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Oreopithecus ist eine ausgestorbene Gattung der Primaten deren Individuen moglicherweise aufrecht gehen konnten Die Gattung gilt nicht als direkter Vorfahre des Menschen Homo sapiens wird aber zu den Stamm Hominoidea gezahlt 1 Die Fossilien von Oreopithecus stammen aus dem oberen Miozan und wurden in die Zeit vor rund 8 bis 7 Millionen Jahren datiert OreopithecusOreopithecus im stadtischen Museum fur Naturgeschichte in MailandZeitliches AuftretenMiozan Vallesium bis Turolium 8 bis 7 1 Mio JahreFundorteToskana Baccinello Casteani Montebamboli Montemassi Ribolla Sardinien Fiume Santo 2 SystematikAffen Anthropoidea Altweltaffen Catarrhini Menschenartige Hominoidea incertae sedisincertae sedisOreopithecusWissenschaftlicher NameOreopithecusGervais 1872ArtOreopithecus bambolii Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung und Erstbeschreibung 2 Merkmale 3 Okologische Bedingungen 4 Systematik 5 Literatur 6 BelegeNamensgebung und Erstbeschreibung BearbeitenOreopithecus ist ein Kunstwort Die Bezeichnung der Gattung ist abgeleitet von griechisch ὄros oros Berg und pi8hkos pithekos Affe Das Epitheton der bislang einzigen wissenschaftlich beschriebenen Art Oreopithecus bambolii verweist auf den Fundort der ersten Fossilien mehrere Unterkiefer am Monte Bamboli nordwestlich von Follonica in der Toskana Oreopithecus bambolii bedeutet somit sinngemass Bamboli Bergaffe Paul Gervais der die Bezeichnung von Gattung und Art Jahr 1872 nach Funden in toskanischen Ligniten festlegte 3 spielte bei der Wahl des Namens der Gattung zugleich auf die bergartig empor ragenden Hocker der grossen Backenzahne an 4 Holotypus der Gattung und zugleich der Typusart Oreopithecus bambolii ist der gut erhaltene bezahnte Unterkiefer eines jugendlichen Individuums siehe Zeichnung 5 1958 wurden von Johannes Hurzeler weitere aus der Toskana stammende Funde beschrieben 6 Danach wurden weitere Uberreste auch auf Sardinien gefunden Sardinien und die Toskana bildeten im Miozan zusammen mit Korsika eine grosse Insel die zu einem zwischen Europa und Afrika liegenden Archipel gehorte 2 Merkmale BearbeitenDie anatomischen Merkmale von Oreopithecus konnten recht gut rekonstruiert werden da nahezu alle Knochen uberliefert sind Demnach besass Oreopithecus bambolii ahnlich wie die spateren Arten der direkten Menschenvorfahren einen relativ kurzen Kiefer mit kleinen Schneidezahnen und ebenfalls relativ kleinen Eckzahnen das Diastema zwischen Schneide und Eckzahn im Oberkiefer war klein oder fehlte Das Foramen magnum lag relativ weit vorn was gemeinsam mit Befunden zum Bau der Knochen des Rumpfes und der Beine als Hinweis auf eine zweibeinige Fortbewegungsweise gedeutet wurde 7 1 Eine Analyse der Handknochen erbrachte Hinweise darauf dass Oreopithecus bambolii zudem die Fahigkeit zum Prazisionsgriff entwickelt hatte 8 Man schatzt die Korperlange dieses Primaten auf 110 cm und das Gewicht auf 32 kg 9 Das Skelett ist gekennzeichnet durch lange Arme Uberaugenwulste und einen fehlenden Schwanz Der grosse Zeh stand vergleichbar mit Ardipithecus ramidus in einem Winkel von 100 vom Fuss ab so dass der ganze Fuss ein Dreibein bildete Diese Fussanatomie ermoglichte keinen schnellen Lauf 10 Aufgrund der langen Arme glaubte man lange Oreopithecus bambolii habe sich schwinghangelnd durch die Baume bewegt Jungere Untersuchungen des kurzen menschenahnlichen Beckens und des Beinskeletts deuten jedoch darauf hin dass er sich vorwiegend aufrecht auf zwei Beinen fortbewegte dies wurde im Jahr 1997 jedoch nicht im Sinne einer stammesgeschichtlichen Nahe zu den direkten Vorfahren der Menschenaffen interpretiert sondern als Folge der Anpassung an das Leben als Endemit auf einer Insel 11 Der These vom aufrechten Gang wurde jedoch 2013 nach Untersuchungen der Lendenwirbelsaule und des Kreuzbeins von Oreopithecus widersprochen 12 Anfang 2020 wurde der Korperbau der Art als vergleichbar mit dem der heute lebenden Gibbons beschrieben 13 Von der Beschaffenheit der Zahne speziell des Zahnschmelzes wurde geschlossen dass Oreopithecus bambolii sich vorwiegend von weichen Fruchten ernahrt hat 14 nbsp Die Typus Exemplare von Oreopithecus rechts der Holotypus nbsp Oreopithecus bambolii IGF 11778 Original vom Fundort Baccinello Provinz Grosseto ItalienOkologische Bedingungen BearbeitenSeine Gliedmassenmorphologie konnte sich unter den Bedingungen einer isolierten Inselokologie entwickeln Abgesehen von zwei fischfressenden Ottern und einem omnivoren vor allem aber pflanzenfressenden Baren gab es auf der toskanisch sardischen Insel keine Raubtiere Vor 6 5 Millionen Jahren bekam die Inselregion Kontakt zum europaischen Festland infolge tektonischer Verwerfungen der Apenninregion 15 und einer beginnenden Austrocknung des Mittelmeeres als Messinische Salinitatskrise bezeichnet 16 17 und wurde von Sabelzahnkatzen wie Machairodus und Metailurus besiedelt Oreopithecus bambolii starb daraufhin aus 18 19 20 Systematik BearbeitenDie Art ist kein direkter Vorfahr des Menschen sondern stellt eine konvergente Entwicklung dar Dafur spricht auch dass sie sich isoliert von den Menschenvorfahren die in Afrika lebten entwickelte 1 Die stammesgeschichtliche Stellung von Oreopithecus bambolii ist umstritten Von einigen Forschern wird die Art in einer eigenen Familie Oreopithecidae als Seitenzweig der Uberfamilie der Menschenartigen Hominoidea zugeordnet von anderen Forschern jedoch als Mitglied der Familie der Menschenaffen Hominidae interpretiert Nach Untersuchungen des Baccinello Fossils aus dem Jahr 1990 steht Oreopithecus bambolii in der stammesgeschichtlichen Nahe von Dryopithecus Literatur BearbeitenAlessandro Urciuoli et al The evolution of the vestibular apparatus in apes and humans In eLife 2020 9 e51261 doi 10 7554 eLife 51261 Jordi Agusti Mauricio Anton Mammoths Sabertooths and Hominids 65 Million Years of Mammalian Evolution in Europe Columbia University Press 2005 ISBN 978 0231116411 Gustav Schwalbe Uber den fossilen Affen Oreopithecus Bambolii Zugleich ein Beitrag zur Morphologie der Zahne der Primaten In Zeitschrift fur Morphologie und Anthropologie Band 19 Nr 1 1915 S 149 254 Otto Garraux Oreopithecus bambolii der Urmensch aus der Toscana In Basler Stadtbuch 1961 S 195 209 Belege Bearbeiten a b c d Bernard Wood Terry Harrison The evolutionary context of the first hominins In Nature Band 470 2011 S 347 352 doi 10 1038 nature09709 a b Jordi Agusti Mauricio Anton Mammoths Sabertooths and Hominids S 193 Paul Gervais Sur un singe fossile d espece non encore decrite qui a ete decouvert au Monte Bamboli Italie In Comptes rendus de l Academie des sciences Band 74 6 Mai 1872 S 1217 1223 Gustav Schwalbe Uber den fossilen Affen Oreopithecus Bambolii 1915 S 151 Universitat Florenz Abbildung des Holotypus Johannes Hurzeler Oreopithecus bambolii Gervais a preliminary report In Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft Basel Band 69 1958 S 1 47 Lorenzo Rook Luca Bondioli Meike Kohler Salvador Moya Sola und Roberto Macchiarelli Oreopithecus was a bipedal ape after all Evidence from the iliac cancellous architecture In PNAS Band 96 Nr 15 1999 S 8795 8799 doi 10 1073 pnas 96 15 8795 Salvador Moya Sola Meike Kohler und Lorenzo Rook Evidence of hominid like precision grip capability in the hand of the Miocene ape Oreopithecus In PNAS Band 96 Nr 1 1999 S 313 317 doi 10 1073 pnas 96 1 313 William L Jungers Body size and morphometric affinities of the appendicular skeleton in Oreopithecus bambolii IGF 11778 In Journal of Human Evolution Band 16 Nr 5 1987 S 445 456 doi 10 1016 0047 2484 87 90072 8 Jordi Agusti Mauricio Anton Mammoths Sabertooths and Hominids S 198 Meike Kohler und Salvador Moya Sola Ape like or hominid like The positional behavior of Oreopithecus bambolii reconsidered In PNAS Band 94 Nr 21 1997 S 11747 11750 doi 10 1073 pnas 94 21 11747 Gabrielle A Russo Liza J Shapiro Reevaluation of the lumbosacral region of Oreopithecus bambolii In Journal of Human Evolution Band 65 Nr 3 2013 S 253 265 doi 10 1016 j jhevol 2013 05 004 Ashley S Hammond et 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Palaeoclimatology Palaeoecology Band 151 1999 S 255 266 Jordi Agusti Mauricio Anton Mammoths Sabertooths and Hominids S 198 199 Raffaele Sardella Remarks on the Messinian carnivores mammalia of Italy In Bolletino della Societa Paleontologica Italiana Band 47 Nr 2 2008 S 195 202 PDF Lorenzo Rook et al The Italian record of latest Miocene continental vertrebrates In Bollettino della Societa Paleontologica Italiana 47 2 2008 S 191 194 PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oreopithecus amp oldid 230820302