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Die Ruinen von Milreu in der portugiesischen Gemeinde Estoi stellen einen der bedeutendsten Belege romischer Wohn und Wirtschaftskultur zu Beginn des 1 Jahrhunderts n Chr ausserhalb des Kernlandes Italien dar und sind damit ein reprasentatives Beispiel fur eines im Verlauf der romischen Kaiserzeit anwachsenden und florierenden Landgutes der villa rustica in Hispanien Milreu Faro MilreuLage der Villa von Milreu in der Algarve SudportugalMilreu Gebaudeeinheit A bis J aktuell sichtbarIm Hinblick auf eine lange Forschungsgeschichte befindet sich Milreu nicht nur im Fokus archaologischer Untersuchungen sondern wartet ebenfalls als lohnendes Ausflugsziel in der Algarve in Sudportugal auf Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 3 1 Geschichte 3 2 Romische Villa 3 2 1 pars urbana wohnen A 3 2 2 pars rustica wirtschaften 3 2 2 1 Olmuhle C 3 2 2 2 Weinkelterei D 3 2 2 3 Wohnbau und Wirtschaftshof F 3 2 2 4 Gewerbebau H 3 2 3 Mausoleen E 3 2 4 Aula G 3 3 Nachromische Nutzung 3 3 1 Gutshaus 4 Denkmalschutz 5 Museum 6 Bilder 7 Bewertung 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenGelegen in der Provinz Algarve Sudportugals befindet sich die Anlage ca 7 9 km nordlich der Hafenstadt Faro dem ehemalig romischen Ossonoba Berichte antiker Autoren wie Strabon 1 und Plinius der Altere 2 beschreiben Ossonoba als eine der wichtigsten Hafenstadte der Region Zu Fussen des Kustengebirges Serra de Monte Figo befindet Milreu sich in direkter Nahe zu dem Ort Estoi Das Landschaftsbild ist durch Obstplantagen Orangenhaine und fruchtbare Garten gepragt die durch ausreichend naturlich vorkommendes Wasser gespeist werden Begunstigt durch ein besonders mildes Klima bietet dieser Landstrich die ideale Grundlage fur Landwirtschaft Befunde aus romischer Zeit belegen diesen bis in die Gegenwart andauernden Zustand 3 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Estacio da Veiga nbsp Plan Milreu 1877Andre de Resende vermutete 1770 aufgrund von Marmorsaulen und anderen Funden aus romischer Zeit dass Milreu das romische Ossonoba sei Grundlage dieses Missverstandnisses war ein Bericht des arabischen Geographen Al Rassis aus dem 16 Jahrhundert Al Rassis beschrieb dort nachweislich die Ruinen von Ossonoba De Resende glaubte nun ebendiese Ruinen vor sich zu haben als er auf die Uberreste Milreus stiess Dieser Irrtum sollte bis in das 19 Jahrhundert hinein Bestand haben Erste archaologische Ausgrabungen fanden ab Mitte des 19 Jahrhunderts im Jahre 1877 unter der Leitung von Sebastiao Phillipes Martins Estacio da Veiga statt Weiterhin der Auffassung es handle sich dabei um Ossonoba veranlasste Estacio da Veiga die bis heute umfassendste Freilegung der Anlage So wurden alle heute bekannten Baueinheiten der Villa ausgenommen dem Speicherbau H schon damals ergraben und auf einem Lageplan verzeichnet der lange Zeit einzige informative Bezugsquelle blieb Denn bereits nach Abschluss der Grabungskampagne wurden weite Teile der freigelegten Villa wieder zugeschuttet Anschliessende Terrassierungen zur landwirtschaftlichen Nutzung zerstorten dabei einige Bereiche des antiken Baubestandes Folge war die Fokussierung auf die sichtbar gebliebenen Baueinheiten wie im Besonderen der pars urbana A der Badeanlage B und dem Heiligtum G 1897 wurden unter der Leitung von J M Pereira Botto die archaologischen Gelandearbeiten in Milreu fortgesetzt Botto konzentrierte sich diesmal auf die Badeanlage B und den Kultbau G sowie dessen Anbauten Die 1889 prasentierten Ergebnisse der Untersuchungen beinhalteten ebenfalls einen Gebaudeplan der anders als jener von Estacio da Veiga weniger detailliert war 1932 wird das Areal als historisches Monument von nationaler Bedeutung Monumento Nacional eingestuft und steht seitdem unter Denkmalschutz Vier Jahrzehnte nach Abschluss der Ausgrabung Bottos wurden die Gelandearbeiten 1941 unter M Lyster Franco wiederaufgenommen Hintergrund war die Notwendigkeit den Ruinenbestand zu reinigen und zu konservieren Dies erfolgte auf Initiative der damaligen Denkmalschutzbehorde Direccao Geral dos Edificios e Monumentos Nacionais DGEMN Im selben Jahrzehnt sollte nun endlich der Irrtum um die falschliche Gleichsetzung von Ossonoba mit Milreu korrigiert werden Abel Viana Schulinspektor und Privatgelehrter legte 1940 Reste eines romischen Forums im Bereich der Kathedrale in der Altstadt Faros frei Hinzu kam der Verweis auf den fehlenden Meereszugang des vermeintlichen Ossonoba Folglich so Viana musste es sich in Milreu um einen landlichen Siedlungsplatz im Hinterland der Hafenstadt Ossonoba handeln Bis Mitte der 1990er Jahre wurde es dann durch das Deutsche Archaologische Institut DAI untersucht Dabei wurden primar die im 3 Jahrhundert errichteten Gebaude gefunden 1971 begannen in diesem Zusammenhang neue systematische Ausgrabungen und Restaurierungen der Mosaikreste 1997 widmete sich ein Gemeinschaftsprojekt bestehend aus der Fritz Thyssen Stiftung in Koln welche unterstutzend Mittel zur Verfugung stellte und der Goethe Universitat Frankfurt unter der Leitung von Felix Teichner sowie in enger Zusammenarbeit mit dem Instituto Portugues do Patrimonio Arquitectonico in Faro und den Universitaten Jena Galway in Irland und Budapest einer archaologischen Studie zu Geschichte und Wirtschaftsformen romischer Villen in der Provinz Lusitania Die Bruchsteinsockel und Lehmwande des 1 Jahrhunderts blieben dagegen zunachst unerforscht 4 Heute ist das Areal in Form eines Freilichtmuseums der Offentlichkeit zuganglich und informiert Besucher uber Wohn und Wirtschaftskultur der Romer zur Kaiserzeit in der Algarve Portugal Baugeschichte BearbeitenGeschichte Bearbeiten Nicht erst zu romischer Zeit ist uns das Gebiet um die Fundstelle Milreu bekannt Rund um die Anlage lassen sich vor und fruhgeschichtliche Siedlungsstellen lokalisieren Grund hierfur durfte die Handelsroute nach Norden gewesen sein die sich bis in den Alentejo hinein nach verfolgen lasst Ein weiteres Kriterium das mit der dauerhaften Niederlassung an diesem exklusiven Standort in Verbindung steht ist der enorme Wasserreichtum der Region Wie zuvor einleitend erwahnt bildet es die existenzielle Grundlage fur erfolgreichen landwirtschaftlichen Ertrag und dem damit verbundenen gewinnbringenden wirtschaftlichen Nutzen Im historischen Siedlungsgebiet Guardians nach Ptolomaios oder der Conii nach Strabon der heutigen Algarve lasst sich bereits ab dem 2 Jahrhundert v Chr eine langsame aber stetige Wandlung im Bereich von Wohn und Wirtschaftskultur erkennen Trotz Unruhen im 2 und 1 Jahrhundert v Chr in dem nordlichen und mittleren Teil der Provinz Hispania citerior am westlichsten Rand der antiken Welt blieb das sudliche Gebiet weitestgehend verschont Grund hierfur mogen mehrere Faktoren gewesen sein Zum einen boten der nordlich verlaufende Gebirgszug und der Fluss Anas eine naturliche Barriere und zum anderen die lange felsige Kustenlinie Schutz vor Einfallen und Unruhen Unter dieser gunstigen Voraussetzung sollte der gesamte Landstrich bald von zentraler wirtschaftlicher und politischer Bedeutung sein nicht zuletzt durch die Errichtung der an der Kuste gelegenen Stadte Ossonoba und Balsa Wie zuvor erwahnt handelt es sich bei Ossonoba um eine Hafenstadt Sie bildete das wirtschaftliche Handelszentrum der Region Vertrieben wurden unter anderem Garum Wein und Ol Bezugsquelle waren Latifundien im Um und Hinterland so auch jenes von Milreu 5 Romische Villa Bearbeiten nbsp Wohnanlage von Milreu Blickrichtung von Sudwest nach Nordost Hintergrund GutshofEine romische villa umfasste die pars urbana den Wohnteil und die pars rustica den Wirtschaftsteil Der aus Baetica stammende Lucius Iunius Moderatus Columella fuhrt zudem noch einen dritten Teil ein die pars fructuaria Das sich um den zentralen Peristylhof ausbreitende heutige Areal ist ein Bauentwurf des 2 Jahrhunderts als man uber der alteren Villa ein neues Gebaude mit grossem Peristyl und Atrium errichtete Diese Villa wurde bis Ende des 3 Jahrhunderts genutzt Der folgende Umbau betraf primar die Wirtschaftseinheit Es sind nun Unterkunfte fur das Gesinde und eine Weinkelterei zu identifizieren Zum Wirtschaftshof gehorten neben der Weinkelterei und einer gewaltigen Olmuhle mit funf Presstennen auch drei Kellerraume zur Bevorratung von Ol Das Peristyl umschloss einen Garten mit Wasserbecken An einer Schmalseite gruppierten sich rund um ein kleines Atrium mit Springbrunnen die Privatgemacher mit einzelnen beheizten Raumen An der gegenuberliegenden Seite diente ein grosser rechteckiger Raum mit Apsis als Triclinium Daneben lag eine beachtenswerte Badeanlage das Balneum pars urbana wohnen A Bearbeiten nbsp geometrisches MosaikIn der Gestaltung des Wohnbereiches spiegelte sich durchaus der Reichtum und das gesellschaftliche Selbstverstandnis des jeweiligen Besitzers wider Durch die landlich abgeschiedene Lage unterlag der Bauherr nicht unbedingt baulichen Beschrankungen daher haben sich kaum modularisierte Bautypen herausgebildet anders als beispielsweise im stadtischen Wohnhausbau Trotzdem gab es einige architektonische Elemente die sich in der einen oder anderen Form in der pars urbana erkennen lassen Bereits der prachtige Eingangsbereich das Vestibul dessen Wande bemalt der Boden verziert mit Mosaiken und den sich gegenuberliegenden Wasserbecken die einst von Halbkuppeln uberdeckt wurden lasst erahnen welch imposanten Eindruck der Eintritt bei dem Besucher hinterlassen haben muss Vom Peristyl aus erreichte man bequem samtliche Bereiche der Wohnanlage Mit einem Ausmass von 24 30 m auf 28 m und einer Saulenumgangsbreite von 3 m bot es ausreichend Komfort fur Mussiggang oder Geschafte Auch hier ist der Boden mit Mosaiken ausgeschmuckt Die Darstellung reicht von einfachen geometrischen Mustern bis hin zur Abbildung figurlich maritimer Inhalte Vom peristylum aus gelangte man zu den angrenzenden Raumen Die offen gestaltete Portikus mit Durchblick durch die Saulenreihen erlaubte einen Blick zum Gartenteil und dem grossen Wasserbecken Ursprunglich befanden sich auf den jeweiligen Langsseiten 8 Saulen und auf den Schmalseiten 6 Saulen Dieser markante Bautyp mit zentralem peristylum findet sich nicht nur vergleichbar im Kernland selbst wieder sondern auch in Schriftquellen So schreibt Plinius der Jungere im 1 Jahrhundert n Chr uber die architektonischen und kunstlerischen Vorstellungen der fuhrenden romischen Gesellschaftsschicht in Bezug auf die Gestaltung landlichen Besitzes welche unbedingt reprasentative Inszenierung erforderlich machte Das Triclinium gelegen an der Westseite des Peristyls bestand aus einer insgesamt 11 m langen Raumflucht mit Vorraum und einem quadratischen Mittelraum und der nach Osten abschliessenden Rundapsis von 6 m Breite Nur ansatzweise lasst sich die reiche Verzierung dekorativer Mosaiken erahnen da hier ausschliesslich wenige Reste vorgefunden wurden Allerdings haben sich im hinteren Teil des Saales kleine Mauern in U Form erhalten Hierbei handelt es sich um die clinae Liegebanke zum Verweilen und Einnehmen von Speisen 6 nbsp Apodyterium Umkleidebereich mit Wandnischen zur Aufbewahrung von KleidungNeben Speis und Trank war es durchaus Sitte seine Gaste zu einem Bad in die Thermen B einzuladen Diese erreichte man uber das Vestibul Neben der Badeanlage findet sich hier auch eine Umkleidemoglichkeit das Apodyterium welches fur eine villa ungewohnlich gross ausfallt Zur Ausstattung gehorten kleine Nischen in denen sich Platz fur das Ablegen und Unterbringen der Kleidung fand ebenso wie fur die Bereitstellung von Salben und Olen zur Hautpflege Die Anlage in Milreu stammt aus dem 3 Jahrhundert Um den gesamten Gebaudekomplex mit genugend Wasser versorgen zu konnen hatte man entweder Regenwasser in Zisternen sammeln oder zum Beispiel einen Stausee anlegen konnen Im Falle Milreus kam das Wasser vom Hanggelande Hier befanden sich dort wo heute Estoi liegt mehrere Quellen 7 pars rustica wirtschaften Bearbeiten Bereits in der ersten Siedlungsphase waren die pars urbana und die pars rustica klar voneinander zu unterscheiden Begunstigt durch die wasserreiche Region konnten grosse Weinberge und Olivenplantagen aufgebaut werden Nachdem die Anlage schon in augusteischer Zeit in Betrieb war wurden im ersten Jahrhundert die Weinkelterei und die Olpresse aufgebaut Der so erwirtschaftete Uberfluss floss in die Erneuerung des Wohngebaudes Einige Teile der Wirtschaftsbauten wurden ebenfalls erneuert und ausgebaut Darunter Lagerraume Zugangsrampen und ein ganzer Wirtschaftshof samt Wohnunterkunften im Sudosten der Anlage In der Zeit der Tetrarchie wurde die Wohnanlage nach Norden hin ausgebaut und die Kelterei wurde aus diesem Grund in einen nach Osten hin verschobenen Keltereitrakt verlegt Ausserdem wurde eine dreischiffige Lagerhalle im Westen gebaut Die ersten Reduzierungen in Valentianisch Theodorischer Zeit erfolgten im Bereich der Olmuhle und dem sudostlichen Wirtschaftshof Trotzdem blieb die Anlage auch in nachromischer Zeit in Betrieb 5 Olmuhle C Bearbeiten nbsp Dolia zum aufbewahren von Olivenol aus der Olmuhle von Milreu bei der Ausgrabung 1998Die im Norden der Anlage gelegene Olpresse ist in ihrer Grosse und Vollstandigkeit bisher einzigartig im romischen Lusitanien Ursprunglich bestehend aus funf Presseinheiten zwei Kellern und einer Abfullanlage begann die Villa schon in der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr mit dem Pressen von Olivenol Bei dem Vorgang wurde die Flussigkeit uber ein Rohrensystem aus Blei und Tonrohren von der Presse zu den Kellern geleitet dann verpackt und uber einen im Westen angrenzenden Hof abtransportiert Die ersten Umbaumassnahmen Ende des 2 Jahrhunderts brachten einige Erweiterungen die den allgemeinen Betriebsverlauf verbesserten unter anderem eine Olivenmuhle die den Platz der Abfullanlage zwischen dem westlichen Hof und den Olpressen einnahm Mit der Erweiterung des im Suden angrenzenden Peristylhofes Ende des 3 Jahrhunderts musste der Eingangsbereich umgestaltet werden In dieser Blutezeit der Anlage arbeiteten hier funf Presstennen nebeneinander und produzierten Ol das in drei grossen Lagerkellern in sogenannten Dolia aufbewahrt wurde Mitte des 5 Jahrhunderts wurde die Muhle dann wieder verkleinert Nach einem Schadensereignis wurden die Abfullkeller und die Olivenmuhle aufgegeben Die ursprunglichen Presshallen und Auffangkeller wurden auf die halbe Flache reduziert Im Verlauf der Westgotenzeit des 6 und 7 Jahrhunderts schrumpfte die Produktionsflache immer weiter bis die letzte Presstenne schliesslich von einem Feuer zerstort wurde 8 Weinkelterei D Bearbeiten Die Kelterei gehort wie die Olpresse zu den essenziellen Wirtschaftsbauten der Anlage Sie grenzt direkt an den nordostlichen Teil der Villa urbana Die alteren Teile wurden in den ersten drei Jahrhunderten der Kaiserzeit gebaut darunter eine Presse und ein Lagerraum Nach Umbaumassnahmen zur Zeit der Tetrarchie musste die alte Kelterei dem Wohngebauden weichen Die neue Kelterei die nach Osten versetzt auf den parallelen sudostlichen Wirtschaftstrakt ausrichtet war wurde nur ausschnitthaft untersucht da sie grosstenteils unter dem denkmalgeschutzten Gutshof und einer Orangenplantage liegt Aufgrund vereinzelter Keramikfunde konnte man diesen Anbau fruhestens auf das 2 Jahrhundert n Chr datieren Die Produktionsstatte blieb wohl bis in die Spatantike in Betrieb Die Kelterei zog in nachantiker Zeit in den Bereich des nordlichen Teils der fruheren Wohnanlage wie ein Produktionsbecken in der Sudostecke des Raumes zeigt 9 Wohnbau und Wirtschaftshof F Bearbeiten Da eine Orangenplantage die Erforschung der Anlage nach Osten hin behindert ist uns das Ausmass dieses sudlichen Gebaudeflugels nur durch die Plane der Grabungen aus dem 19 Jahrhundert bekannt Ausgegraben wurden nur vier fast quadratische Raume die sich zu einem Baukorper zusammenfugen und sich ostlich des Kultbaus auf ebendiesen ausrichten Sie sind teilweise mit Bodenmosaiken ausgelegt konnen also als Wohnraume gedeutet werden Der ubrige Teil des Flugels der sich weiter ostlich anschliesst ist anders ausgerichtet und nur durch Sondagen unvollstandig erfasst Dieser Teil des Gebaudes ist der altere der sich in einer fruheren Bauphase weiter nach Westen unter den spateren Kultbau zog Zusammen mit dem parallel verlaufenden Nordflugel der jungeren Kelterei umschloss dieser Wohnbau den grossen Wirtschaftshof auf der Ostseite der Anlage 10 Gewerbebau H Bearbeiten Im Suden der Villa haben sich nur Reste dieses Gebaudes erhalten Durch Sondagen des Frankfurter Forschungsprojektes seitens des DAI ermittelte man eine Fassadenbreite von uber 12 m Es handelt sich um einen dreischiffigen Baukorper Man erkennt Parallelen zu einer auf dem benachbarten Cerro da Vila belegten dreischiffigen Gewerbe und Lagerhalle Im Suden deutet der stratigraphische Befund auf eine in der Antike noch stark abfallende Hanglage hin 11 Mausoleen E Bearbeiten Ostlich der Villa liegen zwei Mausoleen Beide Grabbauten weisen eine Kernkonstruktion aus Opus caementicium sowie einen eigenstandig dagegen gesetzten Treppensockel auf Wahrend das im Westen gelegene Mausoleum eine zentrale Kammer mit fur zehn Urnen gedachte Grabnischen aufweist ist der ostliche Grabbau wohl fur Sarkophage gedacht Datiert wird das westliche Kolumbarium durch Keramikfunde ins 2 Jahrhundert der ostliche Bau durch eine Munze des Divus Claudius II nicht vor die zweite Halfte des 3 Jahrhunderts 12 Aula G Bearbeiten nbsp Aula Blickrichtung von Nordwest SudostDie Aula oder das Kultgebaude beschreibt einen Wassertempelbau der zunachst zwischen dem 2 und dem Ende des 3 Jahrhunderts landwirtschaftlich genutzt wurde und schliesslich einer Umbauphase unterlag die in der ersten Halfte des 4 Jahrhunderts abgeschlossen wurde So sind der Osten des Peristylhofes nun mit maritimen Mosaiken ausgestattet und jenseits der Strasse ein reich verziertes noch bis zum Gewolbeansatz erhaltenes Kultgebaude errichtet worden Nachromisches Fundgut belegt die weitere Nutzung des Gebaudes als fruhchristliche Kirche im 6 und 7 Jahrhundert und spater als islamische Grabstatte zwischen dem 8 und Anfang des 10 Jahrhunderts Die folgende Beschreibung bezieht sich sinngemass auf die nachkonstantinische Bauphase zu Beginn des 4 Jahrhunderts Durch ein Portal gelangte man in den Innenhof in dessen Zentrum der auf ein Podium erhobene Kultbau mit dem Saulenumgang liegt Von seiner einst aussergewohnlichen Farbigkeit zeugen zahllose Marmorfragmente sowie polychrome Fischmosaike Die gefundenen Fragmente erlaubten die Rekonstruktion des nach einem einfachen Schema entworfenen Bauwerks Die cella uberdeckt einen quadratischen Grundriss mit einem Kreuzgewolbe Angefugt ist eine Apsis mit farbigen Mosaiken in der Gewolbekuppel Der Bau weist alle Charakteristika des klassischen Umgangstempels auf Im 19 Jahrhundert war im Zentrum der cella noch ein sechseckiges Wasserbecken sichtbar ein Hinweis auf einen hier betriebenen Wasserkult Nymphaum Das Bauprogramm ist bemerkenswert da zu einer Zeit in der sehr viele christliche Kirchen auf der iberischen Halbinsel entstanden hier mit grossem Aufwand ein heidnisches Heiligtum von einem Grossgrundbesitzer errichtet wurde 13 Nachromische Nutzung Bearbeiten Im 5 Jahrhundert stagnierte das bis dahin konstante Wachstum der Villa und ein allmahlicher Verfall der Anlage begann In der Zeit der westgotischen Konigreiche schrumpfte die Gesamtflache trotz einiger Umbauten immer weiter Die ehemalige pars urbana wurde neu in eigenstandige Wohnareale aufgeteilt die nun auf die jetzt als christliche Kirche genutzte Aula ausgerichtet waren Erganzt durch eine Taufpiscina diente das Gebaude nun als religioses Zentrum Im ehemaligen Temenosbereich wurden ein kleiner Friedhof und ein Mausoleum fur die Toten eingerichtet Durch die naturraumlich begunstigte Lage blieb die Anlage auch nach der Antike und dem Ausfallen der letzten Olpresse im 8 Jahrhundert weiterhin besiedelt Davon zeugen einige Bauten in Trockenmauertechnik die auf einem deutlich hoherem Laufniveau in die fruhislamische Zeit der Umayyaden datieren Eine solide turmartige Konstruktion im fruheren Peristylhof stand dabei im Mittelpunkt Das Becken einer Wein oder Olpresse im ehemaligen Nordostflugel des Wohnbaus fuhrte die landwirtschaftliche Aktivitat fort Auch die fruhere Aula wurde weiter fur religiose Zwecke benutzt Wie islamische Inschriften beweisen passten die Menschen dieser Zeit ihre Schriftkultur und Sprache den neuen nun islamischen Herren des Gebietes an Die in denselben Inschriften vorkommenden Namen sind allerdings weiterhin griechisch gepragt Sie sind typisch fur damalige Grabinschriften geschrieben und waren der romischen Restbevolkerung gewidmet einer Gruppe die in der Schrift als al Hamami genannt wird was ubersetzt von den warmen Quellen bedeutet Da in der Fruhphase der Ausgrabung alle islamischen Hinterlassenschaften abhandengekommen sind lasst sich nicht mehr sagen ob die letzte Funktion noch uber eine islamische Grabstatte hinaus ging 14 Die Siedlungsaktivitat endete mit dem Einsturz des Tonnengewolbes des Kultbaues im 10 Jahrhundert durch ein schweres Erdbeben 15 nbsp Gutshaus aus dem 16 JahrhundertGutshaus Bearbeiten Erst im 13 Jahrhundert nach der endgultigen Ruckeroberung der iberischen Halbinsel durch die christlichen Konigreiche fand die Neubesiedelung statt Im Verlauf des 15 Jahrhunderts stieg dann wieder die Siedlungsaktivitat und ein bewehrter Gutshof mit Schiessscharten versehenen Turmchen wurde auf die Nordostecke der ehemaligen Villa gebaut Es ist das am besten erhaltene Beispiel fur befestigte Landarchitektur in der Algarve und steht bis heute 16 Denkmalschutz BearbeitenUnter Denkmalschutz versteht sich der Schutz von Kulturdenkmalern und kulturhistorisch wichtigen Gesamtanlagen Ziel ist es dafur zu sorgen dass Denkmale dauerhaft erhalten und nicht verfalscht beschadigt beeintrachtigt oder zerstort werden und dass Kulturguter dauerhaft gesichert werden Die rechtliche Definition und Rahmenbedingungen fur den Denkmalschutz werden durch das Denkmalrecht festgelegt Denkmalschutz ist Teil des Kulturgutschutzes Massnahmen die zur Er und Unterhaltung von Kulturdenkmalen notwendig sind bezeichnet man als Denkmalpflege 17 nbsp LogoDas Portugiesische Institut fur architektonisches Kulturerbe Instituto Portugues do Patrimonio Arquitectonico war zunachst mit dem Erhalt der portugiesischen denkmalschutzwurdigen Bauten und anderer portugiesischer Kulturschatze sowie deren Integration in die portugiesische Kulturlandschaft beauftragt 1994 erhielt das IPPAR weitere Rechte im Bereich der Rekonstruktion einzelner Bauten und untersteht dem Kulturministerium 1992 wurde eine umfassende Denkmaldatenbank initiiert die nicht nur die portugiesischen Weltkulturerbe und die unter staatlicher Aufsicht unterhaltenen Palaste umfasste sondern auch zahlreiche Privatbauten und Naturdenkmaler in allen Teilen des Landes Eine Neustrukturierung erfolgte 2007 bis 2008 im Rahmen des Programa de Reestruturacao da Administracao Central do Estado PRACE Programm zur Restrukturierung der zentralen Verwaltung des Staates Daraus hervor ging die Behorde Instituto de Gestao do Patrimonio Arquitectonico e Arqueologico IGESPAR Denkmalschutz in Portugal bedeutet gleichermassen Kustenschutzpolitik Zu lange wurden naturliche Schwemmgebiete wie die Dunen der Kustenregionen bebaut um diese infrastrukturell und touristisch zu erschliessen Konsequenz ist das stetige Ansteigen des Wasserspiegels und damit die Zerstorung von Kulturdenkmalern Museum Bearbeiten nbsp Ubersichtsplan Freilichtmuseum Milreu in zweisprachiger Ausfuhrung portugiesisch Englisch Heute ist die Anlage interessierten Besuchern in Form eines Freilichtmuseums ganzjahrig zuganglich Mit Fertigstellung des Empfangs und Informationszentrums im Jahr 2001 und dem Installieren eines strukturierten Beschilderungsleitfadens der bilingual in Portugiesisch und Englisch verfasst ist ist das Areal vermittlungsdidaktisch hervorragend erschlossen und damit ein wichtiger Beitrag zur Bereitstellung allgemeinen Kulturgutes fur die Offentlichkeit im Rahmen musealer Grundsatze Gelegen am westlichen Rand des Areales ist es fur Besucher gut erkennbar und barrierefrei gestaltet Konzeptionell passt es sich hervorragend an das naturliche Landschaftsbild der archaologischen Flache an Das Zentrum besteht aus einem Ausstellungsraum der explizit auf die Chronologie der Baueinheiten eingeht und damit thematisch einleitend von grosser Relevanz ist Es ist der Versuch eine Lebenswelt in die Gegenwart zu transportieren und dem Besucher so eine Vorstellung von der Lebensweise der Romer an der Algarve zu eroffnen Zur archaologischen Sammlung gehoren neben den zu besichtigenden Gebaudeeinheiten ebenso luxuriose Artefakte die Zeugnis einer ausgepragten Wohnkultur sind Besteht daruber hinaus das Bedurfnis nach inhaltlicher Vertiefung so kann man dem im hauseigenen Museumsshop nachkommen Dieser bietet neben Publikationen auch weitere Produkte an Moglich wurde dies durch die Schirmherrschaft des IPPAR dem Portugiesischem Institut fur das Architektonische Patrimonium Bilder Bearbeiten nbsp Bodenmosaik nbsp Freigelegte Mauerreste in Milreu nbsp Wand Mosaik Detail nbsp Bewertung BearbeitenEs lassen sich lokal eine grosse Anzahl reicher Villenkomplexe deren Standard mit denen des Kernlandes Italiens durchaus vergleichbar sind nachvollziehen Hervorzuhebende Merkmale der romischen Villa Milreus waren ihre reprasentativ geschmuckte Wohnanlage mit Ausstattung antiker Kaiserbusten ein Wasserkultbau in Tempelform und die erfreulich gut erhaltenden Anlagen einer Weinkelterei und einer Olmuhle Literatur BearbeitenPortugiesisches Institut des archaologischen Patrimoniums Hrsg Roteiros da Arquelogia portuguesa Milreu Ruinen Lisboa 2002 Thomas G Schattner Hrsg Archaologischer Wegweiser durch Portugal Kulturgeschichte der Antiken Welt Bd 74 Philipp von Zabern Mainz 1998 ISBN 3 8053 2313 1 S 204 207 Felix Teichner Zwischen Land und Meer Entre tierra y mar Studien zur Architektur und Wirtschaftsweise landlicher Siedlungen im Suden der romischen Provinz Lusitanien Stvdia Lvsitana 3 MNAR Madrider Beitr DAI 2008 ISBN 978 84 612 7893 0 S 93 ff Walter Trillmich Annette Nunnerich Asmus Hrsg Hispania Antiqua Denkmaler der Romerzeit von Zabern Mainz 1993 ISBN 3 8053 1547 3 bes S 72 80 Kat S 233 235 Farbtafel 2 und 3 Abb 104 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Milreu Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien offizielle Webseite Monomentos do Algarve Tourismus Wikitravel Vila Romana Milreu Video Interview mit Rui Pereira Video RundgangEinzelnachweise Bearbeiten Strabon Geographika 3 2 5 Plinius der Altere Naturalis historia 4 116 F Teichner Zwischen Land und Meer Entre tierra y mar Studien zur Architektur und Wirtschaftsweise landlicher Siedlungen im Suden der romischen Provinz Lusitanien Studia Lusitana Band 3 MNAR Madrider Beitr DAI 2008 S 95 F Teichner 2008 S 96 102 a b F Teichner 2008 S 102 107 F Teichner 2008 S 114 123 F Teichner 2008 S 181 206 F Teichner 2008 S 207 213 F Teichner 2008 S 232 235 F Teichner 2008 S 243 250 F Teichner 2008 S 268 270 F Teichner 2008 S 240 243 F Teichner 2008 S 250 268 F Teichner 2008 S 256 F Teichner 2008 S 107 T Hauschild F Teichner Milreu Ruinen Roteiros da Arqueologia Portuguesa Band IX Lisboa 2002 S 59 lfd hessen de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Milreu amp oldid 217435168