www.wikidata.de-de.nina.az
Die Kettenschifffahrt auf dem Main war eine spezielle Art des Schiffstransports von 1886 bis 1936 auf dem Main Entlang einer im Fluss verlegten Kette zogen sich Kettenschleppschiffe mit mehreren angehangten Schleppkahnen stromaufwarts Die Technik der Kettenschifffahrt loste die bis dahin ubliche Treidelschifffahrt ab bei der die Schiffe von Pferden gezogen wurden Durch die stromaufwarts fortschreitende Kanalisierung und die dafur erforderlichen Staustufen wurde der Kettenschleppbetrieb besonders durch die Wartezeiten an den Schleusen erschwert und die Kette bekam Konkurrenz von der Schiffsschraube deren Einsatz durch die grossere Fahrrinnentiefe moglich und durch die Verwendung von Dieselmotoren wirtschaftlich wurde Die personalintensive Kettenschifffahrt mit Dampfmaschinen wurde unwirtschaftlich und 1936 ganz eingestellt Modell des bayerischen Kettenschleppschiffs K B K S No VInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die Situation vor der Kettenschifffahrt 1 2 Die Zeit der Kettenschleppschifffahrt auf dem Main 1 3 Das Ende der Kettenschifffahrt 2 Der Name Mainkuh 3 Technische Beschreibung 3 1 Die hessischen Kettenschiffe 3 2 Die bayerischen Kettenschiffe 4 Schiffsmodelle 5 Die letzten Kettenschiffe Deutschlands 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Hauptartikel Kettenschifffahrt Die Situation vor der Kettenschifffahrt Bearbeiten Der Main hat nur geringes Gefalle Bis zur Mittelwasserkorrektion Mitte des 19 Jahrhunderts war er ein trage fliessendes seichtes Gewasser mit vielen Schleifen Biegungen Inseln und oft mehreren flachen Flussarmen nebeneinander Demgegenuber fuhrten starke Hochwasser vor allem im Herbst und im Fruhjahr zu Uberschwemmungen zu Uferabbruchen und Verlandungen Im Sommer hingegen fiel der Wasserstand in den meist nur einen halben Meter tiefen Fahrrinnen auf wenige Dezimeter und es entstanden Untiefen und Sandbanke 1 Flussaufwarts wurden die Schiffzuge von Leinreitern getreidelt Ein Zug bestand aus einer Kette von holzernen Fahrzeugen von je 15 bis 30 t Tragkraft Sie begannen meist mit einer Frankensau oder einem Marktschiff und setzten sich uber Schelche Schlumper und Nachen fort bis zum kleinsten Fahrzeug dem Ankernachen Der Leinpfad wechselte oft vor den Mundungen der Nebenflusse oder vor Steilhangen die Uferseite An solchen Stellen mussten Pferde und Reiter die Fahrrinne durchqueren oder ubergesetzt werden Flussabwarts trieben die Schiffe im Wasserstrom Bei gunstigem Wind wurden Segel gesetzt Die Kosten fur das Treideln der meist leeren oder gering beladenen Schiffe waren hoch Daher konnte Gewinn meist nur bei ausreichend tiefem Fahrwasser und mit voll beladenen Schiffen auf Talfahrten erzielt werden 1 1828 verkehrte die Stadt Frankfurt als erster Raddampfer auf dem Main zwischen Mainz und Frankfurt Sie blieb jedoch wegen konstruktiver Mangel ihrer Dampfmaschine und der schwierigen Fahrwasserverhaltnisse in der stark versandeten Mainmundung erfolglos Bereits 1832 wurden die Versuche wieder eingestellt Erst ab 1841 nach dem Beitritt der Freien Stadt Frankfurt zum Deutschen Zollverein und dem Bau der Taunus Eisenbahn von Frankfurt nach Wiesbaden wurde die Dampfschifffahrt auf dem Main wieder aufgenommen 2 Sie konnte sich jedoch auch diesmal aus mehreren Grunden nicht durchsetzen Erstens behinderten die ungunstigen Fahrwasser des Mains bei niedrigen Wasserstanden der Sommermonate die Dampfschiffe mit ihrem relativ grossen Tiefgang zumal die vom bayerischen Staat zugesagten Fahrwasserverbesserungen nicht in ausreichendem Masse vorgenommen wurden 1 Zweitens war die etwa zeitgleich aufgebaute Eisenbahn den Dampfschiffen uberlegen sie fuhr schneller und hatte kurzere Wege Der Wasserweg von Mainz nach Schweinfurt war um 88 Prozent langer 1 Ausserdem konnte die Bahn Zollstellen ohne Wartezeiten passieren und wurde finanziell nicht durch Zolle und Abgaben belastet Schon 1858 wurde deshalb die Dampfschifffahrt mit Raddampfern wegen ihrer dauerhaften Unrentabilitat wieder eingestellt 1 Die Zeit der Kettenschleppschifffahrt auf dem Main Bearbeiten nbsp Kettenschiffschleppverbund auf dem Main ca 1896 nbsp Kettenschleppschiff der Mainkette AG vor dem Mainkai in FrankfurtNachdem die Mainschifffahrt immer mehr ihrer Transportkapazitat an die Eisenbahn verloren hatte und der Einsatz von Raddampfschleppern aufgrund des flachen Fahrwassers des Mains scheiterte war die Idee von Heino Held Inhaber der Mainzer Speditions und Kohlenhandlung mit dem Namen C J H Held amp Cie die Schifffahrt durch Einfuhrung der Kettenschlepp Schifffahrt zu retten Ermuntert von den gerade auf der Elbe in Gang gekommenen Unternehmen beantragte dieser bei den Behorden von Preussen Bayern und Hessen am 15 Februar 1871 eine entsprechende Konzession 1 3 1872 grundeten daraufhin die verschiedenen Lander und Stadte entlang des Mains ein Komitee in Aschaffenburg Unterstutzt wurde das Komitee durch Ewald Bellingrath der schon bei der Einfuhrung der Kettenschifffahrt auf der Elbe und dem Neckar federfuhrend war Zur Debatte standen die Kettenschiffahrt und die Kanalisierung des Mains Das zum Grossherzogtum Hessen gehorende Mainz trat fur die Kettenschifffahrt ein da es befurchtete dass nach einer Kanalisierung des Mains die Rheinschiffe ihre Guter direkt bis nach Frankfurt bringen konnten und Mainz so seine Stellung als Umschlagplatz verlore Das damals zu Preussen gehorende Frankfurt wollte Rheinhafen werden und stimmte der Kette erst zu nachdem die Kanalisierung bis Frankfurt vollendet war 4 Der bayerische Landtag war ebenfalls Gegner der Kette er furchtete eine Konkurrenz fur die staatliche bayerische Eisenbahn und genehmigte die Kette vorerst nur bis Aschaffenburg Die hessische Konzession zum Betrieb der Kettenschifffahrt auf dem Main und durch den Rhein bis zum Hafen von Mainz wurde der hessischen Aktiengesellschaft Mainkette AG 1885 erteilt 5 Die Mainkette AG verlegte die Kette und die Kettenboote wurden 1886 auf der Neckarwerft in Neckarsulm gebaut Die Plane zum Bau stammten von der Firma Gebr Sachsenberg aus Rosslau Elbe die bereits viele Jahre Erfahrungen mit dem Bau von Kettenschiffen gesammelt hatte und auch die gesamten Maschinenanlagen zur Fortbewegung mit der Kette an den Neckar lieferte 6 Vom Neckar zum Main konnten die Kettenschiffe direkt auf dem Wasserwege transportiert werden was von der Elbe aus nicht moglich gewesen ware Die Kettenschiffe zogen sich selbst und bis zu zehn angehangte Kahne und erreichten dabei eine Geschwindigkeit von etwa funf Kilometern pro Stunde Am 7 August 1886 wurde die Strecke zwischen Mainz und Aschaffenburg in Betrieb genommen Bis Oktober des Jahres waren alle drei Kettenboote Mainkette I III auf dieser Strecke im Einsatz 6 Der Frankische Kurier schrieb in einem Ruckblick uber die Anfange der Kettenschifffahrt Das war die Zeit in der eines Tages das Kettenboot die Dorfer und Stadte uberraschte Welch ein Jubel damals Als ware ein Ueberseedampfer den Rhein und Main heraufgekommen Meter um Meter stieg da triefend wie eine eiserne Schlange die Kette aus der Tiefe rollte uber das Verdeck verkroch sich und plotzlich war sie wieder da um im nassen Element zu verschwinden Und die Kinder und Alten standen und staunten 7 In den folgenden Jahren vergrosserte die Mainkette AG ihren Schiffspark um drei Schraubendampfschlepper die zuerst hauptsachlich als Zubringer in Mainz Kostheim und Frankfurt eingesetzt wurden dann aber immer haufiger auch fur den Schleppdienst zwischen Mainz und Frankfurt selbst eingesetzt wurden 6 nbsp Der Main mit den wichtigsten Orten1892 stimmte die bayerische Regierung zogernd dem mehrfachen Antrag der Mainkette AG zur Verlangerung ihrer Kette bis Miltenberg zu jedoch unter dem Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufes 1 Die bayerische Regierung beschloss allerdings schon zwei Jahre spater ein Gesetz zur Einrichtung einer eigenen Kettenschifffahrt auf dem Main und liess im Sommer 1895 ihre Kette bis Lohr verlegen Der Mainkette AG wurde in Ermangelung eigener Kettenschlepper der Betrieb auf diesem Flussabschnitt gegen eine Kettenbenutzungsgebuhr gestattet Von 1895 bis 1901 fuhren daher die Kettenboote der hessischen Mainkette AG noch auf den bayerischen Flussabschnitten bis Miltenberg oder Lohr 6 1898 wurde vom bayerischen Konigreich die Koniglich Bayerische Kettenschleppschiffahrt Gesellschaft kurz KBKS in Wurzburg gegrundet und von der bayerischen Staatseisenbahn verwaltet Die neugegrundete staatliche Gesellschaft hatte den Auftrag zum Bau von funf Kettenschleppern K B K S No I bis V an die Schiffswerft Ubigau bei Dresden vergeben Die Schlepper wurden in der Schiffswerft vorgefertigt zerlegt mit der Bahn nach Aschaffenburg transportiert zusammengenietet und zwischen 1898 und 1900 zu Wasser gelassen Zur Instandhaltung seiner Kettenschiffe errichtete der Bayerische Staat bei Schweinheim unterhalb Fluss Kilometer 88 8 zwischen dem Mainufer und der damaligen Mainlandebahn einen ca 60 m langen Werftplatz Mit dem Einsatz aller neuen bayerischen Kettenschlepper musste sich die hessische Mainkette AG jedoch aus Bayern zuruckziehen Die Koniglich Bayerische Kettenschleppschiffahrt Gesellschaft kaufte der Mainkette AG die Kette zwischen Aschaffenburg und Miltenberg ab und verlangerte sie in den Folgejahren 1900 bis Kitzingen 1911 bis Schweinfurt und 1912 bis Bamberg Damit hatte die Kette mit 396 Kilometern ihre grosste Lange erreicht 3 In den Jahren 1910 und 1911 wurden drei weitere Kettenschlepper mit den Bezeichnungen K B K S No VI bis VIII in Ubigau vorgefertigt und in Aschaffenburg zusammengebaut Ab 1912 waren somit acht bayerische Kettenschleppschiffe zwischen Aschaffenburg und Bamberg unterwegs 1 Die Kettenschiffe wurden meist nur auf der Bergfahrt benutzt Die Situation der Kettenschifffahrt wird 1900 in der Aschaffenburger Zeitung wie folgt beschrieben Die koniglich bayerischen Kettenschiffe beforderten im Monat Juni in 22 Schleppzugen 430 Fahrzeuge mit 24 568 t Tragfahigkeit und 4 706 t Ladung bergwarts Thalwarts schleppten sie 4 Fahrzeuge mit 467 t Tragfahigkeit und 28 t Ladung Die Einnahmen hierfur betrugen 8 026 M 70 Pf 8 Nach dem Sturz des bayerischen Konigs Ludwig III 1918 wurde in der Bezeichnung K B K S Koniglich Bayerisches Kettenschiff das erste K fur Koniglich gestrichen und etwa das Schiff Nummero acht nicht mehr K B K S NoVIII sondern nur noch als B K S NoVIII bayerisches Kettenschiff Nummero acht bezeichnet 1924 anderte sich die Bezeichnung in DRG KS NrVIII Deutsche Reichsbahn Gesellschaft Kettenschiff Nummer acht Nach der Ubernahme durch die Deutsche Reichsbahn 1937 wurde der Name DR KS NrVIII Deutsche Reichsbahn Kettenschiff Nummer 8 benutzt Das Ende der Kettenschifffahrt Bearbeiten nbsp Bestehende und geplante Wasserstrassen in Deutschland 1903So wie anfangs die Frankfurter an der Kanalisierung des Mains bis zu ihrer Stadt interessiert waren zeigte nun der bayerische Staat grosstes Interesse an der Mainkanalisierung bis Aschaffenburg Alle Guter insbesondere die zum Betrieb der Bayerischen Staatseisenbahnen erforderliche Ruhrkohle sollten bis dorthin per Schiff transportiert dort bevorratet gelagert und verteilt werden konnen Die mainaufwarts tatige staatliche bayerische Kettenschifffahrt wurde dadurch nicht beeinflusst die Folgen hatte jedoch die Mainzer Gesellschaft Mainkette AG zu tragen Das Aufstauen des Flusses fuhrte zu einer grosseren Wassertiefe und reduzierte gleichzeitig die Fliessgeschwindigkeit 9 Vor allem mussten die langen Schleppzuge an den Schleusen der Staustufen aufgeteilt und getrennt geschleust werden Das konnte bis zu funf Stunden Verzogerung bedeuten da die Schleppkahne muhsam per Menschenkraft in die Schleuse hinein und auch wieder herausgezogen werden mussten 4 Alles das verschob die Rentabilitat von der Kettenschifffahrt zu schraubengetriebenen Schiffen Die Mainkette AG konnte mit der fortschreitenden Mainkanalisierung bis Aschaffenburg im Jahr 1921 nur noch ihre Schraubenschlepper wirtschaftlich einsetzen und gab den Schleppbetrieb Anfang der 1930er Jahre ganz auf 4 Auch fur die bayerische Strecke musste die Reichsbahndirektion Nurnberg 1935 feststellen Das Verkehrsaufkommen bei der Kettenschleppschifffahrt auf dem Main ist in der 1 Halfte dieses Jahres 1935 durch den Wettbewerb der Schraubenboote ausserordentlich zuruckgegangen sodass der Betrieb nahezu zum Erliegen gekommen ist und die Frage der volligen Auflassung des Unternehmens ins Auge gefasst werden muss 10 Als Grund hierfur wurde angegeben Dabei kommt den Schraubenschleppern zu statten dass sie in ihrer Anschaffung und im Betriebe trotz der erforderlichen starkeren Maschinenleistung erheblich billiger sind als die Kettenboote Ein Motorschraubenschlepper von gleicher Leistung wie die Kettenschleppschiffe erfordert nur die halbe Bedienungsmannschaft 3 statt 6 Der ganze Kapitalaufwand fur die Kette und ihre Erneuerung entfallt Die Schraubenschlepper konnen ferner die Schleusen rascher und leichter befahren als die Kettenboote auch die Storungen der Kettenbruche treten nicht auf Eine weitere bei schwachem Verkehr wesentliche wirtschaftliche Uberlegenheit liegt darin dass sie als kleinere Einheiten nicht das Zustandekommen eines grossen Schiffszuges abwarten mussen daher den Verkehr rascher bedienen konnen und weiter dass sie die jetzt auftretende neue Verkehrsaufgabe in dem mit viel geringerer Stromung fliessenden Wasser auch talwarts schleppen somit die Fahrt stromabwarts ausnutzen konnen Ausser den Schleppbooten kommen ubrigens in jungster Zeit auch motorisierte Kahne vom Rhein herauf die also weder Schraubenschlepper noch die Kettenschlepper benotigen 10 Ein weiterer Nachteil der Kettenschleppschiffahrt lag in den Seitwartsbewegungen der Kette uber den Flussgrund hinweg weil sie jeweils in das Kurveninnere gezogen werden konnte Damit verschleifte die Kette manchmal auch grossere Steinbrocken in die Fahrrinne oder kantete dort bereits liegende Steine auf 11 Ausserdem wurde sie nach jedem Anheben nicht wieder genau dort abgelegt wo sie vorher lag Die Bayerische Kettenschifffahrt wurde im Juli 1936 vollstandig eingestellt und die Kette 1938 gehoben 4 Der Frankische Kurier beschrieb am 14 Mai 1938 die letzte Fahrt eines Kettenschiffs auf dem Main Die Mainkuh hat in Aschaffenburg ihre letzte Fahrt nach Bamberg angetreten Die ganze Reise wird ein einziger Abschied sein denn ihre Kette verlasst nun fur immer den Fluss und uberall am Main nicht nur in den bekannten alten Schifferstadtchen und Schifferdorfern sind mit dieser Mainkette und ihren Kettenbooten tausend Erinnerungen verknupft Die Maa die Maa die Meekuh wie man den Kettenschlepper mainaufwarts mit immer neuem Klang getauft hat ist jedem Kind am Main bekannt Heute noch Morgen aber wird sie der Geschichte der Mainschifffahrt angehoren 7 Der Name Mainkuh BearbeitenVor gefahrlichen Flussstellen hatte der Kettenschleppverband Vorrang vor anderen Schiffen Diese mussten beidrehen und den Schleppverband durchlassen Um die anderen Schiffe zu warnen gaben die Kettenschiffe schon lange vorher ein lautes Pfeifsignal ab Ein solches Signal ertonte auch bevor Schiffe an oder abgekoppelt wurden Passierte ein Schleppverband den Heimathafen des Kettenschleppers oder eines der Schleppkahne wurden ebenfalls Signale gegeben Die Familien der Schiffer wussten so von der Ankunft und konnten uber kleine Boote den sogenannten Nachen Proviant Kleidung und Neuigkeiten uberbringen Das Tuten der Kettenschleppschiffe das sich wie lautes Muhen anhorte und die laut rasselnden Ketten wie in einem Kuhstall fuhrten landlaufig zu der Bezeichnung Mainkuh oder je nach Dialekt und Aussprache auch zu unterfrankischem Maakuh Meekuh Frankfurter Maakuh oder Meankuh 3 4 Technische Beschreibung BearbeitenDie Kettenschlepper hangelten sich entlang einer im Flussbett verlegten Kette die nur an ihrem Anfang und Ende im Fluss fixiert war Die steglose Kette bestand aus 118 mm langen und 85 mm breiten eisernen Gliedern mit einer Starke von 26 Millimetern 6 Allein durch das Eigengewicht der Kette und das naturliche Verhaken mit dem Flussgrund konnte an dieser eine Zugkraft von etwa 40000 Newton entsprechen etwa 4000 kg auftreten Am Bug und am Heck des Schiffes waren Verlangerungen Ausleger angebracht die seitlich in beide Richtungen geschwenkt werden konnten Die Kette wurde uber den vorderen Ausleger aus dem Flussbett geholt und uber Deck entlang der Schiffsachse zum Kettenantrieb in der Mitte des Schiffes gefuhrt Fuhrungsrollen sorgten fur eine exakte Ausrichtung der Kette Von dort fuhrte die Kette uber Deck zum Ausleger am Heck und wieder zuruck in den Fluss Durch die seitliche Beweglichkeit des Auslegers und die beiden sowohl vorne und hinten angebrachten Ruder war es moglich die Kette auch bei Flussbiegungen wieder in der Flussmitte abzulegen 12 nbsp Schematische Darstellung des Kettenverlaufs bei den bayerischen Kettenschiffen Ausleger grun Ruder violett Fuhrungsrollen blau Antriebsrolle rot Eduard Weiss beschreibt die Schiffe in der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure wie folgt Das Aussehen des Schiffes ist insofern eigenartig als es in der Mitte am hochsten ist und nach den Enden zu stark abfallt damit der durch das Heben der Schleppkette entstehende Arbeitsverlust moglichst gering wird 12 Diese Form ist typisch fur alle Kettenschiffe und war optimiert fur geringe Wassertiefen Je grosser die Wassertiefe ist umso geringer ist der Wirkungsgrad da immer mehr Energie aufgewendet werden muss um die Kette vom Flussbett heraufzuholen 4 3D Rekonstruktionen des bayerischen Kettenschleppschiffs K B K S No V nbsp Gesamtansicht nbsp Bugansicht mit Ausleger nbsp Ansicht Mittelschiff nbsp Heckansicht mit AuslegerDie Kette hielt etwa 10 bis 15 Jahre Aufgrund der Schleifwirkung des Sandes zwischen den Kettengliedern kam es dann vermehrt zu Kettenbruchen Um das Auffischen der Kette vom Grund mit Hilfe von Suchankern zu vermeiden waren an den Auslegern der Schiffe Fangeinrichtungen in Form von Sperrhaken eingebaut die ein Ablaufen der Kette nach einem Kettenbruch oder wahrend der Reparatur der Kette verhinderten 4 Die hessischen Kettenschiffe Bearbeiten nbsp Kettenschiff Mainkette No I bei Mainz um 1900Die drei hessischen Schiffe mit der Bezeichnung Mainkette I III hatten eine Lange uber Deck von 49 80 m sowie eine Breite an der Wasserlinie von 7 05 m 1 Sie hatten ausser dem Kettenantrieb in Form eines Trommelwindwerks keinen weiteren unabhangigen Antrieb Bei der Fahrt zu Berg und zu Tal waren diese Schiffe folglich auf die Kette angewiesen Schiffe die sich begegneten mussten mit einem komplizierten Manover aneinander vorbeifahren Zuerst musste die Kette an Schakeln Kettenschlosser genannt geoffnet werden die sich im Abstand von 400 Metern in der Kette befanden Mit Hilfe von Hilfskette und Seil musste das talwarts fahrende Schiff aus der Kette gehen und ankern Nachdem das gegen die Stromung fahrende Schiff passiert war konnte das talwarts fahrende Schiff mit einem Zeitverlust von etwa 45 Minuten wieder in die Kette gehen 4 Der Tiefgang mit 20 Tonnen Kohlen an Bord betrug 0 60 Meter Die Schiffe wurden von einer Dampfmaschine mit 88 kW 120 PS angetrieben Typisch fur diesen Schiffstyp waren zwei nebeneinander angeordnete Kamine Das war darauf zuruckzufuhren dass das Schiff zwei Kessel mit je einem Feuer besass Der Kohlenverbrauch pro Stunde betrug 3 Zentner 150 kg 13 Die bayerischen Kettenschiffe Bearbeiten Die bayerischen Kettenschleppschiffe mit den Bezeichnungen K B K S No I V wurden in Ubigau gebaut und waren mit 50 Meter uber Deck entsprechend 46 80 m an der Wasserlinie geringfugig langer als die Schiffe der Mainkette AG Dafur war jedoch die Breite an der Wasserlinie mit 6 40 Meter Breite uber Deck 7 40 m geringer 1 Bei einem Tiefgang von nur 0 56 Metern hatten sie eine Wasserverdrangung von 147 Kubikmeter was ihrem Gewicht in Tonnen entspricht Mit einer Antriebsleistung von 95 kW 130 PS die eine Dampfmaschine lieferte konnte sie bis zu 12 Lastkahne ziehen Die bayerischen Kettenschleppschiffe mit den Bezeichnungen K B K S No VI VIII waren an der Wasserlinie mit 48 00 Meter etwas langer als die Vorgangerversion Die Breite an der Wasserlinie war mit 6 40 Metern jedoch unverandert geblieben 1 Die Antriebsleistung der Dampfmaschine betrug bei diesen Schiffen 80 kW 110 PS Bis 1924 wurde fur die Kraftubertragung ein Kettengreifrad nach Bellingrath verwendet Danach wurde ein 2 radriges Kettenrad benutzt um das die Kette geschlungen wurde Eine Besonderheit der bayerischen Schiffe waren zwei Wasserturbinen nach Gustav Anton Zeuner Vorlaufer des heutigen Wasserstrahlantriebs mit denen das Schiff gelenkt werden konnte und ohne Kette mit einer Geschwindigkeit von rund 14 Kilometern pro Stunde zu Tal fuhr Der zusatzliche Antrieb ermoglichte aber auch Richtungskorrekturen wahrend der Fahrt an der Kette und erleichterte Wendemanover Die bayerischen Kettenschiffe besassen nur einen Kamin Dieser war bei Bedarf abklappbar Der Rumpf bestand aus sieben durch sechs wasserdichte Schottwande getrennte Abteilungen Die Besatzung bestand aus dem Kapitan einem Steuermann zwei Matrosen einem Maschinisten und zwei Heizern 9 Im Unterdeck befanden sich die Kojen und Kabinen Die Steuerplattform war mit einer Tuchabdeckung umkleidet und ein Sonnen Regensegel war daruber gespannt Spater wurde der Steuerstand zu einem Steuerhaus umgebaut Schiffsmodelle Bearbeiten nbsp Kettenschleppschiff mit Teil der Originalkette im Schiffahrtsmuseum Worth nbsp Kettenschiff K B K S No I im Verkehrsmuseum Nurnberg nbsp Kartonmodell des Kettenschiffs K B K S No V nbsp Rumpf des letzten erhaltenen Main Kettenschiffs in AschaffenburgEin Modell eines Kettenschleppschiffes ist zusammen mit einem Stuck der Originalkette im Schifffahrts und Schiffbaumuseum Worth am Main ausgestellt Zusatzlich ist dort eine im Massstab 1 5 nachgebaute Doppelwinde zu sehen die auf Knopfdruck die Kette aufwickelt und abspult Ein zweites Modell eines Kettenschleppschiffes steht im Sitzungszimmer des Worther Rathauses und wird bei Bedarf an andere Museen und Ausstellungen verliehen Das im Heimatmuseum von Elsenfeld ausgestellte Modell eines Kettenschleppschiffes erlaubt die Bewegung der Kette am Modell Ausserdem ist dort eine Original Schiffsglocke des Koniglich Bayerischen Kettendampfschiffs Nr 4 3 und ein Stuck der Originalkette zu sehen Das Museum ist nur wenige Tage im Jahr geoffnet Auch das Museum Stadt Miltenberg und das Schlossmuseum Aschaffenburg verfugen uber ein Modell eines Kettenschiffes In Aschaffenburg ist ausserdem auch ein Stuck der Originalkette zu sehen Ein weiteres Modell Werftmodell des K B K S No I im Massstab 1 25 ist im Besitz des DB Museums in Nurnberg Dieses wurde hier jedoch nur selten ausgestellt Seit April 2010 ist das Modell als Dauerleihgabe im Zunftsaal des Aschaffenburger Schlosses zu sehen 14 Ausserdem gibt es das Kettenschiff K B K S No V als Kartonmodell im Massstab 1 250 Die letzten Kettenschiffe Deutschlands BearbeitenDer letzte Uberrest eines Kettenschiffs vom Main war bis Marz 2009 im ehemaligen Flosshafen von Aschaffenburg zu sehen Die Maakuh diente bis Anfang des neuen Jahrtausends als Restaurant und Bootsanleger Sie war wegen ihrer Aufbauten kaum noch als Kettenschiff zu erkennen Danach lag sie in der Werft zu Erlenbach am Main und liegt nun seit Oktober 2009 am SMA Hafen auf dem linken Mainufer bei Main km 91 in Aschaffenburg s Abb 15 Sie ist ausgeschlachtet und nicht mehr schwimmfahig Die Vereine Technikdenkmal Maakuh und AbaKuZ e V kampften im Herbst 2009 um die Rettung vor Verschrottung um sie spater im Originalzustand wieder aufzubauen 16 2010 wurde das Schiff verkauft Der Schiffsrumpf max ca 1 80 m lichte Hohe sollte kunftig direkt unterhalb des Schlosses als Cafe oder auch als Ausstellungsraum dienen 14 2015 wurden die Plane jedoch vom Stadtrat abgelehnt 17 2021 war die Zukunft des Schiffes noch immer ungeklart 18 19 Aufgrund seiner Abmessungen gehort das Schiff zur Baureihe K B K S No I bis V Wegen seiner geschichtlichen Bedeutung und ausserordentlichen Seltenheit wurde es als bewegliches Baudenkmal in Teil A Baudenkmale Heft 71 der Denkmalliste Stadt Aschaffenburg aufgenommen Das letzte Kettenschiff welches noch als solches zu erkennen ist ist die Gustav Zeuner die auf der Elbe eingesetzt war und in Magdeburg als Museumsschiff an Land liegt Literatur BearbeitenOtto Berninger Die Kettenschiffahrt auf dem Main In Mainschiffahrtsnachrichten des Vereins zur Forderung des Schiffahrts und Schiffbaumusums Worth am Main Mitteilungsblatt Nr 6 vom April 1987 111 Seiten Georg Schanz Studien uber die bay Wasserstrassen Band 1 Die Kettenschleppschiffahrt auf dem Main C C Buchner Verlag Bamberg 1893 online Sigbert Zesewitz Helmut Duntzsch Theodor Grotschel Kettenschiffahrt VEB Verlag Technik Berlin 1987 ISBN 3 341 00282 0 Eduard Weiss Die Kettenschlepper der kgl bayerischen Kettenschleppschiffahrt auf dem oberen Main In Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure Band 45 1901 Nr 17 S 578 584 Helmut Betz Historisches vom Strom Die Mainschiffahrt Vom Kettenschleppzug zum Gelenkverband Band 12 Verlag Krupfganz Duisburg 1996 ISBN 3 924999 13 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kettenschifffahrt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Tauerei Quellen und Volltexte Letzte Fahrt der Maakuh von einem Schubschiff geschoben YouTube K B K S No 5 Technikdenkmal Maakuh Arbeitskreis Technikdenkmal Maakuh abgerufen am 20 September 2017 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k Sigbert Zesewitz Helmut Duntzsch Theodor Grotschel Kettenschiffahrt VEB Verlag Technik Berlin 1987 ISBN 3 341 00282 0 S 142 151 Georg Schanz Die Mainschiffahrt im XIX Jahrhundert und ihre kunftige Entwicklung C C Buchner Bamberg 1894 VI Die Maindampfschiffahrt 1842 1858 und ihre Schicksale S 176 214 Digitalisat PDF a b c d Wolfgang Kirsten Die Maakuh Kettenschifffahrt auf dem Main PDF 4 9 MB In FITG Journal No 1 2007 Forderkreis Industrie und Technikgeschichte e V April 2007 S 13 20 abgerufen am 20 September 2012 a b c d e f g h Heidemarie Kirchner Schiffahrts und Schiffbaumuseum Worth a Main Weltkunst 1994 ISBN 978 3 921669 12 9 S 66 70 Bekanntmachung die Conzession zum Betreib einer Ketten oder Drahtseil Schleppschiffahrt auf dem Main betreffend vom 25 November 1885 In Grossherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr 34 vom 3 Dezember 1885 S 169 a b c d e Otto Berninger Die Kettenschiffahrt auf dem Main In Mainschiffahrtsnachrichten des Vereins zur Forderung des Schiffahrts und Schiffbaumusums Worth am Main Mitteilungsblatt Nr 6 vom April 1987 111 Seiten a b Redakteur W St Die Letzte Fahrt der Mainkuh Die Kette wird aus dem Fluss gehoben In Frankischer Kurier 14 Mai 1938 Aschaffenburger Zeitung 17 Juli 1900 Bilanz der Kettenschifffahrt auf dem Main a b Georg Schanz Studien uber die bay Wasserstrassen Band 1 Die Kettenschleppschiffahrt auf dem Main C C Buchner Verlag Bamberg 1893 Digitalis Bibliothek fur Wirtschafts und Sozialgeschichte Koln abgerufen am 29 Oktober 2009 a b Bericht der Reichsbahndirektion Nurnberg vom 7 August 1935 an die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft in Mainschiffahrtsnachrichten Verein zur Forderung des Schifffahrts und Schiffbaumuseums Worh am Main Otto Berninger Mitteilungsblatt Nr 11 Dezember 1991 L Franzius H Garbe Ed Sonne Handbuch der Ingenieurwissenschaft in funf Banden Band 3 Der Wasserbau Wilhelm Engelmann Leipzig 1900 S 527 Textarchiv Internet Archive a b Eduard Weiss Die Kettenschlepper der kgl bayerischen Kettenschleppschiffahrt auf dem oberen Main In Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure Band 45 1901 Nr 17 S 578 584 Handschriftliche Aufzeichnung des Sendelbacher Schiffers Heinrich Ebert a b Maakuh Ein Cafe auf Deck eine Ausstellung im Rumpf Abgerufen am 30 Marz 2010 Main Anrainer sollen ins Maakuh Boot Memento vom 3 August 2012 im Webarchiv archive today Technikdenkmal Maakuh e V PDF 367 kB Abgerufen am 17 Oktober 2009 Agnes Schonberger Aschaffenburg Kettenschiff Maakuh Nur schleppend voran In FAZ NET ISSN 0174 4909 faz net abgerufen am 15 Mai 2021 K B K S No 5 Technikdenkmal Maakuh Abgerufen am 15 Mai 2021 deutsch Maakuh funkt SOS Kettenschiff verrottet am Main Frankenschau BR Abgerufen am 15 Mai 2021 deutsch Tauerei Seil und Kettenschifffahrt in Deutschland Kettenschifffahrt Elbe und Saale Main Neckar Donau Havel und Spree BraheSeilschifffahrt Rhein nbsp Dieser Artikel wurde am 13 Januar 2010 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kettenschifffahrt auf dem Main amp oldid 232442067