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Medusavirus3D Rekonsruktion eines Medusavirus Virions mit unzahligen kleinen SpikesSystematikKlassifikation VirenRealm Varidnaviria 2 Reich Bamfordvirae 2 Phylum Nucleocytoviricota 1 Klasse Megaviricetes 1 Ordnung nicht klassifiziertFamilie Mamonoviridae 1 Gattung MedusavirusTaxonomische MerkmaleGenom dsDNA linearBaltimore Gruppe 1Symmetrie ikosaedrischHulle vorhandenWissenschaftlicher NameMedusavirusLinksNCBI Taxonomy 2080449 ACMV ICTV Taxon History 202215059 Familie 202215060 Gattung Medusavirus ist eine Gattung grosser DNA Viren deren erste gefundene Spezies Acanthamoeba castellanii Medusavirus englisch Acanthamoeba castellanii medusavirus ACMV offiziell Medusavirus medusae aus einer japanischen Thermalquelle isoliert wurde 3 Das ikosaedrische Kapsid der Viruspartikel Virionen hat T 277 Symmetrie und weist an der Oberflache Anhange mit kugeligen Kopfen auf Sein Genom ist 381 kb gross 3 Das Virus kann ungeschutzte Amoben zu steinartigen Zysten ausharten 4 Unter Laborbedingungen kann die Amobe Acanthamoeba castellanii als Wirt dienen 3 Dies ist das erste Virus das in einer heissen Umgebung 43 4 C gefunden wurde Morphologisch und phylogenetisch unterscheidet sich die Gattung Medusavirus stark von anderen Riesenviren des Phylums Nucleocytoviricota ehemals Nucleocytoplasmic large DNA viruses NCLDV weshalb vorgeschlagen wurde es einer eigenen taxonomischen Familie Medusaviridae zuzuordnen 3 4 5 Dem ist das International Committee on Taxonomy of Viruses ICTV im April 2023 mit der offiziellen Bestatigung der Gattung gefolgt hat die Familie aber Mamonoviridae genannt 1 6 Inhaltsverzeichnis 1 Evolution und Systematik 2 Etymologie 3 Beschreibung 4 Lebenszyklus 5 Weblinks 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseEvolution und Systematik BearbeitenDie phylogenetischen Analysen zur Abstammung der Medusaviren ergaben zunachst ein uneinheitliches Bild Zunachst nahm man an dass sie in der Abstammungslinie der NCLDVs einen basalen Zweig darzustellen 7 Nach Yoshikawa et al 2019 sollten sie nahe nahe Mollivirus angesiedelt sein 3 Die phylogenetische Analyse auf der Basis von DNA Polymerase Gensequenzen und Major Capsid Protein MCP ergab keinen Hinweis Medusavirus in eine bestehende Gruppe oder Familie von NCLDVs aufzunehmen Die Analyse des Proteoms und der Genzusammensetzung ergab dass die Abstammungslinie von Medusavirus basal von der Wurzel diesem Phylum einschliesslich Mollivirus und Pandoravirus abzweigt Daher wurde vorgeschlagen Medusavirus in eine eigene Familie zu gruppieren 3 Auch die Untersuchungen von Schulz et al 2020 ergaben ein uneinheitliches Bild Nach Fig 1 stehen die Medusaviren den Coccolithoviren und damit wohl Mollivirus nahe nach Fig 3 HGT Netzwerk aber eher den Pithocedratviren mit Pithovirus und Cedratvirus Das International Committee on Taxonomy of Viruses ICTV hat die Familie im April 2023 innerhalb der NCLDVs den Megaviricetes zugeordnet ohne eine nahere Zuordnung anzugeben incertae sedis 1 6 Medusavirus zeigt die Spuren evolutionarer Wechselwirkungen zwischen Virus und eukaryotischem Wirt die durch die gemeinsame Nutzung des DNA Replikationskompartiments und einer evolutionar lang anhaltenden Beziehung zwischen Virus und Wirt verursacht wurden 3 Im April 2019 berichteten Biologen dass das sehr grosse Medusavirus oder ein Verwandter zumindest teilweise fur das evolutionare Entstehen komplexer eukaryontischer Zellen aus einfacheren prokaryontischen Vorlaufern verantwortlich gewesen sein konnte 7 Diese Hypothese wurde im August 2020 noch ausfuhrlicher von Masaharu Takemura vorgestellt 8 Nach der im April 2023 vom ICTV veroffentlichten Systematik gliedern sich die Medsaviren wie folgt 1 6 Phylum Nucleocytoviricota NCLDVs Klasse Megaviricetes Ordnung unbestimmt Familie Mamonoviridae 9 ursprunglich vorgeschlagen Medusaviridae A 1 Gattung Medusavirus Spezies Medusavirus medusae Acanthamoeba castellanii Medusavirus engl Acanthamoeba castellanii medusavirus ACMV mit Stamm J1 ACMV J1 Spezies Medusavirus sthenus veraltete Schreibvariante Medusavirus stheno MVS mit Stamm T3 MVS T3 Gattung Clandestinovirus Vorschlag 10 Spezies Clandestinovirus ST1 Etymologie BearbeitenDie Gattung Medusavirus und das Artepitheton medusae sind benannt nach der Medusa der griechischen Mythologie einem Monster dessen Blick die Menschen in Stein verwandelt 4 Das Artepitheton der zweien Medusavirenart ist benannt nach Stheno Schwester der Medusa in der griechischen Mythologie Der Prafix des Familiennamens Mamonoviridae leitet sich ab von japanisch 魔物 Monster 6 Beschreibung BearbeitenWie die Kryoelektronenmikroskopie zeigt weisen die Viruspartikel Virionen der Medusaviren eine sehr ungewohnliche Morphologie auf Das ikosaedrische Proteinkapsid mit T 277 Symmetrie hat einem Durchmesser von ungefahr 260 nm und eine Dicke von ca 8 nm Es ist mit ungefahr 14 nm langen Anhangen Spikes bedeckt die in spharischen kugelformigen Spitzen enden Auf jedem Kapsomer befindet sich genau ein solches Anhangsel Unter dem Proteinkapsid befindet sich bei Medusavirus wie auch bei anderen grossen nukleozytoplasmatischen DNA Viren NCLDVs eine 6 nm dicke innere Membran 3 Das Genom von ACMV ist ein lineares doppelstrangiges DNA Molekul mit einer Lange von 381277 bp Sein GC Gehalt betragt 61 7 nach diesem Indikator liegt Medusavirus nach der bisher vorgeschlagenen Gattung Pandoravirus an zweiter Stelle unter den NCLDVs Stand 2019 Vermutlich beinhaltet das Genom 461 Protein codierende Gene sowie verschiedene Sequenzen die mutmasslich fur tRNA stehen In der Protein kodierenden DNA konnten per Gen Datenbankvergleich 115 Gene gefunden werden die zu eukaryotischen Genen homolog sind das sind 39 86 davon stammen vom Genom des amoboiden Wirts was einen horizontalen Gentransfer HGT auch lateraler Gentransfer LGT genannt zwischen den Amoben und dem Virus anzeigt Interessanterweise gibt es im Genom von ACMV keine Gene die fur DNA abhangige RNA Polymerase das Capping Enzym und Topoisomerase II kodieren wie sie sonst in den Genomen aller anderen grossen NCLDVs zu finden sind Daher wird die Replikation des Medusavirus Genoms durch Proteine der Wirtszelle durchgefuhrt Stattdessen wurden bei ACMV die Gene aller funf Histone H1 H2A H2B H3 und H4 sowie einige andere fur Viren nicht charakteristische Proteine gefunden wie etwa ein Homolog von Cyclin B das den Zellzyklus des Amoben Wirts regulieren kann und eine mutmassliche Metacaspase die an der Regulation des programmierten Zelltodes von Amoben beteiligt ist Daruber hinaus ist die Medusavirus DNA Polymerase mit der eukaryontischen DNA Polymerase d verwandt Nach diesen ersten Untersuchungen erwarb das Medusavirus moglicherweise in seiner Stammesgeschichte viele eukaryontische Gene als Folge des horizontalen Gentransfers HGT vom Amobenwirt Der horizontale Transfer verlief offenbar in mehreren Stufen und bidirektional Unter den 57 Gen Kandidaten fur HGT wird bei 13 eine Ubertragung vom Virus auf die Amobe VtoA vermutet bei 12 in der umgekehrten Richtung von der Amobe auf das Virus AtoV Etwa die Halfte der auf die Amobe ubertragenen Gene scheint dort aber nicht aktiv zu sein oder diese Gene wurden von der Amobe deaktiviert 3 Lebenszyklus BearbeitenDie DNA von ACMV findet sich 1 Stunde nach der Infektion im Amobenkern Nach weiteren 1 bis 3 Stunden kann der grosste Teil der viralen DNA an der Peripherie des Zellkerns nachgewiesen werden Dies bedeutet dass die Replikation des Medusavirus Genoms im Kern der Wirtszelle stattfindet 8 Stunden nach der Infektion erreicht die Konzentration an viraler DNA ihren hochsten Wert und die virale DNA ist im gesamten Zellkern verteilt 8 bis 10 Stunden nach der Infektion lassen sich zahlreiche Kapside im Zytoplasma der infizierten Zelle nachweisen und 14 Stunden nach der Infektion ist die virale DNA auch im Zytoplasma nachweisbar Die Freisetzung neuer Viruspartikel aus der Wirtszelle beginnt 14 Stunden nach der Infektion 3 Weblinks BearbeitenDaniel Lingenhohl Riesenvirus verwandelt Wirt zu Stein auf Spektrum de vom 8 Marz 2019 Tessa Koumoundouros Giant Viruses Could Explain The Mysterious Evolution of a Key Part of Our Cells auf sciencealert vom 10 September 2020 In Ancient Giant Viruses Li s the Truth Medusavirus Key to Deciphering Evolutionary Mystery auf SciTechDaily vom 11 September 2020 Quelle Tokyo University of Science Anmerkungen Bearbeiten Der ebenfalls geausserte Vorschlag Gorgonviridae wurde fallengelassen wegen Namensahnlichkeit mit der Unterfamilie Gorgonvirinae von Bakterienviren Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f ICTV Master Species Lists ICTV Master Species List 2022 MSL38 v1 xlsx 8 April 2023 a b ICTV ICTV Master Species List 2019 v1 New MSL including all taxa updates since the 2018b release March 2020 MSL 35 a b c d e f g h i j Genki Yoshikawa Romain Blanc Mathieu Chihong Song Yoko Kayama Tomohiro Mochizuki Kazuyoshi Murata Hiroyuki Ogata Masaharu Takemura Medusavirus a novel large DNA virus discovered from hot spring water In Journal of Virology ISSN 0022 538X 93 Jahrgang Nr 8 2019 doi 10 1128 JVI 02130 18 PMID 30728258 englisch asm org a b c The giant Medusavirus turns defenceless cells to stone In Nature 566 Jahrgang Nr 7745 2019 S 429 doi 10 1038 d41586 019 00591 2 bibcode 2019Natur 566R 429 englisch Abgerufen am 2 Juli 2019 Centre national de la recherche scientifique List of the main giant viruses known as of today Universite Aix Marseille 18 April 2018 Nach Masaharu Takemura et al Giant Viruses Isolated from Japanese Aquatic Environments Tokyo University of Science 3rd Ringberg Symposium on Giant Virus Biology 19 22 November 2017 unveroffentlicht a b c d Ruixuan Zhang Masaharu Takemura Kazuyoshi Murata Hiroyuki Ogata Create a new family Mamonoviridae a genus Medusavirus and two species Medusavirus medusae and Medusavirus sthenus in the phylum Nucleocytoviricota Vorschlag 2022 005F an das ICTV Oktober 2021 realisiert 8 April 2023 mit MSL 38 a b Tokyo University of Science New giant virus ma y help scientists better understand the emergence of complex life Large DNA virus that helps scientists understand the origins of DNA replication and the evolution of complex life In EurekAlert 30 April 2019 englisch Medusavirus Ancestor in a Proto Eukaryotic Cell Updating the Hypothesis for the Viral Origin of the Nucleus in Front Microbiol 11 571831 3 September 2020 doi 10 3389 fmicb 2020 571831 englisch Ruixuan Zhang Masaharu Takemura Kazuyoshi Murata Hiroyuki Ogata Mamonoviridae a proposed new family of the phylum Nucleocytoviricota In Archives of Virology Band 168 Nr 80 5 Februar 2023 doi 10 1007 s00705 022 05633 1 Clara Rolland Julien Andreani Dehia Sahmi Bounsiar Mart Krupovic Bernard La Scola Anthony Levasseur Clandestinovirus A Giant Virus With Chromatin Proteins and a Potential to Manipulate the Cell Cycle of Its HostVermamoeba vermiformis In Frontiers in Microbiology Band 12 10 August 2021 Nr 715608 doi 10 3389 fmicb 2021 715608 PMID 34447361 PMC 8383183 freier Volltext Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Medusavirus amp oldid 233846979