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Das Mahnmal fur die osterreichischen judischen Opfer der Schoah auch Mahnmal fur die 65 000 ermordeten osterreichischen Juden und Judinnen der Schoah steht am Judenplatz im ersten Bezirk von Wien Das zentrale Mahnmal fur die osterreichischen Opfer der Schoah wurde von der britischen Kunstlerin Rachel Whiteread entworfen und im Jahr 2000 enthullt Das Mahnmal fur die osterreichischen Opfer der Schoah am Wiener Judenplatz mit der dreisprachigen Gedenkinschrift am SockelDas Mahnmal in Blickrichtung Drahtgasse Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Gestaltung 3 Bezuge zum Judenplatz 4 Wirkungsgeschichte 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDas Mahnmal geht auf eine Initiative von Simon Wiesenthal zuruck Bauherr ist die Stadt Wien unter dem Burgermeister Michael Haupl der Entwurf Whitereads wurde durch eine internationale Jury unter dem Vorsitz des Architekten Hans Hollein ausgewahlt Neun Kunstler und Architekten aus Osterreich Israel Grossbritannien und den Vereinigten Staaten wurden ursprunglich zum Wettbewerb geladen Die eingereichten Entwurfe hatten eine Reihe fester Vorgaben zu berucksichtigen den Ort Judenplatz eine Gedenkinschrift und die Auflistung aller Konzentrationslager in denen osterreichische Juden zu Tode gekommen waren Das Mahnmal wurde am 25 Oktober 2000 also einen Tag vor dem osterreichen Nationalfeiertag im Beisein von Bundesprasident Thomas Klestil dem Prasidenten der Wiener Kultusgemeinde Ariel Muzicant Simon Wiesenthal der Architektin weiteren Wurdentragern und Gasten enthullt Gestaltung Bearbeiten nbsp Schatten eines Passanten auf den Buchern nbsp Namen der Konzentrationslager in denen die Opfer umgebracht wurden am Fusse des Mahnmals nbsp Rosen fur Fanni Klein eines der osterreichischen Opfer der Nazis nbsp Die unterirdischen Reste der mittelalterlichen Synagoge wurden entdeckt und in das Gesamtkonzept des Mahnmals integriertDas Mahnmal ist eine Stahlbetonkonstruktion mit einer Grundflache von 10 7 Metern und einer Hohe von 3 8 Metern Die Aussenflachen des Quaders sind durchmodelliert als nach aussen gewendete Bibliothekswande Die Regale des Mahnmals sind mit scheinbar endlos vielen Ausgaben ein und desselben Buches bestuckt die fur die grosse Zahl der Opfer und ihre Lebensgeschichte stehen 6640 scheinbare Bucher Die Bucher befinden sich an ihrem Bestimmungsort die Lage der Bucher im Regal ist aber unnaturlich so wie der Tod bestimmt ist und so wie den Opfern ein naturliches Ende vorenthalten wurde Der Inhalt der Bucher bleibt verborgen Die Flugelturen welche die Moglichkeit eines Kommens und Gehens andeuten sind geschlossen fehlende Turklinken erklaren diesen Zustand als unveranderlich Auf Bodenfriesen die im Sockel des Mahnmals eingelassen sind sind die Namen jener Orte festgehalten an denen osterreichische Juden wahrend der NS Herrschaft von NS Tatern ermordet wurden Auschwitz Belzec Bergen Belsen Brcko Buchenwald Chelmno Dachau Flossenburg Gross Rosen Gurs Hartheim Izbica Jasenovac Jungfernhof Kaiserwald Kielce Kowno Kauen Lagow Lodz Lublin Majdanek Maly Trostinec Mauthausen Minsk Mittelbau Dora Modliborzyce Natzweiler Neuengamme Nisko Opatow Opole Ravensbruck Rejowiec Riga Sabac Sachsenhausen Salaspils San Sabba Sobibor Stutthof Theresienstadt Trawniki Treblinka Wlodawa Zamosc Auf dem Sockel vor den verschlossenen Flugelturen ist ein Text in deutscher englischer und hebraischer Sprache zu lesen der auf das Verbrechen der Schoah und die geschatzte Zahl der osterreichischen Opfer hinweist Das Mahnmal stellt im Stile von Whitereads Leerraumen eine Bibliothek dar deren Bucher nach aussen zeigen Das Mahnmal kann als Wurdigung des Judentums als Religion des Buchs verstanden werden spricht aber auch die durch den Volkermord an den europaischen Juden entstandene kulturelle Leerstelle an Erinnerung und Verlust Bezuge zum Judenplatz BearbeitenDer Judenplatz und das Mahnmal ist einzigartig in Europa vereint es die Ausgrabungen der mittelalterlichen Synagoge unter der Erde die in der sogenannten Wiener Geserah von 1420 niedergebrannt wurde mit dem modernen Mahnmal uber der Erde fur die Opfer der Schoah Neben dem Mahnmal deutet eine Gravur im Pflaster die Position der Bima der darunterliegenden Ausgrabungsstatte an Im Erdgeschoss des benachbarten Misrachi Hauses hat das Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde Wien einen Informationsbereich zur Schoah eingerichtet Hier werden Namen und Daten der 65 000 ermordeten osterreichischen Judinnen und Juden und die Umstande die zu ihrer Verfolgung und Ermordung gefuhrt haben der Offentlichkeit prasentiert Das Museum am Judenplatz das ebenfalls im Misrachi Haus ist hat eine Dauerausstellung uber die Geschichte des Judenplatzes die Fundamente der zerstorten Or Sarua Synagoge direkt unter dem Mahnmal sind zu besichtigen siehe auch Juden in Wien Gegenuber dem Mahnmal ist das Denkmal von Gotthold Ephraim Lessing das von den Nazis 1938 eingeschmolzen und nach dem Krieg wieder errichtet wurde Das Mahnmal steht im Kontrast zu Lessings Ideen der Aufklarung und der Toleranz und Emanzipation der europaischen Juden und das Scheitern seiner humanistischen Philosophie am Antisemitismus der im Holocaust gipfelte Hinter dem Denkmal steht eines der altesten Gebaude Wiens das Jordanhaus mit einem spatgotischen Relief das in Anspielung auf das Massaker in der Synagoge sowie auf die anschliessende Verbrennung der Uberlebenden in lateinischer Sprache die Totung der Juden als die Reinigung von Schmutz und Ubel bejubelt genauer Text siehe Judenplatz Wien Jordan Haus nbsp Das antisemitische Relief am Haus Zum grossen Jordan am JudenplatzEine Gedenktafel am Haus Judenplatz 6 nimmt auf die antisemitische Inschrift am Jordanhaus Bezug Sie wurde nach langen Diskussionen von Kardinal Christoph Schonborn am 29 Oktober 1998 mit einem Eingestandnis des christlichen Versagens angesichts der Ermordung der europaischen Juden angebracht Wirkungsgeschichte BearbeitenDie Errichtung des Mahnmals wurde von Teilen der Bevolkerung stark kritisiert die neben dem bereits existierenden Mahnmal gegen Krieg und Faschismus von Alfred Hrdlicka hinter der Wiener Staatsoper kein separates Mahnmal fur die judischen Opfer wollten Anrainer grundeten eine Initiative da sie um die Schonheit des Platzes furchteten Das Ziel der Architektin mit dem Kontrast des unubersehbaren modernen Mahnmals zu den historischen Altbauten rund um den Judenplatz das Verbrechen der Schoah dem Betrachter in Erinnerung zu rufen scheint sich jedoch erfullt zu haben Die Stadt Wien wurde fur die Gestaltung des Judenplatzes von der Dedalo Minosse International Prize s Jury mit dem Spezialpreis der Stadt Vicenza in Italien 2002 ausgezeichnet Bei seinem Staatsbesuch in Osterreich im Jahr 2007 gedachte Papst Benedikt XVI an diesem Mahnmal der Opfer der Schoah in Anwesenheit des Oberrabbiners Paul Chaim Eisenberg und anderer judischer katholischer und politischer Wurdentrager 1 Siehe auch Liste judischer Andachtstatten in WienLiteratur BearbeitenSimon Wiesenthal Projekt Judenplatz Wien Zsolnay Verlag Wien 2000 ISBN 3 552 04982 7 Judenplatz Wien 1996 Wettbewerb Mahnmal und Gedenkstatte fur die judischen Opfer des Naziregimes in Osterreich 1938 1945 Folio Verlag Wien 1996 ISBN 3 85256 046 2 Gerhard Milchram Judenplatz Ort der Erinnerung Pichler Verlag Wien 2000 ISBN 3 85431 217 2 Brandon Taylor Contemporary Art Trade Prentice Hall London 2004 ISBN 0 13 118174 2 Holger Thunemann Holocaust Rezeption und Geschichtskultur Zentrale Holocaust Denkmaler in der Kontroverse Ein deutsch osterreichischer Vergleich Schulz Kirchner Verlag Idstein 2005 ISBN 3 8248 0381 X Mechtild Widrich The Willed and the Unwilled Monument Judenplatz Vienna and Riegl s Denkmalpflege In Journal of the Society of Architectural Historians Jg 72 2013 S 382 398 online Siehe auch BearbeitenGedenkstatte fur die in der Shoah ermordeten Judischen Kinder Frauen und Manner aus OsterreichWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Mahnmal fur die osterreichischen judischen Opfer der Schoah Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mahnmal am Judenplatz Israelitische Kultusgemeinde Wien Einzelnachweise Bearbeiten derstandard at Stilles Holocaust Gedenken am Judenplatz 7 September 2007 48 21168 16 36949 Koordinaten 48 12 42 N 16 22 10 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mahnmal fur die osterreichischen judischen Opfer der Schoah amp oldid 239332740