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Der Tagebau Turow offiziell PGE Gornictwo i Energetyka Konwencjonalna S A Oddzial KWB Turow ist ein Braunkohlengrosstagebau im Sudwesten von Polen Er befindet sich ostlich der Lausitzer Neisse auf dem Gebiet der Gemeinde Bogatynia Betreiberin ist die Polska Grupa Energetyczna Luftaufnahme von Tagebau und Kraftwerk Turow mit Zittau am unteren BildrandTagebau Turow Luftaufnahme 2019 Tagebau TurowTagebau TurowTagebau Turow und KraftwerkTagebau Gesamtansicht von Suden Inhaltsverzeichnis 1 Ausdehnung 2 Vorgeschichte 3 Geschichte 4 Bergschaden und Unglucksfalle 5 Offentlichkeitsarbeit 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksAusdehnung BearbeitenDas Grubengelande umfasst einschliesslich der Abraum und Aschenhalde eine Flache von rund 50 km Der Tagebau Turow polnisch Kopalnia Wegla Brunatnego Turow erstreckt sich auf 28 km im Zittauer Becken uber das gesamte Terrain zwischen der Lausitzer Neisse und der Kupper Miedzianka er wird umgeben von den Orten Bogatynia Opolno Zdroj Bad Oppelsdorf Bialopole Sommerau Sieniawka Kleinschonau Drausendorf Hirschfelde und Turoszow Turchau In der Grube Turow waren im Jahre 2004 ca 1100 Arbeitnehmer beschaftigt die Fordermenge des Tagebaus stellte mit 16 3 Millionen Tonnen 23 der polnischen Braunkohlenforderung dar In der Grube arbeiten zwolf grosse Schaufelradbagger darunter ein Bagger KWK 1500s mit einer Leistungsfahigkeit von 4200 m h und vier Absetzer darunter ein ZGOT 11500 mit einer Leistungsfahigkeit 11500 m h Die Gesamtlange der Forderbander betragt 79 km Seit 1947 wurden im Tagebau Turow 842 Millionen Tonnen Braunkohle abgebaut und ca 1 8 Milliarden Kubikmeter Abraum abtransportiert Taglich werden 32 000 Tonnen Rohbraunkohle auf Forderbandern zum Kraftwerk Turow geliefert das entspricht 16 Guterzugen mit 40 Waggons zu je 50 t Die Kohlenvorrate des Tagebaus Turow werden auf 373 Millionen Tonnen geschatzt sie werden bei einer jahrlichen Forderung von 12 Millionen Tonnen etwa im Jahre 2040 abgebaut sein Bis dahin soll die Grube die im Jahre 2003 eine Tiefe von 225 m erreicht hatte entspricht in etwa Meeresniveau noch bis auf 300 m Tiefe und 55 km erweitert werden In dem Tagebau werden auch Zuschlagstoffe sowie Lehm und Ton fur die Keramikindustrie und chemische Industrie gefordert Die nordostlich davon auf dem Konigshainer Rucken angelegte Abraum und Aschehalde Koordinaten 50 9493914 14 9728564 polnisch Zwalowisko zewnetrzne KWB Turow hat eine Ausdehnung von 21 75 km Sie liegt zwischen den Orten Bogatynia Markocice Markersdorf dem devastierten Wigancice Zytawskie Weigsdorf Wyszkow Maxdorf Dzialoszyn Konigshain Zatonie Seitendorf und Turoszow im Sudosten reicht sie bis in die Nahe der tschechischen Grenze Auf der Halde lagern 1 7 Milliarden Kubikmeter Kippgut sie hat eine maximale Hohe von 245 m uber der Umgebung Durch den Braunkohlenabbau sind die Ortschaften Dornhennersdorf Biedrzychowice Gorne Friedersdorf Giessmannsdorf Rybarzowice Reibersdorf und Pasternik Zittel vollstandig verschwunden Turoszow Zatonie und Wigancice Zytawskie wurden ebenfalls fast ganzlich devastiert Auch Teile von Sieniawka Bogatynia und Wald fielen dem Tagebau zum Opfer In der Grube gingen das Schloss Giessmannsdorf und beide Schlosser in Reibersdorf sowie die Trasse der Schmalspurbahn Zittau Hermsdorf von Zittau uber Bogatynia nach Markocice verloren Die Gegend ist im Luftbild als schmaler Streifen polnischen Hoheitsgebietes zwischen deutscher und tschechischer Grenze auszumachen kennzeichnend ist dabei dass weite Teile des Territoriums uberhaupt als Grubengelande erkennbar sind Im unmittelbar an der Lausitzer Neisse gelegenen Zittauer Ortsteil Drausendorf traten Gebaudeschaden auf deren Ursache in dem Tagebau zu sehen sind da dieser bis auf einen Schutzpfeiler an der Neisse in die unmittelbare Nahe der Stadt vorgeruckt ist Im Zuge der geplanten Erweiterung werden auch Bialopole und grosse Teile von Opolno Zdroj devastiert werden Die bis in die 2000er Jahre noch uber Bialopole Wald und Opolno Zdroj fuhrende Strasse von Sieniawka nach Bogatynia wurde inzwischen nochmals nach Suden bis an die tschechische Grenze verlegt Vorgeschichte BearbeitenNachdem in der Mitte des 18 Jahrhunderts in verschiedenen Orten bei Zittau Braunkohle aufgefunden worden war beauftragte der Rat zu Zittau 1779 den Freiberger Schichtmeister Mehner mit der Aufsuchung von Kohle bei Kleinschonau und Olbersdorf Im Jahr darauf eroffnete der Bauer Weichenhain aus Seitendorf an der Kupper ein Braunkohlenwerk Am 26 Mai 1800 wurde bei Turchau ein sechs Ellen starkes Braunkohlenfloz aufgefunden 1802 liess der Reibersdorfer Standesherr Johann Georg von Einsiedel bei Oppelsdorf einen Braunkohlentiefbau in Betrieb nehmen Im Jahre 1830 wurden bei Zittau sechs Braunkohlenwerke betrieben darunter drei Graflich Einsiedelsche Gruben bei Giessmannsdorf Oppeldorf und Turchau sowie Graf Clam Gallassche Grube und die Weichenhainsche Grube bei Seitendorf Anfanglich fand die Braunkohle nur als Dunger Verwendung erst seit der Mitte des 19 Jahrhunderts wurde sie als Brennstoff genutzt In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts entstanden im Reichenauer Zipfel eine Vielzahl von kleinen Braunkohlenwerken zumeist waren es Bauern die auf ihrem Grund Kohlenschachte abteuften Ein Grossteil dieser Bauerngruben war aber bis 1870 schon wieder eingegangen Als Gegengewicht zu den in der Niederlausitz bergbautreibenden grosseren Aktiengesellschaften schlossen sich am 27 Februar 1899 21 Oberlausitzer Braunkohlenwerke im Verein fur bergbauliche Interessen der Braunkohlenwerke im Berginspektionsbezirk Dresden zusammen Zu den Mitgliedern des bis in die 1930er Jahre bestehenden Vereins gehorten u a die Braunkohlenwerke Burghardt Josef Weichenhain bei Seitendorf Reinhold Friedrich Kober Krusche Pfeiffer Seifert amp Rolle Robert Scholze E E Scholze und Buhrdel bei Reichenau E G Heidrich O Heidrich Max A Posselt Carl G Posselt und Julius G Posselt bei Turchau Gute Hoffnung bei Zittel sowie Herkules und die Staatliche Bergdirektion bei Hirschfelde 1904 liess der Gutsbesitzer Ernst Heidrich aus Turchau auf dem ehemaligen Hennigschen Braunkohlenwerk drei Schachte in sechs bis zehn Meter Teufe niederbringen er brachte im Jahr darauf seine Braunkohlenwerke in die Gewerkschaft Herkules ein 1907 wurde die Gewerkschaft Herkules in eine Aktiengesellschaft umgewandelt Nach der Anschaffung eines Abraumbaggers erfolgte der Ubergang vom Tiefbau zum Tagebau Die Herkules AG erwarb 1907 grossere Lagerstatten in Hirschfelde Seitendorf und Turchau darunter auch das Weichenhainsche Braunkohlenwerk sie liess in Hirschfelde eine Brikettfabrik errichten Am 1 Januar 1917 ubernahm der sachsische Staat die Herkules AG nachfolgend firmierte das Werk als Staatliches Braunkohlenwerk Hirschfelde Im selben Jahr kaufte der Staatsfiskus auch das Kraftwerk Hirschfelde von der Elektrizitats Lieferungsgesellschaft zu Berlin Mit der Grundung der Aktiengesellschaft Sachsische Werke ASW gingen 1923 das Staatliche Braunkohlenwerk Hirschfelde und das Kraftwerk Hirschfelde in deren Besitz uber Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Tagebau Hirschfelde vom Kraftwerk durch die neue Oder Neisse Grenzlinie abgetrennt und an die polnische Regierung ubergeben Verhandlungen einer sowjetisch polnischen Kommission fuhrten dazu dass die Grube von deutscher Seite aus unter sowjetischer Aufsicht zur Versorgung des Kraftwerks Hirschfelde unter Einhaltung besonderer Bestimmungen weiter betrieben und die Kraftwerksasche auf polnischem Gebiet verkippt werden konnten Am 30 Oktober 1945 beschlagnahmte die sowjetische Militarverwaltung das Betriebsvermogen der ASW Die Kohle der Grube Hirschfelde wurde weiterhin ausschliesslich an die Brikettfabrik und das Kraftwerk Hirschfelde geliefert Jedoch bereiteten die neuen polnischen Behorden dem regularen Betrieb zunehmend Hindernisse So wurden der Kohlenbahn nach Hirschfelde die ublichen rot weissen Warnkennzeichen plotzlich untersagt da diese Farben die polnischen Nationalfarben sind Geschichte BearbeitenAm 16 August 1947 wurde der Tagebau Hirschfelde unter polnische Verwaltung gestellt und erhielt den polnischen Namen Kopalnia Turoszow Die 300 deutschen Bergleute wurden entlassen und durch polnisches Personal ersetzt Nach der Ubernahme des Tagebaus in polnische Verwaltung erfolgte die Belieferung des Kraftwerks Hirschfelde nur noch unregelmassig so dass der Leiter der Verwaltung fur Berg und Huttenwesen der SMAD am 30 September 1947 im Befehl Nr 286 die Belieferung des Kraftwerks Hirschfelde mit Rohkohle aus der Kopalnia Turoszow und im Gegenzug die Lieferung von Strom aus Hirschfelde an die Republik Polen anordnete 1962 wurde nordlich des Tagebaus der erste Block des neu errichteten Kraftwerks Turow in Betrieb genommen Damit einher ging eine deutliche Vergrosserung des Tagebaus mit mehreren Ortsabbruchen Aufgrund der politischen Ereignisse von 1980 in Polen kam es zu Unterbrechungen der Kohlelieferungen in die DDR auch wurde die Abnahme der deutschen Kraftwerksasche verweigert Der Kohletransport zum Kraftwerk Turow erfolgte ab 1981 uber Forderbander 1982 wurde die Belieferung des deutschen Kraftwerks Hirschfelde mit Rohbraunkohle ganzlich eingestellt 1994 wurde dem Betreiberkonzern PGE Bergbau und Konventionelle Energetik AG PGE Gornictwo i Energetyka Konwencjonalna S A der Betrieb des Tagebaus bis zum April 2020 genehmigt Ein im Oktober 2019 vom Betreiber gestellter Antrag auf Verlangerung dieser Konzession fur weitere sechs Jahre wurde genehmigt ebenso ein spater gestellter Antrag auf generelle Verlangerung der Forderung bis 2044 Dieses Vorgehen ist bei den Anrainerstaaten Deutschland und Tschechien nicht unumstritten Das vom Tagebau belieferte Kraftwerk Turow gilt als grosster Treibhausgas Produzent in Polen und als achtgrosster Treibhausgas Produzent Europas 1 Die Kohleforderung fuhrt grenzuberschreitend neben der Larm und Staubbelastung zu einer grossflachigen Grundwasserabsenkung und damit verbundenen Bodensetzungen die bis in die historische Altstadt von Zittau hineinwirken Tschechien befurchtet durch die Grundwasserabsenkungen bei Weiterfuhrung des Abbaus gravierende Probleme fur die Trinkwasserversorgung von bis zu 10 000 Einwohnern im Umfeld des Tagebaus 2 Tschechien hat deshalb im Februar 2021 gegen den bis 2026 genehmigten Weiterbetrieb des Tagebaus Klage beim Europaischen Gerichtshof eingereicht da im Verfahren zur Verlangerung der Bergbaukonzession der Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit in der Europaischen Union nicht korrekt angewandt wurde Das betraf insbesondere die Information der an grenzuberschreitenden Konsultationen beteiligten Offentlichkeit und Mitgliedstaaten sowie den Zugang zu Gerichten Vorab hatte bereits die Europaische Kommission diese Einwande Tschechiens bestatigt 3 Der Europaische Gerichtshof hat im Rahmen einer am 21 Mai 2021 veroffentlichen Einstweiligen Anordnung die sofortige Einstellung der Forderung bis zum endgultigen Urteil uber die eingereichte Klage verfugt 4 Mehrere deutsche Umweltverbande kritisierten die Landesregierung von Sachsen sie habe sich nicht dafur eingesetzt dass sich Deutschland der Klage Tschechiens anschliesst 5 Der Ministerprasident Polens Mateusz Morawiecki erklarte zur Anordnung des EuGH die Regierung werde keine Schritte unternehmen welche die Energiesicherheit Polens treffen konnten Der Tagebau trage vier bis sieben Prozent der Energieerzeugung des Landes unter anderem hange der Betrieb von Schulen Kliniken und Unternehmen von ihm ab Der mehrheitlich in Staatsbesitz befindliche Konzern PGE Betreiber von Tagebau und Kraftwerk erklarte es handele sich bei der Gerichtsentscheidung um gewohnliche Erpressung Ein Abbaustopp werde das polnische und europaische Energieversorgungssystem destabilisieren und konne zur Schliessung der gesamten Anlage fuhren zehntausende Einwohner der Region wurden uber Nacht ihre Einkommensgrundlage verlieren 6 Der Betreiber PGE hatte vorab mitgeteilt dass im Fall einer Fordereinstellung ein Schaden von 13 5 Milliarden Zloty etwa 3 Milliarden durch die Entlassung der Belegschaft die Nichteinhaltung von Liefervertragen und Pleiten bei Zulieferfirmen zu erwarten seien Daruber hinaus sind laut PGE Umweltschaden zu erwarten 7 Weil der Braunkohleabbau nicht gestoppt wurde verurteilte der EuGH Polen im September 2021 zu einer Strafzahlung von 500 000 Euro in den EU Haushalt fur jeden weiteren Tag an dem es der einstweiligen Anordnung vom Mai nicht nachkommt Tschechien hatte im Juni eine Geldstrafe in Hohe von funf Millionen Euro taglich beantragt Der stellvertretende polnische Justizminister Romanowski erklarte daraufhin man werde den Tagebau nicht schliessen und die EU kein Geld erhalten 8 Am 3 Februar 2022 gab der Generalanwalt des Falles Tschechien Recht Die beiden Lander unterzeichneten jedoch am selben Tag einen Vertrag zur Einigung im Rechtsstreit Der Bau eines Erdwalls zum Larmschutz ist darin vereinbart und die Beendigung des Rechtsstreits 9 Bergschaden und Unglucksfalle BearbeitenAm Morgen des 27 September 2016 kam es zu einer Hangrutschung 10 die sich auf knapp ein Viertel der Tagebauflache ausdehnte Eine Gefahrdung des Neissepfeilers besteht nicht 11 Offentlichkeitsarbeit BearbeitenAuf Antrag bei der Direktion besteht die Moglichkeit fur Gruppenbesichtigungen Im Saal des Direktionsgebaudes wurde anlasslich des 50 Jahrestages der Grube eine kleine Ausstellung mit zehn Vitrinen geschaffen An der Strasse von Trzciniec Dolny Lehde nach Sieniawka entstand auf dem Neissepfeiler ein Aussichtspunkt mit Blick in den Tagebau Literatur BearbeitenFriedhelm Schulz Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlenbergbau Lusatia Verlag Bautzen 2000 ISBN 3 929091 30 5 Einzelnachweise Bearbeiten Konnen Einwande den Turow Bau stoppen Sachsische Zeitung vom 29 Januar 2019 Angst vor der Grube hinter der Grenze Neues Deutschland vom 13 Oktober 2020 Turow EU stellt sich gegen Polen Sachsische Zeitung Ausgabe Zittau 18 Dezember 2020 EuGH Polen muss Turow schliessen Sachsische Zeitung Ausgabe Zittau vom 21 Mai 2021 https www mdr de nachrichten sachsen bautzen goerlitz weisswasser zittau eugh urteil polen stopp braunkohle turow 100 amp html https www merkur de politik trotz eugh beschluss polen will an tagebau festhalten zr 90657075 html Welche Folgen hat sofortiges Turow Ende Sachsische Zeitung Ausgabe Zittau vom 25 Februar 2021 https www tagesschau de ausland europa polen tagebau turow schliessung 101 html https www zeit de news 2022 02 03 eugh polen verstoesst wegen braunkohleabbau gegen eu recht SZ Online Im Tagebau Turow rutscht ein Hang ein Memento des Originals vom 30 Oktober 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sz online de SZ Online Rutschung hat keine Auswirkung auf deutsche Seite Memento des Originals vom 30 Oktober 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch 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