www.wikidata.de-de.nina.az
Das Kombinat Espenhain genauer VEB Kombinat Espenhain war ein Betrieb zur Gewinnung und Verarbeitung von Braunkohle sudlich von Leipzig Obwohl im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Umstrukturierungen Unterstellungs und damit verbundene Namensanderungen stattfanden hielt sich in der Bevolkerung die alte Bezeichnung oder oft auch nur Werk Espenhain Nach 1990 wurde die Produktion eingestellt und die Anlagen wurden ruckgebaut Die maximale Beschaftigtenzahl des Betriebes lag in den 1950er und 1960er Jahren bei bis zu 8 300 1 Ehemaliges Verwaltungsgebaude 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Begleitende Einrichtungen 4 Historische Betrachtung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Verarbeitungsanlagen samt Kraftwerk befanden sich sudostlich des Dorfes Espenhain und ostlich der damaligen Fernverkehrsstrasse 95 Sie nahmen eine Flache von uber 50 Hektar ein Der zugehorige Tagebau Espenhain begann nordlich des Dorfes und westlich der F 95 langs derer er sich nach Norden entwickelte bis er sie bei seinem Ostschwenk unterbrach Geschichte Bearbeiten nbsp Das Braunkohleveredelungswerk Espenhain nbsp Erdolverarbeitungsanlage im Werk EspenhainZur Entwicklung des Tagebaus Tagebau EspenhainDie Aktiengesellschaft Sachsische Werke ASW begann 1937 bei Espenhain neben der Erschliessung eines Braunkohlentagebaus mit dem Bau einer Brikettfabrik einer Schwelerei Anlagen zur Teerverarbeitung und Schwefelgewinnung sowie eines Grosskraftwerks Der Betrieb nahm unter dem Namen Braunkohlen und Grosskraftwerk Espenhain von 1940 bis 1942 die Produktion schrittweise auf Die brikettierte Kohle wurde nach dem LURGI Spulgasverfahren verschwelt und in den nachgeschalteten Anlagen einschliesslich Industriekraftwerk vollstandig verarbeitet Hauptziel war die Erzeugung von synthetischen Kraftstoffen zur Versorgung von Wehrmacht besonders der Kriegsmarine 2 Es fielen aber auch zahlreiche andere Produkte an Durch die Kombination von Kraftwerk Brikettfabrik Schwelerei und weiteren Anlagen zur Aufarbeitung der Schwelprodukte sowie der damit verbundenen Kraft Warme Kopplung arbeitete der Industriekomplex Espenhain mit einer zu dieser Zeit in Europa einmaligen Spitzentechnologie Der spatere Professor der Technischen Hochschule Dresden Werner Boie konstruierte hier den weltweit ersten Schottenuberhitzer und liess die ersten hyperbolischen Kuhlturme in Deutschland errichten 3 In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurden die Produktionsanlagen durch Bombardierung bis zum Produktionsstillstand zerstort Nach dem begonnenen Wiederaufbau der Anlagen ging das Werk am 1 August 1946 als Reparation Deutschlands in das Eigentum der UdSSR uber Die Sowjetische Aktiengesellschaft SAG fur Kraftwerke Elektrostancii ubernahm das Kraftwerk Die SAG der Brennstoffindustrie in Deutschland ubernahm den Tagebau die Brikettfabriken die Schwelanlagen und das Gaswerk Kombinat Espenhain Spatestens ab Februar 1950 firmierten alle Betriebsteile wieder zusammen unter der Organisation der SAG Brikett 4 1954 ubereignete die Sowjetunion alle Betriebsanlagen der inzwischen gegrundeten DDR Der Betrieb hiess nun Volkseigener Betrieb VEB Kombinat Espenhain 1955 wurde das Kraftwerk um eine Leistung von 100 MW auf 670 MW erweitert Es war mit 8 Anteil an der Gesamtenergieproduktion Ende der 50er Jahre das grosste Kraftwerk der DDR Bei der Rohphenolproduktion einem Ausgangsstoff der Kunstoffproduktion war Espenhain mit einem Marktanteil von 60 1958 de facto Monopolist 5 1959 starben bei einem Ungluck im Kesselhaus II 13 Menschen und 26 weitere wurden teilweise schwer verletzt 6 2000 begann die schrittweise Stilllegung Das Kraftwerk II lief noch bis 1996 Die Betriebsgebaude wurden gesprengt und abgetragen Neben der Treibstoffgewinnung aus Braunkohle kamen Ende der 1960er Jahre auch Anlagen zur Verarbeitung von Erdol hinzu die aber Im Zuge der Olkrise 1975 wieder stillgelegt wurden 1969 wurde das Kombinat mit dem VEB Kombinat Otto Grotewohl Bohlen und dem VEB Teerverarbeitungswerk Rositz zum VEB Erdolverarbeitungskombinat Otto Grotewohl zusammengelegt aber zum 1 Januar 1971 infolge einer Grundsatzentscheidung des Ministerrats der DDR uber die Trennung der Verarbeitungszweige Erdol und Kohle die Espenhainer Kohleveredlung wieder abgetrennt und firmierte nun als VEB Braunkohlenkombinat Espenhain BKK Aufgabe des neuen Braunkohlenkombinates BKK war die Erzeugung von Primar und veredelten Energietragern sowie Produkten der thermischen Kohleveredlung Am 1 Oktober 1980 wurde der VEB Braunkohlenveredlung Espenhain BVE als Betrieb des VEB Gaskombinats Schwarze Pumpe gefuhrt In den 1960er Jahren waren die Anlagen im Zusammenhang mit der Wirtschaftsorientierung auf die Erdolchemie vernachlassigt worden es wurde auf Verschleiss gefahren Als nach der ersten Olpreiskrise die Kohlechemie wieder an Bedeutung gewann wurde die Produktion in den verschlissenen Anlagen auf maximale Leistung gesteigert Dadurch und durch nicht getatigte bzw versaumte Investitionen im Bereich des Umweltschutzes stiegen die Schadstoffemissionen in Luft und Wasser sehr stark an Die extreme Luft und Wasserverschmutzung durch den Betrieb fuhrte in den 1980er Jahren zu Protesten der Bevolkerung Zum Beispiel startete das Christliche Umweltseminar Rotha die Aktion Eine Mark fur Espenhain jeder wurde aufgefordert zu spenden um fur das Geld Baume zu pflanzen und damit Espenhain wenigstens symbolisch zu sanieren 7 8 Am 8 Februar 1990 beschloss der Ministerrat der DDR alle carbochemischen Anlagen bis 1991 stillzulegen Am 27 August 1990 wurde der letzte Schwelofen in Espenhain heruntergefahren Die Produktionsanlagen des Werkes sind inzwischen abgerissen Auf Teilen des Gelandes befindet sich ein Gewerbepark Begleitende Einrichtungen Bearbeiten nbsp Siedlung Magdeborn um 1940 nbsp Ehemalige Poliklinik 2016 nbsp Kulturhaus Klara Zetkin um 1955Gleichzeitig mit dem Werk wurden in Magdeborn und Kitzscher Neubausiedlungen mit Werkswohnungen errichtet Bereits zu Betriebsbeginn wurde innerhalb des Werksgelandes eine Einrichtung zur medizinischen Betreuung geschaffen die wahrend der DDR Zeit als Poliklinik auch fur Nicht Betriebsangehorige arbeitete Sie hatte auch eine Abteilung zur stationaren Behandlung 1952 wurde im Dorf Espenhain ein Veranstaltungsgebaude mit grossem Saal das Kulturhaus Klara Zetkin erbaut Es wurde vom Braunkohlen Kombinat finanziert und diente unter anderem als kultureller Mittelpunkt fur deren Beschaftigte Nach 1990 kam der Veranstaltungsbetrieb zum Erliegen Das Gebaude brannte 1995 ab und wurde 1997 abgerissen Historische Betrachtung BearbeitenIn einer Sonderausstellung wurden ab dem 4 Marz 2020 im Museum Borna 60 ausgewahlte Fotos aus dem Alltag und dem Leben im Werk gezeigt Der Fotobestand umfasst insgesamt etwa 70 000 Bilder aus der Zeit von 1946 bis 1989 9 Literatur BearbeitenBrigitte Steinbach Land in Sicht Der Industriestandort Espenhain Espenhain Leipzig 2002 ISBN 978 3 932900 76 1 Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft Espenhain Heft 2 der Reihe Wandlungen und Perspektiven 2010 Lilo Morocutti Als Werksfotografin bei den sachs Werken Espenhain Rottenmann 1996 Martin Baumert Autarkiepolitik in der Braunkohlenindustrie Ein diachroner Systemvergleich anhand des Braunkohlenindustriekomplexes Bohlen Espenhain 1933 bis 1965 De Gruyter Oldenbourg 2022 ISBN 978 3 11 073478 2 Michael Hofmann Die Kohlearbeiter von Espenhain Zur Enttraditionalisierung eines ostdeutschen Arbeitermilieus in Michael Hofmann Michael Vester Irene Zierke Hrsg Soziale Milieus in Ostdeutschland Gesellschaftliche Strukturen zwischen Zerfall und Neubildung Koln 1995 ISBN 978 3 7663 2573 0 S 91 135 Werner Boie Bau und Betriebsmerkmale des Kraftwerks Espenhain in Energietechnik 2 1955 S 50 59 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons VEB Braunkohlenkombinat Espenhain Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abschnitt 9 3 Energie und Brennstoffindustrie im Staatsarchiv Leipzig Espenhain Bilder und Texte private Website abgerufen am 27 Marz 2011 Ostkohle deEinzelnachweise Bearbeiten Martin Baumert Autarkiepolitik in der Braunkohlenindustrie Ein diachroner Systemvergleich anhand des Braunkohlenindustriekomplexes Bohlen Espenhain 1933 bis 1965 De Gruyter 2021 ISBN 978 3 11 072996 2 S 363 Martin Baumert Autarkiepolitik in der Braunkohlenindustrie Ein diachroner Systemvergleich anhand des Braunkohlenindustriekomplexes Bohlen Espenhain 1933 bis 1965 De Gruyter 2021 ISBN 978 3 11 072996 2 S 83 f Martin Baumert Autarkiepolitik in der Braunkohlenindustrie Ein diachroner Systemvergleich anhand des Braunkohlenindustriekomplexes Bohlen Espenhain 1933 bis 1965 De Gruyter 2021 ISBN 978 3 11 072996 2 S 155 f Wolfgang Schossig Dieter Sperling Wirtschaftsorganisation der Braunkohleindustrie in der SBZ DDR 1945 bis 1990 1 Auflage Forderverein Kulturlandschaft Niederlausitz e V Cottbus 2015 ISBN 978 3 9811412 5 2 S 250 Martin Baumert Autarkiepolitik in der Braunkohlenindustrie Ein diachroner Systemvergleich anhand des Braunkohlenindustriekomplexes Bohlen Espenhain 1933 bis 1965 De Gruyter 2021 ISBN 978 3 11 072996 2 S 302 f Thomas Lindenberger Havarie Die sozialistische Betriebsgemeinschaft im Ausnahmezustand In Thomas Lindenberger Martin Sabrow Hrsg German Zeitgeschichte Studien zum modernen Deutschland in transatlantischer Perspektive Gottingen 2016 ISBN 978 3 8353 4010 7 S 242 264 hier S 244 ff 250 Walter Christian Steinbach Eine Mark fur Espenhain Vom Christlichen Umweltseminar Rotha zum Leipziger Neuseenland 2 Auflage Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2019 ISBN 978 3 374 06248 5 Erinnerungstour Eine Mark fur Espenhain In LVZ 16 Oktober 2018 abgerufen am 20 Marz 2021 Fotoausstellung Innenansichten des Kombinats VEB Braunkohlenveredlung Espenhain In Website der LMBV Abgerufen am 20 Marz 2020 51 18345 12 48836 Koordinaten 51 11 0 4 N 12 29 18 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kombinat Espenhain amp oldid 230843857