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Im Saarland gibt es wie in den meisten anderen Regionen Europas zahlreiche lokale Sagen und Legenden sowie lokale Varianten weitverbreiteter Sagen und anderer volkstumlicher Erzahlungen Pionier und wesentlicher Sammler saarlandischer Sagen war in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts der Saarbrucker Kunsthistoriker und Volkskundler Karl Lohmeyer der 1924 eine erste thematische Arbeit uber saarlandische Sagen veroffentlichte 1935 folgte eine erste Uberblicksdarstellung die auf Lohmeyers eigener Feldforschung beruhte 1954 55 erschien dann seine umfangreiche zweibandige Gesamtdarstellung des saarlandischen Sagenschatzes die bis heute die umfangreichste Quellensammlung und damit das Standardwerk zum Thema darstellt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Auswahl bekannter Sagen 1 1 Das gespenstische Weinberghauschen genannt Die Sorg 1 2 Attilas Grab 1 3 Der geizige Backer 1 4 Der wilde Reiter Maldit auch Maldix Maltiz oder Maldiss 1 5 Pilatus in Pachten 1 6 Der Pfifferjakob 1 7 Der Teufel am Hunnenring 1 8 Die Varussage 1 9 Der Mohr von Saarbrucken 1 10 Die sagenhaften Begebenheiten im Vorfeld der Schlacht bei Spichern am 6 August 1870 1 11 Der Kaltenstein 2 Die saarlandischen Heiligen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAuswahl bekannter Sagen BearbeitenDas gespenstische Weinberghauschen genannt Die Sorg Bearbeiten nbsp Die Ruinen der Sorg Auf dem Gebiet der alten Lamarche schen Weinguter 2 in Kleinblittersdorf stand auf der Hohe am Waldrand ein steinernes Weinberghauschen Von dem 1773 erbauten Hauschen sind heute nur noch die im Wald versunkenen Ruinen ubrig Der Sage nach spukte es dort es ging ein fruherer Besitzer umher der unter dem Haus seine Schatze vergraben hatte Es hatten dort schon ofters Grabungen durch ansassige Burger stattgefunden Gefunden wurde allerdings niemals etwas von Wert Attilas Grab Bearbeiten Der Hunnenkonig Attila starb unerwartet in der Rheingegend an einem Blutsturz Um den Leichnam vor Schandungen zu schutzen brach ein Trupp von Hunnen nach Westen auf wo sie ihren Konig in einer einsamen Gegend auf einem Berg bestatten wollten Im Tal der Blies zogen 16 Krieger allein mit dem goldenen Sarg weiter und begruben Attila im Bettelwald bei Ommersheim Als sie zum Haupttrupp zuruckkamen wurden sie alle erschlagen damit niemand das Geheimnis des Grabes verraten konne Eine andere Sage vermutet das Grab Attilas bei Berus Der geizige Backer Bearbeiten nbsp Der geizige BackerAn der Schlossmauer in Saarbrucken befindet sich die steinerne Fratze eines Wasserspeiers Der Sage nach soll es sich um einen geizigen reichen Backer handeln der die Armen wahrend einer Hungersnot schroff zuruckwies Die Furstin horte davon verkleidete sich als Bettlerin und wurde ebenfalls abgewiesen Zur Strafe und Abschreckung wurde der Kopf des geizigen Backers als Schmutzwasserspeier an der alten Brucke angebracht und spater in die Schlossmauer versetzt 3 Der wilde Reiter Maldit auch Maldix Maltiz oder Maldiss Bearbeiten Eine vielerorts bekannte saarlandische Sagenfigur ist der Ritter oder auch Reiter Maltiz mit zahlreichen lokalen Schreibvarianten Manche Sagen behaupten einen Zusammenhang mit einem spatmittelalterlichen Ritter andere mit einem barocken Grafen Alle Sagen haben enge Verwandtschaft mit der uberregional bekannten Sage vom wilden Reiter bzw von der wilden Jagd Der Maldit vom KollertalDer Freiherr von Maldit oder als Maltitz Baldix Maldix und Maldiss bekannt war graflicher Ober Rudenmeister verantwortlich fur die herrschaftlichen Treibjagden und besonders streng den bauerlichen Treibern gegenuber Dabei wurden sogar kleinste Nachlassigkeiten mit schweren Schlagen oder Gefangnis geahndet Eines schonen Tages rief er die Bauern zur Treibjagd im Kollertal als die Glocke zum Gottesdienst lautete Die Bauern baten zur Kirche gehen zu durfen doch der Maldit lachte sie nur aus Als er mit einem Saufanger Saufeder auf einen Alten einschlug der ihn an seine Christenpflichten erinnert hatte erhob sich eine Windsbraut und eine gewaltige Wildsau brach aus dem Wald Sie unterlief den Maldit und verschwand mit dem angeketteten Maldit auf dem Rucken im Wald Seitdem spukt er als wilder Jager durch die Lufte Er wurde zuletzt 1866 am alten Schloss in Puttlingen gesichtet Ritter Maldix vom LitermontRitter Maldix Sohn Margaretes vom Litermont war ein wilder Jager Im Jahr 1429 wollte er am heiligen Karfreitag in den fruhen Morgenstunden vor Sonnenaufgang eine Treibjagd im Nalbacher Herrenwald veranstalten Er entdeckte einen grossen weissen Hirsch und hetzte ihn durch den Wald auf den Litermont An einer Schlucht konnte Ritter Maldix sein Pferd nicht mehr zugeln und sturzte in den Tod Im Sturmwind hort man Maldix noch heute durch das Nalbacher Tal brausen Pilatus in Pachten Bearbeiten Nachdem Pontius Pilatus Jesus zum Tode verurteilt hatte wurde er verklagt nach Rom zuruckberufen und nach Gallien verbannt Er kam nach Pachten an der Saar wo er im Jahr 41 durch Selbstmord starb Er sturzte sich in sein Schwert und wurde so begraben wie er aufgefunden wurde auf Maul und Nas Noch heute hort man nachts seinen Ruf Ich bin unschuldig am Blut dieses Gerechten Der Pfifferjakob Bearbeiten Ein Furst kam am Haus des Pfifferjakob vorbei in dessen Fenster ein grosser Kafig mit bunten Vogeln stand die wunderschon pfiffen Der Furst kaufte die Vogel fur einen Haufen Geld Allein die Vogel pfiffen nicht und so liess der Furst den Pfifferjakob kommen Der bat den Fursten den Raum zu verlassen und siehe da die Vogel pfiffen schoner als zuvor Kaum war der Pfifferjakob fort wiederholte sich die Geschichte und der Furst verlor das Interesse an den Tieren Als er sie spater wiedersah hatten sie sogar ihre Farbe verloren und waren nicht mehr als graue Sperlinge Der Pfifferjakob wurde zu Spiessrutenlaufen verurteilt Ein letzter Wunsch wurde ihm gewahrt er wunschte sich laufen zu durfen wie er wolle So geschah es er lief im Zickzack um die Spiessrutenschlager herum so dass er nicht getroffen wurde Der Teufel am Hunnenring Bearbeiten In einem versiegten Brunnen im Ringwall von Otzenhausen soll eine goldene Kutsche vergraben sein nach der einst zwei Manner gruben Sie fanden die Kutsche tatsachlich Als sie nach der goldenen Deichsel griffen sah der eine nach oben und erblickte den Teufel der einen Muhlstein an einem Faden uber den Mannern schweben liess Erschrocken liessen die beiden los die Kutsche verschwand und ward nie wieder gesehen Die Varussage Bearbeiten Rictius Varus romischer Statthalter in Trier ein erklarter Christenfeind schloss mit dem Teufel eine Wette ab wahrend er mit einem Sechsgespann den Schaumberg hinaufgaloppierte sollte der Teufel ebenso schnell den Weg vor ihm pflastern indem er das Pflaster hinter dem Gespann wegriss und vorne neu verlegte Varus verlor die Wette und wurde vom Hollenfursten an Ort und Stelle gebannt Die Deichsel des goldverzierten Wagens soll nach oben gerichtet so dicht unter dem Erdboden liegen dass ein Hahn sie freischarren konnte wenn er nur wusste wo Ein kopfloses Pferd soll im Wareswald der in typischer Weise einer Volksetymologie Varuswald genannt wird spuken Der Mohr von Saarbrucken Bearbeiten Beim Mohren von Saarbrucken handelt es sich um einen afrikanischen Kammerdiener des Furstenhauses Nassau Saarbrucken der dem Landesherrn vom Kurfursten von Brandenburg als Geschenk uberlassen wurde Sein Name war Joseph Corea Die Legende erzahlt dass die klassische Sklaverei nicht die Leibeigenschaft im Furstentum Saarbrucken abgeschafft war so dass der Mohr als freier Mann betrachtet wurde und als Kammerdiener in den Dienst der Fursten eintrat Da er eine Ausbildung genossen hatte und christlichen Glaubens war wurde er mit einer verwitweten Ministerialentochter verheiratet Auf die Abkunft von den Kindern aus dieser Ehe berufen sich mehrere alteingesessene Saarbrucker Familien nicht ohne Stolz da dem Mohren eine Abkunft von Jan Conny angedichtet wurde Conrad war der letzte brandenburgische Negerkonig von Gross Friedrichsburg in Ghana und eine durchaus bedeutende Personlichkeit der Geschichte Westafrikas Die Legende sagt dass der Mohr erscheint wenn der Stadt Saarbrucken Unheil droht Er soll bis heute in den barocken Hausern am Ludwigsplatz spuken besonders im heutigen Palais Roder der saarlandischen Staatskanzlei Die sagenhaften Begebenheiten im Vorfeld der Schlacht bei Spichern am 6 August 1870 Bearbeiten Am 19 Juli 1870 erklarte Napoleon III Preussen den Krieg Die Provinzstadt Saarbrucken war zu diesem Zeitpunkt abgesehen von einer Kompanie Ulanen Lanzenreiter unverteidigt Die franzosischen Grenztruppen besetzten rasch die Hohenzuge sudlich von Saarbrucken und hatten vor die Stadt einzunehmen Die Saarbrucker Burger konnten aber gemeinsam mit den wenigen Ulanen die Franzosen hinters Licht fuhren Die Ulanen zogen Tag fur Tag zu Pferde durch die Stadt hinter ihnen die Oberschuler in bunten Kleidern mit Holzgewehren Von den Hohen uber Saarbrucken wurde die Starke der Verteidiger deshalb uberschatzt es kam zu keinem Angriff Erst als am 6 August 1870 die Truppen der Preussen in Saarbrucken eintrafen kam es zur Schlacht bei Spichern So bewahrten kluge Burger ihre Stadt vor Eroberung und Plunderung Der Kaltenstein Bearbeiten nbsp Naturdenkmal Felsgruppe Kallenstein Unter dem Kaltenstein auf dem Hoxberg bei Lebach verbergen sich reiche Schatze welche bereits in Zeiten des Heidentums den Gottern geopfert wurden Druiden sollen sie dort einst vergraben haben als das Christentum sich zunehmend ausbreitete was auf einen bereits keltischen Ursprung der Sage hindeuten konnte In der ersten Maiennacht feiern dort beheimatete Zwerge ein Fest der Freude wobei sich besagter Schatz zeigt und im Sternenlicht funkelt Jedoch konne er erst dann fur immer ans Licht gelangen wurden die Glocken der Dreifaltigkeitskirche an einem Karfreitag von selbst zu lauten beginnen Sodann wurden sich die Steine dreimal um die eigene Achse drehen und den Schatz der Menschheit preisgeben Weiter wird von diesen Zwergen berichtet sie kamen nachts aus dem Berginnern hervor um zum mitternachtlichen Glockenschlag den oberen Stein auf dem unteren einmal herumzudrehen um danach wieder im Berg zu verschwinden 4 Aus dem hier vorgetragenen Rollenverstandnis der fur die Sage massgeblichen Figuren der Zwerge erscheint ihr Ursprung jedoch eher im Spatmittelalter wenn nicht sogar erst in der Romantik wahrscheinlicher Darauf deutet auch ihre Ausformulierung in der Mundartdichtung des fruhen 20 Jahrhunderts hin welches die Quelle ebenfalls erwahnt Die saarlandischen Heiligen BearbeitenSiehe Arnual Ingbert Liutwin Oranna und Wendelin Literatur BearbeitenKarl Lohmeyer Die Sagen der Saar Gesamtausgabe Geistkirch Verlag Saarbrucken 2011 ISBN 978 3 938889 32 9 Karl Lohmeyer Goldene Kalber und Goldsarge in den Sagen des Westrichs Saarbrucken 1924 Karl Lohmeyer Die Sagen von der Saar Blies Nahe vom Hunsruck Soon und Hochwald Hofer Verlag Saarbrucken 1935 Karl Lohmeyer Die Sagen der Saar von ihren Quellen bis zur Mundung Minerva Verlag Saarbrucken 1954 Karl Lohmeyer Die Sagen der Saar Erganzungsband Minerva Verlag Saarbrucken 1955 ISBN 3 925036 44 X Guido Konig Saarlandischer Sagenschatz Queisser Dillingen Lebach 1983 ISBN 3 921815 44 4 Andreas Heinz Heilige im Saarland 2 Auflage Saarbrucker Druck und Verlag Saarbrucken 1991 Paul Glass Sagenhaftes Ensheim Sagen und Geschichten rund um den alten Ensheimer Bann Glass Fichtenberg 2003 online Gerhard Bungert Typisch Saarlandisch Verlagshaus Wurzburg Wurzburg 2004 Bernd Kissel SaarLegenden Band 1 Geistkirch Verlag Saarbrucken 2007 ISBN 978 3 938889 59 6 Bernd Kissel SaarLegenden Band 2 Geistkirch Verlag Saarbrucken 2008 ISBN 978 3 938889 65 7 Bernd Kissel SaarLegenden Band 3 Geistkirch Verlag Saarbrucken 2009 ISBN 978 3 938889 72 5 Christine Giersberg Uve Teschner Saarbrucken Sagen und Legenden Verlag Michael John Schwaig 2010 ISBN 978 3 942057 06 6 Kerstin Rech Der Permes Leda Verlag Leer 2004 ISBN 978 3 934927 52 0 Kerstin Rech Schenselo Conte Verlag St Ingbert 2007 ISBN 978 3 936950 60 1 Weblinks BearbeitenSagen aus dem Saarland Memento vom 9 Juni 2003 im Internet Archive im Projekt Gutenberg DE Suhnekreuz Sagen aus dem Saarland Sagenhaftes SaarlandEinzelnachweise Bearbeiten Die im Artikel wiedergegebenen Sagen gehen alle auf Lohmeyers Sammlung zuruck und finden sich in seinem zweibandigen Hauptwerk zum Thema Die Lamarche schen Weinguter befanden sich im Gebiet der heutigen Rebenstrasse und reichten bis an den Waldrand Nach mundlicher Uberlieferung durch Herrn Fritz Pasquay und Frau Auguste Rexroth im Jahr 1935 wurde diese Sage uber den jeweils letzten Besitzer erzahlt Die Inschrift uber der seitlichen Tur des Anwesens lautete Cette loge appelle Die Sorg a ete batie le 10 juillet 1773 par M le chevalier de Hausen capitaine de dragon dans les volt volontaires d austrasie Cette vigne plante et defriche Dieu benisse cette ouvrage A S Ubersetzung Diese Hutte genannt Die Sorg wurde erbaut am 10 Juli 1773 durch den Herrn Chevalier de Hausen Dragonerhauptmann im Freiwilligenheer von Austrasien Dieser Weinberg wurde bepflanzt und urbar gemacht Gott segne dieses Werk A S Alfons Kolling Der geizige Backer eine Schreckmaskenskulptur vom Saarbrucker Renaissanceschloss Hrsg Lea Poss Die Mitte Saarbrucken 1999 ISBN 3 921236 84 3 So uberliefert 1925 von Otto Schmitz Lebach und aufgeschrieben als Sage Nr 239 bei Karl Lohmeyer Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saarlandische Sagen und Legenden amp oldid 235641852