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Rolf Sieber 10 Dezember 1929 in Lunzenau 26 Juli 2020 war ein deutscher Hochschulrektor und Diplomat Von 1974 bis 1978 war er erster DDR Botschafter in den USA und leitete von 1979 bis 1988 als Rektor die Hochschule fur Okonomie Berlin Er war von 1963 bis 1976 Abgeordneter der Volkskammer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSieber wurde im Dezember 1929 in einer Arbeiterfamilie in der mittelsachsischen Kleinstadt Lunzenau geboren Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er mit kriegsbedingten Unterbrechungen von 1944 bis 1947 eine kaufmannische Lehre Nach dem Kriegsende 1945 wurde Sieber Mitglied der wieder zugelassenen KPD nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD war er ab April 1946 SED Mitglied Um das fur ein Hochschulstudium notwendige Abitur erreichen zu konnen besuchte Sieber ab dem Studienjahr 1948 49 die Vorstudienanstalt spater ABF der Leipziger Universitat An dieser legte er 1950 das Abitur ab und gehorte anschliessend zum ersten Studentenjahrgang der neugegrundeten Hochschule fur Planokonomie der spateren Hochschule fur Okonomie HfO in Berlin Karlshorst Auf Grund seiner sehr guten Studienleistungen wurde Sieber bereits 1951 vermutlich zu den ersten DDR Studenten in der Sowjetunion gehorend zum Studium nach Moskau delegiert wo er Vorlesungen am Staatlichen Moskauer Okonomischen Institut und an der Lomonossow Universitat besuchte Sein Studium schloss er 1956 als Diplom Wirtschaftler ab Anschliessend war Sieber bis 1973 in verschiedenen Funktionen in der Lehre an der HfO tatig Zunachst wissenschaftlicher Assistent dann Oberassistent wurde er 1959 an der Hochschule mit der Dissertation Wesen und Entwicklung einiger grundlegender Thesen der Theorie vom organisierten Kapitalismus und der Ansichten von der Wirtschaftsdemokratie in Deutschland in den Jahren 1918 1933 zum Dr oec promoviert 1963 wurde er mit der Schrift Wirtschaftstheorien die die Rechtssozialisten verteidigen habilitiert und 1964 zum Professor mit Lehrauftrag ernannt gleichzeitig wurde er Prorektor der Hochschule Ab 1969 war Sieber Lehrstuhlinhaber fur Geschichte der Politischen Okonomie an der Sektion Marxismus Leninismus der HfO Uberdies gehorte er seit 1961 der Betriebsgewerkschaftsleitung und seit 1963 der zentralen SED Parteileitung der Hochschule an 1963 bis 1967 war Sieber fur den FDGB Berliner Vertreter in der Volkskammer Von 1967 bis 1976 war er Volkskammerabgeordneter der FDGB Fraktion Innerhalb der Volkskammer war Sieber von 1967 bis 1974 Vorsitzender der Interparlamentarischen Gruppe die sich unter seiner Leitung um die Aufnahme in die Internationale Parlamentarische Union IPU bemuhte Diese vollzog sich im September 1972 auf der 60 IPU Konferenz in Rom und war ein wichtiger Schritt fur die weltweite diplomatische Anerkennung der DDR ab 1973 Sieber war Mitglied des 1974 an der Akademie der Wissenschaften der DDR gegrundeten Nationalkomitees fur politische Wissenschaften der DDR Wegen seiner Auftritte auf internationalem Parkett als Leiter der Interparlamentarischen Gruppe der Volkskammer und wegen seiner Herkunft die nicht dem Parteiapparat entsprang hielt ihn das DDR Aussenministerium fur geeignet einen Botschafterposten im westlichen Ausland zu ubernehmen Es sprach ihn bereits Anfang der 1970er Jahre an ob er sich einen Botschafterposten zum Beispiel in den USA vorstellen konne Unter der Voraussetzung nicht endgultig in den diplomatischen Dienst zu wechseln und entsprechend vorbereitet zu werden sagte Sieber zu Daraufhin hielt er sich uber langere Zeit an der DDR Botschaft in Stockholm auf wo ihm Botschafter Peter Steglich das Handwerkszeug der Diplomatie nahebrachte Hinzu kam ein Intensivunterricht in Englisch am Fremdspracheninstitut des DDR Aussenministeriums Nachdem die USA und die DDR mit Wirkung vom 4 September 1974 diplomatische Beziehungen aufgenommen hatten trat Sieber im November 1974 seinen Dienst als Botschafter an Die Botschaft in Washington wurde am 4 Dezember 1974 eroffnet Siebers Akkreditierung erfolgte am 20 Dezember 1974 durch den US Prasidenten Gerald Ford Siebers Tatigkeit als erster DDR Botschafter war vor allem davon gepragt trotz der Doppelgleisigkeit der DDR gegenuber den USA Kooperationsbereitschaft auf der einen Verurteilung von Gesellschaft und Politik der USA auf der anderen Seite unter Zuruckstellung unterschiedlicher ideologischer Auffassungen die diplomatischen Beziehungen zu den USA pragmatisch aufzubauen Von 1974 bis 1978 war er gleichzeitig Botschafter in Kanada In Siebers Zeit als DDR Botschafter fielen erste bilaterale Abschlusse zwischen den USA und der DDR deren Auswirkungen er und seine Botschaftsmitarbeiter vorzubereiten und zu betreuen hatten So durften erstmals ab dem 1 Januar 1977 DDR Handelsschiffe US Hafen direkt anlaufen um von dort Waren in die DDR zu transportieren Bis dahin musste die DDR zu oft uberteuerten Preisen fremde Schifffahrtsgesellschaften in Anspruch nehmen Die Vorgesprache mit den entsprechenden Hafenbehorden liefen uber die DDR Botschaft Die DDR Handelsschiffe transportierten unter anderem Futtergetreide aus den USA fur die DDR Landwirtschaft Hinzu kamen erste Vertrage von DDR Firmen mit US Konzernen wie Dow Chemical oder Standard Oil Ein weiterer Hohepunkt in Siebers Tatigkeit als Botschafter war die diplomatische Vorbereitung und teilweise Betreuung einer insgesamt neun Monate wahrenden Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in den USA unter dem Titel Die Pracht Dresdens 500 Jahre Kunstsammlung Eine Ausstellung aus der Deutschen Demokratischen Republik Die 710 Kunstgegenstande wurden fur jeweils drei Monate in Washington New York und San Francisco gezeigt wobei der Neubau der National Gallery of Art in Washington am 1 Juni 1978 mit der Ausstellung aus der DDR eroffnet wurde Im Herbst 1978 wurde Sieber von Horst Grunert bis dahin stellvertretender Aussenminister als Botschafter in den USA abgelost Nach seiner Ruckkehr in die DDR wurde Sieber am 12 Januar 1979 zum Rektor der Hochschule fur Okonomie Berlin ernannt und loste Walter Kupferschmidt ab In dieser Funktion gehorte er auch der SED Bezirksleitung Berlin als Mitglied an Ab 1982 war Sieber zudem Vorsitzender der Freundschaftsgesellschaft DDR USA 1986 wurde Rolf Sieber Mitglied im Problemrat fur USA Forschung beim Wissenschaftlichen Rat fur aussenpolitische Forschung der DDR 1988 wurde er gemeinsam mit Karl Heinz Roder auf Einladung und Vermittlung des International Researche Exchange Board IREX vom Nobelpreistrager fur Wirtschaftswissenschaften Paul A Samuelson Massachusetts Institute of Technology MIT sowie vom US Prasidentenberater und Okonom John Kenneth Galbraith Harvard University zu einem jeweils umfanglichen wissenschaftlichen Meinungsaustausch empfangen 1 Zu seinen letzten Amtshandlungen gehorte im August 1988 die Eingliederung der Fachschule fur Aussenwirtschaft Josef Orlopp in die HfO Am 28 Oktober 1988 wurde Sieber als Rektor von Christa Luft abgelost Er blieb bis zur Auflosung der HfO Professor an der Hochschule Rolf Sieber starb im Alter von 90 Jahren 2 Auszeichnungen Bearbeiten1984 Vaterlandischer Verdienstorden in Gold 3 Weblinks BearbeitenAndreas Herbst Sieber Rolf In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Erinnerungsbericht Siebers uber seine Zeit als Botschafter Literatur von und uber Rolf Sieber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Rolf Sieber im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Einzelnachweise Bearbeiten Rolf Sieber Ein Zeitzeuge berichtet Schriften zur internationalen Politik Heft 42 Berlin 2013 Seiten 99 103 https www bundesstiftung aufarbeitung de de recherche kataloge datenbanken biographische datenbanken rolf sieber Berliner Zeitung vom 28 September 1984 S 6Deutsche Botschafter in den Vereinigten Staaten Gesandte des Norddeutschen BundesFriedrich von Gerolt 1868 1871 Gesandte und bevollmachtigte Minister des Deutschen ReichesKurd von Schlozer 1871 1882 Geschaftstrager Karl von Eisendecher 1882 1884 Friedrich Johann Graf von Alvensleben 1884 1888 Ludwig Aloys von Arco auf Valley 1888 1891 Theodor von Holleben 1891 1893 Clemens von Ketteler 1892 1896 Botschafter des Deutschen ReichesAnton Freiherr Saurma von der Jeltsch 1893 1895 Max Franz Guido Freiherr von Thielmann 1895 1897 Theodor von Holleben 1897 1903 Hermann Speck von Sternburg 1903 1908 Johann Heinrich Graf von Bernstorff 1908 1917 Karl Lang 1921 1922 Geschaftstrager Otto Wiedfeldt 1922 1925 Adolf Georg von Maltzan 1925 1927 Friedrich von Prittwitz und Gaffron 1927 1933 Hans Luther 1933 1937 Hans Heinrich Dieckhoff 1937 1938 Hans Thomsen 1938 1941 Geschaftstrager Botschafter der Bundesrepublik DeutschlandHeinz Ludwig Hermann Krekeler 1951 1953 Geschaftstrager amp 1953 1958 Wilhelm Grewe 1958 1962 Karl Heinrich Knappstein 1962 1968 Rolf Friedemann Pauls 1968 1973 Berndt von Staden 1973 1979 Peter Hermes 1979 1984 Gunther van Well 1984 1987 Jurgen Ruhfus 1987 1992 Immo Stabreit 1992 1995 Jurgen Chrobog 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