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Margarita Wassiljewna Woloschin Sabaschnikow russisch Margarita Vasilevna Sabashnikova Margarita Wassiljewna Sabaschnikowa 31 Januar 1882 in Moskau 2 November 1973 in Stuttgart war eine russische Malerin und Schriftstellerin Sie machte sich in fruhen Jahren hauptsachlich als Portrat Malerin russischer Geistesgrossen einen Namen wahrend in der zweiten Lebenshalfte vor allem religiose Motive entstanden Als Schriftstellerin wurde sie mit ihrer Autobiographie Die grune Schlange bekannt Margarita Woloschin um 1950 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Fruhe Erwachsenenzeit 1 3 Mittleres Lebensalter 1 4 Zweite Lebenshalfte 2 Werk 2 1 Malerei 2 2 Literatur 3 Rezeption 4 Publikationen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Margarita Woloschin Sabaschnikow wurde am 31 Januar 1882 als Tochter der Moskauer Kaufmannsfamilie Sabaschnikow geboren die dem gebildeten fortschrittlichen Burgertum angehorte Ihre Kindheit verbrachte sie zum Teil im Elternhaus ihrer Familie zum Teil bei ihrer Grossmutter und teils auf einem elterlichen Gut 1 Ihr Vater war als Kaufmann nicht sehr erfolgreich weshalb das Haus der Familie verkauft werden musste Daraufhin ging sie im Alter von zehn Jahren mit ihrer Mutter ihren Geschwistern und mit zwei Hauslehrerinnen ins Ausland wo sie durch ihre verschiedenen Aufenthalte in Paris Lausanne Belgien Italien eine umfassende Bildung erfuhr Ihr Interesse fur Kunst und Kultur wurde fruhzeitig geweckt Nach drei Jahren zuruck in Russland erhielt sie Unterricht in Musik und Literatur und bald darauf ihren ersten professionellen Unterricht bei dem Maler Abram Archipow Nach dem Abitur ging Margarita Sabaschnikow nach St Petersburg um im Atelier des Malers Ilja Repin zu arbeiten Seine naturalistische Malerei hinterfragte sie Hat es denn einen Sinn zu wiederholen was schon da ist Es muss eine ganz andere Kunst entstehen die eine nie dagewesene Welt offenbart 2 Mit ihren Fragen wandte sie sich an den damals schon alten Lew Tolstoi seine Frau und ihre Mutter waren befreundet von dem sie sich Rat erhoffte Er empfahl ihr die Kunst als Freizeitgestaltung zu betreiben und ansonsten das Leben einer Bauerin zu fuhren Trotz dieser fur sie erschutternden Ausserung liess sich Sabaschnikow von ihrem eingeschlagenen Weg nicht abbringen Die einmal aufgeworfenen Fragen der Probleme der Kunst der sozialen Ordnung und der Stellung der Malerei beschaftigten sie weiter und fuhrten sie letztlich zu tiefen Fragen uber den Sinn des Lebens uberhaupt 3 Fruhe Erwachsenenzeit Bearbeiten Margarita Sabaschnikow beschaftigte sich mit der Analogie des Farbspektrums und der Tonskala mit Goethes Farbenlehre und immer wieder mit der Frage des Sinns der Kultur und des Lebens das fur sie in diesen Jahren ohne Grund und Richtung verlief 4 Ihre ernsthafte Auseinandersetzung mit den Themen des Daseins und des Materialismus fuhrte sie zu Darwin und Haeckel und von da zu Du Bois Reymonds Grenzen der Naturerkenntnis Antworten auf ihre Fragen konnte sie nicht finden Einzig im Objektiv Absoluten der Mathematik fand Sabaschnikow Halt 5 Der Maler Mussatow ermutigte sie zwei ihrer Portratbilder zu der Ausstellung Moskauer Maler einzureichen Sie hatte damit ihren ersten durchschlagenden Erfolg Eine Teilnahme an der Ausstellung Welt der Kunst in St Petersburg und in Paris folgten Bei einer Abendgesellschaft im Haus des Kunstsammlers Sergei Schtschukin lernte sie den Dichter und Maler Maximilian Woloschin kennen Sie gelangte in die Kreise der russischen Symbolisten um Andrei Bely Waleri Brjussow Konstantin Balmont und andere 1903 reiste sie erneut nach Paris Dort hatte sie Gelegenheit im Atelier eines befreundeten Malers zu arbeiten Maximilian Woloschin ebenfalls in Paris fuhrte sie in die Pariser Kunstlerkreise ein wo sie Odilon Redon kennenlernte 6 Wahrend ihres erneuten Auslandsaufenthalts in Westeuropa 1904 1905 brach in Russland die Revolution aus wodurch Margarita Sabaschnikow vorubergehend an ihrer Ruckkehr gehindert wurde In dieser Zeit lernte sie Rudolf Steiner und seine Weltanschauung kennen Hier fand sie Antworten auf ihre Lebensfragen reiste zu vielen seiner Vortrage in verschiedenen europaischen Stadten und lernte ihn schliesslich personlich kennen 7 1906 heiratete sie Maximilian Woloschin Nach einem kurzen Aufenthalt in Koktebel an der Sudostkuste der Krim beabsichtigten sie nach Munchen uberzusiedeln Die Begegnung mit dem Dichter Wjatscheslaw Iwanow in St Petersburg der fur sie seit Jahren eine Welt bedeutete in der sie ihre geistige Heimat fand 8 machte dieses Vorhaben zunichte In der Weltanschauung von Wjatscheslaw Iwanow vereinigt sich das griechische Erleben der Geistigkeit in der Natur mit dem Christentum In dieser Beziehung stand er fur mich hoher als Nietzsche dessen Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik eine entscheidende Wirkung auf mich ausgeubt hatte dass ich ihn bald kennenlernen sollte bedeutete fur mich eine atemberaubende Aussicht 9 Ihre wachsende Beruhmtheit und die vielen Kontakte ihres Mannes ermoglichten schnell die Aufnahme in die St Petersburger Kunstlerkreise Sie trafen unter anderen auf den Dichter Alexei Remisow den Maler Konstantin Somow den sie bereits aus Paris kannten den Philosophen Nikolai Berdjajew und den Schriftsteller Alexander Blok Von einer Kunstzeitschrift wurden Portrats von Alexei Remisow und Michail Kusmin bestellt die Woloschin in Kohle zeichnete Ihre literarischen Versuche forderte Iwanow nachhaltig und ermutigte sie diese offentlich vorzutragen Durch diese Zusammenarbeit entwickelte sich ein ambivalentes Liebesverhaltnis das zwangslaufig zu einem Storfaktor ihrer Ehe wurde Bei einem Berlinaufenthalt 1908 entschied sie sich vorerst in Deutschland zu bleiben um uber ihr Privatleben Klarheit zu bekommen 10 In der folgenden Zeit reiste Margarita Woloschin durch Europa um die Vortrage Rudolf Steiners zu horen die er in verschiedenen Stadten hielt Um Wjatscheslaw Iwanow nahe zu sein kehrte sie schliesslich zuruck nach St Petersburg Zu ihrer Enttauschung heiratete er aber seine Stieftochter Wera Woloschin zog sich darauf von allen gesellschaftlichen Begegnungen zuruck lebte ganz fur sich in ihrem Atelier hatte kaum Kontakte zur Aussenwelt Sie begann eine Lehre bei dem beruhmten Ikonenmaler Tjulin 11 und begegnete dem Komponisten Nikolai Medtner von dem sie ein Portrat malte Ihre literarischen Aktivitaten erweiterte sie durch die Ubersetzung von Meister Eckharts Werken ins Russische An eine Veroffentlichung dachte sie zuerst nicht nahm aber das Angebot des Verlages Musaget zur Publikation an Eine kleine Erbschaft verlieh ihr grossere Unabhangigkeit was ihre Reisefreudigkeit wieder aufleben liess Sie mietete in Paris ein Atelier wollte den Winter in Rom verbringen blieb dann aber in Munchen Ein anderes Mal unterbrach sie die Ruckreise von Prag nach Paris und blieb in Stuttgart um ein bestimmtes Buch uber die Mystiker zu lesen das sie fur das Vorwort zu ihrer Eckhart Ubersetzung benotigte Mein unruhiger Lebenswandel war aber nur ein Abbild meines inneren Zustandes Ich war schon achtundzwanzig Jahre alt war als Dichterin und als Malerin anerkannt und wusste meinen Weg doch noch nicht 12 Mittleres Lebensalter Bearbeiten 1911 wahlte Margarita Woloschin Munchen als ihren Wohnsitz weil sie dem Umfeld Rudolf Steiners nahe sein wollte In diesen Kreisen traf sie auf den Grafen Otto von Lerchenfeld Christian Morgenstern Albert Steffen und andere Die Arbeit an ihrem Triptychon Drei Opfer unterbrach sie im Marz 1911 wegen einer schweren Erkrankung ihrer Mutter um nach Moskau zu fahren Sie blieb aber nur wenige Tage dort Steiners Vortragsreihe in Helsingfors wollte sie nicht verpassen In Munchen sollte fur die Mysteriendramen Steiners und die sonstigen kulturellen Veranstaltungen der anthroposophischen Bewegung ein adaquates Gebaude errichtet werden Woloschin wurde angeboten darin ihr Atelier einzurichten Sie lehnte aber ab Insgesamt wurden die Plane fur den Bau nicht genehmigt Das Vorhaben sollte bald darauf in der Schweiz begonnen werden 13 Als 1914 in Dornach der Bau des ersten Goetheanums begann war Margarita Woloschin zunachst mit vielen anderen Kunstlern aus unterschiedlichen Landern als Schnitzerin tatig Ihnen oblag es die Kapitelle der vielen Saulen die die Doppelkuppel des ganz aus Holz bestehenden Baues trugen zu schnitzen Spater war sie an den Deckenmalereien der kleinen Kuppel beteiligt Das Leben in Dornach gestaltete sich so dass man immer in gemeinsamer Arbeit eingespannt war Der Tag verlief mit Schnitzen Malen Uben und Proben fur die Eurythmie und einzelne Szenen der Faust Auffuhrung 14 Im Sommer brach der Erste Weltkrieg aus Geldtransfers aus Russland wurden immer sparlicher was ihren Mann Maximilian veranlasste als Journalist nach Paris zu gehen Es sollte ihr letzter Abschied sein 15 Nach Beendigung ihrer Arbeit an der Kuppel des Goetheanums fuhr Woloschin 1917 zuruck nach Russland und geriet in das Chaos der Revolution Zusammen mit Bely und Iwanow unterrichtete sie Arbeiter und Bauern in Kunst und Literatur Sie wurde Mitarbeiterin im Volkskommissariat fur Theaterwesen und Bildung Sie konnte aber nicht produktiv arbeiten weil den standig wechselnden Behorden die Zustandigkeiten fehlten und es an Wichtigem fur das tagliche Leben mangelte Nach einer schweren Typhuserkrankung 1920 gab sie Malunterricht an einer gerade gegrundeten Schule fur hochbegabte Waisenkinder Auch diese Initiative misslang wegen mangelnder burokratischer Erfahrungen einer im Entstehen begriffenen neuen Verwaltung 16 In St Petersburg wurde ihr im Kommissariat des Ausseren eine Stelle in der Bibliothek fur auslandische Literatur angeboten die bald darauf wegen der gleichen behordlichen Unzulanglichkeiten gekundigt wurde Zuruck in Moskau konnte Woloschin fur einen Verleger eine Serie von Portratzeichnungen bekannter Personlichkeiten unter anderem auch von Michael Tschechow fertigen 17 Spater traf sie ihn ofter in Stuttgart Berlin und am Ammersee Im August 1922 erhielt sie die lange beantragte Genehmigung zur Ausreise in die Niederlande von wo sie nach Dornach weiterreiste Kurz vor ihrer Abreise erreichte sie die Mitteilung vom Brand des Goetheanums Wegen politischer Komplikationen zwischen der Schweiz und Russland musste sie nach einem halben Jahr die Schweiz wieder verlassen Durch eine Einladung der Familie Lory Maier Smits konnte sie nach Deutschland einreisen und ubersiedelte 1924 nach Einsingen bei Ulm Ihr Lungenleiden flammte wieder auf worauf ihre Gastfamilie ihr den Aufenthalt in einer Stuttgarter Klinik ermoglichte Stuttgart sollte von da an ihr neues Zuhause werden Zweite Lebenshalfte Bearbeiten Woloschins Autobiographie Die grune Schlange reicht bis zu ihrer Ubersiedlung nach Stuttgart Eine Fortsetzung schien zunachst nicht geplant Notizen und Aufzeichnungen aus ihrem Nachlass lassen allerdings darauf schliessen dass sie mit fortgeschrittenem Alter doch zu einem zweiten Band neigte Dass es dennoch nicht dazu gekommen ist wird ihren reduzierten Kraften zugeschrieben die sie nur noch fur die Malerei ihrer eigentlichen Aufgabe verwenden wollte 18 Aufgewachsen mit den russisch orthodoxen Riten und der schon als Kind erlebten Nahe zur Religion in Elternhaus und Erziehung spiegelten sich diese Erlebnisse nun in einer neuen Schaffensphase wider Mit grosser Bestimmtheit widmete sie sich christlichen Themen In der zweiten Halfte der 1920er Jahre entstanden eine Reihe Bilder mit biblischen Motiven Sie lernte die 1922 gegrundete Christengemeinschaft kennen und malte Altarbilder fur die neu entstehenden Gemeinden 19 Wahrend eines Aufenthaltes in Freiburg ergab sich unvorhergesehen die Moglichkeit einen Ausflug nach Dornach zu machen Hier konnte sie viele lange nicht gesehene Freunde wiedertreffen In den darauffolgenden Jahren hatte sie immer wieder Gelegenheit nach Dornach zu fahren und in den 1930er Jahren stand fur sie ein eigenes Atelier in der Nahe des neuen Goetheanums zur Verfugung In Stuttgart gab sie Malkurse darunter auch einen fur Lehrer an der neu gegrundeten Waldorfschule Aus dieser Tatigkeit entstand die Idee eine Malschule mit ordentlichem Curriculum zu grunden Raumlichkeiten wurden angeboten Lehrer fur den Unterricht standen zur Verfugung Nach langem Ringen entschied sich Woloschin aber fur ihren kunstlerischen Weg 20 Wenige Jahre danach wurden einige ihrer Bilder als entartet vernichtet Die politische Lage wurde immer bedruckender und die Machtubernahme der Nationalsozialisten empfand sie als Beginn eines dunklen Zeitalters Die Berichte aus Russland waren nicht weniger duster Ihre Freunde in Leningrad und Moskau waren entweder tot oder verhaftet und in Lagern interniert 1932 erhielt sie Nachricht vom Tod ihres ehemaligen Gatten Maximilian Woloschin der inzwischen mit Maria Stepanowna Sabolozkaja verheiratet gewesen war 21 und den sie seit 1914 nicht mehr gesehen hatte Ein Jahr spater starb ihre Mutter 22 Margarita Woloschin war auch in ihren spateren Jahren nicht von sesshafter Natur Immer noch reiste sie ihren Moglichkeiten entsprechend gerne und viel Sie tat es um Kurse zu geben Vortrage zu halten oder um an Tagungen teilzunehmen In ihrem 56 Lebensjahr unternahm sie eine Reise zu den Statten ihrer Kindheit und Jugend und fuhr uber Rom nach Sizilien Es war ihre letzte grosse Unternehmung Ende der dreissiger Jahre wurde Woloschin von den Behorden vor die Wahl gestellt nach Russland zuruckzukehren oder in ein Internierungslager gebracht zu werden Freunde erwirkten fur sie im letzten Augenblick eine Legalisierung ihres weiteren Aufenthaltes unter der Bedingung der regelmassigen Meldepflicht bei der Gestapo Zu Beginn der Luftangriffe auf Stuttgart kam sie mit anderen in einem Dorf im nordlichen Schwarzwald unter wo sie mit der Arbeit an ihrer Autobiografie begann Gegen Ende des Krieges musste sie wegen ihres russischen Passes erneut eine Verhaftung befurchten Freunde nahmen sie auf und gewahrten ihr Unterschlupf Den Winter 1945 1946 verbrachte die Malerin bereits wieder in Stuttgart 23 In den Nachkriegsjahren gab Margarita Woloschin Kurse am anthroposophischen Lehrerseminar hielt Vortrage an der Eurythmieschule wirkte bei Berufsorientierungskursen mit und erzahlte den Kindern in der Schule Daneben bewaltigte sie den taglichen Strom von Besuchern Man suchte ihren Rat und ihre Anteilnahme wollte von ihr Begebenheiten aus der Vergangenheit geschildert wissen und man bat sie an verschiedenen Gremien und Sitzungen beratend teilzunehmen 24 Zwei Jahre nach ihrem siebzigsten Geburtstag erschien ihre Autobiografie bei der Deutschen Verlagsanstalt Ihre weiteren schriftstellerischen Aktivitaten flossen in biografischen Darstellungen uber Michael Tschechow Michail Lomonossow Lew Tolstoi Georg von Albrecht und vielen anderen ein Dennoch war ihr eigentliches Betatigungsfeld die Malerei Auch im hoheren Alter malte sie taglich sofern die vielen Verpflichtungen Besucher und Krankheitsphasen es zuliessen Ich fuhle dass mit dem allmahlichen Schwund des Tastsinns aus beiden Handen die mir immer so gute Diener waren wie zwei helfende Wesen die unmittelbar Anschluss an das Herz hatten und besser wussten als ich was zu geschehen hat meine Laufbahn als Malerin zu Ende gehen 25 Dieser Ausspruch der Kunstlerin aus ihren spaten 80er Jahren ist kennzeichnend fur die beginnende Abnahme ihrer physischen Krafte Ein Nachlassen ihres Hor und Sehvermogens kam hinzu Der Umzug in ein Altersheim war unausweichlich geworden Ihre Befurchtung jetzt wird mir meine Muse endgultig davonlaufen 25 traf allerdings nicht ein Auch hier dominierte eine Staffelei ihr Zimmer Ihr letztes grosses Werk Orpheus konnte sie nicht mehr vollenden Im November 1972 wurde in Baden Baden die Ausstellung Russischer Realismus 1850 1900 eroffnet Viele Bilder von Kunstlern die Woloschin aus ihrer fruhen Zeit als junge Malerin kannte begegneten ihr hier wieder Margarita Wassiljewna Woloschin Sabaschnikow starb ein Jahr spater am 2 November 1973 26 Werk BearbeitenMalerei Bearbeiten Margarita Woloschin war vor allem und besonders in der ersten Halfte ihres Schaffens eine Portratmalerin Sie portratierte neben Menschen ihres Umkreises sich selbst und viele Personlichkeiten des kulturellen Lebens wie Lew Tolstoi Michael Tschechow Michael Bauer oder Rudolf Steiner Sie fertigte viele Auftragsarbeiten und ihre Bilder wurden von zahlreichen Museen erworben Vereinzelt sind sie heute noch in Moskau Astrachan und Koktebel zu sehen Die meisten ihrer Werke aus dieser Zeit sind allerdings durch die Wirren der Revolution und der Weltkriege verschollen 27 21 Ein Teil des malerischen Werks aus ihrer zweiten Lebenshalfte vor allem religiose Motive Altarbilder Marchendarstellungen Landschaften und Portrats sind zu einem Teil erhalten Sie befinden sich verstreut in Privatbesitz in verschiedenen Kirchen der Christengemeinschaft und im Nachlass der Kunstlerin 28 Diese vielfach mit Pflanzenfarben gemalten Bilder wurden damals als neue religiose Malerei angesehen die Stilisierung in der Darstellung mit der strengen Welt der Ikonenmalerei verglichen 19 Ihre Tatigkeit verstand Woloschin immer als eine Auseinandersetzung mit dem dreidimensionalen Raum und der Farbe als vierter Dimension Den Betrachter wollte sie nicht nur vor dem Bild stehend sondern auch in ihm empfinden Er sollte sowohl Betrachter als auch Teilhaber am schopferischen Prozess sein 29 Ihre Rastlosigkeit die sie im Laufe ihres Lebens an viele verschiedene Orte fuhrte schlug sich auch in ihrer Malerei nieder Sie besass ein geniales kompositorisches Talent das einen Maler des 19 Jahrhunderts beruhmt gemacht hatte Sie hat diese Chance nicht genutzt Das Aufsehen das ihre ersten Bilder erregten gab ihr alle Moglichkeiten auf der Strasse des Ruhm fortzuschreiten Doch eine Schicksalsunruhe trieb sie weiter Woloschin fuhlte auch manchmal einen leisen Vorwurf in ihrer Seele eine Moglichkeit zu einem ganz neuen Kunstschaffen nicht ergriffen zu haben Aber sie liess sich nicht ablenken von einem Weg den sie gehen wollte 30 Ihre Aufzeichnungen unterstreichen diesen Weg Stets aus der Stimmung malen keinen Strich tun ohne ihn aus dem Gesamten Tief Erlebten zu beschliessen Der gedankliche Inhalt besser das Erlebnis muss Stimmung werden Das Erleben des Gefuhls in Farbe verwandeln in die Bewegung der Farbe die zum Rhythmus und endlich zur Form wird Das Bild soll als etwas Unerwartetes auftreten Aber die Idee muss immer als ein Wesenhaftes ein Ganzes geahnt werden Die Komposition soll nicht im Voraus mathematisch architektonisch wie bei den alten Meistern festgelegt werden sondern entstehen 31 Literatur Bearbeiten Ihre Lebenserinnerungen Die grune Schlange sind in mehreren Auflagen erschienen Sie stellen nicht nur eine personliche Entwicklungsgeschichte dar sondern schildern ausfuhrlich das Panorama einer ganzen kulturellen Epoche Russlands zu Beginn des letzten Jahrhunderts 27 Vor allem die Elite des russischen Geisteslebens um die Jahrhundertwende Tolstoi Iwanow Solowjow Schaljapin und andere werden dem Leser nahegebracht Aber auch die Anthroposophie um Rudolf Steiner in der Woloschin eine geistige Heimat fand wird ausfuhrlich charakterisiert und lasst den seltsam zwiespaltigen Eindruck den Steiner mit seiner Sehergabe und Genialitat auf viele Zeitgenossen von damals machte deutlich werden 32 Die grune Schlange wurde in viele Sprachen ubersetzt und ist seit 2009 in einer erweiterten Auflage erhaltlich Neben ihren vielen Erzahlungen und Gedichten war die Grune Schlange der Hohepunkt ihres literarischen Schaffens Den in den 1930er Jahren abgeschlossenen Roman Die Regenbrucke sah Woloschin als eine Art Vorlaufer ihrer Erinnerungen Er hatte stark autobiografische Zuge und war nach Ansicht der Autorin nach Erscheinen ihrer Autobiografie uberflussig geworden 33 Rezeption Bearbeiten nbsp Ilja Jefimowitsch Repin Margarita Woloschins Lehrer Selbstportrat 1878 Die Zeit wurdigte 1955 das literarische Wirken Margarita Woloschins diese Lekture die nicht nur literarischen Genuss sondern auch einen bemerkenswerten Zuwachs an Weltkenntnis bedeutet Ein solches Buch ist Margarita Woloschin Die grune Schlange Lebenserinnerungen Was aber ihr Buch vom prallen Inhalt abgesehen so fesselnd macht ist die geistige Regsamkeit mit der diese in ihrer Art ungewohnliche Frau die Geschehnisse und Gestalten ihres Lebenskreises gesehen und geschildert hat Und es sind keine unerheblichen Gestalten die ihren Weg gekreuzt haben Vor allem die Elite des russischen Kulturlebens vor der und um die Jahrhundertwende der Maler Ilja Repin der Lehrer der Autorin Leo Tolstoj Iwanow Solowjow Berdjajew Schaljapin Stanislawsky Diaghilew Vertreter jener russischen Geistigkeit deren Existenz und Bedeutung im burgerlichen Deutschland allzu unzulanglich bekannt war und in deren Kreisen umgekehrt der gewisse provinzielle deutsche Akademikerstolz so gern verspottet wurde Alle diese markanten Erscheinungen treten dem Leser auf eine frappierend unmittelbare Art nahe Sehr erregend sind auch die Berichte uber die Zustande in Russland kurz nach der Revolution wieviel prachtvolle menschliche Substanz da noch verschleudert verwustet und erstickt wurde Margarita Woloschin ist damals aus der Schweiz in die Heimat gefahren mit einem der Zuge in denen Ludendorff Lenin und Genossen quer durch Deutschland nach Russland brachte um das Land endgultig in Zwietracht Aufruhr und Elend zu sturzen 32 Jeder Raum in dem Woloschin lebte nahm bald ihre unverwechselbaren Eigenheiten an Mitteleuropaische Wohnideale und Burgerlichkeit konnten in ihrer Nahe nicht gedeihen Die Malerin lebte spartanisch Ihre Existenz hing von den sparlich eingehenden Portrat Auftragen und gelegentlichen Malkursen ab Daruber Kurt Wistinghausen Ihr Zimmer war gleichzeitig Atelier und meistens auch Kuche Mitten zwischen Malpapieren Paletten Bildern und Buchern die in genialer Unordnung umherlagen wurde liebevoll der obligate Tee aufgebruht und serviert Die Gastgeberin scherzte selbst uber ihr Chaos und erzahlte die erste Zeit im Westen sei ihr bei der Heimkehr der Mantel immer zu Boden gefallen weil ja niemand mehr da war der ihn ihr von den Schultern nahm und versorgte so sehr war sie von ihrer Jugend und den wohlhabenden Verhaltnissen im Elternhaus her gewohnt gewesen dass sofort ein Diener herbeisprang Jetzt in der Emigration hatte die Kunstlerin weder einen dienstbaren Geist noch Geld Jedoch keinen Augenblick war es dies was sie ernstlich beschaftigte 34 Publikationen BearbeitenDie grune Schlange Verlag Freies Geistesleben Stuttgart 1954 1982 2009 Green Snake Floris Books Edinburgh 2010 Literatur BearbeitenRuth Moering Dorothea Rapp Rosemarie Wermbter Margarita Woloschin Leben und Werk Verlag Freies Geistesleben Stuttgart 1982 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Margarita Woloschin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachdenklicher Ruckblick Margarita Woloschins Erinnerungen Die Zeit 17 Marz 1955 Biographie der Stiftung Kulturimpuls Motive v M WoloschinEinzelnachweise Bearbeiten Margarita Woloschin Die grune Schlange Stuttgart 1982 S 11 M Woloschin Die grune Schlange S 101 M Woloschin Die grune Schlange S 106 M Woloschin Die grune Schlange S 111 M Woloschin Die grune Schlange S 120 M Woloschin Die grune Schlange S 142 M Woloschin Die grune Schlange S 166 M Woloschin Die grune Schlange S 171 M Woloschin Die grune Schlange S 172 M Woloschin Die grune Schlange S 199 M Woloschin Die grune Schlange S 223 M Woloschin Die grune Schlange S 230 M Woloschin Die grune Schlange S 270 M Woloschin Die grune Schlange S 294 M Woloschin Die grune Schlange S 300 M Woloschin Die grune Schlange S 338 M Woloschin Die grune Schlange S 361f Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 29 a b Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 36 Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 40 a b Biographie der Stiftung Kulturimpuls Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 41 Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 45 Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 46 a b Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 52 Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 54 a b Evelies Schmidt Margarita Woloschin Portatkunst Gemalt und Geschrieben In a tempo Stuttgart 11 2009 pdf 1 2 Vorlage Toter Link www a tempo de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im August 2018 Suche in Webarchiven Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk Werkverzeichnis S 172 Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 159 Dorothea Rapp in Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 164 Aus Aufzeichnungen Margarita Woloschins in Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 56 a b Nachdenklicher Ruckblick Margarita Woloschins Erinnerungen In Die Zeit 17 Marz 1955 Wermbter Mohring Rapp Margarita Woloschin Leben und Werk S 49 Kurt v Wistinghausen Margarita Sabaschnikow Woloschin In Die Christengemeinschaft 12 1973 Normdaten Person GND 118635069 lobid OGND AKS LCCN n83212714 VIAF 288124608 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Woloschin MargaritaALTERNATIVNAMEN Woloschin Sabaschnikow Margarita Wassiljewna vollstandiger Name Woloschina Sabaschnikowa Margarita Woloschina Margarita Sabaschnikowa Margarita Sabashnikova Voloshina Margarita Voloshin MargaritaKURZBESCHREIBUNG russische Malerin und SchriftstellerinGEBURTSDATUM 31 Januar 1882GEBURTSORT MoskauSTERBEDATUM 2 November 1973STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Margarita Woloschin amp oldid 235646939