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Die mitteldeutsche Stadt Halberstadt erlebte 1944 und 1945 zehn Luftangriffe durch die 8th Air Force von denen das Flachenbombardement mit fast 600 Tonnen Spreng und Brandbomben am 8 April 1945 der schwerste war Dieses loschte drei Tage vor Einmarsch der US Bodentruppen die historische Innenstadt zu uber 80 Prozent aus Dabei gingen auch die meisten wertvollen Baudenkmaler verloren oder wurden schwer beschadigt Insbesondere der Angriff vom 8 April hat das Gesicht und die Identitat Halberstadts auf Jahrzehnte zerstort 1 Insgesamt wurden bei den Luftangriffen auf Halberstadt fast 1400 Tonnen Bomben abgeworfen 2 und 1850 bis zu 3000 Menschen verloren ihr Leben Halberstadt Anfang des 20 JahrhundertsInhaltsverzeichnis 1 Halberstadt vor dem Krieg 2 Die einzelnen Angriffe 2 1 Angriffe Januar 1944 bis 7 April 1945 2 2 Die Lage in Halberstadt Anfang April 1945 2 3 Der Flachenangriff vom 8 April 1945 auf die Innenstadt 3 Materielle Folgen des Luftangriffs vom 8 April 3 1 Verluste an Baudenkmalern 3 1 1 Vernichtete Baudenkmaler 3 1 2 Schwer beschadigte Baudenkmaler 4 Verluste an Menschenleben 5 Besetzung der Stadt 6 Begrabnis und Erinnerungsstatten 6 1 Varia 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksHalberstadt vor dem Krieg BearbeitenHalberstadt war eine im Mittelalter gegrundete alte Bischofsstadt eine Metropole im Harzraum und zudem Verkehrsknotenpunkt mit grosser Bahnhofsanlage an der bereits 1843 eroffneten Bahnstrecke von Magdeburg und Oschersleben Sie galt als Rothenburg des Nordens mit siebenhundert alten teilweise architektonisch sehr wertvollen Fachwerkhausern prachtigen Hausern aus der Grunderzeit mit schonen Villen und mit Arbeiterwohnungen in der Unterstadt Mit seinen rund 50 000 Einwohnern war Halberstadt eine geschaftige Handelsstadt und hatte ein reiches kulturelles Leben mit uberregional bekanntem Theater bedeutenden Sporteinrichtungen und vielen Vereinen Es war eine traditionelle Garnisonsstadt der Halberstadter Kurassiere vor dem Ersten Weltkrieg und der Reichswehr von 1920 bis 1934 In der NS Zeit erfolgte die Aufrustung des Wehrmachtstandortes Halberstadt mit dem Schwerpunkt Luftwaffe auf dem Fliegerhorst an den Thekenbergen Auf einem Teil des fruheren Werksgelandes der Halberstadter Flugzeugwerke wurde 1935 in der Klusstrasse 30 38 ein neues Junkers Zweigwerk zur Fertigung von Tragflachen fur die Junkers Ju 88 errichtet Die einzelnen Angriffe Bearbeiten nbsp Amerikanische B 17 Flying Fortress beim Bombenwurf nbsp Amerikanischer Langstreckenjager Thunderbolt nbsp Amerikanische Langstreckenjager Mustang Alle Luftangriffe erfolgten als Tagesangriffe durch die 8th Air Force der United States Army Air Forces In den Akten des britischen RAF Bomber Command lagen bereits seit 1942 Plane zur Bombardierung von Halberstadt unter dem Codenamen Sardine 3 Der Stellvertreter von Arthur Harris Oberbefehlshaber des Bomber Command war Air Vice Marshal Robert Saundby der als begeisterter Angler alle in Auswahl kommenden deutschen Stadte mit einem Fish code versah 4 Angriffe Januar 1944 bis 7 April 1945 Bearbeiten Die folgenden Informationen stammen aus dem Standardbuch Halberstadt brennt von Werner Hartmann 5 und den Kriegstagebuchern der 8th Air Force 6 11 Januar 1944 52 B 17 Flying Fortress der 1st Bombardment Division der 8th Air Force der USAAF warfen 143 Tonnen Bombenlast auf das Junkers Zweigwerk den Hauptbahnhof die Harzbrauerei und benachbarte Hauser ab Das Junkers Werk wurde erheblich getroffen Ein 16 jahriger Junge im Sommerbad war das erste Todesopfer des Bombenkriegs in Halberstadt 22 Februar 1944 18 B 17 Bomber warfen mit dem verfehlten Ziel der Flugzeugwerke aus 6500 bis 7000 Meter Hohe 26 5 33 Tonnen Bombenlast ins freie Feld zwischen Harsleben und Halberstadt 150 Bombenkrater Es gab keine Toten 11 April 1944 Bei einem US Luftangriff auf den Fliegerhorst der Luftwaffe in den Thekenbergen wurden zahlreiche Gebaude zerstort 29 Soldaten kamen ums Leben Alle acht Besatzungsmitglieder eines am Grossen Thekenberg abgeschossenen US Fernbombers starben 30 Mai 1944 107 B 17 warfen 145 Tonnen Bombenlast auf das Flugzeugwerk und Wohngegend 52 Menschen starben in dem Werk darunter 20 Italiener in ihren Hausern und auf den Strassen 16 August 1944 13 B 17 Bomber griffen mit 27 5 Tonnen Bomben den Fliegerhorst an Neun Soldaten und drei Wehrmachthelferinnen kamen ums Leben 14 Februar 1945 Ein Angriff mit dem Ziel Junkers Werk fuhrte zur Zerstorung mehrerer Gebaude und Beschadigung des Standortlazaretts 21 Personen starben davon 11 Auslander 19 Februar 1945 US Jagdbomber griffen den Hauptbahnhof und Wehrstedt an Elf Personen wohl alle Auslander kamen ums Leben 22 Februar 1945 Im Rahmen der Operation Clarion erfolgte gegen 13 Uhr ein Grossangriff auf den Hauptbahnhof und auf Wehrstedt dem 155 Menschen zum Opfer fielen Der Bahnhof wurde vollig verwustet und unbrauchbar gemacht den Bombern folgten gleich die Tiefflieger Auch in der Stadt und besonders Wehrstedt entstanden schwere Schaden In der Kirche von Wehrstedt begrub ein Volltreffer viele dort Schutzsuchende Durch Bordwaffenbeschuss von Tieffliegern ebenfalls am 22 Februar kamen auf einem Transport zwischen Wegeleben und Halberstadt 15 kriegsgefangene Briten und zwei US Amerikaner ums Leben 7 7 April 1945 Mehrere US Jagdbomber warfen bei klarer Sicht Brandbomben in Halberstadt ab und schossen in die Strassen Dann griffen sie einen auf Gleis 9 im Bahnhofsgelande abgestellten Munitionszug an Die Jagdbomber wurden nach Angriffsbeginn von Zugflak beschossen 8 Eines der Flugzeuge eine Thunderbolt sturzte ab der Pilot wurde gefangen genommen Die hochbrisanten Seeminen auf dem Zug explodierten es entstand ein riesiger Krater 650 Eisenbahnwaggons und 45 Lokomotiven wurden vernichtet Der Bahnhof mit seinen Gebauden Gleis und Weichen Anlagen war ausser Funktion gesetzt Im Stadtgebiet entstanden erhebliche Luftdruckschaden an Fenstern Turen und Dachern Die Lage in Halberstadt Anfang April 1945 Bearbeiten Die Stadt war mit 70 000 Menschen ubervolkert darunter befanden sich viele Luftkriegsevakuierte Tausende Fluchtlinge aus den Ostgebieten auslandische Arbeitskrafte und Kriegsgefangene In 22 Einrichtungen wurden 3000 bis 4000 Verwundete und kranke Soldaten betreut im Standortlazarett im Salvator Krankenhaus in Privatkliniken Reservelazaretten und Krankenrevieren der Kasernen 9 Die Lazarette waren mit grossen und weithin nach oben sichtbaren Rotkreuzzeichen erkennbar Verteidigungsfahige Kampftruppen oder militarische Stabe befanden sich nicht in der Stadt auch andere militarische Ziele gab es nicht mehr 10 Der Volkssturm war einberufen und hatte Panzersperren gebaut Flak oder Jagdflugzeuge gab es nicht mehr Die Bevolkerung war in passivem Luftschutz ausgebildet Hohlen in den Spiegelsbergen Lange Hohle Am Felsenkeller waren zu sicheren Schutzraumen ausgebaut worden mussten aber naturlich erst erreicht werden Auch der Remterkeller der Domklausur war zum Luftschutzraum ausgebaut worden An verschiedenen Standorten waren grosse Loschwasserteiche angelegt worden Im Hauptpostamt befand sich eine Luftwarnzentrale die auch fur die umliegenden Stadte und Dorfer zustandig war Es herrschte praktisch standig Luftalarm da dauernd US Jagdbomber im Einsatz waren oder Uberfluge von Bomberstromen erfolgten Am 8 April befanden sich die US Panzerspitzen nur noch 40 Kilometer westlich von Halberstadt Der Flachenangriff vom 8 April 1945 auf die Innenstadt Bearbeiten Unter der Code Nr GY 4822 wurde an die 1st Air Division der 8th Air Force der Befehl zum Angriff auf Halberstadt als Sekundarziel gegeben Die dafur bestimmten 215 oder 218 B 17 Bomber waren eine Teilstreitkraft von insgesamt 339 B 17 mit Eskorte von 239 P 51 Langstreckenjagern die am 8 April Ziele in Mitteldeutschland ansteuerten Der Start von den Basen in Mittelengland um Bedford erfolgte um 6 15 Uhr Als Angriffsziel fur die Gruppe von 215 oder 218 B 17 war offiziell mit Prioritat 1 Leopoldshall bei Stassfurt angegeben Halberstadt mit Prioritat 2 zum Ausweichziel bestimmt 11 Da der Mosquito Aufklarer Dunst uber Leopoldshall meldete wurde Halberstadt priorisiert Hartmann vermutet dass das Ziel Leopoldshall nur eine Tauschung war und Halberstadt fur diese grosse Bomberflotte der eigentliche Auftrag 10 Um 11 10 Uhr wurde in Halberstadt Luftalarm gegeben um 11 31 Uhr erschienen die ersten Bomber uber der Stadt und begannen nach Zielmarkierung durch Rauchzeichen aus 6700 Metern Hohe mit dem Abwurf von 504 Tonnen Spreng und 50 Tonnen Brandbomben Nach dem Kriegstagebuch der 8th Air Force war die Bombenbeladung zusammen 595 Tonnen Angewandt wurde die ursprunglich britische Fachertaktik Todesfacher durch die eine hohe Trefferquote und hochstmogliche Vernichtung erreicht werden sollte 12 10 Orientierungspunkt fur die Bomberbesatzungen war das markante Gebaude des Lyzeums Kathe Kollwitz Gymnasium im Suden von Halberstadt das Zielgebiet sollte im Zentrum der Stadt liegen Sechs Bombergruppen griffen die Stadt aus Himmelsrichtung Sud von 11 31 Uhr bis 11 54 Uhr in mehreren Wellen ungestort durch Flakfeuer planmassig an und zerstorten die Innenstadt Die Brandbomben waren mit insgesamt 50 Tonnen Gemisch aus Benzin Viskose und Magnesiumstaub gefullt Flussigkeitsbrandbomben des Typs AN M47 Stabbrandbomben und Phosphorbrandbomben wurden ebenso eingesetzt Durch die initialen Sprengbomben waren die Dacher abgedeckt die Fenster zersprungen und die Hauserwande aufgerissen Durch die Brandmittel entwickelten sich dann in der gut brennbaren dicht bebauten 13 Fachwerkstadt schwer zu bekampfende Flachenbrande die weitere Gebaude zerstorten In der Innenstadt entwickelte sich aus den Einzelbranden ein Feuersturm 10 14 Rettungs und Loscharbeiten wurden durch Tiefflieger behindert Die Fluchtwege von Halberstadtern in Richtung Spiegelsberge wurden bombardiert und mit Bordwaffen der Begleitjager angegriffen 15 16 Die B 17 Bomber landeten gegen 15 Uhr ohne Verluste auf ihren Stutzpunkten in Mittelengland 17 25 000 Menschen wurden durch das Bombardement obdachlos nbsp Ruinenstadt Halberstadt 1945 Denkmal fur die TrummerfrauenAn den Rettungs und Loscharbeiten in dem ausgelosten Inferno beteiligten sich ausser der Halberstadter Freiwilligen Feuerwehr deren Feuerwehrhaus in der Krebsscheere zerstort worden war auch Berufsfeuerwehren aus Hanau und Dortmund die nach Heimburg verlegt waren Freiwillige Feuerwehren aus den umliegenden Stadten und Dorfern und Sanitatskrafte von dort An den Rettungsarbeiten nahmen auch franzosische und englische Kriegsgefangene teil Auch konnten eine grossere Zahl von Wohngebauden das teilzerstorte Garnisonslazarett und das Gleim Haus vor dem vollstandigen Abbrennen bewahrt werden Das Loschwasser musste wegen der Zerstorung der insgesamt 60 Kilometer Wasserleitungen aus der Holtemme dem Kulkgraben dem Hallenbad den Loschwasserteichen und Bombentrichtern entnommen werden zum Teil mit Eimerketten Die Stadt brannte dreieinhalb Tage lang 1 Die Strassen waren grossenteils durch Schuttmassen blockiert Viele Bomben mit Langzeitzundern explodierten unabsehbar bei Raumungsarbeiten 18 Das Stadtkrankenhaus blieb unversehrt die meisten Lazarette wurden jedoch ganz oder teilweise zerstort So wurden die Verwundeten in den Felsenkeller andere ausgebaute Hohlen in Notlazarette in umliegenden Landgutern aber auch in die unterirdische Waffenfabrik in den Klusbergen gebracht 19 Die Leichenbergung hatte wegen der schnellen Verwesung bei der Hitze und Seuchengefahr moglichst rasch zu erfolgen Auf dem Friedhof wurden eilig Massengraber ausgehoben Alle verfugbaren Transportmittel wurden eingesetzt besonders von Fuhrunternehmern Die Transporte und Beisetzungen mussten uberwiegend ohne Sarge erfolgen Schrumpfleichen wurden in Kisten gesammelt Es wurden Bergungskommandos auch aus Haftlingen des KZ Langenstein Zwieberge zusammengestellt Diese wurden mit der amerikanischen Besetzung ab 12 April durch NSDAP Mitglieder abgelost Noch wochenlang lag ein grasslicher Geruch uber der Reststadt 20 Nach Werner Hartmann Stadthistoriker Ehrenburger Halberstadts handelte es sich am 8 April um einen Terrorangriff 21 Materielle Folgen des Luftangriffs vom 8 April BearbeitenNach Hartmann 22 auf den auch die anderen Angaben in diesem Abschnitt zuruckgehen sind in der Stadt insgesamt 1 5 Millionen Kubikmeter Schutt und Trummer durch den Luftangriff am 8 April angefallen Drei riesige Schuttberge entstanden bei der Enttrummerung Von den 19 000 Wohnungen wurden 8000 total vernichtet und 1500 weitere schwer beschadigt Von 5400 Wohnhausern wurden 2200 ganz zerstort und 800 weitere erlitten mehr oder weniger starke Beschadigungen 25 000 Halberstadter wurden obdachlos 900 Gewerbe und Handwerksbetriebe aller Art waren vernichtet Von 15 Krankenhausern und Lazaretten wurden acht zerstort 15 Schulen waren entweder zerstort oder schwer beschadigt 42 Strassenzuge existierten gar nicht mehr 31 weitere waren teilweise zerstort Das Verkehrswesen gab es nicht mehr der Bahnhof war vernichtet Strassenbahnschienen und Oberleitungen zerstort die Strassen nicht mehr passierbar Gas Wasser und Stromversorgung waren ausgefallen ebenso das Telefonnetz Es dauerte 15 Jahre bis aller Schutt beseitigt war Ungefahr ein Drittel von ursprunglich 1500 Fachwerkhausern war zerstort darunter vor allem gerade die Hauser mit singularer architektonischer Stellung in der Oberstadt Von den erhaltenen Fachwerkhausern vor allem waren es einfache in der Unterstadt verfiel ein weiteres Drittel zur DDR Zeit oder wurde teilweise abgerissen Erst nach der Wende 1990 wurden ernstliche Anstrengungen unternommen die verbliebene Bausubstanz zu retten und die stadtebaulichen Wunden der Innenstadt allmahlich zu schliessen 10 Blindganger finden sich auch noch heute So mussten am 12 August 2015 5000 Einwohner von Halberstadt wahrend der aufwendigen Entscharfung einer US Bombe evakuiert werden die bei Bauarbeiten am Rande der Altstadt gefunden worden war Von 1952 bis 1976 wurden 62 Blindganger im Stadtgebiet entscharft fur die hohe Zahl von 1945 bis 1951 gab es keine zuverlassige Registrierung 23 Verluste an Baudenkmalern Bearbeiten Diese Zusammenstellung basiert auf dem Standardwerk Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg 24 der Dokumentation von Hartmann 25 und der Liste der Kulturdenkmale in Halberstadt nbsp Martinikirche 1945 Detail vom Denkmal fur die TrummerfrauenVernichtete Baudenkmaler Bearbeiten Rathaus mit Ratslaube und Erker am Holz und Fischmarkt Stelzfuss Fachwerkhaus am Holzmarkt Ratskeller Konigshotel am Holzmarkt altestes datiertes Fachwerkhaus der Stadt Alte Ratswaage Stadttheater 1905 von Bernhard Sehring Paulskirche auch Garnisonskirche Turme und Kirchenschiff ausgebrannt Chor mit Gedachtnishalle fur Gefallene des Ersten Weltkriegs erhalten Trotz Protesten wurde die eindrucksvolle Kirchenruine 26 1969 gesprengt und beseitigt Franziskanerkirche St Andreas und Klostergebaude Heilig Geist Hospital Ruine als Mahnmal Laurentiuskirche in Halberstadt Wehrstedt Ruine als Mahnmal Franzosenkirche Ruine als Mahnmal seit 1968 Alter Marstall Reithalle Kommisse palastartiges fruheres Gastehaus der Bischofe am Holzmarkt Alte Munze Rats Apotheke Hof ApothekeSchwer beschadigte Baudenkmaler Bearbeiten Dom Sankt Stephanus und Sankt Sixtus konnte nach Wiederaufbau erst 1956 wieder gottesdienstlich genutzt werden Martinikirche Liebfrauenkirche Dominikanerkloster und Kirche St Katharinen Dompropstei Stadtisches Museum Museum Heineanum Naturkundemuseum Gleimhaus Literaturmuseum Die Bauensembles von Domplatz Holzmarkt dem Zentrum der Burgerstadt Fischmarkt Martiniplan und Paulsplan wurden ganz oder weitgehend zerstort Von den 720 Fachwerkhausern aus der Zeit vom 15 bis Anfang des 18 Jahrhunderts die Halberstadts Ruhm als niedersachsische Fachwerkstadt ausmachten sanken die meisten in Schutt und Asche Renate Kroll Nur ein kleiner Teil blieb in der Vogtei und der Neustadt erhalten Kunstschutz Durch Einmauerung und Einbetonierung gerettet wurden unter anderem Teile der Innenarchitektur des Domes die Chorschrankenfiguren der Liebfrauenkirche und der Halberstadter Roland vor dem Rathaus Ausgelagert waren zahlreiche andere wertvolle Kulturguter Am bekanntesten ist die Auslagerung des Domschatzes in Hohlen wo er auch den Besatzungsmachten verborgen blieb 27 und die Sicherung der mittelalterlichen Kirchenfenster Aus dem Gleimhaus waren die Gemalde und die Handschriftensammlung und die Bibliothek ausgelagert worden Die Ruine des Rathauses soll nach Einschatzung von Fachleuten wieder aufbaufahig gewesen sein Der Abbruch erfolgte aufgrund einer politischen Entscheidung Anfang der 1950er Jahre 1 Das kann auch bei der Beseitigung anderer teilzerstorter Gebaude der Fall gewesen sein wie dem Stadttheater Verluste an Menschenleben Bearbeiten nbsp Gedenkstein fur die Bombenopfer am Ort der MassengraberBei den Luftangriffen vor dem 7 und 8 April kamen insgesamt 289 Menschen ums Leben 28 Davon waren etwa 46 Soldaten und 52 Auslander Unter der deutschen Zivilbevolkerung uberwogen bei weitem die Frauen ein hoher Anteil waren Kinder Bei den Luftangriffen am 7 und 8 April kam Hartmann anhand der Unterlagen von Friedhofsverwaltung und Stadt auf 1356 identifizierte Opfer und etwa 500 unbekannte Bombenopfer zusammen somit etwa 1850 Tote an diesen beiden Tagen 29 Andere Quellen gehen von 2100 Toten allein am 8 April darunter 400 Kinder aus 10 Die Gesamtzahl der Luftkriegsopfer in Halberstadt liegt damit bei mindestens 2150 Es gibt auch hohere Angaben von 2500 bis 3000 Opfern 30 Sicher sind nicht alle verschutteten und verbrannten Menschen geborgen worden Noch Jahrzehnte nach dem Angriff wurden Skelette bei Bauarbeiten gefunden Uber die Zahl der Schwerverwundeten und bleibend geschadigten Bombenopfer gibt es keine Angaben Besetzung der Stadt BearbeitenAm 11 April 1945 nachmittags drei Tage nach der weitgehenden Vernichtung der Stadt besetzten Truppen der US Armee widerstandslos die Stadt im Mai wurden sie von Briten und Ende Juni durch die Rote Armee abgelost In der Zuckerfabrik wurde ein Lager fur deutsche Kriegsgefangene eingerichtet Begrabnis und Erinnerungsstatten BearbeitenDie Toten des Luftangriffs vom 8 April wurden in Massengrabern auf dem Nordende des Halberstadter Friedhofs bestattet An die Bombenopfer unter den italienischen Internierten erinnert ein gesonderter Gedenkstein ein gemeinsamer an die anderen umgekommenen Fremdarbeiter In der Nachbarschaft finden sich Grabanlagen von Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkrieges Erinnerungsstatten in der Stadt sind die Ruinen der seit 1968 als Mahnmal gestalteten Franzosenkirche und der Wehrstedter Kirche in beiden Gebauden waren viele Schutzsuchende umgekommen Vor dem wieder aufgebauten Rathaus findet sich ein kleines am 8 April 2004 eingeweihtes Denkmal zu Ehren der Trummerfrauen die bis Herbst 1946 in harter Arbeit die Schuttmassen beseitigt haben Voraussetzung fur den sich uber Jahrzehnte hinziehenden Wieder und Neuaufbau der Stadt nbsp Hinweistafel auf die Massengraber der Bombenopfer nbsp Massengraber der Bombenopfer Teilansicht nbsp Massengraber der Bombenopfer Teilansicht nbsp Kriegsschmelze aus einem Bombentrichter Stadtmuseum nbsp Gedenkort Franzosenkirche seit 1968 nbsp Gedenktafel an der Franzosenkirche nbsp Denkmal fur die Trummerfrauen vor dem Rathaus von 2005 Varia Bearbeiten Auf Initiative des Oberburgermeisters von Halberstadt gelangte 2020 nach einer Spendenaktion das Gemalde Stadtpanorama Halberstadt von Walter Gemm aus der Vorkriegszeit in den Besitz der Stadt 31 Es stammt von 1930 stellt das Rathaus und andere Hauser am Holzmarkt dar und hatte auch als Vorlage fur die vereinfachte Restaurierung dieser Gebaude gedient Es soll aufwendig erneuert werden und seinen Platz im Stadtischen Museum finden Literatur BearbeitenMarcus Ahrens Operation Sardine Die Zerstorung von Halberstadt Film DVD nach dem Buch von Werner Hartmann Halberstadt brennt und Begleitbooklet Halberstadt 2005 Roger A Freeman Mighty Eighth War Diary Jane s London New York Sydney 1981 ISBN 0 7106 0038 0 Werner Hartmann Halberstadt brennt Eine Dokumentation uber Halberstadt im Luftkrieg 1944 1945 insbesondere uber die Zerstorung der Stadt am 8 April 1945 Redaktionelle Bearbeitung Simone Bliemeister Hrsg Geschichtsverein fur Halberstadt Koch Druck Halberstadt 2015 Neubearbeitung Alexander Kluge Der Luftangriff auf Halberstadt am 8 April 1945 Suhrkamp Verlag Frankfurt 2008 ISBN 978 3 518 42035 5 Renate Kroll Halberstadt In Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Hrsg Gotz Eckardt Henschel Verlag Berlin 1978 Band 1 S 216 245 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Schautafel Stadtmuseum Halberstadt 2015 Olaf Groehler Bombenkrieg gegen Deutschland Berlin 1990 S 449 Olaf Groehler Bombenkrieg gegen Deutschland Berlin 1990 S 35 Fish code names britisches Original PDF 292 kB deutsche Ubersetzung PDF 214 kB Bunkermuseum Emden abgerufen am 2 Oktober 2017 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 15 28 und 82 85 Roger Freedman Mighty Eighth War Diary London 1981 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 18 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 20 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 29 30 a b c d e f Marcus Ahrens Operation Sardine Die Zerstorung von Halberstadt Dokumentarfilm Halberstadt 2005 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 33 Fachertaktik beim Bombardement Marcus Ahrens Operation Sardine Die Zerstorung von Halberstadt Dokumentarfilm Halberstadt 2005 Aussage von Jorg Friedrich Alexander Kluge Der Luftangriff auf Halberstadt am 8 April 1945 Frankfurt 2008 S 73 74 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 Zahlreiche Augenzeugenberichte Marcus Ahrens Operation Sardine Die Zerstorung von Halberstadt Dokumentarfilm Halberstadt 2005 Zahlreiche Augenzeugenberichte Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 34 35 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 Zahlreiche Augenzeugenberichte Alexander Kluge Der Luftangriff auf Halberstadt am 8 April 1945 Frankfurt 2008 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 56 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 58 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 68 71 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 71 Renate Kroll Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Band 1 S 216 245 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 Ehemals Sankt Paul Fotos im Bildindex der Kunst und Architektur Schautafeln im Dom 2015 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 82 85 Werner Hartmann Halberstadt brennt Halberstadt 2015 S 85 111 Renate Kroll in Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Band 1 S 217 Historisches Gemm Gemalde kehrt zuruck nach Halberstadt MDR 27 November 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luftangriffe auf Halberstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dieter Janietz Eine Stadt nach der Zerstorung Grossmodell Die Innenstadt von Halberstadt Darstellungszeitraum 8 April 1945 bis Sommer 1950 Stadtisches Museum Halberstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriffe auf Halberstadt amp oldid 225552327