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Saliagos griechisch Saliagkos m sg ist der Fundort einer der altesten Siedlungen auf der griechischen Inselgruppe der Kykladen Die nur 110 auf 70 Meter grosse Insel Saliagos liegt im Norden des Sunds zwischen Andiparos und Paros zusammen mit mehreren anderen unbewohnten Inseln die von einer bis in die byzantinische Zeit vorhandenen und seitdem durch den ansteigenden Meeresspiegel uberfluteten Landverbindung ubriggeblieben sind Saliagos Saliagkos Gewasser Agaisches MeerInselgruppe KykladenGeographische Lage 37 2 52 9 N 25 5 45 O 37 04802 25 09582 Koordinaten 37 2 52 9 N 25 5 45 OSaliagos Griechenland Lange 110 mBreite 70 mEinwohner unbewohntDie Siedlung wird in die mittlere bis spate Jungsteinzeit datiert In absoluter Datierung deuten die Proben der Radiokohlenstoffdatierung bei direkter Anwendung auf einen Zeitraum von 4300 bis 3700 v Chr 1 was bei Anwendung der modernen Kalibrierung als 5000 bis 4500 v Chr zu interpretieren ist 2 Der Ort wurde in den Jahren 1964 und 1965 von John Davies Evans und Colin Renfrew von der British School at Athens ausgegraben und erforscht Inhaltsverzeichnis 1 Die Siedlung 2 Funde 3 Leben und Kultur 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDie Siedlung BearbeitenDie Gebaudefundamente sind weitgehend zerstort vor allem durch ein in der romischen Zeit angelegtes Graberfeld Es lassen sich noch einige rechteckige Raume von etwa 2 60 auf 3 m und ein ovaler Raum nachweisen In zwei der Raume wurden Relikte von Herden gefunden Zwei Rundbauten werden als Getreidespeicher gedeutet Die Fundamente waren aus dem Feldstein der Insel selbst errichtet mit welchen Materialien die Wande hochgezogen wurden ist unklar Anzeichen fur Lehmziegel gibt es keine Im Westen der Siedlung lehnen sich die Bauten an eine Umfassungsmauer an die moglicherweise als Bastion ausgestaltet war Trotz der langen Siedlungsdauer lassen sich nur drei Schichten nachweisen In der obersten bestand die Siedlung nur noch aus einem Komplex von etwa 15 auf 17 Metern Funde BearbeitenIn den Trummern der Fundamente wurden grosse Mengen an keramischen Scherben gefunden die wissenschaftlich erfassten Scherben bringen zusammen 3 5 Tonnen auf die Waage Aus ihnen konnten 60 Gefasse ganz oder teilweise zusammengesetzt werden Die Gefasse sind aus dem Ton der Gegend an Ort und Stelle gefertigt etwa 12 sind speziell geglattet und werden als Tafelgeschirr interpretiert Nur jedes zehnte Gefass ist ein geschlossener Krug oder eine Kanne die anderen sind offene Schalen Teller und Napfe Die Farben des Tons variieren von Gelb und Brauntonen bis dunklem Grau wobei die Mehrheit der Gefasse mit mattweissen Zeichnungen versehen waren Die Muster sind geometrisch aber zeigen eine weite Variation der Dekors Einige wenige Stucke sind mit eingedruckten Mustern oder aufgesetzten Noppen plastisch verziert Die keramischen Stile weisen Verwandtschaft mit solchen des Festlandes auf kaum mit anderen neolithischen Fundorten der Inseln 3 Zwei Bruchstucke zeigen an dass Gefasse aus Marmor als seltene Luxusguter bekannt waren Ebenfalls aus Marmor waren die drei gefundenen fruhen Kykladenidole gefertigt Eines davon ist als Fruchtbarkeitssymbol in Form einer uppigen weiblichen Figur mit untergeschlagenen Beinen gestaltet Die Figur hat einerseits Ahnlichkeiten mit einem Fund in Sangri auf Naxos und andererseits mit stehenden Figuren aus Ton die auf dem griechischen Festland auf dem Peloponnes in Thessalien und Mazedonien gefunden wurden Das Material Marmor hat sie gemeinsam mit der Figur eines Mannes aus Knossos auf Kreta Sie alle stammen aus dem 6 Jahrtausend v Chr und kommen daher als Vorlaufer in Betracht auch wenn die Uberlieferungskette unbekannt ist Die Figur von Saliagos hat keine bekannten Nachfolger Zwei weitere Idole sind wesentlich starker abstrahiert und erinnern an die Form einer Violine Sie haben keine erkennbaren Vorbilder aber bei ihnen ist die Verwandtschaft zu den abstrakten Idolen der kykladischen Bronzezeit unverkennbar 4 Bemerkenswert ist aber die grosse Zahl und Vielfalt der auf Saliagos gefundenen Werkzeuge aus Obsidian Die mehr als 25 000 Artefakte darunter uber 1 100 nachgewiesene Klingen wurden auf der Insel selbst gefertigt das verwendete Obsidian stammt fast ausschliesslich von der 60 km entfernten Insel Milos vereinzelt aber auch von Gyali auf den Dodekanes was auf einen Handel uber beinahe 200 km hinweist Die Obsidian Werkzeuge sind Schaber Spitzen und Klingen Die Spitzen werden als Teile von Harpunen interpretiert weil fur Pfeile in der gefundenen Menge kein Bedarf gesehen wird Leben und Kultur Bearbeiten nbsp Schale auf Stander aus Saliagos 4 Jahrtausend v Chr Archaologisches Museum ParosKnochen und Gratenfunde erlauben einen Einblick in die Ernahrungsgewohnheiten der steinzeitlichen Saliaginer Dabei uberwiegen Thunfische was bemerkenswert ist weil dieser Fisch heute in diesem Teil der Agais nicht mehr regelmassig vorkommt Schafe und Ziegen in kleinerem Umfang auch Rinder und Schweine versorgten die Bewohner mit Fleisch Wolle und Milch An Getreide ist Emmer und Gerste nachgewiesen Die Begrabnisstatten der Siedlung sind im Meer untergegangen so dass keine Grabfunde entdeckt werden konnten Kulturell ragt Saliagos aus dem Umfeld in der Jungsteinzeit heraus Es gibt vereinzelt Spuren menschlicher Tatigkeit auf verschiedenen Inseln auch wurden kleine Mengen ahnlicher Keramik auf der Nachbarinsel Naxos gefunden In naherem Zusammenhang mit Saliagos stehen einzelne Oberflachenfunde in Mavrispilia auf Mykonos Vouni auf Andiparos und Agrilia in Melos Saliagos war jedoch lange die einzige Siedlung auf den Agaischen Inseln der Jungsteinzeit fur die Landwirtschaft nachgewiesen ist 1992 wurde Ftelia auf Mykonos erstmals beschrieben und ab 1995 fanden erste Ausgrabungen in Form von Sondierschnitten statt Der Fundort ist heute als zweite Siedlung der Saliagos Kultur erkannt Bemerkenswert ist dass die Kultur von Saliagos keine Fortsetzung gefunden hat Die Siedlung Kephala auf Kea im Ubergang zwischen Stein und Bronzezeit hat sich vollig unabhangig entwickelt Die einzige Ausnahme sind die bereits angesprochenen Marmoridole in Violinenform deren Uberlieferungstradition jedoch unbekannt ist Literatur BearbeitenJohn D Evans Colin Renfrew Excavations at Saliagos The Annual of the British School at Athens Supplementary Volume 5 Thames and Hudson London 1968 Werner Ekschmitt Die Kykladen Bronzezeit geometrische und archaische Zeit Philipp von Zabern Mainz 1993 ISBN 3 8053 1533 3 S 11 20Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Saliagos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite des Dartmouth College zur Jungsteinzeit auf den Kykladen englisch Einzelnachweise Bearbeiten Zur Datierung Evans Renfrew 1968 S 88 91 Adamatios Sampson The Neolithic Settlement at Ftelia Mykonos University of the Aegean 2002 ISBN 960 87197 0 4 S 155 Evans Renfrew 1968 S 82 Evans Renfrew 1968 S 86 f Inseln und Inselgruppen der Kykladen Agios Andreas Agios Efstathios Agios Georgios Agios Ioannis Akanthi Amorgos Anafi Andikeros Andimilos Andros Andiparos Ano Antikeri Argilos Arkadio Aspronisi Cherrhonesos Daskalio Delos Despotiko Didimi Donousa Drakonisi Felouka Folegandros Foui Glaronisi Glaronisi Glaronisia Gramponisi Gyaros Ios Iraklia Kalogeros Karavas Kardiotissa Kato Andikeri Kato Koufonisi Kea Keros Kimolos Klidoura Klima Krommidi Kythnos Lazaros Louvardari Makronisos Megali Plaka Megalos Avelas Megalos Revmatiaris Mikri Arkadia Mikri Plaka Mikros Avelas Milos Mykonos Naxos Nea Kameni Nikouria Nisida Ampelos Nisida Gramvousa Nisida Mikros Rematiaris Nisis Kitriani Nisis Vriokastraki Ofidoussa Palea Kameni Pano Koufonisi Panteronisi Paros Paximadia Petalidi Piperi Plaki Polyegos Prasonisi Ios Prasonisi Kimolos Prasoura Psalida Psathonisi Rinia Saliagos Schinoussa Serifos Sfontili Sifnos Sikinos Skilonisi Skinopi Spanopoula Strongyli Syros Thira Thirasia Tinos Tourlitis Tria Adelfia Tsouloufi Venetiko Voulgaris Vrachonisida FtenaInselgruppen Andikeria Christiana Inseln Gavrionisia Kalogeri Koufonisia Santorin Inseln Kleine Kykladen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saliagos amp oldid 224907501