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Als konservative Koalition englisch conservative coaltion wurde im Kongress der Vereinigten Staaten eine inoffizielle Allianz von einer Mehrheit der Republikaner sowie einigen konservativen Demokraten aus den Sudstaaten bezeichnet die vorwiegend zwischen Mitte der 1930er bis etwa Ende der 1960er bestand Die konservative Koalition widersetzte sich einer als zu linksliberal und progressiv empfundenen Politik die vorwiegend von den Regierungen der demokratischen Prasidenten Franklin D Roosevelt Harry S Truman John F Kennedy und Lyndon B Johnson verfolgt wurde Ihre Antagonisten waren liberal eingestellte Teile der Demokratischen Partei sowie eine Minderheit der Republikaner vorwiegend aus den Nordstaaten Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Geschichte 2 1 Opposition zu Roosevelts New Deal 2 2 Truman und Eisenhower Regierungen 2 3 Entwicklungen ab den 1960er Jahren und Ende der Koalition 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenWahrend des 19 Jahrhunderts war die Demokratische Partei die konservativere politische Kraft im Zweiparteiensystem der Vereinigten Staaten Daher war ihre Machtbasis vor allem in den sudlichen Bundesstaaten die wahrend des Sezessionskrieges der Konfoderation angehorten Die Sudstaaten waren durch ihre landliche Struktur traditionell immer konservativer gepragt als die nordlichen Landesteile in denen ein Grossteil der Industrie beheimatet war Vor allem die Ostkuste Neuengland die Regionen um die Grossen Seen als auch die Westkuste waren liberaler gepragt entsprechend hatten die Republikaner hier ihre Hochburgen Anfang des 20 Jahrhunderts begannen jedoch vorerst nur im Norden die progressiven Reformer Auftrieb in der Demokratischen Partei zu bekommen Gleichzeitig wuchs bei den Republikanern der Einfluss der konservativen Stromungen Wahrend der 1920er Jahre hatte sich das wirtschaftspolitische Profil der Republikanischen Partei gewandelt dass weite Teile nun eine massive Deregulierung der Wirtschaft vorantrieben Die drei republikanischen Prasidenten Warren G Harding Calvin Coolidge und Herbert Hoover waren bekannt als Verfechter der Laissez faire Politik einem nahezu vollstandigen Ruckzug der offentlichen Hand aus dem Wirtschaftsgeschehen Soziale Absicherung sollte privat betrieben werden um so die staatlichen Ausgaben auf ein Minimum begrenzen zu konnen Weite Teile der Bevolkerung unterstutzten diesen Kurs Dies anderte sich mit dem Zusammenbruch der Borse im Oktober 1929 und der darauffolgenden Weltwirtschaftskrise der Great Depression Die Prasidentschaftswahlen 1932 gewann der Demokrat Franklin D Roosevelt aus New York mit grossem Abstand ein bekennender Progressiver Mit seinem New Deal setzte Roosevelt tiefgreifende Reformen durch So wurde die Wirtschaft und das Finanzsystem in einem bis dato ungekannten Ausmass reguliert 1935 folgte die Einfuhrung der Sozialversicherung In den ersten Jahren seiner Amtszeit wurden Roosevelts Programme nicht nur von der demokratischen Mehrheit im Kongress mitgetragen auch eine Reihe Republikaner stimmten diesen Reformen noch zu 1 In den 1930er Jahren begannen die Demokraten unter Roosevelt auch zunehmend in den liberalen Staaten des Nordens und des Westens Fuss zu fassen Auch in den Grossstadten erhielten die Demokraten massiven Zulauf Damit wurden die progressiven Krafte in der Partei gestarkt wahrend im Suden noch immer die konservativen Elemente vorherrschten Obwohl sich gegen Roosevelts liberale Politik vereinzelt Widerstand regte wurde der beim Volk populare Prasident weiterhin unterstutzt Die Republikaner waren von Wahlerfolgen in den Sudstaaten noch weit entfernt Dennoch war eine Jahrzehnte andauernde Entwicklung angestossen in denen sich vor allem das geographische Krafteverhaltnis umkehren sollte 2 Geschichte BearbeitenOpposition zu Roosevelts New Deal Bearbeiten Obwohl Prasident Roosevelt bei den Wahlen 1936 mit einem Rekordergebnis wiedergewahlt wurde und die Demokraten nun fast eine Dreiviertelmehrheit im Kongress hatten begann beim konservativen Sudstaatenflugel die Kritik am Prasidenten zu wachsen Auf Unmut stiess nicht nur Roosevelts progressive Politik sondern auch sein Versuch die Zahl der Richter am Obersten Gerichtshof aufzustocken Hintergrund war dass der Supreme Court vorwiegend mit konservativen Richtern berufen auf Lebenszeit von Roosevelts republikanischen Vorgangern besetzt war die zum Arger des Weissen Hauses eine Reihe von New Deal Gesetzen als verfassungswidrig aufgehoben hatten Der Kongress verwarf Roosevelts Reform die ihm erlaubt hatte weitere Richter zu berufen die seine liberalen Ansichten teilten Zu den bekanntesten Kritikern dieses Vorhabens gehorte sein eigner Vizeprasident John Nance Garner ein konservativer Demokrat aus Texas Garner war 1932 und 1936 aufgestellt worden um den konservativen Parteiflugel aus dem Suden zu befrieden nachdem man mit Roosevelt einen progressiven aus dem Norden gewahlt hatte Garner hegte selbst Ambitionen auf das Prasidentenamt musste sich 1932 aber parteiintern Roosevelt geschlagen geben Dennoch kam es ab 1937 38 zum Bruch zwischen beiden 3 2 Roosevelt war sich des Widerstands aus dem Suden sehr wohl bewusst weshalb er im Vorfeld der Kongresswahlen 1938 versuchte bei der Kandidatenaufstellung eine Art Sauberung vorzunehmen Nach dem Willen des Prasidenten sollten konservativere Demokraten nicht mehr zur Wahl gestellt werden und mit reformwilligen und liberalen Parteigangern ersetzt werden Das Vorhaben stiess aber vor allem im Suden auf starken Widerstand und schlug somit fehl Gleichzeitig errangen die Republikaner etliche Mandate hinzu Obwohl die Demokraten noch immer uber solide Mehrheiten verfugten trat die konservative Koalition bestehend aus konservativen Demokraten aus dem Suden und den meisten Republikanern ab 1939 aktiv in Erscheinung und blockierte weitere Reformvorhaben des Weissen Hauses Ab 1939 gab es von Seiten der Roosevelt Regierung auch keine weiteren Reformankundigungen mehr Da nun durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges zusehends die Aussenpolitik in den Fokus geriet spielte die Innenpolitik bis Kriegsende eine weniger bedeutende Rolle 2 Truman und Eisenhower Regierungen Bearbeiten Unter Roosevelts Nachfolger Harry S Truman 1945 1953 trat die konservative Koalition noch deutlicher hervor als zuvor 1946 verloren die Demokraten ihre Mehrheit an die Republikaner die Trumans Vorschlage zur Ausweitung des Sozialstaates und des New Deal blockierten Auch viele Demokraten aus den Sudstaaten misstrauten dem Prasidenten Als Truman 1948 per Erlass die Rassentrennung in den Streitkraften aufhob hatte dies erheblichen Widerstand des konservativen Parteiflugels aus den Sudstaaten zur Folge die sich fur eine Beibehaltung der Rassentrennung aussprachen In der Konsequenz stellte der Sudstaatenflugel fur die Prasidentschaftswahl 1948 einen eignen Kandidaten Strom Thurmond auf Obwohl Truman diese Wahl nicht nur gewann sondern die Demokraten auch die Mehrheit im Kongress zuruckgewannen blieb die Zahl der durchgesetzten Reformen bescheiden Truman konnte nur wenige seiner Fair Deal Initiativen in Anlehnung an den New Deal umsetzen wie ein offentliches Wohnungsbauprojekt Hier stimmte eine Reihe Demokraten aus dem Suden doch zu Bei vielen anderen Projekten wie die Einfuhrung einer staatlich geforderten Krankenversicherung stimmten viele Demokraten aus dem Suden mit den Republikanern sodass die Stimmen der ubrigen liberalen Demokraten aus dem Norden nicht ausreichten Ziel der konservativen Koalition war es vor allem zu viel staatliche Einmischung in das Wirtschaftsleben und das Sozialsystem zu verhindern Dies zeigte sich auch daran dass das 1947 beschlossene Taft Hartley Gesetz auch nach den Wahlen 1948 nicht mehr wie von Truman gefordert zuruckgenommen wurde Dieses Gesetz mit dem der Einfluss von Gewerkschaften beschrankt wurde war 1947 gegen Trumans Veto verabschiedet worden da ausreichend konservative Demokraten aus dem Suden mit den Republikanern stimmten um so den Einspruch des Weissen Hauses mit einer Zweidrittelmehrheit zu uberstimmen 4 5 Obwohl die Demokraten nach Trumans Wiederwahl 1948 wieder eine Mehrheit hatten verhinderte die Konservative Koalition die vom Prasidenten angestrebte Aufhebung des Gesetzes Auch das Thema der Burgerrechte fur Afroamerikaner blieb ein Streitthema zwischen Weissem Haus und den Konservativen im Kongress Trumans Nachfolger der gemassigte Republikaner Dwight D Eisenhower Prasident 1953 1961 sprach sich ebenfalls fur Massnahmen gegen Rassendiskriminierung aus Erst unter ihm wurde mit dem Civil Rights Act von 1957 ein erster Schritt unternommen Allerdings gelang es Demokraten aus den Sudstaaten den Entwurf so weit abzuschwachen dass er praktisch wirkungslos blieb Aus Protest gegenuber Eisenhowers Politik unterzeichneten fast alle Demokraten aus den Sudstaaten das Southern Manifesto das die Politik der Regierung auf diesem Gebiet als Eingriff in die Rechte der Einzelstaaten kritisierte Allerdings gelang Eisenhower gegen den Widerstand der Konservativen eine Anhebung des Mindestlohns 6 7 Entwicklungen ab den 1960er Jahren und Ende der Koalition Bearbeiten Die konservative Koalition blockierte auch eine Reihe von progressiven Reformvorschlagen John F Kennedys Wie schon in fruheren Jahren wurde dies haufig mit Dauerreden im Senat Filibuster bewerkstelligt um so eine Abstimmung im Senat zu verhindern Da die Redezeit im Senat nicht begrenzt ist wurde so durch Dauerreden eine Abstimmung uber unliebsame Gesetze verhindert das Dauerreden konnte nur durch ein Votum des Plenums mit zwei Dritteln beendet werden Insgesamt konnte Kennedy nur ein Drittel seines innenpolitischen Programms durch den Kongress bringen 8 Erstmals gebrochen wurden der Widerstand der Konservativen Koalition von Kennedys Nachfolger Lyndon B Johnson im Jahr 1964 wahrend der Verhandlungen uber das Gesetz zur Aufhebung der Rassentrennung Hier stimmten liberale Republikaner und Demokraten aus dem Norden fur das Gesetz Prozentual gaben sogar mehr Republikaner ihre Zustimmung als Demokraten Einer der wenigen republikanischen Kritiker war Senator Barry Goldwater aus Arizona Johnsons Gegenkandidat fur den Wahlen 1964 Anders als von Johnson im Wahlkampf dargestellt hatte Goldwater jedoch verfassungsrechtliche Bedenken er sah die Bundesstaaten in der Pflicht sein Nein war nicht durch Rassismus begrundet Obwohl selbst aus Texas trat Johnson mit seinem Programm der Great Society fur umfassende Sozialreformen in der Tradition von Roosevelts New Deal ein Johnson war neben seinem Vertrauten Sam Rayburn der einzige Politiker aus den Sudstaaten gewesen der das Southern Manifesto nicht unterzeichnet hatte Die Wahlen 1964 endeten mit einem grossen Erfolg fur die Demokraten die nun uber Zweidrittelmehrheiten verfugten Damit konnten Republikaner und sudstaatliche Demokraten uberstimmt werden und der wiedergewahlte Prasident setzte mit seiner Great Society eine Reihe progressiver Reformen um 9 Das Agieren Johnsons in der Rassenpolitik fuhrte zu einem Ende der konservativen Koalition Allmahlich kehrte sich das geographische Krafteverhaltnis um und die Republikaner gewannen im Suden an Zulauf wahrend die Demokraten im liberalen Norden erfolgreicher waren Schon 1964 stimmten erstmals einige Sudstaaten fur die Republikaner wahrend der Rest des Landes geschlossen Johnson die Stimme gab In der Folgezeit trat auch eine Reihe Demokraten aus dem Suden zu den Republikanern uber die eine konservativere Politik verfolgten Liberalere Staaten an der Ostkuste dem Mittleren Westen und der Westkuste wandten sich mehr den Demokraten zu die ihr Profil als linksliberale Partei scharften Seit 1964 waren nur noch wenige Prasidentschaftskandidaten der Partei im Suden erfolgreich Auf bundesstaatlicher und lokaler Ebene blieben die Demokraten jedoch langer etabliert zum Teil bis ins 21 Jahrhundert allerdings sind sie hier bedeutend konservativer als in den ubrigen Landesteilen siehe Blue Dog Coalition Die Republikaner aus den liberaleren Staaten sind daher andererseits eher moderater als die Gesamtpartei eingestellt 10 Da sich hier also ein langerer Prozess vollzog kann kein genauer Zeitpunkt genannt werden wann sich die konservative Koalition genau aufloste Schon unter dem republikanischen Prasidenten Richard Nixon der innenpolitisch eine moderate in Teilen sogar liberale Agenda verfolgte waren mehr und mehr Kongressmitglieder aus dem Suden Mitglied der Republikanischen Partei Siehe auch BearbeitenConservative Manifesto Southern Manifesto New Deal Great Society Solid South Rote Staaten und blaue StaatenWeblinks BearbeitenSetbacks for the President boundless com englisch Einzelnachweise Bearbeiten Franklin D Roosevelt Campaigns and elections Memento vom 10 Oktober 2014 im Internet Archive Miller Center of Public Affairs University of Virginia a b c Setbacks for the President Memento des Originals vom 29 Mai 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und 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University Press ISBN 0 19 515921 7 S 245f Robert Dallek Lyndon B Johnson Portrait of a President Oxford University Press ISBN 0 19 515921 7 S 230 235 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konservative Koalition amp oldid 227199010