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Klassifikation nach ICD 10A93 1 Pappataci FieberPhlebotomus FieberSandfliegenfieberICD 10 online WHO Version 2019 Das Pappatacifieber Phlebotomusfieber oder Sandmuckenfieber auch Sandfliegenfieber genannt ist eine durch Sandmucken Gattung Phlebotomus ubertragene Virusinfektion des Menschen Entdeckt wurde es von Alois Pick Verbreitet ist es vom gesamten Mittelmeerraum uber den Nahen Osten Afghanistan und Indien bis nach Sudchina Der Erkrankungsverlauf ist unkompliziert Auch eine Meningoenzephalitis verschwindet ohne spezifische Therapie nach wenigen Tagen Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnungen 2 Erreger und Ubertrager 3 Epidemiologie 4 Krankheitsbild 5 Diagnostik 6 Therapie und Prophylaxe 7 Meldepflicht 8 Literatur 9 EinzelnachweiseBezeichnungen BearbeitenDer Krankheitserreger Viren aus der Familie der Bunyaviridae treten regional verschieden in drei unterschiedlichen Subtypen auf so dass das Pappatacifieber unter vielen verschiedenen Bezeichnungen firmiert Pappataci Fieber Papatasi Fieber Sandmuckenfieber Toskana Fieber Dalmatien Fieber Chitral Fieber Karimabad Fieber oder Pick Fieber auch Dreitagefieber Hundsfieber und Muckenfieber 1 2 Die unter anderem in der ICD 10 genutzte Bezeichnung Sandfliegenfieber von englisch sandfly fever ist ungenau weil die Ubertrager keine Fliegen sondern Sandmucken sind Erreger und Ubertrager BearbeitenSandmuckenfiebervirusSystematikKlassifikation VirenRealm Riboviria 4 3 Reich Orthornavirae 3 Phylum NegarnaviricotaSubphylum PolyploviricotinaKlasse EllioviricetesOrdnung BunyaviralesFamilie PhenuiviridaeGattung PhlebovirusArt Naples phlebovirusTaxonomische MerkmaleGenom und ssRNA segmentiertBaltimore Gruppe 5Symmetrie helikalHulle vorhandenWissenschaftlicher NameNaples phlebovirusKurzbezeichnungSFNVLinksNCBI Taxonomy 1933189ICTV Taxon History 201850165Der Erreger des Pappatacifiebers sind Viren aus der Gattung Phlebovirus der Familie Bunyaviridae die durch Sandmucken ubertragen werden Diese bilden eine Serogruppe genannt Sandmucken Gruppe engl Sandfly fever serocomplex welche fruher als Spezies Sandmuckenfiebervirus alias Phlebotomus Fieber Virus Sandfly fever Naples virus SFNV gefuhrt wurde Inzwischen wurden die Alt Spezies der Sandmuckenfieberviren vom ICTV aufgespaltet und die fruheren Subtypen als eigenstandige Spezies anerkannt nur bei den fruheren Subtyp Toskana Virus TOSV wurden sogar dessen drei Serotypen N T und S benannt nach ihrem ursprunglichen Entdeckungsort Neapel Toskana und Sizilien siehe Abbildung zu Spezies hochgestuft Neapel Phlebovirus Naples phlebovirus SFNV Toskana Virus Serotyp N Toskana Phlebovirus Toscana phlebovirus Toskana Virus Serotyp T Sizilianisches Sandmuckenfiebervirus Sicilian phlebovirus SFSV Toskana Virus Serotyp S Karimabad Virus Karimabad phlebovirus KARV Teheran Virus Tehran phlebovirus THEV nbsp Die Sandmucke Phlebotomus pappatasi wahrend der BlutmahlzeitDiese Viren werden durch verschiedene Sandmuckenarten der Familie Psychodidae Schmetterlingsmucken wahrend der Blutmahlzeit auf den Menschen ubertragen Haufige Arten die in dieser Weise als Vektor der Erreger fungieren sind Phlebotomus perniciosus P perfiliewi und P pappatasi die letztere bevorzugt den Menschen als Hauptwirt Das naturliche Erregerreservoir der Viren sind verschiedene Nagetiere und Fledermause moglicherweise auch Schafe Ziegen und Rinder In diesen Tieren wurden auch nicht humanpathogene Virusarten gefunden die ebenfalls zur Gattung Phlebovirus gehoren und serologisch sehr eng mit den humanpathogenen Virusspezies des Pappatacifiebers verwandt sind Durch eine Blutmahlzeit bei diesen Tieren gelangen die Viruspartikel in die Muckenpopulation Von dort kann das Virus nach etwa sechs Tagen der Infektion und Vermehrung im Insekt auf den Menschen ubertragen werden kann Die Viren konnen sich innerhalb der Muckenpopulation auch vertikal verbreiten d h die Eier der Mucken sind bereits infiziert und die daraus schlupfenden Larven tragen das Virus in sich Transovarielle Infektion Die Sandmucken sind daher Vektor fur die Ubertragung und teilweise auch Reservoirwirt zugleich Epidemiologie Bearbeiten nbsp Verbreitung des Pappatacifiebers und der drei Serotypen des Sandmuckenfiebervirus T Toskana S Sizilien N Neapel Eine jahreszeitliche Haufung des Pappatacifiebers ist im spaten Fruhjahr und Sommer zu beobachten wenn auch die Vermehrung und Aktivitat der Sandmucken am hochsten ist In den Herbst und Wintermonaten tritt die Erkrankung nicht in Erscheinung Das Pappatacifieber ist im gesamten europaischen und nordafrikanischen Mittelmeerraum verbreitet ebenfalls in Teilen Portugals und des sudlichen Alpenraums im Nahen Osten den Staaten am Roten Meer der arabischen Halbinsel Iran Irak Afghanistan Pakistan Nordindien Bangladesch Myanmar Teilen des Himalaya auch in Hohen bis 4000 m Sudtibet und der sudwestchinesischen Provinz Yunnan In diesen Endemiegebieten ist die einheimische erwachsene Bevolkerung durch mehrfache inapparente Infektionen immun wohingegen Kinder oder einreisende Touristen am Pappatacifieber erkranken konnen Bei etwa 0 8 bis 1 der Bevolkerung in Deutschland sind Antikorper gegen das Toskana Virus d h Serotyp N S oder T nachweisbar Krankheitsbild BearbeitenDie meisten Infektionen mit diesen Viren verlaufen ohne Krankheitssymptome die Infektion hinterlasst auch ohne Erkrankung eine lebenslange Immunitat fur den jeweiligen Serotyp eine Reinfektion mit einem weiteren der verschiedenen Serotypen ist aber moglich Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 5 Tagen kommt es zu einem sehr plotzlichen Krankheitsbeginn mit hohem Fieber schwerem Krankheitsgefuhl und sehr starken Kopfschmerzen die besonders an der Stirn und hinter den Augen retrobulbar wahrgenommen werden Hinzu kommen Ubelkeit Schwindel Erbrechen Muskel und Gelenkschmerzen Ruckenschmerzen Steifheitsgefuhl in den Beinen und eventuell eine Rotung der Gesichtshaut Die Symptomatik beginnt nach drei Tagen schwacher zu werden in wenigen Fallen kommt es daraufhin zu einem kurzen Wiederanstieg des Fiebers bevor die Erkrankung endgultig abklingt Ein Schwachegefuhl bleibt oft fur mehrere Wochen bestehen Bei einer haufig hinzutretenden Meningoenzephalitis und serosen Meningitis beim Serotyp Toskana in 2 bis 12 der Falle treten starkere neurologische Symptome auf wie Nackensteifigkeit Meningismus Eintrubung des Bewusstseins Zittern Lahmungen Nystagmus und komatose Zustande Diagnostik BearbeitenDer Diagnose einer akuten Pappatacifieber Erkrankung wird serologisch gesichert Der Nachweis von IgG und IgM Antikorpern gegen das Toskana Virus im Blutserum gilt ebenso wie die Serokonversion oder der 4fache Anstieg des IgG Titers als beweisend fur eine frische oder kurzliche Infektion Im Labor wird hierzu der indirekte Immunfluoreszenztest oder Neutralisationstest verwendet Die Antikorper sind spatestens 5 bis 8 Tage nach Erkrankungsbeginn nachweisbar Der direkte Erregernachweis in der Zellkultur oder mittels PCR spielt in der klinischen Diagnostik kaum eine Rolle Therapie und Prophylaxe BearbeitenDas Pappatacifieber wird nur symptomatisch therapiert eine spezifische antivirale Therapie ist nicht erforderlich und steht auch nicht zur Verfugung Eine medikamentose Senkung des Fiebers und konsequente Schmerzbekampfung reicht meist aus Da ein Impfstoff nicht verfugbar ist beschrankt sich die Vorbeugung auf die Bekampfung der infizierten Muckenpopulationen in den endemischen Gebieten und einem personlichen Muckenschutz Die Exposition gegenuber den Mucken kann durch Moskitonetze mit einer Maschenweite unter 2 mm und der Verwendung von Repellentien erreicht werden Da die Sandmucken besonders nachts aktiv sind ist ein Aufenthalt in Muckengebieten wahrend dieser Zeiten zu vermeiden Meldepflicht BearbeitenDie Erkrankung und der Nachweis des Erregers sind in Deutschland Osterreich und der Schweiz nicht meldepflichtig Literatur BearbeitenW Lang Th Loscher Tropenmedizin in Klinik und Praxis 3 Auflage Stuttgart 2000 S 339f ISBN 3 13 785803 8 R Marre T Mertens M Trautmann E Vanek Klinische Infektiologie Munchen Jena 2000 S 593 ISBN 3 437 21740 2 H Hahn D Falke S H E Kaufmann U Ullmann Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie 5 Aufl Heidelberg 2005 S 568 ISBN 3 540 21971 4 Th Mertens O Haller H D Klenk Hrsg Diagnostik und Therapie von Viruskrankheiten Leitlinien der Gesellschaft fur Virologie 2 Aufl Munchen 2004 S 279 ff ISBN 3 437 21971 5 Christof E Pauli Zur Bedeutung der Infektion mit Sandfliegenfieber Viren in Deutschland Dissertation LMU Munchen 1998 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Wurm A M Walter Infektionskrankheiten In Ludwig Heilmeyer Hrsg Lehrbuch der Inneren Medizin Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1955 2 Auflage ebenda 1961 S 9 223 hier S 207 Pappatacifieber Georg Sticker Hippokrates Der Volkskrankheiten erstes und drittes Buch um das Jahr 434 430 v Chr Aus dem Griechischen ubersetzt eingeleitet und erlautert von Georg Sticker Johann Ambrosius Barth Leipzig 1923 Klassiker der Medizin Band 29 unveranderter Nachdruck Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik Leipzig 1968 S 101 f a b ICTV ICTV Taxonomy history Akabane orthobunyavirus EC 51 Berlin Germany July 2019 Email ratification March 2020 MSL 35 ICTV Master Species List 2018b v1 MSL 34 Feb 2019Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pappatacifieber amp oldid 224495699