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Hermann Eugen Muller 21 Mai 1877 in Esslingen am Neckar 24 Februar 1967 in Neuenhaus Grafschaft Bentheim war ein deutscher Bergbau und Vermessungsingenieur Er war Wegbereiter der staatlichen Braunkohlen und Energiewirtschaft in Sachsen Die Stationen seines Berufslebens fuhrten ihn von der problemreichen Grube Margaretha in Espenhain 1903 1907 uber ein erfolgreich saniertes Braunkohlenwerk in der Niederlausitz 1907 1916 bis an die Spitze der staatlichen Energieversorgung Sachsens 1916 1933 und 1945 1947 Hermann Eugen Muller etwa 30 jahrig Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Ausbildung und erste berufliche Tatigkeit 1 2 Leitung der Energieversorgung in Sachsen 1 3 Tatigkeit nach 1933 1 4 Familie 2 Posthume Wurdigung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenAusbildung und erste berufliche Tatigkeit Bearbeiten nbsp Eines seiner Freiberger Diplome nbsp Das Braunkohlenwerk Margaretha in Espenhain um 1905 nbsp H E Muller in Kausche mit seinen neuen Geraten um 1910 Hermann Eugen Muller war der Sohn des Gerberei und Lederwarenfabrikbesitzers Georg Muller 1842 1909 und seiner Frau Lina geborene Keppler 1843 1919 Er besuchte Gymnasien in Esslingen das heutige Georgii Gymnasium und Cannstatt Eine Schulunterbrechung nutzte er zur Aneignung handwerklicher Fahigkeiten Von 1897 bis 1901 studierte er an der Bergakademie Freiberg Wahrend seines Studiums wurde er Mitglied der Freiberger Burschenschaft Gluckauf 1 Muller war ein Ausnahmestudent und nach Ablegung des Vorexamens bereits Assistent bei den Professoren fur Bergbaukunde Lagerstattenlehre Mechanik und Maschinenlehre Seine Diplom Prufungen als Vermessungsingenieur und Markscheider 1900 sowie als Bergingenieur 1901 legte er mit der Note Ausgezeichnet ab Nach einer Tatigkeit als Direktionsassistent wurde er 1903 Leiter der Braunkohlen Untertagegrube Margaretha in Espenhain sudlich von Leipzig 2 Obwohl er hier durch die Einfuhrung der von ihm entwickelten Methode des naturlichen Spulversatzes die permanente Unfallgefahr durch Schwimmsandeinbruche beheben konnte wurde die Grube nicht rentabel und er sah keine Zukunft fur den Braunkohleabbau unter Tage Er unterbreitete bereits 1904 dem sachsischen Finanzministerium die weitblickende Vorstellung einer staatlichen Energieversorgung auf Grundlage der umfangreichen Braunkohlenvorkommen sudlich von Leipzig deren vollstandige Nutzung nur durch Tagebaue moglich ware Sein Vorschlag wurde zunachst als undurchfuhrbar abgelehnt 1907 wechselte Muller zum Braunkohlenwerk Mariannensgluck in Kausche sudlich von Cottbus also in Preussen Hier wurde neben dem Betrieb von Untertagegruben auch seit 1901 Braunkohle im Tagebaubetrieb gewonnen 3 Unter seiner Leitung kam der defizitare Betrieb innerhalb eines Jahres in die Gewinnzone Mit der Elektrifizierung des Gesamtbetriebes und dem Ersteinsatz eines elektrisch betriebenen Eimerketten und eines Schramkettenbaggers wurde er in Fachkreisen weit uber die preussische Niederlausitz hinaus bekannt Leitung der Energieversorgung in Sachsen Bearbeiten Muller war der sachsischen Regierung als Berater fur die Realisierung seines alten Vorschlags verbunden geblieben aus dem in der Zwischenzeit ein gesetzgeberisch finanziell und mit umfangreichen Grubenfeldankaufen abgesichertes Projekt entstanden war Zu dessen Realisierung holte ihn die sachsische Regierung 1916 unter dem Druck des Kriegsministeriums nach Dresden um die Leitung der Arbeiten fur eine gesamtstaatliche Energieversorgung auf Braunkohlenbasis zu ubernehmen Muller wurde bald klar dass ein rein beamtenrechtlich gefuhrtes staatliches Kohlen und Elektrizitatsunternehmen nicht zum Erfolg fuhren konnte Deshalb liess er sich mit Sonderrechten bei dessen Leitung ausstatten Es gelang dem Unternehmen im Verlauf von sieben Jahren wesentliche Grundlagen einer landesweiten gemeinnutzigen Elektrizitatsversorgung zu schaffen nbsp Hotel Grand Union Dresden ab 1923 Sitz der ASWDurch die Inflation und die Einfuhrung der Rentenmark begunstigt wurde 1923 die Grundung einer Aktiengesellschaft moglich der Aktiengesellschaft Sachsische Werke ASW deren Generaldirektor Muller wurde Der Verwaltungssitz der ASW befand sich im ehemaligen Hotel Grand Union gegenuber dem Dresdner Hauptbahnhof Der gesamte Aktienbesitz blieb beim Staat Im Rahmen des Dawes Plans konnte Muller 1924 zwei Anleihen von insgesamt 33 Mio US Dollar bei der National City Bank erwirken so dass fur weitere Investitionen keine Inanspruchnahme staatlicher Mittel notig wurde Diese Kontakte fuhrten 1928 zu einer zweimonatigen Einladung in die USA bei der die ASW Vertreter den technologischen Stand der USA studierten und auf der International Conference on Bituminous Coal in Pittsburgh die sachsischen Erfolge vorstellten Anfang der 1930er Jahre war die Staatsaufgabe einer landesweiten Elektrizitatsversorgung Sachsens insbesondere durch die Braunkohlen und Grosskraftwerke Hirschfelde und Bohlen weitestgehend erreicht An der Standortentwicklung Bohlen war Muller besonders beteiligt Er legte damit den Grundstein fur die Braunkohlen Grossindustrie sudlich von Leipzig Nach der nationalsozialistischen Machtubernahme startete im Mai 1933 eine Diffamierungskampagne gegen den Vorstand der ASW in deren Verlauf Direktoren zum Verhor ins KZ Hohnstein verbracht wurden und Muller vorubergehend unter Hausarrest gestellt und schliesslich entlassen wurde Tatigkeit nach 1933 Bearbeiten Muller hatte sich 1928 in Grund etwa 20 km westlich von Dresden einen Bauernhof gekauft um in seiner knappen Freizeit von anderen unterstutzt seinem Hobby der Zucht von Karakulschafen nachzugehen Nach seiner zwangsweisen Entlassung 1933 wurde daraus seine Hauptbeschaftigung 4 1936 ging Muller in die Turkei und wirkte hier als oberster Berater der Regierung in Bergwerksangelegenheiten Bei wiederholten Erkundungsreisen durch das gesamte Land entdeckte er das grosste Braunkohlenvorkommen der Turkei bei Seyitomer Kutahya in West sowie ein bedeutendes Eisenerzvorkommen bei Divrigi in Zentralanatolien Die Bedeutung dieser Feldforschungen zusammen mit turkischen Lagerstattenkundlern bestand darin fur die Energieerzeugung des Landes im militarischen Konfliktfall geschutzter zu sein als auf der Basis der Steinkohlenvorkommen am Schwarzen Meer Enge dienstliche und personliche Verbindungen ergaben sich zum Direktor des Instituts fur Lagerstattenforschung und Exploration MTA Nadir Hakki Onen Bey 1900 1980 der als Freiberger Beststudent uber hervorragende Deutschkenntnisse verfugte Seine Einschatzung von Mullers Leistungen fur sein Gastland fasste Nadir Onen in einem Schreiben 1968 an die Familie in einer ungewohnlichen Wertschatzung zusammen Uberhaupt wird die Turkei kaum wieder einen Wirtschaftsberater finden welcher die Fragen der Energie und Warmeversorgung aller Zweige der Wirtschaft Industrie und Landwirtschaft so beherrscht wie es Herr Muller konnte 5 1942 kehrte er nach Dresden zuruck und erlebte 1945 die Zerstorung der Stadt und den Niedergang seiner Schafzucht in Grund samt dem Verkauf seines Hofes Nach dem Krieg erklarte er sich bereit als ASW Hauptdirektor die dringendsten Arbeiten zum Wiederaufbau der Elektrizitatsversorgung in Sachsen zu organisieren Da die ASW Zentrale zerstort war richtete Muller vorubergehend Buros in seinem Dresdner Privathaus ein Die Betriebe der Kohlen und Elektroindustrie wurden aber schon am 1 August 1946 in sowjetische Aktiengesellschaften SAG uberfuhrt Mit 71 Jahren ging Hermann Eugen Muller 1948 in den Ruhestand und zog in ein kleineres in Grund erworbenes Haus Eine Ehrung fur seine Verdienste um Sachsen blieb ihm in der DDR verwehrt 6 Sechsundachtzigjahrig ubersiedelte er 1963 mit seiner Frau in die Nahe seines Sohnes nach Neuenhaus im Emsland und arbeitete an seinen Lebenserinnerungen 4 Hier starb er wenige Monate vor seinem 90 Geburtstag Familie Bearbeiten 1903 heiratete Hermann Eugen Muller Elly geborene Braun 1883 1911 die nach achtjahriger Ehe verstarb Seine zweite Ehefrau war ab 1920 Martha geborene Kuhlmann 1889 1976 Aus dieser Ehe stammen der Sohn Georg 1921 der ebenfalls Bergingenieur wurde und die Tochter Elsbeth 1924 Posthume Wurdigung Bearbeiten nbsp Stele in Bohlen uber das Wirken von H E Muller 2016 Eine spate Wurdigung der Lebensleistung von Hermann Eugen Muller erfolgte im Marz 2016 mit der Einweihung einer Stele fur den Industriekultur Erlebnispfad Bohlen Lippendorf im sachsischen Bohlen die sein Lebenswerk als Grundervater des Industriegebietes dokumentiert 7 Literatur BearbeitenFritz Honsch Hermann Eugen Muller ein kaum bekannter Wegbereiter der staatlichen Braunkohlen und Energiewirtschaft in Sachsen In Sachsische Heimatblatter Band 59 Heft 4 Chemnitz 2013 S 352 356 Fritz Honsch Die Aktiengesellschaft Sachsische Werke und ihr Generaldirektor Hermann Muller In Sachsische Heimatblatter Band 60 Heft 1 Chemnitz 2014 S 82 92 Fritz Honsch Die Grube Margaretha in Espenhain und ihr Bergdirektor Hermann Eugen Muller In Heimatblatter Beitrage aus dem Altenburger und Bornaer Land Heft 15 Borna 2014 S 50 72 Fritz Honsch Die Grube Mariannensgluck in Kausche und ihr Bergdirektor Hermann Eugen Muller In Niederlausitzer Studien Heft 40 Cottbus 2014 S 99 110 Fritz Honsch Der Industriekomplex Bohlen Engelsdorfer Verlag Leipzig 2011 ISBN 978 3 86268 442 7 Reprint der Dissertation A Padagogische Hochschule Potsdam 1968 189 Seiten Illustrationen Inhaltsverzeichnis Inhaltstext das Original vom 24 Oktober 1968 235 Seiten 95 Seiten mit eingeklebten Abbildungen unter DNB 481627928 auch als CD ROM DNB 102677084X Weblinks BearbeitenFritz Honsch Muller Hermann Eugen In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Bestand 40083 Nachlass Hermann Eugen Muller im Bergarchiv FreibergEinzelnachweise Bearbeiten Willy Nolte Hrsg Burschenschafter Stammrolle Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer Semester 1934 Berlin 1934 S 339 Messtischblatt Nr 42 Section Borna Ausgabe 1908 online SLUB Dresden Eine Grube namens Marianne In Lausitzer Rundschau vom 14 Februar 2014 Abgerufen am 19 November 2016 a b Ingrid Honsch Ein ungewohnlicher Muller in der Niedermuhle von Grund Heimathefte Mohorn Grund Heft 6 2014 Brief im Privatarchiv Fritz Honsch Fritz Honsch Die Aktiengesellschaft Sachsische Werke und ihr Generaldirektor Hermann Muller S 92 Claudia Carell Bohlen entdeckt seinen Industriepionier In Leipziger Volkszeitung Region Borna Geithain vom 20 Marz 2016Normdaten Person GND 1046966952 lobid OGND AKS VIAF 306279703 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muller Hermann EugenKURZBESCHREIBUNG deutscher Bergbau und VermessungsingenieurGEBURTSDATUM 21 Mai 1877GEBURTSORT Esslingen am NeckarSTERBEDATUM 24 Februar 1967STERBEORT Neuenhaus Grafschaft Bentheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Eugen Muller amp oldid 237882090