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Rybarzowice deutsch Reibersdorf war eine Ortschaft in der Gemeinde Bogatynia Powiat Zgorzelecki Woiwodschaft Niederschlesien in Polen Der Ort wurde zu grossen Teilen in den 1970er Jahren zugunsten des Tagebaus Turow abgerissen Bis zum Abriss der letzten Hauser im Sudosten des Ortes am 25 Juli 2000 lebten in Rybarzowice noch etwa 40 Einwohner Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichte 2 1 Standesherrschaft Reibersdorf 2 2 Reibersdorf 2 3 Rybarzowice 2 4 Wald 3 Entwicklung der Einwohnerzahl 4 Personlichkeiten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeographische Lage Bearbeiten nbsp Ausschnitt aus dem MeilenblattRybarzowice befand sich 4 km westlich von Bogatynia und 5 km ostlich von Zittau im Tal des Muhlgrabens Der Ort lag an der Verbindungsstrasse von Zittau nach Bogatynia die seit den 1970er Jahren sudlich verlegt wurde und sich seit dieser Zeit am Sudrand des Tagebaus Turow befindet Geschichte BearbeitenStandesherrschaft Reibersdorf Bearbeiten nbsp Schloss Reibersdorf Lithographie Arndt amp Berthold G A Poenicke Album der Ritterguter und Schlosser im Konigreiche Sachsen 1859 nbsp Schloss Reibersdorf 1694 bis 1945 im Besitz der Familie von EinsiedelReibersdorf bildete seit dem 14 Jahrhundert das Zentrum der mittelalterlichen Herrschaft Hammerstein 1396 erwarb Heinrich I von Kyaw den Ort Unter den Kyaw wurde der Ort 1426 zum Rittersitz erhoben Zum Ende des 15 Jahrhunderts wurden die Herren von Maxen Besitzer des Rittergutes ihnen folgten wahrend des 16 Jahrhunderts die Weigsdorfer auf Niederweigsdorf die am Anfang des 17 Jahrhunderts ihren Besitz zersplitterten und verkauften Seit 1616 gehorte Reibersdorf zur Herrschaft Friedland Seidenberg Deren Besitzer die Grafen von Redern wurden nach der Schlacht am Weissen Berg enteignet Dabei wurde die Herrschaft geteilt und Albrecht von Waldstein erhielt den bohmischen Teil als Geschenk Der Oberlausitzer Teil stand unter Zwangsverwaltung und wurde 1626 durch Christian von Nostitz aus der bohmischen Linie der Nostitzer erworben 1635 gelangte Reibersdorf mit der Abtretung der Oberlausitz an Sachsen Die Herren von Nostitz bauten den Marktflecken Reibersdorf zum neuen Zentrum der zur Standesherrschaft erhobenen Herrschaft Seidenberg aus deren Sitz das 1690 von Otto Leopold von Nostitz errichtete Schloss war Im protestantischen Sachsen scheiterten die von den Nostitzern unternommenen Versuche einer Gegenreformation und sie verkauften ihren Besitz in Sachsen schliesslich 1694 an Hans Haubold von Einsiedel Die Standesherrschaft Reibersdorf Seidenberg war neben Muskau Konigsbruck und Hoyerswerda eine der vier privilegierten Grundherrschaften der Oberlausitz Zu den Inhabern der Standesherrschaft gehorten Detlev Heinrich von Einsiedel und nach dessen Tod 1746 sein Bruder Johann George von Einsiedel Bedeutendster Besitzer der Herrschaft war dessen Sohn der sachsische Minister Johann Georg Friedrich von Einsiedel der 1763 neben dem alten Nostitzschen Schloss ein neues erbauen liess Der Bau erfolgte nach den Planen von Andreas Hunigen aus Zittau und wurde 1779 fertiggestellt Das alte Schloss wurde ab 1790 als Amtshaus und Herrschaftsarchiv genutzt Johann Georg von Einsiedel baute das Rittergut zu einem Musterbetrieb der von ihm verfochtenen Modernisierung der Landwirtschaft in Kursachsen aus 1767 erwarb er auch Schloss Milkel das bis 1900 zum Reibersdorfer Besitz gehorte Die preussischen Gebietsanspruche nach der Niederlage Sachsens fuhrten 1815 auch zur Teilung der Oberlausitz Die neue Landesgrenze zwischen Sachsen und Preussen zerschnitt die Standesherrschaft in zwei Teile von denen der sachsische Anteil ab 1817 nur noch als Standesherrschaft Reibersdorf bezeichnet wurde In der Sachsischen Verfassung von 1831 wurde festgeschrieben dass dem jeweiligen Besitzer der Standesherrschaft Reibersdorf ein Sitz in der I Kammer des Sachsischen Landtags zusteht Dieses Recht wurde bis zur letzten Sitzung der Landtagskammer 1918 wahrgenommen Das Gebiet der Standesherrschaft umfasste zu dieser Zeit die Gutsherrschaften Reibersdorf Oberweigsdorf Mittelweigsdorf und Niedervorwerk Niederweigsdorf Oberullersdorf Markersdorf Dornhennersdorf Sommerau Friedersdorf Oppelsdorf Wald und Dorfel sowie die Stadt Seidenberg in der preussischen Oberlausitz 1842 wurde Kurt Heinrich Ernst von Einsiedel der sich vor allem der Pferdezucht widmete Inhaber der Herrschaft Von diesem erbte sein Neffe Johann Georg von Einsiedel den Besitz Durch den Haupt Granz und Territorial Recess zwischen dem Konigreich Sachsen und Kaisertum Osterreich vom 5 Marz 1848 erfolgten auf dem Gebiet der Standesherrschaft umfangreiche Grenzregulierungen zur Bereinigung der unuberschaubaren Grenzverhaltnisse zwischen Oberullersdorf und Ullersdorf sowie in und um Weigsdorf Infolgedessen musste die Standesherrschaft ihren Anteil an Niederweigsdorf sowie die Exklave Dorfel und Minkwitz am 12 Marz 1849 an Bohmen abtreten 1856 wurde die Patrimonialgerichtsbarkeit des Standesherrschaft aufgehoben und die Rechtsprechung ging an das Gerichtsamt Reichenau uber Bedeutendes Ansehen genoss die wertvolle Schlossbibliothek der Grafen von Einsiedel auf Reibersdorf die 1928 aufgelost und versteigert wurde Mit dem Inkrafttreten der sachsischen Verfassung verlor die Standesherrschaft Reibersdorf 1920 ihre letzten Privilegien Bis zur Enteignung im Jahre 1945 befand sich das Schloss Reibersdorf im Besitz der Grafen von Einsiedel Reibersdorf Bearbeiten Reibersdorf entstand im 13 Jahrhundert als Waldhufendorf Seine erste urkundliche Erwahnung stammt aus dem Jahre 1386 Bereits in der Zeit der Zugehorigkeit zur Herrschaft Hammerstein hatte der Ort das Marktrecht und Braurecht erworben Nach der Reformation entstand an der Stelle einer alten Marienkapelle eine Pfarrkirche zu deren Kirchspiel auch die Dorfer Sommerau und Oppelsdorf sowie das spater gegrundete Wald gehorten 1549 erhielt die Kirche ihren ersten Turmanbau der 1715 durch einen neuen ersetzt wurde 1736 erfolgte der Abriss des alten Kirchenschiffes und der Neubau wurde im selben Jahre vollendet Bereits 1712 entstand an der Strasse nach Zittau ein Pfarrhaus Zentraler Platz war der von Umgebindehausern und der Kirche gesaumte grosse Marktplatz an den sich im Westen das Gelande der Schlosser mit dem dahinterliegenden grossen Schlosspark anschloss Zwischen 1836 und 1837 erfolgten unter Leitung von Carl August Schramm grosse Baumassnahmen an der Kirche denen 1860 noch Renovierungsarbeiten im Kircheninnern folgten 1878 wurde nach einjahriger Bauzeit das ausserhalb des Ortszentrums beim Pfarrhaus errichtete neue Schulhaus eingeweiht Mit der Ablosung der Grundherrschaften wurde Reibersdorf Mitte des 19 Jahrhunderts eine selbststandige Gemeinde in der Amtshauptmannschaft Zittau zu der auch der Ortsteil Wald gehorte In Reibersdorf lebten 1847 1012 Menschen 1890 waren es 880 Nach dem Tode seines einzigen Sohnes Haubold der 24 jahrig an der Schwindsucht verstorben war stiftete Kurt Heinrich Ernst von Einsiedel 1868 zur Unterbringung alter und siecher Bewohner seiner Standesherrschaft das Hauboldstift 1884 nahm die Schmalspurbahn Zittau Reichenau ihren Betrieb auf und Reibersdorf erhielt eine Haltestelle Der Marktflecken hatte 1943 zusammen mit Wald 1359 Einwohner Rybarzowice Bearbeiten Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Reibersdorf polnisch und bildete unter dem neuen Namen Rybarzowice eine Gemeinde Die deutschen Bewohner wurden 1945 vertrieben und die Schlosser geplundert und konfisziert Mit der Erweiterung des Tagebaus Turow wurde 1961 die Schmalspurbahnstrecke Bogatynia Sieniawka eingestellt Wegen des Braunkohlenabbaus wurden schliesslich grosse Teile des Ortes geraumt und in den 1970er Jahren erfolgte ein weitgehender Abriss von Rybarzowice dem beide Schlosser und die Kirche zum Opfer fielen Lediglich die Skulpturen des Schlossparks welche abgetragen und in einem neu errichteten Park ostlich von Bogatynia wieder aufgestellt wurden blieben erhalten Als am 25 Juli 2000 die letzten Hauser des Oberdorfes abgerissen wurden endete die uber 700 jahrige Geschichte von Rybarzowice Wald Bearbeiten Nordlich von Oppelsdorf entstanden links des Schladebachtales auf Reibersdorfer Rittergutsfluren einige Hauser hinterm Walde Zu Beginn des 19 Jahrhunderts vergrosserte sich der Weiler zu einem Dorf Zunachst waren es vor allem Hausler und Weber die hier lebten und mit der Aufnahme des Braunkohlenbergbaus in Oppelsdorf wurde Wald zu einer Siedlung der Bergleute Spater wurde Wald auch zum Wohnort fur Arbeiter der im wenige Kilometer nordostlich gelegenen Reichenau entstandenen Textilfabriken Im Jahre 1827 bekam Wald ein eigenes Schulgebaude in das auch die Oppelsdorfer Kinder gingen und ab 1831 erhielt die Schule auch einen eigenen Lehrer Zuvor war seit 1770 von der Standesherrschaft Reibersdorf ein Raum fur die Unterrichtung der Dorfkinder durch den Reibersdorfer Lehrer geschaffen worden 1847 lebten in Wald schon 374 Einwohner und damit mehr als doppelt so viele wie in Oppelsdorf Mit der Betriebsaufnahme der Schmalspurbahn Zittau Reichenau erhielt auch Wald eine Haltestelle des Boahnl die auch von den Kurgasten in Oppelsdorf genutzt wurde Die Oppelsdorfer erreichten 1893 auch dass ihr Ort mit in der Haltestellenbezeichnung berucksichtigt wurde die fortan Wald Oppelsdorf hiess In dieser Zeit entstand ein ansehnliches Bahnhofsgebaude mit einer Gastwirtschaft Der bluhende Kurbetrieb in Oppelsdorf dehnte sich zu Beginn des 20 Jahrhunderts auch auf Wald aus Neben dem Bahnhof entstand 1908 das Friedrich August Bad das schon 1900 als Friedrichsbad in grosserer Ausfuhrung vorgesehen war 1912 war die Schule zu klein geworden und ein neues Schulgebaude entstand Weitere Kur und Erholungseinrichtungen im Grunderzeitstil wie die Rudelsburg des Magnetopathen und Naturheilkundigen Arthur Gunther folgten Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb der Sachsische Militar Vereinsbund ein Logierhaus und baute es als Hindenburg Haus zum Kurheim aus 1929 lebten in Wald 528 Einwohner und der Ort war durch Villenbauten mit Bad Oppelsdorf zusammengewachsen er blieb jedoch administrativ weiterhin bei Reibersdorf Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Wald zu Polen und wurde mit Bad Oppelsdorf zu einem gemeinsamen Ort Opolno Zdroj vereinigt Der Kurbetrieb wurde nicht mehr aufgenommen 1961 wurde auch der Bahnverkehr eingestellt Durch die Erweiterung des Braunkohlentagebaus Turow liegt der fruhere Ort Wald heute am sudostlichen Rand der Grube Entwicklung der Einwohnerzahl BearbeitenJahr Einwohnerzahl 1 1594 17 besessene Mann 21 Gartner 9 Hausler1777 17 besessene Mann 8 Gartner 122 Hausler 2 Wustungen1834 937 Jahr Einwohnerzahl1871 9881890 8801910 1417 Jahr Einwohnerzahl1925 14031939 1365Personlichkeiten BearbeitenHans Haubold von Einsiedel 1654 1700 sachsischer Kammerherr Johann George von Einsiedel 1692 1760 sachsischer Hofbeamter Johann Georg Friedrich von Einsiedel 1730 1811 sachsischer Staatsmann Kurt Heinrich Ernst von Einsiedel 1811 1887 Pferdezuchter und AutorLiteratur BearbeitenHermann Knothe Zur Geschichte der Herrschaft Seidenberg Reibersdorf wahrend der Jahre 1622 bis 1630 1889 E A Seeliger Zur alteren Geschichte der Standesherrschaft Reibersdorf 1925 Tilo Bohmer Marita Wolff Im Zittauer Zipfel Historischer Streifzug durch Reichenau und seine Umgebung Lusatia Verlag Bautzen 2001 ISBN 3 929091 85 2 Cornelius Gurlitt Reibersdorf In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 29 Heft Amtshauptmannschaft Zittau Land C C Meinhold Dresden 1906 S 203 Dr Helmuth Groger Burgen und Schlosser in Sachsen Verlag Heimatwerk Sachsen Dresden 1940 Artikel zum Neuen Schloss Reibersdorf mit Abbildung auf Seite 169Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Reibersdorf Quellen und Volltexte nbsp Wikisource Ritterguter und Schlosser im Konigreiche Sachsen Reibersdorf Quellen und Volltexte Reibersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von SachsenEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Reibersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen50 9 14 9 Koordinaten 50 54 N 14 54 O Abgerufen 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