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Die Rispenhirse Echte Hirse Prosohirse oder Baraga 1 Panicum miliaceum kurz auch Hirse genannt ist eine Pflanzenart aus der Gattung Rispenhirsen Panicum Diese Hirsenart ist eine alte Getreidepflanze In Europa von Kartoffel und Mais verdrangt wird sie heute noch in weiten Teilen Asiens angebaut RispenhirseRispenhirseSystematikMonokotyledonenCommelinidenOrdnung Sussgrasartige Poales Familie Sussgraser Poaceae Gattung Rispenhirsen Panicum Art RispenhirseWissenschaftlicher NamePanicum miliaceumL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Okologie 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 2 Vorkommen 3 Systematik 4 Anbau und Nutzung 5 Geschichte 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung und Okologie Bearbeiten nbsp Habitus von Panicum miliaceum subsp ruderale nbsp Stangel mit Laubblatt und behaarter Blattscheide von Panicum miliaceum subsp ruderale Das Blatthautchen besteht aus Haaren nbsp Die Haare auf der Blattscheide stehen auf Warzen nbsp Rispenzweig von Panicum miliaceum subsp miliaceum mit Ahrchen nbsp Ahrchen von Panicum miliaceum subsp miliaceum mit Unterer Hullspelze Glu Oberer Hullspelze Glu Deckspelze der sterilen Blute Lem Deckspelze der fertilen Blute Lem Vorspelze der fertilen Blute Pal nbsp Karyopse eingehullt in Deck Lem und Vorspelze Pal nbsp Entspelzte und geschalte Karyopsen wie sie in den Handel gelangenVegetative Merkmale Bearbeiten Die Rispenhirse ist eine einjahrige krautige Pflanze und erreicht Wuchshohen von 30 bis 100 selten bis 150 Zentimetern Ihre aufrechten Stangel sind meist an den unteren Knoten verzweigt gerieft 2 bis 5 Millimeter dick und unterhalb der Knoten 2 bis 3 Millimeter lang behaart Die vier bis acht Knoten sind 1 bis 2 Millimeter lang behaart Die Blattscheiden sind deutlich gerippt und zwischen den Rippen rauhaarig Das Blatthautchen ist hautig und 1 bis 2 Millimeter lang bewimpert Die Blattspreiten sind 10 bis 40 Zentimeter lang und 8 bis 25 Millimeter breit Sie sind flach gerippt im unteren Bereich rauhaarig ansonsten zerstreut kurz behaart Rippen und Rand sind rau Generative Merkmale Bearbeiten Der rispige Blutenstand ist 10 bis 30 Zentimeter lang aufrecht bis uberhangend locker bis dicht Im unteren Bereich ist er haufig von der obersten Blattscheide eingehullt Die Seitenaste sind rau und kantig Die 2 bis 6 Millimeter lang gestielten Ahrchen sind 4 5 bis 5 Millimeter lang und zugespitzt Die untere Hullspelze ist funf bis siebennervig zwei Drittel so lang wie das Ahrchen und zugespitzt Die obere Hullspelze ist neun bis elfnervig und zugespitzt Das untere Blutchen ist steril seine Deckspelze ist neun bis elfnervig Die Deckspelze des oberen zwittrigen Blutchens ist rund einen mm kurzer als das Ahrchen hellgelb schwarzlich oder weiss glanzend und knorpelig verdickt Die Staubbeutel sind 1 2 bis 1 5 Millimeter lang und dunkelviolett Die Blutezeit reicht von Juni bis September Es erfolgt Selbstbestaubung Die Karyopse ist etwas kleiner als die Deckspelze hat einen kreisformigen Umriss und ist rund 3 Millimeter lang Ihre Farbe reicht von strohfarben uber rotlichbraun olivbraun bis schwarzlich kann aber auch weiss sein Das Tausendkorngewicht liegt zwischen 4 und 8 Gramm 2 Der Eiweissgehalt betragt bis zu 10 selten sogar bis 18 Prozent der Fettgehalt rund 4 Prozent Manche Sorten sind sogar Kleber haltig und liefern somit backfahiges Mehl 2 Die Chromosomenzahl betragt 2n 36 Vorkommen BearbeitenDas ursprungliche Verbreitungsgebiet der Rispenhirse liegt in Zentralasien Nach anderen Autoren stammt sie aus dem Gebiet vom indischen Subkontinent bis Myanmar 3 Sie wird in der Alten Welt seit Jahrtausenden als Getreidepflanze angebaut und ist vielfach verwildert Sie ist weniger warmebedurftig als andere Hirse Arten In Mitteleuropa wachst sie verwildert auf Schuttplatzen Bahnanlagen und in Hafen In Garten verwildert sie meist aus Vogelfutter Sie kommt vor allem auf nahrstoffreichen leichten und sandigen Lehmboden der kollinen seltener auch der montanen Hohenstufe vor Sie steigt in den Alpen bis 1000 Meter und im Himalaja bis 3000 Meter Meereshohe auf 4 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 2 massig trocken Lichtzahl L 4 hell Reaktionszahl R 3 schwach sauer bis neutral Temperaturzahl T 5 sehr warm kollin Nahrstoffzahl N 4 nahrstoffreich Kontinentalitatszahl K 3 subozeanisch bis subkontinental 5 Systematik BearbeitenEs werden drei Unterarten unterschieden 6 Kulturhirse Panicum miliaceum subsp miliaceum oder Echte Hirse 6 Die Ahrchen fallen zur Fruchtreife nicht aus oder ab die Ahrchenachse zerbricht nur unter Druck In Mitteleuropa gibt es hier drei Con Varietaten Panicum miliaceum convar effusum Alef die Flatter Rispenhirse mit ausgebreiteter und sehr lockerer Rispe Sie ist die ursprunglichste Kulturhirse Panicum miliaceum convar contractum Alef die Klump Rispenhirse mit zusammengezogener Rispe die oben dichter ist als am Grund Die Zweige sind uberhangend Panicum miliaceum var compactum die Dicke Hirse mit zusammengezogener uberall gleich dichter Rispe alle Zweige stehen aufrecht Unkraut Hirse Panicum miliaceum subsp ruderale Kitagawa Tzvelev oder Ruderale Hirse Die Rispe steht aufrecht ihre Aste stehen steif ab Die Ahrchenachse zerfallt unter der oberen Blute auch der Ahrchenstiel ist gegliedert Zur Reife fallen die Scheinfruchte und auch die Spelzen ab Die Spelzfruchte sind dunkel gefarbt Diese Unterart wachst in Maisfeldern und auf Schuttplatzen In Deutschland ist sie seit 1982 nachgewiesen und kommt heute an Rhein Main Isar und Elbe vor 6 Unechte Unkraut Hirse Panicum miliaceum subsp agricola H Scholz amp Mikolas oder Bauern Hirse Die Rispe ist starker zusammengezogen und nickend Die Ahrchen fallen zur Reife aus den stehenbleibenden Hullspelzen aus die hautigen Spelzen bleiben aber stehen Sie ist aus Karnten Steiermark Tschechien Baden Wurttemberg 6 und dem Elsass bekannt Anbau und Nutzung BearbeitenDie Rispenhirse wird vor allem in Zentralasien im nordlichen China Japan und Indien angebaut Die Vegetationszeit betragt je nach Standort und Sorte 60 bis 90 Tage der Wasseranspruch ist relativ gering Die nordliche Anbaugrenze ist die 20 C Juli Isotherme Im Himalaja wird die Rispenhirse bis in Hohenlagen von 3000 Metern angebaut 7 Die Korner reifen in den Rispen nicht gleichzeitig wegen hoher Ausfallgefahr erfolgt die Ernte vor der Vollreife Die Ertrage liegen meist bei rund 1 Tonne pro Hektar und konnen unter gunstigen Bedingungen bis 5 Tonnen betragen 2 Die Fruchte werden als Korn Brei und Brot verzehrt oder zu Hirsebier verarbeitet 8 In Nordchina werden sie auch fur Hirsewein ahnlich dem Reiswein Huang Jiu 黄酒 verwendet Das Stroh ist als Futter fur Wiederkauer geeignet 2 Geschichte BearbeitenDie Rispenhirse im 19 Jahrhundert 9 noch der Hirse ist eine der am fruhesten domestizierten Getreidearten ihr Ursprung liegt in Zentralasien Die altesten Funde stammen aus dem Alt Neolithikum 7 Funde stammen auch aus der Fundstelle Tiangtian im chinesischen Altai Gebirge 10 In Europa ist die Hirse ab der ausgehenden Mittleren Bronzezeit belegt 11 12 und wird vor allem in Mitteleuropa und Sudosteuropa wahrend der Spaten Bronzezeit zu einem der Hauptgetreide 13 14 In Deutschland kommt sie in vorromischer Zeit in rund 30 aller Fundstellen vor In den ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten wurde die Rispenhirse teilweise durch die Gerste verdrangt 7 Die Romer nannten wie auch die pharmazeutischen Literatur bis in die Fruhe Neuzeit 15 die Rispenhirse Milium und verwendeten sie fur Brot und Brei 7 In Agypten ist Hirse seit romischer Zeit belegt zum Beispiel in Kellis in der Oase Dachla wo sie nach Isotopenstudien als Viehfutter eingesetzt wurde 16 Im Mittelalter war Hirse in Mitteleuropa ein wichtiges Nahrungsmittel vor allem fur arme Leute Der Schwerpunkt des Anbaus verlagerte sich in Richtung Osteuropa Hirse wurde vor allem als Brei gegessen da sie wenig kleber enthalt Sie wurde in Mitteleuropa von der Kartoffel weitgehend verdrangt in Sudeuropa vom Mais Der Anbau in sandigen Gebieten wahrte bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts so etwa in Pommern Posen Thuringen Brandenburg in den unteren Donaulandern und im sudlichen Russland In Osterreich wird sie zur Vogelfutterproduktion angebaut teilweise auch zum menschlichen Verzehr 7 Mit der Abkehr von der Breinahrung ist der Anbau stark zuruckgegangen 1 Literatur BearbeitenHans Joachim Conert Pareys Graserbuch Die Graser Deutschlands erkennen und bestimmen Blackwell Berlin Wien 2000 ISBN 3 8263 3327 6 Siegmund Seybold Hrsg Schmeil Fitschen interaktiv CD ROM Version 1 1 Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2002 ISBN 3 494 01327 6 Udelgard Korber Grohne Nutzpflanzen in Deutschland von der Vorgeschichte bis heute Theiss Stuttgart 1995 Nachdruck ISBN 3 933203 40 6 Abschnitte Anbau und Geschichte Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rispenhirse Panicum miliaceum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rispenhirse FloraWeb de Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Botanik und Klassifikation der Rispenhirse Hirsemuhle E A Oelke E S Oplinger D H Putnam B R Durgan J D Doll D J Undersander Millets 1990 bei Alternative Field Crops Manual Einzelnachweise Bearbeiten a b Waldemar Ternes Alfred Taufel Lieselotte Tunger Martin Zobel Hrsg Lebensmittel Lexikon 4 umfassend uberarbeitete Auflage Behr Hamburg 2005 ISBN 3 89947 165 2 S 1575 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c d Gunther Franke Hrsg Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen Band 2 Spezieller Pflanzenbau Ulmer Stuttgart 1994 S 107f ISBN 3 8252 1768 X Panicum miliaceum In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 21 November 2016 Hans Joachim Conert Familie Poaceae In Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa 3 Auflage Band I Teil 3 Seite 41 43 Verlag Paul Parey Berlin und Hamburg 1979 ISBN 3 489 52020 3 Panicum miliaceumL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 13 Juni 2023 a b c d Michael Koltzenburg Panicum In Schmeil Fitschen Die Flora Deutschlands und angrenzender Lander 97 Auflage S 342 Verlag Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2019 ISBN 978 3 494 01700 6 a b c d e Udelgard Korber Grohne Nutzpflanzen in Deutschland von der Vorgeschichte bis heute Theiss Stuttgart 1995 Nachdruck ISBN 3 933203 40 6 Wolfgang Franke Nutzpflanzenkunde Nutzbare Gewachse der gemassigten Breiten Subtropen und Tropen 4 Auflage Thieme Stuttgart 1989 S 101 ISBN 3 13 530404 3 Karl Weinhold Anfrage uber Gebrauche und Aberglaube die sich an den Anbau des Hirses knupfen In Zeitschrift des Vereins fur Volkskunde Band 10 1900 S 339 f Digitalisat 5200 Jahre alte Getreidekorner zeigen fruhen Austausch von Nutzpflanzen in Eurasien Giedre Motuzaite Matuzeviciute Richard A Staff Harriet V Hunt Xinyi Liu Martin K Jones The early chronology of broomcorn millet Panicum miliaceum in Europe In Antiquity Band 87 Nr 338 2013 ISSN 0003 598X S 1073 1085 doi 10 1017 s0003598x00049875 cambridge org abgerufen am 6 Juni 2017 Soultana Maria Valamoti Millet the late comer on the tracks of Panicum miliaceum in prehistoric Greece In Archaeological and Anthropological Sciences Band 8 Nr 1 1 Marz 2016 ISSN 1866 9557 S 51 63 doi 10 1007 s12520 013 0152 5 springer com abgerufen am 6 Juni 2017 Hans Peter Stika Andreas G Heiss Plant Cultivation in the Bronze Age In Harry Fokkens Anthony Harding Hrsg The Oxford Handbook of the European Bronze Age Oxford University Press Oxford 2013 ISBN 978 0 19 957286 1 S 348 369 doi 10 1093 oxfordhb 9780199572861 013 0019 oxfordhandbooks com abgerufen am 6 Juni 2017 Hans Peter Stika Andreas G Heiss Bronzezeitliche Landwirtschaft in Europa Der Versuch einer Gesamtdarstellung des Forschungsstandes In Karl Heinz Willroth Hrsg Siedlungen der alteren Bronzezeit Beitrage zur Siedlungsarchaologie und Palaookologie des zweiten vorchristlichen Jahrtausends in Sudskandinavien Norddeutschland und den Niederlanden Workshop vom 7 bis 9 April 2011 in Sankelmark Wachholtz Neumunster 2013 ISBN 978 3 529 01581 6 S 189 222 doi 10 13140 2 1 3394 0486 rgdoi net abgerufen am 6 Juni 2017 Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 147 Milium Tosha L Dupras Henry P Schwarcz Scott I Fairgrieve Infant Feeding and weaning Practices in Roman Egypt American Journal of Physical Anthropology 115 3 2001 208Normdaten Sachbegriff GND 4159957 3 lobid OGND AKS LCCN sh96009055 NDL 00565693 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rispenhirse amp oldid 234627123