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Werner Link 14 Juli 1934 in Quotshausen 1 3 Januar 2023 war ein deutscher Politikwissenschaftler und Professor an der Universitat zu Koln Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 2 1 Deutsch amerikanische Beziehungen 2 2 Strukturelle Weltkonflikte 2 3 Neuordnung der Weltpolitik 2 4 Europa und Amerika nach der Zeitwende 3 Schriften Auswahl 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWerner Link studierte Politikwissenschaft bei Wolfgang Abendroth Germanistik und Geschichte in Marburg und Berlin Er gilt als Experte fur Aussenpolitik und internationale Beziehungen 1960 schloss er das Studium mit dem Staatsexamen ab 1961 folgte in Marburg die Promotion 1970 wurde er schliesslich in Mannheim habilitiert Im Jahre 1971 wurde Link von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum hauptamtlichen Mitglied und Vorsitzenden der Kommission fur Friedens und Konfliktforschung in Bonn gewahlt und zum Professor fur politische Wissenschaft in Marburg ernannt 1971 wechselte er an die Universitat Kassel an der er bis 1975 die Professur fur politische Wissenschaft ubernahm Im Herbstsemester 1973 war er Gastprofessor an der Georgetown University in Washington D C Von 1976 bis 1990 war Link Professor fur politische Wissenschaft an der Universitat Trier 1983 wurde er zum Grundungsvorsitzenden der Deutschen Gesellschaft fur Politikwissenschaft gewahlt Seit 1990 war er an der Universitat zu Koln tatig und wurde 1999 emeritiert Seit 1992 war er ausserdem Vorsitzender des Wissenschaftlichen Direktoriums des Bundesinstituts fur ostwissenschaftliche und internationale Studien in Koln das 2000 mit der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin fusioniert wurde Link war 1990 2005 Mitherausgeber der Akten zur Auswartigen Politik der Bundesrepublik Deutschland und von 1997 bis 2005 Mitherausgeber der Zeitschrift fur Politik Am 3 Januar 2023 starb Link im Alter von 88 Jahren 2 Forschung BearbeitenDeutsch amerikanische Beziehungen Bearbeiten Fur seine Habilitationsschrift Die amerikanische Stabilisierungspolitik in Deutschland 1921 32 Dusseldorf Droste Verlag 1970 hat Link eine Zeitspanne der europaischen Geschichte nach dem Ersten Weltkrieg gewahlt die bis dato noch nicht in dieser Intensitat erforscht worden war 3 Die Studie kombiniert historische Methoden d h vor allem exaktes und kritisches Quellenstudium mit politikwissenschaftlichen Fragestellungen die Link aus der kritisch produktiven Auseinandersetzung mit europaischen und amerikanischen Theoretikern der internationalen Beziehungen gewinnt Zu nennen sind hier die Theorieansatze von Stanley Hoffmann zur Wettbewerbsanalyse kooperativer vs unilateraler Wettbewerb von Oran Young zur Konfliktvermittlung von Wolfram Hanrieder zum penetrierten System und vor allem das Theorem der Verbindungsgruppen linkage groups von Karl W Deutsch das Link seiner Analyse zugrunde legt und das es ihm ermoglicht nicht nur das immense empirische Material zu strukturieren sondern auch die kunstliche Trennung zwischen Innen und Aussenpolitik zwischen Politik und Wirtschaft zwischen Regierungsbeziehungen und grenzuberschreitenden Beziehungen gesellschaftlicher Gruppen zu uberwinden bzw sinnfallig zu vermitteln Dadurch wird der komplexe Beziehungs und Wirkungszusammenhang der deutsch amerikanischen Dyade im Kontext der internationalen Nachkriegskonstellation verstandlich und erklarbar Die differenzierten Befunde die Link im Schlussteil seiner Studie resumierend auf den Begriff bringt konnen hier nur verkurzt wiedergegeben werden Konzeptionell war die amerikanische Deutschland Politik der Versuch der Vereinigten Staaten bzw ihrer politischen und wirtschaftlichen Fuhrungsgruppen ein amerikanisches Wirtschaftsimperium aufzubauen in das Deutschland als Glied und Partner eingefugt werden sollte um von Deutschland aus gleichzeitig die anderen europaischen Staaten zur Adaption der Regeln dieser Politik der Offenen Tur zu bringen wahrend Deutschland die Ruckkehr in die Weltpolitik uber die Weltwirtschaft anstrebte S 546f Unter den gegebenen Bedingungen liberal kapitalistischer demokratischer Gesellschaftsordnungen entwickelten sich grenzuberschreitende Beziehungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen hier vor allem Industrielle und Bankiers sowie zwischen diesen und den Regierungsstellen beider Staaten sogenannte transnationale Beziehungen die mannigfache assoziative Tendenzen zwischen beiden Staaten bewirkten Sie vermittelten Waren Kapital und Technologien ubten wichtige Informations und Initiativfunktionen aus und die amerikanischen Verbindungsgruppen waren zeitweise sogar direkt am deutschen Entscheidungsprozess beteiligt wodurch eine transnationale Durchdringung ein sogenanntes penetrated system W Hanrieder entstand Gleichwohl war das amerikanische Stabilisierungskonzept das sich in der Ablehnung des Versailler Vertrages mit den deutschen Interessen traf unter dem Gesichtspunkt der Realisierung eines dauerhaften Friedens durch friedlichen Interessenausgleich peaceful change nicht erfolgreich weil sich in dem mit Hilfe der USA okonomisch wiedererstarkte Deutschland bekanntlich nationalistisch militaristische Gruppierungen durchsetzten die eine Politik des unilateralen Wettbewerbs ohne Rucksichtnahme auf den bisherigen amerikanischen Partner betrieben Strukturelle Weltkonflikte Bearbeiten Aufbauend auf dem neo realistischen Theorieansatz von Kenneth Waltz beschreibt und analysiert Link in seiner 1980 erschienenen Studie Der Ost West Konflikt Die Organisation der internationalen Beziehungen im 20 Jahrhundert die das 20 Jahrhundert pragende Auseinandersetzung zwischen den liberal demokratischen Staaten des Westens auf der einen Seite und den kommunistischen Staaten des Ostens auf der anderen Seite als einen strukturellen Weltkonflikt weil die sich ausschliessenden Ordnungsvorstellungen der jeweiligen Kontrahenten sich auf die Organisation der internationalen Beziehungen insgesamt bezogen und von den machtpolitisch dominierenden Grossmachten und ihren jeweiligen Verbundeten getragen wurden Ideologisch war dieser Konflikt bereits vor der Staatswerdung der Sowjetunion angelegt aber er wurde danach zunehmend als zwischenstaatlicher Machtkonflikt virulent und erlangte mit der Beendigung der antagonistischen Kooperation nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 48 als sogenannter Kalter Krieg eine gefahrliche Zuspitzung um schliesslich in eine erste Detentephase zu munden Link weist im Einzelnen nach wie die Prozessmuster der Annaherung und Abgrenzung zwischen den Hauptantagonisten und ihren Verbundeten durch die gemeinsamen und widerstrebenden Interessen und vor allem durch die Machtverteilung bzw deren Wahrnehmung die das typische Muster der Macht und Gegenmachtbildung hervorrief bestimmt wurden Insgesamt gelingt Link eine plausible empirisch gesattigte und stringent argumentierende Analyse und Interpretation dieses Weltkonfliktes Neuordnung der Weltpolitik Bearbeiten In seinem Werk Neuordnung der Weltpolitik setzte sich Werner Link mit den Grundproblemen globaler Politik Ende des 20 Anfang des 21 Jahrhunderts auseinander Dabei stellt er die Diskrepanzen zwischen Globalisierung und Regionalisierung Vereinheitlichung und Differenzierung sowie Hegemonie und Gleichgewicht der kompetitiven Kooperation zwischen grossen Machten und Regimen gegenuber Zentrale Fragestellung hierbei ist inwiefern sich die politische Landschaft internationaler Beziehungen nach dem Ende des Ost West Konflikts d h Ende der bipolaren Weltpolitik verandert hat Des Weiteren fragt sich Link mit Blick auf die Zukunft welche Auswirkungen das Ende des Gleichgewichts des Schreckens auf die Menschenrechte die Weltzivilisation den Kulturenkampf der Bedrohung transnationaler Wirtschaftsunternehmen hat und stellt Uberlegungen an welche Rolle der Territorialstaat zukunftig dabei einnehmen wird Europa und Amerika nach der Zeitwende Bearbeiten Eine etwas altere aber deshalb nicht minder relevante Publikation Europa und Amerika nach der Zeitwende die Wiederkehr der Geschichte behandelt das vom Ost West Konflikt gepragte transatlantische Verhaltnis Hier erorterte Link zusammen mit Miles Kahler die historische Eigendynamik welche fur den Bedeutungsgewinn der transatlantischen Beziehungen verantwortlich ist Immer im Blickfeld blieb die Frage nach Kontinuitaten bzw Diskontinuitaten und die daraus resultierenden Konsequenzen fur die Stabilitat Als zentral erweist sich die Frage nach der weiteren Existenz guter transatlantischer Beziehungen bei Abwesenheit einer machtigen Bedrohung Kahler Link pladieren hierbei als Antwort fur eine neue Sichtweise der Beziehungen bei der man sich von der Neigung diese historisch zu betrachten losen und stattdessen fur die gemeinsamen kulturell ideologischen sowie wirtschaftlichen Strukturen starkere Beachtung finden sollte Insgesamt konne man auch nach dem Konflikt nicht von einer Aushohlung der transatlantischen Beziehungen sprechen Schriften Auswahl BearbeitenDie Geschichte des Internationalen Jugend Bundes IJB und des Internationalen Sozialistischen Kampf Bundes ISK Ein Beitrag zur Geschichte der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Hain Meisenheim am Glan 1964 Die amerikanische Stabilisierungspolitik in Deutschland 1921 32 Droste Dusseldorf 1970 Das Konzept der friedlichen Kooperation und der Beginn des Kalten Krieges Droste Dusseldorf 1971 Deutsche und amerikanische Gewerkschaften und Geschaftsleute 1945 1975 Eine Studie uber transnationale Beziehungen Droste Dusseldorf 1978 Der Ost West Konflikt Die Organisation der internationalen Beziehungen im 20 Jahrhundert Kohlhammer Stuttgart 1980 2 Auflage 1988 Republik im Wandel Die Ara Brandt 1969 1974 Stuttgart Mannheim 1986 Republik im Wandel Die Ara Schmidt 1974 1982 Stuttgart Mannheim 1987 Neuordnung der Weltpolitik Grundprobleme globaler Politik an der Schwelle zum 21 Jahrhundert C H Beck Munchen 1998 3 uberarbeitete Auflage 2001 Auf dem Weg zu einem neuen Europa Nomos Baden Baden 2006 Gemeinsame Fuhrung und die Kultur der Zuruckhaltung in der deutschen Aussenpolitik In Gunter Hellmann Daniel Jacobi Ursula Stark Urrestarazu Hrsg Fruher entschiedener und substantieller Die neue Debatte uber Deutschlands Aussenpolitik In Zeitschrift fur Aussen und Sicherheitspolitik Bd 8 2015 Supplement 1 S 289 312 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Werner Link im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kommission fur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e V Vorstand und Mitglieder Dokumentatioan Globalisierung als Chance II Memento vom 4 Januar 2006 im Internet Archive Gast Prof Dr Werner Link Memento vom 18 Oktober 2002 im Internet Archive WDR Vetro Das Cafe mit Weltblick vom 28 September 2002Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Ludtke Hans Strodel Hans Jaeger Kurschners deutscher Gelehrten kalender 17 Auflage de Gruyter Berlin New York 1992 ISBN 3 11 011754 1 Thomas Speckmann Nachruf Wer marschierte durch die offene Tur In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6 Januar 2023 Vgl die Rezension von Hans Jurgen Schroder in Historische Zeitschrift Band 215 1972 S 452 455 Normdaten Person GND 120540622 lobid OGND AKS LCCN n81007400 VIAF 266733879 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Link WernerKURZBESCHREIBUNG deutscher Politikwissenschaftler und HochschullehrerGEBURTSDATUM 14 Juli 1934GEBURTSORT QuotshausenSTERBEDATUM 3 Januar 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werner Link amp oldid 231244069