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Kirschgartshausen ist ein zu Mannheim Sandhofen gehorender Weiler dessen Namen sich vom Kloster Kirschgarten in Worms herleitet Kirschgartshausen liegt im aussersten Nordwesten Baden Wurttembergs Die Grenze zu Rheinland Pfalz befindet sich zwei Kilometer westlich die Grenze zu Hessen nur wenige Hundert Meter nordlich bzw nordwestlich Kirschgartshausen Herrenhaus Front Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Baubestand 4 Heutige Nutzung 5 Galerie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenKirschgartshausen umfasst etwa ein Dutzend zerstreut liegende Gebaude darunter auch Scheunen bzw Stalle und befindet sich westlich neben der B 44 zwischen Mannheim Sandhofen und Lampertheim Geschichte Bearbeiten nbsp Herrenhaus Ruckseite nbsp Verwaltungsgebaude Haus Nr 12 bezeichnet 1827 nbsp Verwaltervilla 1909 Haus Nr 14 Kirschgartshausen wird 1272 unter der Bezeichnung Husen erstmals urkundlich erwahnt als Eberhard von Ehrenberg dem Kloster Schonau seine dortigen Weiden uberliess 1 Der Wittelsbacher Pfalzgraf bei Rhein besass hier eine Meierei und dem Hochstift Worms gehorte ebenfalls ein Landgut das zur Burggrafschaft Worms zahlte Dieses hatten die Grafen von Zweibrucken zu Lehen und als Afterlehen den Herren von Ehrenberg ubertragen Die Letztgenannten ubertrugen im Jahr 1274 ihren Lehensbesitz in Husen den Zisterzienserinnen des Klosters Kirschgarten 2 1275 auch die Vogtei mit Gericht und allem Zubehor 3 Das Kloster wurde damit der grosste Grundbesitzer am Ort der spater den Namen Kirschgartshausen fuhrte 1277 ist zum ersten Mal die dortige Kapelle St Gangolf genannt die dem Cyriakusstift in Worms Neuhausen unterstand von der es aber heute keine Reste mehr gibt 1422 verkaufte das nahezu ausgestorbene Kloster Kirschgarten seine Besitzungen zu Kirschgartshausen an Kurfurst Ludwig III von der Pfalz der sie mit seinem Hofgut vereinigte und den Ort befestigen sowie mit Graben umgeben liess Durch Zukaufe kleinerer Landereien und Rechte wurde die Kurpfalz bis 1508 alleiniger Besitzer und musste auch die Kapelle bzw die Seelsorge unterhalten Kirschgartshausen war nun kurpfalzisches Tafelgut und Kurfurst Karl II ubertrug es 1684 seinem Oberststallmeister und Gouverneur von Frankenthal Graf Karl Ludwig zu Sayn Wittgenstein 1699 der sich von da an mit Namenszusatz Herr zu Kirschgartshausen nannte 4 Von dieser Familie fiel der Flecken 1768 an die Kurpfalz zuruck Die Sayn Wittgensteiner hatten dort vornehmlich Mennoniten angesiedelt dazu gehorte als zeitweiliger Gutspachter u a auch Ulrich Mollinger der Grossvater des pfalzischen Agrarreformers David Mollinger 5 6 1803 ging Kirschgartshausen zusammen mit Mannheim von der Kurpfalz an das Kurfurstentum Baden uber Als letzte badische Siedlung vor der hessischen Landesgrenze entstand dort eine Wehrzollstation Kurfurst Karl Friedrich von Baden ubergab das Landgut 1804 als Staatsdomane und Hausfideikommiss Bestandteil an seine damals noch unebenburtigen Sohne die Grafen von Hochberg welche man 1818 als erbberechtigte Prinzen des Hauses Baden anerkannte 1919 fiel die Staatsdomane Kirschgartshausen an die Republik Baden zuletzt an das Land Baden Wurttemberg Unter der Kurpfalz zahlte der Ort verwaltungstechnisch zum Oberamt Heidelberg in badischer Zeit zum Bezirksamt Ladenburg ab 1864 zum Bezirksamt Mannheim Im Oktober 1930 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Mannheim Damals bestand die Einwohnerschaft aus 9 ansassigen Familien und ca 100 landwirtschaftlichen Saisonarbeitern Etwa 1 3 der Feldflachen waren mit Kartoffeln und Zuckerruben bestellt der Rest mit Roggen Weizen Gerste und Hafer 7 8 Baubestand BearbeitenDie von Sud nach Nord parallel zur B 44 verlaufende Dorfstrasse fuhrt direkt auf das zentral gelegene Herrenhaus zu Es ist das bedeutendste Anwesen und diente zuletzt als Ausflugslokal Heute ist es wie die meisten dortigen Gebaude unbewohnt und verwahrlost Es handelt sich um einen schlossartigen zweigeschossigen Bau aus dem 18 Jahrhundert im Kern wohl noch mittelalterlich Er erstreckt sich in Ost West Richtung tragt ein Kruppelwalmdach mit Dachreiter hat 8 Fensterachsen und auf jeder Seite einen niedrigeren Anbau Vor der Hausfront sitzt eine zweiseitige Freitreppe Westlich hat das Herrenhaus eine Durchfahrt an der noch mittelalterliches Mauerwerk zu erkennen ist 9 Der Tursturz im linken Anbau ist Beschriftet mit 19 MAXIMILIAN PRINZ U MARKGRAF ZU BADEN 11 10 Fahrt man auf der Dorfstrasse von Suden kommend auf das Herrenhaus zu befindet sich ostlich rechts mit Front zur Strasse ein grosser Putzbau mit klassizistischem Sandstein Turgewande welches das Badische Staatswappen tragt und die Bezeichnung 1827 Es durfte sich dabei um die ehemalige Verwaltung handeln Haus Nr 12 Die wappengeschmuckte Jahreszahl 1827 deutet darauf hin dass das Haus als Amtssitz des in diesem Jahr erstmals bestellten Stabhalters Ortsvorstehers diente und nach der 1828 beabsichtigten Grundung einer eigenen Ortsgemeinde wohl auch das Rathaus sein sollte 11 Schrag gegenuber liegt eine reprasentative Jugendstilvilla mit grossem Badischen Steinwappen uber der Tur und der Inschrift 19 ERBAUT UNTER MAXIMILIAN PRINZ UND MARKGRAF VON BADEN 09 Es war das Wohnhaus des Domanenverwalters Haus Nr 14 und die Bauinschrift bezieht sich ebenso wie am Herrenhaus auf den letzten kaiserlichen Reichskanzler Prinz Max von Baden Westlich ein gutes Stuck abseits des Dorfweges befindet sich eine grosse Scheune in deren nordliche Giebelwand ein badischer Wappenstein mit der Jahreszahl 1836 eingelassen ist Daneben steht ein schmuckloses grosses Wohnhaus Haus Nr 16 dessen Tursturz neben dem Badischen Wappen folgende Inschrift tragt LW und M MARKGRAFEN zu BADEN 1822 Hierbei handelt es sich um die Prinzenbruder Ludwig Wilhelm von Baden und Maximilian von Baden Heutige Nutzung BearbeitenDas Gelande beherbergt heute drei Hauptnutzer Der Zuckerproduzent Sudzucker betreibt auf einem Teil des Gelandes seit 1862 eine Versuchsanstalt in der die Schwerpunktthemen alternativer Pflanzenschutz Biodiversitat und Digitalisierung der Landwirtschaft erforscht werden Das Land Baden Wurttemberg nutzt einige der Scheunen als Lager Unter anderem werden dort Sandstein Bauteile historischer Gebaude wie des Heidelberger Schloss verwahrt Im Mai 2021 ubernahm der Dietrich Bonhoeffer Verein fur christliche Padagogik Mannheim im Rahmen einer Erbpacht das Gelande und die restlichen Gebaude vom Land 12 Der Verein mochte auf dem Gelande die im September 2020 gegrundete Dietrich Bonhoeffer Grundschule ansiedeln Mit der Schule als zentralem Baustein mochte der Verein das Hofgut zu drei Hauptzwecken nutzen die alle im Einklang mit der Vermittlung seines christlichen Werteverstandnisses stehen Das Schaffen von innovativen Bildungsangeboten die Sensibilisierung fur das Thema Nachhaltigkeit durch einen nachhaltigen Betrieb des Hofguts sowie offenes Engagement gegen Antisemitismus und Ausgrenzung jeglicher Art 13 Galerie Bearbeiten nbsp Durchfahrt Herrenhaus Sudseite mit mittelalterlichen Mauerwerksresten nbsp Durchfahrt Herrenhaus Nordseite mit mittelalterlichen Mauerwerksresten nbsp Inschriftstein am linken Seitenflugel des Herrenhauses bezeichnet 1911 nbsp Wappenstein an Haus Nr 12 bezeichnet 1827 nbsp Wappenstein und Inschrift an Haus Nr 14 bezeichnet 1909 nbsp Haus Nr 16 bezeichnet 1822 nbsp Wappen und Inschriftstein an Haus Nr 16 1822 nbsp Scheune neben Haus Nr 16 mit badischem Wappenstein von 1836Literatur BearbeitenJohann Baptist Kolb Historische statistisch topographisches Lexicon von dem Grossherzogthum Baden Band 2 Karlsruhe 1814 S 152 u 153 Digitalscan Universal Lexikon vom Grossherzogthum Baden Karlsruhe 1847 Spalten 661 u 662 Digitalscan Johann Goswin Widder Versuch einer vollstandigen geographisch historischen Beschreibung der Kurfurstl Pfalz am Rheine Band 1 S 318 323 Frankfurt 1786 Digitalscan Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kirschgartshausen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirschgartshausen im Portal LEO BW Historisches zu Kirschgartshausen Seite der Burgervereinigung Sandhofen Urkundenregest zur Ubertragung des Besitzes an Karl Ludwig zu Sayn Wittgenstein Sich auf Kirschgartshausen beziehende Urkunden im Landesarchiv Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten Findbucheintrag zur Urkunde von 1272 Carl Pohlmann Regesten der Grafen von Zweibrucken aus der Linie Zweibrucken bearbeitet durch Anton Doll Speyer 1962 S 70 Nr 220 S 71 Nr 223 Carl Pohlmann Regesten der Grafen von Zweibrucken aus der Linie Zweibrucken bearbeitet durch Anton Doll Speyer 1962 S 74 Nr 230 Genealogische Seite zu Karl Ludwig zu Sayn Wittgenstein Kurt Baumann Pfalzer Lebensbilder Band 48 von Veroffentlichungen der Pfalzischen Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften in Speyer am Rhein Verlag der Pfalzischen Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften 1964 S 72 Ausschnittscan Andrea Strubind Martin Rothkegel Baptismus Geschichte und Gegenwart Verlag Vandenhoeck amp Ruprecht 2012 S 154 156 ISBN 352555009X Digitalscan Leo Adalbert Tolxdorff Der Aufstieg Mannheims im Bilde seiner Eingemeindungen 1895 1930 Kohlhammer Verlag 1961 S 118 u 119 Ausschnittscans Die Stadt und die Landkreise Heidelberg und Mannheim Band 3 S 175 Kommissionsverlag G Braun 1970 Ausschnittscan Die Stadt und die Landkreise Heidelberg und Mannheim Band 3 S 174 Kommissionsverlag G Braun 1970 Ausschnittscan Andreas Schenk Architekturfuhrer Mannheim Reimer Verlag 1999 S 268 Ausschnittscan Die Stadt und die Landkreise Heidelberg und Mannheim Band 3 S 175 Kommissionsverlag G Braun 1970 Ausschnittscan Peter W Ragge Christliche Schule zieht in Mannheimer Hofgut Kirschgartshausen In Mannheimer Morgen Mediengruppe Dr Haas GmbH 1 Juni 2021 abgerufen am 29 September 2021 Hofgut Kirschgartshausen Unser Konzept Abgerufen am 29 September 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirschgartshausen amp oldid 236202041