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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Gibbons Begriffsklarung aufgefuhrt Die Gibbons Hylobatidae bilden eine Familie baumbewohnender Primaten aus Sudostasien Sie sind die Schwestergruppe der Grossen Menschenaffen Hominidae und werden dementsprechend auch als Kleine Menschenaffen bezeichnet Es werden 20 Arten unterschieden GibbonsWeisshandgibbon Hylobates lar SystematikOrdnung Primaten Primates Unterordnung Trockennasenprimaten Haplorrhini Teilordnung Affen Anthropoidea ohne Rang Altweltaffen Catarrhini Uberfamilie Menschenartige Hominoidea Familie GibbonsWissenschaftlicher NameHylobatidaeGray 1871 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Beschreibung 3 Lebensweise 4 Ernahrung 5 Fortpflanzung 6 Systematik 7 Gibbons und Menschen 7 1 Etymologie 7 2 Gibbons in China 7 3 Bedrohung 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksVerbreitung BearbeitenGibbons kommen in Sudostasien vor ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordostindien Myanmar und Sudchina uber Indochina und die Malaiische Halbinsel bis zu den indonesischen Inseln Borneo und Java In fruheren Zeiten waren Gibbons weiter verbreitet noch in der ersten Halfte des 2 Jahrtausends fand man sie beispielsweise in einem Grossteil Chinas Beschreibung BearbeitenGibbons sind schwanzlose Primaten Auffallend ist dass die vorderen Gliedmassen wesentlich langer als die hinteren sind Dies ermoglicht ihnen die im Tierreich einmalige Fortbewegungsform des Schwinghangelns Brachiation Ihr Daumen wurzelt nahe dem Handgelenk und ermoglicht so einen sicheren Griff um die Aste Ihr dichtes Fell ist schwarz grau oder braun gefarbt ihre Schnauzen sind kurz und die grossen Augen nach vorn gerichtet Die Zahnformel entspricht mit 2 1 2 3 der der Menschenaffen Einige Arten haben einen Kehlsack der ihnen als Resonanzkorper beim Ausstossen ihrer lauten Rufe dient Gibbons erreichen eine Kopf Rumpf Lange von 45 bis 90 cm und ein Gewicht von 4 bis 13 kg wobei der Siamang bei weitem die grosste und schwerste Art darstellt Lebensweise Bearbeiten nbsp SiamangDer Name Hylobates ὑlobaths bedeutet wortlich Waldganger von altgriechisch ὕlh hyle Wald und baths bates aus bainein bainein gehen schreiten wandern Gibbons sind tagaktive Waldbewohner die mit ihren langen Armen und den weit unten ansetzenden Daumen perfekt an die hangelnde Lebensweise angepasst sind Sie schwingen durch die Baume und konnen mit einem einzigen Schwung 3 m zurucklegen Auf dem Boden bewegen sie sich zweibeinig voran Bipedie wobei sie die Arme aus Balancegrunden hoch in die Luft strecken Ihr Verbreitungsgebiet sind in erster Linie tropische Regenwalder manchmal kommen sie auch in Gebirgswaldern bis 1800 m Hohe vor Gibbons leben monogam Ein Paar und sein Nachwuchs lebt in einem Revier das es gegen Eindringlinge verteidigt Gelegentlich findet man auch Einzeltiere meist junge Erwachsene die ihre Familie verlassen mussten Auf der Suche nach einem eigenen Partner verlassen Jungtiere ihre Eltern oder werden von diesen mit Gewalt vertrieben Die Suche nach einem geeigneten Partner kann sich uber mehrere Jahre hinziehen Bei manchen Arten unterstutzen die Eltern ihren Nachwuchs indem sie ein freies Gebiet fur ihn reservieren Gibbons sind streng territorial das Revier eines Paares ist zwischen 25 und 50 ha gross In ihrem Territorium benutzen sie bevorzugte Wanderrouten Es kommt selten zu Kampfen mit Eindringlingen vielmehr versuchen sie ihr Territorium durch laute Rufe und Drohgebarden Hupfen oder Abbrechen von Asten zu verteidigen Auf Grund der starken Bindung an ihr Territorium wandern sie selbst nach heftigen Storungen nicht einfach ab Durch diese Reviertreue sind sie bei Habitatzerstorung besonders gefahrdet 1 Gibbons haben ein grosses Lautrepertoire und es wird oft ein eindrucksvoller durch den Kehlsack verstarkter Gesang aufgefuhrt Die Gesange sind artspezifisch und meist bei Mannchen und Weibchen unterschiedlich Alle Arten von Gibbons ausser Hylobates moloch und H klossii konnen im Duett also abwechselnd singen Mannchen und Weibchen singen jeweils unterschiedliche Strophen und koordinieren ihre Rufe nach festen Regeln Die Duette werden meist am fruhen Morgen bei verschiedenen Arten zu unterschiedlichen Zeiten aufgefuhrt 1 2 Ernahrung BearbeitenGibbons ernahren sich vorwiegend von Pflanzen und nehmen nur selten fleischliche Nahrung zu sich Fruchte machen 44 bis 72 im Mittel 65 der Nahrung aus Blatter 3 bis 45 im Mittel 30 Tierische Nahrung macht im Mittel nur einen sehr geringen Anteil aus 0 bis 25 Da ihre Hauptnahrung Fruchte in verschiedenen Jahreszeiten reifen konnen Gibbons diese Nahrung im ganzen Jahreszyklus auffinden und verwerten Meist fressen sie reifes Obst Gibbons wenden taglich rund 9 bis 10 Stunden fur die Nahrungssuche auf Entsprechend dem Blattanteil im Nahrungsspektrum der betreffenden Art sind die Backenzahne mehr oder weniger grossflachig um diese Nahrung angemessen kauen zu konnen Ermoglicht wird die Verdauung eines grossen Blattanteils durch die Kombination eines einkammerigen Magens mit einem voluminosen Blind und Grimmdarm Durch ihre Nahrungszusammensetzung kommen sie eher mit Vogeln und Eichhornchen in Konkurrenz als mit anderen Primaten Fortpflanzung BearbeitenEs durfte bei den Gibbons keine feste Paarungssaison geben Alle zwei bis drei Jahre bringt das Weibchen ein einzelnes Jungtier zur Welt Zwillingsgeburten sind selten Das Neugeborene klammert sich als aktiver Tragling zunachst an den Bauch der Mutter spater beteiligt sich auch der Vater an dessen Aufzucht Vollstandig entwohnt sind junge Gibbons erst mit eineinhalb bis zwei Jahren und die Geschlechtsreife tritt mit acht bis neun Jahren ein Ihre Lebenserwartung in freier Wildbahn durfte rund 25 Jahre betragen In Zoos wurden einzelne Gibbons deutlich alter ein Alter von etwa 60 Jahren ist belegt 3 Systematik BearbeitenDie Gibbons bilden als Kleine Menschenaffen die Schwestergruppe der grossen Menschenaffen Hominidae Sie werden in vier Gattungen mit insgesamt 20 Arten unterteilt nbsp Die Verbreitungsgebiete der vier Gibbongattungen in SudostasienGattung Symphalangus Siamang S syndactylus Gattung Schopfgibbons Nomascus Westlicher Schwarzer Schopfgibbon N concolor Ostlicher Schwarzer Schopfgibbon N nasutus Hainan Schopfgibbon N hainanus Nordlicher Weisswangen Schopfgibbon N leucogenys Sudlicher Weisswangen Schopfgibbon N siki Nordlicher Gelbwangen Schopfgibbon N annamensis Sudlicher Gelbwangen Schopfgibbon N gabriellae Gattung Weissbrauengibbons Hoolock Westlicher Weissbrauengibbon H hoolock Ostlicher Weissbrauengibbon H leuconedys Gaoligong Weissbrauengibbon H tianxing 4 Gattung Kleine Gibbons Hylobates Kloss Gibbon H klossii Kappengibbon H pileatus Muller Gibbon H muelleri Westlicher Borneo Gibbon H abbotti Ostlicher Borneo Gibbon H funereus Silbergibbon H moloch Schwarzhandgibbon H agilis Weissbartgibbon H albibarbis wird oft als Unterart des Schwarzhandgibbons gefuhrt Weisshandgibbon H lar Gattung Bunopithecus 5 6 Bunopithecus sericus Gattung Junzi Junzi imperialis 7 Gattung Kapi Kapi ramnagarensis 8 5 Gattung Yuanmoupithecus 5 6 9 Die Verwandtschaft der Gibbongattungen und Arten untereinander zeigt folgendes Kladogramm 10 Gibbons Hylobatidae Weissbrauengibbons Hoolock Nomascus Schwarze Schopfgibbons N concolor N hainanus N nasutus Weisswangen Schopfgibbons N leucogenys N siki Gelbwangen Schopfgibbons N gabriellae N annamensis Siamang Symphalangus Hylobates Kappengibbon H pileatus Silbergibbon H moloch Kloss Gibbon H klossii Weisshandgibbon H lar Muller Gibbon H muelleri Weissbartgibbon H albibarbis Schwarzhandgibbon H agilis Zur Verwandtschaft der fruhen Gibbon Vorfahren zahlen vermutlich auch die fossilen Gattungen Pliopithecus und Laccopithecus Am 8 September 2020 berichteten Wissenschaftler uber die Entdeckung eines fossilen Backenzahns in Nordindien mit einem Alter von etwa 13 Mio Jahren Er gehort zu einer neuen fossilen Art dem altesten bekannten Vorfahren der heutigen Gibbons genannt Kapi ramnagarensis 8 11 5 9 Gibbons und Menschen BearbeitenEtymologie Bearbeiten Das Wort Gibbon wurde Ende des 18 Jahrhunderts aus den franzosischen Kolonien in Sudostasien nach Europa gebracht Es soll aus einer dort gesprochenen Sprache stammen bislang fand man aber kein entsprechendes Wort Gibbons in China Bearbeiten nbsp Spielende Gibbons Gemalde des Ming Kaisers Xuande von 1427 Tusche und Farbe auf Papier Nationales Palastmuseum in Taipeh Vor tausend Jahren kamen Gibbons noch im grossten Teil Chinas vor Nordgrenze war der Gelbe Fluss Im 17 Jahrhundert war die Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes der Jangtsekiang 1988 wurde die moglicherweise ausgerottete Unterart Hylobates lar yunnanensis des Weisshandgibbons zuletzt in der Provinz Yunnan gesichtet 12 Gibbons fanden auch Eingang in die chinesische Literatur und Malerei Vor allem die Gesange beeindruckten die Dichter Traurig sind die Rufe der Gibbons in den drei Schluchten von Pa tung Nach drei Rufen in der Nacht netzen Tranen die Kleidung des Reisenden Yuan Sung 4 Jahrhundert zitiert nach Geissmann Es gibt zahlreiche naturalistische Zeichnungen der Gibbons nach taoistischen Vorstellungen konnten sie auch Menschengestalt annehmen 2004 wurde der Schadel einer heute ausgestorbenen Gibbonart in einer 2200 bis 2300 Jahre alten Grabstatte in der Provinz Shanxi gefunden Die Form wurde 2018 als Junzi imperialis erstbeschrieben 7 Bedrohung Bearbeiten In den letzten Jahrhunderten ist das Verbreitungsgebiet drastisch geschrumpft Auch in ihrem ubrigen Verbreitungsgebiet sind Gibbons durch Jagd und insbesondere durch den Verlust ihres Lebensraumes gefahrdet Besonders bedroht sind die Bestande vieler Schopfgibbonarten Die IUCN stuft alle Arten als gefahrdet oder bedroht ein Literatur BearbeitenThomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43645 6 Don E Wilson DeeAnn M Reeder Mammal Species of the World Johns Hopkins University Press 2005 ISBN 0 8018 8221 4 David MacDonald Hrsg Die grosse Enzyklopadie der Saugetiere Konemann Verlag Konigswinter 2004 ISBN 3 8331 1006 6 deutsche Ubersetzung der Originalausgabe von 2001 Robert van Gulik The Gibbon in China An essay in Chinese animal lore Brill 1967 ISBN 978 90 04 00827 4Einzelnachweise Bearbeiten a b Thomas Geissmann Gibbons die singenden Menschenaffen 2014 ISBN 978 3 03304475 3 S 49 gibbons de Thomas Geissmann Duet splitting and the evolution of Gibbon songs In Biological Reviews Band 77 2002 S 57 76 Thomas Geissmann Katja Geschke Barbara J Blanchard Longevity in gibbons Hylobatidae Gibbon Journal 5 2009 S 81 92 Peng Fei Fan Kai He Xing Chen Alejandra Ortiz Bin Zhang Chao Zhao Yun Qiao Li Hai Bo Zhang Clare Kimock Wen Zhi Wan Colin Groves Samuel T Turvey Christian Roos Kristofer M Helgen Xue Long Jiang Description of a new species of Hoolock gibbon Primates Hylobatidae based on integrative taxonomy American Journal of Primatology DOI 10 1002 ajp 22631 a b c d 13 Million Year Old Gibbon Ancestor Discovered in India auf sci news vom 9 September 2020 a b Terry Harrison Evolution of Gibbons and Siamang The Fossil Record and Evolutionary History of Hylobatids in Developments in Primatology Progress and Prospects 20 August 2016 S 91 110 doi 10 1007 978 1 4939 5614 2 4 a b Samuel T Turvey Kristoffer Bruun Alejandra Ortiz James Hansford Songmei Hu Yan Ding Tianen Zhang Helen J Chatterjee New genus of extinct Holocene gibbon associated with humans in Imperial China In Science Band 360 Nr 6395 2018 S 1346 1349 doi 10 1126 science aao4903 a b Bruce Bower A stray molar is the oldest known fossil from an ancient gibbon Ancestors of these small bodied apes were in India roughly 13 million years ago a study suggests In Science News 8 September 2020 Abgerufen am 9 September 2020 a b Nadja Podbregar Ein Zahn wirft neues Licht auf die Gibbon Evolution auf wissenschaft de und Altestes Fossil eines Urzeit Gibbons entdeckt auf scinexx de beides 9 September 2020 Der Gattungsname Kapi ist teilweise als Kabi verschrieben Guido Rocatti und S Ivan Perez 2019 The Evolutionary Radiation of Hominids A Phylogenetic Comparative Study Scientific Reports 9 15267 nature com articles s41598 019 51685 w New Fossil Ape Discovered in India Fills Major Gaps in the Primate Fossil Record auf SciTechDaily 8 September 2020 Quelle Arizona State University Cyril C Grueter Xuelong Jiang Roger Konrad Pengfei Fan Zhenhua Guan Thomas Geissmann Are Hylobates lar Extirpated from China In International Journal of Primatology August 2009 Volume 30 Issue 4 S 553 567 doi 10 1007 s10764 009 9360 3Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gibbons Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Linkseite zu umfangreichen Seiten uber Gibbons Gibbon Conservation Alliance fur den Schutz der Gibbons als bedrohtesten aller Menschenaffen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gibbons amp oldid 233592354