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Die Aktiengesellschaft Sachsische Werke AG Sachsische Werke oder auch nur ASW war ein Unternehmen in Sachsen dessen Betriebe auf dem Gebiet der Gewinnung von Braunkohle und deren Verwertung zur Energieerzeugung und in der karbochemischen Industrie arbeiteten Die 1923 gegrundete ASW ging 1947 in Liquidation nachdem ihre Betriebe bereits 1946 in sowjetisches Eigentum ubergegangen waren Die Verwaltung der ASW befand sich im Gebaude des ehemaligen Hotel Grand Union am Bismarckplatz 2 gegenuber dem Dresdner Hauptbahnhof hier ein Vorkriegsbild mit dem Hotel noch in Funktion Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die wichtigsten Betriebe der ASW 2 1 Braunkohlen und Grosskraftwerk Hirschfelde 2 2 Braunkohlen und Grosskraftwerk Bohlen 2 3 Braunkohlen und Grosskraftwerk Espenhain 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Wertpapier der 1925er ASW Auslandsanleihe nbsp Das ASW Erholungsheim Raupennest Der Bergbaudirektor Hermann Eugen Muller 1877 1967 formulierte bereits 1904 die Idee einer staatlichen sachsischen Energieversorgung die auf der Verstromung der heimischen Braunkohle basieren sollte Diese stiess jedoch wegen der Schwierigkeit der Realisierung zunachst auf Ablehnung Muller war zu diesem Zeitpunkt Leiter der Braunkohlentiefbaugrube Margaretha in Espenhain und wechselte 1907 in einem Betrieb in der Niederlausitz Noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges hatte man in der sachsischen Regierung erkannt dass eine kleinteilige Energieerzeugung und verteilung wie sie mit zahlreichen privaten und kommunalen kleinen Kraftwerken inzwischen entstanden war nicht das Modell der Zukunft sein konnte Konig Friedrich August III fuhrte in seiner Thronrede zur Eroffnung des 36 Landtages am 15 November 1915 aus Die Elektroenergieversorgung des Landes bedarf dringend einer festeren Zusammenfassung und Vereinheitlichung Eine so allgemeine auf das gesamte Land sich erstreckende Aufgabe wird am zweckmassigsten und bestens vom Staat selbst erfullt Meine Regierung hat sich daher entschlossen das grosse fur die gesamte heimische Volkswirtschaft bedeutsame Werk selbst in die Hand zu nehmen 1 Aus Mullers Vorschlag von 1904 war inzwischen ein weitgehend abgesichertes Projekt entstanden zu dessen Realisierung man sich nun ebendiesen Mann nach Dresden holte 1916 wechselte Muller in den Staatsdienst und wurde erster Bergdirektor der Koniglich Sachsischen Braunkohlenwerke BEDIR 2 Auf der Elektrizitatsseite entstand am 1 Januar 1917 die Konigliche Direktion der staatlichen Elektrizitatswerke ELDIR Direktor Friedrich Wohrle Noch 1917 fusionierten die beiden Direktionen zum Staatlichen Kohlen und Elektrizitatsunternehmen unter der Leitung von H E Muller Erste Aktivitaten starteten im Osten Sachsens 1917 erwarb das Konigliche Staatsunternehmen das Braunkohlenwerk Herkules und das von 1909 bis 1911 durch den AEG Konzern errichtete Kraftwerk Hirschfelde sowie die Anlagen der Elektrizitatswerke Oberlausitz in Zittau Bereits 1918 begann in unmittelbarer Nachbarschaft des Hirschfelder Kraftwerks der Bau des Grosskraftwerkes Hirschfelde II das 1925 das Herzstuck der Landesstromversorgung bildete Im westlichen Sachsen galt die Aufmerksamkeit den grossen Braunkohlevorkommen sudlich von Leipzig Das sachsische Kohlebergbaurecht vom Juni 1918 hatte die unterirdischen Kohlevorkommen vom Grundbesitz getrennt und damit Bodenspekulationen vorgebeugt In einer Ministerialverordnung vom Februar 1919 wurde die besondere Genehmigung zur Bebauung kohlehoffiger Gebiete geregelt Auf dieser Basis konnte unter H E Mullers Leitung mit der Vorbereitung des Tagebauaufschlusses Bohlen und der Planung eines angeschlossenen Gegendruckkraftwerkes begonnen werden die 1924 bzw 1925 in Betrieb genommen werden konnten Zu dieser Zeit zogen verschiedene sachsische Landesregierungen eine Verstaatlichung oder Sozialisierung der Kohleindustrie in Erwagung Muller erkannte dass wegen standig neuer behordlicher Hindernisse ein rein beamtenrechtlich gefuhrtes staatliches Kohlen und Elektrizitatsunternehmen letztendlich nicht zum Erfolg fuhren konnte Er strebte ein privatrechtlich gefuhrtes Unternehmen etwa auf der Basis einer Aktiengesellschaft an Begunstigt durch die Inflation und die Einfuhrung der Rentenmark ergriffen Muller und die damalige SPD Landesregierung die Initiative und hoben am 13 November 1923 die Aktiengesellschaft Sachsische Werke ASW aus der Taufe Alleiniger Aktionar war der Freistaat Sachsen Hermann Eugen Muller wurde ihr erster Generaldirektor Der Firmensitz befand sich im ehemaligen Hotel Grand Union am Dresdner Hauptbahnhof Nach ihrer Grundung verdrangte die ASW Kohlegewerkschaften und kleinere Bergwerksgesellschaften aus sachsischen Revieren 3 4 Dabei brachte der Freistaat Sachsen seine Kohlen und Elektrizitatsunternehmen einschliesslich eines umfangreichen Grundbesitzes fur den kunftigen Kohleabbau ein Ziele des Unternehmens waren unter anderem die Erzeugung und Abgabe von elektrischem Strom und Gas sowie der Absatz der gewonnenen Kohle und der daraus hergestellten Erzeugnisse Gemass den Vermogenswerten der Gesellschaft wurde 1924 ein Aktienkapital von 150 Millionen Mark mit einer Entsprechung von 40 Millionen Goldmark festgelegt Damit waren die Voraussetzungen fur die Beschaffung von Mitteln auf dem Kapitalmarkt zur Realisierung weiterer Investitionen gegeben was aber im Inland nicht zum Erfolg fuhrte Dagegen konnten nach intensiver amerikanischer Wirtschaftsprufung bei der National City Bank zwei Anleihen von 15 Millionen Dollar 1925 bzw 18 Millionen Dollar 1926 erreicht werden deren Wertpapiere jeweils umgehend verkauft waren nbsp Originalmast einer in den 1920ern errichteten Freileitung des ASW wie sie bei den Kraftwerken Bohlen und Hirschfelde errichtet wurden Tannenbaummast mit zusatzlicher ErdkabeltraverseAuf der Grundlage der beiden Dollaranleihen wurde in Bohlen unter Mullers Leitung von 1926 bis 1928 das Gegendruckkraftwerk des Braunkohlenwerkes zum Grosskraftwerk West der sachsischen Elektrizitatsversorgung ausgebaut Als Beispiele der weiteren Investitionen der ASW seien hier aufgefuhrt mehrere 110 kV Leitungen zur Stromverteilung insbesondere die Leitung zwischen den Kraftwerken Hirschfelde und Bohlen das Pumpspeicherwerk Niederwartha die Talsperre Lehnmuhle im Osterzgebirge die neben der Stromerzeugung der Trinkwasserversorgung und dem Hochwasserschutz dient Weitere Energieversorgungsbetriebe in Westsachsen und im Vogtland wurden ubernommen Die ASW brachte bis 1929 65 der sachsischen Elektrizitatsversorgung in staatliche Hand und dazu einen wesentlichen Teil der Gasversorgung des Landes 5 Im Jahr 1934 wurde die ASW ein Grundungsmitglied der Braunkohle Benzin AG BRABAG In Altenberg im Osterzgebirge entstand zu dieser Zeit das Erholungsheim Raupennest in dem sich Belegschaftsangehorige mit ihren Familien fur 20 Pfennig pro Tag bei freier An und Abreise erholen konnten 6 Im Verlauf der 1930er Jahre wurde die ASW zu einer der grossten und fur die Kriegsvorbereitung des Nationalsozialismus wichtigsten Aktiengesellschaften Die Aktien wurden zeitweilig an der New Yorker Wall Street gehandelt 7 Die Expansion der ASW setzte sich bis 1944 fort Ab 1937 folgten der Aufschluss des Tagebaus und die Errichtung des Grosskraftwerkes Espenhain In Hirschfelde und Bohlen wurden Schwelereien und das Grossgaswerk Bohlen 10 Generatoren in Betrieb genommen In Bohlen begann die Produktion synthetischen Benzins Der Freistaat Sachsen blieb bis 1945 alleiniger Aktionar Die ASW war bis zum Jahr 1945 Mitglied des Mitteldeutschen Braunkohlen Syndikats Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gingen die Betriebe der ASW in sowjetischen Besitz uber und wurden von Sowjetischen Aktiengesellschaften SAG verwaltet Die ASW befand sich ab 11 Marz 1947 in Liquidation Am 1 Januar 1954 kamen die Betriebe in das Eigentum der DDR Die wichtigsten Betriebe der ASW BearbeitenBraunkohlen und Grosskraftwerk Hirschfelde Bearbeiten nbsp Bauzeichnung Kraftwerk I Hirschfelde 1911Das 1911 in Betrieb genommene Kraftwerk Hirschfelde das aus dem ostlich der Neisse gelegenen Tagebau Turchau beliefert wurde konnte seine Anfangsleistung von 3 2 MW durch Inbetriebnahme weiterer Kessel und Turboaggregate schnell steigern auf 14 1 MW 1914 und 25 5 MW 1916 1918 wurde mit dem Aufbau von Werk II begonnen Nach vollem Ausbau wurde 1937 mit 30 Kesseln teilweise mit Kohlenstaubfeuerung und sechs Dampfturbinen eine Leistung von 156 MW erreicht 8 Die 1945 vorgesehene Sprengung konnte verhindert werden Nach dem Ubergang von sowjetischem in DDR Besitz erfolgte die Kohlebelieferung des nunmehr Kraftwerk Friedensgrenze genannten Betriebes bis 1982 aus dem polnischen Tagebau Turow danach aus den benachbarten Tagebauen Olbersdorf und Berzdorf 1992 ging Hirschfelde als dienstaltestes Braunkohlekraftwerk ausser Betrieb Das Maschinenhaus des Werkes II mit seinen technischen Anlagen und mit dem Verwaltungsgebaude wurde unter Denkmalschutz gestellt und wird heute als Museum genutzt Braunkohlen und Grosskraftwerk Bohlen Bearbeiten 1920 begann der Aufschluss des Tagebaus Bohlen aus dem ab 1924 Braunkohle gefordert wurde 1925 wurden die Brikettfabrik und das Kraftwerk in Betrieb genommen Das Kraftwerk war zunachst nur mit Gegendruckturbinen ausgestattet weil der Abdampf zur Kohletrocknung in der Brikettfabrik benotigt wurde Es wurde ab 1926 zum Grosskraftwerk ausgebaut 9 In den Jahren 1936 bis 1941 folgten die Entphenolung das Gaswerk und die Schwefelgewinnung Es wurden Briketts Dampf Elektroenergie und Gas sowie Phenolatlauge Teer Leichtol Industriekoks und Schwefel erzeugt 1944 45 wurden die Anlagen bei Luftangriffen schwer zerstort Am 1 August 1946 ging es als Reparation Deutschlands in das Eigentum der UdSSR uber Die Verwaltung von Tagebau Brikettfabriken Schwelanlagen und Gaswerk ubernahm die Sowjetische Aktiengesellschaft der Brennstoffindustrie in Deutschland Kombinat Bohlen und die des Kraftwerks die Sowjetische Aktiengesellschaft fur Kraftwerke Wieder in deutscher Hand entstand nach 1954 das Kombinat Otto Grotewohl das 1967 auch die Verarbeitung von Erdol aufnahm und nach der Wende abgewickelt wurde Auf dem Standort befinden sich heute eine Raffinerie des Dow Olefinverbund und das Kraftwerk Lippendorf Braunkohlen und Grosskraftwerk Espenhain Bearbeiten nbsp Braunkohleveredlungs und Kraftwerk Espenhain 1990 1937 begann nordlich von Espenhain die Erschliessung eines Braunkohlentagebaus Sudlich des Ortes wurde ein Industriekomplex mit Brikettfabrik Schwelerei sowie Anlagen zur Teerverarbeitung und zur Schwefelgewinnung errichtet Es entstanden ebenfalls ein Grosskraftwerk sowie Verwaltungsgebaude und Infrastruktureinrichtungen bis hin zu medizinischen Einrichtungen Der Aufbau war 1942 im Wesentlichen abgeschlossen Der enormen Investitionskosten wegen grundete die ASW gemeinsam mit dem Deutschen Reich 1940 die Aktiengesellschaft fur Kraftstoff Anlagen AKA Dresden von der sie die Anlagen anschliessend pachtete Am 1 August 1946 ging das Werk in sowjetischen Besitz uber Die Bergbau Bereiche ubernahm die SAG fur Brennstoffindustrie in Deutschland und fuhrte sie unter dem Namen Kombinat Espenhain Das Kraftwerk kam zur SAG fur Kraftwerke Beides ging 1954 als Kombinat Espenhain in Volkseigentum uber Nach der Wende wurde der Betrieb stillgelegt Literatur BearbeitenFritz Honsch Hermann Eugen Muller ein kaum bekannter Wegbereiter der staatlichen Braunkohlen und Energiewirtschaft in Sachsen in Sachsische Heimatblatter 59 2013 4 S 352 356 Fritz Honsch Die Aktiengesellschaft Sachsische Werke und ihr Generaldirektor Hermann Muller in Sachsische Heimatblatter 60 2014 1 S 82 92Weblinks BearbeitenAG Sachsische Werke ASW In sachsen de Archivwesen Abgerufen am 4 Dezember 2016 Die AG Sachsische Werke ASW 1923 1947 In Die Entwicklung des Tagebaus Espenhain Abgerufen am 8 Dezember 2016 Geschaftsberichte und Zeitungsartikel zur Aktiengesellschaft Sachsische Werke in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Der Aufbau und die Entwicklung der uberregionalen Elektroenergieversorgung in Sachsen bis 1945 Abgerufen am 8 Dezember 2016 F Honsch Hermann Eugen Muller S 354 Johann Gerdes Das Verschwinden der Arbeitsplatze Wo bleiben die Arbeitskrafte Zwei Fallstudien aus den neuen Bundeslandern Universitat Rostock Wirtschafts und Sozialwissenschaftliche Fakultat 1997 S 60 Die AG Sachsische Werke ASW 1923 1947 Tagebau Espenhain abgerufen am 16 Juni 2019 AG Sachsische Werke ASW Abgerufen am 4 Dezember 2016 F Honsch Die Aktiengesellschaft Sachsische Werke S 86 Wo gestern Wusten wuchsen sollen morgen Oasen bluhn Die Welt abgerufen am 15 Juni 2019 Kraftwerk Hirschfelde Abgerufen am 12 Dezember 2016 Fritz Honsch Der Industriekomplex Bohlen Dissertation Potsdam 1968 Reprint Engelsdorfer Verlag Leipzig 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aktiengesellschaft Sachsische Werke amp oldid 228096965