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Quenstedtit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate mit der chemischen Zusammensetzung Fe3 2 SO4 3 9 2 H2O 2 oder vereinfacht Fe3 2 SO4 3 11H2O 5 beziehungsweise Fe3 2 SO4 3 10 11H2O 3 Quenstedtit ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Eisen III sulfat oder besser das Decahydrat von Eisen III sulfat QuenstedtitHellviolette Quenstedtit Kristalle mit blauem Chalkanthit und gelbem Copiapit aus Barranca del Sulfato Mejillones Region Antofagasta ChileAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Qst 1 Andere Namen Eisen III sulfatChemische Formel Fe3 2 SO4 3 9 2 H2O 2 Mineralklasse und ggf Abteilung SulfateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI C 08 VI C 08 060 7 CB 65 29 08 05 01Kristallographische DatenKristallsystem triklinKristallklasse Symbol triklin pinakoidal 1Raumgruppe P1 Nr 2 Vorlage Raumgruppe 2Gitterparameter a 6 18 A b 23 60 A c 6 54 Aa 94 2 b 101 7 g 96 3 2 Formeleinheiten Z 2 2 Zwillingsbildung nach 010 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5Dichte g cm3 gemessen 2 11 bis 2 15 berechnet 2 14 3 Spaltbarkeit vollkommen nach 010 gut nach 100 3 Bruch Tenazitat faserig sprode 4 Farbe hellviolett bis rotlichviolett im Durchlicht farblos bis rosaStrichfarbe weissTransparenz durchsichtigGlanz schwacher Glasglanz SeidenglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 547 4 nb 1 566 4 ng 1 594 4 Doppelbrechung d 0 047 4 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 70 gemessen 82 berechnet 4 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten leicht wasserloslich 3 Quenstedtit kristallisiert im triklinen Kristallsystem und entwickelt durchsichtige tafelige bis kurzprismatische Kristalle bis etwa funf Millimeter Lange 6 und einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen Meist findet sich das Mineral allerdings in Form durchscheinend wirkender krustiger Uberzuge und korniger Mineral Aggregate die eher seidenahnlich schimmern Die Farbe von Quenstedtit variiert zwischen hellviolett und rotlichviolett erscheint jedoch im Durchlicht auch farblos bis rosa Seine Strichfarbe ist dagegen immer weiss Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Friedrich August von Quenstedt 1868 Von einer Studienreise durch Chile die 1883 auch in das Gebiet um Tierra Amarilla in der zur Region de Atacama gehorenden Provinz Copiapo fuhrte brachte Gustav Steinmann unter anderem einige Coquimbit Stufen mit die er dem mineralogischen Institut der Universitat Strassburg uberliess 7 Gottlob Eduard Linck entdeckte darauf bisher unbekannte millimetergrosse Kristalle von rotlichvioletter Farbe und tafelformigem Habitus Er beschrieb das neu entdeckte Mineral 1888 in seinem Beitrag zur Kenntniss der Sulfate von Tierra amarilla bei Copiapo in Chile und benannte es nach dem Geologen Palaontologen Mineralogen und Kristallographen Friedrich August Quenstedt Das Typmaterial des Minerals wird in der Mines ParisTech auch Ecole nationale superieure des mines de Paris in Paris aufbewahrt Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Quenstedtit zur Mineralklasse der Sulfate Chromate Molybdate Wolframate einschliesslich einiger Selenate und Tellurate und dort zur Abteilung der Wasserhaltige Sulfate ohne fremde Anionen wo er zusammen mit Alunogen Coquimbit Kornelit Lausenit Meta Alunogen Paracoquimbit und Rhomboklas die Rhomboklas Coquimbit Gruppe mit der System Nr VI C 08 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Quenstedtit ebenfalls in die Abteilung der Sulfate Selenate usw ohne zusatzliche Anionen mit H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit ausschliesslich mittelgrossen Kationen zu finden ist wo es als Namensgeber die Quenstedtitgruppe mit der System Nr 7 CB 65 und dem weiteren Mitglied Munakatait bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Quenstedtit in die Klasse der Sulfate und Verwandte und dort in die Abteilung der Wasserhaltige Sauren und Sulfate ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 29 08 05 innerhalb der Unterabteilung Wasserhaltige Sauren und Sulfate mit A 2 XO4 3 x H2O zu finden Chemismus BearbeitenIn chemisch reiner Form enthalt Quenstedtit Fe3 2 SO4 3 9 2 H2O bei 10 Anteilen Wasser 41 41 SO3 27 53 Fe2O3 und 31 06 H2O Bei 12 Anteilen Wasser sind entsprechend 40 16 SO3 26 70 Fe2O3 und 33 14 H2O enthalten 3 Bei naturlich entstandenen Quenstedtiten ergaben die Analysen zudem geringe Fremdbeimengungen von Calcium in der Form CaO von 0 4 sowie Spuren von MgO 8 Kristallstruktur BearbeitenQuenstedtit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 Raumgruppen Nr 2 Vorlage Raumgruppe 2 mit den Gitterparametern a 6 18 A b 23 60 A c 6 54 A a 94 2 b 101 7 und g 96 3 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Eigenschaften BearbeitenMit einer Mohsharte von 2 5 steht Quenstedtit an der Grenze zwischen weichen und mittelharten Mineralen Er lasst sich daher zwar nicht mehr wie das Referenzmineral Gips Harte 2 mit dem Fingernagel dafur jedoch leichter als das Referenzmineral Calcit Harte 3 mit einer Kupfermunze ritzen Das Mineral zeigt eine vollkommene Spaltbarkeit nach der Symmetrieebene 010 sowie eine weniger vollkommene aber gute Spaltbarkeit nach dem Orthopinakoid 100 Seine Bruchneigung ist dagegen eher faserig und ahnelt der von Gips 8 3 Quenstedtit lost sich sehr leicht in Wasser und farbt die dabei entstehende dicke olartige Flussigkeit gelblich Seinem Erstbeschreiber zufolge soll diese Flussigkeit einen herben adstringierenden Geschmack besitzen 8 Durch Wasserverlust wandelt sich Quenstedit mit der Zeit in Coquimbit um 9 Mineralproben mussen daher zur Erhaltung in versiegelten Behaltern aufbewahrt werden Bildung und Fundorte BearbeitenQuenstedtit bildet sich in der Oxidationszone von pyritreichen Lagerstatten unter trockenen Klimabedingungen Als Begleitminerale konnen neben dem Verwitterungsprodukt Coquimbit unter anderem noch Copiapit und Romerit auftreten Als seltene Mineralbildung konnte Quenstedtit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden wobei bisher Stand 2018 weniger als 20 Fundorte dokumentiert sind 10 Neben seiner Typlokalitat in Tierra Amarilla in der Region de Atacama fand man das Mineral in Chile noch in den ehemaligen Kupfergruben von Barranca del Sulfato auf der Halbinsel Mejillones der Grube Alcaparrosa am Berg Cerro Alcaparrosa etwa 3 km sudwestlich der Bahnstation Cerritos Bayos nahe Calama und der Grube Quetena in der Kupferlagerstatte von Chuquicamata in der Region de Antofagasta In Deutschland kennt man das Mineral bisher aus der Richelsdorfer Hutte im gleichnamigen Gebirge im hessischen Landkreis Hersfeld Rotenburg den Kupfergruben bei Marsberg im Hochsauerlandkreis von Nordrhein Westfalen sowie aus der Grube Friedrichssegen im Rhein Lahn Kreis von Rheinland Pfalz Weitere bisher bekannte Fundorte sind unter anderem der Hydro Sulfatstollen bei Plaka im Bergbaubezirk Lavrio in der griechischen Region Attika die Fumarolen uber brennender Kohle von Ikushunbetsu nahe Mikasa auf der japanischen Insel Hokkaidō die Silbermine Venus am Fluss Windy Arm etwa 17 km sudlich Carcross im kanadischen Territorium Yukon die Quecksilber Lagerstatte Santimbru Băi im rumanischen Kreis Harghita der Maximilianschacht bei Banska Stiavnica deutsch Schemnitz in der Slowakei sowie das Sulfur Hole deutsch Schwefel Loch nahe der Geisterstadt Calico in Kalifornien und eine unbenannte Fundstelle nahe Montpelier im Muscatine County in Iowa in den Vereinigten Staaten 10 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenG Linck Beitrag zur Kenntniss der Sulfate von Tierra Amarilla bei Copiapo in Chile Mittheilungen aus dem mineralog Institut der Universitat Strassburg No 11 In P Groth Hrsg Zeitschrift fur Krystallographie und Mineralogie Band 15 Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1889 S 1 28 online verfugbar bei archive org Internet Archive Quenstedtit ab S 11 Jimmy N Thomas Paul D Robinson Jen H Fang Crystal structures and mineral chemistry of hydrated ferric sulfates IV The crystal structure of quenstedtite In American Mineralogist Band 59 1974 S 582 586 rruff info PDF 624 kB abgerufen am 8 Juli 2018 C Doelter H Leitmeier Hrsg Sulfate Chrom Molybdan Wolfram Uran Haloidsalze und Salzlagerstatten Band IV Zweiter Teil Springer Berlin Heidelberg 1929 S 552 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Unveranderter Nachdruck 2013 unter der ISBN 978 3 642 49871 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Quenstedtite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Quenstedtit Wiki Webmineral Quenstedtite englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Quenstedtite englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 385 englisch a b c d e f Quenstedtite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 67 kB abgerufen am 8 Juli 2018 a b c d e f Mindat Quenstedtite englisch IMA CNMNC List of Mineral Names Marz 2018 PDF 1 65 MB englisch G Linck Beitrag zur Kenntniss der Sulfate von Tierra Amarilla bei Copiapo in Chile Mittheilungen aus dem mineralog Institut der Universitat Strassburg No 11 In P Groth Hrsg Zeitschrift fur Krystallographie und Mineralogie Band 15 Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1889 S 11 online verfugbar bei archive org Internet Archive G Linck Beitrag zur Kenntniss der Sulfate von Tierra Amarilla bei Copiapo in Chile Mittheilungen aus dem mineralog Institut der Universitat Strassburg No 11 In P Groth Hrsg Zeitschrift fur Krystallographie und Mineralogie Band 15 Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1889 S 3 online verfugbar bei archive org Internet Archive a b c G Linck Beitrag zur Kenntniss der Sulfate von Tierra Amarilla bei Copiapo in Chile Mittheilungen aus dem mineralog Institut der Universitat Strassburg No 11 In P Groth Hrsg Zeitschrift fur Krystallographie und Mineralogie Band 15 Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1889 S 12 online verfugbar bei archive org Internet Archive Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 a b Fundortliste fur Quenstedtit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quenstedtit amp oldid 232946284