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Ein pulsationsveranderlicher Stern ist ein veranderlicher Stern dessen Helligkeit durch einen inneren Anregungsmechanismus mehr oder weniger regelmassig schwankt Bei fast allen pulsationsveranderlichen Sternen ist dies der Kappa Mechanismus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Schwingungsarten 3 Anregungsmechanismen 4 Bedeutung 5 Nichtlineare Effekte 6 Untergruppen 6 1 Vergleich ausgewahlter Klassen 7 Sonstiges 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits 1879 schlug August Ritter vor dass Sterne radial schwingen konnen Vorher war der Lichtwechsel veranderlicher Sterne mit Bedeckungseffekten in einem Doppelsternsystem oder als Rotationslichtwechsel erklart worden Harlow Shapley zeigte jedoch 1914 dass der streng periodische Lichtwechsel von d Cephei nicht mit einem Bedeckungslichtwechsel erklarbar ist die beobachteten Radialgeschwindigkeiten in einem Doppelsternsystem wurden namlich bedeuten dass die Sterne ineinander kreisen mussten Schwingungsarten BearbeitenPulsierende Veranderliche konnen schwingen radial oder nicht radial im 90 Winkel zum Radiusvektor Bei nicht radialen Pulsatoren kann die Ruckstellkraft sein die Gravitation g mode der statische Auftrieb l mode oder der Druck p mode Die Schwingungen konnen erfolgen in den Grundschwingungen und oder in den Oberschwingungen Die Radiusanderung reicht von 0 bei nichtradialen Schwingungen bis zu 10 Prozent bei Cepheiden bei Roten Riesen gibt es einen kontinuierlichen Ubergang der Atmosphare zum interstellaren Medium sodass eine Radiusanderung nicht angegeben werden kann Anregungsmechanismen BearbeitenDer dominierende Anregungsmechanismus ist der Kappa Mechanismus Er beruht auf einer nichtlinearen Opazitat der Transparenz in der Atmosphare des Sterns fur die im Inneren produzierte Energie Wird Energie in einer Schicht teilweise absorbiert so versuchen die ausseren Schichten ins Gleichgewicht zuruckzukommen indem sie kontrahieren Der Stau von Energie in der Absorptionsschicht fuhrt zu einer Expansion und damit wird die Energie freigesetzt Der Uberschuss an Energie in den oberen Atmospharenschichten fuhrt zu einer Expansion der Atmosphare wahrend in der Absorptionschicht die Opazitat wieder ansteigt und der Zyklus von neuem beginnt Der Epsilon Mechanismus dagegen beruht auf einer veranderlichen Rate der Energieerzeugung in der nuklearen Fusion Dieser Mechanismus ist haufig vermutet aber noch nicht durch Beobachtungen bestatigt worden Die Sonne sonnenahnliche Sterne und einige Rote Riesen werden uber Konvektion stochastisch zu Schwingungen angeregt 1 Konvektionszellen transportieren Warme durch den Aufstieg von Material in kaltere Atmospharenschichten und ubertragen dabei auch Bewegungsenergie die Schwingungen in den ausseren Atmospharenschichten anregen konnen 1 Schwingungen eines Sterns konnen auch durch Begleiter in einem Doppelsternsystem angeregt werden Hierbei sind es Gezeitenkrafte die periodisch durch eine exzentrische Umlaufbahn auf den Stern ubertragen werden Ein Beispiel sind die Herzschlagsterne Die Schwingungen werden im Perihel angeregt Durch die innere Reibung werden die Schwingungen gedampft und die Amplitude nimmt bis zum nachsten Periheldurchgang ab 2 Bedeutung BearbeitenDie Bedeutungen der Pulsationsveranderlichen in der Astrophysik sind Cepheiden und RR Lyrae Sterne werden mit Hilfe der Perioden Leuchtkraft Beziehung zur Entfernungsmessung benutzt Die Asteroseismologie erlaubt eine modellunabhangige Analyse des Sternaufbaus Bei doppelperiodischen Pulsationsveranderlichen ist eine Berechnung der Sternmasse moglich Dies kann ansonsten nur in Doppelsternsystemen geschehen Dort kann allerdings durch vorherigen Massentransfer der Aufbau der Sterne von dem eines Einzelsterns abweichen Nichtlineare Effekte BearbeitenBei Roten Riesen werden die Schwingungen nicht an einer Sternoberflache reflektiert sondern laufen weiter durch die aussere Atmosphare Aufgrund der abnehmenden Dichte fuhrt dies zur Entstehung von Schockwellen die Teile der ausseren Atmosphare uber die Fluchtgeschwindigkeit hinaus beschleunigen Das Ergebnis ist ein Massenverlust der bei OH IR Sternen bis zu 10 4 Sonnenmassen pro Jahr erreichen kann Untergruppen BearbeitenAlpha Cygni Sterne sind nicht radial pulsierende Uberriesen mit einem Spektraltyp von Bep bis Aep der Leuchtkraftklasse Ia Die unregelmassig scheinenden Helligkeitsanderungen sind die Folge einer Uberlagerung mehrerer nahe beieinander liegender Perioden Die Zyklenlange betragt einige Tage bis Wochen Beta Cephei Sterne Beta Canis Majoris Sterne Hauptreihensterne mit dem Spektraltyp B0 5 bis B2 und geringen Amplituden Cepheiden sind radial pulsierende Uberriesen mit Perioden zwischen 1 und 130 Tagen und Amplituden von bis zu 2 mag im Visuellen Der Spektraltyp schwankt im Laufe des Lichtwechsels zwischen F und K wobei der Spektraltyp im Minimum spater wird mit der Lange der Periode Die Bedeutung der Cepheiden liegt in der Perioden Leuchtkraft Beziehung weshalb diese Veranderliche als Standardkerzen zur Entfernungsmessung innerhalb und ausserhalb der Milchstrasse verwendet werden Bei den Cepheiden gibt es vier Untergruppen Die klassischen Cepheiden sind junge massereiche Sterne die sich von der Hauptreihe wegentwickelt haben und den Instabilitatsstreifen mehrfach kreuzen Sie gehoren zur Scheibenpopulation und kommen in offenen Sternhaufen vor Die bimodalen Cepheiden vom Typ CEP B schwingen mit mindestens 2 Perioden Der DCEPS Untertyp zeigt eine geringe Amplitude und symmetrische Lichtkurven Diese Cepheiden pulsieren wahrscheinlich in der ersten Oberschwingung Die ungewohnlichen Cepheiden englisch anomalous Cepheids mit dem Prototyp BL Boo Diese Cepheiden haben Perioden von weniger als einem Tag wie RR Lyrae Sterne mit einer Leuchtkraft die eher typisch fur Cepheiden ist und 2 Magnituden uber der von RR Lyrae Sternen liegt Ultra Long Period Cepheids Gelbe Riesen mit einer Periodendauer von 80 bis 150 Tagen deren Lichtwechsel denen klassischer Cepheiden ahnelt Typ II Cepheiden sind Cepheiden bestehend aus alten Sternen die zur spharischen Population gehoren Sie haben typischerweise eine Masse von weniger als einer Sonnenmasse wahrend sie bei den klassischen Cepheiden bei mehr als 3 Sonnenmassen liegt Die Form der Lichtkurve unterscheidet sich zwischen den beiden Cepheiden Arten und ebenso ihre Perioden Leuchtkraft Beziehung Die BL Herculis Sterne haben aber eine kurze Periodendauer von maximal 8 Tagen Die W Virginis Sterne haben eine Periodendauer von 10 Tagen bis 20 Tagen RV Tauri Sterne Helle Riesen und Uberriesen mit Spektraltypen F bis K und abwechselnd tiefen und flachen Minima Die Perioden liegen zwischen ungefahr 30 und 150 Tagen wobei ein langperiodischer Lichtwechsel in der Grossenordnung von 1000 Tagen uberlagert sein kann Die Amplitude kann bis zu 3 mag erreichen Delta Scuti Sterne Kurzperiodische Veranderliche in der Nahe der Hauptreihe mit Perioden von 0 02 bis 0 3 Tagen und meist geringen Amplituden die in Ausnahmen bis zu 0 8 mag erreichen Spektraltyp A bis F SX Phoenix Sterne Wie Delta Scuti Sterne nur zur Population II gehorend Gamma Doradus Sterne Eine homogene Gruppe von Sternen mit dem Spektraltyp F0 bis F2 und einer Position nahe an oder auf der Hauptreihe Die Periode reicht von 0 4 bis 3 Tagen und die Amplitude erreicht bis zu 0 1 mag Langsam pulsierender B Stern SPB blaue Veranderliche vom Spektraltyp B mit Perioden um einen Tag Zu den langperiodischen Veranderlichen gehoren Mirasterne Riesensterne mit spatem Spektraltyp M C oder S mit Emissionslinien Die Lichtkurven sind variabel und die Perioden reichen von 80 bis 1000 Tagen Die Amplitude im Visuellen reicht von 2 5 bis 8 mag Halbregelmassige SR und Unregelmassige L Riesen und Uberriesen des mittleren bis spaten Spektraltyps Es treten Quasiperioden in dem Bereich von 30 bis einigen tausend Tagen auf Schnell pulsierende B Unterzwerge mit Perioden in der Grossenordnung von Minuten bei geringer Amplitude Bei den PV Telescopii Sternen handelt es sich um helium und kohlenstoffreiche Veranderliche mit dem Spektraltyp Bp Die Amplituden uberschreiten nicht 0 1 mag bei Perioden zwischen 0 1 und einem Tag RR Lyrae Sterne Sterne mit einem regelmassigen Lichtwechsel von bis zu 2 mag bei einer Periode zwischen 0 2 und 1 Tag Der Spektraltyp ist A bis F ZZ Ceti Sterne Weisse Zwerge mit sehr kurzen Perioden unter 20 Minuten und geringen Amplituden Neu entdeckte Gruppen pulsationsveranderlicher Sterne die noch keine Namen im General Catalogue of Variable Stars erhalten haben Sonnenahnliche Pulsatoren Die Schwingung wird nicht durch den k Mechanismus sondern durch Konvektionsstromungen aufrechterhalten Eine Gruppe von jungen Sternen in offenen Sternhaufen mit Perioden zwischen 0 1 und 0 7 Tagen und Amplituden im Bereich von weniger als 0 005 mag Im HR Diagramm liegen die Sterne zwischen den SPB und den Delta Scuti Sternen Die Pulsationen konnten durch die Rotation der Sterne angeregt werden 3 RR Lyrae artige Sterne zeigen eine Lichtkurve wie RR Lyrae Sterne wobei sie aber uber eine deutlich geringere Leuchtkraft und Masse verfugen Diese Sterne entwickeln sich nur durch Massenaustausch in engen Doppelsternsystemen 4 In Doppelsternsystem entstandene massenarme Weisse Zwerge mit einer dicken Atmosphare Diese Weissen Zwerge entstehen in Doppelsternsystemen wenn ein Stern sich in einen Roten Riesen entwickeln will aber bei seiner Radiusexpansion Materie den grossten Teil seiner Atmosphare an einen Begleiter verliert 5 Heartbeat Stars Doppelsternsysteme bei denen die Pulsationen vom Begleiter angeregt werden Hybrid Pulsatoren sind erst vor kurzem entdeckte radial schwingende Pulsatoren die sowohl im niederwertigen low order low amplitude p Modus und g Modus wie auch im hoherwertigen high order high amplitude g Modus schwingen 6 7 Sie konnen von daher zu mehreren Untergruppen gleichzeitig gehoren Beispiel Kepler 11145123 KIC 11145123 8 Die meisten Hybrid Pulsatoren gehoren der g Doradus d Scuti Klasse an 9 Vergleich ausgewahlter Klassen Bearbeiten Gruppe typische Spektralklasse typische Masse M typische Periodendauer Amplitude derscheinbaren Helligkeit mag klassische Cepheiden F6 bis K2 4 bis 10 2 bis 45 Tage 0 5 bis 1 5Typ II Cepheiden F bis M 0 4 bis 2 lt 1 Tag bis etwa 150 Tage 0 5 bis 4 5Delta Scuti Sterne A0 bis F8 1 5 bis 2 5 0 02 bis 0 3 Tage 0 02 bis 0 8RR Lyrae Sterne A bis F ca 0 5 0 2 bis 1 2 Tage 0 5 bis 2Alpha Cygni Sterne B bis A 10 bis 40 10 bis 100 Tage 0 01 bis 0 15Beta Cephei Sterne B0 5 bis B2 8 bis 18 3 bis 7 Stunden 0 01 bis 0 2Gamma Doradus Sterne F0 bis F2 1 5 bis 2 0 4 bis 3 Tage lt 0 1Mirasterne Me Se Ce 0 8 bis 3 80 bis 1000 Tage 2 5 bis 11Sonstiges BearbeitenPulsare gehoren trotz der Namensahnlichkeit zu den rotierenden Veranderlichen Der Name stammt von dem gepulsten Radiosignal das bei der Entdeckung der Neutronensterne empfangen wurde Siehe auch BearbeitenVeranderlicher Stern InstabilitatsstreifenLiteratur BearbeitenAlbrecht Unsold Bodo Baschek Der neue Kosmos 5 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 1991 ISBN 3 540 53757 0 Cuno Hoffmeister Gerold Richter Wolfgang Wenzel Veranderliche Sterne 3 uberarbeitete Auflage J A Barth Leipzig 1990 ISBN 3 335 00224 5 John R Percy Understanding Variable Stars Cambridge University Press Cambridge u a 2007 ISBN 978 0 521 23253 1 englisch Rudolph Kippenhahn A Weigert Stellar Structure and Evolution Astronomy and Astrophysics Library Springer Verlag Berlin 1994 ISBN 3 540 58013 1 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Timothy R Bedding u a Gravity modes as a way to distinguish between hydrogen and helium burning red giant stars In Nature Band 471 Nr 4 2011 S 608 611 doi 10 1038 nature09935 englisch Susan E Thompson Mark Everett Fergal Mullally Thomas Barclay Steve B Howell Martin Still Jason Rowe Jessie L Christiansen Donald W Kurtz Kelly Hambleton Joseph D Twicken Khadeejah A Ibrahim Bruce D Clarke A Class of Eccentric Binaries with Dynamic Tidal Distortions Discovered with Kepler In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1203 6115 englisch N Mowlavi F Barblan S Saesen L Eyer Stellar variability in open clusters I A new class of variable stars in NGC 3766 In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2013 arxiv 1304 5266v2 englisch R Smolec u a Pulsation models for the 0 26M sun star mimicking RR Lyrae pulsator Model survey for the new class of variable stars In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1210 6030v2 englisch Pierre F L Maxted u a Multi periodic pulsations of a stripped red giant star in an eclipsing binary In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2013 arxiv 1307 1654v1 englisch Gerald Handler Observational Asteroseismology Wien 2007 1 3 3 Conclusions and outlook S 14 englisch users camk edu pl PDF Habilitationsschrift an der Fakultat fur Geowissenschaften Geographie und Astronomie der Universitat Wien Several interesting individual objects were discovered recently hybrid pulsators showing both low order p and g modes as well as high order g modes C Aerts J Christensen Dalsgaard D W Kurtz Asteroseismology Astronomy and Astrophysics Library Springer Science Business Media Dordrecht u a 2010 ISBN 978 1 4020 5803 5 A Summery of the Different Classes of Stellar Pulsators S 679 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Moreover there is overlap between various classes where so called hybrid pulsators whose oscillations are excited into two different layers and or by two different mechanisms occure Laurent Gizon u a Shape of a slowly rotating star measured by asteroseismology In Science Advances Band 2 Nr 11 16 November 2016 doi 10 1126 sciadv 1601777 englisch advances sciencemag org Artikel e1601777 Laurent Gizon u a Shape of a slowly rotating star measured by asteroseismology In Science Advances November 2016 englisch advances sciencemag org Most known hybrid pulsators including KIC 11145123 belong to the g Doradus d Scuti class 13 Oscillations in these stars are likely to be excited by the opacity p and mixed modes and the convective blocking g modes mechanisms Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pulsationsveranderlicher Stern amp oldid 231713761