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UbergeordnetZelltodUntergeordnetApoptoseAutophagischer ZelltodVerhornungPyroptoseGene OntologyQuickGO Programmierter Zelltod ist der physiologisch ablaufende Tod von Zellen in einem mehrzelligen Organismus Dieser dient in der Regel dazu fur die Entwicklung oder den Fortbestand des Organismus unnotige oder hinderliche Zellen gezielt zu entfernen Das Gegenteil zum programmierten Zelltod stellt der traumatische Tod einer Zelle Nekrose dar Inhaltsverzeichnis 1 Ubersicht 2 Typen des programmierten Zelltods 2 1 Haupttypen 2 1 1 Extrinsische Apoptose 2 1 2 Intrinsische Apoptose 2 1 3 Nekroptose 2 1 4 Autophagischer Zelltod 2 1 5 Mitotische Katastrophe 2 2 Sonderfalle 2 2 1 Anoikis 2 2 2 Entosis 2 2 3 Parthanatos 2 2 4 Pyroptose 2 2 5 NETose 2 2 6 Verhornung 3 Phasen des programmierten Zelltods 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseUbersicht BearbeitenDer programmierte Tod von Zellen ist wie deren Wachstum Zellproliferation fur die Selbstregulation eines mehrzelligen Organismus unabdingbar Ein Ausfall oder eine Verminderung des programmierten Zelltods kann zur Tumor bildung fuhren Auch eine verstarkte Zelltodrate kann negative Auswirkungen haben z B durch die Ausbildung degenerativer Erkrankungen wie Chorea Huntington oder Amyotropher Lateralsklerose Speziell im Immunsystem spielt der programmierte Zelltod eine wichtige Rolle So eliminieren Cytotoxische T Zellen virusinfizierte oder entartete Zellen durch die Induktion von programmiertem Zelltod Auch bei der Reifung von T Lymphozyten und B Lymphozyten werden potenziell autoreaktive Zellen d h Zellen die korpereigenes Gewebe angreifen wurden durch programmierten Zelltod beseitigt Dabei auftretende Fehler konnen Autoimmunkrankheiten wie etwa Multiple Sklerose oder rheumatoide Arthritis zur Folge haben Des Weiteren werden nach einer erfolgreichen Immunantwort aktivierte T Zellen die nicht mehr benotigt werden durch programmierten Zelltod entfernt Der programmierte Zelltod wurde 1842 bei der Beobachtung der Ontogenese von Wirbeltieren zum ersten Mal beschrieben 1 Carl Vogt beobachtete dass wahrend der Entwicklung von Amphibien unerwunschte Gewebe wie etwa Schwanz oder Schwimmhaute durch Zelltod gezielt abgebaut werden Dieser normale Zelltod wurde bald auch in der Ontogenese anderer Wirbeltiere und bei Wirbellosen Invertebrata nachgewiesen Der oft benutzte Begriff Apoptose wurde 1972 eingefuhrt 2 und sollte den naturlichen Zelltod wahrend der Ontogenese von der Nekrose abgrenzen Typen des programmierten Zelltods BearbeitenDas internationale Nomenklatur Komitee fur Zelltod Nomenclature Committee on Cell Death NCCD hat 2012 einen Paradigmenwechsel vollzogen Die bis dahin ublichen morphologischen Definitionsversuche bereiteten Probleme weil Zellen trotz unterschiedlicher Programme ahnlich aussehen konnen und technische Fortschritte ermoglichten immer bessere Einblicke in die Biochemie sterbender Zellen Daher schwenkte man auf molekulare Definitionen um 3 Im Folgenden werden zunachst die NCCD Definitionen der Haupttodesarten und anschliessend die Definitionsvorschlage des Komitees fur Sonderfalle vorgestellt Haupttypen Bearbeiten Extrinsische Apoptose Bearbeiten Dieses Zelltodesprogramm wird entweder durch extrazellulare Stress Botenstoffe ausgelost die an spezifische Todesrezeptoren in der Zellmembran binden oder durch den Verlust von Lebenserhaltungssignalen die von anderen Rezeptoren wahrgenommen werden Alle Todesrezeptoren tragen an ihrer Innenseite im Zytoplasma eine 80 Aminosauren lange Todes Domain die durch eine Konformationsanderung des Rezeptors bei Bindung des Todessignals aktiviert wird und in der Zelle eine Signalkette auslost die letztlich zum Tod und zur geordneten Entsorgung der Zelle fuhrt An dieser Signalkette sind Caspasen beteiligt Apoptose typische Enzyme die andere Proteine hinter einer bestimmten Aminosaure zerschneiden In manchen Zellen wird dadurch die aussere der beiden Membranen der Mitochondrien durchlochert sodass die Mitochondrien funktionsuntuchtig werden und zugleich toxische Proteine ins Zytoplasma freisetzen Unter diesen spielt Cytochrom c eine besondere Rolle Im Zytoplasma stosst es die Bildung eines Komplexes aus vielen Proteinen an des Apoptosoms das wiederum Caspasen aktiviert die die Proteine in der Zelle zerlegen In anderen Zellen wie den Lymphozyten werden die Caspasen die den Zelltod vollstrecken ohne vorherige Zerstorung der ausseren Mitochondrien Membran aktiviert Auch an einer Apoptose die nicht durch Bindung von Todessignalen sondern durch den Verlust von Lebenserhaltungssignalen ausgelost wird sind Caspasen beteiligt Intrinsische Apoptose Bearbeiten Dieses Programm wird durch innerzellulare Stress Signal ausgelost etwa durch DNA Schaden oxidativen Stress oder die Anhaufung fehlgefalteter Proteine Gleichzeitig mit diesen pro apoptotischen also das Todesprogramm fordernden Signalkaskaden werden oft konkurrierende anti apoptotische also lebenserhaltende Prozesse gestartet die den Zellstress auf nicht todliche Weise beheben sollen Die Signale laufen in den Mitochondrien zusammen und werden dort verrechnet Uberwiegen die Todessignale wird die aussere Mitochondrien Membran durchlochert sodass der Zelle die Energie ausgeht toxische Stoffe aus den Mitochondrien ins Zytoplasma gelangen und sich reaktive Sauerstoffspezies ROS anhaufen die wiederum die pro apoptotischen Signale verstarken Es folgen wie bei der extrinsischen Apoptose die Bildung eines Apoptosoms und die Aktivierung von Caspasen Andere Enzyme zerschneiden im Zellkern die DNA Strange Ein Teil der Prozesse ist also Caspase abhangig ein anderer nicht Daher lasst sich diese Art des Zelltods durch Caspase hemmende Wirkstoffe nicht aufhalten sondern nur ein wenig hinauszogern Nekroptose Bearbeiten Die am langsten und aktuell am besten bekannte Form regulierter Nekrose Auch eine Nekrose herkommlich als traumatischer Zelltod verstanden kann geregelt ablaufen Ausloser sind etwa bestimmte DNA Schaden oder die Bindung externer Todessignale wie Tumornekrosefaktor a an Todesrezeptoren So kann auch ohne das Caspasesystem der Zelltod als Folge der beschriebenen Reize ablaufen Dieser wird uber die Enzyme RIP1 RIP3 und MLKL vermittelt RIP steht dabei fur receptor interacting protein kinase und MLKL fur mixed lineare kinase like pseudokinase Welche Prozesse nach Aktivierung von MLKL genau die Zelle schadigen ist Gegenstand aktueller Forschung 4 Autophagischer Zelltod Bearbeiten In ausgewachsenen Organismen sind Zelltod und Autophagie ein Programm zur Rettung von Zellen durch das Recycling nicht lebensnotwendiger Strukturen etwa in Mangelsituationen zumeist gegenlaufige einander blockierende Programme Wahrend der Entwicklung eines Organismus endet Autophagie dagegen haufig mit dem Tod der Zelle dann kann man sie als Form des programmierten Zelltods ansehen Mitotische Katastrophe Bearbeiten Wenn bei einer Zellkernteilung oder Mitose irreparable Fehler auftreten wird ein Programm gestartet das die Entstehung von Zellklonen mit unvollstandigen oder falsch organisierten Chromosomensatzen verhindern soll aus denen etwa Tumoren werden konnen Das Programm fuhrt entweder zum Tod oder zur Zellseneszenz Sonderfalle Bearbeiten Anoikis Bearbeiten Eine deutsche Entsprechung fur diesen Ausdruck der Unbehaustheit bedeutet hat sich noch nicht etabliert Viele Zellen etwa in unserer Haut benotigen Kontakt zu einer extrazellularen Matrix und den von ihr ausgehenden Uberlebenssignalen z B Integrin und epidermaler Wachstumsfaktor um zu gedeihen Verlieren sie den Kontakt gehen sie ein In der Ausfuhrung ahnelt dieses Programm der intrinsischen Apoptose Entosis Bearbeiten Auch fur den Tod durch Verzehr durch eine Nicht Fresszelle der vor allem in Tumoren beobachtet wird fehlt noch eine Eindeutschung Dem NCCD zufolge mussen drei Bedingungen erfullt sein 1 Die verschlungene Zelle darf nicht aus dem Phagosom der anderen Zelle entweichen und muss von deren Lysosom abgebaut werden 2 Beide beteiligten Zellen gehoren demselben Typ an professionelle Fresszellen sind nicht beteiligt 3 Substanzen mit denen man die Caspase abhangige oder unabhangige intrinsische Apoptose blockieren kann halten den Prozess nicht auf Parthanatos Bearbeiten Das Kofferwort bezeichnet einen Tod griechisch thanatos durch das Enzym Poly ADP Ribose Polymerase 1 kurz PARP1 Normalerweise tragt es zur Reparatur von DNA Schaden bei aber bei seiner Uberaktivierung gehen der Zelle zu viel NAD und ATP verloren und der Apoptose Induktionsfaktor AIF wird freigesetzt Dieses Todesprogramm lauft unter anderem bei Schlaganfallen Diabetes Entzundungen und neurodegenerativen Erkrankungen ab ist von Caspasen unabhangig und zahlt moglicherweise zu den regulierten Nekrosen Pyroptose Bearbeiten Zunachst bei Salmonellen infizierten Makrophagen beschrieben ist dieses Todesprogramm keineswegs auf Makrophagen und Bakterieninfektionen auch mit Shigella Listeria Pseudomonas usw beschrankt Pyroptotische Zellen konnen sowohl nekrotischen als auch apoptotischen Zellen ahneln In ihnen wird das Enzym Caspase 1 aktiviert und es ist noch unklar ob es sich um eine Sonderform der Caspase abhangigen intrinsischen Apoptose handelt An der Ausfuhrung sind die entzundungs und fieberfordernden pyrogenen Interleukine IL 1b und Il 18 beteiligt FerroptoseEine neuartige eisenabhangige Form des Zelltods wurde 2012 von Dixon et al beschrieben 5 Hauptmerkmal dabei ist die Anhaufung von aggressiven Sauerstoffverbindungen ROS die Zellschaden verursachen und zum Auslosen des Zelltods fuhren Ferroptose und damit die eisenabhangige Anhaufung von oxidativ geschadigten Phospholipiden kann durch Ferroptose Hemmer z B Ferrostatin 1 unterbunden werden Zahlreiche Untersuchungen deuten darauf hin dass Ferroptose fur den Eliminierungsprozess karzinogener Zellen entscheidend sein konnte und moglicherweise finden Ferroptose Hemmer kunftig Einsatz in Therapieansatzen wie der Krebsimmuntherapie 6 NETose Bearbeiten Neutrophile und eosinophile Granulozyten konnen durch Stimuli wie bakterielle Molekule dazu angeregt werden sogenannte neutrophile extrazellulare Netze kurz NETs auszustossen die uberwiegend aus Inhalten ihrer Zellkerne wie DNA und Histonen bestehen und antimikrobiell wirken Unter physiologischen Bedingungen sterben die Zellen trotz des Verlusts eines Teils ihres Zellkerns nicht ab Bei der Stimulation mit bestimmten kunstlichen Verbindungen wird jedoch in manchen Neutrophilen ein spezielles Todesprogramm ausgelost die NETose Sie geht oft aber nicht immer mit dem Ausstoss von NETs einher ist nicht Caspase abhangig wohl aber auf die enzymatische Bildung von Hyperoxiden und auf Teile der Autophagie Maschinerie angewiesen Sie ahnelt teils dem autophagischen Zelltod teils der regulierten Nekrose Verhornung Bearbeiten Die Zellen der ausseren Schicht unserer Epidermis sterben geregelt ab und bilden so das Stratum corneum eine Schicht aus toten Keratinozyten die grossenteils aus bestimmten Proteinen wie Keratin und aus Fetten bestehen und die Haut stabil widerstandsfahig elastisch und wasserabweisend machen Zwar durchlaufen auch andere Zellen eine ahnliche terminale Differenzierung etwa rote Blutkorperchen oder die Zellen im Augenlinsen Epithel die dabei ihre Zellkerne einbussen Aber anders als diese konnen die Keratinozyten anschliessend keinen stressbedingten Tod mehr sterben Daher wird die Verhornung als gesondertes Todesprogramm angesehen Phasen des programmierten Zelltods BearbeitenDas NCCD teilt den regulierten Zelltod in drei Phasen und neun Schritte ein 7 Die ersten Schritte zahlen zur reversiblen Phase und konnen durch geeignete zytoprotektive d h zellschutzende Massnahmen verhindert oder gestoppt werden Storung der Homoostase fruhe Signalwege Point of no ReturnDarauf folgt die irreversible Phase in der zytoprotektive Massnahmen nicht mehr fruchten spate Signalwege unmittelbare Ursachen oder Effektoren des regulierten Zelltods primarer ZelltodIn der dritten der vermeidbaren Phase breitet sich der Zelltod auf die Nachbarschaft aus wenn das nicht etwa medikamentos verhindert wird Freisetzung von Gefahrensignalen Damage associated molecular Patterns DAMPs Entzundungsreaktionen Einleitung des sekundaren regulierten Zelltods teils direkt durch die DAMPs teils durch die Entzundung Fehlschlage bei Versuchen einen ubermassigen programmierten Zelltod etwa durch Caspase Inhibitoren zu bremsen sind vermutlich darauf zuruckzufuhren dass sie in der irreversiblen Phase ansetzen und nur einen Teil der parallel ablaufenden Sterbeprozesse stoppen Fur den primaren Zelltod sind vermutlich nicht die Caspasen verantwortlich sondern der ATP Verlust und die Storung des Redox Gleichgewichts die zahlreiche Enzyme deaktivieren und Organellen und Membranen der Zelle beschadigen Erfolgversprechender ist die Starkung von Uberlebenssignalen die zu Beginn des Sterbevorgangs unmittelbar nach der Storung der Homoostase mit den fruhen Todesprogramm Signalen konkurrieren Eingriffe in die Spatphase konnen dennoch sinnvoll sein wenn sie die Freisetzung von DAMPs und damit die Ausbreitung des Sterbens auf das benachbarte Gewebe verhindern Weblinks BearbeitenUberblick uber programmierten Zelltod und Apoptose PDF M Lamkanfi M Kalai P Vandenabeele Caspase 12 an overview englisch Einzelnachweise Bearbeiten Carl Vogt Untersuchungen uber die Entwicklungsgeschichte der Geburtshelferkroete Alytes obstetricans Jent und Gassman Solothurn 1842 Volltext in der Google Buchsuche J F Kerr A H Wyllie A R Currie Apoptosis a basic biological phenomenon with wide ranging implications in tissue kinetics In British Journal of Cancer Nr 26 1972 S 239 257 PMID 16313474 L Galluzzi I Vitale J M Abrams E S Alnemri E H Baehrecke Molecular definitions of cell death subroutines recommendations of the Nomenclature Committee on Cell Death 2012 In Cell Death amp Differentiation Band 19 Nr 1 1 Januar 2012 ISSN 1350 9047 S 107 120 doi 10 1038 cdd 2011 96 PMID 21760595 PMC 3252826 freier Volltext nature com abgerufen am 22 Mai 2017 Lorenzo Galluzzi Ilio Vitale Stuart A Aaronson John M Abrams Dieter Adam Molecular mechanisms of cell death recommendations of the Nomenclature Committee on Cell Death 2018 In Cell Death and Differentiation Band 25 Nr 3 Marz 2018 ISSN 1476 5403 S 486 541 doi 10 1038 s41418 017 0012 4 PMID 29362479 PMC 5864239 freier Volltext Scott J Dixon Kathryn M Lemberg Michael R Lamprecht Rachid Skouta Eleina M Zaitsev Ferroptosis An Iron Dependent Form of Nonapoptotic Cell Death In Cell Band 149 Nr 5 25 Mai 2012 ISSN 0092 8674 S 1060 1072 doi 10 1016 j cell 2012 03 042 PMID 22632970 PMC 3367386 freier Volltext cell com abgerufen am 16 Februar 2022 Johanna Kusnick Alix Bruneau Frank Tacke Linda Hammerich Ferroptosis in Cancer Immunotherapy Implications for Hepatocellular Carcinoma In Immuno Band 2 Nr 1 2022 ISSN 2673 5601 S 185 217 doi 10 3390 immuno2010014 mdpi com abgerufen am 16 Februar 2022 L Galluzzi J M Bravo San Pedro I Vitale S A Aaronson J M Abrams Essential versus accessory aspects of cell death recommendations of the NCCD 2015 In Cell Death amp Differentiation Band 22 Nr 1 1 Januar 2015 ISSN 1350 9047 S 58 73 doi 10 1038 cdd 2014 137 PMID 25236395 PMC 4262782 freier Volltext nature com abgerufen am 23 Mai 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Programmierter Zelltod amp oldid 234064736