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Der Virtuos ist eine 1865 erschienene Bildergeschichte des humoristischen Zeichners und Dichters Wilhelm Busch die als eine der innovativsten Illustrationen in seinem Werk gilt Sie ist einer der Grunde warum Wilhelm Busch ab der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts zunehmend den ehrenden Beinamen Grossvater der Comics oder Urvater der Comics erhielt EingangsszeneSzene 2 und 3Szene 4 und 5Szene 6 und 7Szene 8 und 9Szene 10 und 11Szene 12 und 13Szene 14 und 15Der Virtuos erschien nicht wie die grossen Bildergeschichten Buschs wie Die fromme Helene oder Der heilige Antonius von Padua als eigenstandiges Druckwerk sondern als Illustration in den Fliegenden Blattern des Munchner Verlages Braun amp Schneider der im selben Jahr auch die Rechte an Wilhelm Buschs Bildergeschichte Max und Moritz erwarb Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehungszusammenhang 3 Die Bildergeschichte als Vorgriff auf Comic und Zeichentrickfilm 4 Vergleichbare Arbeiten im Werk Wilhelm Buschs 5 Belege 5 1 Literatur 5 2 EinzelbelegeInhalt BearbeitenDer Virtuos ist die Geschichte eines Pianisten der zu Neujahr einem begeisterten Zuhorer ein Privatkonzert gibt Die Satire weicht in mehrfacher Hinsicht von den ubrigen Werken Wilhelm Buschs ab Ublicherweise folgen Buschs Bildergeschichten einem Handlungsablauf der mit einer Schilderung der Verhaltnisse beginnt denen der Konflikt entspringt den Konflikt dann steigert und schliesslich zur Auflosung bringt 1 Der Virtuos weicht von diesem Schema leicht ab In der Satire auf selbstdarstellerische Kunstlerattitude und deren ubertriebene Verehrung beschrankt sich die Einleitung auf vier knappe Zeilen Zum neuen Jahr begrusst euch hier Ein Virtuos auf dem Klavier Er fuhr euch mit Genuss und Gunst Durch alle Wunder seiner Kunst Die folgenden einzelnen Szenen sind nicht mit gebundenen Texten kommentiert sondern lediglich mit Termini aus der musikalischen Fachsprache wie Introduzione Maestoso oder Fortissimo Vivacissimo betitelt Wilhelm Busch erfindet diese Termini teilweise als Beispiel die Fuga del diavolo Teufelsfuge Die Szenen steigern sich im Tempo vom anfanglichen Silentium bis zum vorletzten Finale furioso das mit einem artigen Bravo bravissimo abgeschlossen wird Jeder Korperteil und jeder Kleidungszipfel wird dabei in diese Steigerung mit einbezogen Das Taschentuch des Pianisten das zwischen den Frackschossen hervorlugt weist mit seinem Zipfel mal nach links mal nach rechts wird zur Locke oder schraubt sich zur Spirale Schliesslich werden die vorletzten Szenen zu einer Simultanschau mehrerer Bewegungsphasen des Pianisten und die Noten losen sich in uber dem Flugel tanzenden Notenzeichen auf 2 3 Auffallend ist vor allem Wilhelm Buschs Fahigkeit sprachliche in graphische Bilder zu transformieren Der hingerissene Zuhorer bekommt neben dem Klavier buchstablich Stielaugen er wird ganz Aug und Ohr so dass sein Kopf nur noch aus einem Riesenohr und auge besteht 3 Entstehungszusammenhang BearbeitenKaspar Braun einer der beiden Grunder des Verlages Braun amp Schneider beschaftigte in seinem Verlag eine Reihe von Kunststudenten die fur ein einmaliges Honorar Illustrationen zum Verlagsprogramm schufen Auf Wilhelm Busch wurde er uber dessen Beitrage zur Vereinszeitschrift des Kunstlervereins Jung Munchen aufmerksam Wilhelm Busch befand sich zu dem Zeitpunkt zu dem er fur Kaspar Braun zu arbeiten begann in finanziell bedrangter Lage Sein Maschinenbaustudium in Hannover hatte er kurz vor dessen Ende abgebrochen in Dusseldorf sowie in Antwerpen hatte er sich jeweils an den Kunstakademien eingeschrieben sich aber jeweils weniger als ein Jahr dort aufgehalten Nach einer schweren Typhuserkrankung hatte er zunachst einige Monate in seinem Elternhaus in Wiedensahl gelebt und dann seine kleinburgerlichen Eltern mit dem Wunsch konfrontiert sein Kunststudium in Munchen fortzusetzen Er wurde dann 1854 mit einer letzten Geldzahlung von seinem Vater nach Munchen verabschiedet Seine Erwartungen an das Kunststudium erfullten sich allerdings auch in Munchen nicht Vier Jahre lang liess Wilhelm Busch sich scheinbar planlos treiben Den Kontakt zu seinen Eltern hatte er in dieser Zeit vollstandig abgebrochen lediglich seinen Onkel den Pfarrer Georg Kleine besuchte er mehrfach in Luthorst Es ist nicht bekannt wovon Wilhelm Busch in dieser Zeit seinen Lebensunterhalt bestritt Die Arbeit fur Kaspar Braun begann in der zweiten Halfte der 1850er Jahre Wilhelm Busch fertigte zunachst Zeichnungen zu vorgegebenen Texten an Fanden sie Gefallen ubertrug Wilhelm Busch die Geschichte fur den Druck auf eine Buchsbaumplatte Diese wurde dann von Holzstechern bearbeitet und zum Druck gebracht Die ersten grosseren Bildergeschichten die ebenfalls in den Zeitungen des Verlages Braun amp Schneider erschienen waren Die kleinen Honigdiebe und Der kleine Maler mit der grossen Mappe Letztere Geschichte entspricht in ihrer Zeichenweise schon stark den spateren Arbeiten von Wilhelm Busch Die kleinen Honigdiebe mit ihrer detaillierten Binnenzeichnung erinnern zumindest von der Zeichentechnik her an Illustrationen von Moritz von Schwind und Ludwig Richter Der Virtuos fallt in die Spatphase der Zusammenarbeit Wilhelm Buschs mit dem Verlag Braun amp Schneider Wilhelm Busch empfand die Abhangigkeit von dem Verlag Braun amp Schneider und seinem durchsetzungsfahigen Leiter Kaspar Braun zunehmend als bedruckend Fur die Veroffentlichung der Bilderpossen seines ersten eigenstandigen Werkes hatte er sich mit Heinrich Richter dem Sohn des sachsischen Malers und Zeichners Ludwig Richter bereits einen neuen Verleger gesucht Als er 1863 anfing an seiner nachsten grosseren Bildergeschichte Max und Moritz zu arbeiten sah sich Wilhelm Busch bereits als unabhangiger Buchautor Heinrich Richter hatte an den vier Bildergeschichten u a Krischan mit der Piepe und Der Eispeter aus denen die 1864 erschienenen Bilderpossen bestanden von Beginn an gezweifelt Sie waren weder Marchen noch Kinderbuch und ubertrafen den zeitgenossischen Struwwelpeter in ihrer Grausamkeit bei weitem Die Skepsis Heinrich Richters war berechtigt Das Buch verkaufte sich ausgesprochen schlecht und war auch im Weihnachtsgeschaft 1864 weitgehend erfolglos geblieben Heinrich Richter lehnte deswegen im Januar 1865 die Veroffentlichung von Wilhelm Buschs nachster Bildergeschichte der Geschichte von Max und Moritz ab Wilhelm Busch nahm am 5 Februar 1865 wieder Kontakt zu seinem alten Verleger Kaspar Braun auf obwohl er mit diesem seit langerem keinen Kontakt mehr gehabt hatte Noch im Februar sagte Kaspar Braun ihm die Veroffentlichung von Max und Moritz zu Fur die Rechte an dieser Bildergeschichte zahlte Kaspar Braun Wilhelm Busch erneut nur einen einmaligen Betrag der mit 10 000 Goldmark jedoch dem Zweijahres Lohn eines Handwerkers entsprach Im August 1865 ubertrug Wilhelm Busch die Vorzeichnung auf die Buchsbaumstocke und damit endete die Zusammenarbeit mit dem Verlag Die Bildergeschichte als Vorgriff auf Comic und Zeichentrickfilm BearbeitenBuschs virtuose Kombination von Wort und Bild stellt einen Vorgriff auf Comic und Zeichentrickfilm dar Jedes Geschehen in dramatisch komischer Weise in Zerstorung Unordnung und Chaos zu verwandeln ist ein gemeinsames Grundprinzip des zeichnerischen Werkes Buschs und der Entwicklung von Comic und Zeichentrickfilm Andreas C Knigge bezeichnet Wilhelm Busch daher als ersten Virtuosen der Bilderzahlung 4 Schon seine fruhen Bildergeschichten unterscheiden sich von denen seiner Kollegen die gleichfalls fur Kaspar Braun arbeiteten Seine Bilder zeigen eine zunehmende Konzentration auf die Hauptfiguren sind sparsamer in der Binnenzeichnung und weniger kleinteilig im Ambiente Die Pointe entwickelt sich aus einem dramaturgischen Verstandnis der ganzen Erzahlung heraus 5 Die Handlung ist dabei wie in einem Film in Einzelsituationen zerlegt Hierdurch vermittelt Busch zuweilen durch Perspektivwechsel verstarkt den Eindruck von Bewegung und Aktion 6 Nach Ansicht von Gert Ueding ist die Bewegungsdarstellung die Busch trotz der Beschrankung des Mediums gelingt bislang unerreicht geblieben 7 Bildende Kunstler haben sich bis weit ins 20 Jahrhundert von Der Virtuos inspirieren lassen August Macke hielt in einem Brief an seinen Galeristen Herwarth Walden sogar fest dass er die Bezeichnung Futurismus fur die zu Beginn des 20 Jahrhunderts in Italien entstandene avantgardistische Kunstbewegung fur verfehlt halte da bereits Wilhelm Busch ein Futurist gewesen sei der Zeit und Bewegung ins Bild gebannt habe 8 Vergleichbare Arbeiten im Werk Wilhelm Buschs BearbeitenAhnlich zukunftsweisend wie Einzelszenen des Virtuos sind einzelne Szenen der Bilder zur Jobsiade die Wilhelm Busch 1872 im Bassermann Verlag veroffentlichte Bei Jobs theologischem Examen sitzen ihm zwolf geistliche Herren in weissen Perucken gegenuber Auf ihre keineswegs schwierigen Fragen antwortet ihr Prufling so blodsinnig dass jede Antwort ein synchrones Kopfschutteln der Prufenden auslost Die Perucken geraten in emporte Bewegung und aus der Szene wird eine Bewegungsstudie die an die Phasenfotografien Eadweard Muybridges erinnern Muybridge hatte zwar 1872 mit seinen Bewegungsstudien begonnen veroffentlichte diese aber erst 1893 so dass es sich bei diesem fliessenden Ubergang von der Zeichnung zur Kinematographie ebenfalls um eine kunstlerische Pionierleistung Buschs handelt 9 Belege BearbeitenLiteratur Bearbeiten Michaela Diers Wilhelm Busch Leben und Werk dtv 2008 ISBN 978 3 423 34452 4 Joseph Kraus Wilhelm Busch Rowohlt Reinbek 1970 ISBN 3 499 50163 5 Gudrun Schury Ich wollt ich war ein Eskimo Das Leben des Wilhelm Busch Biographie Aufbau Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 351 02653 0 Gert Ueding Wilhelm Busch Das 19 Jahrhundert en miniature Insel Frankfurt am Main 1977 Eva Weissweiler Wilhelm Busch Der lachende Pessimist Eine Biographie Kiepenheuer amp Witsch Koln 2007 ISBN 978 3 462 03930 6 Einzelbelege Bearbeiten Daniel Ruby Schema und Variation Untersuchungen zum Bildergeschichtenwerk Wilhelm Buschs Europaische Hochschulschriften Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 631 49725 3 S 26 Weissweiler S 142 und S 143 a b Schury S 81 Andreas C Knigge Comics Vom Massenblatt ins multimediale Abenteuer Rowohlt Taschenbuch Verlag 1996 S 14 Schury S 80 Ueding S 193 Ueding bezeichnet die von Wilhelm Busch verwendete grafische Technik falschlich als Holzschnitt Ueding S 196 Weissweiler S 143 und S 144 Weissweiler S 204 und S 205 Geschichten Gedichte Bilder und Prosa von Wilhelm Busch Fruhe Schaffensperiode 1858 1865Bilderpossen Eginhard und Emma Der Eispeter Der Virtuos Die kleinen Honigdiebe Hansel und Gretel Krischan mit der Piepe Max und Moritz Trauriges Resultat einer vernachlassigten ErziehungMittlere Schaffensperiode 1866 1882Bilder zur Jobsiade Die fromme Helene Der Geburtstag oder die Partikularisten Hans Huckebein der Unglucksrabe Der heilige Antonius von Padua Dideldum Kritik des Herzens Pater Filucius Fipps der Affe Plisch und Plum Schnurrdiburr oder Die Bienen Die Knopp Trilogie 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