Es sind zwischen 100.000 und 150.000 Weichtierarten bisher wissenschaftlich beschrieben worden. Nach den Insekten sind die Weichtiere die zweitgrößte Tiergruppe. Die Rote Liste der gefährdeter Arten der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) listet im Dezember 2022 aber nur 9032 Arten auf, von denen immerhin in der Neuzeit, also seit dem Jahr 1500, schon 297 Arten als ausgestorben gelten ( – Extinct), 16 Arten als in der Wildnis ausgestorben ( – Extinct in the Wild) und 725 weitere Arten als kritisch bedroht ( – Critically Endangered), davon 153 kritisch bedroht, möglicherweise ausgestorben ( (PE) – Critically Endangered, Possible Extinct). 607 Arten gelten als gefährdet ( – Endangered). Bei 2235 dieser 9032 Arten lautet der Gefährdungsstatus allerdings „zu wenig Daten vorhanden“ ( – Data Deficient) (Stand 13. Dezember 2022). Bei den allermeisten Weichtierarten ist der Gefährdungsstatus von der IUCN somit noch nicht ausreichend untersucht worden, weswegen man davon ausgehen kann, dass wesentlich mehr als diese 297 Arten ausgestorben sind. Sicher ist, dass die Weichtiere von der neuzeitlichen Aussterbewelle am meisten betroffen sind. Weit über 1000 Arten sind in den letzten 500 Jahren entweder schon ausgestorben oder zumindest verschollen, was man auch in einschlägigen wissenschaftlichen Malakologie-Publikationen nachlesen kann, die sich mit dieser Thematik beschäftigen. Alleine auf Hawaii gibt es über 300 Arten, die im letzten Jahrhundert ausgestorben sein dürften. Da Weichtiere in den allermeisten Fällen recht klein sind, erscheint es auch logisch, dass man den Gefährdungsstatus wesentlich schwerer beurteilen kann als bei großen Tieren wie zum Beispiel einem Elefanten. Viele Weichtiere haben aber einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen kleinen Tieren in der Beurteilung ihres Gefährdungsstatus, nämlich ihre Schale. Diese kann man auch noch Jahre später finden und darauf rückschließen, wann die Art ausgestorben sein dürfte (was zum Beispiel bei Insekten wesentlich schwerer zu beurteilen ist, weil in der Regel schon nach wenigen Wochen nichts mehr von einem toten Insekt übrig geblieben ist). Trotzdem ist die IUCN sehr vorsichtig mit der Einschätzung, ob eine Weichtierart ausgestorben ist oder nicht. Zum Beispiel ist die auf Teneriffa lebende Schüsselschnecken-Art Atlantica engonata nur vom Holotyp aus dem Jahr 1852 bekannt, trotzdem ist ihr IUCN-Gefährdungsstatus (PE), also Critically Endangered (Possible Extinct) und nicht endgültig Extinct. Auch die auf der Insel Bora Bora beheimatete Landlungenschnecken-Art Mautodontha boraborensis ist laut IUCN seit den 1880er-Jahren nicht mehr gesichtet worden, trotzdem ist ihr Gefährdungsstatus ohne Angabe von Gründen nur , also Critically Endangered, obwohl sie danach nie mehr gesichtet worden ist. Die auf der Insel Rapa Iti lebende Landlungenschnecke Orangia cookei hat laut IUCN ohne Angabe von Gründen lediglich den Gefährdungsstatus – Endangered (also gefährdet), wurde aber im Jahr 1934 zuletzt gesichtet. Erstaunlich ist die Einschätzung bei der aus Vietnam stammenden Flussmuschel-Art Lamprotula blaisei, welche laut IUCN seit mittlerweile fast 40 Jahren nicht mehr gesichtet worden ist. Ihr Gefährdungsstatus ist trotzdem nur verletzlich ( – Vulnerable, den drittbesten Gefährdungsstatus, den die IUCN vergibt), obwohl ihr Verbreitungsgebiet etwa 20 Quadratkilometer hat und ihr Lebensraum durch Wasserverschmutzung, Entwaldung und Bergbau bedroht ist. Dass die IUCN mit dieser Vorsichtigkeit nicht falsch liegt, zeigt das Beispiel der kroatischen Wasserdeckelschnecken-Art Tanousia zrmanjae. Von ihr wurde angenommen, dass die Art nur von subfossilen Muscheln bekannt ist (deren Alter also im Grenzbereich zwischen fossil und rezent liegt, daher war auch kein Datum der letzten Sichtung bekannt). Trotzdem schätzte die IUCN ihren Gefährdungsstatus nur als (PE) ein (also kritisch bedroht, möglicherweise ausgestorben). Tatsächlich konnten am 29. Juni 2014 ein paar Exemplare gefunden werden. Allerdings steht im IUCN-Artikel von dieser Entdeckung noch nichts. Ein weiteres Beispiel für die (durchaus sinnvolle) Vorsichtigkeit der IUCN ist die auf Gran Canaria lebende Schnirkelschnecken-Art Hemicycla ethelema, welche laut IUCN spätestens im Jahr 1932 zuletzt gesichtet worden ist. Ihr Gefährdungsstatus lautet „zu wenig Daten vorhanden“ ( – Data Deficient). (ebenso bei der in Algerien beheimateten Wasserdeckelschnecke Pseudamnicola constantinae, welche laut IUCN ebenfalls den Gefährdungsstatus hat, obwohl sie seit dem Jahr 1870 nicht mehr gesichtet worden ist.) Die IUCN liegt aber auch hie und da falsch, wie zum Beispiel bei der US-amerikanischen Flussmuschel Medionidus mcglameriae, welche unter diesem Namen als ausgestorben gilt, mittlerweile aber zur Art Leptodea fragilis synonymisiert wurde und in großen Teilen Nordamerikas heimisch ist und dessen IUCN-Gefährdungsstatus unter diesem Namen – Least Concern (also nicht gefährdet) ist. Auch bei der in der Nähe von Shanghai vorkommenden Strandschnecke Littoraria flammea irrt sich die IUCN, welche dieser Art ohne Angabe von Gründen den Gefährdungsstatus – Extinct zuteilt, obwohl die Art um das Jahr 2015 wiederentdeckt wurde (vielleicht, weil sie vorher im Jahr 1855 zuletzt gesichtet wurde). Allerdings läuft die Art schon wieder Gefahr, erst recht, diesmal aber endgültig (?), auszusterben. Ebenfalls für ausgestorben hält die IUCN die Arten Leptoxis compacta (im Jahr 1933 oder 1935 das vorletzte Mal gesichtet, 2011 wiederentdeckt), Leptoxis foremanii (1997 wiederentdeckt), Nesopupa turtoni (in den 1870er-Jahren das vorletzte Mal gesichtet, 2003 wiederentdeckt) oder Omphalotropis plicosa (1878 das vorletzte Mal gesichtet, 2002 wiederentdeckt). Von der auf den Gesellschaftsinseln heimischen Baumschnecke Partula faba behauptet die IUCN, dass die Art nur in freier Wildbahn ausgestorben ist ( – Extinct in the Wild). Tatsächlich aber starb das letzte Exemplar am 21. Februar 2016 im Edinburgh Zoo. Es gibt noch einige weitere interessante Beispiele, bei denen sich die IUCN nachweislich irrt. Eine Fachzeitschrift schreibt „The IUCN Red List is not a good catalog of invertebrate extinctions.“ (zu deutsch: Die Rote Liste der IUCN ist kein guter Katalog für das Aussterben von Wirbellosen.). Daher werden in dieser Liste wesentlich mehr Weichtiere als neuzeitlich ausgestorben aufgelistet, als bei der IUCN angegeben.
Aufnahme in die Liste Bearbeiten
In dieser Liste werden diejenigen Weichtierarten und -unterarten aufgenommen, deren IUCN-Gefährdungsstatus oder (PE) lautet und somit offiziell ausgestorben oder möglicherweise ausgestorben (Possibly Extinct) sind. Weiters, weil die IUCN-Liste offensichtlich nicht vollständig ist, werden auch Weichtierarten aufgenommen, die nach anderen Quellen ausgestorben oder zumindest verschollen sind.
Das richtige Aussterbejahr ist meistens nicht bekannt, in der Literatur werden deswegen auch unterschiedliche Angaben gemacht, die sich durchaus um Jahrzehnte unterscheiden können. Es wird in dieser Liste in der Regel das bei der IUCN angegebene Aussterbejahr angegeben. Oft werden auch Synonyme erwähnt, weil in diversen Quellen ein und dieselbe Art mit verschiedenen wissenschaftlichen Namen benannt wird, obwohl es sich um dieselbe Art handelt.
In dieser Liste wird von einem Worst-Case-Szenario ausgegangen: wenn eine Art mehrere Jahre nicht mehr gesichtet oder gesammelt wurde (und in einer der oben angegebenen Quellen auftaucht), wird angenommen, dass sie ausgestorben ist. Dies kann zwei Ursachen haben: entweder sind tatsächlich mehrere Wiederentdeckungs-Versuche gescheitert (dann kann davon ausgegangen werden, dass die Art tatsächlich ausgestorben ist), oder es wurde einfach nicht nach dieser Art gesucht (dann ist die Art zumindest verschollen). Von einer Art, die sehr häufig ist und die von einem Jahr auf das andere plötzlich verschwindet kann man eher behaupten, dass sie ausgestorben ist, als von einer Art, die man schon immer nur alle paar Jahre einmal beobachten konnte, also schon immer selten war (wie zum Beispiel bei der weiter oben schon erwähnten Art Littoraria flammea, die zwischen 1855 und 2015 kein einziges Mal gesichtet wurde und sich auch jetzt wieder rar macht). Ob eine Art mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit endgültig ausgestorben ist oder nicht, kann man in der Regel nicht beantworten. Sogar wenn man von einer Art, wie zum Beispiel der auf Hawaii lebenden Art Achatinella apexfulva das exakte Datum kennt, an dem das letzte Tier ausgestorben ist, in diesem Fall ist es der 1. Januar 2019 (sie hatte den Namen George, war ein Endling und starb in Gefangenschaft aus), kann man sich nicht ganz sicher sein, ob nicht doch irgendwann wieder ein Exemplar in freier Wildbahn auftaucht, auch wenn es äußerst unwahrscheinlich ist. Dass die Frage, ob eine Art ausgestorben ist oder nicht, eine schwer zu beantwortende ist, zeigt auch das folgende Beispiel: laut IUCN ist die Flussmuschel Pleurobema perovatum ausgestorben, laut NatureServe Explorer existiert diese Art noch. Da diese Liste vom Worst Case ausgeht, der NatureServe Explorer-Beitrag aus dem Jahr 2009 und der IUCN-Beitrag aus dem Jahr 2012 ist, wird die Art in die Liste aufgenommen. Auch die Wasserdeckelschnecke Somatogyrus alcoviensis gilt laut IUCN als ausgestorben, bei NatureServe Explorer als Critically Imperiled (kritisch gefährdet). Auch diese Art wurde in diese Liste aufgenommen, weil im Zweifelsfall noch immer die IUCN-Einschätzung die gewichtigere ist.
Gründe des Aussterbens Bearbeiten
Es gibt viele Gründe, warum Weichtiere aussterben. Die bei den meisten anderen Arten üblichen Gründe wie zum Beispiel die Zerstörung des Lebensraums, die Ausrottung der Pflanzen, von denen sich die Art ernährt (invasive Pflanzenarten verhindern zum Beispiel auf der hawaiischen Insel Oʻahu das Nachwachsen der für die Schnecken unentbehrlichen Futterbäume), die Wasserverschmutzung, die Entwaldung oder der Bergbau, die Vergiftung durch verschiedenste Pestizide (wie zum Beispiel das Rodentizid Brodifacoum bei Conturbatia crenata) und das Einführen von (herkömmlichen) Fraßfeinden wie zum Beispiel Schweine und Ratten treffen natürlich auch bei Weichtieren zu. Ob diese Zerstörung absichtlich oder unabsichtlich herbeigeführt wurde, spielt dabei keine Rolle. Zum Beispiel wurde von der griechischen Schließmundschnecke Tsoukatosia evauemgei bisher nur ein einziges Exemplar (im Juli 2010) gesichtet. Schon wenige Monate später, im März 2011, wurde an der Typlokalität eine Straße gebaut, die Art wurde trotz mehrmaligen Such-Expeditionen nie wieder gefunden. Man könnte diese Lebensraum-Zerstörung bösartigerweise als absichtlich bezeichnen. Speziell für das Aussterben von Weichtieren ist aber auch das übermäßige Sammeln der Schneckenhäuser verantwortlich. Auch der Bau von Staudämmen trägt zum Aussterben von Weichtieren bei, weil sie eine Kolmation (also eine Selbstdichtung, eine Abnahme der Durchlässigkeit des Gewässerbetts) bewirken (zum Beispiel ist dieser Sachverhalt bei der Wasserdeckelschnecke Clappia umbilicata der Aussterbegrund). Besonders dramatisch ist der ebenfalls mehr oder weniger (un)absichtliche Fall: auf einigen pazifischen Inseln, wie zum Beispiel auf Guam, Hawaii, aber auch auf Tahiti, wurde die mit einer Gehäuselänge von bis zu 20 cm große Große Achatschnecke (Achatina fulica) unabsichtlich eingeschleppt, welche für viele kleinere Arten auf diesen Inseln ein gefährliche Nahrungskonkurrentin wurde. Im Jahr 1958 wurde auf Guam und ab 1974 auf Tahiti (und noch auf ein paar weiteren pazifischen Inseln) die Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea), eine räuberische Landschnecke, zur Bekämpfung der Achatschnecken eingeführt, die aber viel lieber die kleineren einheimischen (endemischen) Arten fraßen. Diese Wolfsschnecken-Art breitete sich sukzessive über viele pazifische Inseln aus und rottete dadurch die meisten Amastra-, Partula- und Achatinella-Arten aus, welche viel kleiner und somit eine viel leichtere Beute waren. Hunderte Arten wurden unter anderem durch diese Wolfsschnecke ausgerottet. Zudem können viele Achatinella-Arten nur ein einziges Junges auf einmal, und das nur bis zu vier Mal pro Jahr, auf die Welt bringen, die Rosige Wolfsschnecke schafft hingegen bis zu 600 Eier in einem einzigen Gelege. Somit kann sie sich so sehr viel schneller vermehren. Auch die mittlerweile auf Hawaii häufigste Schneckenart, die räuberische Knoblauch-Glanzschnecke (Oxychilus alliarius) trug einiges dazu bei, dass es auf Hawaii kaum mehr einheimische Arten gibt (sie ist übrigens dadurch auch teilweise für das Aussterben des Weißwangen-Kleidervogel verantwortlich, der sich von den einheimischen Arten ernährt hat). Auch die Ameisenart Pheidole megacephala und die 1978 auf Guam eingeführte Landplanarie Platydemus manokwari machen Jagd auf Achatinella- bzw. Partula-Schnecken. Ein weiterer Aussterbe-Grund ist der folgende: Die auf den Seychellen heimische Landlungenschnecke Pachnodus velutinus ist laut IUCN im Jahr 1994 ausgestorben, weil sie sich mit der Art Pachnodus niger hybridisiert hat. Diese Hybride zeigten einen selektiven Vorteil hinsichtlich der Verträglichkeit gegenüber trockenen Bedingungen. Man kann diese Art somit auch als Opfer des Klimawandels bezeichnen. Die letzten Tiere der auf der Insel Raiatea lebenden Baumschnecke Partula turgida, welche aufgrund ihrer Seltenheit nur noch in Gefangenschaft überlebten, starben infolge einer Infektion mit Microsporidia aus. Wahrscheinlich ist es der erste Fall, in dem man nachweisen konnte, dass eine Infektionskrankheit das Aussterben einer Weichtier-Art verursacht.
Auffällig ist, dass viele Weichtiere als ausgestorben gelten, welche endemisch auf Inseln leb(t)en. In der folgenden Liste sind viele Arten, die endemisch auf St. Helena, der Norfolkinsel, der Lord-Howe-Insel, den Cookinseln, den Galapagosinseln, den Maskarenen, auf Jamaika, den japanischen Bonininseln, auf Palau, den Kanarischen Inseln und vor allem auf Hawaii oder in Französisch-Polynesien lebten, dort aber ausgestorben und somit auch gleichzeitig weltweit ausgestorben sind. Es ist viel schwieriger nachzuweisen, dass eine ehemals weiter verbreitete kontinentale Art ausgestorben ist, weil man nur sehr schwer mit Gewissheit zeigen kann, dass es am gesamten Festland keine solchen Tiere mehr gibt. Dies gelang vor allem in den USA, wo mehrere Dutzend Flussmuschel-Arten rund um den Coosa River durch den Bau von Staudämmen zum Aussterben gebracht wurden.
Auffällig ist auch, dass keine einzigen Stachelweichtiere, Einschaler, Kahnfüßer und vor allem Kopffüßer (also zum Beispiel Kraken) in der nun folgenden Liste auftauchen. Dies liegt wohl daran, dass es für das Meer und vor allem für die Tiefsee extrem schwer ist, nachzuweisen, ob eine Art ausgestorben ist oder nicht.
Liste der nach 1500 ausgestorbenen Weichtiere Bearbeiten
Die folgende Liste kann man nicht nur nach dem wissenschaftlichen Namen, dem (selten vorhandenen) deutschen Namen, der Familie und dem Gefährdungsstatus, sondern auch nach ihrer Verbreitung ordnen, wobei alphabetisch aufsteigend nach dem Staat, in dem die Art vorkommt, geordnet wird (dieser Staat wird in Klammern geschrieben). Auch nach dem Jahr der letzten Sichtung kann man diese Liste ordnen (leider ist bei vielen Arten das Jahr der letzten Sichtung nicht bekannt bzw. eruierbar).