmunitionsanstalt Bw Volpriehausen In relikte com Abgerufen am 31 Oktober 2015 Das Kali und Steinsalzbergwerk Wittekind Hildasgluck in Volpriehausen Heimatverein Volpriehausen Memento vom 10 Dezember 2013 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaliwerk Wittekind Hildasgluck amp oldid 225964394