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Die Luftangriffe auf Moskau durch die deutsche Luftwaffe fanden im Rahmen des Deutsch Sowjetischen Krieges statt Bei den uberwiegend zwischen dem 21 Juli und 6 Dezember 1941 durchgefuhrten Angriffen starben 1088 Menschen Die Luftwaffe traf auf eine gut vorbereitete sowjetische Gegenwehr und konnte ihre Ziele nicht erreichen Nachtschlacht am Himmel von Moskau 1941Roter Platz in Moskau am 10 September 1941 Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Sowjetische Vorbereitungen 3 Verlauf 4 Fazit 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenAm 22 Juni 1941 uberschritt die deutsche Wehrmacht die Grenze zur Sowjetunion Die Luftwaffe griff in den ersten Tagen uberwiegend sowjetische Flugplatze in Grenznahe und daruber hinaus an Nachdem diese erste Phase bis Anfang Juli abgeschlossen war ging sie zur unmittelbaren und mittelbaren taktischen Heeresunterstutzung uber In der Weisung Nr 33 uber die Fortfuhrung des Krieges im Osten forderte das Oberkommando der Wehrmacht Luftangriffe auf Moskau durchzufuhren Ziel Hitlers war es Moskau als Zentrum des bolschewistischen Widerstandes zu treffen und den geordneten Abzug des russischen Regierungsapparates zu verhindern 1 Nach einer Tagebuchnotiz von Joseph Goebbels vom 21 Juli 1941 sollten die Angriffe wesentlich zur Erschutterung der feindlichen Widerstandskraft beitragen 2 Offiziell sollte Vergeltung fur die sowjetrussischen Luftangriffe gegen Bukarest und Helsinki verubt werden 3 Der Kommandeur des nicht beteiligten VIII Fliegerkorps Wolfram von Richthofen hoffte die Luftangriffe wurden eine Katastrophe auslosen da er davon ausging in Moskau wurde eine Hungersnot herrschen 4 Sowjetische Vorbereitungen BearbeitenMoskau war auf Luftangriffe umfassend vorbereitet Am 20 August 1939 wurde der Bau von Luftschutzbunkern in der Moskauer Metro fur grosse Menschenmassen beschlossen die bis Dezember 1940 fertig gestellt werden sollten 5 Mit dem Beschluss Uber die Pflicht der Bevolkerung zur Ausbildung im Luft und Gasschutz vom 1 Juli 1941 wurden alle Moskauer Burger fur den Luftschutz ausgebildet Dazu wurde mittels Filmen Presse Broschuren Plakaten Flugblattern Vortragen etc die Bevolkerung geschult In Parks wurde die Bekampfung von Brandbomben geubt Es wurden aus 205 000 Freiwilligen 13 000 Feuerloschkommandos gebildet 6 Die Moskauer Luftverteidigung bestand aus dem 1 Luftverteidigungskorps und dem 6 Fliegerkorps mit 585 Jagdflugzeugen 200 I 16 170 MiG 3 95 Jak 1 75 LaGG 3 und 45 I 153 7 sowie uber 1000 Flugzeugabwehrgeschutzen 618 Scheinwerfer und 303 Fesselballons Die Luftverteidigung Moskaus verfugte uber 580 Luftmeldeposten 200 Beobachtungsturme sowie 2 Radargerate vom Typ RUS 1 und eines vom Typ RUS 2 mit denen die angreifenden Flugzeuge fruhzeitig entdeckt werden konnten Insgesamt standen 600 000 Dienstleistende im Zivilluftschutz im Einsatz 8 nbsp Tarnung des Bolschoi Theaters gegen Luftangriffe August 1941Die Schaufenster der Geschafte wurden mit Sandsacken oder Brettern verbarrikadiert an denen zum Teil riesige Propagandaplakate hingen Nachts herrschte strenge Verdunkelung und der Strassenverkehr wurde auf das Notigste minimiert Bei den Tarnungsanstrengungen vor der deutschen Luftwaffe wurden keine Muhen gescheut Die Umrisse fast der gesamten Stadt wurden in Kleinstarbeit umgeandert So sahen zum Beispiel der Swerdlow Platz und das Bolschoi Theater aus der Luft betrachtet wie eine Gruppe kleiner Hauser aus Die Kreml Mauern wurden mit Farbe zu Reihenwohnhausern umstilisiert die goldenen Kuppeln der Kirchen wurden grun angemalt Auf allen grossen Strassen malte man Zickzack Linien die von oben wie Hausdacher aussahen Alle grossen Platze wurden mit Hausdachern bemalt und freie Flachen wie Sportstadien wurden mit Attrappen von Hausdachern aus Holz bedeckt Sogar einige Schleifen der Moskwa wurden vollstandig mit Holz uberdeckt um den deutschen Fliegern die Orientierung zu erschweren In den Waldern der Vorstadte wurden Hunderte von Flak Scheinwerfern und schwere Flak Batterien aufgestellt und an den Moskauer Ausfallstrassen stiegen Fesselballons empor um Tiefflieger abzuhalten Die Moskauer Luftverteidigung war starker ausgebaut als die von Berlin und London gemeinsam Etwa 70 der Moskauer Wohnbebauung waren Holzbauten 9 Verlauf BearbeitenBombenangriffe auf Moskau 1941 Auswahl aus 76 Angriffen 10 Datum Anzahl Flugzeuge22 7 19523 7 12524 7 14125 7 Tag 327 7 6529 7 9331 7 171 8 236 8 667 8 589 8 6711 8 8319 8 59 9 1221 10 Tag u Nacht 5828 10 Tag u Nacht 5929 10 32 nbsp Luftbeobachtungsposten auf dem Dach eines Gebaudes im Zentrum von Moskau nbsp Sowjetische Luftabwehrstellung in MoskauIn der Nacht vom 21 zum 22 Juli 1941 sollten 195 Kampfflugzeuge erstmals die sowjetische Hauptstadt angreifen Unter Fuhrung des II Fliegerkorps der Luftflotte 2 versammelten sich das Kampfgeschwader 2 mit der Dornier Do 17Z das Kampfgeschwader 3 mit der Junkers Ju 88A und der Dornier Do 17Z und das Kampfgeschwader 53 Legion Condor mit der Heinkel He 111 auf ihren Einsatzflugplatzen Nach einer spateren Ausserung Hitlers vom 1 Februar 1943 im Fuhrerhauptquartier sollte der strategische Bomber vom Typ Heinkel He 177 schon am 22 Juni 1941 Bombenangriffe auf Moskau durchfuhren Dieser war aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht einsatzreif 11 Um die Entdeckung durch Horchgerate zu erschweren drosselten die deutschen Flugzeuge beim Zielanflug ihre Motoren etwas 12 Die angreifenden Verbande konnten bei Wjasma jedoch ausgemacht werden dadurch gelang es rechtzeitig Luftalarm auszulosen 13 Die Kampfgruppe 100 fuhrte als Zielfinder Zielmarkierungsverband die Kampfflugzeuge von denen letztendlich 127 den Zielraum erreichten Diese warfen 104 Tonnen Spreng und 46 000 Brandbomben ab Die Moskauer Luftverteidigung konnte nach deutschen Angaben 1 angreifendes Flugzeug und nach sowjetischen Angaben 22 Flugzeuge abschiessen 14 15 Dabei verschoss sie 29 000 Schuss Flugabwehrmunition 16 Nach den Erinnerungen von Ludwig Havighorst der als Beobachter in einer Heinkel He 111 den Angriff mitflog war das Flakfeuer eine riesige Uberraschung und ubertraf alles bisher Dagewesene Vor dem Angriff habe Generalfeldmarschall Albert Kesselring der Oberbefehlshaber der Luftflotte 2 von einem Spaziergang im Gegensatz zu den Angriffen gegen Grossbritannien gesprochen Eine weitere Uberraschung seien die Sperrballons gewesen die die doppelte Hohe der britischen von maximal 2200 Meter erreichen konnten Er beobachtete an einigen Stellen ausgedehnte Brande 17 Der britische Journalist und Augenzeuge Alexander Werth berichtet uber das Flakfeuer Was dabei am meisten beeindruckte war das gewaltige Flakfeuer die Splitter der Granaten prasselten wie Hagelkorner auf die Strassen und Dutzende von Scheinwerfern erhellten den Himmel Ich hatte dergleichen in London nie gesehen oder gehort In grossem Umfang waren Feuerwachen organisiert 18 Die zentrale deutsche Presseagentur DNB berichtete am 23 Juli 1941 von einem angeblichen Flammenmeer das man schon uber 140 Kilometer sehen konne und so gross und ausgedehnt sei wie bei der Bombardierung von Manchester und Sheffield 19 Der Grossdeutsche Rundfunk sendete am 24 Juli Nach Moskau Die Propeller sind angeworfen die Motoren singen wieder ihr gewaltiges Angriffslied Nach Moskau Von vielen Feldflugplatzen startet unsere starke Luftmacht zum Grossangriff Sprengbomben damit diese Zwingburgen des Weltelends und der Kulturschande bersten und zerbrechen Brandbomben hinterher damit sie ausgluhen und in Asche versinken Schon schlagen Flammen aus den Fenstern Die Zwingburg des Bolschewismus brennt Das Haus der sowjetischen Brandstifter geht jetzt selber in Flammen auf Moskau brennt 20 Alexander Werth berichtet dagegen uber die Folgen diesen Angriff vom 21 Juli Am nachsten Morgen gab es eine Menge zerbrochener Fensterscheiben hier und da einen Bombentrichter auch einen auf dem Roten Platz ein paar Stellen an denen Brande ausgebrochen waren die man schnell hatte loschen konnen Nirgends ernste Schaden In der Nacht des 22 Juli folgte der zweite Angriff auch er verursachte nur begrenzten Schaden 21 Auch der britische Unterstaatssekretar im Luftfahrtministerium Harold Balfour der sich mit Lord Beaverbrook Ende September in Moskau befand bemerkte kaum Schaden 22 Bis zum 25 Oktober 1941 flog die Luftwaffe weitere 58 Angriffe auf Moskau Nur an den ersten Dreien nahmen mehr als 100 Kampfflugzeuge teil 23 Dazu holte man aus anderen Abschnitten der Ostfront die Kampfgeschwader 4 54 und 55 und aus dem Westen das Kampfgeschwader 28 mit hinzu 14 Nach sowjetischen Angaben wurde der erste Luftangriff in einer Hohe von 3000 bis 3500 Metern geflogen der zweite in einer Hohe von 4000 bis 4500 Metern alle spateren auf Grund der sowjetischen Luftverteidigung in Hohen von 6000 bis 7000 Metern 24 Die sowjetische Flak verfolgte die Taktik eines festen Feuervorhangs Dies fuhrte zu geringen Abschusszahlen sollte aber den Durchbruch der feindlichen Flugzeuge verhindern 25 Auf angeleuchtete Ziele wurde begleitendes konzentriertes Feuer geschossen 26 Nach Olaf Groehler gelang es nur etwa 3 aller eingesetzten deutschen Flugzeuge zum Stadtzentrum durchzubrechen 27 Der Oberkommandierende der Luftflotte 2 Albert Kesselring schrieb die Flakwirkung und die Blendwirkung durch Scheinwerfer machten sogar auf unsere Englandflieger Eindruck und dass ihm die Angriffe viel Sorge bereiteten 28 Fur den Geschwaderkommodore des Kampfgeschwaders 2 Herbert Rieckhoff werteten die schwachliche Durchfuhrung und die unentschlossene Zielsetzung die Luftangriffe zu einer entscheidungslosen Demonstration ab Bemerkenswert findet er die geschickte sowjetische Tarnung mit der der Kreml der Rote Platz und das verraterische Moskwaknie erfolgreich verborgen werden konnten Uber die sowjetische Flakartillerie urteilt er allgemein das ihre Schiessleistungen in mittleren Hohen ganz ausgezeichnet waren und es bei allen deutschen Angriffen in flakgeschutzte Raume zu betrachtlichen Verlusten kam Besonders auffallig sei die gute Lage der ersten Gruppen des Feuers gewesen 29 Die weiteren Angriffe hatten da inzwischen deutsche Soldaten vor den Toren der Stadt standen mehr taktischen Charakter zur Unterstutzung des Heeres Am 6 Dezember 1941 fand der 75 und nach einer Pause von mehreren Monaten am 25 April 1942 der letzte Luftangriff auf Moskau statt 23 Als Kriegsheld wurde der sowjetische Pilot Wiktor Wassiljewitsch Talalichin von der sowjetischen Presse gefeiert der als erster einen Rammstoss bei Nacht gegen eine He 111 ausfuhrte 30 Fazit Bearbeiten nbsp Ausgezeichnete Moskauer Flugabwehrkanoniere Zeitung Krasnaja Swesda vom 23 Juli 1941Nach sowjetischer Darstellung fuhrte der aufopferungsvolle Kampf der Bevolkerung dazu dass die deutschen Ziele nicht erreicht werden konnten So wurde die Feuerwehr bereits wahrend der Luftangriffe zur Brandbekampfung eingesetzt Ein Teil der Bevolkerung stand ebenfalls wahrend der Angriffe auf den Dachern und machte die Brandbomben unschadlich Auch Kinder bekampften die Brandbomben Statt der vorgesehenen Zangen nutzte die Bevolkerung dazu blosse Handschuhe und Spaten und benutzte auch die vorgesehenen Masken nicht mehr Der effektive Kampf der Bevolkerung gegen die Brandbomben soll dazu gefuhrt haben dass die Wehrmacht in spateren Luftangriffen nur noch Sprengbomben abgeworfen hat 31 Horst Boog verweist dagegen auf die deutliche Diskrepanz zwischen den vorgegebenen Zielen und den dann tatsachlich durchgefuhrten Massnahmen Der Krafteverschleiss und die Uberbeanspruchung der Luftwaffe waren schon weit fortgeschritten Von den 76 Luftangriffen wurde der Grossteil von 59 mit drei bis zehn Flugzeugen durchgefuhrt Bei weiteren 19 Angriffen kamen 15 bis 40 Flugzeuge und bei 6 um die 50 Flugzeuge zum Einsatz Nur an drei Angriffen nahmen mehr als 100 Flugzeuge teil die auch fur den Grossteil der Schaden verantwortlich waren Insgesamt wurden rund 1000 Tonnen Sprengbomben und grosse Mengen Brandbomben abgeworfen Dabei kamen nach sowjetischen Angaben 1088 Menschen ums Leben 23 Literatur BearbeitenBei der Betrachtung von sowjetischen Glawlit Militarzensur und DDR Quellen die bis zum Jahr 1989 veroffentlicht wurden muss die Tatigkeit von Zensurbehorden bei der Revision diverser Inhalte im Sinne der sowjetischen Propaganda berucksichtigt werden Zensur in der DDR Zensur in der Sowjetunion Horst Boog Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Der Angriff auf die Sowjetunion Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1983 ISBN 3 421 06098 3 S 689 693 1172 S Richard Overy Der Bombenkrieg Europa 1939 1945 Rowohlt Verlag Berlin 2014 ISBN 978 3 87134 782 5 1051 S A M Samsonow Die Grosse Schlacht vor Moskau 1941 1942 Verlag des Ministeriums fur Nationale Verteidigung Berlin 1959 S 54 60 244 S Einzelnachweise Bearbeiten Percy Ernst Schramm Hrsg Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht Bonn o J Teilband 2 S 1022 Zit n Horst Boog S 689 f Elke Frohlich Hrsg Die Tagebucher von Joseph Goebbels Munchen 1996 Teil II Band 1 S 142 Horst Boog S 689 691 Williamson Murray Strategy For Defeat The Luftwaffe 1933 1945 Alabama 1983 S 84 Lew Alexandrowitsch Besymenski Stalin und Hitler Berlin 2002 S 412 A M Samsonow S 54 f Wilfried Kopenhagen Jagdflugzeuge der Luftverteidigung der UdSSR in Flieger Jahrbuch 1982 Transpress Berlin 1982 S 50 Olaf Groehler Geschichte des Luftkriegs 1910 1970 Berlin 1981 S 322 f Overy S 240 Diese Angriffe erwahnt Wilhelm Arenz in der Einleitung zur Ubersetzung von A Svetlisin Die Abwehr des ersten massierten Angriffes der deutsch faschistischen Luftwaffe auf Moskau In Wehrwissenschaftliche Rundschau 1970 Heft 2 S 98 ff Dort ohne Quellenangabe Helmut Heiber Hitlers Lagebesprechungen Die Protokollfragmente seiner militarischen Konferenzen 1942 1945 Stuttgart 1962 S 141 Overy S 226 Svetlisin S 114 a b Horst Boog S 692 Samsonow S 57 Svetlisin S 114 Overy S 225 Franz Kurowski Ludwig Havighorst Als Kampfflieger und Fallschirmspringer an den Brennpunkten der Front Wurzburg 2007 S 146 ff Alexander Werth Russland im Krieg Band 1 S 155 Janusz Piekalkiewicz Luftkrieg 1939 1945 Munchen 1978 S 308 Waldemar Kuckuck Die ersten Bomben auf Moskau Sendung im Grossdeutschen Rundfunk am 24 Juli 1941 Zit n Walter Weidauer Inferno Dresden Berlin 1983 S 183 Wert S 155 Overy S 219 a b c Horst Boog S 693 Samsonow S 58 Raymond L Garthoff Die Sowjetarmee Wesen und Lehre Koln 1955 S 406 Svetlisin S 114 Groehler S 322 Albert Kesselring Soldat bis zum letzten Tag Schnellbach 2000 S 128 Herbert Rieckhoff Trumpf oder Bluff 12 Jahre Deutsche Luftwaffe Genf 1945 S 251 ff Wilfried Kopenhagen Sowjetische Jagdflugzeuge Transpress Berlin 1985 S 34 Der Rammstoss als aussergewohnliches Kampfmittel Samsonow S 60 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriffe auf Moskau amp oldid 237201428