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Die Mirasterne sind langperiodische 80 bis 1000 Tage pulsationsveranderliche Sterne mit grossen Amplituden und spaten Spektren Sie sind nach ihrem Prototyp Mira im Sternbild Walfisch lat cetus benannt Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Vorkommen in Sternkatalogen 2 Eigenschaften 2 1 Spektrum 2 2 Perioden 2 3 Lichtkurven 2 3 1 Ursache des Lichtwechsels 2 4 Sternwind 3 Entwicklung 4 Beispiele 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDefinition Bearbeiten nbsp Mira beobachtet mit dem Atacama Large Millimeter submillimeter Array bei einer Wellenlange von 900 mm Mirasterne sind langperiodische rote Riesen mit Emissionslinien und spaten Spektren mit den Spektralklassen Me Se oder Ce Die Amplitude des Lichtwechsels betragt zwischen 2 5 und 11 mag Dies entspricht einer Helligkeitsanderung im Visuellen zwischen dem Faktor 10 und 25000 wahrend die bolometrische Helligkeit nur um den Faktor 2 bis 3 schwankt Sie zeigen eine ausgepragte Periodizitat mit Perioden zwischen 80 und 1000 Tagen Die Amplituden im Infraroten sind geringer als im Visuellen und bleiben meist unterhalb von 2 5 mag Da die Helligkeitsschwankungen zu einem grossen Teil auf der Anderung der Opazitat von Molekulen wie dem Titan II oxid beruht und die Haufigkeit der Molekule vom Spektraltyp abhangig ist werden Sterne mit ahnlichen physikalischen Eigenschaften in Abhangigkeit von ihrer chemischen Zusammensetzung sowohl den Mirasternen als auch den halbregelmassig veranderlichen Sternen zugerechnet Deshalb werden alle veranderlichen Roten Riesen mit Perioden von mehr als 50 Tagen der Gruppe der langperiodischen Sterne zugerechnet was sowohl die Mirasterne die halbregelmassigen als auch die unregelmassig veranderlichen Sterne umfasst 1 Vorkommen in Sternkatalogen Bearbeiten Der General Catalogue of Variable Stars listet aktuell etwa 8000 Sterne mit dem Kurzel M womit etwa 15 aller Sterne in diesem Katalog zur Klasse der Mirasterne gezahlt werden 2 Eigenschaften BearbeitenSpektrum Bearbeiten Die meisten Mirasterne gehoren zur Spektralklasse M mit Titanoxid Banden Nur ein geringer Teil gehort zu den Kohlenstoffsternen C mit Absorptionsbanden der Molekule CN und C2 3 oder der Spektralklasse S mit ausgepragten Zirkonoxid Banden Die Einteilung nach der Spektralklasse ist ein Ergebnis des relativen Anteils von Sauerstoff zu Kohlenstoff Ist weniger Sauerstoff als Kohlenstoff vorhanden so wird aller Sauerstoff im Kohlenmonoxid CO gebunden und der Uberschuss an Kohlenstoff zeigt sich in den CN und C2 Molekulbanden der C Sterne Ist mehr Sauerstoff als Kohlenstoff in der Atmosphare vorhanden so wird der gesamte Kohlenstoff in dem im Optischen nicht nachweisbaren CO gebunden und der verbleibende Sauerstoff bildet Titan II oxid Bei den S Sternen liegt ein annahernd gleiches Verhaltnis von Sauerstoff zu Kohlenstoff vor sodass andere Molekulbanden im Spektrum erscheinen ZrO LaO Unabhangig von der Spektralklasse werden bei Mirasternen die Wasserstofflinien und gelegentlich auch die Spektrallinien anderer Elemente in Emission beobachtet Die Emission wird durch Schockwellen verursacht die durch die ausgedehnte Atmosphare des Roten Riesen laufen Der Nachweis von Lithium in den Atmospharen von Mira und anderen AGB Sternen war lange Zeit ein Ratsel Lithium wird bereits bei Temperaturen von 3 000 000 K unterhalb des Wasserstoffbrennens durch thermonukleare Reaktionen zerstort Da der Stern wahrend dieser T Tauri Phase noch voll konvektiv war sollte alles Lithium umgewandelt worden sein Der Lithium Anteil scheint mit der Pulsationsperiode und damit dem Alter anzusteigen Dies wird als Folge eines Hot Bottom Burning interpretiert Die Konvektionszone reicht in die Schale mit Wasserstoffbrennen und transportiert frisch synthetisiertes Lithium an die Oberflache 4 Perioden Bearbeiten Die Zykluslange der Mirasterne betragt zwischen 80 und bis zu 1000 Tagen Dabei ist die Periodenlange umgekehrt proportional zur Oberflachentemperatur das heisst sie nimmt mit abnehmender Temperatur zu Die beobachteten Periodenanderungen sind meist rein statistischer Natur aufgrund der veranderlichen Form der Lichtkurve Diese Variationen betragen bis zu 5 Prozent der Zykluslange Nur wenige Mirasterne z B R Aquilae T Ursae Minoris R Hydrae BH Crucis und W Draconis zeigen echte Periodenanderungen die auf Radiusanderungen nach einem Heliumflash zuruckgefuhrt werden Bei so einem thermischen Puls werden durch den s Prozess Technetium und andere schwere Elemente produziert die aber nicht bei allen der aufgefuhrten Mirasterne nachgewiesen werden konnten 5 Alternative Modelle beschreiben die Periodenanderungen bei den langperiodischen Veranderlichen als die Folge eines Wechsels des Schwingungsmode oder einer chaotischen Wechselwirkung zwischen der molekularen Opazitat und der Schwingungsamplitude Die Periode des Lichtwechsels ist in erster Naherung nur abhangig vom Radius und der Temperatur des Sterns Dementsprechend kann auch eine Perioden Leuchtkraft Beziehung wie bei den Cepheiden abgeleitet werden Fur das K Band im Infraroten gilt M 1 0 3 5 log P M mittlere absolute Helligkeit P Periodendauer in Tagen Lichtkurven Bearbeiten nbsp Lichtkurve von Mira nbsp Lichtkurve von R AndromedaeDie Lichtkurven der Mirasterne sind in erster Naherung sinusformig Im Gegensatz zu den Cepheiden sind die Lichtkurven selbst veranderlich und ein Zyklus unterscheidet sich stets vom vorangehenden Im Anstieg zum Maximum konnen bei einigen Mirasternen Einsenkungen auftreten die wie bei den Cepheiden wohl auf eine 2 1 Resonanz zwischen der Grundschwingung und der ersten Oberschwingung beruhen Zwischen Form der mittleren Lichtkurve und stellaren Parametern gibt es nur einen schwachen Zusammenhang 6 Daneben zeigen einige Mirasterne zufallig verteilte Helligkeitseinbruche uberlagert dem normalen Lichtwechsel Dies wird mit einer Absorption durch Staubteilchen in der Hulle der Roten Riesen in Verbindung gebracht Ursache des Lichtwechsels Bearbeiten Wie die Cepheiden sind Mirasterne pulsationsveranderliche Sterne Ihr Pulsationsmechanismus beruht ebenfalls auf dem Kappa Mechanismus wobei die temporare Energiespeicherung im Gegensatz zu den Cepheiden nicht auf der Ionisation des Heliums sondern der des Wasserstoffs beruht Aufgrund des Aufbaus der Atmosphare von Roten Riesen fehlt eine scharfe Ubergangsschicht wie bei der Sonne Stichwort Photosphare an der die Dichtewellen reflektiert werden Die Dichtewellen laufen daher als Schockwellen durch die Sternatmosphare mit Geschwindigkeiten von bis zu 10 km s Aufgrund der Ausdehnung der Sternatmosphare brauchen die Schockwellen zwischen etwa hundert und einigen hundert Tagen um sie zu durchlaufen Die visuellen Helligkeitsschwankungen werden durch drei Effekte verstarkt Stefan Boltzmann Gesetz Die gesamte Strahlungsmenge nimmt mit der vierten Potenz der Temperatur zu Wiensches Verschiebungsgesetz Bei geringeren Temperaturen wird ein Grossteil der Strahlung im Infraroten unsichtbar und im Roten beim skotopischen Sehen ist das Auge dort sehr unempfindlich abgestrahlt Der Umrechnungsfaktor Candela Watt nimmt sehr geringe Werte an Bei abnehmender Temperatur kondensieren Molekule z B Titan II oxid in der ausseren Atmosphare und absorbieren Strahlung bestimmter Wellenlangen Mirasterne pulsieren in der Grundschwingung der allerdings Oberschwingungen uberlagert sein konnen Wahrend die Pulsationen im Sterninneren nach theoretischen Modellen sehr regelmassig ablaufen wird die Veranderlichkeit der Lichtkurve durch Konvektionsstromungen und nicht radiale Schwingungen in der ausgedehnten Atmosphare hervorgerufen Andere AGB Sterne die halbregelmassig veranderlichen Sterne pulsieren in der ersten oder zweiten Oberschwingung Fur diese gilt eine andere Perioden Leuchtkraft Beziehung als oben angegeben Die Schwingungen in den ausseren Schichten der Atmosphare von Kohlenstoffsternen kann Material beschleunigen welches in einiger Entfernung von dem Stern zu einer Wolke aus Russ kondensiert Dies kann zu tiefen Minima bei einigen Mirasternen und den verwandten Halbregelmassigen mit einem hohen Kohlenstoffgehalt fuhren aufgrund der Absorption von Licht durch die Staubteilchen Interferometrische Beobachtungen unterstutzen die Annahme eines asymmetrischen Auswurfs von Materie Die Ursache der Asymmetrie ist nicht bekannt 7 Sternwind Bearbeiten Die Schockwellen transportieren Materie in die aussere Atmosphare des Roten Riesen Dort findet eine Kondensation zu Staubteilchen statt die uber den Strahlungsdruck einen zusatzlichen Impuls erhalten Dies fuhrt zu einer Massenverlustrate von bis zu 10 8 bis 10 4 Sonnenmassen pro Jahr Der Staub konnte als Silikat Siliciumcarbid und Kohlenstoffstaub im Infraroten nachgewiesen werden Die Staubteilchen absorbieren Strahlung im optischen und nahen Infrarotbereich und strahlen sie im mittleren und fernen Infrarot wieder ab Mirasterne sind eine bedeutende Quellen von schweren Elementen die in den interstellaren Raum fur nachfolgende Sterngenerationen abgegeben werden Entwicklung BearbeitenMirasterne sind Sterne mittlerer Masse zwischen ca 0 8 bis 3 Sonnenmassen auf dem asymptotischen Riesenast Sie haben einen dichten Kern aus Kohlenstoff uber dem eine Helium brennende Schicht liegt Daruber befindet sich wiederum eine dunne wasserstoffreiche Schicht in der nur zeitweilig ein Wasserstoffbrennen ablauft Es handelt sich um die grossten kuhlsten und leuchtkraftigsten Roten Riesen mit einem Alter zwischen 3 und 10 Milliarden Jahren Das Mira Stadium selbst ist mit einer Dauer von einigen hunderttausend Jahren recht kurzlebig Als Vorganger der Mirasterne werden Rote Riesen mit geringerem Lichtwechsel als halbregelmassige Veranderliche angesehen Als Nachfolger gelten die Kerne Protoplanetarischer Nebel oder Nach AGB Sterne Bei diesen ist die Pulsation beendet und der Stern bewegt sich nach links im Hertzsprung Russell Diagramm zu hoheren Temperaturen Nah verwandt mit den Mirasternen sind die OH IR Sterne die vollstandig in Staubhullen verborgen sind und einen noch hoheren Massenverlust durch Sternwind zeigen Die typische Maser Strahlung von OH IR Sternen konnte auch bei einigen Mirasternen nachgewiesen werden Beispiele BearbeitenMira R Hydrae R Leonis Chi CygniSiehe auch BearbeitenVeranderlicher SternLiteratur BearbeitenC Hoffmeister G Richter W Wenzel Veranderliche Sterne 3 Auflage J A Barth Leipzig 1990 ISBN 3 335 00224 5 J R Percy Understanding Variable Stars Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 23253 1 K Szatmary L L Kiss Zs Bebesi The He shell flash in action T Ursae Minoris revisited In Astronomy and Astrophysics Band 398 2003 S 277 284 doi 10 1051 0004 6361 20021646 S Uttenthaler K van Stiphout K Voet H van Winckel S van Eck u a The evolutionary state of Miras with changing pulsation periods In Astronomy and Astrophysics Band 531 2011 S 88 98 doi 10 1051 0004 6361 201116463 arxiv 1105 2198 Patricia A Whitelock Asymptotic Giant Branch variables in the Galaxy and the Local Group In Variable Stars the Galactic Halo and Galaxy Formation Proceedings of an international conference held in Zvenigorod Russia 12 16 October 2009 Sternberg Astronomical Institute of Moscow University Moskau 2010 arxiv 1201 2997 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mirastern Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Lee Anne Willson Massimo Marengo Miras In The Journal of the American Association of Variable Star Observers Band 40 Nr 1 2012 S 516 arxiv 1207 4094 Variability types General Catalogue of Variable Stars Sternberg Astronomical Institute Moscow Russia Abgerufen am 6 Februar 2019 C Barnbaum R P S Stone P C Keenan A Moderate Resolution Spectral Atlas of Carbon Stars R J N CH and Barium Stars In Astrophysical Journal Supplement Band 105 1996 S 419 bibcode 1996ApJS 105 419B S Uttenthaler T Lebzelter M Busso S Palmerini B Aringer M Schultheis Lithium destruction and production observed in red giant stars In Memorie della Societa Astronomica Italiana Supplement Band 22 2012 S 56 arxiv 1206 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