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Unter einer Parameterdarstellung versteht man in der Mathematik eine Darstellung bei der die Punkte einer Kurve oder Flache als Funktion einer oder mehrerer Variablen der Parameter durchlaufen werden Fur die Beschreibung einer Kurve in der Ebene oder im Raum wird ein Parameter benotigt fur die Beschreibung einer Flache ein Satz von zwei Parametern Parameterdarstellungen des Einheitskreises rot x cos t y sin t displaystyle x cos t y sin t grun x 1 t 2 1 t 2 y 2 t 1 t 2 displaystyle x tfrac 1 tau 2 1 tau 2 y tfrac 2 tau 1 tau 2 Die Parameter t displaystyle t und t displaystyle tau laufen jeweils von 0 bis 3 mit einer Schrittweite von 0 2 Der Parameter t displaystyle t der ersten Darstellung ist die Bogenlange Die zweite Darstellung besteht allein aus rationalen Funktionen Beide Darstellungen erfullen die Kreisgleichung x 2 y 2 1 displaystyle x 2 y 2 1 Eine Kurve Flache mit Parametern zu beschreiben wird Parametrisierung genannt Die Zuweisung von konkreten Werten zu den einzelnen Parametern wird Parametrierung genannt Ein Beispiel ist die Beschreibung des Einheitskreises um den Ursprung eines kartesischen Koordinatensystems in der Ebene Ein moglicher Parameter ist der Winkel t displaystyle t im Koordinatenursprung s nebenstehendes Bild womit man folgende Parameterdarstellung des Ortsvektors r displaystyle vec r in Abhangigkeit von t displaystyle t erhalt r t x t y t cos t sin t f u r 0 t lt 2 p displaystyle vec r t begin pmatrix x t y t end pmatrix begin pmatrix cos t sin t end pmatrix quad mathrm f ddot u r 0 leq t lt 2 pi Die Beschreibung der Bahnkoordinaten eines bewegten Objektes in Abhangigkeit von der Zeit ist ein Beispiel einer Parameterdarstellung in der Physik Ist eine Parameterdarstellung einer Kurve oder Flache bekannt kann zu jedem Parameter satz direkt der entsprechende Punkt der Kurve oder Flache angegeben werden Dagegen ist es meist schwieriger zu entscheiden ob ein gegebener Punkt auf der Kurve oder Flache liegt Kurven oder Flachen konnen auf unterschiedliche Art parametrisiert werden Bei Kurven ist es oft gunstig die Bogenlange gemessen von einem festen Punkt aus entlang der Kurve als Parameter zu wahlen Die Parameter von Flachen oder hoherdimensionalen Gebilden werden oft so gewahlt dass die Parameterlinien orthogonal sind Auch bei relativ einfachen Gebilden ist es nicht immer moglich zu jeder Parametrisierung eine Parameterdarstellung der Koordinaten mit Hilfe von elementaren Funktionen zu finden beispielsweise wenn bei einer Ellipse die Bogenlange als Parameter gewahlt wird Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften der Parameterdarstellungen 2 Parameterdarstellungen von Geraden und Ebenen 3 Regulare Parameterdarstellungen 4 Verallgemeinerung auf hohere Dimension 5 Parametrisierung von NURBS Objekten 6 Einzelnachweise 7 WeblinksEigenschaften der Parameterdarstellungen BearbeitenNeben der Parameterdarstellung gibt es auch andere Moglichkeiten Kurven oder Flachen zu beschreiben In der Ebene beschreibt beispielsweise der Graph einer Funktion eine Kurve im dreidimensionalen Raum kann durch die Funktion z f x y displaystyle z f x y nbsp eine Flache beschrieben werden Dies sind spezielle Parameterdarstellungen wenn man die Funktionsvariablen als Parameter auffasst Sie sind allerdings nicht zur Darstellung von Figuren wie Kreisen oder Kugeln geeignet da sie jedem Punkt der x displaystyle x nbsp Achse oder der x displaystyle x nbsp y displaystyle y nbsp Ebene nur einen Punkt zuordnen konnen Mit der Funktion y f x 1 x 2 displaystyle y f x sqrt 1 x 2 nbsp kann nur ein Halbkreis dargestellt werden Um einen vollen Kreis zu erhalten muss ein weiterer Halbkreis y 2 f x displaystyle y 2 f x nbsp hinzugefugt werden Eine weitere Darstellungsmoglichkeit ist die implizite Beschreibung durch eine Gleichung der Koordinaten beispielsweise F x y 0 displaystyle F x y 0 nbsp Der Einheitskreis lasst sich in dieser Form durch die Kreisgleichung x 2 y 2 1 0 displaystyle x 2 y 2 1 0 nbsp beschreiben Diese Form eignet sich gut um zu prufen ob ein gegebener Punkt auf einer Kurve oder Ebene liegt da lediglich gepruft werden muss ob die Koordinaten die Gleichung erfullen Mit einer solchen impliziten Gleichung konnen nur Objekte beschrieben werden deren Dimension um 1 geringer ist als die des Raumes in dem sie beschrieben werden Eine Gleichung reicht im dreidimensionalen Raum zur Beschreibung einer Flache nicht jedoch um Kurven zu beschreiben Bei einer Parameterdarstellung ist es leicht einzelne Punkte zu berechnen die zur parametrisierten Kurve oder Flache gehoren Sie eignet sich daher gut um diese Objekte zu zeichnen beispielsweise in CAD Systemen Ausserdem lassen sich die berechneten Koordinaten leicht in andere Koordinatensysteme transformieren so dass Objekte relativ einfach verschoben gedreht oder skaliert werden konnen In der Physik eignet sich die Parameterdarstellung zur Beschreibung der Bahn bewegter Objekte wobei meist die Zeit t displaystyle t nbsp als Parameter gewahlt wird Die Ableitung des Ortsvektors r t displaystyle vec r t nbsp nach der Zeit ergibt dann die zeitabhangige Geschwindigkeit v t r t displaystyle vec v t vec r t nbsp die zweite Ableitung die Beschleunigung a t r t displaystyle vec a t vec r t nbsp Ist umgekehrt eine Anfangsposition r 0 displaystyle vec r 0 nbsp und Anfangsgeschwindigkeit v 0 displaystyle vec v 0 nbsp zum Zeitpunkt t 0 displaystyle t 0 nbsp sowie ein moglicherweise orts und zeitabhangiges Beschleunigungsfeld a r t displaystyle vec a vec r t nbsp gegeben erhalt man die Parameterdarstellung der Bahnkurve durch Integration Bei einer konstanten Beschleunigung wie beim schragen Wurf ohne Luftwiderstand ergibt sich beispielsweise folgende Bahnkurve r t r 0 v 0 t t 0 1 2 a t t 0 2 displaystyle vec r t vec r 0 vec v 0 cdot t t 0 tfrac 1 2 vec a cdot t t 0 2 nbsp Parameterdarstellungen werden auch in der Differentialgeometrie verwendet Mit Hilfe von Ableitungen der Ortsvektoren nach den Parametern lassen sich Langen Tangentenvektoren oder Tangentialebenen Krummungen Winkel oder Flacheninhalte bestimmen Zur Berechnung von Langen Winkeln und Flacheninhalten in Flachen ist es nicht notig eine explizite Parameterdarstellung der Flache im Raum zu kennen Es reicht wenn die Metrik erste Fundamentalform der Flache die die Langen entlang den Parameterlinien und die Winkel zwischen den Parameterlinien beschreibt bekannt ist Dies kann bei gekrummten Flachen vorteilhaft sein Parameterdarstellungen von Geraden und Ebenen Bearbeiten nbsp Parameterdarstellung einer Ebene Hauptartikel Parameterform Unter der Parameterdarstellung oder auch Parameterform einer Geradengleichung versteht man die Form r r 0 l u displaystyle vec r vec r 0 lambda cdot vec u nbsp und einer Ebenengleichung die Form r r 0 l u m v displaystyle vec r vec r 0 lambda cdot vec u mu cdot vec v nbsp wobei l displaystyle lambda nbsp und m displaystyle mu nbsp die reellen Parameter sind Der Vektor r 0 displaystyle vec r 0 nbsp ist der Ortsvektor eines Punktes P 0 displaystyle P 0 nbsp auf der Geraden oder Ebene Dieser Punkt heisst Aufpunkt oder Stutzpunkt seinen Ortsvektor r 0 displaystyle vec r 0 nbsp nennt man dann Stutzvektor Den Vektor u displaystyle vec u nbsp in der Geradengleichung nennt man den Richtungsvektor der Geraden die Vektoren u displaystyle vec u nbsp und v displaystyle vec v nbsp in der Ebenengleichung ebenfalls Richtungsvektoren oder Spannvektoren Diese Vektoren durfen keine Nullvektoren die Spannvektoren einer Ebene ausserdem nicht kollinear sein Wenn u displaystyle vec u nbsp in der Geradengleichung ein Einheitsvektor ist entspricht der Parameter l displaystyle lambda nbsp dem Abstand eines Geradenpunktes von P 0 displaystyle P 0 nbsp Die Richtungsvektoren einer Ebenengleichung spannen ein affines Koordinatensystem auf im nebenstehenden Bild durch das blaue Koordinatennetz innerhalb der Ebene angedeutet wobei l displaystyle lambda nbsp und m displaystyle mu nbsp die affinen Koordinaten darstellen Den Ortsvektor eines Punktes Q l m displaystyle Q lambda mu nbsp der Ebene erhalt man indem man zum Ortsvektor r 0 displaystyle vec r 0 nbsp des Punktes P 0 displaystyle P 0 nbsp das l displaystyle lambda nbsp fache des Vektors u displaystyle vec u nbsp und dann das m displaystyle mu nbsp fache des Vektors v displaystyle vec v nbsp addiert Regulare Parameterdarstellungen BearbeitenEine differenzierbare Parameterdarstellung einer Kurve heisst regular wenn ihre Ableitung in keinem Punkt verschwindet sie muss nicht notwendigerweise injektiv sein Allgemein heisst eine differenzierbare Parameterdarstellung regular wenn sie eine Immersion ist das heisst wenn ihre Ableitung uberall injektiv ist das heisst ihr Rang ist grosser gleich der Dimension des Urbilds Verallgemeinerung auf hohere Dimension BearbeitenDie Verallgemeinerung ist naheliegend Es sei K displaystyle mathcal K nbsp eine Karte einer d displaystyle d nbsp dimensionalen differenzierbaren Mannigfaltigkeit M displaystyle mathcal M nbsp Die Karte ist gegeben durch eine n displaystyle n nbsp dimensionale differenzierbare Parametrisierung Fur Punkte P displaystyle P nbsp in K displaystyle mathcal K nbsp gilt also P u 1 u n displaystyle P hat u 1 dots u n nbsp mit differenzierbaren Funktionen u i displaystyle u i nbsp Fur eine beliebige Funktion f P displaystyle f P nbsp der Punkte P displaystyle P nbsp der Mannigfaltigkeit gilt dann fur die Ableitung in Richtung des Tangentialvektors einer Kurve auf M displaystyle mathcal M nbsp die auf der Karte K displaystyle mathcal K nbsp den Kurvenparameter l hat d f d l i 1 n f u i d u i d l displaystyle textstyle frac rm d f rm d lambda sum i 1 n frac partial f partial u i frac rm d u i rm d lambda nbsp Dieses Ergebnis ist wegen der Kettenregel unabhangig von der gewahlten Parametrisierung 1 Parametrisierung von NURBS Objekten Bearbeiten nbsp Nur der Wurfel rechts respektiert die inhomogene Parametrisierung der Kurve In der Computergrafik wird unter der Parametrisierung haufig die Verteilung von Kurven die eine NURBS Flache aufspannen oder von Punkten die eine Kurve aufspannen verstanden Die Flachenlinien heissen Isoparms Isoparametrische Kurven die Punkte auf NURBS Kurven werden Control Vertices CV genannt Die Darstellung dieses Aufbaus entspricht der Parameterdarstellung und tragt in der Branche die Bezeichnung Komponentendarstellung In der Visualisierung rechts sind zwei identisch aufgebaute Kurven zu sehen die keine homogene Parametrisierung aufweisen also zum Beispiel eine hohe Punktdichte unten links Der blaue Wurfel respektiert die CV Verteilung nicht wahrend er die Kurve abfahrt Stattdessen bewegt er sich mit konstanter Geschwindigkeit und geht damit von einer homogenen Parametrisierung aus Der grune Wurfel rechts dagegen respektiert die unterschiedliche Punktdichte und verlangsamt seine Geschwindigkeit stets da wo die CVs eng aneinander stehen Beide Animationen haben die gleiche Lange von 200 Einzelbildern Einzelnachweise Bearbeiten W Maak Differential und Integralrechnung Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1969 Weblinks BearbeitenOnline Parameterdarstellungsplotter Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parameterdarstellung amp oldid 230861102