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Als Klavierspiel oder Pianistik werden alle Spielweisen des Klaviers zusammengefasst In der Musikgeschichte Europas entwickelte sich seit Erfindung des Hammerklaviers um 1700 eine besondere Klaviermusik In enger Verbindung damit entstanden seit etwa 1800 verschiedene Klavierschulen und eine Vielzahl musikpadagogischer Konzepte des Klavierspiels Wilhelm Busch Der Virtuos 1865 Inhaltsverzeichnis 1 Instrumentale Bedingungen 2 Bereiche 3 Ausbildung 4 Geschichte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseInstrumentale Bedingungen BearbeitenMusikinstrumente gestatten dem Spieler komplexe musikalische Ausdrucksweisen die er nur mit seinem Korper Stimme und Gliedmassen so nicht zustande brachte Das beidhandig spielbare Klavier ermoglicht durch seinen grossen Tonumfang zum Beispiel Strukturen wie vielstimmige Akkorde Cluster Polyphonie und Polyrhythmik Sein Klangvolumen erlaubt grosse dynamische Differenzierungen und Kontraste Es kommt dem spontanen Spielen ohne Vorkenntnisse entgegen da schon ein leichter Tastendruck ohne besondere Kraft oder Schulung einen Ton hervorbringt und dieser jederzeit wiederholbar ist Zugleich verlangt und fordert es musikalische Fantasie da die angeschlagenen Tone nicht verandert werden konnen und rasch verklingen Der Spieler muss sich also den gewunschten Klang vor dem Anschlagen von Tasten vorstellen um ihn spielerisch umsetzen zu konnen Es begrenzt die verfugbaren Tone auf zwolf verschiedene nicht modulierbare Tonhohen von mindestens einem Halbton Abstand schliesst also stimmliche Ausdrucksmoglichkeiten wie Vibrato Portamento stufenloses Glissando Mikrointervalle usw aus Auch ein kontinuierlicher Tonfluss ist hier eigentlich nur ein Horeindruck der dicht nacheinander angeschlagene Einzeltone zum Legato verschmilzt Beim Klavierspiel ereignen sich das Anfassen und Greifen der Tasten Sehen der Tastenkombination und Griffstellung der Finger gegebenenfalls der Noten und Horen des erzeugten Klanges gleichzeitig Musikalische Strukturen werden somit sinnlich be greifbar als Tastgefuhl im Korper eingepragt und so spater wieder abrufbar Musikalisches Ausdrucksvermogen und Gedachtnis werden durch das Spiel gleichermassen trainiert in mancher Hinsicht aber auch normiert so dass auf dem klassisch gespielten Klavier nicht direkt spielbare Tone Skalen und Klange etwa das Gerausch latent als minderwertig oder falsch ausgeschlossen werden Der Aufbau der Klaviatur spiegelt europaische Tonalitat in der die heptatonische Tonleiter namens a Moll bzw C Dur sieben benachbarte weisse Tasten von a oder c aus den Ausgangs und Bezugspunkt aller ubrigen Skalen bildet Andererseits ermoglicht die Tastatur auch sofortigen Zugang zur Pentatonik funf benachbarte schwarze Tasten und das rasche Erfassen aller Tonarten als Leitern und als Drei oder Vierklange mit jeweils eigener Ton und Griffkombination schwarzer und oder weisser Tasten Sie legt schon optisch die Gleichwertigkeit aller Kirchentonarten je sieben weisse Tasten mit sieben verschiedenen Grundtonen ebenso aller zwolf Teiltone einer Oktave Chromatik nahe Das Klavier eignet sich daher hervorragend zur praktischen Vermittlung elementarer Musiktheorie wie auch zum Komponieren Improvisieren zur Liedbegleitung oder zum Partiturspiel Es ist sowohl konzentriertes Produkt wie auch Inspirationsquelle einer stringenten musikhistorischen Entwicklung von der Modalitat uber die Dur Moll Tonalitat und die durch gleichstufige Stimmung ermoglichte enharmonische Austauschbarkeit der Tone bis zur Zwolftonmusik und daruber hinaus Dies fuhrte dazu dass auch moderne elektronische und virtuelle Instrumente uber eine fur sie eigentlich nicht notwendige Klaviatur bedient werden 1 Bereiche BearbeitenBereiche des Klavierspiels die auch im modernen Klavierunterricht vermittelt werden sind hauptsachlich die Improvisation also das spontane Erfinden musikalischer Ideen aus dem Stegreif das Literaturspiel also die Wiedergabe und Interpretation von komponierter meist auch in einer Notation fixierter Musik Hier unterscheidet man das prima vista Spielen ital erster Blick ubersetzt als vom Blatt Spielen vom Auswendigspielen aus dem Gedachtnis wobei der Notentext wiederum uber das Horen oder Sehen gelernt worden sein kann 2 Spielbereiche professioneller Pianisten umfassen etwa den Solo Vortrag manchmal auch fur die linke Hand allein das Klavierkonzert zusammen mit einem Symphonieorchester das Klavierduo fur vierhandige Kompositionen entweder an einem oder zwei Klavieren 3 vielfaltige Kammermusik vom Duett uber das Klaviertrio Klavierquartett Klavierquintett usw bis hin zum Mitspielen in grosseren Ensembles als Orchesterinstrument Beim Jazzpiano kommen weitere Formen des Zusammenspiels dazu etwa in einer Kombo in einer Bigband bei einer Jamsession bei einem speziellen Piano Summit Weitere Arbeitsfelder von Klavierspielern sind das Barpiano Tanzmusik Stummfilm Begleitung Keyboard Spiel in vieler Pop und Rockmusik Beim Proben fur einen Chor bei Tanzchoreografien Opern und im Ballett kann das Klavier als Ersatz fur ein vielstimmiges Orchester verwendet werden Solche Klavierbegleitung bezeichnet man als Korrepetition Ausbildung BearbeitenDas Erlernen des Klavierspiels erfolgt meist im Klavierunterricht privat an einer Musikschule an einem Konservatorium und online gelegentlich auch autodidaktisch Als Lehrwerk dient oft eine Klavierschule Die Berufsausbildung findet an Konservatorien Musikhochschulen oder Universitaten statt Siehe auch InstrumentalunterrichtGeschichte Bearbeiten nbsp Ernst Opplers Gemalde Praludium vor 1892 Die fruhen Hammerklaviere mit Prellmechanik sind leichtgangig und zart im Vordergrund steht das Fingerspiel denn weder das Heben der Arme noch das Bewegen des Oberkorpers ist zweckmassig schulebildend wirken vor allem Wolfgang Amadeus Mozart und sein Schuler Johann Nepomuk Hummel Auch die ersten Hammerflugel mit Stossmechanik erfordern und erlauben noch keinen ausgepragten Korpereinsatz schulebildend sind Ludwig van Beethoven und sein Schuler Carl Czerny Internationalen und nachhaltigen Einfluss haben der Pianist Komponist Verleger Klavierlehrer und Klavierbauer Muzio Clementi und sein Schuler Friedrich Kalkbrenner Um 1830 sind die Instrumente bereits deutlich belastbarer geworden Mit Frederic Chopin Franz Liszt und Sigismund Thalberg emanzipieren sich das geschmeidig gefuhrte Handgelenk die Bewegungen aus Ellbogen und Schultergelenk der mehr oder weniger dosierte Einsatz von Masse und Gewicht sowie die Spiel und Ausdrucksbewegungen des Oberkorpers Diese moderne Form des Klavierspiels wird seither in unterschiedlichen Auspragungen praktiziert und theoretisch methodisch aufgearbeitet Literatur BearbeitenLinde Grossmann Artikel Klavierspiel In Christoph Kammertons Siegfried Mauser Hrsg Lexikon des Klaviers Laaber 2006 ISBN 3 89007 543 6 S 416 422 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Klavierspiel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Popova Deniza Klavier als musikalisches Medium in Christoph Kammertons Siegfried Mauser Hrsg Lexikon des Klaviers Laaber 2006 S 404 406 Roland Bockle Freies Gestalten im Instrumentalunterricht In Handbuch der Musikpadagogik Band 2 Kassel Basel London 1993 New Grove Dictionary of Music and Musicians London 1980 Artikel Piano duet Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klavierspiel amp oldid 234551062