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Die Offiziershochschule fur auslandische Militarkader Otto Winzer war eine Offiziershochschule der Nationalen Volksarmee OHS zur Ausbildung von Offiziersschulern ausschliesslich aus Landern der Dritten Welt mit Sitz in Block IV des Prora Komplexes auf Rugen Der Schulbetrieb wurde im September 1981 aufgenommen und endete im Sommer 1990 Benannt war die Schule nach dem ehemaligen Aussenminister der DDR Otto Winzer Offiziershochschule Otto Winzer XX Aktivitat 1981 bis 1990Tragerschaft NVA Kommando LaSKOrt Prora Komplex Block IV RugenLand Deutschland Demokratische Republik 1949 DDRletzter Kommandeur GenLt Artur Seefeld Otto Winzer Prora Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Namensgebung 3 Grundung und Dienstbetrieb 4 Ausbildung 5 Sonderlehrgange 6 Rucksichtnahme auf kulturelle Unterschiede 7 Herkunftslander der Offiziersschuler 8 Abwicklung 9 Kommandeure 10 Chronologie 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie erste Ausbildung von Militars aus einem Dritte Welt Staat fand ab 1964 in der Flottenschule Parow und anderen Volksmarine Standorten statt Hier wurden zukunftige Marinekader Sansibars ausgebildet Die Ausbildung war gekoppelt mit der Lieferung von Patrouillenbooten an den Inselstaat Ab 1973 wurden von der NVA in Naumburg Kader fur die Sozialistische Republik Vietnam ausgebildet Ebenfalls 1973 begannen Planungen fur die Ausbildung von Kadern aus der Volksrepublik Kongo die jedoch erst wesentlich spater realisiert wurden als der Lehrbetrieb in Prora bereits aufgenommen worden war Ab 1975 wurden Kader fur mosambikanische Grenztruppen ab 1978 libysche Kader fur die Luftstreitkrafte ausgebildet Die Ausbildung fur Angehorige des Sandinistischen Volksheeres Ejercito Popular Sandinista EPS Nicaraguas wurde von nicaraguanischer Seite bereits im Januar 1980 erbeten obwohl oder gerade das EPS erst wenige Monate zuvor gegrundet worden war Schlusselfigur in der Zusammenarbeit zwischen NVA und EPS war der nicaraguanische Verteidigungsminister Comandante de la Revolucion Humberto Ortega Nach Storkmann war Nicaragua Schwerpunktland der Ausbildungshilfe der OHS Otto Winzer 1 Namensgebung Bearbeiten nbsp Dieser Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Ursprunglich standen fur die Namensgebung der OHS drei sozialistische Personlichkeiten zur Auswahl der ehemalige Oberburgermeister von Ostberlin Friedrich Ebert Sohn des Reichsprasidenten Friedrich Ebert der Schriftsteller Ludwig Renn Teilnehmer des Ersten Weltkrieges und Interbrigadist im Spanischen Burgerkrieg und der ehemalige Aussenminister der DDR Otto WinzerWarum die OHS schliesslich nach dem 1975 verstorbenen Winzer benannt wurde ist unklar Grundung und Dienstbetrieb BearbeitenAufgestellt wurde die OHS mit Personal der Offiziershochschule der Landstreitkrafte Ernst Thalmann und der Militartechnischen Schule der Landstreitkrafte Erich Habersaath MTS Ziel der Einrichtung war die Hebung des Ansehens der DDR im Ausland offenbar unabhangig vom finanziellen Aufwand Die Grundung der OHS wurde durch den Verteidigungsminister im November 1980 befohlen Vorgesehen waren 500 Ausbildungsplatze davon 100 fur Politoffiziere und 50 fur die Weiterbildung von Offizieren auf Bataillonsebene Die Ausbildung wurde in sechs Kompanien betrieben Trotz Beschaffungsproblemen und Mangelwirtschaft wurde die OHS in nur einem Jahr aufgebaut Der Ausbildungsbeginn wurde auf den September 1981 festgelegt Die Entscheidung fur den Standort Prora fiel aufgrund der geographischen Abgeschiedenheit die eine relative Geheimhaltung und gute Kontrollmoglichkeiten gewahrleistete Eine Rolle spielte aber auch die Nahe der MTS Erich Habersaath in Bezug auf Ausbildungspersonal und Ausbildungslogistik Erster Kommandeur der OHS war Generalmajor Helmut Geisler 1925 der noch als Leutnant in der Wehrmacht gedient hatte und 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten war Im November 1984 dienten in der OHS 158 Offiziere 31 Fahnriche 55 Berufsunteroffiziere 24 Unteroffiziere auf Zeit und 49 Grundwehrdienstleistende Hinzu kamen 98 Zivildienstbeschaftigte Ein personeller Engpass entstand 1987 durch weitere ausserplanmassige nicaraguanische Ausbildungsforderungen fur 161 Angehorige des Sandinistischen Volksheeres Trotz zusatzlicher Ausbildungskosten von rund 7 2 Mill Mark stimmte die DDR zu 2 Abgesehen von wenigen Ausnahmen ubernahm die DDR die vollen Ausbildungskosten Ausnahmen bildeten insbesondere Libyen und Syrien Die Kostenansatze wurden je nach Ausbildungszeiten zwischen vier und funf Jahren von 58 000 Landstreitkrafte bis zu 116 800 Luftstreitkrafte geschatzt Die rechtliche Situation der Schuler wurde in Regierungsabkommen vertraglich geregelt Wahrend der Ausbildungszeit in der DDR lag die Disziplinargewalt bei den Kommandeuren der Lehreinrichtungen Die Unterbringung und Ausgangsregelungen richteten sich nach NVA Vorschriften Die Offizierschuler erhielten ein monatliches Taschengeld von 200 Mark Unteroffizierschuler 150 Mark Ausbildung BearbeitenDie Ausbildung erfolgte ausschliesslich nach den Bestimmungen der NVA und an deren Waffen und Gerat Die Ausbildungssprache war Deutsch fur die Schuler wurden dafur eigens Sprachkurse an der OHS selbst oder aber am Spracheninstitut der NVA in Naumburg eingerichtet Wahrend des Dienstes wurde die NVA Uniform ohne Emblem getragen vermutlich auch ohne Dienstgradabzeichen Ausser Dienst trugen die Schuler Zivilkleidung an Feiertagen ihre nationalen Uniformen Fur die Ausbildungsfelder Waffentechnische Dienste Kfz Dienst Panzerdienst Chemischer Dienst Ruckwartige Sicherstellung Nachrichtendienst Pionierdienst Artillerie und Mot Schutzenwurden hochschuleigene Programme ausgearbeitet Ein weiteres Ausbildungsfeld war das des Politoffiziers Der gesellschaftswissenschaftliche Anteil umfasste rund 18 des Ausbildungsplans der Ausbildungsschwerpunkt lag daher eindeutig auf klassischen militarischen Feldern 3 In einigen Fallen war der Wegfall der gesellschaftswissenschaftlichen Ausbildung vertraglich geregelt so mit Syrien dem Nordjemen Libyen und der Sozialistischen Fortschrittspartei PSP des Libanon Aufgrund der heterogenen Herkunft der Schuler stiess das Ausbildungspersonal durchaus auf politische Auffassungen die dem eigenen politischen Kanon widersprachen So sahen Kongolesen die Sowjetunion schlicht als zweite Supermacht an und waren generell an der fruheren Kolonialmacht Frankreich orientiert Im Gegensatz zu Schulern aus dem arabischen Raum besassen die Athiopier kein negatives Israelbild und hielten die israelische Besetzung arabischer Gebiete als Selbstschutz fur gerechtfertigt 4 Sonderlehrgange BearbeitenEin erster Sonderlehrgang fand auf Wunsch des Ministeriums fur Verteidigung Nicaraguas statt d h Humberto Ortegas der seine eigene militarische Ausbildung 1967 68 in Kuba und Nordkorea absolviert hatte Der Sonderlehrgang mit 100 Teilnehmern fand von September 1985 bis Februar 1986 statt von denen 98 erfolgreich abschlossen Fur diese zusatzliche Ausbildung mussten von anderen NVA Einheiten weitere Ausbilder zur Verfugung gestellt werden so z B 15 Angehorige des Fallschirmjagerbataillons 40 Wiederum auf Wunsch Nicaraguas fand ein zweiter Sonderlehrgang von November 1987 bis Oktober 1988 statt Er wurde von 99 Absolventen auf den Feldern Mot Schutzen und Aufklarungszugfuhrer abgeschlossen Parallel zum Lehrbetrieb in Prora wurden ausserdem unter strengster Geheimhaltung 180 auslandische Soldaten vom August 1986 bis April 1988 an der Unteroffizierschule I Rudolf Egelhofer in Weisskeissel ausgebildet Die nicaraguanische Herkunft der Auslander erschloss sich spater lediglich aus Zeitzeugenbefragungen da keine entsprechenden Dokumente uberliefert sind 5 Hintergrund beider Lehrgange war offensichtlich der Contra Krieg der sich Mitte der 1980er Jahre auf dem Hohepunkt befand und alle Ressourcen des Sandinistischen Volksheeres in Anspruch nahm Rucksichtnahme auf kulturelle Unterschiede BearbeitenBei der Zusammensetzung der Ausbildungskompanien wurde auf regionale bzw kulturelle Gemeinsamkeiten Rucksicht genommen Auch wurde fur die meist aus tropischen bzw subtropischen Regionen stammenden Schuler im Winter auf die Gelandeausbildung verzichtet Fur Muslime wurde ein Gebetsraum eingerichtet auf dem Schlachthof Bergen eigens Schafe fur den Ramadan geschachtet eher inoffiziell auch in den Teekuchen der Kaserne Christliche Schuler wie z B die uberwiegend katholischen Nicaraguaner waren offenbar auf Kirchen in der Umgebung angewiesen Ein spezifisches Problem ergab sich mit der militarischen Ausbildung Jugendlicher Entgegen den Abkommen dass nur Schuler ab dem vollendeten 18 Lebensjahr ausgebildet werden durften hatte Nicaragua auch einen 15 und einen 16 jahrigen Kursanten entsandt sowie mehrere 17 Jahrige Trotz Bedenken von deutscher Seite verblieben diese jedoch in der Ausbildung Die beabsichtigte Geheimhaltung der Einrichtung bzw des Ausbildungsbetriebs gelang nicht da die Schuler in Binz oder Bergen auf Rugen in Bars und Gaststatten verkehrten Einige Schuler wohnten offenbar auch dauerhaft in privaten Quartieren Die Ausgangsregelungen waren relativ freizugig Herkunftslander der Offiziersschuler BearbeitenNicaragua Sandinistisches Volksheer Palastina PLO Kuba Tansania Demokratische Volksrepublik Athiopien Volksrepublik Mosambik Sozialistische Republik Vietnam Laos Volksrepublik Kampuchea Kambodscha Afghanistan Syrien Simbabwe Sambia Volksrepublik Kongo Jemenitische Arabische Republik Nordjemen Volksdemokratische Republik Jemen Sudjemen Demokratische Volksrepublik Korea Nordkorea Anfragen zur Ausbildungmoglichkeit kamen auch aus Benin Mexiko Uganda Panama der SWAPO sowie aus kommunistischen Parteien Guatemalas und Costa Ricas Die Anfragen wurden offenbar jedoch entweder abschlagig beschieden oder die Ausbildung kam aus anderen Grunden nicht zustande 6 Abwicklung BearbeitenDie Veranderungen der politischen Lage ab Oktober 1989 wurden an der OHS spatestens spurbar als im Januar 1990 nordkoreanische Offizierschuler ihren Jahresurlaub nahmen und nicht zuruckkehrten Im Marz prufte eine kubanische Besucherkommission ob die Ausbildung ihrer Kader noch moglich sei Das Ergebnis scheint negativ ausgefallen zu sein da bis Ende August alle kubanischen Schuler abgezogen wurden Am 10 September 1990 befahl der Kommandeur die Regelung des Ausbildungsbetriebs bis zum 3 Oktober dem Tag der deutschen Einheit Am 22 September ubergab Generalmajor Seefeldt die Dienstgeschafte an Oberst Schafer Am 3 Oktober wurde die Schule in Offizierhochschule der Bundeswehr Prora umbenannt Sie wurde im April 1991 aufgelost und dem Nachkommando der MTS unterstellt Kommandeure Bearbeiten1981 1986 Generalmajor Helmut Geisler 1925 1986 1990 Generalmajor Generalleutnant Artur Seefeldt 1930 2018 Chronologie Bearbeiten2 Dezember 1980 Kommandeur Generalmajor Helmut Geisler nimmt seine Tatigkeit auf 1 Juni 1981 Formale Inkraftsetzung der Ausbildungsprogramme 1 September 1981 Aufnahme der Lehrtatigkeit Verleihung des Ehrennamens Otto Winzer durch Ministerbefehl 9 Dezember 1981 Verleihung der Truppenfahne durch Generaloberst Horst Stechbarth Ehrengast ist die Schwester Otto Winzers Ella Rumpf 1907 2002 7 Oktober 1983 Verabschiedung der ersten Absolventen die aus der Volksrepublik Kongo stammen 1 September 1984 Dem Wissenschaftlichen Rat der OHS wird das Recht zur Verleihung akademischer Titel verliehen 21 Februar 1986 Der Vorsitzende des Staatsrates der DDR Erich Honecker verleiht der OHS den Vaterlandischen Verdienstorden in Gold 18 Marz 1986 Erste Lehrerkonferenz der OHS November 1986 Ubergabe der OHS durch Stechbarth von Geisler an Generalmajor Seefeldt Juli 1987 Eine Delegation der OHS besucht eine OHS in Odessa Ukrainische Sowjetrepublik September 1989 Eine Delegation der OHS besucht die OHS Wilhelm Pieck in Ho Chi Minh Stadt ehemals Saigon Vietnam 22 September 1990 Ubergabe des Kommandos von Generalleutnant Seefeldt an Oberst Schafer 3 Oktober 1990 Umbenennung der OHS Otto Winzer in OHS der Bundeswehr Prora April 1991 Auflosung und Unterstellung unter das Nachkommando der MTS Literatur BearbeitenDieter Reinhardt Meine Zeit Offiziershochschule Otto Winzer Hullhorst 2003 ISBN 3 920621 09 3 Klaus Storkmann Geheime Solidaritat Militarbeziehungen und Militarhilfen der DDR in die Dritte Welt Ch Links Verlag Berlin 2012 herausgegeben vom Militargeschichtlichen Forschungsamt als Band 21 der Reihe Militargeschichte der DDR ISBN 978 3 86153 676 5 Klaus Froh Rudiger Wenzke Hg Die Generale und Admirale der NVA Ein biographisches Handbuch 4 Aufl Berlin 2000 S 99 177 f ISBN 3 86153 209 3Weblinks BearbeitenInformationen zur OHS bei denk mal prora de Videoaufnahmen des ehemaligen Gelandes der OHS vom Sommer 2014 auf youtube comEinzelnachweise Bearbeiten Storkmann S 399 Heinz Kessler an Ortega v 30 Mai 1987 zitiert nach Storkmann S 431 Storkmann S 436f Storkmann S 448f Storkmann S 440 Storkmann S 76f 120f 402 Ella Winzer 1907 2002 die Schwester Otto Winzers war in erster Ehe mit dem 1934 ermordeten Rudolf Schwarz verheiratet Nach seinem Tod heiratete sie Willy Rumpf den Bruder von Erna 1904 1975 der Ehefrau Otto Winzers Traueranzeige fur Erna Winzer in Neues Deutschland vom 23 Dezember 1975 Kommando LaSK der Landstreitkrafte der NVA Kdo MB III Kdo MB V40 ARB ATZ 40 FJABas 40 GeWA 40 IBB 40 LStR 40 MTS der LaSK NB 40 OHS der LaSK OHS fur AMK PiBB 40 RAZ 40 WSB 40 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Offiziershochschule fur auslandische Militarkader Otto Winzer amp oldid 234732126