www.wikidata.de-de.nina.az
Die Burggrafschaft Worms war ein mittelalterlicher Herrschaftsbezirk des Hochstifts Worms der die Stadt Worms und die unmittelbar bei der Stadt liegenden sogenannten Rheindorfer umfasste Die Burggrafschaft war der Amtsbezirk des Burggrafen comes civitatis prefectus urbis 1 der als edelfreier Lehnsmann des Wormser Bischofs fur die Befestigung und Verteidigung der Stadt zustandig war 2 Mit dem Amt des Burggrafen war der Burgbann verbunden durch den die Einwohner der Stadt und des Umlands zur Errichtung und Instandhaltung der Befestigung dem sogenannten Burgwerk aufgeboten wurden 3 4 Zu den wichtigsten Kompetenzen des Burggrafen gehorte ausserdem das Stangenrecht 5 6 Vermutlich bestand ein Zusammenhang zwischen der Burgwerk Pflicht der Umlanddorfer und ihrer Befreiung vom stadtischen Pfortenzoll 7 8 Ob auch die Allmend Rechte der Rheindorfer an Burgerweide und Burgerfeld auf die Zugehorigkeit zum Burgbann zuruckgehen ist ungewiss 9 10 11 In Worms waren die Burggrafen seit der ersten Nennung im Jahr 1106 gleichzeitig die edelfreien Obervogte des Hochstifts Die Verbindung der beiden Amter endete zwischen 1166 und 1174 mit Ubertragung der Obervogtei an den Pfalzgrafen Konrad In der Stadt Worms mussten die Burggrafen ihre wichtigsten Rechte im 13 Jahrhundert aufgeben In den Wormser Rheindorfern konnten die Grafen von Zweibrucken ihre ursprunglich aus dem Burggrafenamt stammenden Herrschaftsrechte bis ins 14 Jahrhundert bewahren Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Burggrafen von Worms 3 Gebiet 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Bischofe von Worms hatten seit der frankischen Zeit durch konigliche Schenkungen nach und nach bedeutenden Grundbesitz in der Stadt Worms und im unmittelbaren Umland der Stadt erhalten Die Domkirche war schon in frankischer Zeit ein Immunitatsbezirk der der Gerichtsbarkeit des Grafen entzogen war Ausgehend von Grundherrschaft und Immunitat konnte der Bischof in ottonischer Zeit weitere Hoheitsrechte in der Stadt erwerben Inhaber der Grafschaft mit der hohen Gerichtsbarkeit ausserhalb der Dom Immunitat blieben aber die in Worms residierenden salischen Herzoge Erst die Bischofe Hildibald 979 998 und Burchard I 1000 1025 konnten auch die Grafenrechte in der gesamten Stadt und ihrem unmittelbaren Umland weitgehend an sich bringen Die niedere und hohe Gerichtsbarkeit wurde nun vom bischoflichen Vogt wahrgenommen 12 Lediglich die Blutgerichtsbarkeit verblieb auch weiterhin beim Grafen 13 14 Ein Burggraf von Worms wird erstmals 1106 erwahnt Das Amt durfte aber alter sein 15 16 Der erste bekannte Burggraf und Wormser Obervogt war Graf Werner IV von Gruningen und Maden Als er 1121 ohne mannliche Nachkommen starb folgte ihm Graf Simon I von Saarbrucken Zwischen 1166 und 1174 vermutlich 1168 musste Simon von Saarbrucken die Wormser Obervogtei an Pfalzgraf Konrad von Staufen den Halbbruder Barbarossas abgeben 17 18 Die Burggrafschaft wurde dabei aus dem Vogteigebiet herausgelost 19 20 21 Bei der Teilung im Saarbrucker Haus 1182 1190 kam die Burggrafschaft an die neugebildete Grafschaft Zweibrucken Die Zweibrucker Grafen verwendeten den Titel eines Wormser Burggrafen nicht mehr 22 behaupteten aber in den meisten Dorfern der Burggrafschaft ihre Herrschaft Die Zweibrucker erwarben im 13 Jahrhundert im Kondominat mit dem Hochstift die Landesherrschaft in siebzehn Rheindorfen Gegen Ende des 14 Jahrhunderts war ihre Herrschaft auf neun Rheindorfer zusammengeschrumpft 23 24 25 In der Stadt Worms war die Wehrhoheit bis zum Ende des 13 Jahrhunderts vollstandig vom bischoflichen Stadtherrn in die Hande der Stadtgemeinde ubergegangen 26 27 Die Burggrafen beanspruchten noch bis zum 14 Jahrhundert Rechte in der Stadt konnten diese Befugnisse aber nur noch teilweise durchsetzen Das Stangenrecht wurde 1262 an die Stadtgemeinde verkauft 1370 verzichtete Graf Eberhard II von Zweibrucken endgultig auf alle Rechte des Burggrafen in der Stadt 28 29 Burggrafen von Worms BearbeitenBurggraf von Worms Amtszeit BemerkungGraf Werner IV von Gruningen und Maden 30 31 32 1090 1121 In Personalunion Obervogt des Hochstifts WormsGraf Simon I von Saarbrucken 1121 1182 1190 Obervogt des Hochstifts Worms bis 1166 1174 33 Graf Heinrich I von Zweibrucken 1182 1190 1228 Sohn von Simon I Graf Heinrich II von Zweibrucken 1228 1281 Gibt 1262 das Stangenrecht auf verbindet die Wormser Rheindorfer mit seiner Herrschaft Stauf 34 Gebiet BearbeitenZur Burggrafschaft Worms gehorten die Stadt Worms und ihr unmittelbares Umland Vermutlich waren es 17 links und rechtsrheinische Dorfer bei der Stadt 35 Aus einer Teilungsurkunde der Zweibrucker Grafen Eberhard I und Walram I aus dem Jahre 1305 geht hervor dass damals noch 17 Rheindorfer sibencen dorfer die da ligent ume den Rin 36 zur Herrschaft Stauf gehorten 37 38 Es sind aber nicht alle 17 Dorfer namentlich bekannt Nur bei folgenden Rheindorfern ist die Zugehorigkeit zur Wormser Burggrafschaft gesichert linksrheinisch Leiselheim Hochheim Pfiffligheim Horchheim Wiesoppenheim Weinsheim Littersheim Wustung 39 Bobenheim Roxheim und Morsch 35 40 41 rechtsrheinisch Kirschgartshausen und wahrscheinlich Hofheim 42 37 43 In einer sehr spaten Aufzeichnung von 1490 uber Befreiungen vom Wormser Pfortenzoll 8 werden ebenfalls 17 Dorfer genannt 44 Moglicherweise ist das ein Nachhall der alten gegenseitigen Bindungen von Stadt und Umland 45 Literatur BearbeitenSiegfried Rietschel Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit in den deutschen Bischofsstadten wahrend des fruheren Mittelalters Leipzig 1905 hathitrust org Noch heute die massgebliche Untersuchung zum Charakter des Burggrafenamts in den Bischofsstadten Meinrad Schaab Die Diozese Worms im Mittelalter In Freiburger Diozesan Archiv Band 86 1966 S 94 219 uni freiburg de PDF Zur Bedeutung der Wormser Burggrafschaft bzw Stadtprafektur fur die Ausbildung der Landesherrschaft im Umland von Worms Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Boos Hrsg Urkundenbuch der Stadt Worms Band 1 Berlin 1886 Urkunden Nr 59 68 69 70 71 und 82 Siegfried Rietschel Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit in den deutschen Bischofsstadten wahrend des fruheren Mittelalters Leipzig 1905 S 122 134 318 334 hathitrust org abgerufen am 8 Februar 2016 Franz Beyerle Zur Wehrverfassung des Hochmittelalters In Festschrift Ernst Mayer Wurzburg zum 70 Geburtstage Weimar 1932 S 31 91 Hermann Conrad Deutsche Rechtsgeschichte 2 Auflage Band 1 Karlsruhe 1962 S 265 f Rietschel Burggrafenamt S 130 f u S 332 Thomas Zotz Art Burggraf In Albrecht Cordes u a Hrsg Handworterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte 2 Auflage Band 1 Berlin 2008 Sp 766 768 Gerold Bonnen Stadttopographie Umlandbeziehungen und Wehrverfassung Anmerkungen zu mittelalterlichen Mauerbauordnungen In Michael Matheus Hrsg Stadt und Wehrbau im Mittelrheingebiet Stuttgart 2003 S 21 45 darin S 31 35 bes S 34 a b Stadtarchiv Worms 001B Nr 1796 Salbuch der Kellereien Stein und Worms 1490 Abgerufen am 8 Februar 2016 Darin fol 60 61 Speyerer Andreas Martins und Rheinpforte Liste vom Pfortenzoll befreiter Orte 17 Dorfer im Umland Heinrich Boos Geschichte der rheinischen Stadtekultur von ihren Anfangen bis zur Gegenwart mit bes Berucks der Stadt Worms Band 1 Berlin 1897 S 248 Heinrich Boos Geschichte der rheinischen Stadtekultur von ihren Anfangen bis zur Gegenwart mit bes Berucks der Stadt Worms 2 Auflage Band 3 Berlin 1899 S 72 77 Bonnen Stadttopographie S 31 Johann Lechner Die alteren Konigsurkunden fur das Bistum Worms und die Begrundung der bischoflichen Furstenmacht In Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung Band 22 1901 S 361 419 529 574 darin bes S 550 ff archive org und archive org Hans Hirsch Die hohe Gerichtsbarkeit im deutschen Mittelalter 2 Auflage Weimar 1958 darin S 114 121 zum Diplom Heinrichs II Nr 319 1014 Alois Seiler Das Hochstift Worms im Mittelalter Worms 1936 darin S 17 27 und S 31 36 Rietschel Burggrafenamt S 122 f 321 326 f Eine Urkunde Urkundenbuch Worms Bd 1 Nr 43 die einen Wormser Burggrafen schon fur 1016 nennt ist eine Falschung des 12 Jahrhunderts vgl Rietschel Burggrafenamt S 122 Hans Werle Studien zur Wormser und Speyerer Hochstiftsvogtei im 12 Jh In Blatter fur pfalzische Kirchengeschichte und religiose Volkskunde Jg 21 1954 S 80 89 hier S 82 Winfried Dotzauer Der historische Raum des Bundeslandes Rheinland Pfalz Frankfurt am Main 1992 S 195 Werle Studien zur Wormser und Speyerer Hochstiftsvogtei S 80 82 f Meinrad Schaab Die Diozese Worms im Mittelalter In Freiburger Diozesan Archiv Band 86 1966 S 94 219 darin S 143 f S 148 151 bes S 149 f uni freiburg de PDF Friedhelm Jurgensmeier Hrsg Das Bistum Worms von der Romerzeit bis zur Auflosung 1801 Wurzburg 1997 S 39 Rietschel Burggrafenamt S 124 128 Schaab Diozese Worms S 149 151 Meinrad Schaab Territoriale Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms In Willi Alter Hrsg Pfalzatlas Textband 2 Speyer 1971 S 760 780 darin S 773 775 f Adolph Kollner Geschichte der Herrschaft Kirchheim Boland und Stauf Wiesbaden 1854 darin S 144 148 ff 308 f urn nbn de bvb 12 bsb10019997 2 Gerold Bonnen Hrsg Geschichte der Stadt Worms Stuttgart 2005 S 198 f Sabine Happ Stadtwerdung am Mittelrhein Koln 2002 S 118 f Boos Geschichte der rhein Stadtekultur Bd 2 S 23 140 166 f Rietschel Burggrafenamt S 124 128 130 134 Werle Studien zur Wormser und Speyerer Hochstiftsvogtei S 80 82 Schaab Diozese Worms S 149 Andreas Urban Friedmann Die Beziehungen der Bistumer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Konigen Mainz 1994 S 140 f Werle Studien zur Wormser und Speyerer Hochstiftsvogtei S 82 f J ohann G eorg Lehmann Kurze urkundliche Geschichte des graflich zweybruckischen Hauses Munchen 1867 S 17 urn nbn de bvb 12 bsb10333827 2 a b Schaab Territoriale Entwicklung S 775 f Hermann Schreibmuller Burg und Herrschaft Stauf in der Pfalz 2 Teil bis 1393 Kaiserslautern 1914 dilibri de abgerufen am 12 Februar 2016 Urkundenbeilagen Nr 2 S 23 f Zitat S 23 a b Schaab Diozese Worms S 150 f Kollner Kirchheim Boland und Stauf S 144 Heute an dieser Stelle der Littersheimerhof nordostlich von Bobenheim Georg Biundo Bobenheim Roxheim Aus der Geschichte einer Grossgemeinde o O Bobenheim Roxheim 1973 Littersheim S 433 ff Kollner Kirchheim Boland und Stauf S 308 ff Kriegsheim wird 1137 Urkundenbuch Worms Bd 1 Nr 64 als in comitatu praefecturae civitatis nostrae sitam bezeichnet Es ist aber unklar wie das zu verstehen ist und ob Kriegsheim tatsachlich zur Burggrafschaft gehort hat vgl Rietschel Burggrafenamt S 126 f Schaab Territoriale Entwicklung S 776 zahlt Kriegsheim zu den Dorfern der Burggrafschaft Schaab Territoriale Entwicklung S 777 Neckarau war zwar ein Wormser Lehen des Burggrafen Werner IV von Gruningen und Maden vgl Werle Studien zur Wormser und Speyerer Hochstiftsvogtei S 81 f gehorte aber nicht zu den Rheindorfern und zur Burggrafschaft Siehe auch die Liste der 1490 vom Zoll befreiten Dorfer bei Wilhelm Muller Zur Geschichte der Wormser Zolle In Vom Rhein Band 13 April 1914 S 30 32 Kap 2 Der Tarif des Gefallregisters von 1490 I Von den Zollen hier S 32 mit Anm 14 worms de PDF 74 8 MB abgerufen am 27 September 2021 Bonnen Stadttopographie S 34 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burggrafschaft Worms amp oldid 235403114