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Lewis Fry Richardson 11 Oktober 1881 in Newcastle upon Tyne 30 September 1953 in Kilmun Argyll war ein britischer Meteorologe und Friedensforscher Er berechnete die erste Wettervorhersage 1 Auch wenn sein Ergebnis weit vom tatsachlichen Wettergeschehen abwich begrundete er damit die Methode der numerischen Wettervorhersage Einige seiner Erkenntnisse nahmen Ergebnisse der Chaostheorie voraus Lewis Fry RichardsonAls uberzeugter Quaker und Pazifist wechselte er in den 1920er Jahren in die Friedensforschung in die er quantitative Methoden einfuhrte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Lehr und Wanderjahre 1 3 Als Pazifist im Ersten Weltkrieg 1 4 Ein Fellow der Royal Society arbeitet an kleinen Colleges 2 Werk 2 1 Die erste numerische Wettervorhersage 2 2 Quantitative Friedensforschung 2 2 1 Eine Theorie des Rustungswettlaufs 2 2 2 Statistische Analyse kriegerischer Konflikte 2 2 3 Praktische Ratschlage 2 3 Chaostheorie 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Verschiedenes 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Lewis war das jungste von sieben Kindern des Gerberei Unternehmers David Richardson und seiner Frau Catherine geborene Fry die Familie gehorte seit dem 17 Jahrhundert zu den Quakern Nach dem Besuch der Grundschule in Newcastle ging er ab 1894 auf die Bootham Schule in York die 1823 fur Sohne wohlhabender Quaker gegrundet worden war Ab 1898 besuchte er zwei Jahre lang das Durham College of Science in Newcastle wo er Mathematik Physik Chemie Botanik und Geologie belegte Er schloss es mit dem Associate of Science vergleichbar den heutigen A levels ab Danach nahm er ein Studium am King s College Cambridge auf ohne sich auf eine bestimmte Naturwissenschaft zu spezialisieren 1903 legte er Teil I des Tripos in Naturwissenschaften ab Lehr und Wanderjahre Bearbeiten Seine erste Anstellung fand Richardson 1903 als Assistent in der Physikalischen Abteilung des National Physical Laboratory in Deutschland vergleichbar der Physikalisch Technischen Bundesanstalt wo er Stahllegierungen auf ihre Zugfestigkeit prufte Nach nur einem Jahr wechselte er als Physikdozent an das University College in Aberystwyth wo er ebenfalls nicht lange blieb 1906 ging er als Chemiker in die Industrie zu einer kleinen Torffirma die National Peat Industries Ltd in Newcastle upon Tyne Richardson und sein Vater beteiligten sich mit betrachtlichen Summen an dieser Firma Hier bearbeitete er ein mathematisches Problem das fur seine spatere Karriere wichtig wurde Er entwickelte ein grafisches Verfahren zur naherungsweisen Losung von Differentialgleichungen um zu berechnen wie am besten die Graben zur Entwasserung von Torfmooren gezogen werden sollten Dies fuhrte 1910 zu seiner ersten wissenschaftlichen Publikation in den Philosophical Transactions of the Royal Society wobei er hier die Methode auf Spannungen in Staumauern anwendete Es ist nicht ganz klar wann Richardson seinen Arbeitsplatz in der Torfindustrie verliess aber 1907 war er fur kurze Zeit Assistent bei dem Biometriker Karl Pearson dessen eugenische Ideale er teilte Dann kehrte er an das National Physical Laboratory diesmal in die Metrologie Abteilung zuruck wo er zwei Jahre lang blieb 1908 lernte er seine kunftige Frau Dorothy geborene Garnett kennen Die beiden heirateten Anfang 1909 Obwohl Dorothy nicht aus einer Quakerfamilie kam engagierte sie sich spater stark in dieser Glaubensgemeinschaft Wegen einer Rhesus Inkompatibilitat erlitt sie zahlreiche Fehlgeburten sodass die Ehe kinderlos blieb Das Ehepaar adoptierte schliesslich drei fremde Kinder Auch in Jahren in denen Richardson gut verdiente fuhrten sie immer einen bescheidenen Haushalt weil nach Uberzeugung der Quaker kein Geld auf Kleidung oder Essen verschwendet werden soll 1909 wurde Richardson Leiter des Chemischen und Physikalischen Labors der Sunbeam Lamp Company in Gateshead Wieder beteiligten er und sein Vater sich am Aktienkapital Der Untergang der Titanic am 15 April 1912 beschaftigte Richardson wie auch eine Reihe anderer Erfinder so sehr dass er eine Art von Sonar Technik uber Wasser entwickelte Britisches Patent Nr 9423 von 1912 Im Dezember meldete er ein weiteres Patent Nr 11125 an in dem er dieselbe Technik unter Wasser beschrieb also ein vollgultiges Sonar Fur beide Ideen fand er jedoch keine Geldgeber die es ermoglicht hatten die Patente auszuwerten Nach drei Jahren in Gateshead wechselte Richardson als Dozent an die Municipal School of Technology in Manchester eine kommunale Einrichtung die meist von Abendschulern besucht wurde Aus seinen Tagebuchern geht hervor dass er hier grosse Probleme hatte Disziplin unter seinen Schulern zu schaffen Nach einigen Monaten bewarb er sich 1913 erfolgreich als Leiter des Observatoriums Eskdalemuir des britischen Wetterdiensts Weil hier vor allem geomagnetische Beobachtungen durchgefuhrt werden sollten war das Observatorium in einer entlegenen Gegend Schottlands errichtet worden was Richardsons Bedurfnis nach Einsamkeit entgegenkam Mit der Stelle war ausdrucklich die Moglichkeit zur Grundlagenforschung verbunden Bis dahin hatte Richardson sich nicht mit Meteorologie beschaftigt 1915 entwickelte er hier die ersten Ideen fur eine numerische Wettervorhersage siehe unten Als Pazifist im Ersten Weltkrieg Bearbeiten Als Quaker war Richardson ein uberzeugter Pazifist Zum ersten Mal geriet er damit in Schwierigkeiten als er aufgefordert wurde in Eskdalemuir eine Methode zur Lokalisierung von Artilleriegeschutzen zu entwickeln 1916 loste er weitere absehbare Konflikte indem er kundigte und fur eine Krankenwagen Einheit der Quaker Friends Ambulance Unit einen Krankenwagen an der Westfront fuhr Hier liegen die Wurzeln seiner lebenslangen Beschaftigung mit Krieg und Frieden Nach dem Ersten Weltkrieg bewarb sich Richardson wieder beim britischen Wetterdienst diesmal um die Stelle in Benson Dies war eines der wenigen Observatorien von denen aus die hoheren Luftschichten untersucht wurden Richardson begann hier mit seiner Arbeit im Marz 1919 und arbeitete vor allem an der Verbesserung von Wetterballons Schon im folgenden Jahr geriet er jedoch in einen Gewissenskonflikt als der britische Wetterdienst dem Luftfahrtministerium das fur die Luftwaffe zustandig war untergeordnet wurde Im Sommer 1920 kundigte Richardson aus diesem Grund seine Stelle Sir Nelson Johnson ein spaterer Direktor des britischen Wetterdiensts hat diese Entscheidung als eine der Tragodien in der Geschichte der Meteorologie 2 bezeichnet Nach Angaben seiner Frau hat Richardson spater einen Teil seiner unveroffentlichten Arbeiten vernichtet als ihm klar wurde dass sie Militarforschern in Porton Down zur Beurteilung des Verhaltens von Giftgaswolken nutzlich gewesen waren Ein Fellow der Royal Society arbeitet an kleinen Colleges Bearbeiten Richardson wurde Dozent fur Physik und Mathematik am Westminster Training College In dieser Zeit begann er ein zweites Studium der Psychologie und Mathematik B Sc in Psychologie und Mathematik 1925 Er ubersprang den M Sc weil dieser akademische Grad im Ruch stand kauflich zu sein und promovierte 1926 gleich zum D Sc Im selben Jahr wurde er zum Fellow der Royal Society F R S berufen die hochste wissenschaftliche Ehre die in Grossbritannien vergeben wird In diesem Jahr entschied sich Richardson jedoch auch endgultig die physikalisch meteorologische Forschung zu verlassen und sich der Psychologie widmen Hier arbeitete er in seiner knappen Freizeit vor allem uber Fragen der Psychophysik 1929 wurde er Direktor des Technical College im schottischen Paisley Der Verwaltungsrat konnte sein Gluck kaum fassen dass sich ein F R S uberhaupt fur so eine Stelle die mit einer immensen Unterrichtsverpflichtung verbunden war interessierte Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland halfen die Richardsons einer Reihe von deutschen Emigranten in Grossbritannien Fuss zu fassen Durch die politische Lage beunruhigt verlagerte Lewis Richardson seine Aktivitaten zunehmend in die Friedensforschung Im August 1939 wenige Wochen vor Beginn des Zweiten Weltkriegs besuchte er Danzig um sich selbst einen Eindruck von der Lage zu machen und reiste uber Berlin zuruck Im Februar 1940 kundigte Richardson seine Stelle am Technical College um sich vollstandig der Friedensforschung zu widmen Der Verwaltungsrat erlaubte der Familie weiterhin im Direktorenhaus wohnen zu bleiben weil Richardson nunmehr von seinen Ersparnissen lebte musste sich die Familie trotzdem sehr einschranken Werk BearbeitenDie erste numerische Wettervorhersage Bearbeiten Richardson hatte sich erstmals 1915 in Eskdalemuir mit der Idee einer numerischen Wettervorhersage beschaftigt 1916 hatte er den ersten Entwurf seines Buchs Weather Prediction by Arithmetical Finite Differences vollendet wollte es jedoch noch um ein praktisches Beispiel erganzen Die Gelegenheit ergab sich wahrend seines Diensts als Krankenwagenfahrer an der Westfront Er benotigte sechs Wochen um die Veranderung des Wetters an zwei Orten innerhalb der nachsten sechs Stunden zu berechnen Der Fehler war so gross dass das Ergebnis praktisch nicht verwendbar war doch handelt es sich um den ersten Versuch einer numerischen Wettervorhersage Das Buch erschien schliesslich 1922 unter dem Titel Weather Prediction by Numerical Process und gilt heute als Klassiker Zur Zeit von Richardson war schon lange bekannt dass Wetter den Gesetzen der Physik unterliegt Die Meteorologen erstellten ihre Wettervorhersagen jedoch aufgrund ihrer Erfahrung mit ahnlichen Wetterlagen und physikalische Argumente spielten dabei kaum jemals eine Rolle Bereits 1904 hatte Vilhelm Bjerknes eine numerische Wettervorhersage gefordert ohne einen praktikablen Weg zeigen zu konnen Das erste Problem war dass kaum Messwerte aus den hoheren Luftschichten gewonnen wurden Zweitens lagen die Gleichungen die das physikalische Geschehen in der Atmosphare beschrieben nicht in einer fur Routine Vorhersagen brauchbaren Form vor Drittens hatten die Rechnungen eine Zeit benotigt in der die Vorhersage schon langst von der Realitat uberholt worden ware Lewis Richardson schopfte jedoch Mut aus der Prazision der Nautischen Jahrbucher in denen die Position der Gestirne exakt vorhergesagt wurde ebenfalls ohne dass sich ihre Konstellationen jemals wiederholten Die International Meteorological Organization der Vorganger der World Meteorological Organization hatte fur die meteorologische Forschung Tage bestimmt an denen an moglichst vielen Orten der Welt Wetterballons aufsteigen sollten um wenigstens fur diese Tage Daten aus den oberen Luftschichten zu erheben Richardson griff fur seine Vorhersage auf die Unterlagen zum 20 Mai 1910 7 Uhr Greenwich Mean Time zuruck Fur seine numerische Wettervorhersage uberzog er die Wetterkarte von Europa mit einem Schachbrettmuster wobei die Felder eine Seitenlange von etwa 200 Kilometer hatten Die Atmosphare oberhalb jedes dieser Felder unterteilte er weiter in Schichten mit Grenzen in 2 0 4 2 7 2 und 11 8 Kilometern Hohe Beinahe die Halfte seines Buches Weather Prediction by Numerical Process besteht dann aus einer Diskussion der notwendigen physikalischen Gleichungen um moglichst alle physikalischen Vorgange die sich zwischen diesen Zellen abspielen zu berucksichtigen Ausgiebig beschaftigte sich Richardson ausserdem mit dem Problem der Turbulenz Mit diesem Handwerkszeug versuchte er fur zwei Felder in der Mitte des Schachbrettmusters die Anderungen von Luftdruck Wind und Temperatur in den folgenden sechs Stunden zu berechnen Das Ergebnis war grotesk falsch So anderte sich in einem Feld der Luftdruck um 145 Millibar der Unterschied zwischen dem hochsten und dem niedrigsten Luftdruck der je auf den Britischen Inseln gemessen worden war betrug jedoch nur 130 Millibar Trotzdem hat Richardson in seinem Buch zum ersten Mal gezeigt wie eine numerische Wettervorhersage im Prinzip ablaufen konnte Am Schluss prasentierte er eine Vision wie es mit Hilfe einer Organisation von 64 000 Computern damals waren mit diesem Begriff noch Menschen gemeint moglich sein musste das weltweite Wetter so schnell zu berechnen dass tatsachlich eine Wettervorhersage moglich wurde Das Buch wurde bei seiner Veroffentlichung mit viel Lob aufgenommen aber fast alle Rezensenten betonten auch dass die vorgestellte Methode unpraktikabel sei Aus diesem Grund wurde es kaum in den Lehrbuchern der Meteorologie berucksichtigt und geriet schnell in Vergessenheit Erst die Erfindung des Computers im Sinne einer Maschine hat Richardsons Vision praktikabel gemacht Heute beruhen alle Wettervorhersagen auf der numerischen Methode In der numerischen Mathematik ist die von ihm entwickelte Richardson Extrapolation nach ihm benannt Quantitative Friedensforschung Bearbeiten Richardsons Beitrag zur Friedensforschung besteht darin dass er sich fragte kann mathematische Sprache das Verhalten von Menschen im Krieg ausdrucken 3 Mathematik war zwar in einigen Zweigen der Sozialwissenschaften wie den Wirtschaftswissenschaften bereits im Gebrauch bis dahin aber nicht in der Friedensforschung Zum ersten Mal entwickelte Richardson seine Ideen in dem Artikel The Mathematical Psychology of War von 1919 Da es damals keine Institutionen gab die sich mit Friedensforschung beschaftigten schickte er das Manuskript an Bertrand Russell der enthusiastisch reagierte aber auch keinen Verleger finden konnte Richardson liess es schliesslich auf eigene Kosten drucken Eine Theorie des Rustungswettlaufs Bearbeiten 1935 kam Richardson durch die Ereignisse in Deutschland wieder auf die Friedensforschung zuruck In einigen Briefen an die Zeitschrift Nature skizzierte er wie ein Rustungswettlauf in eine mathematische Form gefasst werden konnte Ahnlich wird heute in der Spieltheorie argumentiert Richardson war uberzeugt dass man durch Mathematisierung prazisere Fragen stellen konnte Sein Buch Generalized Foreign Politics von dem er spater meinte er hatte es besser Theorie des Rustungswettlaufs nennen sollen erschien im Juni 1939 Fur die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg konnte er hier zeigen welcher mathematischen Funktion die Rustungsausgaben der spateren Kriegsgegner gefolgt war In der Physik wurde die Explosion von entzundlichen Gasen durch eine ahnliche Funktion beschrieben In dieser Sicht erhielt Krieg eine naturgesetzhaft ablaufende Unvermeidlichkeit Richardson wies aber auch darauf hin dass man durch einen simplen Vorzeichenwechsel seine Theorie auch als eine Theorie der Kooperation verwenden konnte Statistische Analyse kriegerischer Konflikte Bearbeiten Bisher hatte Richardson eher deduktiv gearbeitet nun versuchte er sich dem Phanomen des Kriegs statistisch zu nahern Er suchte sich zu allen kriegerischen Konflikten die statistischen Daten heraus derer er habhaft werden konnte wie Zahl der Opfer Kriegsparteien ihre Sprachen und Religionen 1941 hatte er genugend Daten gesammelt um erste Schlussfolgerungen zu ziehen Die Grosse eines Konflikts gemessen an der Zahl der Opfer folgte demnach einem Potenzgesetz wie er fur die Zeit zwischen 1820 und 1929 belegen konnte spater dehnte er seine Analyse bis 1945 aus Obwohl er sich sehr bemuhte fand er jedoch nie eine befriedigende Erklarung fur diese Tatsache Ihm fiel jedoch bei der Gelegenheit auf dass die Grosse menschlicher Besiedlungen ebenfalls einem Potenzgesetz folgte was er in einer Mitteilung an Nature im Dezember 1941 publizierte Als Nachstes zahlte er aus wie viele Kriege in einem Jahr begannen und fand eine Poisson Verteilung was dafur spricht dass die Wahrscheinlichkeit dass an einem beliebigen Tag irgendwo auf der Welt ein Krieg ausbricht immer gleich gross ist Diese Entdeckung rechtfertigte die Arbeitshypothese dass sich die Gesetze der Stochastik auf historische Ereignisse wie Kriege anwenden lassen 4 Bei der Auswertung nach Staaten stellte sich heraus dass Grossbritannien am haufigsten an Kriegen beteiligt gewesen war dicht gefolgt von Frankreich und Russland Schliesst man Staaten unter einer Million Einwohner von der Analyse aus so waren nur Persien Schweden und die Schweiz in diesem Zeitraum nie in einen Krieg verwickelt definiert als Konflikt mit mehr als 3000 Todesopfern Richardson vermutete dass sich diese Ergebnisse durch die Zahl der Grenzen erklaren liess die ein Staat mit anderen Staaten teilte wobei das Britische Empire naturgemass die meisten Grenzen hatte Sprachunterschiede schienen beim Ausbruch kriegerischer Konflikte keine Rolle zu spielen Allerdings schienen Lander deren Bewohner auf beiden Seiten chinesische Schriftzeichen verwenden seltener in Kriege verwickelt zu sein Lander mit spanischsprachigen Bewohnern dagegen haufiger als zu erwarten gewesen ware Anhanger ostlicher Religionen waren seltener Anhanger von Christentum und Islam haufiger in Kriege verwickelt als zu erwarten gewesen ware Christen kampften haufiger untereinander wahrend der Islam hier eher einen dampfenden Einfluss zu haben schien jedoch war diese Aussage nur schlecht statistisch abgesichert Wenn Nationen Handel miteinander trieben gerieten sie nicht so leicht in Konflikt allerdings war dieser Effekt schwacher als Richardson erwartet hatte Praktische Ratschlage Bearbeiten Gefragt was man denn nun praktisch fur den Frieden tun konne gab Richardson trotz vieler Bedenken folgende Ratschlage Wenn Sie die Gute und den Mut haben der Heilige und Helden ausmacht versuchen Sie Gandhis Methode Wenn Sie es unmoglich finden Ihre Feinde zu lieben versuchen Sie wenigstens sie zu verstehen Ein guter Weg der Einfuhlung ist die Romane und Theaterstucke zu lesen die sie erfreuen Erheben Sie keine Einwande wenn ihre Verwandten Auslander heiraten wollen Solche Bindungen konnen helfen die Welt zusammenzuhalten Boykottieren Sie nicht Waren nur weil sie auslandisch sind Handel ist ein gewisser Friedensstifter Entwickeln Sie eine Loyalitat gegenuber einer Weltregierung Denken Sie immer daran dass einige Ihrer Vorbereitungen zur Verteidigung die Ihre Nation als reine Verteidigungsmassnahmen ansieht mit Sicherheit auf andere Nationen wie eine gefahrliche Drohung wirken gegen die sie Gegenmassnahmen ergreifen muss Trotzdem gibt es einige Vorbereitungen die tatsachlich ausschliesslich der Verteidigung dienen zum Beispiel alarmieren Luftschutz Massnahmen unaggressive Auslander nicht Da inzwischen zur Wissenschaft der Friedensstiftung geforscht wird halten Sie Ausschau nach neuen und besseren Techniken 5 Richardson fand fur seine beiden Hauptwerke Arms and Insecurity und Statistics of Deadly Quarrels keinen Verlag Als Problem stellte sich in diesem Zusammenhang heraus dass die Friedensforschung noch nicht institutionell verankert war und deswegen Fachzeitschriften und Buchreihen fehlten Da Richardson seinerseits die Mittel fehlten seine Schriften drucken zu lassen wahlte er den kostengunstigen aber kaum gelesenen Mikrofilm Erst Jahre nach seinem Tod erkannten Friedensforscher welch bedeutender Vordenker Richardson auf ihrem Gebiet gewesen war und sorgten fur die Veroffentlichung seiner Schriften in Buchform Chaostheorie Bearbeiten Fur seine meteorologische Forschung beschaftigte sich Richardson viel mit dem Phanomen der Turbulenz Seine Arbeit The supply of energy from and to atmospheric eddies die er dazu 1920 in den Proceedings of the Royal Society veroffentlichte wird noch heute zitiert Hier legte er die Grundlage fur die weitere Turbulenzforschung indem er die heutige Vorstellung dieses Phanomens begrundete Nach seiner wegweisenden Interpretation wird bei einer turbulenten Stromung die Energie auf grosser Skala zugefuhrt durch den Zerfall von Wirbeln durch alle Skalen hindurch transportiert und bei kleinsten Skalen in Form von Warme dissipiert Energiekaskade Die dimensionslose Kennzahl die das Verhaltnis von potentieller und kinetischer Energie angibt wurde zu seinen Ehren Richardson Zahl benannt Im Rahmen seiner Friedensforschung entdeckte Richardson das so genannte Kustenlinienparadoxon Er hatte untersuchen wollen wie die Lange der Grenze zweier Staaten mit der Wahrscheinlichkeit dass diese Staaten miteinander Krieg fuhren in Zusammenhang steht Dabei fiel ihm auf dass die Angaben zur Grenzlange in verschiedenen Quellen erheblich voneinander abwichen Die Ergebnisse erschienen erst posthum 1961 in der Arbeit The problem of contiguity Der Mathematiker Benoit Mandelbrot entdeckte zufallig diesen Aufsatz als ihn ein Bibliothekar bat alte Bucher durchzusehen die weggeworfen werden sollten Nach eigener Aussage ist Mandelbrot von Richardson bei seinen Arbeiten zur fraktalen Geometrie stark beeinflusst worden Tatsachlich besitzen naturliche Kusten keine angebbare Lange sondern ihre Form muss als Fraktal angegeben werden Zunehmend feinere Messungen der Kustenlange Grossbritanniens mit immer kurzeren geraden Messabschnitten ergeben eine standig wachsende Kustenlange die nicht gegen einen Wert konvergiert Gerade Messabschnitte von 200 km Lange Gerade Messabschnitte von 100 km Lange Gerade Messabschnitte von 50 km Lange Damit verwandt ist die Frage die Richardson 1926 in seiner Arbeit Atmospheric diffusion shown on a distance neighbour graph stellte Besitzt der Wind eine Geschwindigkeit Er konnte zeigen dass die Funktion die die Position eines Molekuls im Wind beschreibt keine Ableitung besitzt Es ist also sinnvoll von einer Durchschnittsgeschwindigkeit zu reden nicht aber von einer momentanen Geschwindigkeit des Winds Veroffentlichungen Bearbeiten Auswahl The supply of energy from and to atmospheric eddies In Proceedings of the Royal Society A Bd 97 1920 S 354 373 Weather Prediction by Numerical Process Cambridge University Press London 1922 Atmospheric diffusion shown on a distance neighbour graph In Proceedings of the Royal Society A Bd 110 1926 S 709 737 Generalized Foreign Politics In British Journal of Psychology Monograph Supplements Nr 23 1939 Literatur BearbeitenN Rashevsky und E Trucco Hrsg Arms and Insecurity a mathematical study of the causes of war Boxwood Pittsburgh und Quadrangle Chicago 1960 zuvor bereits als Mikrofilm veroffentlicht Quincy Wright und C C Lienau Hrsg Statistics of Deadly Quarrels Boxwood Pittsburgh und Quadrangle Chicago 1960 zuvor bereits als Mikrofilm veroffentlicht L F Richardson The problem of contiguity an appendix of statistics of deadly quarrels In General Systems Yearbook Bd 6 1961 S 139 187 Oliver Ashford Charnock Drazin Hunt Smoker Ian Sutherland Hrsg Collected Papers 2 Bande Cambridge University Press 1993 Bd 1 Meteorology and numerical analysis Bd 2 Quantitative psychology and studies of conflict Verschiedenes BearbeitenSeit 1977 verleiht die European Geophysical Society die Lewis Fry Richardson Medaille fur herausragende allgemeine Beitrage zur nicht linearen Geophysik Literatur BearbeitenOliver Ashford Prophet or Professor Life and Work of Lewis Fry Richardson Adam Hilger Bristol 1985 ISBN 0 85274 774 8 Nils Petter Gleditsch Lewis Fry Richardson His Intellectual Legacy and Influence in the Social Sciences Springer 2020 Online Peter Lynch The Emergence of Numerical Weather Prediction Richardson s Dream Cambridge University Press 2006 ISBN 978 0 521 85729 1 Thomas William Korner The Pleasures of Counting Cambridge University Press 1996 ISBN 0 521 56823 4 Einzelnachweise Bearbeiten Christian Endt Heiter bis todlich Der Brite Lewis Fry Richardson berechnete zuerst das Wetter spater packte er Kriege in Formeln In Suddeutsche Zeitung 1 Oktober 2016 S 38 39 zitiert nach Ashford Prophet or Professor S 106 zitiert nach Ashford Prophet or Professor S 60 Conflict Management and Peace Science September 1 2004 21 287 296 zitiert nach Ashford Prophet or Professor S 230Normdaten Person GND 119163462 lobid OGND AKS LCCN n79126973 VIAF 46834939 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Richardson Lewis FryKURZBESCHREIBUNG britischer Meteorologe und FriedensforscherGEBURTSDATUM 11 Oktober 1881GEBURTSORT Newcastle upon Tyne EnglandSTERBEDATUM 30 September 1953STERBEORT Kilmun Argyll Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lewis Fry Richardson amp oldid 232758577