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Die Deutsche Kalisyndikat GmbH kurz Kalisyndikat war ein deutsches Wirtschaftskartell der Kali Industrie Es wurde am 16 Oktober 1919 als Zwangssyndikat infolge des Kaliwirtschaftsgesetzes vom 24 April 1919 gegrundet 1 und bestand bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Vorlaufer war die aufgrund des Reichsgesetzes vom 24 April 1910 gegrundete Kalisyndikat GmbH deren Name beibehalten wurde Nachfolger war bis 1973 die Verkaufsgemeinschaft Deutscher Kaliwerke zu Hannover Erstes Zuhause des Deutschen Kalisyndikats in der Bodestrasse in Leopoldshall nach Umbau und Aufstockung ab 1929 Nutzung als Krankenhaus 1929 1945 Krankenhaus der Halberstadter Knappschaft zu Halberstadt daher Knappschafts Krankenhaus genannt 2 Foto vom April 2019 Das grossformatige Wandbild im Zentrum von Stassfurt kundet vom Stolz der Vorfahren STASSFURT Wiege des Kalibergbaus An dieser Stelle entstanden 1852 die ersten Kalischachte der Welt Foto vom April 20197 Goldbond der Deutschen Kalisyndikat GmbH vom 1 November 1925Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Geschichte 3 Wirtschaftskampf mit den USA 4 Weitere Spezialsalz Syndikate 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenErste Preisabsprachen in der Kaliindustrie gab es bereits in den Jahren nach 1860 Die Wurzeln des Deutschen Kalisyndikats reichen zuruck in das Jahr 1888 als in Stassfurt Leopoldshall dem Geburtsort des Kalibergbaus in Deutschland das Deutsche Kalisyndikat gegrundet wurde Am 21 September 1888 schlossen die Eigentumer der damaligen sieben Kalisalzwerke den Vertrag Ia zur gemeinsamen weiteren Regelung des Absatzes der Karnallitsalze zu fabrikatorischen Zwecken mit Laufzeit vom 1 Januar 1889 bis 31 Dezember 1898 de facto und de jure die Geburtsurkunde des Deutschen Kalisyndikats Es folgten am 14 und 25 Oktober 1888 sechs weitere erganzende Syndikatsvertrage Ib Ic Id IIa IIb und IIc 3 Der Sitz des ersten Deutschen Kalisyndikats befand sich in Leopoldshall 1890 gehorten zu ihm 13 Kaliwerke Ziel des Syndikats war der Preisdruckerei und Verschleuderung der Kalisalze vorzubeugen bzw Einhalt zu tun und Gewinn und Absatz der Salze fur fabrikatorische und landwirtschaftliche Zwecke den Bedurfnissen des Marktes entsprechend zu regeln 4 Das Deutsche Kalisyndikat war in Leopoldshall bis 1910 tatig bevor es nach Berlin verlagert und reorganisiert wurde 5 Geschichte BearbeitenForderquoten des Kalisyndikats im Jahr 1928 Unternehmen Quote in Wintershall AG 38 58Dr W Sauer Werke 2 51Salzdetfurth Aschersleben Westeregeln 21 66Burbach Gumpel 16 78Kali Chemie AG 3 95Deutsche Solvay Werke 2 22Mansfeld Einigkeit 5 11Preussag AG 5 95Anhaltische Salzwerke Leopoldshall 3 12 nbsp Siegelmarke KaliprufungsstelleDas Syndikat legte Preise Lohne sowie Forderquoten fest und betrieb Exportforderung Die grossten Mitglieder waren die Wintershall AG die Gruppe Salzdetfurth Aschersleben Westeregeln die Burbach Kaliwerke AG und die Preussag AG Es wurde der Reichskalirat gebildet der von der Regierung berufen wurde und sich aus Vertretern der Kaliunternehmen der Reichslander des Handels der Verbraucher und der Arbeitnehmer zusammensetzte Bis nach dem Ersten Weltkrieg hatte Deutschland ein Weltmonopol fur Kali Durch die Abtretung Elsass Lothringens wurde Frankreich ein grosser Kaliproduzent Den dadurch entstandenen Preiskampf beendete man im Fruhjahr 1926 durch den Vertrag von Lugano und den deutsch franzosischen Kalivertrag von Paris Ende 1926 Dabei wurde der Export im Verhaltnis 70 30 zugunsten Deutschlands aufgeteilt 1930 zerfiel dieses Kartell infolge der Weltwirtschaftskrise Zwischen 1919 und 1921 wurden alle deutschen Kaliproduzenten durch staatliche Gesetze gezwungen dem Syndikat beizutreten Ziel war es unter anderem den Export zu Schleuderpreisen zu unterbinden Die Festlegung der Forderquoten hatte eine starke Konzentrationswelle zur Folge Kleinere Kaliwerke wurden von den grossen Gesellschaften aufgekauft um deren Forderquote zu ubernehmen und anschliessend stillgelegt Gleichzeitig wurden die leistungsfahigen Werke umfassend modernisiert und rationalisiert um die ihnen zugestandenen Quoten mit minimalen Kosten zu produzieren Zwischen 1926 und 1933 wurden so 125 von 229 Schachtanlagen stillgelegt Die Zahl der Forderschachte sank von 175 im Jahr 1914 auf 38 im Jahr 1933 Zwischen 1922 und 1933 sank die Zahl der Beschaftigten von 48 700 auf 12 000 1933 wurde das Reichskaligesetz Kaliwirtschaftsgesetz vom 18 Dezember 1933 Reichsgesetzblatt 1933 II S 1027 erlassen Gemass 3 dieses Gesetzes hatten sich alle Kalibergwerksbesitzer zu einer Vertriebsgemeinschaft Kalisyndikat zusammenzuschliessen Gesellschafter konnten nur Kalibergwerksbesitzer Besitzer einer Sonderfabrik und bestimmte andere Kalierzeuger sein Gemass 59 des Gesetzes galt das bereits seit 1919 bestehende Kalisyndikat als der in diesem neuen Gesetz geforderte Zusammenschluss Sitz der Gesellschaft Deutsches Kalisyndikat Gesellschaft mit beschrankter Haftung und ihrer Verwaltung war nach wie vor in Berlin Sogenannte Propaganda Geschaftsstellen des Deutschen Kalisyndikats gab es in 18 deutschen Stadten sowie in Kairo Kapstadt und Tokio Mit dem Kaliwirtschaftsgesetz von 1933 gemass 44 sicherte sich der Reichswirtschaftsminister die Oberaufsicht uber die deutsche Kaliwirtschaft Dieser wurde dadurch ermachtigt Eingriffe in die Gestaltung des Gesellschaftsvertrages des Syndikats vorzunehmen Weiterhin hatte er direkten Einfluss auf die Preisgestaltung der Kaliprodukte die Liefervertrage sowie die Beteiligungsziffern der einzelnen Kaliproduzenten Nach dem Einbruch durch die Weltwirtschaftskrise stieg die Produktion wieder enorm an von 2000 Tonnen im Jahr 1930 auf 120 000 Tonnen im Jahr 1939 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Syndikat auf Weisung der Alliierten aufgelost Allerdings bildete es sich unter geanderten Namen in der Bundesrepublik wie auch der DDR neu Die kapitalistische Verkaufsgemeinschaft Deutscher Kaliwerke zu Hannover bestand noch bis Ende 1973 als die EG Kommission schliesslich ihr Verbot verhangte 6 In der DDR wurden die Kali Betriebe in einem sozialistischen Kombinat zusammengefasst Nach der Wende von 1989 90 wurde aus allen deutschen Kaliunternehmen der Einheitskonzern Kali und Salz AG geformt Dieser ist heute unter dem Namen K S mit Sitz in Kassel bekannt Wirtschaftskampf mit den USA BearbeitenBis zum Ersten Weltkrieg waren die USA zu 90 von deutschen Einfuhren abhangig Wahrend des Krieges forcierten diese kunstlich ihre Kaliindustrie dennoch konnte die deutsche Kaliindustrie einen grossen Teil des amerikanischen Marktes zuruckerobern Als es nach dem Abschluss des deutsch franzosischen Kalivertrags zu Preissteigerungen kam eroffnete die US amerikanische Regierung einen Kampf gegen das deutsche Kalimonopol Die Massnahmen reichten vom Versuch die Reprasentanten der deutschen Kaliindustrie wegen Verstosses gegen die US amerikanischen Anti Trust Gesetze vor Gericht zu stellen bis zur totalen Anleihensperre Dieser auch mit publizistischen Mitteln gefuhrte Kampf resultierte in einer erheblichen Trubung der Beziehungen zwischen Deutschland und den USA 7 Weitere Spezialsalz Syndikate BearbeitenDie am 21 Januar 1930 gegrundete Interessengemeinschaft der Deutschen Kaliindustrie G m b H verfolgte die Interessen der Gesellschafter der Kali Steinsalz Brom Chlormagnesium und Bittersalz Industrie Auch die nachfolgend aufgelisteten weiteren Salz Syndikate bestanden bis 1945 Name des Syndikats Grundungsdatum Gegenstand des Unternehmens Anzahl der MitgliedsunternehmenDeutsches Steinsalz Syndikat G m b H 21 Januar 1930 Regelung und Forderung des in und auslandischen Absatzes von Steinsalz 16Deutsches Bittersalz Syndikat G m b H 21 Januar 1930 Regelung und Forderung des in und auslandischen Absatzes von Bittersalz 7Deutsches Brom Syndikat G m b H 21 Januar 1930 Regelung und Forderung des in und auslandischen Absatzes von flussigem Brom Bromeisen sowie Brom zur Herstellung von Antiklopfmitteln 7Deutsches Chlormagnesium Syndikat G m b H 21 Januar 1930 Regelung und Forderung des in und auslandischen Absatzes von Chlormagnesium und Chlormagnesiumlauge ausgenommen das wasserfreie Chlormagnesium 7Siehe auch BearbeitenEntdeckung der Stassfurter Kalisalzlagerstatte Zeittafel des Stassfurter Salzbergbaus Saline Stassfurt Salzgewinnung am Stassfurter Sattel Carnallit Kainit Deutsches Stickstoff Syndikat ein ebenfalls 1919 mit staatlicher Beteiligung gegrundetes Kartell Weblinks BearbeitenKriege Krisen Konkurrenzen Monopolverlust und Konzentrationsprozesse 1914 1945 In Dirk Reder Severin Roeseling Thomas Prufer Wachstum erleben Die Geschichte der K S Gruppe 1856 2006 Kassel 2006 Deutsches Kalisyndikat GmbH 1879 1960 im Bundesarchiv Dokumente und Zeitungsartikel zur Deutsches Kalisyndikat in den Historischen Pressearchiven der ZBW Adolf Kirchner Das anhaltische Salzwerk Leopoldshall und sein Einfluss auf den anhaltischen Staatshaushalt FinanzArchiv 39 Jahrgang Heft 2 1922 Seiten 56 101 46 Seiten Mohr Siebeck GmbH amp Co KG Tubingen 1922 8 Literatur Bearbeitenchronologisch ruckwarts geordnet Ernst Laue Stassfurt Wiege des Kalibergbaus Zaltbommel Niederlande 2010 ISBN 978 90 288 6614 0 Bergmannsverein Stassfurt Wiege des Kalibergbaus e V Hrsg 150 Jahre Salzbergbau 1852 2002 2 Broschuren im Schuber Stassfurt 2002 ohne ISBN Ernst Laue Leopoldshall wie es fruher war Vom Ort einer Saline zum Stadtteil Stassfurt Wartberg Verlag 2001 ISBN 3 86134 826 8 Emil Baumecker Leopoldshall seine Entstehung Entwicklung und Bedeutung Festschrift anlasslich des 25jahrigen Bestehens der St Johanniskirche Leopoldshall 1901 1993 als erweiterter Reprint veroffentlicht von Hartmut Wiest Stassfurt Leopoldshall ISBN 3 930207 00 1 Frank Kowolik Das alte Stassfurt Eine mitteldeutsche Industriestadt in alten und seltenen Bildern Oschersleben 1992 ISBN 3 928703 06 4 Handbuch der Kali Bergwerke Salinen und Tiefbohrunternehmungen Finanz Verlag G m b H Berlin 1936 B Kartelle Syndikate und ahnliche Vereinigungen 3 Kalisyndikat In Berliner Jahrbuch fur Handel und Industrie Bericht der Altesten der Kaufmannschaft von Berlin Jahrgang 1909 Georg Reimer Berlin 1910 V Wirtschaftliche Entwicklung in Berlin S 166 170 booksnow1 scholarsportal info PDF 60 1 MB abgerufen am 22 Oktober 2015 Erich Lierke 9 Dungung der Blumen Eine kurze Anleitung zur zweckmassigen Dungung der Ziergarten Topf und Zimmerpflanzen Kalisyndikat G m b H Hrsg 28 Seiten davon 16 Schwarzweisstafeln 12 cm 17 5 cm Leopoldshall Stassfurt 1906 Kaliverbrauch in der Deutschen Landwirtschaft 1890 bis 1902 Herausgegeben vom Verkaufssyndikat der Kaliwerke Statistisches Bureau Leopoldshall Stassfurt Buchdruckerei von Carl Trippo 59 Seiten Stassfurt 1903 Die Kalisalze und ihre Verwendung in der Deutschen Landwirtschaft Herausgegeben vom Verkaufssyndikat der Kaliwerke Agrikultur Abteilung Leopoldshall Stassfurt Buchdruckerei von Otto Thiele Stassfurt 1901 Einzelnachweise Bearbeiten Gesetz uber die Regelung der Kaliwirtschaft 24 April 1919 RGBl 1919 S 413 415 Durchfuhrungsverordnung 18 Juli 1919 RGBl 1919 S 663 682 Ulrich Lauf Die Krankenhauser der deutschen Knappschaftsvereine im 19 und 20 Jahrhundert Hrsg Deutsche Rentenversicherung Knappschaft Bahn See DRV KBS Grafische Betriebe der DRV KBS Bochum 2005 S 12 und 86 von 96 Format A5 Adolf Kirchner Das anhaltische Salzwerk Leopoldshall und sein Einfluss auf den anhaltischen Staatshaushalt FinanzArchiv 39 Jahrgang Heft 2 1922 Seiten 56 101 46 Seiten Belegstelle Seiten 75 ff Mohr Siebeck GmbH amp Co KG Tubingen 1922 abgerufen am 6 Januar 2021 Emil Baumecker Leopoldshall seine Entstehung Entwicklung und Bedeutung Festschrift anlasslich des 25jahrigen Bestehens der St Johanniskirche Leopoldshall 1901 Stassfurt Leopoldshall Reprint 1993 S 39 ISBN 3 930207 00 1 Frank Kowolik Das alte Stassfurt Eine mitteldeutsche Industriestadt in alten und seltenen Bildern Oschersleben 1992 ISBN 3 928703 06 4 S 179 ff Holm A Leonhardt Kartelltheorie und Internationale Beziehungen Theoriegeschichtliche Studien Hildesheim 2013 S 327 Werner Link Die amerikanische Stabilisierungspolitik in Deutschland 1921 32 Dusseldorf 1970 S 362 f JSTOR 40907404 abgerufen am 6 Januar 2021 d nb info Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsches Kalisyndikat amp oldid 222958052